[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Gießen von Vorprodukten, insbesondere aus
Stahlwerkstoffen wie Brammen, Vorblöcken, Beam Blanks oder dergleichen in einer Stranggießanlage,
mit einer der Gießkokille nachgeordneten, ggfs. in Segmente unterteilten Strangführung,
bestehend aus paarweise einander gegenüberliegende Rollen zur Stützung und Förderung
des erstarrenden Gussstranges, wobei mindestens eine dieser Rollen mit einem Antrieb,
die Antriebsrolle, zur Übertragung von sowohl Führungs- als auch Strangförderkräften
im Zusammenwirken mit geschleppten Rollen mit definierter Anstellkraft gegen den Gußstrang
gedrückt wird. Die Erfindung betrifft auch eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] In Stranggießanlagen, vorzugsweise für Stahlwerkstoffe, zur Herstellung von Brammen,
u. a. Dünnbrammen, Vorblöcken oder Beam Blanks, werden die erzeugten Stränge von der
Kokille bis mindestens zur Durcherstarrung in einem Rollenkorsett gestützt und geführt.
Einzelne Rollen innerhalb dieser Strangführungsstrecke oder hinter ihr werden zur
Überwindung der Ausziehwiderstände, welchen der Strang auf seinem Weg durch die Rollenführung
unterworfen ist, angetrieben. Die Leistung dieser Antriebe wird im allgemeinen so
bemessen, daß einerseits bei jeder denkbaren Betriebssituation ein sicheres Ausfördem
des Stranges gewährleistet ist, andererseits jedoch die Herstellkosten möglichst niedrig
gehalten, und die Antriebe nicht unnötig überdimensioniert werden.
[0003] Die Rollen der Strangführungsstrecke einer Stranggießanlage unterliegen einem ständigen
Verschleiß. Oft wird beobachtet, daß die angetriebenen Rollen stärker verschleißen,
als die geschleppten Rollen. Infolgedessen verändern sich nach und nach die Rollendurchmesser.
Dabei entstehen Durchmesserunterschiede zwischen geschleppten und stärker verschleißenden,
angetriebenen Rollen, die nicht ohne weiteres erkennbar sind.
[0004] Es ist bekannt, zur Sicherstellung des Reibschlusses zwischen angetriebenen Rollen
und einem Strang hydraulisch oder mechanisch anstellbare Hubtraversen einzusetzen.
Diese werden oft, insbesondere zur Vermeidung von Qualitätsminderungen am gegossenen
Endprodukt, mit einer Kraft beaufschlagt, die unterhalb der vom Strang selbst erzeugbaren
Druckkraft entsprechend seiner hydraulischen Höhe (ferrostatischer Druck) liegt. Damit
sollen Strang-Deformationen vermieden werden. Vielfach sind aber auch die angetriebenen
Rollen starr in das Stützgerüst eingebaut bzw. integriert.
[0005] Durch voreilenden Verschleiß von angetriebenen gegenüber geschleppten Rollen kann
es nach mehr oder weniger langer Betriebszeit zu einem allmählichen, in der Regel
als solchen nicht erkennbaren, Verlust an übertragbarer Ausziehkraft des Stranges
kommen. Ein solcher Verlust an übertragbarer Ausziehkraft wird bei anstellbaren Antriebsrollen
durch aufgeschaltete Anstellkraft begrenzt, bei starr eingebauten Antriebsrollen kann
jedoch der Verlust die gesamte übertragbare Tangentialkraft aufzehren. Wenn eine solche
schleichende Veränderung der Ausziehkraft mit einer kritischen Gießsituation in Bezug
auf den Ausziehwiderstand zusammentrifft, kann es zum Steckenbleiben des Stranges
in der Gießmaschine und somit zu einer größeren Störung kommen.
[0006] Um zur Vermeidung derartiger Störungen die physikalisch größtmögliche Traktionskraft
der angetriebenen Rollen auf den Strang zu übertragen, ist bspw. vorgeschlagen worden,
die Antriebsregelung durch eine Antriebsmoment und Drehzahl gleichzeitig verarbeitende
Traktionskontrolle in einem sogenannten Anti-Blockier-System zu erweitern. Eine solche
beim Stand der Technik bekannte Erweiterung ist in der Lage, die aktuell durch Werkstoffpaarung
und Reibwert definierte physikalische Grenze der Traktionskraft vollständig zu nutzen.
