[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in
Wasser begrenzenden Zinnschicht an der inneren Oberfläche von Hohlbauteilen wie Rohren,
Rohrverbindern oder Armaturen, aus einer Kupferlegierung, insbesondere aus Rotguß
oder Messing.
[0002] Installationsbauteile aus Kupfer bzw. Kupferlegierungen haben sich für die Trinkwasserversorgungsanlagen
in der Hausinstallation bewährt. Bei einem einzuhaltenden Grenzwert der Kupferionenabgabe
von 2 mg/l bei zwölfstündiger Stagnation des Wassers ist man bestrebt, generell den
unmittelbaren Kontakt zwischen Kupfer und Wasser durch eine Innenbeschichtung zu vermeiden.
Zur Gewährleistung einer für den menschlichen Verbrauch geeigneten Wasserqualität
gemäß der Trinkwasserverordnung werden dabei bevorzugt innenverzinnte Installationsbauteile
eingesetzt.
[0003] Ein gebräuchliches Verfahren der Innenverzinnung von Kupferrohren ist die chemische
Abscheidung von Zinn auf der Innenoberfläche der Kupferrohre, wie dies beispielsweise
in der US-A-2,282,511 beschrieben ist. Hierzu wird das Kupferrohr mit einer chemischen
Verzinnungslösung durchspült. Die Abscheidung von Zinn erfolgt dann durch eine einfache
chemische Metallverdrängung (lonenaustausch). Es lösen sich Kupferionen aus dem Grundmetall
und gleichzeitig wird eine äquivalente Menge Zinnionen aus der Verzinnungslösung abgeschieden.
Dies geschieht unter dem Einfluß des Potentials, das zwischen der
- Verzinnungslösung und dem Kupfer besteht. Eine äußere Spannung oder ein elektrischer
Strom ist nicht erforderlich.
[0004] Die chemische Verzinnung zeichnet sich durch ihre einfache Arbeitsweise bei vergleichsweise
geringem Kostenaufwand für die apparative Einrichtung aus. Auch kann Zinn an der Innenseite
von nur schwer zugänglichen Hohlbauteilen abgeschieden werden.
[0005] Nachteilig ist jedoch die Tatsache, daß der Austausch von Zinnionen gegen Kupferionen
in Abhängigkeit von der vorhandenen Potentialdifferenz zwischen der Verzinnungslösung
und dem Kupferbauteil abläuft. Die Abscheidungsrate nimmt daher in Abhängigkeit von
der aufgebrachten Schichtdicke bzw. der Potentialdifferenz ab. Hierdurch kommt es
bei Materialien mit inhomogenen Oberflächen zu einem gestörten Schichtaufbau. Die
Reaktion kommt zum Stillstand, sobald das Grundmetall vollständig durch den Überzug
bedeckt ist.
[0006] In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, daß bei bleihaltigen Kupferlegierungen,
insbesondere Rotguß oder Messing, der Verzinnungserfolg durch das an der zu verzinnenden
Oberfläche befindliche Blei nachteilig beeinflußt wird. Das auf der Oberfläche befindliche
und gegenüber der Legierungskonzentration in der Regel deutlich höher konzentrierte
Blei mit einem Anteil von bis zu 30 % behindert den lonenaustausch von Zinn- und Kupferionen.
Hierdurch leidet die Haftung der Zinnschicht an der Oberfläche der zu verzinnenden
Hohlbauteile. Auch lassen sich meist nur Dicken der Zinnschicht erreichen, die unter
1µm liegen. Darüber hinaus wurde festgestellt, daß die Bleimigration aus dem Basismaterial
in das Trinkwasser durch die Zinnschicht praktisch nicht verringert wird.
[0007] Grundsätzlich ist es bekannt, bei Installationsbauteilen für Trinkwasserversorgungsanlagen
aus Legierungen auf der Basis von verbleitem Kupfer die Bleiabgabe durch Behandlung
der Bauteile mit einer wässrigen Reduktionslösung auf Säurebasis zu reduzieren. Derartige
Vorschläge gehen aus der EP 0 683 245 B1 oder der WO 97/06313 hervor.
[0008] Der Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Innenverzinnung von Hohlbauteilen aus bleihaltigen Kupferlegierungen aufzuzeigen,
welches größere Zinnschichtdicken mit verbesserter Haftung ermöglicht.
[0009] Diese Aufgabe wird verfahrensgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0010] Kernpunkt der Erfindung bildet die Maßnahme, das auf der inneren Oberfläche befindliche
und den lonenaustausch von Zinn- und Kupferionen behindernde Blei durch eine Behandlung
mit einer wässrigen Reduktionslösung auf Säurebasis ätzend zu entfernen bzw. nahezu
bleifreie Oberflächen zu erzielen, bevor diese in einem nachfolgenden Behandlungsschritt
in der üblichen Weise chemisch verzinnt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet
sich besonders gut für die Innenverzinnung von Installationsbauteilen aus Rotguß oder
Messing.
[0011] Das auf der zu verzinnenden Oberfläche befindliche Blei, welches mit üblichen Entfettungsverfahren,
nicht beseitigt werden kann, wird durch die gezielte Behandlung vor der Verzinnung
entfernt. In diesem Zusammenhang kommen insbesondere chlorid- und sulfatfreie nicht
oxidierende Wasserstoffsäuren als Reduktionslösung zur Anwendung, wie dies Anspruch
2 vorsieht.
[0012] Die im nachfolgenden Verzinnungsprozeß erzielbaren Zinnschichtdicken liegen deutlich
über 1 µm. Auch die Haftung der Zinnschicht mit dem Basismaterial ist erheblich verbessert.
Ferner ist auch die Bleidurchlässigkeit der Zinnschicht deutlich verringert.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich in prozeßautomatisierten Fertigungsvorgängen
wirtschaftlich durchführen. Die Hohlbauteile werden wie üblich zunächst mit einem
alkalischen oder einem sauren Reinigungsmittel innen entfettet. Nach dem Entfettungsvorgang
werden die Hohlbauteile mit Wasser gespült. Hieran kann sich gegebenenfalls eine weitere
Vorbehandlung der inneren Oberfläche durch Beizen anschließen. Optional wird nach
dem Beizen gespült mit vollentsalztem Wasser.
[0014] In einem gesonderten Spülvorgang mit einer chlorid- und sulfatfreien nicht oxidierenden
Wasserstoffsäure erfolgt dann die Bleielimination an der inneren Oberfläche. Im Anschluß
daran erfolgt ein nochmaliger Spülvorgang, bevor die Hohlbauteile mit einer Verzinnungslösung
durchspült werden. Nach dem Verzinnungsvorgang wird das Kupferrohr kalt oder heiß
gespült und getrocknet.
1. Verfahren zur Erzeugung einer die Kupferlöslichkeit in Wasser begrenzenden Zinnschicht
an der inneren Oberfläche von Hohlbauteilen, wie Rohren, Rohrverbindern oder Armaturen,
aus einer Kupferlegierung, insbesondere aus Rotguß oder Messing, bei welchem zunächst
der Bleigehalt an der inneren Oberfläche der Hohlbauteile durch Behandlung mit einer
wässrigen Reduktionslösung auf Säurebasis verringert wird, wobei als Reduktionslösung
eine Wasserstoffsäure verwendet wird und anschließend die Hohlbauteile chemisch verzinnt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem eine chlorid- und sulfatfreie nicht oxidierende
Wasserstoffsäure als Reduktionslösung zur Anwendung gelangt.