(19)
(11) EP 1 129 973 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
05.09.2001  Patentblatt  2001/36

(21) Anmeldenummer: 01110417.1

(22) Anmeldetag:  13.09.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B65H 54/34, B65H 65/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE IT LI

(30) Priorität: 26.10.1996 DE 19644592

(62) Anmeldenummer der früheren Anmeldung nach Art. 76 EPÜ:
97115973.6 / 0838423

(71) Anmelder: Rieter Ingolstadt Spinnereimaschinenbau AG
85055 Ingolstadt (DE)

(72) Erfinder:
  • Greis, Dietmar
    85055 Ingolstadt (DE)
  • Mayer, Walter
    85055 Ingolstadt (DE)

(74) Vertreter: Bergmeier, Werner, Dipl.-Ing. 
Friedrich-Ebert-Strasse 84
85055 Ingolstadt
85055 Ingolstadt (DE)

 
Bemerkungen:
Diese Anmeldung ist am 27 - 04 - 2001 als Teilanmeldung zu der unter INID-Kode 62 erwähnten Anmeldung eingereicht worden.
 


(54) Verfahren zum Bilden von Reservewindungen auf einer Leerhülse und Vorrichtung hierfür


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bilden von Reservewindungen eines Fadens (1) auf einer rotierenden Leerhülse (7) und eine Vorrichtung zum Übergeben eines einer Absaugung laufend zugeführten Fadens (1) an eine rotierende Leerhülse (7). Gemäß dem Verfahren wird der Faden zwischen einer ersten und zweiten Fadenführung (31, 30) quer zur Umlaufbahn einer Fangeinrichtung der Leerhülse (7) aufgespannt. Nach dem Einfangen des Fadens und dem Bilden von Reservewicklungen wird die erste Fadenführung (31) von einer Fadenrückhaltestellung (S1) in eine Fadenfreigabestellung (S2) zur Freigabe des Fadens (1) überführt. Bei der Vorrichtung wird einer Fangvorrichtung (4) zum Aufnehmen des Fadens (1) der Leerhülse (7) der Faden (1) durch eine Vorlegevorrichtung (3) vorgelegt. Diese weist zwei den Faden (1) quer zur Umlaufbahn der Fangvorrichtung (4) haltende Fadenführungen (31, 30) auf. Diese erste Fadenführung (31) bildet ein Rückhaltelement, um den Faden (1) während der Bildung von Reservewindungen im Hülsenrandbereich zu halten und um den Faden (1) zur Bildung der normalen Windungen freizugeben. Dieser ersten Fadenführung (31) ist ein steuerbarer Antrieb (33) zugeordnet, mit dessen Hilfe die offene Seite einer Fadenführungsnut (312) dieser ersten Fadenführung (31) aus einer Fadenrückhaltestellung (S1) in eine Fadenfreigabestellung (S2) überführbar ist.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bilden von Reservewindungen auf einer Leerhülse und eine Vorrichtung zum Übergeben eines einer Absaugung laufend zugeführten Fadens an eine rotierende Leerhülse.

[0002] Gemäß einer bekannten Vorrichtung (DE-OS 2.543.986) wird der an die rotierende Leerhülse zu übergebende Faden durch zwei Fadenführungen eines Hilfsfadenführers parallel zur Mantellinie gehalten, damit er durch einen mit der Leerhülse umlaufenden Fadenfänger ergriffen werden kann, so daß er auf der Leerhülse zur Bildung einer Spule aufgewickelt werden kann. Zusätzlich ist zur Steuerung der Anzahl von am Hülsenende zu verlegenden Reservewindungen ein Rückhalteelement vorgesehen, das zur Beendigung der Bildung derartiger Reservewindungen in Richtung zur Hülsenmitte bewegbar ist. Diese Vorrichtung ist kompliziert im Aufbau und in der Steuerung, insbesondere wenn sie für eine automatische Handhabung geeignet sein soll.

[0003] Aufgabe der Erfindung ist es daher, die bekannte Vorrichtung und das Verfahren zur Bildung von Reservewindungen dahingehend zu verbessern, daß diese mit weniger Schritten ausführbar bzw. einfacher im Aufbau und in der Steuerung sind.

[0004] Dies Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale von Anspruch 1 bzw. 5 gelöst.