Sie kann aber, z. B. bei zu großem Durchmesser- und damit Traktionsverlust das Unterschreiten
der Haftgrenze, auch wenn sie als solche, z. B. empirisch aus Betriebsversuchen, bekannt
wäre, nicht verhindern.
[0007] Die EP 0 908 256 A1 beschreibt ein Verfahren und eine Anlage zur Erzeugung von Brammen
in einer Stranggießanlage, mit einer der Gießkokille nachgeordneten, aus zweigeteilten
Segmenten ausgebildeten Strangführung, worin der Gußstrang mittels Rollen von der
vertikalen Gießrichtung in die horizontale Walzrichtung gefördert und dabei gestützt
wird. Dabei werden die für die Übertragung der Förderkräfte erforderlichen Anstellkräfte
für die Antriebsrollen im allgemeinen mittels Hydraulikzylindern aufgebracht. Hierfür
wird vorgeschlagen, die hydraulischen Klemmzylinder, welche die beiden Segmentrahmenteile
gegen Distanzstücke miteinander verspannen, durch Segmentanstellzylinder zu ersetzen,
wodurch die Anstellkräfte für die Antriebsrolle an den Segmenteinlauf oder -auslauf
verlagert und die Kräfte zur Strangförderung von den Segmentanstelizylindern mit aufgebracht
werden.
[0008] Bei Strangführungsgerüsten in Segmentbauweise, wie bei einer z. B. in der DE 19 63
146 C1 beschriebenen Bogenanlage, welche den Gussstrang aus der vertikalen Gießrichtung
in die horizontale Walzrichtung führen, sind die Ober- und Unterrahmen der Segmente
durch vier an den Ecken außerhalb des Gussstranges angeordnete, die Rahmen verbindende
Hydraulikzylinder gegeneinander verspannt. Die Einstellung auf unterschiedliche Strangdicken
erfolgt durch Distanzstücke, gegen die die Rahmenteile gepresst werden. Eine Veränderung
des Rollenabstandes während des Gießprozesses ist bei dieser Konstruktion nicht möglich.
[0009] Mit der DE 43 06 853 C2 wird vorgeschlagen, zwischen den Distanzstücken und dem jeweiligen
Seitenrahmenteil einen Hydraulikplunger-Zylinder anzuordnen, und dessen Ringkolben
so zu bemessen, daß er im druckentlasteten Zustand die Segmentteile auf den Abstand
der Rollen fixiert, der der gewünschten Strangdicke entspricht. Durch diese Maßnahme
wird zwar eine Einstellung der Führungsrolle auf unterschiedliche Strangdicken möglich,
jedoch erfordert diese Bauart, dass mindestens eine der Rollen, die Antriebsrolle,
durch eigene hydraulische Anstellzylinder (meistens zwei je Antriebsrolle) mit der
erforderlichen Anstellkraft für die Übertragung der Strangförderkräfte gegen den Gussstrang
gepresst wird.
[0010] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine Führung des Gußstranges, vorzugsweise aus der vertikalen Gießrichtung in die
horizontale Walzrichtung, dahingehend zu verbessern, dass ein bei den Rollen im Laufe
der Betriebszeit erfolgender allmählicher Verschleiß mit Verlust der übertragbaren
Ausziehkraft vorausschauend erkennbar wird, um durch rechtzeitige Veranlassung vorbeugender
Instandhaltung einen betrieblichen Störfall, bspw. das Steckenbleiben des Stranges
in der Gießmaschine, zu vermeiden.
