[0001] Die Erfindung betrifft eine Röntgenröhre mit statischer Kathode und einem sich im
Inneren der Festanode befindenden drehbaren Anodenkern mit vorzugsweise kegelförmiger
Bremsstrahlfläche (Target).
[0002] Bei Festanodenröntgenröhren nach Stand der Technik (z. B. LOHMANN Typ 160/25 HA)
ist die maximal zu erreichende thermische Belastung des Brennflecks durch das Targetmaterial
begrenzt. Besonders bei kleinen Brennflecken und hohem Röhrenstrom, wie sie für hochauflösende
bildgebende Verfahren benötigt werden, wird das Targetmaterial im Betrieb abgetragen,
bevor eine effektive Kühlung des Targets möglich wäre. Durch zunehmendes Abtragen
des Targetmaterials verschlechtern sich die Betriebswerte einer solchen üblichen Festanodenröhre
was endlich zu ihrem völligen Versagen führen kann. Solche Röhren werden daher vorwiegend
für geringe Belastungen des Brennflecks angewendet, wenn empfindliche Detektoren verfügbar
sind oder lange Belichtungszeiten in Kauf genommen werden können.
[0003] Dieser Nachteil wird durch die Rotation des Targets unter dem statischen Brennfleck
verhindert, indem die thermisch belastete Fläche ringförmig vergrößert wird. Bei solchen
Drehanodenröntgenröhren (z. B. VARIAN Typ A145) wird ein Elektronenstrahl deutlich
außerhalb der Längsachse der Röhre auf einen Anodenteller mit relativ großem Durchmesser
fokussiert. Diese bekannte Bauform ist in der Lage hohe Ströme bei relativ kleinen
Brennflecken zu realisieren. Die thermische Belastung wird durch die Wärmekapazität
des Anodentellers ausgeglichen, wenn die Röhre im Impulsbetrieb verwendet wird. Die
relativ schnelle Rotation des schweren Anodentellers macht eine aufwendige Lagerung
notwendig und kann trotzdem unerwünschte Schwingungen verursachen, welche die Abbildungsqualität
verschlechtern. Außerdem ist es schwierig, die Anode direkt zu kühlen. Die Drehanodenröntgenröhren
sind als Ergebnis relativ komplex, groß und teuer.
[0004] Die Aufgabe ist, durch die Erfindung eine Röntgenröhre zu erstellen, die bei guter
Abbildungsqualität eine gegenüber der Festanodenröhre höhere Belastung des Brennflecks
gestattet und dabei gegenüber der Drehanodenröhre kompakter, einfacher gebaut und
dadurch preiswerter ist.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Röntgenröhre nach dem Hauptanspruch. Bevorzugte
Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen dargestellt.
[0006] Der Mantel kann im wesentlichen die Gestalt eines Hohlzylinders haben und umschließt
den dann ebenfalls im wesentlichen zylindrischen Kern. Außerhalb der Längsachse dieser
Anordnung ist in der zur Kathode weisenden Stirnfläche des Mantels eine Öffnung vorgesehen,
welche die von der Kathode emittierten und durch das elektrische Feld beschleunigten
Elektronen zum Kern durchtreten läßt. Mantelinnenraum und Kern können aber auch andere
Formen haben, die zueinander passen und die Drehung des Kerns erlauben, beispielsweise
ineinander passenden Kegelstümpfe.
[0007] Der Mantel hat in seiner Seitenfläche in Höhe des Targets eine weitere Öffnung, welche
die im Target erzeugten Röntgenstrahlen nach außen durchtreten läßt.
[0008] Bevorzugte Materialien sind für den Mantel Schwermetalle wie Kupfer, Wolfram sowie
Legierungen und Verbundmaterial aus diesen Metallen, für den Kern Kupfer und für das
Target Wolfram und Wolfram-Rhenium.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform ist der Anodenkern nur an den beiden Stirnflächen
gelagert. Weiter bevorzugt sind die Lager in der Mittelachse angeordnet und als Spitzenlager
ausgebildet. Dabei ruht eine Spitze auf einer vorzugsweise konkaven Oberfläche. Das
Material der Spitze und der Oberfläche kann gleich oder verschieden sein und hat bevorzugt
eine mittlere bis hohe Härte. Geeignet sind z. B. Stahl, Diamant, Keramik, Wolfram.
[0010] Vorteilhaft hat das auf der zur Kathode weisenden Stirnfläche des Kerns angebrachte
Target die Form eines Kegels, der vorzugsweise einen Öffnungswinkel von 0 bis 45 Grad
hat. In diesem Fall kann das Spitzenlager an der Kegelspitze angebracht sein. Das
Target kann auch die Form eines flachen Kegelstumpfs oder einer Scheibe haben.
[0011] Die Anode ist bevorzugt so ausgelegt, daß Drehzahlen des Kerns zwischen 1 und 1000
U/min möglich sind.
[0012] Der Spalt zwischen der Innenfläche des Mantels und dem Kern ist bevorzugt höchstens
1 mm, besonders bevorzugt 0,1 bis 0,5 mm weit.
