[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Aufzuganlage mit verringerter Schachtgrubentiefe.
Insbesondere betrifft die Erfindung die Sicherung der Schachtgrube bzw. das Einrichten
eines temporären Schutzraumes in der Schachtgrube.
[0002] Die Problematik der Absicherung von Schutzräumen in Schachtgruben in Aufzugschächten
mit verringerter Schachtgrubentiefe, insbesondere für in der Schachtgrube tätiges
Wartungs- und Reparaturpersonal, ist bekannt. Diese Absicherung erfolgt in der Regel
mittels Fahrwegbegrenzern in der Form von Klappstützen oder Stoppern, die vorübergehend
in den Fahrkorbweg eingebracht werden und dazu dienen, den Fahrkorb an einer Abfahrt
bis in die Schachtgrube zu hindern.
[0003] So ist aus der EP 0 129 678 A1 eine automatische Einrichtung zur Sicherung eines
temporären Arbeitsraumes in der Schachtgrube bekannt, die einen als Fahrwegbegrenzung
mechanisch in den Fahrweg des Fahrkorbes verstellbaren Hebel umfaßt. Beim Öffnen einer
in die Schachtgrube führenden Tür wird der Hebel zwangsweise in seine den Fahrweg
des Fahrkorbs begrenzende Sicherungsstellung geschwenkt, wobei bei eingeschwenktem
Hebel der Fahrbetrieb des Aufzugs unterbrochen ist.
[0004] Aus der JP-A-03056378 ist eine Vorrichtung zur Fahrwegbegrenzung bekannt, die ein
zeitweise an einer Führungsschiene vorzusehendes Stopperelement umfaßt, um einen Fahrkorb
daran zu hindern, unter eine vorgegebene Position zu fahren. Das Stopperelement ist
an einem Ende an einer außerhalb der Führungsschiene befindlichen Drehachse gelagert
und kann um diese Drehachse in eine in den Fahrweg ragende Stellung gedreht werden.
Der bekannte Fahrwegbegrenzer hat den Nachteil, daß der Fahrkorb nur an einem Punkt
an seinem Außenrand abgestützt wird. Bei größerer Belastung des Fahrkorbs oder bei
etwas größerer Aufprallgeschwindigkeit auf den bekannten Fahrwegbegrenzer verzieht
sich der Fahrkorb. Zusätzlich wird die Führungsschiene bei der vorhandenen Belastung
leicht verbogen.
[0005] Weitere Fahrwegbegrenzer sind aus der NL-A-9100059, der WO 97/23399 A2, der US-PS
1.392.962 und der EP 0 922 663 bekannt.
[0006] Demgegenüber wird erfindungsgemäß eine Aufzuganlage mit den Merkmalen des Anspruches
1 vorgeschlagen. Demnach erfolgt die Sicherung eines temporären (Arbeits-)Raumes in
der Schachtgrube durch Auslösen/Betätigen der ohnehin bei einem Seilaufzug vorhandenen
Bremsvorrichtung. Diese Bremsvorrichtungen sind bekannt und im allgemeinen als Sperr-
oder Bremsfangvorrichtung an den Aufzugführungsschienen ausgebildet.
[0007] Die bekannten Brems- bzw. Fangvorrichtungen werden üblicherweise über einen Geschwindigkeitsbegrenzer
oder eine sogenannte Schlaffseilerkennung ausgelöst. Die Auslösung kann sowohl mechanisch
als auch elektrisch, aber auch auf andere Weise wie pneumatisch oder hydraulisch,
erfolgen.
[0008] Erfindungsgemäß wird die Bremsvorrichtung betätigt/ausgelöst, wenn eine Person die
Schachtgrube betreten will. Dies kann zum einen durch die Person selbst bewußt durch
Drücken eines entsprechend vorgesehenen Knopfes, Ziehen eines Hebels oder dergleichen
geschehen. Diese insbesondere elektrische oder mechanische Vorrichtung zum Auslösen
der Bremsvorrichtung (Auslösevorrichtung) ist vorzugsweise außerhalb des Aufzugschachtes
angeordnet, und wird von der Person vor dem Betreten des Aufzugschachtes betätigt.
In besonders vorteilhafter Ausgestaltung ist die Zugangstür des Aufzugschachtes z.B.
durch eine sogenannte Notentriegelung nur öffenbar, wenn zuvor die Auslösevorrichtung
betätigt wurde. Vorzugsweise ist die Fang-/Bremsvorrichtung aktivierbar, wenn sich
der Fahrkorb in einem vorgegebenen bzw. vorgebbaren Abstand zum Grubenboden befindet
oder der Fahrkorb diesen Mindestabstand unterschreitet.