[0011] Die erfindungsgemäße Lösung der Aufgabe ist bei dem im Oberbegriff von Anspruch 1
genannten Verfahren die Maßnahme, daß alle Antriebe auf eine vorgegebene Drehzahl
derart geregelt werden, daß ihre Rollenumfangsgeschwindigkeiten innerhalb der Grenzen
einer vorgesehenen Gießgeschwindigkeit gleich sind und die zugehörigen motorischen
Drehmomente (Motormomente) relativ zur Belastbarkeit der Strangschale auf möglichst
gleichmäßigem Niveau unterhalb eines zulässigen Grenzmomentes gehalten werden, und
dass zur Ermittlung des zulässigen Grenzmomentes zunächst an einem einzelnen Antrieb
der Anlage, während alle anderen Antriebe die vorgegebene Soll-Gießgeschwindigkeit
ausregeln, das Antriebsmoment, beginnend bei Null, stetig gesteigert und dabei die
Drehzahl der Antriebsrolle überwacht, und bei einer überproportionalen Drehzahlsteigerung
A das Grenzmoment B festgestellt und der Vorgang abgebrochen wird.
[0012] Mit einer zweckmäßigen Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen,
dass das unmittelbar vor der Drehzahlsteigerung A gemessene Grenzmoment B mit zugehöriger
Drehzahl (Schlupfmoment und Schlupfdrehzahl) unter Berücksichtigung von Randbedingungen,
wie Stahlqualität, Giessgeschwindigkeit, Giessformat, Spritzplan oder dergleichen
in Bezug auf die vermessene Rolle in einem Speicher für spätere Auswertung abgelegt
wird.
[0013] Eine erfindungswesentliche Weiterbildung des Verfahrens besteht darin, dass die Messung
der Grenzdrehzahl A sowie des Grenzmomentes B und deren Abspeicherung sukzessive für
alle angetriebenen Rollen der Anlage durchgeführt und die Messungen entweder manuell
oder nach Programm durchgeführt werden, wobei die Messungen sequentiell wiederholt
und wenigstens einmal nach einer ausreichend langen Einlaufzeit der Anlage bei abgesenkter
Gießgeschwindigkeit auf einem durcherstarrten Bereich des Gussstranges durchgeführt
werden.
[0014] Weiterhin ist mit dem Verfahren nach der Erfindung vorgesehen, daß die vorgenannten
Messungen in jeder Sequenz, d. h. zwischen Anguss und Gießende, oder je einmal innerhalb
eines festzulegenden Zeitraumes, längstens jedoch mit Monatsabständen, durchgeführt
werden.
[0015] Und schließlich sieht eine Ausgestaltung des Verfahrens nach der Erfindung vor, dass
die ermittelten Speicherdaten einem Auswertemodul eingegeben werden, welches die festgestellten
Parameter für Schlupfmoment und Schlupfdrehzahl einschließlich der Gießrandbedingungen
linear oder quadratisch, z. B. nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate, korreliert,
und eine damit erstellbare Trendkurve mit einer aus Versuchen oder theoretischen Überlegungen
ermittelten Kurve für die Haftgrenze verglichen wird, wobei die Trendkurve mit der
Grenzkurve Y zum Schnitt gebracht wird und die Schnittpunktlage die noch verbleibende
Zeit bis zum Erreichen der Funktionsgrenze der Antriebsrollen bezeichnet, und wobei
geplante Betriebsprogramme wie Wartungszeiten etc. berücksichtigt werden. Dabei steigt
die Vorhersagegenauigkeit, wenn eine möglichst weitgehende Annäherung an die zulässige
Grenze erreicht wird, und die Auswertung bevorzugt in einem Prozeßrechner der Anlage
bei automatischer Datenübermittlung erfolgt.
[0016] Wie sich aus dem erfindungsgemäßen Verfahren erkennen lässt, ist Grundlage der Erfindung
die Drehzahlregelung einer Strangführung der genannten Ausprägung mit unterlagerter
Momentenregelung (Lastausgleichsregelung), bei der primär alle Antriebe auf eine Drehzahl
so geregelt werden, dass ihre Rollenumfangsgeschwindigkeit innerhalb der erlaubten
Grenzen gleich sind, gleichzeitig aber auch die Motorströme (Motormomente), relativ
zur Belastbarkeit der Strangschale innerhalb der Anlage, auf möglichst gleichem Niveau
gehalten werden.
