[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Offenend-Spinnmaschinen (nachfolgend als OE-Spinnmaschinen
bezeichnet). Diese weisen eine Vielzahl von Arbeitsstellen auf, welche im unteren
Geschwindigkeitsbereich Fadengeschwindigkeiten bis rund 250 m/min (OE-Rotorspinnmaschinen)
und im oberen Geschwindigkeitsbereich Fadengeschwindigkeiten bis rund 500 m/min (OE-Luftspinn-
und OE-Friktionsspinnmaschinen) aufweisen. Die OE-Spinnmaschinen sind als sogenannte
Längsteilmaschinen mit einem zentralen Antrieb und Antriebsstangen für die Arbeitsstellen
ausgebildet. Jede Arbeitsstelle ist jeweils mit einer Spinneinheit und einer Spuleinrichtung
ausgerüstet. In den Spinneinheiten wird das in Spinnkannen vorgelegte Faserband zu
Garn gesponnen, welches auf den Spuleinrichtungen zu Kreuzspulen aufgewickelt wird.
Im Verlauf der Herstellung der Kreuzspulen muss zweimal, vor und nach dem Wickeln,
an einer definierten Stelle relativ zur Spulenachse eine Anzahl von Fadenwicklungen
erstellt werden. Diese Fadenwicklungen werden als Fadenreserve und als Endwicklung
bezeichnet, wobei für die Endwicklung auch die Bezeichnung Endwulst gebräuchlich ist.
Sowohl die Fadenreserve als auch die Endwicklung dienen dazu, auf Gattern oder ähnlichen
Aufsteckeinrichtungen hintereinander liegende Spulen miteinander zu verbinden, so
dass die Spulen kontinuierlich hintereinander ablaufen können.
Die Fadenreserve, die dazu dient, auf einer vollen Spule den Fadenanfang sicher zu
finden, wird vor dem Wickeln des Wickelkörpers auf der Hülse der Spule durch Wickeln
einer geringen Anzahl von Garnwindungen an einem Hülsenende hergestellt, wobei das
zuerst auf die Hülse aufgebrachte Fadenstück durch Windungen der Fadenreserve überdeckt
und fixiert wird. Die Endwicklung, die dazu dient, auf einer vollen Spule das Fadenende
sicher zu finden, wird einige Windungen vor Erreichen der vorgesehenen Spulenlänge
beispielsweise auf der Spulenhülse platziert.
Da die OE-Spinnmaschinen nach dem Stand der Technik als Längsteilmaschinen ausgeführt
sind, bei denen alle Verlegeeinrichtungen die gleiche Hubbewegung ausführen und nicht
individuell steuerbar sind, sind für die Herstellung der Fadenreserve und der Endwicklung
zusätzliche mechanische Mittel erforderlich, welche die betreffende Maschine verteuern.
Für die Erstellung der Endwicklung sind Mittel bekannt, welche die Endwicklung auf
der Spulenhülse platzieren, was in einem separaten Arbeitsgang und an einem speziellen
Arbeitsort erfolgt, so dass die betreffende Spule nicht an ihrer Arbeitsposition fertiggestellt
werden kann.
[0002] Bei einer in der DE-A-42 11 749 beschriebenen Vorrichtung zur Erstellung einer Fadenreserve
wird der Faden zunächst durch eine in den Hülsenteller integrierte Fangnase mitgenommen
und auf die Hülse aufgewickelt, wobei der Faden im Moment des Ergreifens durch die
Fangnase von einer Klemmschere freigegeben wird. Der Faden wird durch die Fangnase
mitgenommen, gerät in einen Fangschlitz und wird zwischen der Stirnseite der Hülse
und dem Hülsenteller eingeklemmt. Dann wird der Faden an einen speziellen Fadenheber
übergeben, welcher die Fadenreserve herstellt. Dabei findet eine Bewegung statt, welche
verhindert, dass sich die Fadenreserve an der fertigen Spule ohne Eingriff von aussen
lösen kann. Das Garnstück zwischen Hülsenteller und der ersten Windung der Fadenreserve
wird durch ein scherenartiges Werkzeug abgeschnitten. Mit dieser Vorrichtung kann
zwar eine Fadenreserve einer definierten Länge und mit sicherer Fixierung auf dem
Hülsenende gebildet werden, es wird aber ein separater Fadenführer für die Bildung
der Fadenreserve benötigt.
