[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Kontaktwerkstoffes aus
Kupfer und Chrom im Verhältnis von 40 bis 75 Gew.-% Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom
in Form eines Halbzeuges, aus dem einzelne Kontaktstücke für den Einsatz in Vakuumschaltgeräten
konfektioniert werden. Die Erfindung betrifft des weiteren Kontaktwerkstoffe als Halbzeug
zum Herstellen von Kontaktstücken für Vakuumschaltgeräte sowie Kontaktstücke für Vakuumschaltgeräte.
[0002] Kontaktstücke zur Verwendung in Vakuumschaltgeräten, wie Vakuumschützen, Vakuumlasttrennschaltern
und Vakuumleistungsschaltern für Niederspannung und Mittelspannung sollen sich durch
niedrige Restporosität, einen niedrigen Gasgehalt sowie hohe Gefügefestigkeit und
eine hohe elektrische Leitfähigkeit auszeichnen. Darüber hinaus sollen Kontaktwerkstoffe
und Kontaktstücke wirtschaftlich herstellbar sein.
[0003] Das Vakuumschaltprinzip hat sich im Hochspannungsbereich bei Spannungen zwischen
3 und 36 kV seit geraumer Zeit weltweit durchgesetzt, Die überwiegende Anwendung bezieht
sich auf Leistungsschalter. In geringerem Maße werden Schütze bis maximal 12 kV eingesetzt.
Die hohe dielektrische Festigkeit des Vakuumschalters und das völlig emissionsfreie
Schalten machen das Vakuumschaltprinzip mit Weiterentwicklung des Herstellprozesses
und der damit einhergehenden Reduzierung der Kosten auch für Niederspannungsschaltgeräte
attraktiv. Für diese Anwendung des Vakuumschaltprinzips kommen vordergründig Schütze,
Leistungsschalter und Lasttrennschalter mit Nennbetrieb bzw. Nennströmen und 100 bis
1000 A bzw. 630 bis 6300 A bei Spannungen bis 1000 (1500) V in Betracht.
[0004] Die Anforderungen an die vorgenannten Schaltgeräte sind sehr unterschiedlich. Bei
Vakuumleistungsschaltern für Mittelspannung steht das Kurzschlussausschaltvermögen
bis ca. 50 kA im Vordergrund. Die Schaltzahlen bei Nennstrom liegen bei 30.000. Bei
einem Schütz hingegen dominieren die Schaltzahlen mit mindestens 500.000. Darüber
hinaus darf bei einem Schütz kein Ausschaltfehler auftreten und es muss in der Lage
sein, den 10 bis 12-fachen Nennbetriebsstrom sicher ausschalten und mit trennbaren
Verschweißungen einschalten zu können, wobei die Kräfte des Antriebs vergleichsweise
niedrig sind. Obwohl ein Vakuumschütz keinen Kurzschlussstrom ausschalten soll, muss
es insbesondere für kleine Nennbetriebsströme in der Lage sein, den Durchlassstrom
der vorgeschalteten Sicherung solange zu führen, bis die Sicherung den Stromkreis
unterbrochen hat. Hierbei muss die Verschweißung an den Kontaktstücken aufbrechbar
sein.
[0005] Der Vakuumleistungsschalter für Niederspannung hingegen muss das 2 bis 3-fache Kurzschlussausschaltvermögen
besitzen, wie der Leistungsschalter für Mittelspannung. Zudem werden Leistungsschalter
für Niederspannung auch als Motorschalter eingesetzt, wobei kein Ausschaltfehler auftreten
soll.
[0006] Der Lasttrennschalter hingegen muss Ströme bis zum 20-fachen Nennstrom einschalten
können. Die hierbei auftretenden Verschweißungen der Kontaktstücke müssen durch den
Antrieb aufbrechbar sein.
[0007] Kontaktwerkstoffe bzw. Kontaktstücke für Vakuumschalter auf Basis Chrom und Kupfer
sind in unterschiedlicher Ausführung als Schmelzwerkstoff oder nach pulvermetallurgischen
Verfahren oder Sintertränkverfahren hergestellt bekannt.
