[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Bremsanlage für Kraftfahrzeuge nach dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
[0002] Eine derartige Bremsanlage ist beispielsweise aus der DE 40 00 324 A1 bekannt. Hierbei
wird mittels eines Hydraulikaggregats (HE) in eine Bremsanlage ein zusätzliches Bremsflüssigkeitsvolumen
eingespeist, wenn das Bremsflüssigkeitsvolumen im Tandem-Hauptbremszylinder für die
Durchführung der vom Fahrer beabsichtigten Verzögerung nicht ausreicht. Zur Erkennung
der Notwendigkeit eines zusätzlichen Bremsflüssigkeitsvolumens werden einige Sensoren
vorgesehen, wie z. B. ein Bremspedalwegsensor und ein Differenzdruckschalter zwischen
den zwei mit dem Hauptbremszylinder verbundenen Radbremskreisen. Die Verwendung von
Sensoren erhöht jedoch die Kosten und die Ausfallwahrscheinlichkeit der Bremsanlage.
Weiterhin sind aufwendige Fehlerüberwachungs- und Notfallroutinen vorzusehen.
[0003] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Bremsanlage eingangs genannter Art derart
zu verbessern, dass auf zusätzliche Sensoren verzichtet werden kann und dennoch auch
bei kleinerer Auslegung vom Hauptbremszylinder und/oder vom Bremskraftverstärker eine
Vollverzögerung, insbesondere bei Extrembelastungen der Bremsanlage, gewährleistet
werden kann.
[0004] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung sind die Gegenstände der abhängigen Ansprüche.
[0005] Bei der erfindungsgemäßen Bremsanlage wird im Wesentlichen unabhängig von der Betätigung
des Bremspedals dem Radbremskreis zusätzliches Bremsflüssigkeitsvolumen zugeführt,
wenn ein vorgegebener Belastungsgrad erreicht oder überschritten wird und die Ist-Verzögerung
eine vorgegebene Verzögerungsschwelle erreicht oder überschritten hat. Dabei wird
vorzugsweise eine Bremsanlage für Bremsregelsysteme verwendet, die die hierfür notwendigen
Vorrichtungen, wie z. B. eine steuerbare Hydraulikpumpe im Radbremskreis, bereits
enthalten.
[0006] Die Mittel zur Erfassung des Belastungsgrades und die Mittel zur Erfassung der vom
Fahrer über das Brempedal eingeleiteten Ist-Verzögerung sind vorzugsweise in ein für
Bremsanlagen ohnehin vorhandenes elektronisches Steuergerät in Form von Hardwareschaltungen
und/oder Softwareroutinen integriert.
[0007] Der Belastungsgrad kann auf unterschiedliche Weise und abhängig von unterschiedlichen,
dem Steuergerät zur Verfügung stehenden Betriebsparametern über Rechenmodelle erfasst
werden. Im einfachsten Fall entspricht der Belastungsgrad einer Radbremstemperatur,
die mittels eines Temperaturmodells abhängig von der Ausgangs-Geschwindigkeit, der
Ist-Verzögerung und der Bremszeit berechnet werden kann. Auch die von der Bremstemperatur
abhängige Reibwertabnahme kann hierbei berücksichtigt werden. Bei der Erfassung des
Belastungsgrades kann aber über eine Langzeitbetrachtung auch der Zustand der Bremsbeläge,
insbesondere der radiale und tangentiale Schrägverschleiß, berücksichtigt werden.
[0008] Der Bremsbelastungsgrad wird vorzugsweise auch von fahrzeugabhängigen Größen, wie
z. B. vom Gewicht, von den Radbremsdimensionen, von den Kühlverhältnissen, vom Luft-
und Rollwiderstand sowie von der Motorleistung und der Motorcharakteristik (Beschleunigungsvermögen
und Endgeschwindigkeit) bestimmt. Die fahrzeugabhängigen Größen werden z. B. in Form
eines fahrzeugimmanenten Bremsbelastungskoeffizienten im Steuergerät abgespeichert.
[0009] Die vom Fahrer über das Bremspedal eingeleiteten Ist-Verzögerung wird beispielsweise
über die Raddrehzahlsensoren erfasst, wenn eine Bremsanlage mit Bremsregelsystem verwendet
wird.