[0017] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren kann folgende Regelung für die Rollenantriebe
durchgeführt werden:
1. An einem einzelnen Rollenantrieb der Anlage wird, während alle anderen Rollenantriebe
die aktuell eingestellte Soll-Gießgeschwindigkeit und ein Soll-Drehmoment ausregeln,
bei Null beginnend, das Antriebsmoment allmählich gesteigert. Dabei wird permanent
die Drehzahl der Antriebsrolle überwacht und der Vorgang abgebrochen, sobald ein Drehmoment
erreicht wird, bei dem sich sprunghaft bzw. überproportional die Drehzahl ändert.
2. Das unmittelbar vor der abrupten Drehzahländerung gemessene Grenzmoment und die
zugehörige Drehzahl (Schlupfmoment und Schlupfdrehzahl) werden, unter Berücksichtigung
aktueller Randbedingungen wie Stahlqualität, Gießbreite und -dicke, Spritzplan und/oder
Gießgeschwindigkeit in Bezug auf die gerade vermessene Rolle sowie das sie enthaltende
Rollensegment in einem Langzeitspeicher für späteren Zugriff und Auswertung abgelegt.
3. Die unter Ziffer 1. und Ziffer 2. genannten Maßnahmen werden sukzessive für alle
angetriebenen Rollen der Gießmaschine durchgeführt. Diese Messungen werden erfindungsgemäß
entweder manuell oder nach Programm veranlasst. Die unter Ziffer 1. bis Ziffer 3.
genannten Maßnahmen werden sequentiell wiederholt, mindestens jedoch einmal im stationären
Gießbetrieb nach einer hinreichend langen Einschwingzeit der Gießmaschine bei abgesenkter
Gießgeschwindigkeit, wobei sicherzustellen ist, daß die jeweils zur Messung verwendete
Rolle auf einem durcherstarrten Bereich des gegossenen Stranges läuft.
5. Die unter Ziffer 1. bis Ziffer 4. genannten Maßnahmen werden regelmäßig, bspw.
in jeder Sequenz, zwischen einem neuen Anguss und dem Gießende, oder einmal innerhalb
eines Bezugszeitraumes, längstens aber in Monatsabständen, durchgeführt.
6. Die gemessenen und gespeicherten Daten werden in einem Auswertemodul mit bei den
vorhergehenden Messungen protokollierten Randbedingungs-Parametem korreliert, wobei
eine Trendkurve für Drehzahl und Schlupf mit einer Grenzkurve zum Schnitt gebracht
wird, deren Schnittpunkte, die zum Zeitpunkt der Berechnung noch zu erwartende Zeit
bis zum Erreichen der Funktionsgrenze der Antriebsrollen angeben.
[0018] Eine Anlage zum Gießen von Vorprodukten, insbesondere aus Stahlwerkstoffen der im
Oberbegriff von Anspruch 1 genannten Art, zur Durchführung des Verfahrens nach der
Erfindung, umfaßt Mittel zum Speichern und Übertragen von Messdaten, insbesondere
der antreibbaren Rollen und ggfs. der ihnen zuordenbaren Segmente, auf ein Datenerfassungssystem
der Anlage. Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, daß das Datenerfassungssystem eine
Algorithmuseinheit zur Verknüpfung des mittleren Verschleißes geschleppter Rollen
mit dem der angetriebenen Rollen umfaßt, wobei die Algorithmuseinheit mit einer Informationseinheit
für Betriebsdaten, bspw. aus Betriebsversuchen oder aus theoretischen Berechnungen
auf Basis des Standes der Technik datentechnisch verknüpft ist.
[0019] Weitere Ausgestaltungen der Anlage sind entsprechend den Unteransprüchen vorgesehen.
[0020] Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehenden
Erläuterung eines in den Zeichnungen schematisch dargestellten Ausführungsbeispieles.
