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EP 1 123 973 A2 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
(43) |
Veröffentlichungstag: |
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16.08.2001 Patentblatt 2001/33 |
(22) |
Anmeldetag: 12.02.2001 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR |
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Benannte Erstreckungsstaaten: |
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AL LT LV MK RO SI |
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Priorität: |
12.02.2000 DE 10006306
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Anmelder: Buck-Chemie GmbH . |
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71083 Herrenberg (DE) |
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Erfinder: |
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- Jaeschke, Edgar
70794 Filderstadt (DE)
- Deltinger, Johannes Dr.
72160 Horb a.N. (DE)
- Matthias, Fritz
72810 Gomaringen (DE)
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(74) |
Vertreter: Patentanwälte
Bartels und Partner |
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Lange Strasse 51 70174 Stuttgart 70174 Stuttgart (DE) |
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(54) |
Reiniger- und/oder Entkalkertablette |
(57) 2. Die Erfindung betrifft eine Wirkstoff-Tablette, insbesondere als Reiniger- und/oder
Entkalkertablette, mit einer die Auflösegeschwindigkeit der Tablette erhöhenden Substanz,
die der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt zur Desintegrierung der Tablette mit ihrem jeweiligen
Wirkstoff führt. Dadurch, daß die Tablette ein in ihr verteiltes Trocknungsmittel
aufweist, das mit einer kristallinen Struktur versehen ist, in der bis zu einem vorgebbaren
Schwellenwert zur Vermeidung der Desintegrierung Wasser einlagerbar ist, ist die Lagerstabilität
von Wirkstoff-Tabletten mit Brausezusätzen gegenüber den bisher bekannten Lösungen
deutlich erhöht.
[0001] Wirkstoff-Tabletten als Dosierform für Reiniger- und Entkalkermittel setzen sich
in der Praxis immer mehr durch. Ein Grund dafür ist die einfache Dosierung, die kein
Abmessen des festen Reiniger- und/oder Entkalkermittels erfordert, was auch aus Umweltschutzgründen
zu befürworten ist, da umweltschädigende Überdosierungen vermeidbar sind. Ebenso kommt
es nicht zu einem Krümeln, Zusammenbacken oder einem versehentlichen Verschütten,
da die Einstückigkeit der Tablette dies in der Regel verhindert.
[0002] Nachteilig an den zu einer Wirkstoff-Tablette kompaktierten Feststoffen ist jedoch
wegen der verringerten Angriffsoberfläche für das Auflösemedium Wasser die reduzierte
Auflösegeschwindigkeit der Inhaltsstoffe. Um diesem Nachteil entgegen zu wirken, ist
gemäß dem DE-U-93 14 981 bereits vorgeschlagen worden, den Inhaltsstoffen der Tablette
einen sog. Brausekörper (Sprengmittel) beizufügen. Es handelt sich dabei insbesondere
um einen Kohlendioxid-Abspalter, beispielsweise in Form von Natriumhydrogencarbonat
und/oder Natriumcarbonat, der leicht unter sauren Bedingungen aktivierbar ist, und
um eine feste Säure, beispielsweise in Form von Zitronensäure. Ist Wasser zugegen
auch in Form von Toilettenspülwasser, beginnt die Reaktion, wobei Kohlendioxid entsteht,
welches die Wirkstoff-Tablette desintegrieren läßt. Diese Reaktion ist bei Tabletten
überaus wirkungsvoll, da die beiden Reaktanden bedingt durch die komprimierte Herstellform
der Tablette sehr eng beieinander sind.
Wegen dieses beschriebenen Wirkprinzips der Brausetablettenkörper ist es verständlich,
daß konfektionierte Brausetabletten überaus feuchtigkeitslabil sind. Demgemäß wird
für die Wirkstoff-Tabletten eine Verpackung gewählt, die wasserdampfundurchlässig
ist, damit die die Wirkstoff-Tablette zersetzende Kohlendioxid-Entwicklung auch nicht
in Ansätzen beginnen kann. Herkömmlich verwendete Kunststoffolien als Verpackungsmaterialien
sind zwar verwendbar, haben jedoch den Nachteil, daß sie nicht vollständig wasserdampfundurchlässig
sind. Vor allem an den Siegelbereichen der Verpackung kann Feuchtigkeit ins Innere
gelangen, was die Lagerstabilität der als Brausetablette angelegten Wirkstoffprodukte
deutlich erniedrigen kann. Insbesondere bei unvorsichtiger Handhabung kann es sehr
leicht zu sog. Bombagen der Verpackung kommen, d.h. insbesondere unter der Luftfeuchtigkeit,
die in die Verpackung eindringt oder bedingt ist durch Feuchtigkeit im Rohstoffmaterial,
zersetzt sich die Brausewirkstoff-Tablette und aufgrund der damit einhergehenden Volumenvergrößerung
platzt die Verpackung auf. Insbesondere bei länger anhaltender Lagerung der Wirkstoff-Tabletten
ist dahingehend mit deren Unbrauchbarwerden zu rechnen, so daß diese für einen Verkauf
unbrauchbar sind.
