[0001] Die Erfindung betrifft eine Kathodenanordnung gemäß den Merkmalen im Oberbegriff
von Anspruch 1.
[0002] Bei der Raffination von Rohmetallen mit Hilfe der Elektrolyse zur Gewinnung von Reinmetallen
wird das Metall in einem Elektrolysebecken aus der unreinen Anode herausgelöst und
an der Kathode in reiner Form abgeschieden. Die Verunreinigungen bleiben im Elektrolyten
gelöst oder bilden den Anodenschwamm.
[0003] In diesem Zusammenhang zählen unterschiedliche Konstruktionen für die Elektrolyse-Kathoden
zum Stand der Technik. Diese unterscheiden sich vornehmlich in der Auswahl der Werkstoffe
bzw. Werkstoffkombinationen von Tragschiene und Kathodenblech im Hinblick auf eine
gute elektrische Leitfähigkeit zur Minimierung der Energieverluste, der mechanischen
Stabilität und der Korrosionsbeständigkeit. Für die Kupferraffination sind Anordnungen
bekannt, bei denen die Tragschiene aus einem Nichteisenmetallkern besteht, der eine
Stahlummantelung aufweist, oder einen Stahlkern besitzt, der elektrolytisch verkupfert
ist. Die Verbindung des Kathodenblechs mit der stromzuführenden Tragschiene erfolgt
bei den bekannten Kathodenanordnungen über das Verschweißen artgleicher Metalle für
Tragschiene und Kathodenblech wie Stahl/Stahl oder dem Verlöten bei unterschiedlichen
Metallpartnern. Im Umfang der US-A-5,492,609 oder der EP 0 175 395 A1 zählt ferner
die schweißtechnische Verbindung einer Tragschiene aus Kupfer mit einem Kathodenblech
aus Edelstahl zum Stand der Technik.
[0004] Die EP 0 301 115 A1 offenbart eine Tragschiene mit einem Stahlkern, der elektrolytisch
dick verkupfert wird, wobei die Verbindungsflächen für das Stahlkathodenblech anschließend
mit einem Stahlblechstreifen sprengplattiert wird, um hieran das Stahlkathodenblech
anzuschweißen.
[0005] Den bekannten Kathodenanordnungen stehen hohe Herstellungskosten entgegen. Insbesondere
wenn stahlarmierte Tragschienen zur Vermeidung von Leistungsverlusten infolge Spannungsabfall
elektrolytisch dickverkupfert werden müsen, ist die Fertigung äußerst kosten- und
zeitintensiv.
[0006] Technisch problematisch ist auch die schweißtechnische Verbindung unterschiedlicher
Metallpartner wie Kupfer und Edelstahl. Zu den schmelzschweißtechnischen Verbindungsverfahren
ist ferner anzumerken, daß es hierbei zu einer starken Wärmeeinwirkung in den Werkstücken
kommt, welche zu Längsspannungen führen können, die Verformungen der Tragschiene und
in ungünstigen Fällen zum Beulen des Kathodenblechs führen können. Aus diesem Grund
werden in der Praxis nur unterbrochene Schweißnähte oder Punktschweißnähte gesetzt,
was jedoch zu erheblichen Spannungsverlusten an den Kontaktstellen und zur Minderung
der Stromausbeute führt.
[0007] Der Erfindung liegt daher ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zugrunde, eine
fertigungs- und anwendungstechnisch verbesserte Kathodenanordnung zu schaffen, welche
eine Minimierung der Leistungsverluste beim Stromübergang von der Tragschiene auf
das Kathodenblech erreicht und wirtschaftlich herzustellen ist.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe besteht nach der Erfindung in einer Kathodenanordnung gemäß
Anspruch 1, bei der die Tragschiene im Querschnitt im wesentlichen rechteckförmig
ausgebildet ist und an ihrer Unterseite zwei sich in Längsrichtung der Tragschiene
erstreckende parallele Flansche aufweist, zwischen denen das Kathodenblech aufgenommen
und durch Kaltpreßschweißung mit den Flanschen verbunden ist. Die über das Kathodenblech
vorstehenden Enden sind mindestens in den Bereichen, welche an den Stromschienen des
Elektrolysebeckens zur Anlage gelangen, flanschlos ausgebildet und weisen unterseitig
keilförmig aufeinander zulaufende Schrägflächen auf.
