[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Schutz der Besatzung eines militärischen
Fahrzeuges nach den im Oberbegriff des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmalen. Bei
derartigen gepanzerten Fahrzeugen, die eine Heckklappe oder Hecktür für den Ein- und
Ausstieg einer Fahrzeugbesatzung besitzen, wie zum Beispiel Mannschaftstranportfahrzeuge
oder Schützenkampfwagen, ist deren Mission dadurch gekennzeichnet, daß die Besatzung
sehr häufig auf- und absitzt. Die Klappe wird am Heck angeordnet, da nur dort bei
einem in Kampfrichtung stehenden oder rollenden Fahrzeug ein gefahrloser und gegen
Beschuß am besten gesicherter Ausstieg gewährleistet ist.
Des weiteren ist wesentlich, daß die Besatzung mit ihren Handfeuerwaffen auch aus
dem Fahrzeug gegen einen möglichen Feind sichern und wirken soll. Dazu werden in bekannten
Ausführungen Schießscharten oder Kampfluken seitlich oder oben am Fahrzeug angebracht.
Diese Öffnungen im Fahrzeuggehäuse haben häufig den Nachteil, daß sie gefährliche
Durchbrüche in den gepanzerten Innenraum darstellen, durch die eine Gefährdung der
Besatzung bei feindlicher Waffenwirkung hervorgerufen wird. Insgesamt ist die Gewährleistung
eines ausgewogenen Schutzes für die Besatzung im Fahrzeug von vorrangiger Bedeutung.
[0002] Nach dem Stand der Technik sind verschiedene Ausbildungen für einen Heckausstieg
vorgeschlagen worden.
In der DE 4431259 wird eine Ausstiegsvorrichtung vorgeschlagen, die am Heck oder am
Fahrzeugboden eine Rutsche vorsieht, die das gefahrlose und beschußsichere Ausbooten
aus einem fahrenden Mannschaftstransportfahrzeug vorsieht, so daß direkte Feindeinwirkung
auf den Aussteigenden nahezu ausgeschlossen ist.
In der DE 19537945 werden die Antriebskomponenten eines dieselelektrischen Antriebs
in einem gepanzerten Kettenfahrzeug so angeordnet, daß ein Durchgang zu einer heckseitigen
Tür freigehalten wird.
[0003] In der DE 19604193 wird für ein Gefechtsfahrzeug eine heckseitige Luke mit einem
herausfahrbaren Schienensystem mit Besatzungssitzen vorgeschlagen, wodurch die Soldaten
auf ihren Sitzen nach hinten ausgeschoben und wieder eingefahren werden können, so
daß ein schnelles Auf- und Absitzen möglich wird. Zum Schutz gegen Beschuß kann die
Ausfahreinheit mit Panzerplatten schubkastenähnlich verkleidet werden.
[0004] In der DE 19633329 und 19633331 wird ein Gefechtsfahrzeug mit dieselelektrischem
Antrieb und Heckluke vorgeschlagen, das durch Varianten in der Verstauung der Energieerzeugeranlage
verschiedene Möglichkeiten für die Anordnung und Ausbildung der Heckklappe und des
Heckausstiegs vorsieht. Dabei wird die Klappe einschließlich eines Teils des Fahrzeugbodens
geöffnet und abgesenkt oder die im Heckbereich angeordnete Energieerzeugeranlage angehoben
oder zur Seite geschwenkt, um einen Ein- und Ausstieg für die Besatzung sicherzustellen.
In der DE 19717734 ist ein Kampffahrzeug vorgeschlagen, das die Antriebskomponenten
im Gehäuse so anordnet, daß ein Heckausstieg unsymmetrisch zur Fahrzeugmitte eingebaut
werden kann.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine gattungsgemäße Heckklappe zu verbessern und durch
Einbringen einer höheren Funktionalität in Verbindung mit der Klappe eine zumindest
teilweise Wirkungsmöglichkeit der Besatzung nach außen zu erreichen, ohne daß der
Innenraum als Schutzraum mit Schießscharten oder Kampfluken mehr als irgend notwendig
durchlöchert wird.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 gelöst.
[0007] Die erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die unten angelenkte Heckklappe
durch ihre Ausbildung und Zusatzteile einen teilgeöffneten Bereitschaftsraum für die
Besatzung schafft und die Besatzung durch die Teilöffnung nach außen unter Teilschutz
wirken und beobachten kann, wobei die ursprüngliche Funktion der Heckklappe beibehalten
und sogar verbessert wird.
Weitere vorteilhafte Eigenschaften sind durch die Unteransprüche angegeben.
[0008] Die Heckklappe (1) dient im heruntergefahrenen Zustand als Ein- und Ausstieg für
die Besatzung und ist innenseitig als Stufe und Schräge für die Höhenüberwindung vom
gewachsenen Boden bis zum Fahrzeugboden ausgebildet.
