[0001] Die Erfindung betrifft eine Nadel für eine Nähmaschine.
[0002] Nähmaschinen weisen in der Regel eine Nadel auf, die in der Nähe ihrer Spitze ein
Öhr aufweist, durch das ein Oberfaden geführt ist. Die Nadel sticht beim Nähen in
schneller Folge durch das Nähgut (textiles Flächengebilde), wobei die Nadel durch
den schrittweisen Transport des Nähguts voneinander beabstandete Stichlöcher erzeugt.
Der Oberfaden wird von Stichloch zu Stichloch geführt, wobei er sowohl vorwärts als
auch rückwärts durch das Öhr und dabei über eine Kante desselben gleitet. Wenn die
Transportrichtung des Nähguts festgelegt ist, hat die Nadel eine festgelegte Arbeitsrichtung
und das Nähgut wird in einer festgelegten Richtung, in der Regel quer zu dem Öhr,
transportiert. Es zeigt sich jedoch, dass bei Nähmaschinen, die einen Transport des
Nähguts in unterschiedlichen Richtungen gestatten, wie bspw. vorwärts/rückwärts oder
in mehreren unterschiedlichen Richtungen (multidirektional), die Nahtqualität abhängig
von der Nährichtung und/oder der Zwirnung des Fadens ist. Dies ist häufig unerwünscht.
[0003] Aus dem Gebrauchsmuster G 8632106.4 Ul ist z.B. eine Tuftingnadel bekannt. Diese
weist ein in Richtung der Nadelachse liegendes längliches Öhr auf, das an beiden Enden
einen gewölbten oberen bzw. unteren Öhrrand hat. An der Auslaufseite ist der Öhrrand
gerade. In Draufsicht, d.h. mit Blickrichtung in der Öhrachse ist die Tuftingnadel
asymmetrisch ausgebildet. Auslaufseitig schließt an das Öhr eine gebogene Fadenrinne
an.
[0004] Eine solche Tuftingnadel weist eine bevorzugte Arbeitsrichtung auf.
[0005] Dagegen ist aus der US-PS 3.986.468 eine symmetrische Nadel für eine Nähmaschine
bekannt. Die Nadel weist in der Nähe ihrer Spitze ein sich quer durch den Nadelkörper
erstreckendes Öhr auf, das von zwei Öhrwänden begrenzt wird. Beide Öhrwände haben
sowohl an ihrer Oberseite als auch an ihrer Unterseite jeweils gerade ausgebildete
Kanten, d.h. die Ränder der Seitenwände erstrecken sich jeweils entlang einer Geraden
von dem schaftseitigen Öhrende zu dem spitzenseitigen Öhrende.
[0006] Derartige Nähnadeln zeigen, obwohl sie symmetrisch sind, unterschiedliches Verhalten
beim Vorwärtsnähen und beim Rückwärtsnähen gezwirnter Fäden.
[0007] Davon ausgehend ist es Aufgabe der Erfindung, eine Nadel für eine Nähmaschine zu
schaffen, mit der sich die Qualitätsunterschiede zwischen Nähten reduzieren lassen,
die in verschiedene Nährichtungen erzeugt werden.
[0008] Diese Aufgabe wird mit einer Nadel gelöst, die die Merkmale des Patentanspruchs 1
aufweist.
[0009] Die erfindungsgemäße Nadel weist ein Öhr auf, das sich quer durch den Nadelkörper
erstreckt. Unter "quer" wird sowohl eine rechtwinklige Ausrichtung des Öhrs zu der
Längsmittelachse des Nadelkörpers, als auch eine geneigte Ausrichtung in einem spitzen
Winkel zu dieser verstanden. Das Öhr wird von zwei Öhrwänden begrenzt, die an der
Auslaufseite des Öhrs, d.h. an der Seite, von der ausgehend sich der Faden zu dem
Nähgut erstreckt, abgesenkt sind. Mit anderen Worten, die Ränder der Öhrwände sind
zu dem Nadelrücken hin gewölbt oder anderweitig geformt. Die Öhrwände, die sich als
Seitenwände einer Fadenauslaufrinne fortsetzen können, erstrecken sich somit zwischen
zwei Stellen, die hinsichtlich der Nadeldicke jeweils eine lokale Erhebung darstellen.