[0005] Dadurch, daß bei der Vorrichtung gemäß Anspruch 5 die erste Fadenführung gleichzeitig das Rückhalteelement bildet, ist dieses integrierter Bestandteil der Vorlegevorrichtung, was die aus Vorlegevorrichtung und Rückhalteelement bestehende Einrichtung kompakter macht und zudem die Steuerung vereinfacht, da der Antrieb für die erste Fadenführung auf der Vorlegevorrichtung angeordnet ist und nicht erst einem stationären Teil, wie dies beim Rückhalteelement bisher war, zugestellt werden muß.

[0006] Durch die Verwendung einer Fadenführungsnut gemäß Anspruch 6 ist eine besonders einfache Ansteuerung der ersten und zweiten Stellung möglich.

[0007] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist einfach im Aufbau, kompakt und einfach zu steuern. Darüber hinaus ermöglicht die erfindungsgemäß ausgebildete Vorlegevorrichtung nicht nur das Vorlegen des an die Leerhülse zu übergebenden Fadens, sondern dient gleichzeitig auch der Steuerung der Anzahl der am Hülsenende gebildeten Reservewindungen. Diese vereinfachte Ausbildung der Vorrichtung und die Zusammenfassung verschiedener Funktionen in ein und derselben Vorrichtung führt darüber hinaus zu dem Vorteil, daß sich eine derartige Vorrichtung auch nachträglich in bereits vorhandenen Vorrichtungen installieren läßt.

[0008] Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachstehend anhand von Beispielen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1
in perspektivischer Ansicht eine Spulvorrichtung mit einer erfindungsgemäß ausgebildeten Vorlegevorrichtung;
Fig. 2
in schematischer Frontansicht die beiden Fadenführungen einer Vorlegevorrichtung, bei welcher die erste Fadenführung auf einer Schwenkachse angeordnet ist, die in bezug auf die zweite Fadenführung auf der der Leerhülse zugewandten Seite angeordnet ist;
Fig. 3
in schematischer Frontansicht die beiden Fadenführungen der Vorlegevorrichtung, bei welcher die erste Fadenführung schwenkbar auf der zweiten Fadenführung angeordnet ist; und
Fig. 4
in perspektivischer Darstellung eine bevorzugte Ausbildung der beiden Fadenführungen.


[0009] Die Erfindung kann auf verschiedenen Textilmaschinen Anwendung finden, auf denen ein laufender Faden zur Aufwindung an eine Leerhülse zu übergeben ist, beispielsweise an einer Spulmaschine. Nachstehend wird jedoch auf eine Offenend-Spinnmaschine Bezug genommen, deren spinnrelevanten Teile allerdings in den Abbildungen nicht zu sehen sind.

[0010] Die als Beispiel gewählte Offenend-Spinnmaschine weist zum Abziehen eines Fadens 1 aus einem Abzugsrohr 2 einer nicht gezeigten Offenend-Spinnvorrichtung ein Paar Abzugswalzen 20, 21 auf, von denen aus der Faden 1 über einen Fadenspannungsausgleichbügel 22, der am Maschinengestell 23 gelagert ist, zu der Mündung 30 einer Absaugvorrichtung (nicht gezeigt) geführt wird. Dabei passiert der Faden 1 eine Fadenführung 31, die mit der Mündung 30 auf einem gemeinsamen Halter 32 angeordnet ist und gemeinsam mit der Mündung 30 der Absaugvorrichtung eine Vorlegevorrichtung 3 bildet, mit deren Hilfe der laufend durch die Absaugvorrichtung abgesaugte Faden 1 einer Fangvorrichtung 4 vorgelegt werden kann, die später noch näher beschrieben wird.

[0011] In bezug auf den Fadenlauf des aus dem Abzugsrohr 2 abgezogenen und der Mündung 30 zugeführten Fadens 1 bildet die Fadenführung 31 eine erste Fadenführung, während die Mündung 30 eine zweite Fadenführung bildet. Zwischen den beiden Fadenführungen 31 und 30 wird ein Abschnitt des an die Fangvorrichtung 4 zu übergebenden Fadens 1 im wesentlichen parallel zur Längsachse A (siehe Fig. 2) der Leerhülse 7 gehalten. Dabei ist es ohne Belang, ob es sich bei der Leerhülse 7 um eine zylindrische oder um eine konische Hülse handelt.

[0012] Die erste Fadenführung 31 weist einen schwenkbaren Hebel 311 auf, der an seinem Stirnende eine Fadenführungsnut 312 besitzt, in welcher der Faden 1 geführt werden kann. Die der Mündung 30 zugewandte Seitenfläche 310 dieses Hebels 311 bildet ein Rückhalteelement für den Faden 1 während der Bildung von Reservewindungen W (siehe Fig. 3), wie später noch näher erläutert werden wird.