Durch die Erfindung soll nun eine Vorrichtung zur Erstellung einer Fadenreserve und/oder
einer Endwicklung auf einer eine Fadenverlegung aufweisenden Aufwickelvorrichtung
einer OE-Spinnmaschine angegeben werden, welche zur Erstellung der Fadenreserve beziehungsweise
der Endwicklung keine zusätzlichen mechanischen Mittel erfordert.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass an der Spinnstelle ein frei
positionierbarer und unabhängig von anderen Arbeitspositionen bewegbarer Fadenführer
vorgesehen ist, welcher Teil der Fadenverlegung bildet und für die Erstellung einer
Fadenreserve und/oder einer Endwicklung für eine einstellbare Zeit an der dafür vorgesehenen
Stelle positionierbar ist.
Die erfindungsgemässe Lösung hat den Vorteil, dass zur Erstellung der Fadenreserve
und/ oder der Endwicklung der ohnehin vorhandene Fadenführer der Fadenverlegung verwendet
wird und somit keinerlei Zusatzaufwand erforderlich ist.
Eine erste bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass der Fadenführer für die Erstellung einer Fadenreserve so positioniert
wird, dass der Faden ausserhalb des normalen Wickelbereichs aufgewickelt wird.
Eine zweite bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass die Anzahl der Windungen der Fadenreserve einstellbar ist.
Eine dritte bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass der Fadenführer für die Erstellung der Endwicklung so positioniert
wird, dass der Faden innerhalb des normalen Wickelbereichs aufgewickelt wird.
Eine vierte bevorzugte Ausführungsform der erfindungsgemässen Vorrichtung ist dadurch
gekennzeichnet, dass der Fadenführer für die Erstellung der Endwicklung so positioniert
wird, dass der Faden ausserhalb des normalen Wickelbereichs aufgewickelt wird.
[0003] Wenn der Fadenführer für die Erstellung der Endwicklung so positioniert wird, dass
sich der Faden innerhalb des normalen Wickelbereichs befindet, wird die Endwicklung
auf dem Spulenkörper erstellt. In diesem Fall ist zu beachten, dass die Erstellung
der Endwicklung bei verminderter Aufwickelspannung erfolgt, damit in der Spule keine
Einschnürungen entstehen. Vorzugsweise weist die Endwicklung einen von der Normalwicklung
abweichenden, kleineren Kreuzungswinkel auf.
Wenn der Fadenführer für die Erstellung der Endwicklung so positioniert wird, dass
sich der Faden ausserhalb des normalen Wickelbereichs befindet, wird die Endwicklung
auf der Spulenhülse erstellt. Da dann die Aufwickelgeschwindigkeit nicht mehr der
Oberflächengeschwindigkeit der Spule entspricht, wird die Drehzahl der Spule entsprechend
dem jeweiligen Leerhülsendurchmesser erhöht. In diesem Fall ist es vorteilhaft, die
Endwicklung am gleichen Ende der Spulenhülse zu platzieren wie die Fadenreserve, damit
bei der Weiterverarbeitung in einem Spulengatter der Zugriff zu Endwicklung und Fadenreserve
von einer Seite der Spule möglich ist.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und der Zeichnungen
näher erläutert; es zeigt:
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Spulstelle einer OE-Spinnmaschine,
Fig. 2 eine Ansicht einer Spulenhülse mit einer Fadenreserve,
Fig. 3 eine Ansicht einer vollen Spule mit einer Endwicklung auf dem Spulenkörper;
und
Fig. 4 eine Ansicht einer vollen Spule mit einer Endwicklung auf der Spulenhülse.