[0010] Für die Zufuhr des zusätzlichen Bremsflüssigkeitsvolumens sind besonders die bekannten
Fahrstabilitätsregelsysteme (ESP oder DSC) geeignet, da sie ohne mechanischen Zusatzaufwand
alle Voraussetzungen für die praktische Umsetzung der Erfindung erfüllen. Diese Voraussetzungen
sind im Einzelnen:
- Raddrehzahlsensoren zur Erfassung der Beschleunigung bzw. Verzögerung,
- eine Hydraulikpumpe, mit deren Hilfe das Bremsflüssigkeitsvolumen direkt aus dem Ausgleichsbehälter
oder über den Hauptbremszylinder angesaugt und in die Radbremsen eingespeist werden
kann,
- Ventile, die den Aufbau des Bremdruckes in den Radbremsen unabhängig von der Betätigung
des Bremspedals ermöglichen und
- ein elektronisches Steuergerät, in das die Verfahrensanteile (z. B. Sensorsignalerfassung,
Rechenmodelle, Speicher, Programmschritte, Aktuatoransteuerung) der erfindungsgemäßen
Bremsanlage integriert werden können.
[0011] Die Vorgabe der Verzögerungsschwelle(n) richtet sich dabei insbesondere nach der
maximal möglichen Verzögerung, die sich aufgrund der Auslegung des Hauptbremszylinders,
insbesondere durch dessen maximal mögliches Abgabevolumen, und/oder aufgrund der Auslegung
des Bremskraftverstärkers, insbesondere durch dessen Aussteuerpunkt und dem damit
verbundenen maximal möglichen Leitungsdruck bzw. Radbremsdruck, ergibt.
[0012] Die vorgegebene Verzögerungsschwelle wird vorzugsweise variabel, nämlich umgekehrt
proportional zum erfassten Belastungsgrad definiert; d.h. die Verzögerungsschwelle
sinkt mit steigendem Belastungsgrad.
[0013] Weiterhin wird die vorgegebene Verzögerungsschwelle vorzugsweise abhängig vom maximal
möglichen Bremsflüssigkeitsvolumen definiert. Das maximal mögliche Bremsflüssigkeitsvolumen
ergibt sich aufgrund der Auslegung des Hauptbremszylinders und entspricht seinem maximal
möglichen Abgabevolumen, das insbesondere durch den Hub bzw. die Länge und die Kolbenfläche
des Hauptbremszylinders fest vorgegeben wird. Durch die Erfindung kann der Hauptbremszylinder
kleiner als normal ausgelegt werden (vgl. hierzu auch DE 40 00 324 A1).
[0014] Auch wird die vorgegebene Verzögerungsschwelle vorzugsweise abhängig vom maximal
möglichen Bremsdruck definiert, der sich aufgrund der Auslegung des Bremskraftverstärkers
insbesondere durch die Lage des Aussteuerpunktes ergibt, da oberhalb des Aussteuerpunktes
eine weitere Zunahme des Leitungsdruckes nur mit sehr großer Kraftsteigerung möglich
ist. Zur Vereinfachung wird deshalb im Folgenden der Druck im Aussteuerpunkt mit dem
maximal möglichen Bremsdruck gleichgesetzt.
[0015] Besonders vorteilhaft ist die Abstimmung des maximal möglichen Bremsdruckes und des
maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumens aufeinander, da sie sich gegenseitig beeinflussen.
Dazu wird die Bremsanlage im Hinblick auf die Auslegung des Hauptbremszylinders und
des Bremskraftverstärkers derart ausgelegt ist, dass sich bei Vorliegen des durch
den Hauptbremszylinder festgelegten maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumens und
des durch den Bremskraftverstärker festgelegten maximal möglichen Bremsdruckes zumindest
für einen vorgegebenen Belastungszustand die gleiche maximal mögliche Verzögerung
ergibt.
[0016] Bei Verwendung von Bremsregelsystemen greift die Erfindung nur dann ein, wenn gerade
kein Bremsregeleingriff vorliegt. Das zusätzliche Bremsflüssigkeitsvolumen kann Zeit-
oder Volumenmengen- oder Ereignis-gesteuert zugeführt werden. Vorzugsweise wird das
zusätzliche Bremsflüssigkeitsvolumen solange zugeführt, bis sich sämtliche Räder im
ABS-Modus befinden. Durch diese Ereignissteuerung wird eine auch für einen Vollverzögerungswunsch
notwendige Verzögerung sichergestellt.