Auf diese Weise ermöglichen die abgesenkten Öhrwände einem gezwirnten Faden quer zu
dem Öhr seitlich über die Öhrwand abzulaufen, ohne dass die Zwirnung des Fadens beim
Lauf über die Öhrwand in größerem Maße verändert wird. Durch die verminderte Beeinflussung
der Fadenzwirnung wird die Grundlage dafür geschaffen, dass in verschiedenen Nährichtungen
Nähte mit zumindest angenähert gleicher Qualität erhalten werden können. Bspw. erhält
der Faden beim Vorwärtsnähen und beim Rückwärtsnähen keine signifikant unterschiedliche
Zwirnung beim Überqueren der Öhrwände.
[0010] Durch das Absenken der Kontur im Öhrbereich unterhalb eine gedachte Verbindungslinie
zwischen dem schaftseitigen Öhrende und einer spitzenseitigen benachbarten Erhebung,
kann die Reibung zwischen dem Faden und dem Rand der Öhrwand vermindert werden. Die
Verminderung der Reibung hat somit unabhängig von dem Winkel, den der Faden mit der
Nadel einschließt, eine geringere Fadenbeeinflussung zur Folge. Er wird entsprechend
weniger aufbzw. zugezwirnt. Es entsteht somit ein verbessertes Nahtbild und eine verbesserte
Qualität des Nähguts. Außerdem können bei herkömmlichen Nadeln im Extremfall auftretende
Effekte vermieden werden. Wird die Zwirnung eines gezwirnten Fadens beim Nähen zu
stark beeinflusst, kann die Schlingenbildung beeinträchtigt werden. Wird ein Faden
auf- oder zugezwirnt und in diesem Zustand durch das Nähgut gestochen, kann er sich
beim Zurückziehen der Nadel verdrehen oder verwirbeln, ohne eine ordnungsgemäße Schlinge
auszubilden. Dies hätte Fehlstiche und eventuelle Fadenbrüche zur Folge. Mit der neuen
Kontur der erfindungsgemäßen Nadel lassen sich solche extremen Fehlerzustände vermeiden.
Dies gilt insbesondere beim multidirektionalen Nähen, bei dem das Nähgut automatisch
in alle denkbaren Richtungen, zumindest aber in zwei Richtungen transportiert werden
kann. Der bei der erfindungsgemäßen Nadel auftretende Effekt der geringeren Beeinflussung
der Zwirnung kann jedoch auch bei Nähmaschinen Bedeutung haben, die lediglich in einer
Richtung nähen. Die neue Nadel ermöglicht die Verwendung von Oberfäden mit unterschiedlicher
Zwirnung, bspw. rechtsgezwirnte Fäden oder linksgezwirnte Fäden, wobei der Einfluss
der Zwirnungsrichtung auf die Nahtqualität deutlich zurückgeht und in den meisten
Fällen bedeutungslos wird.
[0011] Die Öhrwände sind vorzugsweise stufenfrei ausgebildet und an der Öhrauslaufseite
konkav gekrümmt. Diese Krümmung der oberen Ränder der Öhrwände an der Öhrauslaufseite
unterstützt den oben genannten gleichmäßigen Fadenlauf unabhängig von der Nährichtung
und ermöglicht außerdem eine hohe Nähgeschwindigkeit infolge der insgesamt verminderten
Öhrhöhe und dem sich somit ergebenden langsamen Öffnen des Stichlochs.