[0009] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen des grundsätzlichen Erfindungsgedankens
bilden Gegenstand der abhängigen Ansprüche 2 bis 6.
[0010] Vorzugsweise kommt ein gezogenes Kupferprofil als Tragschiene zum Einsatz (Anspruch
6), welches auch als Hohlprofil ausgebildet sein kann. Das Kathodenblech, welches
fachsprachlich auch als Mutterblech bezeichnet wird, besteht aus korrosionsbeständigem
Edelstahl. In besonderen Fällen kann auch ein Kathodenblech aus gewalztem Kupfer zum
Einsatz gelangen.
[0011] Zweckmäßigerweise ist die Höhe der Tragschiene größer als deren Breite, wie dies
Anspruch 3 vorsieht. Diese Maßnahme bewirkt ein hohes Widerstandsmoment. Die damit
verbundene Biegesteifigkeit wirkt sich positiv auf die Gesamtstabilität der Kathodenanordnung
aus, was insbesondere beim mechanischen Entfernen (Abstrippen) der abgeschiedenen
Metallschichten von Vorteil ist.
[0012] Die an der Unterseite der Tragschiene einstückig an dieser ausgebildeten Flansche
dienen zur Aufnahme und Befestigung des Kathodenblechs. Das Kathodenblech ist lotrecht
zur Profilmittelebene der Tragschiene ausgerichtet. Die Verbindung der Flansche mit
dem Kathodenblech wird durch Kaltpreßschweißung realisiert, wobei dies gemäß Anspruch
2 vorzugsweise durch Sprengschweißen erfolgt. Hierzu wird das Kathodenblech in die
Flanschöffnung zwischen den beiden Flanschen geschoben, deren Außenflächen mit Sprengstoff
überzogen sind. Dieser wird so gezündet, daß sich eine über die Oberfläche fortschreitende
Detonationsfront ausbildet, die die Flansche gegen das Kathodenblech drückt. In der
Kollisionszone fließen durch die sehr hohe Flächenpressung die Grenzschichten ineinander
und führen zu einer stoffschlüssigen Bindung. Es entsteht ein vollflächiger Metallverbund
mit sehr guten Stromübergangseigenschaften von den Kontaktflächen der Flansche auf
das Kathodenblech. Die vollflächige metallische Verbindung stellt einen gleichmäßigen
Stromübergang über die gesamte Verbindungsfläche von Tragschiene und Kathodenblech
sicher. Spannungsverluste an den Kontaktstellen werden minimiert und die Stromausbeute
erhöht. Auch werden durch die Art der Verbindung mittels Sprengschweißen unzulässige
Längsspannungen infolge von Wärmeeinwirkungen und damit Verformungen der Kathodenanordnung
vermieden.
[0013] In den Bindezonen wird keine nachteilige Wärme eingeleitet. Hierdurch werden Diffusionsvorgänge,
aus denen Bindefehler resultieren können, ebenso wie Schlacken- oder Gaseinschlüsse
ausgeschlossen. Widerstandserhöhende Störstellen sind folglich eliminiert.
[0014] Der vollflächige metallische Verbund von Tragschiene und Kathodenblech steigert zudem
die mechanische Festigkeit der Kathodenanordnung.
[0015] Die Länge bzw. Höhe der Flansche kann in Abstimmung auf den jeweiligen Anwendungsfall
bestimmt werden. Vorteilhaft ist, daß bei einem Kathodenblech aus korrosionsbeständigem
Edelstahl der kupferfreie Bereich zwischen Elektrolytspiegel und Tragschiene anwendungsgerecht
optimiert werden kann. Hierdurch lassen sich nachteilige Leistungsverluste in diesen
Bereichen reduzieren.