[0008] Aus der DE OS 1640039 ist ein CuCr-Kontaktwerkstoff für Vakuumschalter bekannt, der
aus einer gesinterten Metall-Matrix aus Chrom, die mit einer Tränksubstanz aus Kupfer
getränkt ist, besteht. Die DE 2357333 A1 und DE 2521504 A1 beschreiben als Kontaktwerkstoff
für Vakuumschalter eine gesinterte Metall-Matrix, bei der der Hauptkomponente aus
beispielsweise Chrom als Versprödungszusatz Aluminium oder Zinn zugegeben ist, und
diese Metall-Matrix mit einer Tränksubstanz aus Kupfer, Silber oder Legierungen dieser
Metalle getränkt ist. Die Sintertemperaturen liegen hier bei oberhalb 1 200 ° C, während
die Schmelztemperatur der Tränksubstanz unterhalb der jeweiligen Sintertemperatur
liegt. Nach den vorgenannten Verfahren werden bevorzugt Kontaktwerkstoffe in der Größe
und Form der einzelnen Kontaktstücke hergestellt.
[0009] Auch in der DE 2240493 A1 wird ein Kontaktwerkstoff für Vakuumschalter beschrieben,
der eine gesinterte Metall-Matrix aus einer metallischen Hauptkomponente mit einem
Schmelzpunkt oberhalb 1 600 ° C und einer metallischen Nebenkomponente mit einem Schmelzpunkt
oberhalb des Schmelzpunktes einer Tränksubstanz aufweist, wobei die gesinterte Metall-Matrix
mit beispielsweise Kupfer als Tränksubstanz imprägniert wird.
[0010] Des weiteren ist aus der US 3960554 ein Verfahren zum Herstellen von Chrom-Kupfer-Kontaktstücken
für Vakuumschalter bekannt, mit einem Chromgehalt von 40 bis 60 Gew.-%, bei dem in
einem ersten Schritt die gewünschte Menge an Chrompulver für das fertige Kontaktstück
mit einer sehr geringen Menge von Kupferpulver gemischt und hieraus ein Pressling
hergestellt wird, der anschließend gesintert wird, um eine poröse Chrom-Matrix herzustellen,
die anschließend mit der großen Menge Kupfer unter weiterem Sintern infiltriert wird,
bis die Chrom-Matrix mit Kupfer in dem gewünschten Verhältnis von 60 bis 40 Gew.-%
Cu zu 40 bis 60 Gew.-% Cr angefüllt ist. Bei diesem Verfahren wird anfänglich mit
weniger als 10 Gew.-% Kupferpulver zum Herstellen der Sintermatrix gearbeitet und
der größere Anteil an Kupferpulver von mindestens 30 bis 50 Gew.-%, ausschließlich
durch nachträgliches Infiltrieren in die Chrom-Sintermatrix eingebracht.
[0011] Den Sintertränkverfahren zum Herstellen von einzelnen Kupfer-Chrom-Kontaktwerkstoffen
haftet der Nachteil an, dass durch Einbringen der gesamten Kupfermenge bzw. nahezu
der gesamten Kupfermenge in flüssiger Phase, nämlich durch Infiltrieren in die Chrom-Sintermatrix
Rohlinge mit deutlichem Aufmaß entstehen, die entsprechend zerspanend nachbearbeitet
werden müssen, um die Endform des gewünschten Kontaktstückes zu erhalten.
[0012] Ein weiteres Verfahren zum Herstellen von einzelnen Kontaktstücken ist das pulvermetallurgische
Verfahren, bei dem eine Pulvermischung der hochschmelzenden Komponente, wie Chrom,
und der niedrigschmelzenden Komponente, wie Kupfer, zu einem Rohling verpresst und
anschließend der Rohling gesintert wird und der Sinterkörper noch kalt oder warm zwecks
Verdichtung nachgepresst wird, wie beispielsweise in der DE 2914186 A, der DE 3406535
A1 und der EP 0184854 A2 beschrieben ist. Die Konzentration der Komponenten ist bei
diesen Verfahren in weiten Grenzen wählbar und die Kontur der Rohlinge entspricht
beinahe der Endform der Kontaktstücke. Ausgedehnte Hohlraumsysteme im Material, wie
sie bei schlechten Tränkwerkstoffen entstehen können, treten nicht auf, jedoch besitzen
derartige Sinter-Werkstoffe eine Restporosität und Dichte, die üblicherweise mindestens
noch 2 % von der theoretischen Dichtevon 100 % entfernt ist und die sich nachteilig
bei ihrem Einsatz als Kontaktmaterial von Kontaktstücken für Vakuumschaltröhren auswirkt.
Damit ist die Leistungsfähigkeit der reinen Sinterwerkstoffe begrenzt.
