(19)
(11) EP 1 126 232 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.08.2001  Patentblatt  2001/34

(21) Anmeldenummer: 01103544.1

(22) Anmeldetag:  16.02.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7F41H 1/02, F41H 5/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 17.02.2000 DE 10007186

(71) Anmelder: Verseidag- Indutex GmbH
47803 Krefeld (DE)

(72) Erfinder:
  • Commes, Hans-Dieter
    41239 Mönchengladbach (DE)
  • Schyma, Eberhard
    41069 Mönchengladbach (DE)

(74) Vertreter: Klingseisen, Franz, Dipl.-Ing. et al
Patentanwälte, Dr. F. Zumstein, Dipl.-Ing. F. Klingseisen, Postfach 10 15 61
80089 München
80089 München (DE)

   


(54) Schutzvorrichtung


(57) Die Erfindung betrifft eine Schutzvorrichtung mit einer Platte aus hartem Werkstoff, insbesondere für den Einschub in kugelsichere Westen und dergleichen, wobei über der Platte (1) eine Haube (3) angeordnet ist, die ein von der Platte abprallendes Projektil auffängt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Schutzvorrichtung wie sie insbesondere für kugelsichere Westen verwendet wird.

[0002] Es sind kugelsichere Westen bekannt, die Taschen aufweisen, in die zum Schutz gegen Hartkernmunition eine Schutzplatte aus Keramikmaterial eingeschoben werden kann. Beim Auftreffen von Hartkernmunition wird der Keramikwerkstoff aufgrund seiner hohen Härte zerstört, wobei das Keramikmaterial zersplittert, teilweise pulverisiert und wegkatapultiert wird. Hierbei besteht die Gefahr des Wiederaustretens des Projektils mit Keramiksplittern. Dieser Effekt kann für umstehende Personen und auch für den Träger der kugelsicheren Weste zu erheblichen Verletzungen evtl. mit Todesfolge führen. Besonders problematisch sind flache Auftreffwinkel.

[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine solche Schutzvorrichtung so auszubilden, daß. die Verletzungsgefahr durch Abprallen des Projektils wesentlich vermindert wird.

[0004] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Die über der Keramikplatte angebrachte Haube wird zwar durch ein auftreffendes Projektil durchschlagen, beim Abprallen von der Keramikplatte wird das Projektil aber zusammen mit Keramiksplittern durch die Haube aufgefangen, so daß keine Verletzungsgefahr für umstehende Personen besteht. Die Auffangwirkung der Haube ist insbesondere bei flachen Auftreffwinkeln effektiv.

[0005] Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben, wobei auf die Zeichnung Bezug genommen wird. Es zeigen:

Fig. 1 einen Querschnitt durch eine Keramikplatte mit Haube,

Fig. 2 eine abgewandelte Ausführungsform des Aufbaus aus Keramikplatte und Haube,

Fig. 3 eine Skizze des Vorgangs beim Auftreffen eines Projektils auf die Keramikplatt, und

Fig. 4 eine weitere Ausführungsform



[0006] Fig. 1 zeigt schematisch im Schnitt eine Keramikplatte 1 zum Schutz gegen Hartkernmunition, die auf einem Flächenstück bzw. einer Backing-Lage 2 aus Faserverbundwerkstoff durch Kleben aufgebracht ist, die auf der dem Träger zugewandten Seite angeordnet ist. Auf der Beschußseite ist über der Keramikplatte 1 eine Haube 3 angeordnet, die z. B. aus einem Faserverbundwerkstoff mit Hochleistungsfasern besteht.

[0007] Die Haube 3 kann durch ein Formverfahren in eine solche Form gebracht werden, daß sie ohne Abstützung durch Abstandhalter einen vorgegebenen Abstand von der Keramikplatte 1 einnimmt, während die Ränder 3' der Haube mit der Keramikplatte 1 z. B. durch Kleben fest verbunden sind.