Es zeigen:
- Figur 1
- Die Strangführung einer Stranggießanlage mit Rollensegmenten nach dem Stand der Technik;
- Figur 2
- einen Schnitt durch ein Rollensegment nach dem Stand der Technik mit dargestelltem
Antrieb;
- Figur 3
- eine graphische Darstellung der aufzubringenden Kräfte auf ein Rollensegment entsprechend
Figur 2;
- Figur 4
- einen Schnitt durch ein Rollensegment mit in die Segmentanstellung durch endständige
Anstellzylinder integrierter Antriebsrolle;
- Figur 5
- eine graphische Darstellung der aufzubringenden Kräfte auf ein Rollensegment entsprechend
Figur 4;
- Figur 6
- einen Schnitt durch ein Rollensegment gemäß Erfindung mit endständig angetriebener
integrierter Antriebsrolle;
- Figur 7
- eine graphische Darstellung zur Ermittlung vom Grenzmoment mit zugehöriger Drehzahl
(Schlupfmoment und Schlupfdrehzah);
- Figur 8
- eine graphische Darstellung einer erfindungsgemäßen Antriebsmomentendiagnose für normalen
Betriebsfall bzw. für Drehzahlerhöhung bis zur Grenzdrehzahl bzw. Grenzmoment.
[0021] Figur 1 zeigt eine Strangführung 10 einer Stranggießanlage bspw. für Dünnbrammen,
umfassend eine Anzahl von Rollensegmenten 14, 14', mittels welcher ein aus der Kokille
11 austretender Gussstrang 12 mittels einander gegenüberliegender Rollen 13, in einer
Bogenform aus der Gießrichtung in die waagerechte Walzrichtung 15 geführt und mittels
Antriebsrollen 13' ausgefördert wird.
[0022] Bei einigen dieser Rollensegmente 14, 14' ist jeweils eine der Rollen 13, bspw. im
Segment 3 und 4, als Antriebsrolle 13' mit Antriebsmitteln ausgebildet und an der
Innenseite des Bogens der Strangführung 10 angeordnet. Bei daran anschließenden Rollensegmenten
5 bis 8 sind jeweils in Segmentmitte je zwei gegenüberliegende Antriebsrollen 13'
vorgesehen, die den Strang stützen und fördern.
[0023] Im anschließenden horizontalen Auslauf des Stranges 12 sind die Rollensegmente 10,
11, 12 ebenfalls mit einander gegenüberliegenden angetriebenen Rollenpaaren 13' versehen.
[0024] Figur 2 zeigt ein nach dem Stand der Technik ausgebildetes Rollensegment 14, 14'
mit einer Antriebsrolle 13', angetrieben vom Motor 21 über das Getriebe 22 und die
Antriebswelle 23.
[0025] Das Rollensegment 14, 14' besteht aus einem Segment-Oberrahmen 16, welcher mittels
Hydraulikklemmzylindern 17 gegen den Segmentunterrahmen 18 gedrückt wird. Dabei sind
Distanzstücke 19 vorgesehen, die für einen gleichbleibenden Abstand der Rahmenteile
16, 18 voneinander sorgen. Die in der Mitte des Segmentes 14, 14' im Segmentoberrahmen
16 angeordnete Antriebsrolle 13' bringt auf den Strang 12, entsprechend der graphischen
Darstellung in Figur 3, die erforderlichen Strangförderkräfte 26' auf, wogegen die
übrigen Rollen 13 des Segmentrahmens 16, 18 die zur Segmentverspannung erforderlichen
Klemmkräfte 26, aufbringen, damit die in den Segmentrahmenteilen 16, 18 gelagerten
Rollen 13, 13' ihre Funktionen als Stütz- und Förderorgane zum Transport des Gussstranges
12 in Förderrichtung 15 erfüllen können.
[0026] Die Figuren 4 und 5 zeigen ein Segment 14, 14', ebenfalls einer Bauart nach dem Stand
der Technik.
[0027] Anstelle der bei den Rollensegmenten 14, 14' der Figur 2 zur Verspannung der Segmentrahmenteile
16, 18 verwendeten Hydraulikklemmzylinder 17, welche gegen Distanzstücke 19 wirkend
mit unveränderlichem Abstand die beiden Segmentrahmenteile 16, 18 gegeneinander verspannen,
sind bei der Segmentbauart gemäß Fig. 4 positions- und kraftgeregelte Segmentanstellzylinder
17' zur regelbaren Verspannung der Segmentrahmenteile 16, 18 vorgesehen. Bei dieser
Bauart ist die Antriebsrolle 13' am vorderen oder auch am hinteren Segmentrand angeordnet,
weil mit Hilfe der positions- und kraftgeregelten Segmentanstellzylinder 17' die erforderliche
Anstellkraft die Antriebsrolle 13' zum Segmentrand hin verlagert wurde, sodaß ein
separater Anstellzylinder für die Antriebsrolle 13', entsprechend Figur 2, nicht mehr
erforderlich ist.