[0017] Durch die Erfindung wird erreicht, dass Hauptbremszylinder und/oder Bremskraftverstärker
kleiner als bisher üblich ausgelegt werden können. Bei den Situationen, in denen das
Volumen der bisher üblicherweise groß ausgelegten Hauptbremszylinder ausgenutzt wird,
handelt es sich fast ausschließlich um Vollverzögerungen im Anschluss an vorausgegangene
Extrembelastungen. Derartige Extrembelastungen sind beispielsweise wiederholte Bremsvorgänge
mit dazwischenliegenden Beschleunigungsphasen ohne Erholungszeit für die Radbremsen
(z. B. gemäß der "auto motor + sport"-Bremswegmessungen) oder auch Hochtemperatur-Fading-Tests.
Hochtemperaturfading äußert sich für den Fahrer dahingehend, dass für eine bestimmte
Verzögerung eine deutlich höhere Pedalkraft und ein deutlich längerer Pedalweg erforderlich
wird als üblicherweise. Diese und andere Extrembelastungen werden durch die erfindungsgemäße
Erfassung des Belastungsgrades berücksichtigt.
[0018] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen
- Fig. 1
- die Abhängigkeit des maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumens vom Bremsdruck sowie
gleichzeitig Linien gleicher maximal möglicher Verzögerungen
- Fig. 2
- eine hydraulische Bremsregelanlage, die zur Realisierung der erfindungsgemäßen Bremsanlage
verwendet werden kann
[0019] In Fig. 1 ist in einem schematischen Diagramm dargestellt, wie sich abhängig vom
Belastungsgrad (A, B, C, D) der Bremsanlage die Volumen-Druck-Kennlinie der Bremsanlage
verschiebt. Ergänzend wird daraufhin gewiesen, daß das Spektrum zwischen dem kleinsten
definierten Belastungsgrad (hier A) und dem größten definierten Belastungsgrad (hier
D) beliebig genau aufgelöst werden kann. Ebenso können auch der kleinste und der größte
Belastungsgrad beliebig definiert werden. Auf der Abszisse ist der Bremsdruck, im
ff. kurz Druck p genannt, auf der Ordinate ist das Bremsflüssigkeitsvolumen, im ff.
kurz Volumen V genannt, aufgetragen. Der Druck p ist bei vorzugsweiser Verwendung
einer ohnehin vorhandenen Bremsregelungsanlage der am Hauptbremszylinderausgang in
der Hydraulikleitung vorliegende Leitungsdruck, der direkt proportional zur Pedalkraft
und gleich dem Bremsdruck in den Radbremszylindern im Nicht-Regelbetrieb ist.
[0020] In Fig. 1 sind Beispiele verschiedener Volumen-Druck-Kennlinien 1, 2, 3 und 4 für
vier verschiedene Belastungsgrade A, B, C und D dargestellt. Diese Kennlinien 1 bis
4 können beispielsweise in einem Steuergerät für eine Bremsregelungsanlage nach Fig.
2 abgespeichert sein. Im Steuergerät wird mittels Rechenmodellen insbesondere abhängig
von der Bremsentemperatur, aber auch von anderen Betriebs- und/oder Fahrzeugparametern
der jeweilige Belastungsgrad ermittelt. Weiterhin sind Linien gleicher maximal möglicher
Verzögerungen a1 bis a5 abhängig vom Belastungsgrad A bis D abgespeichert. Die Verzögerung
a5 soll im dargestellten Beispiel 1g sein und wird hier als Vollverzögerung und damit
als stets ausreichende Verzögerung definiert. Die Verzögerungen a1=0,4g, a2=0,6g,
a3=0,8g und a4=0,9g sind kleiner als die (möglicherweise angeforderte) Vollverzögerung.
[0021] Grundsätzlich wird erfindungsgemäß zusätzliches Volumen V in den Radbremskreis zugeführt,
wenn ein vorgegebener Belastungsgrad A, B, C oder D erreicht oder überschritten wird
und die Ist-Verzögerung eine vorgegebene Verzögerungsschwelle erreicht oder überschritten
hat.
[0022] Im folgenden werden Beispiele für unterschiedlich ausgelegte Bremsanlagen beschrieben.
1. Beispiel:
[0023] Der Hauptbremszylinder der Bremsanlage ist derart ausgelegt, dass ein maximal mögliches
Volumen von V
max vorliegt. Der Bremskraftverstärker ist derart ausgelegt, daß ein maximal möglicher
Druck von p
max aufgebracht werden kann. Die Auslegung dieser Bremsanlage ist derart, dass sie selbst
bei höchstem Belastungsgrad D die maximal mögliche Verzögerung von a5=1g ausführen
kann. Bei einer derartigen Auslegung der Bremsanlage ist das erfindungsgemäße Zuführen
von zusätzlichem Volumen V nicht erforderlich. Ziel der Erfindung ist jedoch, eine
derartige mit hohen Kosten und großem Bauraum verbundene Auslegung zu vermeiden.