[0013] Zur Verringerung der Porosität von pulvermetallurgisch hergestellten Kontaktstücken
auf Basis Kupfer und Chrom für Vakuumschaltröhren wurde daher gemäß PCT/DE 8900343
bereits ein 2-stufiges Verfahren zur Verdichtung des Pulverpresslings vorgeschlagen,
bei dem Pulverpresslinge im Hochvakuum gesintert werden und anschließend die Sinterkörper
einem heißisostatischem Pressen bei Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes von
Kupfer in einer Schutzgasatmosphäre bei Drücken zwischen 200 und 2000 bar unterworfen
werden. Bei diesem sehr aufwendigen Prozess ist es möglich, die Porosität des Fertigproduktes
noch weiter abzusenken und etwa 99 % der theoretischen Dichte zu erreichen.
[0014] Gemäß EP 0172411 B1 wird ein Schmelzwerkstoff aus Kupfer und Chrom für Kontaktstücke
von Vakuumschaltern vorgeschlagen, bei dem aus einer Pulvermischung von Chrom und
Kupfer durch isostatisches Pressen bei hohem Druck von 3000 bar ein Pressling hergestellt
wird, der anschließend im Vakuum bei Temperaturen nahe oder oberhalb des Kupferschmelzpunktes
gesintert wird. Der so hergestellte gesinterte Rohling wird als Abschmelzelektrode
in einem Lichtbogenschmelzofen eingesetzt und unter Helium als Schutzgas umgeschmolzen.
Das abgeschmolzene Elektrodenmaterial erstarrt in einer wassergekühlten Kupferkokille
und der so durch Lichtbogenschmelzen erzeugte Schmelzblock wird anschließend durch
Vollvorwärtsfließpressen zu einem Halbzeug für Kontaktstücke geformt, wobei Umformgrade
von mehr als 60 % , z.B. 78 % angewendet werden. Dieses Halbzeug weist ein Richtgefüge
auf, bei dem die durch das Abkühlen in der Kupferkokille nach dem Umschmelzen entstandenen
sehr feinen Chrom-Dendrite in zeilenförmiger Ausrichtung mit Vorzugsrichtung vorliegen.
Aus dem umgeformten Rohling werden Scheiben als Kontaktstücke abgeschnitten, wobei
sich eine Schaltfläche der Kontaktstücke senkrecht zum vorliegenden Richtgefüge ergibt.
Die mit diesem Verfahren hergestellten Kupfer-Chrom-Werkstücke sind durch das angewendete
vielstufige Verfahren und die erforderlichen Energiemengen des Lichtbogenschmelzens
extrem aufwendig und teuer.
[0015] Ein wirtschaftlicheres Verfahren zum Herstellen von Kupfer-Chrom-Kontaktwerkstoffen
für Kontaktstücke von Vakuumschaltern mit geringer Restporosität wird in der PCT/DE
8900344 vorgeschlagen, wonach in einem ersten Schritt aus Pulvern der Komponenten
eine Pulvermischung und hieraus ein Pressling hergestellt wird, der anschließend gesintert
wird und zur Verbesserung der Endverdichtung einem Stauchprozess oder Kaltfließprozess
mit einem Mindestumformgrad von 40 % unterworfen wird, wobei eine Raumerfüllung von
mindestens 99 % der theoretischen Dichte erzielt werden soll. Eine Bindung der Komponenten
Kupfer und Chrom wird hierbei durch Kaltverschweißen der Gefügebestandteile erhalten,
wobei Chrompulver mit relativ kleinen Korngrößenverteilungen unter 63
µm bevorzugt sind. Diese Chromteilchen sind im Sinterkörper nur teilweise durch Sinterbrücken
verbunden, so dass sie zwar durch die Umformung in einer Vorzugsrichtung gestreckt
werden, jedoch keine ausreichend durchgehende Matrix bilden und die Bindungsqualität
zwischen Kupfer und Chrom und damit die Schalteigenschaften verbesserungsbedürftig
sind.
[0016] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftliches Verfahren zum Herstellen
von Kontaktwerkstoffen für Vakuumschaltgeräte zu schaffen, mit dem Kontaktwerkstoffe,
die höchsten Ansprüchen genügen, geschaffen werden, insbesondere deren Abbrandverhalten
und Lebensdauer verbessert wird und die eine sehr geringe Restporosität aufweisen
und eine Dichte von mindestens 99 % der theoretischen Dichte erreichen.