[0013] Der Hebel 311 ist mittels einer Achse 313 in dem bereits erwähnten Halter 32 gelagert. An ihrem dem Hebel 311 abgewandten Ende sitzt auf der Achse 313 ein weiterer Hebel 314, der in nicht gezeigter Weise mit einem Antrieb verbunden ist. Gemäß Fig. 1 ist als Ausführungsbeispiel eines solchen Antriebes ein (pneumatisch oder hydraulisch) steuerbarer Zylinder 33 gezeigt, dessen Kolben mit diesem weiteren Hebel 314 verbunden ist.

[0014] Die Fangvorrichtung 4 weist gemäß den Fig. 1 und 3 eine Vielzahl von Fanghaken 40 auf und ist Teil eines Hülsentellers 5, der drehbar in einem Spulenarm 6 gelagert ist. Wie Fig. 1 zeigt, ist zwischen zwei Spulenarmen 6 und 60 unter Zuhilfenahme zweier Hülsenteller 5 und 50 eine Leerhülse 7 eingelegt, auf welcher der Faden 1 aufgewickelt werden soll. Zum automatischen oder manuellen Abheben der bewegungsmäßig in nicht gezeigter Weise miteinander gekoppelten Spulenarme 6 und 60 besitzt einer der beiden Spulenarme 6 und 60, gemäß Fig. 1 der Spulenarm 60, an seinem freien Ende einen Betätigungsarm 61. Fig. 1 zeigt ferner, daß lediglich einer der beiden Hülsenteller 5 und 50, gemäß Fig. 1 der Hülsenteller 5, mit einer Fangvorrichtung 4 ausgestattet ist.

[0015] Die beiden Spulenarme 6 und 60 sind schwenkbar auf einer Achse 62 gelagert, wobei sie durch entsprechende eigene Ausbildung oder ihrer Lagerung soweit voneinander entfernt werden können, daß ein Austausch einer vollen Spule (nicht gezeigt) gegen eine Leerhülse 7 ermöglicht wird.

[0016] Die Leerhülse 7 kann zur Anlage an eine in Richtung des Pfeiles f1 angetriebene Spulwalze 70 gebracht werden, die sich in der Regel über eine Vielzahl nebeneinander angeordneter gleichartiger Arbeitsstellen (Offenend-Spinnvorrichtungen) erstreckt, von deren Aufbau in Fig. 1 nur ein Teil zu sehen ist. Die Spulwalze 70 weist im Bereich der Leerhülse 7 einen Abschnitt 700 mit vergrößertem Durchmesser auf, so daß die Leerhülse 7 nicht durch die Hülsenteller 5 und 50 an einer direkten Auflage auf der Spulwalze 70 gehindert wird.

[0017] Unmittelbar vor der Spulwalze 70 befindet sich eine Changierstange 71, die parallel zur Spulwalze 70 hin und her beweglich ist und einen Changierfadenführer 72 trägt, um nach erfolgter Übergabe des Fadens 1 an die Leerhülse 7 und nach Bildung einer vorbestimmten Anzahl von Reservewindungen W (siehe Fig. 3) den Faden 1 aufnehmen und changierend verlegen zu können, um auf diese Weise eine gleichförmige Spule (nicht gezeigt) bilden zu können.

[0018] Nachstehend wird nun die Funktion der zuvor im Aufbau beschriebenen Vorrichtung näher erläutert:

[0019] Nachdem eine Leerhülse 7 zur Bildung einer neuen Spule in ihre Position zwischen den beiden Spulenarmen 6 und 60 der Spulvorrichtung eingelegt worden ist, werden die beiden Spulenarme 6 und 60 durch entsprechende Einwirkung auf den Betätigungsarm 61 abgesenkt, so daß die Leerhülse 7 durch die Spulwalze 70 angetrieben wird (in Richtung des Pfeiles f2).

[0020] Der Faden 1, der zuvor in bekannter und üblicher Weise mit Hilfe einer nicht gezeigten Wartungseinrichtung angesponnen und in die Vorlegevorrichtung 3 eingelegt worden ist, wird mittels der Abzugswalzen 20 und 21 durch das Fadenabzugsrohr 2 der Offenend-Spinnvorrichtung abgezogen und über die erste Fadenführung 31 und die zweite Fadenführung, die bei dem in Fig. 1 gezeigten Ausführungsbeispiel als Mündung 30 der erwähnten Absaugvorrichtung ausgebildet ist, laufend abgeführt. Die Wartungsvorrichtung verschwenkt nun die Vorlegevorrichtung 3 aus einer nicht gezeigten Ruhestellung hin zur Fangvorrichtung 4, von welcher ein Fanghaken 40 den sich von der ersten Fadenführung 31 zur als Mündung 30 ausgebildeten zweiten Fadenführung im wesentlichen parallel zur Längsachse A der Leerhülse 7 (siehe Fig. 2) und damit im wesentlichen auch senkrecht zur Umlaufbahn B der Fanghaken 40 erstreckenden Fadenabschnitt ergreift.