2. Beispiel:
[0024] Der Hauptbremszylinder der Bremsanlage ist derart ausgelegt, dass ein maximal mögliches
Volumen von V
HZ1 vorliegt. Der Bremskraftverstärker ist derart ausgelegt, dass ein maximal möglicher
Druck von p
A1 aufgebracht werden kann. Die Auslegung dieser Bremsanlage ist derart, dass sich bei
Ausschöpfung des maximal mögliche Bremsflüssigkeitsvolumens V
HZ1 und des maximal möglichen Bremsdruckes p
A1 für den Belastungszustand D nur noch eine maximal mögliche Verzögerung von a3=0,6g
ergibt. Für das Erreichen einer Vollverzögerung im Belastungszustand D ist daher eine
Zufuhr von zusätzlichem Volumen V erforderlich. Daher wird erfindungsgemäß bei dieser
Bremsanlage beispielsweise das Erreichen des Belastungsgrades D und der Verzögerungsschwelle
von a3 oder einem Wert, der etwas unterhalb von a3 liegt, als Auslösekriterium für
die Zufuhr von zusätzlichen Volumen V in den Radbremskreis vorgegeben.
[0025] Im Belastungszustand C ist eine Verzögerung von mindestens a4=0,8g möglich. Eine
Auslösung für die Zufuhr von zusätzlichem Volumen ist erst bei Überschreiten von a4
notwendig.
3. Beispiel:
[0026] Der Hauptbremszylinder der Bremsanlage ist derart ausgelegt, dass ein maximal mögliches
Volumen von V
HZ2 vorliegt. Der Bremskraftverstärker ist derart ausgelegt, dass ein maximal möglicher
Druck von p
A2 aufgebracht werden kann. Die Auslegung dieser Bremsanlage ist derart, daß sich bei
Ausschöpfung des maximal mögliche Bremsflüssigkeitsvolumens V
HZ2 und des maximal möglichen Bremsdruckes p
A2 für den Belastungszustand C die maximal mögliche Verzögerung von a3=0,6g ergibt.
Im Belastungszustand D ist bei dieser Bremsanlage nur noch eine maximal mögliche Verzögerung
von a1=0,4g erreichbar. Im Belastungszustand B ist bei dieser Bremsanlage noch eine
maximal mögliche Verzögerung von 0,7g (zwischen a3 und a4) erreichbar. Im Belastungszustand
A ist bei dieser Bremsanlage eine maximal mögliche Verzögerung von a4=0,8g erreichbar.
Die Verzögerungsschwellen werden abhängig vom erfassten Belastungsgrad (A, B, C, D)
definiert. Für den Belastungsgrad A wird beispielsweise eine Verzögerungsschwelle
von 0,8g definiert. Im Belastungszustand B wird eine Verzögerungsschwelle von 0,7g
oder vorzugsweise von einem Wert, der etwas unterhalb der maximal möglichen Verzögerung
von 0,7g liegt, vorgegeben. Im Belastungszustand C wird eine Verzögerungsschwelle
von etwa a3=0,6g oder etwas darunter vorgegeben. Im Belastungszustand D wird eine
Verzögerungsschwelle von etwa a1=0,4g oder etwas darunter vorgegeben. Hat die Ist-Verzögerung
die jeweilige Verzögerungsschwelle im jeweiligen Belastungszustand zumindest erreicht,
wird zusätzliches Volumen V in die Radbremskreise zugeführt.
[0027] Betrachtet man die Beispiele 2 und 3 zusammengefasst, werden die Verzögerungsschwellen
abhängig vom Belastungszustand (A, B, C, D), dem maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumen
(V
HZ1; V
HZ2) und vom maximal möglichen Bremsdruck (p
A1; p
A2) vorgegeben.
[0028] Vorzugsweise wird das zusätzliche Bremsflüssigkeitsvolumen V solange zugeführt, bis
sich sämtliche Räder im ABS-Modus befinden. Somit wird eine maximal mögliche Verzögerung
im Hinblick auf den Reibwert zwischen der Straße und den Fahrzeugrädern durchgeführt.
Eine hydraulische Bremsregelanlage, die zur Realisierung dieser erfindungsgemäßen
Bremsanlage verwendet werden kann, ist in Fig. 2 dargestellt.