[0017] Erfindungsgemäß wird zur Lösung der gestellten Aufgabe ein Verfahren zum Herstellen
eines Kontaktwerkstoffes in Form eines Halbzeuges aus Kupfer und Chrom im Verhältnis
von 40 bis 75 Gew.-% Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom mit den folgenden Verfahrensschritten
vorgeschlagen:
- Chrompulver in einer dem Chromgehalt des herzustellenden Kontaktwerkstoffes entsprechenden
Menge oder eine Mischung aus Chrompulver in einer dem Chromgehalt des herzustellenden
Kontaktwerkstoffes entsprechenden Menge und Kupferpulver in einer in Bezug auf den
Kupfergehalt des herzustellenden Kontaktwerkstoffes um 5 bis 15 Gew.-% geringeren
Menge wird unter Anwendung von Drücken zwischen 200 und 1000 Mpa zu einem porösen
Pressling verpresst, der eine 75 bis 90 % der theoretischen Dichte entsprechende Dichte
aufweist,
- der poröse Pressling wird mit einer mindestens der an dem Kupfergehalt des herzustellenden
Kontaktwerkstoffes fehlenden Menge an Kupfer bedeckt,
- danach wird der mit Kupfer bedeckte Pressling im Hochvakuum auf eine Temperatur bis
zum oder über den Schmelzpunkt des Kupfers hinaus aufgeheizt, wobei der Pressling
zu einem Chrom-Matrix-Sinterkörper oder Kupfer-Chrom-Matrix-Sinterkörper sintert und
gleichzeitig die entstehenden Chrom-Matrix-Sinterkörper oder Kupfer-Chrom-Matrix-Sinterkörper
von dem sich verflüssigenden, den Pressling bedeckenden Kupfer getränkt werden,
- und ein kupfergetränkter Chrom-Sinterkörper oder kupfergetränkter Kupfer-Chrom-Sinterkörper
mit einem gegenüber dem Pressling erhöhten Kupfergehalt und einer 96 bis 98 % der
theoretischen Dichte entsprechenden Dichte erhalten wird,
- und der erhaltene kupfergetränkte Chrom-Sinterkörper oder kupfergetränkte Kupfer-Chrom-Sinterkörper
anschließend zu einem den Kontaktwerkstoff bildenden Halbzeug durch Fließpressen in
einer Streckrichtung verformt wird, wobei die Chrom-Körner in den Sinterkörpern in
der Streckrichtung zu Chromstengeln ausgezogen werden und ein langgestrecktes Richtgefüge
bilden und wobei der Umformungsgrad der Sinterkörper mindestens 30 % beträgt,
- und ein Kontaktwerkstoff-Halbzeug mit einem Richtgefüge und mit einer mindestens 99
%, insbesondere 99,5 bis 99,9 % der theoretischen Dichte entsprechenden Dichte erhalten
wird.
[0018] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind den kennzeichnenden
Merkmalen der Unteransprüche entnehmbar.
[0019] Erfindungsgemäß wird ein hochleistungsfähiger Kontaktwerkstoff aus Kupfer und Chrom
in einem mehrstufigen Prozess erzeugt, nämlich Herstellen eines porösen Chrom-Pulver-Presslings
oder Kupfer-Chrom-Pulverpresslings, der eine Mindermenge an Kupfer in dem Pressling
gegenüber der gewünschten Endzusammensetzung des Endproduktes aufweist;
anschließendes Herstellen einer Chrom-Matrix oder Kupfer-Chrom-Matrix durch Sintern
im Hochvakuum und gleichzeitiges Tränken der Matrix mit zusätzlichem Kupfer, wodurch
ein dichter Sinterkörper erhalten wird, und ein sich hieran anschließendes weiteres
mechanisches Verdichten des mit Kupfer getränkten Sinterkörpers unter gleichzeitigem
Umformen und Strecken desselben in einer Richtung, wodurch ein Kontaktwerkstoff in
Form eines Halbzeuges erhalten wird, das durch die Verformung ein Richtgefüge aus
Chrom und Kupfer in Form von in länglichen Kupferbahnen eingebetteten Chromstengeln
aufweist und eine gegenüber dem getränkten Sinterkörper nochmals erhöhte Dichte aufweist,
die fast der theoretischen Dichte entspricht.
[0020] Wesentlich für das Erreichen einer hohen Verdichtung des kupfergetränkten Sinterkörpers
und des Richtgefüges ist der Einsatz von hochreinem elektrolytisch gewonnenem Chrompulver
mit einem Reinheitsgrad von mindestens 99,8 %, mit sehr niedrigen Gasgehalten, insbesondere
Sauerstoff und Stickstoff jeweils kleiner 200 ppm und sehr niedrigen Fe- und Al-Gehalten,
ebenfalls jeweils kleiner 200 ppm. Derartiges hochreines Chrom lässt sich überraschend
in der als Sinterkörper vorliegenden Form noch gut verformen, wodurch das erfindungsgemäße
Kontaktwerkstoff-Halbzeug mit Richtgefüge erhalten wird.