[0016] Zur Auflage der Kathodenanordnung auf den parallel zu den Elektrolysebecken angebrachten
Stromschienen sind die Tragschienen flanschlos ausgebildet und unterseitig mit keilförmig
aufeinander zulaufenden Schrägflächen versehen. Hierdurch erfolgt eine linienberührende
Auflage der Tragschiene an den Stromschienen, die in der Mittellängsebene der Tragschiene
liegt. Der Vorteil dieser Auflagegeometrie besteht in einer sicheren und stets lotrechten
Fixierung der Kathodenanordnung im Elektrolysebecken. Dies trägt zu einem störungsfreien
Elektrolysebetrieb bei.
[0017] Zu einer verbesserten Wärmeableitung an der Tragschiene führt die Maßnahme gemäß
Anspruch 4. Danach sind die Seitenflächen und die Oberfläche der Tragschiene profiliert
ausgebildet. Über die so vergrößerte Oberfläche erfolgt eine entsprechend größere
Wärmeableitung.
[0018] Ferner ist gemäß Anspruch 5 vorgesehen, daß an der Tragschiene und/oder dem Kathodenblech
Aussparungen vorgesehen sind. Die Aussparungen können als Hebehilfen herangezogen
werden und erleichtern das Handling der erfindungsgemäßen Kathodenanordnung bei deren
Fertigung und im Betrieb. Üblicherweise sind die Ausnehmungen im Kathodenblech unterhalb
der Tragschiene angeordnet, so daß hier notwendige Hebemittel angreifen können. Die
Aussparungen dienen ferner als Durchströmöffnung für den Elektrolyten.
[0019] Die Erfindung ist nachfolgend anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen
näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1
- technisch vereinfacht eine erfindungsgemäße Kathodenanordnung in der Seitenansicht;
- Figur 2
- einen vertikalen Querschnitt durch die Darstellung der Figur 1 entlang der Linie A-B;
- Figur 3
- einen vertikalen Querschnitt durch die Tragschiene der Kathodenanordnung gemäß Figur
1 entlang der Linie C-D und
- Figur 4
- einen vertikalen Querschnitt durch eine weitere Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Kathodenanordnung.
[0020] Anhand der Figuren 1 bis 3 ist eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Kathodenanordnung beschrieben.
[0021] Die Kathodenanordnung umfaßt eine Tragschiene 1 aus Kupfer und ein mit der Tragschiene
1 unlösbar verbundenes Kathodenblech 2 aus korrosionsbeständigem Edelstahl. An der
Tragschiene 1 hängend wird das Kathodenblech 2 zur Raffination von Rohkupfer in ein
hier nicht dargestelltes Elektrolysebecken eingehängt, wobei die Enden 3, 4 der Tragschiene
1 an parallel zum Elektrolysebecken verlaufenden Stromschienen unter Herstellung eines
elektrischen Kontakts zur Anlage gelangen.
[0022] Anhand der Figuren 2 und 3 erkennt man, daß die Tragschiene 1 einen Querschnitt rechteckiger
Konfiguration aufweist, an deren Unterseite 5 keilförmig aufeinander zulaufende Schrägflächen
6, 7 ausgebildet sind. An der Unterseite 5 sind parallel zur Mittellängsebene MLE
der Tragschiene 1 zwei Flansche 8, 9 angezogen.
[0023] Die beiden Flansche 8, 9 erstrecken sich über die Länge des Kathodenblechs 2 und
bilden eine Aufnahme 10 für die obere Längsseite 11 des Kathodenblechs 2 aus. Das
Kathodenblech 2 ist mit der Tragschiene 1 über die Flansche 8, 9 durch Sprengschweißen
verbunden. Bei dieser Art der Kaltpreßverbindung durch Oberflächenpressung erfolgt
ein Ineinanderfließen der Grenzschichten zwischen den Flanschen 8, 9 und dem Kathodenblech
2, was zu einer vollflächigen stoffschlüssigen Bindung führt. Die flächige Metallverbindung
ist mechanisch hochfest und stellt bei geringen Übergangswiderständen einen optimalen
Stromübergang von der Tragschiene 1 auf das Kathodenblech 2 sicher.