[0021] Die beiden Hülsenteller 5 und 50 sind bewegungsschlüssig mit der auf der Spulwalze 70 aufliegenden Leerhülse 7 verbunden und nehmen deshalb an deren Rotation teil. Aus diesem Grunde wird auch die Fangvorrichtung 4, die Teil des Hülsentellers 5 ist, angetrieben.

[0022] Bei der Rotation des Hülsentellers 5 gelangt der Fadenabschnitt des vom Fanghaken 40 der Fangvorrichtung 4 ergriffenen Fadens 1, welcher in bezug auf den den Faden 1 mitnehmenden Fanghaken 40 die Zuführseite des Fadens 1 bildet, in die Klemmlinie L zwischen der Leerhülse 7 und dem Abschnitt 700 der Spulwalze 70. Außerdem wird diese Zuführseite des der Leerhülse 7 laufend zugeführten Fadens 1 nach unten gezogen und gelangt somit zur Anlage an die der zweiten Fadenführung (Mündung 30) zugewandte Seitenfläche oder -kante 310 der ersten Fadenführung 31. Der laufend der Leerhülse 7 zugeführte Faden 1 wird aufgrund der an sich bekannten Ausbildung des Hülsentellers 5 zwischen diesem und der Leerhülse 7 eingeklemmt und dadurch gesichert. Der Faden 1 läuft nun aufgrund der Spannung, die durch die im Vergleich zur Umfangsgeschwindigkeit der Abzugswalzen 20 und 21 höhere Umfangsgeschwindigkeit der Leerhülse 7 erzeugt wird (= Aufwindespannung), mit seiner Zuführseite axial in Richtung zur Mitte der Leerhülse 7, soweit dies die Fadenführung 31 mit ihrer den Faden 1 zurückhaltenden Seitenfläche 310 zuläßt. Diese erste Fadenführung 31 nimmt somit die Aufgaben eines Rückhalteelementes wahr und hält den Faden 1 während seiner Aufwicklung auf die Leerhülse 7 in deren Endbereich zwischen dem Hülsenteller 5 und der Seitenfläche 310 zurück, so daß auf dem Hülsenende 73 Reservewindungen W gebildet werden (siehe Fig. 3), die später für das Verbinden der Fäden zweier Spulen benötigt werden.

[0023] Sind genügend Reservewindungen W gebildet worden, so daß nun der Faden 1 zur Bildung regulärer Windungen an den Changierfadenführer 72 übergeben werden soll, so wird vom Zylinder 33 aus mit Hilfe des Hebels 314 (siehe Fig. 1) oder von einem Schrittmotor 330 (siehe Fig. 2), dessen Motorwelle (Achse 313 - siehe Fig. 1) den Hebel 311 trägt, dieser Hebel 311 der ersten Fadenführung 31 verschwenkt. Der Hebel 311 der ersten Fadenführung 31, der sich zunächst in seiner Übergabestellung befindet, die gleichzeitig die Fadenrückhaltestellung S1 (siehe Fig. 2) bildet, wird nun verschwenkt (siehe Pfeil f3) und gelangt schließlich in eine Fadenfreigabestellung S2, in welcher die Fadenführungsnut 312 den Faden 1 nicht mehr zurückhalten kann, so daß dieser im Bestreben, den kürzesten Weg zwischen Abzugswalzen 20, 21 und Leerhülse 7 einzunehmen, in Richtung Hülsenmitte wandert und dabei in den Changierbereich des Changierfadenführers 72 gelangt. Dieser ist in üblicher Weise als Selbsteinfädler ausgebildet und nimmt den Faden 1 auf, der ab nun vom Changierfadenführer 72 changierend verlegt wird, so daß nun reguläre Windungen auf der sich bildenden Spule gebildet werden.

[0024] Bei den in den Fig. 1 und 2 gezeigten Ausführungsbeispielen ist die erste Fadenführung 31 auf einer Achse 313 gelagert, die so angeordnet ist, daß der Faden 1 beim Verschwenken des Hebels 311 in Richtung Hülsenmitte und damit auch in Richtung Changierfadenführer 72 verschwenkt wird.