[0028] Die hierbei sich ergebende Kombination der Anstellkräfte und Strangförderkräfte 26,
26' ist aus der Figur 5 ersichtlich.
[0029] Ein Segmentantriebskonzept mit integrierter Antriebsrolle 13' und Mitteln zur Durchführung
der Erfindung ist der Zusammenschau der Figuren 6 bis 8 zu entnehmen. Dabei entspricht
die Bauart des Rollensegmentes 14, 14' mit endständig angetriebener Antriebsrolle
13' prinzipiell der Konstruktion des Rollensegmentes 14, 14' gemäß Figur 4.
[0030] Gemäß Figur 7 wird in Verbindung mit dem Antriebsmotor zur Ermittlung des Grenzmomentes
das Antriebsmoment der Antriebsrolle 13', während alle anderen Antriebe die vorgegebenen
Soll-Gießgeschwindigkeit ausregeln, durch Steigerung der Strangförderkraft 27, beginnend
bei Null, stetig gesteigert, womit auch das auf den Strang 12 übertragbare Drehmoment,
ebenfalls beginnend bei Null, stetig gesteigert wird.
[0031] Hierzu zeigt das Diagramm der Figur 8 zunächst den normalen Betriebsfall bei konstanter
Drehzahl und konstantem Drehmoment, bis zum Ende des horizontalen Verlaufs im Schnittpunkt
mit der vertikalen Linie Y. Bei der dann erfolgenden, zunächst stetigen Steigerung
in eine Beschleunigungskurve mit annähernd quadratischem Anstieg, wird der Schnittpunkt
A mit der vertikalen Linie G bei der Grenzdrehzahl erreicht.
[0032] Diese Grenzdrehzahl ist dadurch charakteristisch, dass das ihr entsprechende Grenzmoment,
anschließend an den Schnittpunkt B mit der Grenzlinie G überproportional abfällt.
[0033] Das Verfahren zur Ermittlung von Grenzdrehzahl und Grenzmoment und die dazu führenden
Arbeitsschritte sind in der Figur 7 dargestellt.
[0034] Daraus ist ersichtlich, daß das Datenerfassungssystem 20 der Anlage eine erste Recheneinheit
31 zur Vorgabe von Drehzahl und Drehmoment für jeden Strangantrieb besitzt, und zwar
unter Beaufschlagung einer mit dem Motor 21 zumindest über eine Antriebsrolle 30'
gekoppelten zweiten Recheneinheit 32 mit Mitteln zum SOLL/IST-Vergleich von Drehzahl
und Drehmoment im Zusammenwirken mit einer dritten Recheneinheit 33 zur Regelung der
erforderlichen Segment-Anstellungen durch die Anstellzylinder 17, 17', sowohl für
die Grundfunktionen, nämlich Anstellung 26 für Temperaturschrumpf- und Softreduktion
des Rollensegmentes 14, 14', als auch gemäß Pfeil 27 für die erfindungsgemäßen Zusatzfunktionen
wie Schlupfdiagnose und Maximierung des Antriebsmomentes.
[0035] Dabei kann von der weiteren Maßnahme Gebrauch gemacht sein, dass der zweiten Recheneinheit
22 ein Temperatursensor 25 aufgeschaltet ist. Und schließlich kann jedem mit einer
Antriebsrolle 13' zur Antriebsmomentdiagnose versehenen Rollensegment 14, 14' ein
individueller Datenspeicherchip 24 zugeordnet sein, der bspw. am oberen Segmentrahmen
16 des Segmentes 14, 14' oder an einer anderen Stelle des Segmentes angeordnet sein
kann.