[0003] Durch die DE-A-197 22 832 ist ein Waschmittelformkörper mit verbesserten Auflöseeigenschaften
bekannt, wobei Desintegrationsprobleme eines brausemittelhaltigen Wasch- und Reinigungsmittelformkörpers
dadurch umgangen werden können, daß zusätzlich zum Sprudelsystem ein quellfähiges,
wasserunlösliches Desintegrationshilfsmittel in den Formkörper eingebracht wird, wobei
die Formkörper aus einer verdichteten, teilchenförmigen Wasch- und Reinigungsmittelzusammensetzung
bestehen und 1 bis 10 Gew.-% eines quellfähigen, wasserunlöslichen Desintegrationshilfsmittels
sowie 3 bis 60 Gew.-% eines gasentwickelnden Brausesystems enthalten. Neben den quellfähigen,
wasserunlöslichen Desintegrationshilfsmitteln weist der bekannte Wasch- und Reinigungsmittelformkörper
eine wasserfreie Substanz Zeolith 4A auf, wobei regelmäßig 1/5 der Gesamtgewichtsmenge
dahingehend verwendet ist. Das genannte Zeolith-Material dient bei den bekannten Wasch-
und Reinigungsmittelformkörpern zum Einlagern von waschaktiven Substanzen, die sich
in das Zeolith-Grundgerüst einlagern und unter dem Einfluß des Waschwassers dann für
einen Wasch- und Reinigungsvorgang abgegeben werden. Die Zeolithe dienen also bei
den bekannten Lösungen ausschließlich dem Einlagern waschaktiver Reinigungssubstanzen.
[0004] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
die Lagerstabilität von Wirkstoff-Tabletten mit Brausezusätzen zu erhöhen. Eine dahingehende
Aufgabe löst eine Wirkstoff-Tablette mit den Merkmalen des Anspruches 1.
[0005] Dadurch, daß gemäß dem kennzeichnenden Teil des Anspruches 1 die Wirkstoff-Tablette
ein in ihr verteiltes Trocknungsmittel aufweist, das mit einer kristallinen Struktur
versehen ist, in der bis zu einem vorgebbaren Schwellenwert zur Vermeidung der Desintegrierung
der Tablette Wasser einlagerbar ist, ist es möglich, die Luftfeuchtigkeitsmenge aus
der Umgebung "physikalisch" in der Tablette über die kristalline Struktur einzulagern,
ohne daß das dahingehende Wasser die Brausezusätze und mithin die Wirkstoff-Tablette
schädigt. Es hat sich gezeigt, daß sogar bei Lagerbedingungen, die der Klimazone III
entsprechen, also bei einem tropischen Klima mit 75% relativer Luftfeuchtigkeit und
35°C Umgebungstemperatur, die derart modifizierte Wirkstoff-Tablette langfristig lagerbar
ist, ohne daß es zu einer schädlichen Desintegrierung ihrer Reaktanden kommt.
[0006] Aufgrund der kristallinen Einlagerungsstruktur wird der Tablette darüber hinaus Stabilität
verliehen, d.h. die angesprochene Wassereinlagerung führt nicht zu einer ungewollten
Volumenerweiterung des Trocknungsmittels, was ansonsten die Tablette sprengen und
derart ihren Zusammenhalt zerstören würde.
[0007] Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, als internes Trocknungsmittel wasserfreie
Silikate zu benutzen, deren Kristallstruktur besonders dafür geeignet ist, Wassermoleküle
aus der Luftfeuchtigkeit einzulagern. Es ist überraschend, daß das dahingehende Wasser
als Initiator der Brausereaktion nicht mehr zur Verfügung steht und für die dahingehende
Reaktion erst von außen an die Tablette weiteres Wasser zuzuführen ist.