[0025] Die Erfindung ist nicht auf das zuvor beschreiben Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern kann in vielfältiger Weise abgewandelt werden, beispielsweise durch Austausch einzelner Merkmale durch Äquivalente oder durch andere Kombinationen. Beispielsweise kann die Schwenk- oder Drehachse für die erste Fadenführung unterschiedlich gewählt werden. Außerdem kann die erste Fadenführung beispielsweise zangenförmig sein, wobei ein Schenkel der Zange bei der Überführung des Fadens abgeschwenkt wird. Fig. 3 zeigt eine Abwandlung der zuvor beschrieben Vorrichtung, bei welcher sich die Schwenkachse der ersten Fadenführung 31 auf der der zweiten Fadenführung (Mündung 30) zugewandten Seite befindet. Wird nun die erste Fadenführung 31 für die Freigabe des Fadens 1 nach der Bildung einer gewünschten Anzahl von Reservewindungen W (Fig. 3) verschwenkt (siehe Pfeil f4), so nähert sich die Fadenführungsnut 312 nicht der Hülsenmitte und somit auch nicht dem Changierfadenführer 72, sondern wird im Gegenteil weiter in Richtung Hülsenende 73 bewegt. Dabei wird der an der Seitenfläche 310 der Fadenführung 31 anliegende Faden 1 in Richtung zum Hülsenende 73 gedrückt und kommt somit auf die dort befindlichen Reservewindungen W zu liegen, die somit überdeckt und damit gesichert sind, wenn die volle Spule aus der Spulvorrichtung (Spulenarme 6 und 60) herausgenommen wird für die Lagerung und spätere Weiterverarbeitung. Erreicht die erste Fadenführung dann ihre Fadenfreigabestellung S2 so bewegt sich der Faden 1 aufgrund der Aufwindespannung in Richtung zur Hülsenmitte und wird dabei von dem changierenden Changierfadenführer 72 ergriffen und sodann durch diesen changierend verlegt.

[0026] Die Anzahl der gewünschten Reservewindungen W kann somit festgelegt werden mit Hilfe einer nicht gezeigten Steuervorrichtung, indem die Zeit vom Ergreifen des Fadens 1 durch die Fangvorrichtung 4 bis zum Verschwenken der ersten, ein Rückhalteelement bildenden Fadenführung 31 entsprechend gewählt wird.

[0027] Die in Fig. 3 schematisch dargestellte Vorrichtung wird in Fig. 4 erneut, dieses Mal jedoch in perspektivischer Darstellung, gezeigt. Die Mündung 30 ist dabei am Ende eines Rohrstückes 300 angeordnet, das gleichzeitig die als Hohlwelle ausgebildete Welle eines Motors 331 bildet. Fest verbunden mit diesem Rohrstück 300, so daß sie alle Drehbewegungen dieses Rohrstückes 300 mitmachen muß, ist die erste Fadenführung 31. Diese besitzt ein auf das Rohrstück 300 aufgeschobenes hülsenartiges Befestigungsstück 315, von dem sich ein Arm 316 radial vom Rohrstück 300 weg erstreckt. Dieser Arm 316 trägt ein abgewinkeltes Endstück 317 mit der bereits erwähnten Fadenführungsnut 312, die sich bei diesem Ausführungsbeispiel (im Gegensatz zu dem in den Fig. 1 und 2 gezeigten Ausführungsbeispiel) nicht senkrecht zur Längsachse A der Leerhülse 7 erstreckt, sondern statt dessen parallel hierzu angeordnet ist. Dies führt zum einen zu einer besonders reibungsarmen Führung des der Mündung 30 laufend zugeführten Fadens 1. Zum anderen erleichtert diese Anordnung der Fadenführungsnut 312 das Freigeben des Fadens 1, wenn die erste Fadenführung 31 ihre Fadenfreigabestellung S2 erreicht.