Die in Fig. 1 dargestellte Spulstelle ist als autonomes Spulkopfmodul mit Einzelantrieben
für die herzustellende Spule und die Fadenverlegung ausgebildet. Das Spulkopfmodul
besteht darstellungsgemäss aus einem abgewinkelten Träger 1, auf dem im wesentlichen
ein Antrieb 2 für eine Reibwalze 3, ein Antrieb 4 für eine Fadenverlegung, hier durch
einen Fadenverlegehebel 5 dargestellt, und eine Spulkopfsteuerung 6 angeordnet sind.
Die Spulkopfsteuerung 6 ist an eine nicht dargestellte Stromversorgung angeschlossen.
Dieses Spulkopfmodul bildet eine kompakte Baueinheit, die auf der vorgesehenen Textilmaschine,
beispielsweise einer OE-Spinnmaschine, einfach montiert werden kann. Der Träger 1
kann so ausgebildet sein, dass er neben seiner Funktion als Träger der einzelnen Teile
des Spulkopfmoduls zusätzliche Aufgaben, wie beispielsweise die Funktion eines Kühlkörpers
der Steuerung, übernimmt.
Die Reibwalze 3 ist für den kraftschlüssigen Antrieb einer Spule 7 vorgesehen, welche
zu diesem Zweck am Mantel der Reibwalze 3 aufliegt. Der Reibwalzenantrieb 2 ist vorzugsweise
so ausgebildet, dass sein Motor in den Hohlkörper der Reibwalze 3 integriert und die
Reibwalze auf der Motorwelle fixiert ist, was zu einer sehr kompakten Länge des Systems
Reibwalzenantrieb + Reibwalze führt. Ausserdem ist für die Reibwalze 3 wegen deren
Fixierung auf der Motorwelle keine eigene Lagerung erforderlich, was zu einer Kosteneinsparung
führt. Ein weiterer Vorteil dieser Bauweise liegt darin, dass die Reibwalze 3 wegen
der freien Zugänglichkeit des Spulkopfmoduls von der einen, darstellungsgemäss der
rechten, Seite einfach zu montieren ist. Der Motor des Reibwalzenantriebs 2 ist vorzugsweise
ein Schrittmotor.
Grundsätzlich kann für den Antrieb der Spule 7 anstatt der Reibwalze 3 eine motorisch
angetriebene Spindel verwendet werden, auf welche die Spule aufgesteckt wird. Ein
solcher Direktantrieb ist bei hohen und sehr hohen Spulgeschwindigkeiten vorteilhaft,
wogegen bei tieferen Spulgeschwindigkeiten, wie sie beispielsweise auf Rotorspinnmaschinen
die Regel sind, die Vorteile des Reibwalzenantriebs überwiegen. Diese Vorteile bestehen
hauptsächlich in tieferen Kosten und darin, dass bei der Reibwalze das Massenträgheitsverhältnis
von Antrieb zu Spule wesentlich kleiner ist als beim Direktantrieb, so dass Motoren
kleinerer Leistung eingesetzt werden können. Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch
die Verwendung eines Schrittmotors für den Reibwalzenantrieb, weil der Schrittmotor
gegenüber einem bürstenlosen Asynchronmotor bei tieferen Drehzahlen ein wesentlich
höheres Drehmoment aufweist.
Bei der Dimensionierung der Reibwalze ist darauf zu achten, dass deren Durchmesser
möglichst klein gehalten wird. Denn dann besteht zwischen Reibwalze 3 und Spule 7
eine Untersetzung, was sich auf das auf den Motor der Reibwalzenantriebs 2 wirkende
Trägheitsmoment reduzierend auswirkt. Dem Reibwalzenantrieb 2 und der Spule 7 ist
je ein Drehzahlsensor 8 bzw. 9 zugeordnet. Beide Drehzahlsensoren 8 und 9 sind an
die Spulkopfsteuerung 6 angeschlossen und liefern dieser die aktuellen Drehzahldaten,
aus denen unter anderem die Fadenlänge und der Spulendurchmesser berechnet werden
können. Letzteres ist insbesondere für die Realisierung von vom Spulendurchmesser
abhängigen Wickelgesetzen (Präzisionswicklung und Stufenpräzisionswicklung) erforderlich.
