[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von antiadhäsiven Beschichtungen
auf einem bahnförmigen Material und die Verwendung der antiadhäsiven Beschichtungen,
insbesondere bei Klebebändern.
[0002] Gegenüber Haftklebmassen antiadhäsive Schichten werden auf bahnförmigen Materialien,
beispielsweise auf Klebebändern oder Trennmaterialien, eingesetzt, um eine ausreichende
Reversibilität einer Verklebung zu erzielen.
Bei Klebebändern ist dies häufig besonders problematisch, da im allgemeinen spezielle
Trennkräfte und rückstandsfreies Ablösen zwischen Klebmasse und Trägerrückseite beziehungsweise
Trennmaterial gefordert werden. Zudem soll in vielen Fällen kein Materialübertrag,
insbesondere kein Silikonübertrag, von der gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven
Beschichtung auf die Klebmasse stattfinden.
[0003] Zur Herstellung von gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schichten auf bahnförmigen
Materialien, insbesondere auf Rückseiten von Klebebändern, werden unterschiedliche
Verfahren eingesetzt.
[0004] Gegenüber Haftklebmassen antiadhäsive Schichten können zum Beispiel als naßchemische
Beschichtung aus Lösung (Lösungsmittel oder Wasser) aufgebracht werden, wobei eine
anschließende Trocknung und/oder Vernetzung notwendig ist. Diese Vernetzung kann beispielsweise
thermisch oder durch Strahlung erfolgen.
[0005] Die Nachteile der herkömmlichen Verfahren zum Aufbringen von gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schichten liegen vor allem darin, daß in vielen Fällen Lösemittel verwendet
werden.
[0006] Die Verwendung von gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schichten, die naßchemisch
aufgebracht werden, bringt in der Regel hohe Kosten mit sich, da die Ausrüstung des
bahnförmigen Materials mit einem Primer einen kompletten zusätzlichen Beschichtungsvorgang
bedeutet. Außerdem sind einige gegenüber Haftklebmassen antiadhäsive Schichten unter
Umwelt- und Gesundheitsaspekten als bedenklich einzustufen, insbesondere weil zur
naßchemischen Beschichtung Lösungsmittel notwendig sind.
[0007] Ein weiteres Problem besteht dann, wenn eine bestimmte Trennkraft, zum Beispiel eines
Klebefilms auf seiner eigenen Rückseite mit keinem der bekannten Verfahren wirtschaftlich
erzielt werden kann.
[0008] Zudem zeigen die derart hergestellten gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schichten
im allgemeinen einen Materialübertrag auf die Klebemasse, die mit ihnen in Kontakt
kommt.
[0009] Die Niederdruckplasmapolymerisation wird nicht zur Herstellung von gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schichten auf bahnförmigen Materialien angewendet, obwohl bereits eine
Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen für ähnliche Niederdruckplasma-Prozesse existieren.
Beispiele sind die Beschichtung von Kunststoffflaschen mit Permeationssperrschichten
beziehungsweise die Kratzfestbeschichtung von Kunststoffoberflächen.
[0010] Aufgabe der Erfindung ist es, die Nachteile des Standes der Technik zu vermeiden,
zumindest zu vermindern. Insbesondere ist es die Aufgabe der Erfindung, auf der Oberfläche
von bahnförmigen Materialien, die zur Herstellung von Klebebändern oder Trennmaterialien
bestimmt sind, eine deutliche Haftungsverminderung von Klebmassen zu erreichen, wobei
die Haftungsverminderung langzeitstabil sein muß, keine Lösungsmittel eingesetzt werden
sollen und das Verfahren und die gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schichten
gesundheitlich und unter Umweltaspekten unbedenklich sein sowie keinen Materialtransfer
auf die mit ihnen in Kontakt gebrachten Klebmassen aufweisen sollen.
[0011] Gelöst wird die Aufgabe durch ein Verfahren zur Herstellung von antiadhäsiven Schichten
auf einem bahnförmigen Material, wie es näher im Hauptanspruch gekennzeichnet ist.
Gegenstand der Unteransprüche sind besonders vorteilhafte Ausführungsformen des Verfahrens.
Des weiteren umfaßt die Erfindung die Verwendung der antiadhäsiven Schichten.
[0012] Demgemäß betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von antiadhäsiven Schichten
auf einem bahnförmigen Material, die mittels Niederdruckplasmapolymerisation auf das
bahnförmige Material aufgebracht werden, indem das bahnförmige Material kontinuierlich
durch eine Plasmazone geführt wird, in der ein Niederdruckplasma vorhanden ist.
[0013] Wichtige Prozeßparameter, die den Prozeß der Abscheidung der gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schichten und damit die Schichteigenschaften steuern, sind die eingesetzten
Verbindungen zur Bildung des Niederdruckplasmas beziehungsweise der Träger oder die
Zusatzgase, der Gas- beziehungsweise Gasgemischdruck während der Beschichtung und
die eingesetzte elektrische Entladung zur Plasmaanregung. Die Variation der Prozeßparameter
dient zur Optimierung und zur Anpassung der gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven
Schichten an die technischen Randbedingungen im jeweiligen Anwendungsfall.