[0012] Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Nadel ist im Anschluss an das auslaufseige
Ende des Öhrs eine Fadenrinne ausgebildet, die sich in Richtung auf die Spitze hin
erstreckt, wobei die Öhrwände in die Seitewände der Fadenrinne übergehen. Es ergibt
sich dadurch eine gute Fadenführung und insbesondere eine gute Abstützung des Fadens
bei der Schlingenbildung. Dies ist der Moment, wenn die Nadel den Faden durch das
Nähgut gestochen hat und ihren Rückhub beginnt bzw. durchläuft.
[0013] Eine konkave bogenförmige Krümmung der Seitenwände ermöglicht die großzügige Verrundung
ihres jeweiligen Rands bzw. die Abflachung quer zur Öhrrichtung. In beiden Fällen
kann der Faden weitgehend ungestört über den betreffenden Rand laufen, wobei der Winkel,
den einzelne Stränge oder Filamente des Fadens mit der Öhrwand einschließen, von untergeordneter
Bedeutung ist. Dies gilt insbesondere für die Bauform mit abgeflachtem Rand.
[0014] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform ist die auslaufseitige Fadenrinne parallel
zu der Längserstreckung der Nadel ausgerichtet. Die Nadel hat somit keine durch die
Fadenrinne vorgegebene Vorzugs-Arbeitsrichtung, was der multidirektionalen Einsetzbarkeit
entgegenkommt.
[0015] Die Nadel ist außerdem vorzugsweise bezüglich einer Längsmittelebene symmetrisch
ausgebildet. Die beiden Öhrwände sind dann spiegelsymmetrisch zueinander geformt.
Auch dies kommt den multidirektionalen Arbeitsmöglichkeiten der Nähnadel entgegen.
[0016] Dem Öhr benachbart ist an dem Schaft der Nadel vorzugsweise eine Hohlkehle angeordnet,
die dem Greifer beim Nähen ausreichend Raum gewährt. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
ist der Schaft in dem Bereich zwischen der Spitze der Nadel und der Hohlkehle insgesamt
abgeflacht und weist vorzugsweise lediglich zwischen dem Öhr und der Hohlkehle seine
maximale Schafthöhe am Öhr auf. Dies hat Vorteile hinsichtlich des Öffnens des Stichlochs
und hinsichtlich des Fadenlaufs bei verschiedenen Arbeitsrichtungen.
[0017] Es hat sich gezeigt, dass eine Absenkung der Kontur der Öhrwände insbesondere dann
wirksam ist, wenn der Abstand des tiefsten Punktes der Absenkung zur Mittelachse ungefähr
25% des Schaftnenndurchmessers beträgt.
[0018] Das Öhr der Nadel kann bedarfsweise zusätzlich an der Fadeneinlaufseite abgeflacht
werden, wenn zusätzliche Effekte bewirkt werden sollen. Es wird jedoch als zweckmäßig
angesehen, die Ränder einer Fadeneinlaufrinne über das Öhr gerade fortzusetzen. Dies
ergibt einen guten Schutz des Fadens an der Einlaufseite des Öhrs.
[0019] Vorteilhafte Einzelheiten von Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand von
Unteransprüchen. Weitere Einzelheiten ergeben sich aus der Zeichnung oder der Beschreibung.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Nadel in abschnittsweise längsgeschnittener Darstellung,
Fig. 2 die Nadel nach Figur 1, in einem anderen Maßstab und in ausschnittsweiser längsgeschnittener
Darstellung,
Fig. 3 die Nadel nach Figur 1, in einer ausschnittsweisen Draufsicht,
Fig. 4 die Nadel nach Figur 2, geschnitten entlang der Linie IV-IV in einem anderen
Maßstab,
Fig. 5 die Nadel nach Figur 2 oder 3, geschnitten entlang der Linie V-V in einem anderen
Maßstab,
Fig. 6a bis Fig. 6d die Nadel nach Figur 1, beim Vorwärtsnähen in verschiedenen Phasen
des Einstichs, in schematisierter Prinzipdarstellung, und
Fig. 7a bis Fig. 7d die Nadel nach Figur 1, beim Rückwärtsnähen in verschiedenen Phasen
des Einstechens, in schematisierter Darstellung.