[0036] Mit Hilfe der beschriebenen Erfindung ist es möglich,
* unvorhergesehene Ausförderprobleme des Stranges aufgrund des Verschleißes von angetriebenen
Rollen zu vermeiden,
* auf einen prophylaktischen Austausch von Rollen bzw. ihren Traggerüsten oder Segmenten
ganz zu verzichten und Wartung nur dann vorzunehmen, wenn sie physikalisch erforderlich
ist oder
* das zu vergießende Produktionsprogramm auf die aktuellen Ausziehkraftreserve anzupassen,
* langfristig Erfahrungen über die Verschleißhistorie der Gießmaschine zu sammeln
und damit
- einerseits die im Verfahren erforderlichen Grenzkriterien und
- andererseits beispielsweise auch die eingesetzten Rollenwerkstoffe oder
- das Betriebsprogramm der Anlage
zu optimieren,
* den Einsatz von nicht angestellten Antriebsrollen für den Betreiber einschätzbar
und infolgedessen sicher zu machen und damit die Investition sowie Betriebskosten
zu senken,
* bei maschinenzugeordeten Speichermedien gleichzeitig noch weitere Informationen
über den Lebenszyklus der Einrichtung zu erhalten und die damit die vorausschauende
Wartung treffsicherer zu machen;
* bei Einsatz von nicht angestellten Antriebsrollen die maximal mögliche Antriebsleitung
durch Veränderung des Anstellwinkels kurzzeitig (bei Ausförderproblemen) zur Verfügung
zu stellen. Hierbei kann das Prinzip der Anti-Schlupf-Regelung ergänzend zur Anwendung
gebracht werden.
Bezugszeichen
[0037]
- 10
- Strangführung
- 11
- Kokille
- 12
- Gussstrang
- 13
- Rollen
- 13'
- Rollen mit Antrieb
- 14
- Rollensegment
- 15
- Förderrichtung
- 16
- Segmentoberrahmen
- 17
- Hydraulikklemmzylinder
- 17'
- Segmentanstellzylinder
- 18
- Segmentunterrahmen
- 19
- Distanzstück
- 20
- Datenerfassungssystem
- 21
- Motor
- 22
- Getriebe
- 23
- Gelenkwelle
- 24
- Speicherchips
- 25
- Temperatursensor
- 26
- Anstellkräfte
- 26'
- Strangförderkräfte
- 27
- Strangförderkraft
- 31
- Recheneinheit
- 32
- Recheneinheit
- 33
- Recheneinheit
1. Verfahren zum Gießen von Vorprodukten insbesondere aus Stahlwerkstoffen wie Brammen,
Vorblöcken, Beam Blanks oder dgl., in einer Stranggießanlage mit einer der Gießkokille
(11) nachgeordneten, ggfs. in Segmente (14, 14') unterteilten Strangführung (10),
bestehend aus paarweise einander gegenüberliegende Rollen (13, 13') zur Stützung und
Förderung des erstarrenden Gussstranges (12), wobei mindestens eine dieser Rollen
(13, 13') mit einem Antrieb, die Antriebsrolle (13'), zur Übertragung von sowohl Führungs-,
als auch Strangförderkräften im Zusammenwirken mit geschleppten Rollen mit definierter
Anstellkraft gegen den Gussstrang (12) gedrückt wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass alle Antriebe (21 - 23) bzw. Antriebsrollen (13') auf eine vorgegebene Drehzahl
derart geregelt werden, dass ihre Rollenumfangsgeschwindigkeit innerhalb der Grenzen
einer vorgesehenen Gießgeschwindigkeit gleich sind und die zugehörigen motorischen
Drehmomente (Motormomente) relativ zur Belastbarkeit der Strangschale auf möglichst
gleichmäßigem Niveau unterhalb eines zulässigen Grenzmomentes gehalten werden, und
dass zur Ermittlung des zulässigen Grenzmomentes, zunächst an einem einzelnen Antrieb
der Anlage, während alle anderen Antriebe die vorgegebene SOLL-Giessgeschwindigkeit
ausregeln, das Antriebsmoment, beginnend bei Null, stetig gesteigert und dabei die
Drehzahl der Rolle (13') überwacht, und bei einer überproportionalen Steigerung der
Drehzahl (A) das Grenzmoment (B) festgestellt und der Vorgang abgebrochen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das unmittelbar vor der Drehzahlsteigerung (A) gemessene Grenzmoment (B) mit