[0008] Als besonders günstig hat es sich erwiesen, wasserfreie Silikate in Form von Zeolithen
oder Molsieben zu verwenden.
[0009] Es ist für einen Fachmann auf dem Gebiet der Wirkstoffsysteme überraschend, daß er
mit einem Zeolithgerüststoff, der nur 2 bis 4 Gew.-% der gesamten Tablette einnimmt,
vorzugsweise weniger als 3 Gew.-%, Wasser in einem Umfang einlagern kann, daß es nicht
zur Desintegrierung der Brausetablette kommt. Im Gegensatz zu bekannten Waschmittelsystemen
kommt es mithin auch nicht zu einem gewünschten Aufquellvorgang, sondern die Tablette
bleibt in ihrem Volumen und Umfang stabil und unverändert. Mithin stellt die Wirkstofftablette
im Sinne der Erfindung ein unterhydrodisiertes Gesamtsystem dar, welches nicht quellfähig
ist.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0011] Die nachfolgende Rahmenrezeptur für eine Wirkstoff-Tablette hat sich in der Praxis
als besonders günstig erwiesen, wobei die angesprochenen Phosphate als Sequestiermittel
Kalkablagerungen vermeiden. Andere Wirkstoff-Zusammensetzungen sind jedoch gleichfalls
möglich und die genannten Prozentangaben beziehen sich auf Gewichtsteile der Tablette.
Rahmenrezeptur der Wirkstoff-Tablette |
Rohstoff: |
Funktion: |
Ansatz %: |
Bereich %: |
org. und/oder anorg.Säuren |
Kalklöser |
71,50 |
10-80 |
Phosphate |
Sequestiermittel |
7,00 |
0-15 |
Na-Percarbonat |
Bleichmittel |
3,00 |
0-15 |
Na-Dodecylbenzolsulfonat |
Tensid |
5,00 |
0-15 |
Polyethylenglycol 4000 |
Bindemittel |
0,50 |
0-5 |
Na-Carbonat/-Hydrogencarbonat |
Brausemittel |
10,00 |
0,1-20 |
Zeolith |
internes Trockenmittel |
3,00 |
0,1-10 |
Farbe |
|
|
0-5 |
Summe: |
|
100,00 |
|
1. Wirkstoff-Tablette, insbesondere als Reiniger- und/oder Entkalkertablette, mit einer
die Auflösegeschwindigkeit der Tablette erhöhenden Substanz, die der Luftfeuchtigkeit
ausgesetzt zur Desintegrierung der Tablette mit ihrem jeweiligen Wirkstoff führt,
dadurch gekennzeichnet, daß die Tablette ein in ihr verteiltes Trocknungsmittel aufweist,
das mit einer kristallinen Struktur versehen ist, in der bis zu einem vorgebbaren
Schwellenwert zur Vermeidung der Desintegrierung Wasser einlagerbar ist.
2. Wirkstoff-Tablette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als die Auflösegeschwindigkeit
erhöhende Substanz eine Kohlendioxid abspaltende Substanz eingesetzt ist, die unter
sauren Bedingungen aktivierbar ist und eine Säure aufweist, insbesondere Natriumhydrogencarbonat
und/oder Natriumcarbonat mit Zitronensäure.
3. Wirkstoff-Tablette nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Trocknungsmittel
aus wasserfreien Silikaten gebildet ist, insbesondere in Form von Zeolithen oder Molsieben.
4. Wirkstoff-Tablette nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Zeolithe 2 - 4
Gewichtsprozente der gesamten Tablette einnehmen.
5. Wirkstoff-Tablette nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Kalklöser organische und/oder anorganische Säuren aufweist und als Sequestiermittel
Phosphate.
6. Wirkstoff-Tablette nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Bleichmittel Natrium-Percarbonat aufweist.
7. Wirkstoff-Tablette nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Tensid Natrium-Dodecylbenzolsulfonat aufweist.
8. Wirkstoff-Tablette nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Bindemittel Polyethylenglycol aufweist.
9. Wirkstoff-Tablette nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß sie
als Gesamtsystem unter Einbeziehen der kristallinen Struktur unterhydrodisiert und
nicht quellfähig ist.