[0008] Bei dem in Fig. 1 wiedergegebenen Ausführungsbeispiel sind Abstandhalter 4 zwischen dem Material der Haube 3 und der Keramikplatte 1 angeordnet, die die Aufrechterhaltung eines Abstands gewährleisten, wenn das Haubenmaterial dies erfordert.

[0009] Fig. 3 zeigt schematisch den Vorgang beim Auftreffen eines Hartkernprojektils in Richtung des Pfeils A, wobei das Projektil die Haube 3 durchschlägt und auf der Keramikplatte 1 auftrifft, die im Bereich der Auftreffstelle zersplittert, während die Backing-Lage 2 verformt wird. Die Hierbei entstehenden Keramiksplitter sind bei 5 angedeutet. Das in einem Winkel auf die Keramikplatte 1 auftreffende Projektil wird in Richtung des Pfeils B von der Keramikplatte 1 abgelenkt. Die Keramiksplitter 5 sowie das von der Keramikplatte 1 abprallende Projektil werden durch die Haube 3 aufgefangen, so daß für umstehende Personen keine Verletzungsgefahr besteht. Das Auffangen des Projektils ist schematisch durch eine Ausbeulung der Haube im Bereich des Pfeils C wiedergegeben, der die Ablenkrichtung des Projektils an der Haube 3 andeutet.

[0010] Die Haube 3 besteht aus einem vorzugsweise verformbaren Material, das von einem auftreffenden Projektil zwar ohne weiteres durchschlagen werden kann, aber eine solche Festigkeit hat, daß das von der Keramikplatte abprallende Projektil unter Verformung des Haubenmaterials aufgefangen oder zumindest sehr stark abgebremst wird. Ein geeignetes Material besteht aus Faserverbundwerkstoff insbesondere aus Hochleistungsfasern wie Aramidfasern. Es ist auch möglich, die Haube 3 aus Leichtmetall zu fertigen. Vorzugsweise wird ein leichtes, aber dennoch festes Material für die Haube 3 vorgesehen, damit der Aufbau kein zu hohes Gewicht erhält und geringe Materialstärken verwendet werden können.

[0011] Soweit Abstandhalter 4 vorgesehen werden, bestehen diese vorzugsweise aus einem leichten, voluminösen Material, durch das lediglich ein ausreichender Abstand des Materials der Haube 3 von der Keramikplatte 1 aufrechterhalten wird, so daß die Haube 3 nicht eingedrückt werden kann, wenn beispielsweise von Hand ein Druck auf die Haube 3 ausgeübt werden sollte.

[0012] Anstelle einzelner Abstandhalter 4 kann zwischen Haube 3 und Keramikplatte 1 eine Füllung 6 aus Schaumstoffmaterial vorgesehen werden, wie dies in Fig. 2 angedeutet ist. Eine solche Füllung 6 der Haube 3 mit Schaumstoffmaterial dient einerseits zur Aufrechterhaltung eines ausreichenden Abstandes zwischen Haube 3 und Keramikplatte 1 und andererseits auch als zusätzlicher Splitterschutz.

[0013] Wie Fig. 2 zeigt, wird auf der Beschußseite der Keramikplatte 1 vorzugsweise eine Lage 7 aus hochfesten Fasern z.B. Aramidfasern aufgeklebt, die einen zusätzlichen Splitterschutz bildet und ein Reißen der Keramikplatte in Bruchstücke verhindert.

[0014] Der Aufbau aus Keramikplatte 1 und Haube 3 wird zweckmäßigerweise in einer Hülle 6 angeordnet, die den gesamten Aufbau umschließt und die Handhabung der Schutzvorrichtung bzw. das Einschieben in eine Tasche an einer kugelsicheren Weste erleichtert. Diese Hülle 6 kann aus Nylongewebe bestehen.

[0015] In Fig. 2 ist die Haube 3 auf der oberen Seite mit einem etwas größeren Abstand von der Keramikplatte 1 wiedergegeben. Eine solche Ausführungsform kann beispielsweise als Brustschutz vorgesehen werden, wenn insbesondere ein schräg von unten auftreffendes Projektil aufgefangen werden soll, damit dieses nicht in Richtung des Kinns des Trägers der kugelsicheren Weste abprallt. Hierbei kann die Haube 3 auch in dem Bereich verstärkt ausgebildet sein, in dem eine besondere Auffangwirkung erzielt werden soll, wie dies in Fig. 2 bei 8 durch eine zusätzliche Materialschicht angedeutet ist.