[0021] Das Umformen des kupfergetränkten Chrom-Sinterkörpers bzw. Kupfer-Chrom-Sinterkörpers
kann durch Strangpressen oder Schmieden oder Walzen jeweils in einer Richtung erfolgen.
[0022] Zur Erreichung eines festen Gefüges auch durch die nachfolgende Umformung des getränkten
Sinterkörpers wird bevorzugt ein Chrompulver mit einer Körnung größer 50
µm bis zu etwa 160 µm eingesetzt, besonders bevorzugt ein Körnungsgemisch.
[0023] Für den Sinter- und Tränkvorgang des porösen Presslings aus Chrompulver oder Kupfer-Chrom-Pulver
wird die noch fehlende Menge an Kupfer für die gewünschte Endzusammensetzung des Kontaktwerkstoffes
ggf. auch geringfügig mehr, beispielsweise in Form von kompakten Kupfer auf und/oder
unter den Pressling gepackt und mit diesem zusammen dem Sintererungsprozess unterworfen.
Der Sinterprozess wird bevorzugt im Hochvakuum bei Drücken kleiner 10
-4 mbar unter kontinuierlicher Aufheizung des Presslings auf eine Temperatur bis mindestens
zum Aufschmelzen des Kupfers durchgeführt, wobei einerseits durch Sinterung etwas
Legierung Kupferchrom gebildet wird und darüber hinaus die sich bildende Kupfer-Chrom-Matrix
bzw. Chrommatrix mit dem zusätzlichen massiven Kupfer getränkt wird. Der Pressling
wird durch den Sinter- und Tränkprozess auf eine Dichte über 99 % der theoretischen
Dichte verdichtet, wobei sich gleichzeitig auch die ursprüngliche Zusammensetzung
des Presslings von Chrom bzw. Kupfer und Chrom in die gewünschte Zusammensetzung der
Menge an Kupfer und Chrom durch Erhöhung des Kupfergehaltes verändert und die gewünschte
Endzusammensetzung erreicht wird. Der so hergestellte kupfergetränkte Chrom-Sinterkörper
bzw. kupfergetränkte Kupfer-Chrom-Sinterkörper weist eine hohe Dichte, ein sehr festes
Gefüge und eine hohe Duktilität auf. Letzteres wird auch durch den Einsatz eines hochreinen
Chroms erreicht, nämlich eines elektrolytisch gewonnenen Chrompulvers.
[0024] Der Kontaktwerkstoff weist eine ausgezeichntete Bindung zwischen den Komponenten
Kupfer und Chrom durch die flüssige Phase beim Tränken auf. Es handelt sich bei dem
erfindungsgemäß hergestellten Kontaktwerkstoff um einen pulvermetallurgischen Werkstoff,
der ein gerichtetes Gefüge infolge der Umformung des Sinterkörpers aufweist.
[0025] Erfindungsgemäß wird ein pulvermetallurgischer Kontaktwerkstoff in Form eines Halbzeuges
für Kontaktstücke für Vakuumschaltgeräte aus Kupfer und Chrom im Verhältnis von 40
bis 75 Gew.-% Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom vorgeschlagen, der durch Herstellen
eines Presslings aus einer Pulvermischung, Sintern und zusätzliches Tränken des Presslings
mit Kupfer in einem Zuge und nachfolgendes Umformen des mit Kupfer getränkten Sinterkörpers
erhalten ist und der durch die Umformung in einer Streckrichtung ein Richtgefüge mit
langgestreckten Chromstengeln, die eingebettet sind in langgestreckte Kupferbahnen,
aufweist und der eine Dichte von mindestens 99 %, insbesondere mehr als 99,4 % der
theoretischen Dichte aufweist und dessen elektrische Leitfähigkeit und Zugefestigkeit
parallel zur Streckrichtung mindestens 10 % höher ist als senkrecht zur Streckrichtung.
Ein bevorzugter hochleistungsfähiger pulvermetallurgischer Kontaktwerkstoff gemäß
der Erfindung weist einen Gehalt von 55 bis 62 Gew.-% Kupfer, einen Umformungsgrad
von mindestens 70 % und eine elektrische Leitfähigkeit parallel zur Streckrichtung
auf, die bei 45 % der elektrischen Leitfähigkeit des reinen Kupfers liegt und hat
eine Zugfestigkeit in Streckrichtung von mindestens 550 N je mm
2.