Der Fadenverlegehebel 5 sitzt auf einer Drehachse 10 und weist an seinem von der Drehachse
10 entfernten Ende einen Fadenführungsschlitz 11 auf. Der aufzuspulende Faden (nicht
eingezeichnet) läuft von einer Vorratsspule oder von einem Herstellungs- oder Bearbeitungsprozess
über eine eine Steuerkurve bildende Bogenplatte 12, die in der Zeichnung durch ihre
Kontur angedeutet ist, durch den Fadenführungsschlitz 11 zur Spule 7. Die gegenseitige
Lage von Fadenverlegehebel 5 und Bogenplatte 12 und die Länge des Fadenführungsschlitzes
sind so gewählt, dass der Faden bei der Bewegung des Fadenverlegehebels 5 den Grund
des Fadenführungsschlitzes 11 nicht berührt. Dadurch ist gewährleistet, dass der Fadenverlauf
von der Bogenplatte 12 bis zur Spule 7 immer die gleiche, vom Durchmesser der Spule
unabhängige, Geometrie aufweist. Anstatt der Bogenplatte 12 kann auch eine gerade
Führungsschiene verwendet werden.
Der Fadenverlegehebel 5 führt im Betrieb eine oszillierende, hin- und hergehende,
Bewegung aus und bewegt sich dabei nach den Gesetzmässigkeiten der Fadenaufwicklung
innerhalb eines Schwenkwinkels von etwa 30° bis 60°. Die den Fadenverlegehebel 5 tragende
Drehachse 10 ist in den Innenraum eines staubdicht verschlossenen Gehäuses (nicht
dargestellt) geführt, in welchem auf der Drehachse ein verzahntes Winkelsegment 13
sitzt, welches über ein Zahnpulli 14 des Verlegeantriebs 4 angetrieben ist. Der Motor
des Verlegeantriebs 4 ist vorzugsweise durch einen Schrittmotor gebildet. Bezüglich
des staubdicht verschlossenen Gehäuses wird auf die europäische Patentanmeldung Nr.
99 107 229.9 verwiesen. Der Fadenverlegehebel 5 kann zur Reduktion des Trägheitsmoments
mit Durchbrechungen (nicht dargestellt) versehen sein. Sein Querschnitt kann zur Erhöhung
der Stabilität die Form eines U- oder Doppel-T- oder Kreuzprofils aufweisen.
Das Winkelsegment 13 und das Zahnpulli 14 weisen verschiedene Durchmesser auf, so
dass zwischen dem auf der Motorachse montierten Zahnpulli 14 und dem Winkelsegment
13 ein Untersetzungsverhältnis zwischen i=2 und i=20 besteht. Dadurch wirken die Massenträgheitsmomente,
die zum grössten Teil durch den Fadenverlegehebel 5 verursacht sind, auf die Motorwelle
nur noch mit einem Faktor 1/i
2 und es kann ein kostengünstiger Antriebsmotor mit relativ geringer Leistung eingesetzt
werden. Gleichzeitig verbessert sich bei Verwendung eines Schrittmotors für den Verlegeantrieb
4 die inkrementale Bewegung (Auflösegenauigkeit) des Fadenverlegehebels 5 um den Untersetzungsfaktor
i.
Mit dem Bezugszeichen 15 ist ein mechanischer Anschlag für den Fadenverlegehebel 5
bezeichnet, der als Referenzpunkt für die Position des Fadenverlegehebels 5 dient.
Dieser Referenzpunkt definiert die Ausgangsstellung des Fadenverlegehebels 5, relativ
zu der die für den jeweiligen Hub erforderlichen Schritte des durch einen Schrittmotor
gebildeten Motors des Verlegeantriebs 4 definiert werden. Eine Referenzierung muss
bei jeder neuen Inbetriebnahme des Spulkopfmoduls vorgenommen werden, ebenso immer
dann, wenn das Verlegeaggregat stromlos war oder der Schrittmotor seine Position verloren
hat.