[0020] In Figur 1 ist eine Nadel 1 veranschaulicht, deren Schaft 2 (Nadelkörper) sich von
einem zum Einspannen vorgesehenen Spannteil 3 bis zu einer Spitze 4 entlang einer
Längsmittelachse 5 erstreckt. Der Schaft 2 ist vorzugsweise gestreckt, d.h. gerade
ausgebildet. Bedarfsweise kann er jedoch auch anderweitig, bspw. gekröpft ausgebildet
sein. Die Längsmittelachse 5 wird durch die Spitze 4 festgelegt und stimmt mit der
Längsrichtung des Schafts 2 überein.
[0021] In der Nähe der Spitze 4 ist der Schaft 2 mit einem Öhr 6 versehen, das quer durch
den Schaft 2 führt. Das Öhr 6 kann dabei, wie aus Figur 3 ersichtlich, durch eine
längliche oder ovale Öffnung, durch ein Rundloch oder durch Öffnungen mit anderweitiger
Form gebildet sein. Die betreffende Öffnung, die das Öhr 6 bildet, weist eine in den
Figuren nicht weiter veranschaulichte Mittelachse oder Öffnungsachse auf, die die
Längsmittelachse 5 vorzugsweise schneidet und rechtwinklig oder im spitzen Winkel
zu diese geneigt angeordnet ist. In allen Fällen führt das Öhr 6 quer durch den Schaft
2. Das Öhr 6 wird bezüglich der von der Längsmittelachse 5 festgelegten Längsrichtung
an der von der Spitze 4 abliegenden Seite durch ein erstes Öhrende 7 und an der zu
der Spitze 4 hin liegenden Seite durch ein zweites Öhrende 8 begrenzt. Beide Öhrenden
7, 8 sind vorzugsweise mehr oder weniger gerundet und ohne scharfe Kanten ausgebildet.
Bei dem Öhrende 7 erreicht der Schaft 2 der Nadel 1 an einer Stelle 9 (Figur 2) eine
Höhe über ihrem Nadelrücken 10, die etwa 87% der Nenngröße der Nadel 1 entspricht
und zwischen der Spitze 4 und einer sich an die Stelle 9 anschließenden Hohlkehle
11 eine höchste Erhebung, d.h. größte Schaftdicke festlegt. Bei anderen Ausführungsformen
kann die Höhe des Schafts 2 an der Stelle 9 jedoch auch anderweitig festgelegt sein.
[0022] Zwischen der Stelle 9 und dem zweiten Öhrende 8 erstrecken sich aus Figur 3 in Draufsicht
ersichtliche Öhrwände 14, 15, die zueinander spiegelsymmetrisch ausgebildet sind.
Zwischen dem zweiten Öhrende 8 und der Spitze 4 gehen die Öhrwände 14, 15 in Seitenwände
16, 17 einer auslaufseitigen Fadenrinne 18 zur Fadenführung über, die parallel zu
der Längsmittelachse 5 angeordnet ist.