[0026] Kontaktstücke gemäß der Erfindung für Vakuumschaltgerät aus einem pulvermetallurgischen
Kontaktwerkstoff aus Kupferpulver und Chrompulver im Verhältnis von 40 bis 75 Gew.-%
Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom, hergestellt durch Konfektionieren eines Halbzeuges
sind gekennzeichnet durch einen kupfergetränkten Sinterkörper mit einer Chrom-Matrix
oder Kupfer-Chrom-Matrix, der in einer Streckrichtung kalt oder warm zu mindestens
30 % verformt ist und eine mindestens 99 %ige, insbesondere mehr als 99,4 % der theoretischen
Dichte entsprechende Dichte aufweist, dessen Kontaktoberfläche quer zur Streckrichtung
ausgebildet ist und dessen Zugfestigkeit und elektrische Leitfähigkeit parallel zur
Streckrichtung jeweils um mindestens 10 % höher als quer zur Streckrichtung ist.
[0027] Erfindungsgemäße Kontaktstücke für Vakuumschaltgeräte werden durch Konfektionieren
des erfindungsgemäßen Kontaktwerkstoff-Halbzeuges hergestellt, wobei die Kontaktoberfläche
der Kontaktstücke senkrecht zur Streckrichtung des Kontaktwerkstoff-Halbzeuges ausgebildet
sind. Die getränkten Sinterkörper werden üblicherweise als Barren erhalten, so dass
durch Strecken in einer Richtung und Umformen ein Halbzeug in Form von Stangen erhalten
wird.
[0028] Es wurde gefunden, dass bei Einsatz von hochreinem elektrolytisch gewonnenem Chrompulver
- Elektrolytchrom - beste Ergebnisse erzielt werden. Reines Elektrolytchrom hat an
der Pulverkörneroberfläche zwar auch dünne Chromoxidhäutchen, die jedoch während des
Herstellungsprozesses des CuCr-Kontaktwerkstoffes nicht auf den Chromteilchen erhalten
bleiben, sondern während des Sintertränkvorganges vom flüssigen Kupfer unterwandert
und von den Chromteilchen abgelöst werden. So kann sich dann das Kupfer während des
Sintertränkvorganges mit dem Chrom legieren und zu einer festen Verbindung zwischen
den beiden Phasen führen. Durch den Umformvorgang wird das sehr reine und dadurch
relativ duktile Elektrolytchrom zu langgestreckten Chrom-Stengeln verformt, infolge
dessen ist der Anteil an Grenzfläche zwischen Kupfer und Chrom an der Kontaktoberfläche,
d.h. senkrecht zur Schaltfläche der Kontakte um ein Vielfaches höher ist als parallel
zur Schaltfläche.
[0029] Der erfindungsgemäße Kontaktwerkstoff und die daraus hergestellten Kontaktstücke
sind geeignet, den Ansprüchen von Vakuumschaltgeräten zu genügen, insbesondere zeichnen
sie sich aus durch:
- hohe Abbrandfestigkeit,
- hohe elektrische Lebensdauer,
- hohe dielektrische Festigkeit durch homogenes geschlossenes Schaltgefüge und gleichmäßigen
Abbrand,
- eine gleichbleibende elektrische Leitfähigkeit über die gesamte Lebensdauer,
- eine extrem dünne, geschlossene, sich an der Kontaktoberfläche ausbildende Schaltgefügeschicht,
- hohe Dichte mit vernachlässigbaren Gaseinschlüssen,
- wirtschaftliche Herstellung,
- hohe thermische und elektrische Leitfähigkeit.
[0030] Während der elektrischen Lebensdauer eines Vakuumschaltgerätes bildet sich auf der
gesamten Kontaktoberfläche der Kontaktstücke eine Schaltgefügeschicht aus. Da der
Strom auf beiden Kontaktoberflächen erst diese Schaltgefügeschicht passieren muss,
hat diese wesentlichen Einfluss auf die Stromübertragung und die Lebensdauer des Vakuumschaltgerätes.
Der Übergangswiderstand dieser Schaltgefügeschicht ist wesentlich höher als derjenige
des Kupfer-Chrom-Kontaktwerkstoffes. Bei jedem Schalten bildet sich eine Schmelze
aus Kupfer-Chrom und nach dem Erstarren liegt je nach Abkühlgeschwindigkeit die Schaltgefügeschicht
mit mehr oder weniger feiner Struktur aus kupfer- und chromreichen Mischkristallen
vor. Diese Gefügestruktur der Schaltgefügeschicht beeinflusst die thermische und elektrische
Leitfähigkeit sowie die Härte. Mit dem erfindungsgemäßen Kontaktwerkstoff wird die
Ausbildung einer besonders günstigen Schaltgefügeschicht erreicht, mit einer hohen
Gefügefestigkeit.