Auf der Innenseite ist die Heckklappe mit einer mehrfach nutzbaren zusätzlichen Platte
(3) als Schutzklappe versehen:
- für den Verschluß eines zwischen Platte (3) und Klappe (1) befindlichen Stauraumes
(4),
- als senkrecht nach oben geschwenkte Schutzplatte bei teilgeöffneter Heckklappe (Funktionsstellung
A) mit Splitterschutz gegen bodennahe Explosionen und Beschuß von hinten, siehe Figur
3,
- als nach oben schwenkbare Schutzplatte bei teilgeöffneter Heckklappe (Funktionsstellung
B) mit dadurch vergrößertem Bereitschaftsraum (6 und 9), siehe Figur 4.
[0009] Die Heckklappe ist so ausgebildet, daß bei zum Beispiel 30 Grad Öffnung der Klappe
eine Verlängerung der Innenkontur (5, Figur 4) für die Fußstandfläche eines Soldaten
gebildet wird. Bei zusätzlicher Verwendung eines quer liegenden Hohlträgers (7) als
Wannenabschluß und Schutzelement können in einem teilgeschütztem Raum (9) mehrere
Soldaten mit Handwaffen nach außen hinten und zu den Seiten wirken. Die Heckklappe
(1) besitzt einen Motorantrieb mittels elektrischem oder hydraulischem Antrieb für
das Öffnen und Schließen wegen des Gewichtes der Klappe und fallweise einen manuellen
Notbetrieb für den Ausfall der Antriebsenergie. Die Platte (3) kann federkraftunterstützt
manuell geschwenkt oder auch fremdkraftangetrieben sein wie die Klappe (1). Mittels
Lagesensoren werden die Öffnungswinkel der Klappe (1) angefahren und die Klappe in
der entsprechenden Stellung verriegelt.
Durch die einstückige Ausführung der Hecklappe (1) wird die Dichtheit gegen das Fahrzeuggehäuse
bei Verwendung von elastischen Dichtungen im geschlossenen Zustand der Klappe optimal
gewährleistet. Bei entsprechender Anbringung einer Dichtung an den Seiten der Klappe
gegen die Gehäusewände (19) könnte auch der Bereitschaftsraum (6, 9) gegen zum Beispiel
Schwallwasser weitestgehend abgedichtet werden.
[0010] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen schematisch dargestellt
und werden im folgenden näher beschrieben. Es zeigen:
- Figur 1:
- eine Seitenansicht im Teilschnitt mit Heckklappe im geschlossenen Zustand
- Figur 2:
- die Heckklappe im ganz geöffneten Zustand
- Figur 3:
- die Heckklappe im teilgeöffneten Zustand A und die Schutzplatte nach oben geschwenkt
- Figur 4:
- die Heckklappe im teilgeöffneten Zustand B und die Schutzplatte nach oben geschwenkt
- Figur 5:
- die Heckklappe im teilgeöffneten Zustand B und die Schutzplatte abgesenkt
- Figur 6:
- eine perspektivische Ansicht des in Fig. 5 dargestellten Fahrzeughecks mit Hecklappe
von schräg hinten
[0011] Fig. 1 verdeutlicht, daß an einem in Fahrtrichtung 17 mit Laufrädern 14 und umlaufenden
Ketten 15 sich bewegenden gepanzerten Kettenfahrzeug 10 mittels einer waagerechten
Achse 16 eine Heckklappe 1 am Heck angelenkt ist. Diese Heckklappe 1 ist mit einer
Kante 2 und einer ebenfalls mittels einer waagerechten Achse 18 an der Klappe 1 angelenkten
Platte 3 so ausgeformt, daß sich bei geschlossener Platte 3 ein Stauraum 4 zwischen
Platte 3 und Klappe 1 ausbildet. Die Heckklappe 1 ist im Teilschnitt in ganz geschlossener
Funktionsstellung dargestellt.
[0012] In Figur 2 ist die Heckklappe aus Figur 1 in ganz geöffneter Funktionsstellung fast
aufliegend auf dem Boden 13 dargestellt. In dieser Stellung hat die Klappe die bekannte
Ein- und Ausstiegsfunktion für die Besatzung, die das Fahrzeug nach hinten verlassen
oder zusteigen.
[0013] In Figur 3 ist die Klappe 1 in teilgeöffneter Funktionsstellung A gezeigt, wobei
die Platte 3 nach oben um die Achse 18 in eine Funktionsstellung geschwenkt ist. Ein
Bereitschaftsraum 9 wird gebildet, der nach hinten mittels der Platte 3 gegen Einsicht
und Beschuß geschützt ist. Der Stauraum 4 ist jetzt geöffnet. Die obere Kante der
Platte 3 kann dabei so positioniert werden, daß mit zum Beispiel einer Quertraverse
7 ein noch besser nach hinten abgeschlossener Bereitschaftsraum 9 gebildet wird, da
die Platte 3 an der Traverse 7 anliegt.
[0014] In Figur 4 ist die Klappe 1 in teilgeöffneter Funktionsstellung B gezeigt, wobei
die Platte 3 wie in Fig.3 nach oben geschwenkt ist. In dieser Funktionsstellung wird
ein allseits teilgeschützter Bereitschaftsraum 6 gebildet, der mit dem Fahrzeuginnenraum
verbunden und mittels der Klappe 1 nach hinten, der Platte 3 nach oben und den Kettenseiten
bzw. den Gehäuseverlängerungen 19 nach beiden Seiten seitlich abgedeckt ist.