[0029] Die Zufuhr von zusätzlichem Volumen V findet nur dann statt, wenn kein Regelbetrieb
der Bremsanlage vorliegt. Für die erfindungsgemäße Zufuhr von zusätzlichem Volumen
V in die Radbremskreise (über HA und VA) werden die Rückförderpumpen SRFP1 und SRFP2
eingeschaltet. Die Ventile USV1 und USV2 werden geschlossen. Die Ventile HSV1 und
HSV2 werden geöffnet.
[0030] Ergänzend wird darauf hingewiesen, daß zwischen dem Bremspedal BP und dem Hauptbremszylinder
HBZ ein hier nicht dargestellter Bremskraftverstärker vorhanden ist.
[0031] Bei der erfindungsgemäßen Zufuhr des zusätzlichen Bremsflüssigkeitvolumens ergeben
sich zwei unterschiedliche Situationen (vgl. auch Fig. 2):
1. Das Volumen des Hauptbremszylinders HBZ ist im Moment des Eingriffs noch nicht
vollständig erschöpft. Dann saugen die hydraulischen Pumpen SRFP1 und SRFP2 aus dem
Hauptbremszylinder HBZ weiter Volumen ab. Der Kolben des Hauptbremszylinders und damit
das Bremspedal BP werden nach vorne gezogen. Ohne Kraftsteigerung des Fahrers am Bremspedal
tritt eine Vollverzögerung ein.
2. Der Hauptbremszylinder-Kolben ist bereits auf Anschlag bzw. kurz davor. Dann saugen
die Pumpen SRFP1 und SRFP2 über die (hier nicht dargestellten) Manschetten des Hauptbremszylinders
HBZ weiter Volumen aus dem Ausgleichsbehälter AB nach.
[0032] Die zusätzliche Zufuhr des Volumens V kann jedoch auch direkt aus dem Ausgleichsbehälter
AB entnommen werden, wenn zwischen dem Ausgleichsbehälter AB und den Bremsleitungen
an den Hauptzylinderanschlüssen HA und VA eine Verbindung vorgesehen ist (vgl. z.
B. DE 40 00 324 A1).
[0033] Das zusätzliche Bremsflüssigkeitsvolumen V wird solange zugeführt, bis sich sämtliche
Räder im ABS-Modus befinden. Anschließend werden die Rückförderpumpen SRFP1 und SRFP2
wieder ausgeschaltet. Die Ventile USV1 und USV2 werden geöffnet. Die Ventile HSV1
und HSV2 werden wieder geschlossen.
1. Bremsanlage für Kraftfahrzeuge, mit einem Hauptbremszylinder, der über einen Bremskraftverstärker
durch ein vom Fahrer zu betätigendes Bremspedal betätigt wird, mit einem an den Hauptbremszylinder
angeschlossenen Ausgleichsbehälter und mit mindestens einem mit dem Hauptbremszylinder
verbundenen Radbremskreis, dem unabhängig von der Betätigung des Bremspedals zusätzliches
Bremsflüssigkeitsvolumen zuführbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zur Erfassung des Belastungsgrades der Bremsanlage und Mittel zur Erfassung
der vom Fahrer über das Bremspedal eingeleiteten Ist-Verzögerung vorgesehen sind,
und dass zusätzliches Bremsflüssigkeitsvolumen (V) in den Radbremskreis zugeführt
wird, wenn ein vorgegebener Belastungsgrad (A, B, C, D) erreicht oder überschritten
wird und die Ist-Verzögerung eine vorgegebene Verzögerungsschwelle erreicht oder überschritten
hat.
2. Bremsanlage nach Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgegebene Verzögerungsschwelle abhängig vom erfassten Belastungsgrad (A, B,
C, D) definiert wird.
3. Bremsanlage nach Patentanspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgegebene Verzögerungsschwelle abhängig vom maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumen
(Vmax; VHZ1; VHZ2) definiert wird.
4. Bremsanlage nach einem der Patentansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die vorgegebene Verzögerungsschwelle abhängig vom maximal möglichen Bremsdruck (pmax; pA1; PA2) definiert wird.
5. Bremsanlage nach einem der Patentansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremsanlage im Hinblick auf die Auslegung des Hauptbremszylinders und des Bremskraftverstärkers
derart ausgelegt ist, dass sich bei Ausschöpfung des maximal möglichen Bremsflüssigkeitsvolumens
(VHZ1; VHZ2) und des maximal möglichen Bremsdruckes (pA1; pA2) zumindest für einen vorgegebenen Belastungszustand (D; C), vorzugsweise für den
höchsten Belastungsgrad (D), die gleiche maximal mögliche Verzögerung (a3; a3) ergibt.