[0002] Zur Überwachung der Sicherheit von Schienenwegen wird regelmäßig deren baulicher
Zustand überprüft, wobei in der Regel zunächst eine Messung des Schienenweges erfolgt
und bei Überschreitung vorgegebener Toleranzwerte der Oberbaus, das heißt die Schotterbettung,
das Planum sowie das Erdplanum kontrolliert bzw. überprüft werden. Erforderlich ist
dies, weil die eingebauten Schotter und Kiese im Laufe der Zeit durch Verschmutzung
sowie Zerbrechen infolge mechanischer Belastung ihre Eigenschaften verändern und damit
ihrer Funktion nur noch bedingt gerecht werden. Besonders bei hochbelasteten Schienenwegen
sind entsprechende Überprüfungen in kurzen, regelmäßigen Abständen notwendig und vorgeschrieben.
Die gegenwärtig im allgemeinen praktizierte Methode der Ermittlung des Zustandes des
Oberbaus besteht darin, bei vermutetem hohen Verschmutzungsgrad bzw. großem Verschleiß
an ausgewählten Punkten den Oberbau aufzuschließen und schichtweise ausgehobenes Material
zu klassieren. Anhand der bestimmten Korngrößenverteilung der ausgehobenen Materialien
wie z. B. Schotter, Kies, Verschmutzung, Abrieb usw. in den einzelnen Schichten des
Oberbaus werden Rückschlüsse auf dessen Zustand gezogen. Die Untersuchungen werden
örtlich verteilt an vorher bestimmten Punkten vorgenommen, wobei aus der Erfahrung
heraus besonders belastete Bereiche des Schienenweges eine besondere Berücksichtigung
erfahren.
Die wesentlichen Nachteile dieser aufAufschlüssen basierenden Methode liegen darin,
daß sie einen massiven Eingriff in den Schienenweg darstellen und mit einem erheblichen
Aufwand verbunden sind, der um so größer wird, je dichter die Aufschlußpunkte liegen
und je höher die Forderung nach Präzision der Parameter in Abhängigkeit von der Aufschlußtiefe
ist.
Es wurde deshalb in der DE 43 40 254 AI vorgeschlagen, zur Bestimmung des Zustandes
des Oberbaues, des Unterbaues und des Untergrundes von Eisenbahngleisen Probenahmen
mit Georadarmessungen zu kombinieren, wobei die Georadarmessungen weitgehend kontinuierlich
entlang der Bettung erfolgen und mit punktuell vorgenommenen Probenahmen abgeglichen
werden. Damit soll eine ausreichend präzise Zustandsbestimmung des Oberbaues, des
Unterbaues und des Untergrundes von Eisenbahngleisen erreicht werden. Grundsätzlich
wird mit diesem Verfahren der massive Eingriff in den Verkehrsweg aufgrund der notwendigen
Probenahmen nicht beseitigt. Hinzu kommt, daß es mittels Georadarmessungen nicht möglich
ist, den Zustand des Oberbaues, des Unterbaues und des Untergrundes als Funktion der
Tiefe zu bestimmen. Festgestellt werden lediglich bestimmte Veränderungen im Oberbau,
im Unterbau sowie im Untergrund insgesamt, ohne daß diese einer bestimmten Tiefe zugeordnet
werden können. Die festgestellten Veränderungen betreffen insbesondere Einschlüsse
oder Bereiche, die im Vergleich zu Nachbarbereichen Diskontinuitäten der elektrischen
Materialeigenschaften aufweisen. Bevorzugt können feuchte bzw. schlammige Einschlüsse
oder Zonen geortet werden, wobei deren Lage in Bezug zur Tiefe kaum bestimmt werden
kann. Ein weiterer wesentlicher Nachteil dieses Verfahrens ist der hohe Einfluß, den
Feuchtigkeit auf die erzielten Meßergebnisse ausübt. Letztlich ist dies auch ein Grund
dafür daß die Messungen ständig anhand von Probenahmen kalibriert werden müssen. Insgesamt
bedarf das Verfahren aufgrund der notwendigen kontinuierlichen Probenahmen eines hohen
Aufwandes und liefert in den Gleisabschnitten zwischen den Probenahmen aufgrund des
Meßprinzips Georadar nur bedingt repräsentative Aussagen über den Zustand des Oberbaues,
des Unterbaues bzw. des Untergrundes.