[0015] In Figur 5 ist im Unterschied zu Figur 4 bei sonst gleichen Bedingungen die Platte
3 ganz nach unten geschwenkt, so daß ein nach oben offener Kampfraum 9 gebildet wird,
in dem ein Soldat 11 mit Handwaffe 12 nach außen wirken kann.
[0016] In Figur 6 ist das Fahrzeugheck perspektivisch von schräg hinten betrachtet mit der
Heckklappe 1, der Gehäuseverlängerung 19 sowie der Quertraverse 7 in der Funktionsstellung
wie in Figur 5 an einem Beispielfahrzeug dargestellt.
1. Vorrichtung zum Schutz der Besatzung eines militärischen Fahrzeugs und für den Ein-
und Ausstieg der Besatzung als Klappe (1), die am Heck des Fahrzeugs schwenkbar um
eine waagerechte am Fahrzeugboden liegende Achse (16) gelagert ist und die eine Geschlossenstellung
am Fahrzeug anliegend und eine Offenstellung am Boden (13) aufliegend einnehmen kann,
dadurch gekennzeichnet, daß die Klappe (1) doppelwandig ausgebildet ist mittels einer schwenkbar an der Klappe
(1) gelagerten Platte (3) und einer Kante (2), die sich über die Breite der Klappe
erstrekken und die innere Wandung der Klappe bilden, und daß die Klappe (1) einerseits
und die Platte (3) andererseits verschiedene Funktionsstellungen bezüglich des Öffnungswinkels
zwischen ganz geschlossen und ganz geöffnet einnehmen können.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1 ,dadurch gekennzeichnet, daß mittels der Platte (3), der Kante (2) und der rückseitigen Ausbildung der Klappe
(1) ein Hohlraum (4) und Stauraum gebildet wird.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 ,dadurch gekennzeichnet, daß die Klappe (1) mindestens zwei Funktionsstellungen A und B zwischen den Stellungen
ganz geschlossen und ganz geöffnet einnehmen kann und die Platte (3) dazu zugeordnet
mindestens die Funktionsstellungen geöffnet oder geschlossen einnehmen kann (siehe
Figur 3 und 4).
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß eine innere Kontur (1, 2, 3) der Klappe (1) so ausgebildet ist, daß bei teilgeöffneter
Funktionsstellung B der Klappe (1) eine erweiterte waagerechte Fläche (5) als Fußraum
und Standfläche gebildet wird.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (3) in hochgeschwenkter und geöffneter Funktionsstellung und bei teilgeöffneter
Funktionsstellung B der Klappe (1) als ballistische Schutzplatte einen Schutz der
Hecköffnung gegen Splitter und Beschuß von oben bildet und ein zusätzlicher Bereitschaftsraum
(6) am Heck des Fahrzeugs gebildet wird (siehe Figur 4).
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß bei Stellung der Klappe (1) in teilgeöffneter Funktionsstellung B und geschlossener
Funktionsstellung der Platte (3) ein nach unten und den Seiten geschützter und nach
oben offener Kampfstand (9) für mehrere Soldaten gebildet wird (siehe Figur 5).
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Kampfstand (9) durch ein Quertraverse (7) als feste Traverse zwischen den
nach hinten ausragenden Gehäuseseitenwänden (19) ergänzt wird als Schutzelement und
Auflage für die im Kampfstand befindlichen Soldaten, wobei die obere Kontur der Klappe
(1) mit der unteren Kante der Quertraverse (7) beispielsweise auch eine paßgenaue
Linienberührung bei einer entsprechenden Winkelstellung der geöffneten Klappe (1)
bildet.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei Stellung der Klappe (1) in teilgeöffneter Funktionsstellung A und bei Stellung
der Platte (3) in geöffneter Funktionsstellung ein zusätzlicher und geschützter Bereitschaftsraum
(9) für die Besatzung gebildet wird (siehe Figur 3).
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Bereitschaftsraum (9) durch ein Quertraverse (7) als feste Traverse zwischen
den nach hinten ausragenden Gehäuseseitenwänden (19) ergänzt wird als Schutzelement
für die im Bereitschaftsraum befindlichen Soldaten.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die nach hinten ausragenden und nach hinten und unten in der Fläche ausgeformten
Gehäuseseitenwände (19), die sich beidseits der Heckklappe befinden, zusammen mit
der in Funktionsstellung A geöffneten Klappe (1) und der nach oben geschwenkten Platte
(3) einen zu den Seiten und nach unten allseits geschlossenen und geschützten Bereitschaftsraum
(9) bilden (siehe Figur 3 und 6).
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der gebildete Bereitschaftsraum (9) durch entsprechende Ausformung mindestens
einer Gehäuseseitenwand (19) ein Mannloch oder Durchstieg aus dem Bereitschaftsraum
nach außen freiläßt.