[0016] Die Haube 3 kann beispielsweise aus Leichtmetall, das auch mit einer Beschichtung aus Faserverbundwerkstoff versehen sein kann, derart geformt sein, daß sie nachträglich auf handelsübliche Schutzplatten 1 aufgesetzt werden kann. Hierdurch ist es möglich, vorhandene Keramikplatten 1 nachzurüsten.

[0017] Fig. 4 zeigt eine abgewandelte Ausführungsform eines Aufbaus mit Splitterhaube 3, die bei diesem Ausführungsbeispiel über abgewinkelte Ränder 9 auf der Keramikplatte 1 aufgesetzt ist. In gleicher Weise könnten Stege 9 auf der Platte 1 z. B. durch Kleben aufgebracht werden, die ein plattenförmiges Haubenmaterial 3 abstützen.

[0018] Bei einem praktischen Ausführungsbeispiel besteht die Splitterhaube 3 aus einem Laminat aus Hochleistungsfasern, wie beispielsweise Para-aramid-Faser oder hochfesten Polyethylenfasern. Es können auch Glasfasern verwendet werden. Diese Hochleistungsfasern in Form eines Gewebes oder Geleges werden mit Kunstharz verpreßt, so daß sich eine formstabile Splitterhaube ergibt, die mit der Keramikplatte 1 z.B. durch Kleben längs der Ränder fest verbunden werden kann. Trotz der Formstabilität der Splitterhaube 3 können Abstandhalter 4 in Form von Gummielementen vorgesehen werden, die mit einer Klebefolie zum Anbringen versehen sind.

[0019] Der Abstand zwischen Splitterhaube 3 und Keramikplatte 1 sollte dem jeweiligen Kaliber- bzw. Geschoßdurchmesser entsprechen, also zwischen 5 und 8 mm liegen.

[0020] Die beschriebene Ausgestaltung kann nicht nur als Einschub für kugelsichere Westen und dergleichen geschoßabhaltende Kleidungsstücke verwendet werden, sondern z. B. auch für Panzerungen von Fahrzeugen und dergleichen, bei denen zum Schutz gegen Hartkernmunition Keramikplatten oder dergleichen harte Einlagen verwendet werden.


Ansprüche

1. Schutzvorrichtung mit einer Platte (1) aus hartem Werkstoff, insbesondere für den Einschub in kugelsichere Westen und dergleichen,
dadurch gekennzeichnet,
daß über der Platte (1) eine Haube (3) angeordnet ist, die ein von der Platte (1) abprallendes Projektil und Splitter der Platte auffängt.
 
2. Schutzvorrichtung nach Anspruch 1, wobei das Material der Haube (3) formbar und so ausgebildet ist, daß die vorgeformte Haube nach dem Aufsetzen auf der Platte (1) einen Abstand von der Platte beibehält.
 
3. Schutzvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, wobei zwischen Haube (3) und Platte (1) Abstandhalter (4) angeordnet sind.
 
4. Schutzvorrichtung nach Anspruch 3, wobei zwischen Haube (3) und Platte (1) eine Schaumstofffüllung (6) vorgesehen ist.
 
5. Schutzvorrichtung nach den vorhergehenden Ansprüchen, wobei auf der Beschußseite der vorzugsweise aus Keramikmaterial bestehenden Platte (1) eine Lage (7) aus hochfesten Fasern durch Kleben aufgebracht ist.
 
6. Schutzvorrichtung nach den vorhergehenden Ansprüchen, wobei die Haube (3) aus Faserverbundwerkstoff ausgebildet ist.
 
7. Schutzvorrichtung nach den Ansprüchen 1 bis 5, wobei die Haube (3) aus Leichtmetall geformt ist.
 




Zeichnung