Als Option kann das Spulkopfmodul mit einem den Durchgang des Fadenverlegehebels 5
durch die Hubmitte detektierenden Sensor ergänzt werden (siehe EP-A-0 453 622), um
die Länge des Hubs von der Hubmitte bis zu den Umkehrpunkten zu überwachen und eine
Korrektur allfälliger Fehler in der Hubbewegung zu ermöglichen. Dieser Sensor kann
beispielsweise durch einen auf dem Winkelsegment 13 angeordneten magnetischen Geber
und einen diesem zugeordneten, ortsfesten Abtaster gebildet sein. Bei Verwendung eines
Schrittmotors ist aber eine derartige Überwachung nicht erforderlich, weil höchstens
Schritte verloren gehen können, der programmierte Hub also nicht ganz erreicht würde.
Wenn auf eine Korrektur solcher Fehler verzichtet wird, kann das System im Open-Loop-Modus
betrieben werden. Das bedeutet, dass das System als kostengünstige Steuerung und nicht
als wesentlich teureres rückgekoppeltes Regelsystem ausgeführt ist.
Mit ein Grund für die Möglichkeit, das System im Open-Loop-Modus betreiben zu können,
ist die beschriebene Reduktion des auf die Motorwelle wirkenden Trägheitsmoments.
Denn diese Reduktion hat zur Folge, dass die Fadenverlegung rein mechanisch sehr robust
ist, so dass in der Regel die programmierten Hublängen auch eingehalten werden und
keine Abweichungen auftreten. Erst bei Aggregaten für höhere und höchste Geschwindigkeiten
empfiehlt es sich, das System als rückgekoppeltes Regelsystem auszuführen. In diesem
Fall ist es vorteilhaft, auf der Motorwelle des Motors des Verlegeantriebs 4 einen
Winkelsensor vorzusehen, um anhand der Winkelposition der Motorwelle die Hubposition
des Fadenverlegehebels 5 zu bestimmen und bei Abweichungen zwischen Ist- und Sollwert
den Motor entsprechend nachzuregeln. Für noch höhere Geschwindigkeiten können Energiespeicher
zur Beeinflussung der Verzögerung und Beschleu-nigung des Fadenverlegehebels 5 bei
seiner Bewegungsumkehr vorgesehen sein. Bezüglich derartiger Energiespeicher wird
auf die EP-A-0 838 422 verwiesen.
Das Winkelsegment 13 kann als Zahnradsegment ausgebildet sein und mit dem Zahnpulli
14 in direktem Eingriff stehen. Aus Verschleiss- und Dämpfungsgründen ist es jedoch
vorteilhaft, das Winkelsegment 13 nicht zu verzahnen, sondern mit einem Zahnriemen
zu bestücken, der mit dem Zahnpulli 14 in Eingriff steht. Vorzugsweise ist der Zahnriemen
nicht endlos sondern als Riemenstück ausgebildet, dessen Enden am Winkelsegment 13
formschlüssig befestigt sind. Bei sehr wenigen Doppelhüben des Fadenverlegehebels
5 pro Minute, was beispielsweise bei Parallelspulern der Fall ist, kann auch ein direkt
verzahntes Winkelsegment 13 verwendet werden.
Die Geschwindigkeit des Schrittmotors des Verlegeantriebs 4 wird von der Spulkopfsteuerung
6 über den Hub derart verändert, dass eine konstante Fadengeschwindigkeit parallel
zur Achse der Spule 7 auch dann resultiert, wenn der Fadenverlegehebel 5 mit seinem
mit dem Fadenführungsschlitz 11 versehenen Ende eine Kreisbahn beschreibt. Die Geometrie
der Bogenplatte 12 kann so gewählt werden, dass bei konstanter Drehzahl des Fadenverlegeantriebs
4 eine konstante Geschwindigkeitskomponente des Fadens parallel zur Spulenachse resultiert.