[0031] Der erfindungsgemäße Kontaktwerkstoff bildet auf der Oberfläche der Kontaktstücke
während der elektrischen Lebensdauer eine dünne und ebene Schaltgefügeschicht aus,
die vollständig mit dem Kontaktwerkstoff desselben verbunden ist und auf ihm haftet.
Auf diese Weise wird schädliche Rissbildung vermieden, sowohl innerhalb des Kontaktstückes
als auch im Bereich des Schaltgefüges auf der Oberfläche. Die elektrische und die
thermische Leitfähigkeit sind aufgrund der dünnen und vollständig haftenden Schicht
der Oberfläche, die sich infolge des Schaltens als Schaltgefügeschicht ausbildet,
hoch. Diese dünne Schicht führt sowohl zu schneller Abkühlung und folglich geringer
Schweißkraft als auch geringer thermischer Erwärmung durch elektrischen Stromfluss.
Der Abbrand des erfindungsgemäßen Kontaktwerkstoffes ist durch die Ausbildung dieser
dünnen Sperrschicht auf der Oberfläche der Kontaktstücke infolge des Schaltens gering,
das hat eine lange Lebensdauer zur Folge.
[0032] Der Kontaktwerkstoff weist bei Zugbeanspruchung senkrecht zur Schaltfläche eine hohe
Festigkeit auf, wodurch die Trennung beim Öffnen der Kontaktstücke nach Erstschaltungen
bevorzugt in der Schweißstelle erfolgt bzw. nur geringfügige Materialausbrüche im
Kontaktwerkstoff auftreten.
[0033] Der erfindungsgemäße Kontaktwerkstoff kann überwiegend in Vakuumschaltgeräten bzw.
Vakuumschaltröhren für Nieder- und Mittelspannung zur Anwendung kommen.
[0034] Die wesentliche Qualitätsverbesserung des kupfergetränkten Chrom bzw. Kupfer-Chrom-Sinterkörpers
wird durch die gerichtete Umformung erreicht, wobei bevorzugt Umformungsgrade von
mehr als 50 % sind, wobei die Umformung derart vorgenommen wird, dass die Sintermatrix
in einer Richtung gestreckt wird, wodurch die Chrompulverkörner langgestreckt zu Stengeln
werden und das Kupfer zu langgestreckten Kupferbahnen verformt wird. Auf diese Weise
wird einerseits die Festigkeit in der Streckrichtung wesentlich erhöht, zum anderen
auch die Leitfähigkeit, insbesondere die elektrische Leitfähigkeit in der Streckrichtung
wesentlich verbessert. Es wird ein pulvermetallurgischer Kontaktwerkstoff mit Richtgefüge
erhalten.
[0035] Erfindungsgemäß wird eine Umformung der Sinterkörper in dem Maße durchgeführt, dass
längliche Chromstengel oder Chromfasern bis auf das 10-fache gegenüber dem Anfangsdurchmesser
der Chromkörner verringert wird.
[0036] Die Kontaktoberfläche der Kontaktstücke wird durch Konfektionierung von Kontaktstücken
quer zur Streckrichtung des Kontaktwerkstoffe-Halbzeuges ausgebildet. Die Kontaktoberfläche
des Kontaktstückes weist entsprechend den feinen Chromstengeln des gestreckten Chromsintergerüsts
feine Punkte aus Chrom verteilt im Kupfer auf, was eine Voraussetzung für einen guten
Kontakt ist und die spätere Ausbildung einer sehr dünnen Schaltgefügeschicht im Bereich
von 100
µm ermöglicht.
[0037] Die Haftung der dünnen Schaltgefügeschicht zum Grundgefüge des Kontaktwerkstoffes
ist vergleichsweise gut. Die dünne Schaltgefügeschicht führt zu einer sehr guten Wärmeableitung
in den Kontaktwerkstoff. Verantwortlich für diese dünne Schaltgefügeschicht ist in
erster Linie die ausgeprägte Richtgefügestruktur des Kontaktwerkstoffes. Durch diese
Richtgefügestruktur wird in senkrechter Richtung zur Kontakt- und Schaltoberfläche
mit 27 Sm/m eine um 30 % höherer Leitfähigkeit erzielt als parallel zur Kontakt- und
Schaltoberfläche.