[0013] Da der Mantelinnenraum mit dem Röhrenvakuum verbunden ist, muß er gegenüber der Atmosphäre
verschlossen sein. Hierzu dient bevorzugt eine Wandung, vorzugsweise aus vakuumdichtem
nichtmagnetischem Material wie Kupfer, Edelstahl oder Beryllium. Die Wandung kann
mit einem bekannten Verfahren wie Löten oder Schweißen mit dem Mantel verbunden werden.
[0014] Außerhalb des Innenraums der Röhre, bevorzugt auf der Atmosphärenseite dieser Wand,
können Mittel vorgesehen sein, um den drehbar gelagerten Kern im Innern der Röhre
anzutreiben. Dies kann ein bewegtes Magnetfeld sein, wenn der Kern magnetisch oder
magnetisierbar ist. Ein bewegtes Magnetfeld kann von einem oder mehreren rotierenden
Magneten erzeugt werden. Dieser kann zumindest teilweise als Flügelrad ausgebildet
oder in ein solches eingebaut sein und sich in einem von einem Fluid (z. B. Öl, Luft,
Wasser) durchströmten Hohlraum befinden, so daß er von dieser Strömung angetrieben
wird. Ein anderes bevorzugtes Antriebsmittel ist ein Motor, z. B. ein Elektromotor.
[0015] Beispielsweise können zwei Einsätze, vorzugsweise aus Eisen, in das Ende des rotierenden
Kerns, sowie ein Magnetepaar in ein Flügelrad eingebaut sein, welches durch eine dünne
Metallwandung von dem Vakuumraum getrennt und in einer eigenen kleinen, zum Generatorgehäuse
offenen Kammer geführt wird. Für den Ölstromantrieb wird dabei Isolieröl aus dem Generatorgehäuse
mittels Schlauchanschluss in diese Kammer außerhalb des Vakuumraums gepumpt und das
Flügelrad angetrieben. Dadurch wird der innere Anodenkern zur Rotation gebracht und
gleichzeitig Wärme aus dem Anodenende mit dem Ölstrom abgeführt.
[0016] Auch der Mantel kann zur Kühlung von einem Fluid, vorzugsweise Öl, durchströmt werden
und dafür mit geeigneten Bohrungen und Zuleitungen versehen sein.
[0017] Der den drehbaren Kern umschließende Mantel wirkt auch als Elektronenfangkopf mit
Fenster zur Verbesserung der elektrischen Laufruhe. Er ist dann vorzugsweise aus Schwermetall,
um unerwünschte Rückstrahlung zu vermeiden. Außerdem läßt das Fenster nur Strahlung
in der gewünschten Richtung austreten und dient so dem Strahlenschutz. Ein besonderer
Fangkopf, wie ihn z. B. die US 4,309,637 für eine Drehanodenröhre beschreibt, ist
nicht erforderlich.
[0018] Die Anordnung erlaubt eine sehr präzise Führung des Targets und letztendlich eine
scharfe Brennfleckabbildung.
[0019] Ein weiterer Vorteil der Anordnung des rotierenden Kerns innerhalb des Mantels ist
die Möglichkeit, Wärme aus dem Kern mittels Wärmestrahlung in den Mantel abzuleiten.
Dies wird durch einen engen Spalt zwischen Kern und Mantel ermöglicht und kann auch
durch Mattieren, Schwärzen oder Aufrauhen der sich gegenüberliegenden Flächen noch
weiter gefördert werden. Der Mantel selbst kann einfach und direkt mittels eines Fluids,
vorzugsweise durch Öl, gekühlt werden.
[0020] Weiter erlaubt die Anordnung eine einfache magnetische Koppelung des rotierenden
Anodenkerns mit außerhalb des Vakuumraums eingebauten Magneten, die ihrerseits leicht
z. B. durch einen Elektromotor oder durch einen Ölstrom angetrieben werden können.
Dazu sind zwei Einsätze, vorzugsweise aus Eisen, in das Ende des rotierenden Kerns,
sowie ein oder mehrere Magnete z. B. in ein Flügelrad eingebaut, welches durch eine
dünne Metallwandung von dem Vakuumraum getrennt und in einer eigenen kleinen, zum
Generatorgehäuse offenen Kammer geführt wird.
[0021] Insgesamt wird durch die streng axiale Anordnung des Anodenkerns mit Anodenfangkopf
und dem dadurch ermöglichten 2-Spitzenlager eine schlanke und kostengünstige Konstruktion
gewährleistet.
[0022] Die erfindungsgemäße Röhre kann in einen Hochspannungsgenerator eingebaut werden,
ohne daß ein separates Röhrengehäuse notwendig ist. Sie kann für bildgebende Verfahren,
beispielsweise bei der medizinischen Diagnostik und bei der Materialprüfung angewendet
werden.
[0023] Als Beispiel der Erfindung wird in nachfolgender Zeichnung der schematische Aufbau
des beschriebenen Röhrentyps beispielhaft abgebildet.