Der Verlegeantrieb 4 kann auch ausserhalb des staubdichten Gehäuses angeordnet sein.
Zu diesem Zweck würde die Welle des Zahnpullis 14 eine Gehäusewand durchstossen, wobei
die Durchtrittsöffnung beispielsweise mit einem O-Ring abgedichtet wäre. Die Anordnung
des Verlegeantriebs 4 ausserhalb des Gehäuses hat den Vorteil, dass die Motorwärme
besser abgeführt werden kann. Auch die Steuerelektronik kann ausserhalb des Gehäuses
angeordnet sein, wobei der Sensor für den Durchgang des Fadenverlegehebels 5 durch
die Hubmitte durch die Gehäusewand wirkt, was bei Wahl eines geeigneten Sensors, beispielsweise
eines Hall-Effekt-Sensors, und eines Kunststoffgehäuses kein Problem ist. Die Spulkopfmodule
der OE-Spinnmaschine sind über einen Bus 16 an eine die Schnittstelle zwischen den
Spulkopfsteuerungen 6 und einem Leitrechner bildende Bus-Steuerung 17 angeschlossen,
welche ein oder mehrere Bedien-Terminals 18 zur Ein- und Ausgabe von Daten aufweist.
[0004] Der Einsatz des beschriebenen Spulkopfmoduls mit der elektronisch gesteuerten Fadenverlegung
und einer Reibwalze, wobei Fadenverlegung und Reibwalze individuell angetrieben sind,
ermöglicht unter anderem:
- Alle bekannten Wickelgesetze, wie wilde Wicklung mit Bildverhütung, Präzisionswicklung
und Stufenpräzisionswicklung.
- Eine höhere Spulendichte infolge von Präzisionswicklung (geschlossenes Windungsverhältnis)
oder Stufenpräzisionswicklung (geschlossenes Windungsverhältnis).
- Eine konstantere Spulendichte für Färbespulen durch Präzisionswicklung (offenes Windungsverhältnis)
oder Stufenpräzisionswicklung (offenes Windungsverhältnis).
- Einen in Grenzen frei wählbaren Spulenhub, insbesondere frei wählbare Spulenhöhe,
Hubvariation (Reduzierung der Spulenkantenhärte), Hubverkürzung (Reduzierung von Fallfäden),
Hubverlegung (Reduzierung der Spulenkantenhärte).
- Eine frei wählbare Spulengeometrie (zylindrische, konische, bikonische Spulen).
- Bildung einer Fadenreservewicklung.
- Freie Positionierung einer Endwulstwicklung am Aussendurchmesser der Spule.
- Exakte Fadenlängenmessung.
- Kompensation der Schlepplänge.
Die Spule 7 wird auf einer Spulenhülse 19 aufgewickelt, die an ihren Enden durch
Flansche gehalten ist, welche ihrerseits mit einem, mit dem Maschinengestell drehbar
verbundenen, Hebelarm verbunden sind. Zur Aufrechterhaltung eines konstanten Anpressdrucks
zwischen Spule 7 und Reibwalze 3 sind zwischen dem Spulkopfmodul und dem genannten
Hebelarm wirkende Anpressmittel (nicht dargestellt) vorgesehen. Die Anpressmittel
können so ausgebildet sein, dass zur Minimierung der Dauer der Beschleunigungsphase
während der Beschleunigung beim Anspinnen der Anpressdruck der Spule 7 auf die Reibwalze
3 erhöht und dadurch die Kraftübertragung verbessert wird. Alternativ oder zusätzlich
kann eine Verbesserung der Kraftüberragung durch entsprechende Wahl und Ausbildung
der Oberfläche der Reibwalze 3 erfolgen, indem diese beispielsweise eine geriffelte
oder mit Längsrinnen versehene oder gewindeähnliche Struktur aufweist.