[0014] Vorzugsweise wird bei einem Gasdruck oder Gasgemischdruck von 10
-3 bis 20 mbar beschichtet.
[0015] Vorteilhaft ist, wenn sich die Abwickelstation des bahnförmigen Materials, die Aufwickelstation
und die Plasmazone in einer Vakuumkammer befinden (batch-Betrieb) oder das bahnförmige
Material mittels Vakuumschleusen durch die Plasmazone geführt wird, was als sogenannter
Air-to-Air-Betrieb bezeichnet wird.
[0016] Zur Bildung des Niederdruckplasmas werden insbesondere siliziumorganische Verbindungen
wie Hexamethyldisiloxan, Hexamethyldisilazan und/oder Tetraethylorthosilikat oder
perfluorierte Kohlenwasserstoffe wie Perfluomonan und/oder Perfluorpropen oder Gemische
wie Hexamethyldisiloxan mit Trifluormethan und/oder Tetrafluormethan eingesetzt.
[0017] Als Träger- oder Zusatzgase werden vorzugsweise nicht-polymerisierbare Gase wie Edelgase
und/oder Stickstoff eingesetzt.
Zusatz- und Trägergase werden eingesetzt, um die Schichtabscheidung zu steuern und
insbesondere die Gleichmäßigkeit und die Stabilität des Plasmas zu steigern.
[0018] Als bahnförmige Materialien werden vorzugsweise Kunststoffolien, Schaumträger, Gewebeträger,
Vliesträger oder Papierträger eingesetzt.
[0019] Als besonders vorteilhaft hat sich die Verwendung der mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens hergestellten gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schichten bei einseitigen
Klebebändern zur Haftungsverminderung als Rückseitenbeschichtung des Trägers herausgestellt.
Ebenfalls besonders geeignet sind diese auf dem Trennmaterial, das zur Abdeckung der
Klebebeschichtung eingesetzt wird.
[0020] Zur Plasmaanregung können verschiedene Formen der elektrischen Entladung genutzt
werden. Vorzugsweise geschieht dies durch kHz-, MHz- oder GHz-Entladung. Entscheidend
für die Auswahl der Anregungsform sind die verfahrenstechnischen Randbedingungen,
zum Beispiel notwendige Beschichtungsgeschwindigkeit oder Gasgemischdruck, während
der Beschichtung.
[0021] Ein besonderer Vorteil des Verfahrens im Vergleich zum Stand der Technik ist die
Möglichkeit, den Prozeß der Schichtabscheidung und damit die gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsive Wirkung der Beschichtungen durch Variation der Prozeßparameter steuern
zu können. Dies ermöglicht eine optimale Anpassung der Schichteigenschaften an den
jeweiligen Anwendungsfall.
[0022] Ein weiterer Vorteil des neuartigen Verfahrens ist der Verzicht auf Lösungsmittel
und die Möglichkeit, den Einsatz von Stoffen, die unter Gesundheits- oder Umweltaspekten
bedenklich sind, zu vermeiden.
[0023] Ein wesentlicher Vorteil der mit dem Verfahren hergestellten gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schichten ist die Tatsache, daß kein Materialtransfer von der gegenüber
Haftklebmassen antiadhäsiven Schicht auf die damit in Kontakt gebrachte Klebmasse
stattfindet.
[0024] Außerdem ist die thermische Belastung der bahnförmigen Materialien aufgrund des eingesetzten
Niederdruckplasmas gering, so daß insbesondere temperaturempfindliche Materialien
wie Polyethylen, Polypropylen oder Schäume ohne Schädigung beschichtet werden können.
[0025] Ein weiterer Vorteil ist die hohe Langzeitstabilität der neuartigen gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schichten, da diese aufgrund des neuartigen Verfahrens hochvemetzt und
thermisch stabil sind.
[0026] Die mittels Plasmapolymerisation geformten antiadhäsiven Beschichtungen insbesondere
für Klebebandrückseiten und Trennmaterialien sind demgemäß lösemittelfrei hergestellt,
zeigen gegenüber Haftklebmassen keinen Übergang von Material.
[0027] Im folgenden sollen besonders vorteilhafte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Verfahrens dargestellt werden, ohne diese damit unnötig einschränken zu wollen.
Es zeigen die
[0028]
- Figur 1
- den Aufbau einer erfindungsgemäßen Vakuumbeschichtungsanlage und
- Figur 2
- eine alternative Anordnung der Elektroden aus Figur 1.
[0029] Gemäß Figur 1 wird das bahnförmige Material 1 von einer Abwickelstation 2 durch die
Plasmabeschichtungszone 3 bewegt. In der Plasmabeschichtungszone 3, die durch Begrenzungen
8 vom Rest der Vakuumkammer 7 getrennt ist, werden die zur Bildung des Niederdruckplasmas
erforderlichen Verbindungen über eine Zufuhr 4 eingeleitet. Die Plasmaanregung und
damit die Fragmentierung der Verbindungen erfolgt über ein hochfrequentes Wechselfeld,
das zwischen den Elektroden 5 und 6 angelegt ist. Elektrode 5 ist als geerdete Kühlwalze
ausgeführt und dient damit zugleich dem Transport des bahnförmigen Materials 1. Schließlich
wird das bahnförmige Material 1 nach der Beschichtung einer Aufwickelstation 9 zugeführt.