[0028] Die Fig. 2 und 3 zeigen, daß - gemäß einer bevorzugten Ausbildung der beschriebenen Vorrichtung - die beiden Fadenführungen, d. h. die erste Fadenführung 31 und die als Mündung 30 oder andersartig ausgebildete zweite Fadenführung, bezogen auf die Drehrichtung (siehe Pfeil f2 in Fig. 1) der Leerhülse 7, sich im Bereich zwischen der Längsachse A der Leerhülse 7 und der Klemmlinie L zwischen der Leerhülse 7 und der Spulwalze 70 befinden. Die Fig. 2 und 3 zeigen die Vorlegevorrichtung 3 von ihrer der Leerhülse 7 zugewandten Seite, so daß sich hieraus ergibt, daß sich die Vorlegevorrichtung 3 in ihrer gezeigten Vorlegeposition im letzten Viertel der Umlaufbahn der Fangvorrichtung 4 vor der Klemmlinie L befindet. Damit diese Fangvorrichtung 4 den vorgelegten Faden 1 aufnehmen kann, bilden die beiden Fadenführungen (31 und Mündung 30) zwischen sich einen Spalt 8 für die teilweise Aufnahme der Fanghaken 40 der Fangvorrichtung 4 (siehe Fig. 3 und 4). Diese kommt somit gut in den Bereich des aufzunehmenden Fadens 1. Bei einer Ausbildung der Vorrichtung gemäß den Fig. 3 und 4 besitzt deshalb der Arm 316, der die erste Fadenführung 31 mit der zweiten Fadenführung verbindet, eine schräge Fläche 9, die im wesentlichen längs der Umlaufbahn B, oder parallel zu einer Tangente zur Umlaufbahn B, der Fangvorrichtung 4 orientiert ist und an dem Arm 316 oder einem anderen, die beiden Fadenführungen 31 und (Mündung) 30 miteinander verbindenden Element vorgesehen ist.

[0029] Die zuvor erläuterte Festlegung der Vorlegeposition der Vorlegevorrichtung 3 im letzten Viertel der Umlaufbahn B, das die Fangvorrichtung 4 vor Passieren der Klemmlinie L zwischen Leerhülse 7 und Spulwalze 70 durchläuft, hat den Vorteil, daß der Faden 1 bei seiner Zufuhr zur Klemmlinie L (und einer nicht gezeigten Fadentrennvorrichtung, um den Faden 1 nach seiner Übergabe an die Leerhülse 7 zwischen Fangvorrichtung 4 und Absaugung durchtrennen zu können) mit Sicherheit stets gespannt gehalten wird, da sich die Fangvorrichtung 4 von der Fadenzulieferseite immer weiter entfernt. Darüber hinaus kann auch bei einer Ausbildung der Vorlegevorrichtung gemäß den Fig. 3 und 4 die erste Fadenführung 31 aus der Fadenrückhaltestellung S1 in die Fadenfreigabestellung S2 verschwenkt werden, ohne daß hierzu die Vorlegevorrichtung 3 zuvor etwas von der Fangvorrichtung 4 weggeschwenkt oder zurückgezogen werden muß, um den Schwenkbereich der ersten Fadenführung 31 freizugeben.

[0030] Wie aus den Fig. 2 und 3 hervorgeht, hängt von der Position der ersten Fadenführung 31, d. h. insbesondere von deren Seitenfläche 310, die Stelle im Randbereich der Leerhülse 7 ab, an welcher sich die Reservewindungen W bilden. Durch Verstellung der ersten Fadenführung 31 parallel zur Längsachse A der Leerhülse 7 läßt sich somit festlegen, wo im Randbereich der Leerhülse 7 diese Reservewindungen W gebildet werden sollen. Fig. 3 zeigt angedeutet zwei Möglichkeiten der Einstellung für die erste Fadenführung 31. Beispielsweise besitzt das Befestigungsstück 315 eine Kulissenführung, in welcher der Arm 316 mit einer Verlängerung 317 verschieb- und feststellbar gelagert ist (siehe gestrichelte Darstellung in Fig. 3), so daß die Fadenführung 31 relativ zur Mündung 30 parallel zur Längsachse A der Leerhülse 7 einstellbar ist. Es ist aber auch möglich, das Rohrstück 300 mit der Mündung 30 mittels einer nicht gezeigten Lagerung in einer Kulissenführung o. dgl. im Halter 32 verschiebbar und feststellbar in der Weise zu lagern, daß die Mündung 30 parallel zur Längsachse A der Leerhülse 7 (siehe Pfeil f5) verstellt werden kann und dabei die auf dem Rohrstück 300 gelagerte erste Fadenführung 31 mitnimmt, so daß beide Fadenführungen 30 und 31 gemeinsam verstellt werden. Die Verstellbarkeit der zweiten Fadenführung (Mündung 30 oder andersartig ausgebildete Fadenführung) kann für die Vorlage des Fadens 1 vor die Fangvorrichtung 4 oder einer nicht gezeigten Fadentrennvorrichtung von Bedeutung sein.