Bei der Herstellung von Spulen muss zweimal, vor und nach dem Wickeln der eigentlichen
Spule, an einer definierten Stelle relativ zur Achse der Spule 7 oder der Spulenhülse
19 eine Anzahl von Fadenwicklungen erstellt werden. Die vor dem Wickeln der Spule
7 erstellten Fadenwicklungen werden als Fadenreserve und die nach dem Wickeln der
Spule 7 erstellten Fadenwicklungen werden als Endwicklung oder Endwulst bezeichnet.
Beide dienen dazu, auf Gattern oder ähnlichen Aufsteckeinrichtungen hintereinander
liegende Spulen miteinander zu verbinden, so dass die Spulen kontinuierlich ablaufen
können. Die Fadenreserve und die Endwicklung markieren deutlich erkennbar Anfang und
Ende des auf eine Spule aufgewickelten Garns und erleichtern somit die Verbindung
des Fadenendes einer Spule mit dem Fadenanfang der nächstfolgenden ganz wesentlich.
Die Fadenreserve wird vor dem Wickeln des Wickelkörpers auf der Hülse der Spule durch
Wikkeln einer geringen Anzahl von Garnwindungen an einem Hülsenende hergestellt, wobei
das zuerst auf die Hülse aufgebrachte Fadenstück durch Windungen der Fadenreserve
überdeckt und fixiert wird. Die Endwicklung wird einige Windungen vor Erreichen der
vorgesehenen Spulenlänge beispielsweise auf der Spulenhülse platziert. Da der Fadenverlegehebel
5 innerhalb gewisser Grenzen frei positionierbar und unabhängig von anderen Arbeitspositionen
bewegbar ist, kann die Erstellung sowohl der Fadenreserve als auch der Endwicklung
ohne jeden zusätzlichen Aufwand mit dem Fadenverlegehebel 5 erfolgen.
Fig. 2 zeigt eine leere Spulenhülse 19 mit einer ausserhalb des normalen Wickelbereichs
erstellten Fadenreserve F. Der normale Wickelbereich ist durch eine strichpunktierte
Spule 7 angedeutet. Für die Erstellung der Fadenreserve wird der Fadenverlegehebel
5 so positioniert, dass der Faden ausserhalb des normalen Wickelbereichs (aber selbstverständlich
im Bereich der Spulenhülse 19) aufgewickelt wird. An dieser Position wird er für die
gewählte Windungszahl der Fadenreserve belassen und beginnt anschliessend mit der
normalen Verlegebewegung zur Herstellung des Spulenkörpers. Während der Erstellung
der Fadenreserve führt der Fadenverlegehebel 5 eine leichte Changierbewegung aus,
damit die einzelnen Fadenlagen nicht offen auf der Spulenhülse 19 liegen.
Die Figuren 3 und 4 zeigen je eine volle Spule 7 mit einer Endwicklung E auf dem Spulenkörper
(Fig. 3) beziehungsweise auf der Spulenhülse 19 (Fig. 4). Die Erstellung der Endwicklung
E erfolgt dadurch, dass der Fadenverlegehebel 5 (Fig. 1) einige Windungen vor Erreichen
der aufzuspulenden Garnlänge an einem definierten Ort stehen bleibt und an diesem
eine bestimmte Anzahl von Windungen erstellt. Dies kann gemäss Fig. 3 auf dem Spulenkörper
geschehen, wobei zu beachten ist, dass dabei die Aufwickelspannung vermindert sein
sollte, damit in der Spule 7 keine Einschnürung entsteht. Die Verminderung der Aufwickelspannung
kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass für die Endwicklung E ein kleinerer Kreuzungswinkel
als bei der Erstellung der Spule 7 gewählt wird.
Gemäss Fig. 4 wird die Endwicklung E auf der Spulenhülse 19 platziert, wobei zwischen
der Endwicklung E und dem Spulenkörper ein Verbindungsfaden V gebildet ist. Die Endwicklung
E kann vorzugsweise auf das gleiche Ende der Spulenhülse 19 platziert werden wie die
Fadenreserve F, so dass bei der Weiterverarbeitung im Spulengatter der Zugriff zu
Endwicklung E und Fadenreserve F von einer Seite her möglich ist.