Aus der DE 38 79 129 T2 sowie der DE 195 24 119 C2 ist bekannt, zur Erkundung des
Zustandes bzw der Beschaffenheit von Erdformationen in geologische Bohrungen Sonden
einzuführen, die eine Gammastrahlungsquelle und eine Detektoreinheit aufweisen, die
das Bohrloch umgebende Erdformation mit Gammastrahlung zu bestrahlen und anhand der
rückgestreuten Gammastrahlung Rückschlüsse auf den Zustand der Erdformation zu ziehen.
Dabei kann es sowohl, wie in der DE 38 79 129 T2 besonders beschrieben, um die Erkundung
der Lage und der Größe von Frakturen in der Erdformation, beispielweise im Zusammenhang
mit der Erdöl- oder Erdgasförderung gehen, als auch um die Bestimmung der Dichte des
das Bohrloch umgebenden vorzugsweise Gesteines selbst oder die Untersuchung lithologischer
Formationen. Grundsätzlich ist es möglich, daß das Bohrloch dabei ganz oder abschnittsweise
mit einer Auskleidung, beispielweise einem Eisenrohr, versehen ist.
[0004] Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren dem I Patentanspruch gemäß gelöst. Die weiteren
Patentansprüche beschreiben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung. Das Wesen
der Erfindung besteht darin, daß eine eine Gammastrahlungsquelle sowie eine Detektoreinheit
aufweisende Sonde innerhalb eines in den Oberbau eingebrachten Rohres stetig bzw.
schrittweise auf- bzw. abwärts bewegt wird, dabei Gammastrahlung in den Oberbau ausgesandt
wird, die vom Material des Oberbaus gestreute Gammastrahlung mittels der Detektoreinheit
empfangen wird, die so registrierten Signale mit im Vorfeld anhand repräsentativer
Kalibrie-rungsuntersuchungen an einem unverschmutzten sowie unverschlissenen Vergleichsoberbau
ermittelten Signalen verglichen werden und daraus Rückschlüs-se aufden Zustand des
Oberbaus, d.h. den Grad der Verschmutzung sowie des Verschleißes gezogen werden, die
Grundlage fundierter Aussagen zu notwendigen Umbau- und Instandsetzungsarbeiten sind.
Zur Durchführung des Verfahrens ist es zunächst erforderlich, ein oder mehrere Meßrohre
an vorgegebenen Stellen in den Oberbau einzubringen. Zweckmäßi-gerweise werden dazu
mechanisch stabile, am unteren Ende verschlossene Rohre verwendet. Diese werden in
den Oberbau so tief eingedrückt, daß sie durch die zu untersuchenden Schichten, Schotterbettung,
Planum und Erdplanum hindurchgehen. In den Oberbau eingebrachte Meßrohre können entweder
ständig im Oberbau verbleiben, so daß sie für beliebig viele Ermittlungen des Zustandes
des Oberbaus zur Verfügung stehen, sie können aber auch nach der Ermittlung wieder
aus dem Oberbau entfernt und ggf an anderer Stelle für weitere Ermittlungen verwendet
werden.
Denkbar ist selbstverständlich auch eine Verfahrensweise bei der nur mit einem Meßrohr
gearbeitet wird, wobei dieses dann nacheinander an den zu untersuchenden Stellen in
den Oberbau einzubringen ist.
Verbleiben Meßrohre innerhalb des Oberbaus, ist es zweckmäßig, sie kurz oberhalb des
Oberbaus teilbar auszuführen, so daß der aus dem Oberbau herausragende Teil nach einer
Ermittlung abgenommen werden kann. Das obere offene Ende von im Oberbau verbleibenden
Meßrohren sollte durch Verschließen gegen Verschmutzung gesichert werden.
Besonders vorteilhaft wird die Erfindung bei neu gebauten Schienenwegen anzuwenden
sein, wenn mit dem Neubau an exponierten Stellen des Schienenweges Meßrohre in den
Oberbau eingebracht und dort für regelmäßige Ermittlungen des Zustandes belassen werden.