[0024] In einem Vakuumgehäuse 1 (hier aus Glas) sind auf einer Mittelachse Z Anode 2 und
Kathode 3 rotationssymmetrisch fest mit diesem verbunden. In der Kathode befindet
sich in geringem Abstand von der Mittelachse Z der oder die Heizwendel(n) 4 um die
über die anliegende Hochspannung zu beschleunigenden Elektronen zu emittieren. Die
Elektronen treten durch die Öffnung 14 in den Innenraum des Mantels ein. Die Bremsstrahlung
entsteht auf der vorzugsweise kegelförmigen, hochwärmefesten Oberfläche des Wolfram-Targets
5 auf dem Anodenkern 6. Durch ein oberes 7 und eine unteres 8, zusätzlich vorgespanntes
Spitzenlager, wird der Anodenkern 6 präzise auf der Mittelachse Z drehbar gelagert.
Die Lager bestehen aus Wolframspitzen, die auf konkaven Keramikflächen ruhen. Das
untere Gegenlager ruht auf einer dünnen Wandung 9 aus Beryllium, die den Vakuumraum
abschließt und gleichzeitig durchlässig ist für die magnetischen Koppelkräfte 10,
11. Das untere Festmagnetepaar 11 sitzt in einem separat gelagerten Flügelrad 12,
das hier beispielhaft entweder durch einen Ölstrom A oder durch einen Elektromotor
B angetrieben werden kann. Durch diese Ausbildung fungiert dieser Bereich der Vorrichtung
als Kühler.
[0025] Während des Betriebs wird der Anodenkern 6 in eine Rotationsbewegung um die Mittelachse
Z versetzt. Da die axiale Länge des Kerns größer als sein Durchmesser ist, sind ggf.
auftretende Unwuchten gering. Die auf der Prallfläche 5 (Target) entstehende Bremsstrahlenergie
verläßt als Röntgenstrahlung die Anode 2 durch das Anodenfenster 13. Dabei hält der
Anodenmantel 2 unerwünschte Strahlung und freie elektrische Ladungsteilchen zurück.
Der überwiegende Teil der Energie verbleibt als Wärme im Target 5 und wird weiter
in den Anodenkern 6 abgeleitet und verteilt. Über Wärmestrahlung wird die Energie
weiter in den Mantel 2 übertragen und über direkten Wärmeaustausch in das die Röhre
umgebende Medium (vorzugsweise Öl) abgeleitet.
Bezugszeichenliste
[0026]
- 1
- Vakuumgehäuse
- 2
- Mantel der Anode
- 3
- Kathode
- 4
- Kathodenheizwendel
- 5
- Target
- 6
- Kern der Anode
- 7
- Oberes Spitzenlager
- 8
- Unteres Spitzenlager
- 9
- Wandung
- 10
- Magnetfeld
- 11
- Magnetfeld
- 12
- Flügelrad
- 13
- Strahlenaustrittsfenster
- 14
- Elektroneneintrittsfenster
- A
- Ölstrom
- B
- Elektromotor
- Z
- Mittelachse
1. Röntgenröhre mit einer feststehenden Kathode (3) und einer Anode, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode einen feststehenden Mantel (2) und einen innerhalb des Mantels drehbar
gelagerten, im wesentlichen zylindrischen Kern (6), der auf der zur Kathode weisenden
Stirnfläche ein Target (5) trägt, umfaßt, und daß der Mantel in seiner zur Kathode
weisenden Stirnfläche au-ßerhalb der Mittelachse und in seiner Seitenfläche in Höhe
des Targets Öffnungen (14, 13) für den Durchtritt der beschleunigten Elektronen und
der im Target erzeugten Röntgenstrahlen aufweist.
2. Röntgenröhre nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kern (6) nur an seinen beiden Stirnflächen gelagert ist.
3. Röntgenröhre nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Lager (7, 8) in der Mittelachse angeordnet sind.
4. Röntgenröhre nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Lager (7, 8) Spitzenlager sind.
5. Röntgenröhre nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Target (5) die Form eines Kegels oder Kegelstumpfs oder einer Scheibe hat.
6. Röntgenröhre nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Spalt zwischen Kern und Mantelinnenfläche höchstens 1 mm weit ist.
7. Röntgenröhre nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ihr Innenraum durch eine Wand 9 innerhalb des Mantels (2) verschlossen ist.
8. Röntgenröhre nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie außerhalb ihres Innenraums Mittel aufweist, die den Kern (6) antreiben können.
9. Röntgenröhre nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsmittel ein bewegliches Magnetfeld (10, 11) ist.
10. Röntgenröhre nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das bewegliche Magnetfeld von einem oder mehreren rotierenden Magneten erzeugt
wird.
11. Röntgenröhre nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Magnet so geformt ist, daß er von strömendem Kühlfluid angetrieben werden
kann.
12. Röntgenröhre nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Magnet zumindest teilweise als Flügelrad geformt oder in ein solches eingebaut
ist.
13. Röntgenröhre nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Motor zum Antrieb der Magneten umfaßt.
14. Röntgenröhre nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel (2) Bohrungen und Zuleitungen A zum Durchleiten eines Kühlfluids
aufweist.