[0030] Eine alternative Anordnung der Elektroden 10, 11 zeigt Figur 2. In dieser sind beide
Elektroden 10, 11 flächig ausgeformt, und das bahnförmige Material 1 wird berührungsfrei
durch den Elektrodenspalt geführt.
[0031] Die Auswahl der jeweiligen Elektrodenanordnung hängt vom speziellen Anwendungsfall
ab. Bei einer Plasmaanregung mittels GHz-Entladung sind die Elektroden durch entsprechende
GHz-Einkopplungen zu ersetzen.
[0032] Schließlich wird das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft erläutert, ohne dieses
aber auch hiermit unnötig einschränken zu wollen.
Beispiel
[0033] Auf eine Polyesterfolie, transparent, 500 mm breit und mit einer Dicke von 25 µm,
wird eine gegenüber Haftklebmassen antiadhäsive Schicht mittels Niederdruckplasmapolymerisation
aufgebracht. Die Beschichtung erfolgt in einer Anlage entsprechend Figur 1 mit einem
Hexamethyldisiloxan-Fluß von 10 g/h bei einem Prozeßdruck von 1 mbar. Die Folie wird
mit einer Geschwindigkeit von 10 m/min durch die Plasmazone (Länge 200 mm) geführt,
so daß sich eine Beschichtungszeit von 1,2 s ergibt. Die Plasmaanregung erfolgt mittels
kHz-Entladung.
[0034] Die Güte der gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schicht wird in einer Trennkraftprüfung
untersucht. Zu diesem Zweck wird ein doppelseitiges Testklebeband, welches aus einem
geschäumten Träger besteht und mit einer Acrylat-Haftklebmasse ausgestattet ist, in
einer Breite von 2 cm auf die mit der erfindungsgemäß hergestellten gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schicht versehenen Folie geklebt, auf der Rückseite mit einer PVC-Folie
verstärkt und angerollt (80 mm Durchmesser, 2 kg Gewicht, wird mit ca. 10 m/min fünf
mal über den Klebstreifen hin- und hergerollt).
[0035] Die Prüfung der Trennkraft zwischen Testklebeband und der gegenüber Haftklebmassen
antiadhäsiven Schicht erfolgt mittels einer Zugkraftmaschine bei einer Geschwindigkeit
von 300 mm/min im Winkel von 180°. Die Trennkraft zwischen dem Testklebeband und der
erfindungsgemäß mit einer gegenüber Haftklebmassen antiadhäsiven Schicht versehenen
Folie beträgt 0,52 N/cm. Die gegenüber Haftklebmassen antiadhäsive Wirkung liegt in
diesem Beispiel damit unter dem Bereich, der mit herkömmlichen Carbamat-Lacken erreicht
wird und wie sie auf Klebebandrückseiten gefordert werden.
1. Verfahren zur Herstellung von antiadhäsiven Schichten auf einem bahnförmigen Material,
dadurch gekennzeichnet, daß die antiadhäsiven Schichten mittels Niederdruckplasmapolymerisation auf das
bahnförmige Material aufgebracht werden, indem das bahnförmige Material kontinuierlich
durch eine Plasmazone geführt wird, in der ein Niederdruckplasma vorhanden ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
bei einem Gasdruck oder Gasgemischdruck von 10-3 bis 20 mbar beschichtet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Niederdruckplasma durch elektrische Entladung, insbesondere kHz-, MHz- oder GHz-Entladung,
erzeugt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
sich die Abwickelstation des bahnförmigen Materials, die Aufwickelstation und die
Plasmazone in einer Vakuumkammer befinden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
das bahnförmige Material mittels Vakuumschleusen durch die Plasmazone geführt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß
zur Bildung des Niederdruckplasmas siliziumorganische Verbindungen wie Hexamethyldisiloxan,
Hexamethyldisilazan und/oder Tetraethylorthosilikat oder perfluorierte Kohlenwasserstoffe
wie Perfluornonan und/oder Perfluorpropen oder Gemische von siliziumorganischen Verbindungen
mit perfluorierten Kohlenwasserstoffen wie Hexamethyldisiloxan mit Trifluormethan
und/oder Tetrafluormethan eingesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, daß
als Träger- oder Zusatzgase nicht-polymerisierbare Gase wie Edelgase und/oder Stickstoff
eingesetzt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
als bahnförmige Materialien Kunststoffolien, Schaumträger, Gewebeträger, Vliesträger
oder Papierträger eingesetzt werden.
9. Verwendung der mittels des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 8 hergestellten
antiadhäsiven Schichten bei einseitigen Klebebändern als Rückseitenbeschichtung des
Trägers oder des zur Abdeckung der Klebebeschichtung eingesetzten Trennmaterials.
10. Antiadhäsive Schichten auf einem bahnförmigen Material, erhalten nach einem Verfahren
gemäß der Ansprüche 1 bis 9.