Es können dann zunächst an diesen Stellen Kalibrierungsermittlungen durchgeführt werden,
die als Referenz für spätere Ermittlungen des Zustandes des Oberbaus zur Verfügung
stehen.
Zur stetigen bzw. schrittweisen Auf- und Abwärtsbewegung der Sonde innerhalb des Meßrohres
sollte dieses eine geeignete Vorschubeinrichtung, beispielsweise eine mit einem Antrieb
versehene Seilrolle, die zweckmäßigerweise eine Einrichtung zur Erfassung der Lage
der Sonde innerhalb des Meßrohres enthält, aufweisen.
Die Einbringung von Meßrohren in den Oberbau ist verglichen mit bisher üblichen Aufschlüssen
zur Untersuchung nur ein unwesentlicher Eingriffin den Oberbau. Selbstverständlich
können Meßrohre in einem beliebigen von der Senkrechten abweichenden Winkel in den
Oberbau eingebracht werden, um spezielle Ermittlungen vorzunehmen, wobei natürlich
zum Vergleich entsprechende Kalibrierungsermittlungen notwendig sind.
Zur Durchführung der Ermittlung wird die Sonde zunächst definiert innerhalb einer
Schicht, zweckmäßigerweise am oberen Rand des Oberbaus, positioniert. Sie wird dann
stetig oder schrittweise in den Oberbau hineinbewegt, wobei von der Gammastrahlungsquelle
in Richtung des die Sonde umgebenden Materials Gammastrahlung ausgesandt wird, die
auf das Material trifft, von diesem gestreut bzw. absorbiert und die rückgestreute
Strahlung von der Detektoreinheit erfaßt und in auswertbare elektrische Signale umgewandelt
wird, die mit einer Auswerteeinheit angezeigt bzw. zur Weiterverarbeitung zur Verfügung
gestellt werden. Die Intensität der rückgestreuten Strahlung ist ein Maß für die Dichte
des die Sonde an der jeweiligen Stelle umgebenden Materiales. Parallel zur Dichtemes-sung
wird die Position der Sonde innerhalb des Oberbaus erfaßt. Aufdiese Weise wird die
Dichte des Materials des Oberbaus als Funktion der Tiefe bestimmt. Es hat sich gezeigt,
daß von der Dichte direkt auf den Verschmutzungsgrad sowie den Verschleiß des jeweiligen
Schotter- bzw. Kiesmaterials geschlossen werden kann, wenn man diese mit der Dichte
eines analogen neu gebauten Oberbaus vergleicht. Dabei wurde überaschenderweise festgestellt,
daß das erfindungsgemäße Verfahren derart genaue Ergebnisse liefert, wie sie vergleichbar
nur mit aufwendigen Aufschlüssen und präzisen Klassierungen des aufgeschlossenen Materials
erreicht werden. Von besonderem Vorteil ist, daß eine zentimetergenaue Tiefenzuordnung
der Ergebnisse vorgenommen werden kann. Dies erlaubt besonders genaue Aussagen über
räumliche Lage und Ausmaß von Verschmutzung und Verschleiß und ermöglicht damit eine
besonders sichere und fundierte Festlegung notwendiger Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen.
Kalibrierungsermittlungen werden zweckmäßigerweise an einem neu gebauten Verkehrsweg,
der in Analogie zum zu untersuchenden in gleicher Weise aus gleichem Schotter bzw.
Kies aufgebaut ist, oder an einer entsprechend des zu untersuchenden Oberbaus erstellten
Kalibrieraufschüttung durchgeführt. Dabei können einmal für bestimmte Schotter- und
Kiesarten bzw. Oberbauformen und -aufbauten ermittelte Kalibrierungen ständig wiederverwendet
werden. Denkbar ist selbstverständlich auch die Durchführung von Kalibrierungsermittlungen
an einem gereinigten Oberbau. Allerdings muß hierbei beachtet werden, daß diese Kalibrierungsermittlungen
fehlerbehaftet sind, weil je nach Reinigungsverfahren nach der Reinigung eine nicht
exakt zu bestimmende Restverschmutzung des Oberbaus verbleibt.