[0009] Alternativ oder zusätzlich steht die Auslösevorrichtung mit einer der unteren Zugangstüren
(und gegebenenfalls weiteren Türen) zum Aufzugschacht in Wirkverbindung, so daß bei
einem manuellen Öffnen der Tür automatisch ein Auslösen der Bremsvorrichtung erfolgt.
Dies hat den Vorteil, daß die Bremsvorrichtung auch bei einem Betreten des Schachts
durch eine Person, die keine Kenntnis von einer außerhalb des Schachts angeordneten
Auslösevorrichtung hat, ausgelöst wird. Vorteilhafterweise erfolgt die Aktivierung
beim Öffnen der Türe nur dann, wenn sich der Fahrkorb in einer vorbestimmten bzw.
vorgebbaren Höhe über dem Schachtboden befindet. Diese Höhe ist beispielsweise dann
gegeben, wenn zwischen der vorderen Fahrkorbunterkante und dem Schachttürboden eine
Person durchschlüpfen kann.
[0010] Alternativ oder zusätzlich können Mittel zum Aktivieren in der Schachtgrube direkt
vorgesehen sein, die bei einem Betreten der Schachtgrube automatisch betätigt werden
und die Bremsvorrichtung auslösen. Bei diesen Auslösevorrichtungen kann es sich beispielsweise
um Lichtschranken (mit Licht im sichtbaren oder unsichtbaren Bereich), Sensormatten
(Kontakt- oder Trittschutzmatten), Gitterroste oder Trittplatten, Spanndrähte, oder
andere bekannte Auslösemöglichkeiten handeln, die bei Betreten/Unterbrechung oder
anderweitiger Betätigung ein Signal zur Auslösung der Bremsvorrichtung erzeugen oder
die Bremsvorrichtung direkt auslösen. Weitere Auslösemöglichkeiten umfassen die Verwendung
von Ultraschall oder Radar, induktiven und/oder kapazitiven Mitteln oder auf Piezoeffekt
beruhenden Mitteln. Die Matten/Roste können ganzflächig oder nur in Flächenbereichen
abgestützt sein und können Schalter mit Weg- oder Druckauswertung aufweisen.
[0011] Alternativ oder zusätzlich sind im Fahrkorbschacht Sensoren vorgesehen, die eine
Auslösung der Bremsvorrichtung bewirken sobald der Fahrkorb eine Mindesthöhe über
dem Schachtgrubenboden unterschreitet. Die Sensoren sind nur nach vorherigem Öffnen
der Zugangstür aktiviert.
[0012] Die Auslösevorrichtung umfaßt vorteilhafterweise eine Schaltungseinrichtung mit zwei
stabilen Zuständen, die bei Betätigung der Auslösevorrichtung von ihrem ersten stabilen
Zustand in den zweiten stabilen Zustand versetzt wird. Somit wird verhindert, daß
beispielsweise beim Schließen der Zugangstür durch die im Schacht befindliche Person
und das damit verbundene Schließen des Schaltkreises der Auslösevorrichtung die Bremsvorrichtung
wieder deaktiviert wird. Die Schalteinrichtung mit den zwei stabilen Zuständen bleibt
nach einem Schließen der Zugangstür, Verlassen der Trittmatten etc. in der zweiten
stabilen Stellung, und kann nur von außerhalb des Schachtes erneut betätigt und in
die Ausgangslage zurückversetzt werden. Während dieser Zeit ist die Bremsvorrichtung
ausgelöst, so daß keine Fahrbewegung des Fahrkorbs bzw. keine Fahrbewegung des Fahrkorbs
in die unterste Haltestelle möglich ist.
[0013] Handelt es sich bei der Bremsvorrichtung um eine Fangvorrichtung, so erfolgt nach
der erfindungsgemäßen Betätigung bei einer weiteren Abwärtsbewegung des Fahrkorbs
z.B. eine Blockade der Fangzangen an den Führungsschienen, so daß der Fahrkorb stehen
bleibt. Durch die erfindungsgemäße Betätigung wird die Bremsvorrichtung unabhängig
von vorgeschalteten Geschwindigkeitssensoren bzw. einer Geschwindigkeitsüberwachung
direkt ausgelöst.