[0031] Fig. 4 zeigt, daß die der Leerhülse 7 näherliegende Seitenwand 318 der Fadenführungsnut 312 im wesentlichen senkrecht zur Schwenkachse (Mündung 30) der ersten Fadenführung 31 orientiert ist. Die der Leerhülse 7 entferntere Seitenwand 319 der Fadenführungsnut 312 jedoch ist im wesentlichen in einer Ebene E1 angeordnet, die sich vom Grund der Fadenführungsnut 312 in Richtung zur offenen Seite der Fadenführungsnut 312 zunehmend von der die Schwenkachse (Mündung 30) der ersten Fadenführung 31 senkrecht schneidenden Ebene E2 entfernt. Hierdurch wird einerseits erreicht, daß der Faden 1 während seiner Übergabe an die Fangvorrichtung 4 sicher gehalten wird; andererseits erleichtert aber die längs der Ebene E1 geneigte Seitenwand 319 das Freigeben des Fadens 1 nach Erreichen der gewünschten Anzahl von Reservewindungen W.

[0032] Wenn auch zuvor die zweite Fadenführung stets als Mündung 30 einer Absaugung gezeigt wurde, so versteht es sich von selbst, daß die zweite Fadenführung ebenfalls als mechanisches Führungselement ausgebildet sein kann, das der Mündung 30 der Absaugung in bekannter Weise vorgeschaltet ist.

[0033] Im Folgenden werden weitere Ausgestaltungen der oben oder in den Ansprüchen dargestellten Vorrichtungen vorgesehen: Bei einer Ausgestaltung ist der steuerbare Antrieb ein Pneumatikzylinder 33 oder ein Motor 330, 331. Dadurch wird eine weitere Vereinfachung bei erhöhter Funktionssicherheit erzielt.

[0034] Bei einer weiteren Ausgestaltung ist die erste Fadenführung (31) starr mit der Mündung (30) verbunden, welche als ein in einem Halter (32) drehbar gelagertes Rohrstück (300) ausgebildet ist, dem der auf dem Halter (32) gelagerte steuerbare Antrieb (33, 331) zugeordnet ist. Dadurch läßt sich der Antrieb für die erste Fadenführung auf besonders platzsparende Weise auf der Vorlegevorrichtung anordnen.

[0035] Bei einer weiteren Ausgestaltung ist die Fadenführungsnut 312 der ersten Fadenführung 31 im wesentlichen parallel zur Längsachse A der rotierenden Leerhülse angeordnet. So ergibt sich ein reibungsloses Halten des laufend der Mündung der Absaugung zugeführten Fadens.

[0036] Bei einer weiteren Ausgestaltung sind die beiden Fadenführungen 31, 30, bezogen auf die Drehrichtung f2 der rotierenden Leerhülse 7, im letzten Viertel vor der Klemmlinie L zwischen der Leerhülse 7 und einer die Leerhülse 7 antreibenden Spulwalze 70 angeordnet und bilden zwischen sich einen Spalt 8 für die teilweise Aufnahme der Fangvorrichtung 4. Dies ist besonders vorteilhaft, da eine derartige Ausbildung auf einfache Weise zu einem Überdecken der Windungen der Reservewindungen und damit zu deren Sicherung auf der Leerhülse gegen unbeabsichtigtes Herabfallen führt. Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung befindet sich zwischen den beiden Fadenführungen 31, 30 eine im wesentlichen längs der Umlaufbahn B der Fangvorrichtung 4 orientierte Fläche 9 eines die beiden Fadenführungen 31, 30 miteinander verbindenden Elementes 316. Durch die beiden letztgenannten Weiterbildungen wird ein Verschwenken der ersten Fadenführung ermöglicht, ohne daß sie zuvor aus dem Bereich der umlaufenden Fangvorrichtung zurückgezogen werden muß.

[0037] Bei einer weiteren Ausgestaltung verläuft die der Leerhülse 7 näherliegende Seitenwand 318 der Fadenführungsnut 312 im wesentlichen senkrecht zur Schwenkachse der ersten Fadenführung 31 verläuft, während die der Leerhülse 7 entferntere Seitenwand 319 der Fadenführungsnut 312 im wesentlichen in einer Ebene E1 angeordnet ist, die sich in Richtung zur offenen Seite der Fadenführungsnut 312 zunehmend von der die Schwenkachse der ersten Fadenführung 31 senkrecht schneidenden Ebene E2 entfernt. Dies dient dazu, um den Faden einerseits während der Vorlage vor die Fangvorrichtung sicher halten zu können und um dennoch eine problemlose Freigabe des Fadens nach Beendigung der Bildung der gewünschten Anzahl von Reservewindungen zu erreichen.