Zur Untersuchung des gesamten Oberbaus eines Schienenweges wird in einem repräsentativen
Abstand erfindungsgemäß verfahren, wobei natürlich an exponierten Stellen zusätzliche
Ermittlungen vorgenommen werden sollten. Der räumliche und zeitliche Abstand, in dem
die Ermittlungen vorzunehmen sind, ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Diese
betreffen sowohl die Belastung des Oberbaus, die von der Verkehrsdichte und der Masse
der Fahrzeuge herrührt, als auch die Beschaffenheit des natürlichen Untergrundes.
Obwohl das erfindungsgemäße Verfahren im Prinzip nur punktuell eine Ermittlung des
Zustandes des Oberbaus zuläßt, ist diese jedoch aufgrund ihrer präzisen Ergebnisse
über jede einzelne Schicht des Oberbaus von hoher Aussagekraft und liefert ohne wesentlichen
Eingriff in den Oberbau hinreichend genaue Ergebnisse. Weil der notwendige Aufwand
je Untersuchungsstelle vergleichbar gering ist, können bei vertretbarem Aufwand an
wesentlich mehr, d.h. in kürzerer örtlicher und/oder zeitlicher Folge, Ermittlungen
vorgenommen werden.
Ein besonderer Vorteil der Erfindung ist auch, daß gezielt einzelne oder mehrere Schichten
des Oberbaus untersucht werden können. Das Verfahren erlaubt die ortsgenaue Ermittlung
des Zustandes mit hoher Präzision, wobei selbst geringe Verschmutzungen und Verschleißerscheinungen
der eingebauten Schotter oder Kiese festgestellt werden können. Es ist damit hinsichtlich
seiner Aussagekraft exakt durchgeführten Aufschlüssen gleichzusetzten.
[0005] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert
werden. Die zugehörige Zeichnung zeigt den Oberbau eines Eisenbahnschie-nenweges mit
einem Meßrohr 1. Der Oberbau besteht aus einer Schotterbettung 2, einem Planum 3,
einer Zwischenlage 4 und einem Erdplanum 5. Das Meßrohr 1 wurde so tief in den Oberbau
eingedrückt, daß die eine Gammastrahlungsquelle und eine Detektoreinheit aufweisende
Sonde 6 alle Schichten des Oberbaus erreichen kann. Die Sonde 6 wird innerhalb des
Meßrohres I an einem Seil 7 geführt und kann mittels der Hubeinrichtung 8 stetig bzw.
schrittweise auf- und abwärts bewegt werden.
Zur Ermittlung des Zustandes des Oberbaus wird die Sonde 6 beginnend an der oberen
Kante des Oberbaus stetig innerhalb des Meßrohres 1 nach unten bewegt, wobei die das
Meßrohr 1 umgebenden Schichten mit Gammastrahlung beaufschlagt werden. Die rückgestreute
Strahlung wird von der in der Sonde 6 befindlichen Detektoreinheit erfaßt. Die detektierten
Signale werden einer Auswerteeinheit 9 zugeleitet. Hier erfolgt im Vergleich mit einer
im Vorfeld durchgeführten Kali-brierungsermittlung eine Auswertung der Meßsignale
und die Ermittlung des Zustandes des Oberbaus Verschmutzung, Verschleiß etc.).
Das Meßrohr 1 ist kurz oberhalb der Oberbauoberkante teilbar ausgeführt, so daß nach
erfolgter Ermittlung der obere Teil des Meßrohres 1 samt Sonde 6 und Hubeinrichtung
8 abgenommen und zur nächsten Untersuchungsstelle transportiert werden können.
Um qualifizierte Aussagen über die Funktionsfähigkeit und Sicherheit eines Schienenweges
treffen zu können, ist es zweckmäßig, den Grad der Verschmutzung und des Verschleißes
als Funktion der Zeit und der Belastung durch Verkehr und Umwelt an repräsentativen
Stellen zu erfassen und in einem Streckenprofil zu dokumentieren. Zweckmäßig ist es
dabei, bereits beim Bau des Schienenweges entsprechende Meßrohre an exponierten Stellen
zu installieren und in durch Verkehrs- und Umgebungsbedingungen bestimmten Zeitabständen
eine erfindungsgemäße Ermittlung des Zustandes des Oberbaus vorzunehmen.