[0014] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die Verwendung von Fangvorrichtungen
an Führungsschienen beschränkt. So können beispielsweise auch Fang- oder Bremsvorrichtungen
an Trag- oder Bremsseilen oder eine Kolbenbremse für Hydraulikzylinder (bei Hydraulikaufzügen)
eingesetzt werden. Bei führungsschienenlosen Aufzügen kann auch eine Bremsvorrichtung
zum Halten oder Verkeilen an den Schachtwänden oder an Bremsschienen verwendet werden.
Ist der Aufzugschacht als Schachtgerüst ausgebildet, so kann die Bremsvorrichtung
auch direkt an Teilen des Traggerüstes angreifen.
[0015] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann nach erfolgter Blockierung des Fahrkorbs
durch die Bremsvorrichtung zusätzlich ein Fahrwegbegrenzer in die Bahn des Fahrkorbs
eingebracht werden. Das Einbringen des Fahrwegbegrenzers kann manuell oder automatisch
erfolgen.
[0016] Weitere alternative und vorteilhafte Aspekte der Erfindung umfassen, daß
- die Aktivierung der Bremsvorrichtung mechanisch erfolgt, durch mechanische Blockierung
des Fahrwegbegrenzers oder mechanische Auslösung der Schlaffseilerkennung;
- eine Bewegung der Trittplatte die mechanische Aktivierung auslöst;
- die Aktivierung von außerhalb des Schachtes durch elektrische oder mechanische Auslöseeinrichtungen
erfolgt;
- die Aktivierung von außerhalb des Schachtes über Schalter oder Hebel erfolgt;
- die vorbestimmbare Höhe vorgegeben ist, bevor zwischen unterer Fahrkorbvorderkante
und Schachttürboden eine Person durchschlüpfen kann;
- die Aktivierung erfolgt, wenn die Notentriegelung der Türen im unteren Schachtbereich
betätigt wird.
[0017] Die Erfindung umfaßt auch ein Verfahren zum Betrieb einer Aufzuganlage, bei der ein
temporärer Schutzraum unter einem Fahrkorb der Aufzuganlage eingerichtet wird, in
dem eine (ohnehin bei einem Seilaufzug vorhandene) Bremsvorrichtung aktiviert wird.
[0018] Es versteht sich, daß die vorstehend genannten Merkmale nicht nur in der jeweils
angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung
verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
1. Aufzuganlage mit einem Fahrkorb in einer Fahrkorbfahrbahn mit verringerter Schachtgrubentiefe,
bei der eine Einrichtung eines temporären Schutzraums unter dem Fahrkorb durch Aktivierung
mindestens einer auf eine Fahrbewegung des Fahrkorbs einwirkenden Bremsvorrichtung
erfolgt.
2. Aufzuganlage nach Anspruch 1, bei der die Bremsvorrichtung zum Angriff an Schienen,
Seilen, hydraulischen Zylindern, Schachtwänden oder anderen geeigneten Bremsflächen
ausgebildet ist.
3. Aufzuganlage nach Anspruch 1 oder 2, bei der eine Aktivierung der Bremsvorrichtung
erfolgt, wenn sich der Fahrkorbboden in einem vorbestimmbaren Abstand oberhalb des
Schachtgrubenbodens befindet.
4. Aufzuganlage nach Anspruch 1 oder 2, bei der eine Aktivierung der Bremsvorrichtung
erfolgt, wenn der Fahrkorbboden einen vorbestimmbaren Abstand zum Schachtgrubenboden
unterschreitet.
5. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Bremsvorrichtung als
Fangvorrichtung ausgebildet ist.
6. Aufzuganlage nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei der die Bremsvorrichtung als Kolbenbremse
ausgebildet ist.
7. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche mit einem zusätzlich zur Bremsvorrichtung
in den Fahrweg des Fahrkorbs einbringbaren mechanischen Fahrwegbegrenzer.
8. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Mittel zum Aktivieren
der Bremsvorrichtung im Bereich der Schachtgrube angeordnet sind.
9. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Aktivierung durch
einen Geschwindigkeitsbegrenzer oder eine Schlaffseilauslösung erfolgt.
10. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Aktivierung elektrisch
und/oder mechanisch und/oder hydraulisch und/oder pneumatisch erfolgt.
11. Aufzuganlage nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei der die Aktivierung erfolgt,
wenn als Schachtzugang dienende Türen oder Klappen im unteren Schachtbereich geöffnet
werden, während sich der Fahrkorb über einer vorbestimmbaren Höhe befindet.