[0023] Wie insbesondere aus Figur 1 und 2 ersichtlich ist, weisen die Öhrwände 14, 15 und
die Seitenwände 16, 17 jeweils einen oberen Rand 19a, 19b, 20a, 20b auf, der die Kontur
des Öhrs 6 an der Fadenauslaufseite festlegt. Die Ränder 19a, 20a, 19b, 20b bilden
eine geschlossene sattelförmige Ringfläche. Die von dem Rand 19, 20 festgelegte mit
Blickrichtung quer zu dem Öhr 6 zu sehende Kontur berührt eine gedachte Linie 21 nicht,
die die Stelle 9 mit einer Stelle 22 verbindet, bei der die Fadenrinne 18 endet. Diese
gedachte Linie oder Gerade 21 ist vorzugsweise in einem positiven spitzen Winkel zu
der Längsmittelachse 5 orientiert. Im dargestellten Ausführungsbeispiel beträgt er
etwa 5°. Die absatz- und stufenlos sowie knickfrei ineinander übergehenden Ränder
19, 20 legen vorzugsweise einen Bogen fest, der sich in seinem mittleren Bereich an
die Längsmittelachse 5 annähert. Die größte Annäherung an die Längsmittelachse 5 ist
vorzugsweise etwa im Bereich des spitzenseitigen (zweiten) Öhrendes 8 erreicht. Hier
beträgt der Abstand zur Längsmittelachse 5 vorzugsweise lediglich 25% des Schaftnenndurchmessers
oder weniger.
[0024] Die Fadenrinne 18 ist bei der vorliegenden Ausführungsform relativ flach gehalten.
Dies bedeutet, dass die Seitenwände 16, 17 deutlich niedriger sind als die Breite
des Öhrs 6. Die Höhe der Seitenwände 16, 17 ist somit vorzugsweise wesentlich geringer
als die Dicke des dicksten durch das Öhr 6 führbaren Fadens.
[0025] Wie insbesondere aus Figur 4 hervorgeht, weisen die Öhrwände 14, 15 an der in den
Figuren 1, 2 und 4 oberen Seite, d.h. an der Fadenauslaufseite, die von dem Rand 19a,
19b festgelegt ist, Gleitflächen 24, 25 auf, die quer zu der in Figur 4 angedeuteten
Öffnungsrichtung 26 des Öhrs 6 wenigstens bereichsweise gerade ausgebildet sind. An
den jeweiligen Übergängen zu der Innenwandung des Öhrs 6 bzw. zu der Außenseite der
Nadel 1, sind die Gleitflächen 24, 25 gerundet.
[0026] Die Nadel 1 ist von der Spitze 4 bis zu dem Öhr 6 vorzugsweise symmetrisch ausgebildet.
Im weiteren Verlauf kann sie jedoch von der Symmetrie abweichen, wie insbesondere
aus den Figuren 3 und 5 hervorgeht. Im Bereich der Hohlkehle 11 kann eine seitliche
Anschrägung 27 vorgesehen sein, um einem Schlingengreifer ausreichend Platz zu. bieten.
[0027] An dem Nadelrücken 10 ist an der der Hohlkehle 11 abgewandten Seite vorzugsweise
eine Fadeneinlaufrinne 28 ausgebildet, die sich bis zu dem Öhr 6 oder über dieses
hinaus erstreckt. Die Fadeneinlaufrinne 28 ist vorzugsweise von gerade berandeten
Seitenwänden 29, 30 begrenzt, wobei die Höhe der Seitenwände 29, 30 so bemessen ist,
dass ein zu dem Öhr 6 laufender Faden vollständig von der Fadeneinlaufrinne 28 aufgenommen
ist oder allenfalls geringfügig aus der Fadeneinlaufrinne 28 herausragt. Wie Figur
1 veranschaulicht, kann die Fadeneinlaufrinne 28 auch eine abgestufte Höhe aufweisen,
wobei sich die Tiefe bzw. Höhe der Fadeneinlaufrinne zu dem Öhr 6 hin vermindert.
[0028] Die insoweit beschriebene Nadel 1 arbeitet wie folgt:
[0029] Es wird zunächst auf die Figuren 6a bis 6d verwiesen, die die Nadel 1 in verschiedenen
Phasen beim Vorwärtsnähen veranschaulichen. Die Nadel 1 steht in Figur 6a oberhalb
eines Niederhalters 35, der auf einem mit einem Faden 31 zu vernähenden textilen Flächengebilde
32 aufliegt. Der Faden 31 spannt sich von einer Stelle 33, die durch das letzte Stichloch
und die letzte Stichverknotung bestimmt ist, zu dem Öhr 6 der Nadel 1, die sich auf
das textile Flächengebilde 32 zu bewegt. Der Faden 31 wird dabei straff gehalten.