[0038] Bei einer weiteren Ausgestaltung sind die beiden Fadenführungen 31, 30 der Fadenvorlegevorrichtung 3 relativ zueinander parallel zur Längsachse A der Leerhülse 7 einstellbar. Bei einer weiteren Ausgestaltung ist die erste Fadenführung 31 mit der zweiten Fadenführung 30 gemeinsam einstellbar. Mit den beiden letztgenannten Ausgestaltungen wird durch die erste Fadenführung nicht nur die Bildung der Reservewindungen gesteuert, sondern auch deren genaue Anordnung auf dem Hülsenende.


Ansprüche

1. Verfahren zum Bilden von Reservewindungen eines Fadens (1) auf einer rotierenden Leerhülse (7) mit welcher synchron eine Fangvorrichtung (4) zum Aufnehmen des Fadens (1) umläuft, mit den Schritten:

- Absaugen des laufend zugeführten Fadens mit einer Absaugeinrichtung, wobei der Faden zwischen einer ersten Fadenführung (31) und einer zweiten Fadenführung (30) quer oder im wesentlichen quer zur Umlaufbahn der Fangvorrichtung (4) geführt wird,

- Überführung des Fadens in eine Vorlegeposition, in der die Fangvorrichtung (4) den vorgelegten Faden einfängt,

- Übergabe des Fadens von der Vorlegeposition an die Leerhülse (7) durch die Fangvorrichtung (4),

- Trennung des Fadens (1) zwischen der Fangvorrichtung (4) und der Absaugeinrichtung,

- Bildung von Reservewicklungen (W) auf der Leerhülse (7), wobei der Faden (1) durch die Fadenführung (31) in einer Fadenrückhaltestellung (S1) gehalten wird,

- Überführung des Fadens (1) durch die Fadenführung (31) von der Fadenrückhaltestellung (S1) in eine Fadenfreigabestellung (S2), wobei der Faden aus der Fadenführung (31) freigegeben wird,

- Einfangen des Fadens durch einen Changierfadenführer (72), und

- Bilden der regulären Windungen auf der sich bildenden Spule.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bereits gebildeten Reservewindungen (W) beim Überführen des Fadens (1) von der Fadenrückhaltestellung (S1) zur Fadenfreigabestellung (S2) durch den laufend aufgewickelten Faden überdeckt und gesichert werden.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß durch Verstellen der ersten Fadenführung parallel zur Längsachse der Leerhülse (7) der Bereich der Bildung der Reservewindungen (W) auf der Leerhülse (7) festgelegt wird.
 
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl der auf der Leerhülse (7) zu Bildenden Reservewindungen gesteuert wird.
 
5. Vorrichtung zum Übergeben eines einer Absaugung laufend zugeführten Fadens an eine rotierende Leerhülse (7), mit welcher synchron eine Fangvorrichtung (4) zum Aufnehmen des Fadens (1) umläuft, wobei der Faden (1) durch eine Vorlegevorrichtung (3) vorgelegt wird, welche zwei den Faden (1) quer zur Umlaufbahn der Fangvorrichtung (4) haltende Fadenführungen (30, 31) und ein Rückhalteelement aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß das Rückhalteelement durch die erste Fadenführung (31) gebildet wird, der ein steuerbarer Antrieb (33, 330, 331) zugeordnet ist, mit dessen Hilfe die erste Fadenführung (31) aus einer Fadenrückhaltestellung (S1) in eine Fadenfreigabestellung (S2) überführbar ist, daß die zweite Fadenführung die Mündung (30) der Absaugung oder ein der Mündung (30) der Absaugung vorgeschaltetes Führungselement ist, und daß bei der Aufnahme des Fadens durch die Fangvorrichtung (4) die erste Fadenführung (31) im Bereich der Leerhülse (7) und die zweite Fadenführung (30) außerhalb des Bereiches der Leerhülse (7) angeordnet ist, so daß der zwischen den beiden Fadenführungen (30, 31) gespannte Faden der Umlaufbahn der Fangvorrichtung (4) zuführbar ist, wobei die beiden Fadenführungen (30, 31) zwischen sich einen Spalt (8) für die teilweise Aufnahme der Fangvorrichtung (4) bilden.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Fadenführung (31) eine Fadenführungsnut (312) mit einer offenen Seite aufweist, die den Faden in der ersten Stellung (S1) zurückhält und in der zweiten Stellung (S2) freigibt.
 
7. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Fadenführung (31) schwenkbar auf der zweiten Fadenführung (30, 300) gelagert ist.
 




Zeichnung