zugehöriger Drehzahl (Schlupfmoment und Schlupfdrehzahl) unter Berücksichtigung von
Randbedingungen wie Stahlqualität, Gießgeschwindigkeit, Gießformat und Spritzplan
oder dgl. in Bezug auf die vermessene Rolle (13') in einem Speicher (24) für spätere
Auswertung abgelegt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Messung der Grenzdrehzahl (A) sowie des Grenzmomentes (B) und deren Abspeicherung
sukzessive für alle angetriebenen Rollen der Anlage durchgeführt und die Messungen
entweder manuell oder nach Programm durchgeführt werden, wobei die Messungen sequentiell
wiederholt und wenigstens je einmal nach einer ausreichend langen Einlaufzeit der
Anlage bei abgesenkter Gießgeschwindigkeit auf einem durcherstarrten Bereich des Gussstranges
(12) durchgeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die vorgenannten Messungen in jeder Sequenz, zwischen Anguss und Gießende, oder
je einmal innerhalb eines festzulegenden Zeitraumes, längstens jedoch mit Monatsabständen,
durchgeführt werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Speicherdaten einem Auswertemodul eingegeben werden, dass die ermittelten
Parameter für Schlupfmoment und Schlupfdrehzahl einschließlich der Gießrandbedingungen
linear oder quadratisch, z. B. nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate, korreliert,
und eine damit erstellbare Trendkurve mit einer aus Versuchen oder theoretischen Überlegungen
ermittelten Kurve für die Haftgrenze verglichen wird, wobei die Trendkurve mit der
Grenzkurve (Y) zum Schnitt gebracht wird, und deren Schnittpunkte die noch verbleibende
Zeit bis zum Erreichen der Funktionsgrenze der Antriebsrollen (13') bezeichnen, wobei
geplante Betriebsprogramme, Wartungszeiten etc. berücksichtigt werden.
6. Anlage zum Gießen von Vorprodukten, insbesondere aus Stahlwerkstoffen der im Oberbegriff
von Anspruch 1 genannten Art, zur Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung,
umfassend Mittel zum Speichern und Übertragen von Messdaten, insbesondere der antreibbaren
Rollen (13') auf ein Datenerfassungssystem (20) der Anlage,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Datenerfassungssystem (20) eine Algorithmuseinheit zur Verknüpfung des mittleren
Verschleisses geschleppter Rollen mit dem der angetriebenen Rollen (13') umfasst,
wobei die Algorithmuseinheit mit einer Informationseinheit für Betriebsdaten bspw.
aus Betriebsversuchen, oder aus theoretischen Berechnungen auf Basis des Standes der
Technik, datentechnisch verknüpft ist.
7. Anlage nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Prozessrechner (20) eine erste Einheit (31) zur Lastenausgleichsregelung
durch Vorgabe von Drehzahl und Drehmoment an alle Rollenantriebe (13') besitzt, die
mit einer zweiten Einheit (32) mit Mitteln zum SOLL/IST-Vergleich von Drehzahl und
Drehmoment gekoppelt ist und die mit dem Motor (21) zumindest über eine Antriebsrolle
(13') verbunden ist, wobei die zweite Einheit (32) mit einer dritten Einheit (33)
zur Regelung einer erforderlichen Segment-Anstellung durch Anstell-Zylinder (17, 17')
sowohl für die Anstellung (26) für Temperaturschrumpf und Softreduktion, als auch
für die Anstellung (27) für die Schlupfdiagnose des Antriebsmomentes, zusammenwirkt.
8. Anlage nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweiten Einheit (32) des Prozeßrechners (20) ein Temperatursensor (25) aufgeschaltet
ist.
9. Anlage nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass jedem mit einer Antriebsrolle (13') zur Antriebsmomentdiagnose versehenen Rollensegment
(14, 14') ein individueller Datenspeicherchip (24) zugeordnet ist.