[0024] Zur Auflage der Tragschiene 1 auf den parallel zu den Elektrolysebecken angebrachten
Stromschienen sind die Flansche 8, 9 an den Enden 3, 4 mechanisch entfernt, und zwar
in der Verlängerung der Schrägflächen 6, 7. Die Schrägflächen 6, 7 verlaufen folglich
an den Enden keilförmig, wodurch sich eine linienberührende Auflage an den Stromschienen
ergibt, die in der Mittellängsebene MLE der Tragschiene 1 liegt. Diese Auflagegeometrie
der Enden 3, 4 auf der Stromzuführungsschiene stellt eine für den Elektrolyseerfolg
wichtige senkrechte Ausrichtung des Kathodenblechs 2 sicher.
[0025] Die Höhe H der Tragschiene 1 ist größer bemessen als deren Breite B. Das Widerstandsmoment
der Tragschiene 1 stellt eine hohe Biegesteifigkeit sicher. Diese Maßnahme wirkt sich
zusammen mit dem vollflächigen metallischen Verbund der Flansche 8, 9 mit dem Kathodenblech
2 positiv auf die Gesamtstabilität der Kathodenanordnung aus. Die Scher- und Haftfestigkeit
entspricht den mechanischen Werkstoffeigenschaften der Flansche 8, 9.
[0026] Mit 12 gekennzeichnet sind in der Figur 1 Aussparungen im Kathodenblech 2 unter der
Tragschiene 1, die als Hebehilfen bei der Handhabung der Kathodenanordnung dienen.
[0027] Eine grundsätzlich gleichartige Ausführungsform einer Kathodenanordnung zeigt die
Figur 4. Von daher tragen einander entsprechende Bauteile die gleichen Bezugszeichen.
[0028] An der Tragschiene 1' dieser Kathodenanordnung sind die Seitenflächen und die Oberfläche
durch Kühlrippen 16 profiliert, was zu einer verbesserten Wärmeableitung an der Tragschiene
1' beiträgt.
Bezugszeichenaufstellung
[0029]
- 1-
- Tragschiene
1' - Tragschiene
- 2-
- Kathodenblech
- 3-
- Ende v. 1
- 4-
- Ende v. 1
- 5-
- Unterseite
- 6-
- Schrägfläche
- 7-
- Schrägfläche
- 8-
- Flansch
- 9-
- Flansch
- 10-
- Aufnahme
- 11 -
- ebene Längsseite v. 2
- 12 -
- Aussparung
- 13-
- Seitenfläche v. 1'
- 14-
- Seitenfläche v. 1'
- 15 -
- Oberfläche v. 1'
- 16-
- Kühlrippe
- B -
- Breite v. 1
- H-
- Höhe v. 1
- MLE -
- Mittellängsebene
1. Kathodenanordnung für ein Elektrolysebecken zur elektrolytischen Gewinnung von Reinmetallen,
insbesondere Kupfer, welche eine stromzuführende Tragschiene (1, 1') und ein mit der
Tragschiene (1, 1') verbundenes Kathodenblech (2) umfaßt, wobei die Tragschiene (1,
1') mit ihren Enden (3, 4) Stromschienen des Elektrolysebeckens kontaktiert, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragschiene (1, 1') im Querschnitt rechteckförmig ausgebildet ist und an
ihrer Unterseite (5) zwei sich in Längsrichtung der Tragschiene (1, 1') erstreckende
parallele Flansche (8, 9) aufweist, zwischen denen das Kathodenblech (2) aufgenommen
und durch Kaltpreßschweißung mit den Flanschen (8, 9) verbunden ist, wobei die über
das Kathodenblech (2) vorstehenden Enden (3, 4) der Tragschiene (1, 1') flanschlos
ausgebildet sind und unterseitig keilförmig aufeinander zulaufende Schrägflächen (6,
7) aufweisen.
2. Kathodenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Flansche (8, 9) durch Sprengschweißen mit der Kathodenplatte (2) verbunden
sind.
3. Kathodenanordnung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe (H) der Tragschiene (1, 1') größer ist als deren Breite (B).
4. Kathodenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenflächen (13, 14) und die Oberfläche (15) der Tragschiene (1') profiliert
sind.
5. Kathodenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß an der Tragschiene (1, 1') und/oder der Kathodenplatte (2) Aussparungen (12)
vorgesehen sind.
6. Kathodenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Tragschiene (1, 1') aus Kupfer ist.