Er ist links gezwirnt (z-gezwirnt), wobei die Zwirnung in den Figuren 6a bis 6d zeichnerisch
angedeutet ist. Der Faden 31 liegt auf der Gleitfläche 24 auf, wobei die Einzelfilamente
oder Stränge des Fadens 31 längs etwa quer zu der Längsmittelachse 5 über die Ränder
der Gleitfläche 24 laufen. Eine Beeinflussung der Zwirnung ist deshalb von vorne herein
relativ gering.
[0030] Bei Einstichbewegung der Nadel, die in den Figuren 6b und 6c angedeutet ist, wird
der Faden 31 durch das Öhr 6 in dem Maße nachgezogen, wie sich der Abstand zwischen
der Stelle 33 und dem Öhr 6 vermindert. Durch die Absenkung der Öhrwand 14 und die
flache oder auch großzügig verrundete Ausbildung der Gleitfläche 24 kann dieser Vorgang
ohne zusätzliche Verdrillung und ohne Drallvorschub des Fadens 31 ablaufen. Dies zeigt
der in den Figuren 6a bis 6d dargestellte und relativ gleichbleibende Steigungswinkel
der Verzwirnung.
[0031] Obwohl die Verhältnisse beim Rückwärtsnähen grundsätzlich anders sind, bleibt auch
hier die Zwirnung weitgehend unverändert. Dies geht aus den Figuren 7a bis 7d hervor.
Es wird wiederum ein Faden 31 verwendet, der die gleiche Zwirnung hat, wie der für
das Vorwärtsnähen verwendete Faden 31. Jedoch wird das textile Flächengebilde nicht
wie in den Figuren 6a bis 6d in Bezug auf die Nadel 1 nach rechts, sondern nach links
bewegt. Dies ist in den Figuren 6 und 7 jeweils durch einen Pfeil T angedeutet. Die
Stelle 33 mit der letzten Stichverknotung wird somit derart von der Nadel 1 wegbewegt,
dass der Faden 31 über die Öhrwand 15 und die Gleitfläche 25 läuft. Die Zwirnung ist
dabei derart, dass die Einzelfilamente oder Stränge des Fadens 31 parallel oder im
spitzen Winkel zu der Längsmittelachse 5 über die Gleitfläche 25 und deren Ränder
laufen. Durch die abgeflachte Ausbildung der Gleitfläche 25 und deren gerundete Ränder
greift die Öhrwand 15 jedoch nicht in die Zwirnung des Fadens 31 ein und verändert
diese somit auch nicht. Insbesondere wird die Zwirnung (beim Straffziehen des Fadens)
nicht zusammengeschoben, so dass der Faden 31 keinen zusätzlichen Drall erhält. Auf
diese Weise werden sowohl beim Vorwärtsnähen als auch beim Rückwärtsnähen gleiche
Nahtqualitäten oder wenigstens annähernd gleiche Nahtqualitäten erreicht. Außerdem
ist die Nahtqualität unabhängig von der Zwirnungsrichtung des Fadens 31 sowohl beim
Vorwärts- als auch beim Rückwärtsnähen. Darüber hinaus lassen sich auch Nähte mit
seitlicher Bewegung des Nähguts (textiles Flächengebilde 32) in gleicher oder wenigstens
nahezu gleicher Qualität erreichen.
[0032] Die Nadel 1 ist für Nähmaschinen vorgesehen, die in wenigstens zwei, vorzugsweise
aber mehreren Richtungen nähen können. Die Nadel 1 weist dazu eine neuartige Geometrie
auf. Sie ist im Bereich des Öhrs auf der Hohlkehlseite in Richtung zur Spitze mit
einer beidseitigen Absenkung der Öhrkante bzw. der Rinnenkante der auslaufseitigen
Fadenführungsrinne versehen. Dabei wird die volle Schafthöhe am Öhr nur im Bereich
zwischen Hohlkehlende und Öhranfang erreicht. Die Tiefe der Absenkung ist abhängig
von der Nadeldicke und bedarfsentsprechend festlegbar. Die Längen der abgesenkten
Öhrkanten/Rinnenkanten sind von der Nadelgeometrie abhängig. Die Länge der Öhrkanten
ist dabei vorzugsweise so gewählt, dass der Auslauf der geraden Fadenauslaufrinne
erhalten bleibt.
1. Nadel (1) für eine Nähmaschine,
mit einem Nadelkörper (2), der an einem Ende eine Spitze (4) und an seinem gegenüberliegenden
Ende einen Spannteil (3) aufweist,
mit einem sich quer durch den Nadelkörper (2) erstreckenden Öhr (6), das in der Nähe
der Spitze (4) angeordnet und zwischen zwei Öhrwänden (14, 15) begrenzt ist, deren
Ränder (19a, 19b) sich auslaufseitig einer Kontur folgend von einem schaftseitigen
Öhrende (7) zu einem gegenüberliegenden, spitzenseitigen Öhrende (8) erstrecken, wobei
die Kontur zumindest im Öhrbereich unterhalb einer gedachten direkten Verbindungslinie
(21) zwischen dem schaftseitigen Öhrende (8) und einer spitzenseitigen Erhebung (22)
verläuft.
2. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (19a, 19b) der Öhrwände
(14, 15) konkav gekrümmt sind.
3. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass an der Nadel (1) im auslaufseitigen
Anschluss an das Öhr (6) eine Fadenrinne (18) ausgebildet ist, die sich in Richtung
auf die Spitze (4) hin erstreckt und dass die Öhrwände (14, 15) an dem spitzenseitigen
Öhrende (8) in Seitenwände (16, 17) der Fadenrinne (18) übergehen.
4. Nadel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Ränder (19a, 19b) der Öhrwände
(14, 15) und die Ränder (20a, 20b) Seitenwände (16, 17) der anschließenden Fadenrinne
(18) bogenförmig gekrümmt sind.
5. Nadel nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die auslaufseitige Fadenrinne
(18) parallel zu der Längserstreckung der Nadel (1) ausgerichtet ist.
6. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Öhrwände (14, 15) bezüglich
einer das Öhr (6) mittig teilenden, gedachten Längsmittelebene symmetrisch zueinander
ausgebildet sind.
7. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenwände (14, 15) des Öhrs
(6) an der Auslaufseite des Öhrs (6) in Querrichtung abgeflacht sind.
8. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Seitenwände (14, 15) des Öhrs
(6) an der Auslaufseite des Öhrs (6) gerundete Kanten aufweisen.
9. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Nadelkörper (2) der Nadel
(1) in dem Abschnitt zwischen der Spitze (4) und einer Hohlkehle (11) nur zwischen
dem Öhr (6) und der Hohlkehle (11) eine Höhe aufweist, die 80% bis 90%, vorzugsweise
87% der Nennhöhe des Schafts (2) entspricht.
10. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Öhrwände (14, 15) an wenigstens
einer Stelle (8) durch die auslaufseitige Absenkung ihrer Ränder (19) an ihrem tiefsten
Punkt einen Abstand von etwa 25% der Schaftnennhöhe zu der Längsmittelachse (5) aufweisen.
11. Nadel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Öhrwände (14, 15) einlaufseitig
durch Ränder begrenzt sind, die gerade ausgebildet sind und sich vorzugsweise in gerader
Verlängerung der Ränder von Seitenwänden (29, 30) erstrecken, die eine Fadeneinlaufrinne
(28) begrenzen.