[0038] Der elektrische Strom fließt ohne Behinderung (Poren oder Risse) und somit homogener
Stromdichte auf direktem Weg von der Schaltgefügeschicht in den Kontaktwerkstoff,
wo er fast ungestört entlang der Kupferbahnen fließen kann.
[0039] Der Abbrand an dieser Kontakt-Oberfläche ist aufgrund der als Sperrschicht wirkenden
Schaltgefügeschicht gering, was zur deutlichen Erhöhung der Lebensdauer führt.
[0040] Die elektrische Leitfähigkeit kann um 30 % und mehr in Streckrichtung betragen als
senkrecht hierzu, ebenso kann die Zugfestigkeit in der Streckrichtung gegenüber der
Querrichtung um 30 % und mehr in Abhängigkeit vom Umformungsgrad und Kupfergehalt
gesteigert werden.
[0041] Die Ausbildung der Oberfläche des Kontaktwerkstoffes des Kontaktstückes mit feinen
Chrompunkten, eingelagert in Kupfer, ermöglicht einen gleichmäßigen Abbrand und damit
die hohe Lebensdauer des Kontaktstückes. Diese, bei jedem Schaltvorgang anschmelzende
Oberfläche des Kontaktstückes, leitet die Wärme schlecht ab, erfindungsgemäß wird
jedoch durch das gerichtete Gefüge des Kontaktwerkstoffes eine gute Wärmeableitung
bewirkt.
[0042] Das durch Umformung hergestellte Kontaktwerkstoff-Halbzeug aus dem kupfergetränkten
Sinterkörper kann durch Strangpressen kalt oder warm, durch Schmieden kalt oder warm
oder durch Walzen kalt oder warm in der gewünschten Weise mit einer Vorzugsrichtung
zum Ausbilden eines entsprechenden Gefüges verformt werden. Aus diesem verformten
Kontaktwerkstoff-Halbzeug können durch spanende Bearbeitung die Kontaktstücke in der
gewünschten Form gewonnen werden. Bevorzugt werden aus dem Kontaktwerkstoff-Halbzeug,
beispielsweise Stangen, quer zur Verstreckrichtung Scheiben gewünschter Dicke abgetrennt,
die entweder spanend oder durch Prägen, kalt oder warm, in die gewünschte Endrom der
Kontaktstücke für die Vakuumschaltgeräte gebracht werden.
[0043] Der Tränkvorgang, gleichzeitig mit dem Sintervorgang des Chrom-Sinterkörpers oder
Kupfer-Chrom-Sinterkörpers mit einer geringen Restmenge an Kupfer, dient der Beseitigung
von vorhandener Restporosität und einer guten Bindung infolge der flüssigen Phase
des der Tränkung dienenden Kupfers.
[0044] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von metallographischen Darstellungen erläutert.
[0045] Es zeigen:
- Figur 1
- Schnittfläche eines kupfergetränkten Sinterkörpers parallel zur späteren Streckrichtung
X
- Figur 2
- Schnittfläche des durch Umformen des Sinterkörpers gemäß Fig. 1 hergestellten Kontaktwerkstoff-Halbzeuges
parallel zur Streckrichtung X
- Figur 3
- Kupfer-Chrom-Sinterkörper mit ausgebildeter Schaltgefügeschicht
- Figur 4
- Kontaktwerkstoff gemäß Fig. 2 mit ausgebildeter Schaltgefügeschicht
[0046] In
Figur 1 ist ein Schnitt durch einen kupfergetränkten Kupfer-Chrom-Sinterkörper in Barrenform
parallel zur Achse X in 50-facher Vergrößerung, mit einer Zusammensetzung enthaltend
40 Gew.-% Chrom und 60 Gew.-% Kupfer, der noch nicht umgeformt ist, dargestellt.
[0047] Die Sintermatrix der noch im wesentlichen körnigen oder körnig zusammengebackten
Chrompulverkörner in den aufgeschmolzenen Kupferbereichen ist erkennbar.
[0048] In der
Figur 2 ist eine Darstellung des kupfergetränkten Kupfer-Chrom-Sinterkörpers gemäß Figur
1 nach einer Kalt-Umformung durch Fließpressen mit einem Umformungsgrad von zwischen
75 und 80 % dargestellt. Die Darstellung zeigt einen Schnitt parallel zur Streckrichtung
X, d. h. Fließ-Press-Richtung in 50-facher Vergrößerung. Es wird deutlich, dass durch
die Umformung ein langgestrecktes Gefüge der Sintermatrix erhalten wird, insbesondere
erfolgt eine Streckung der Chromkörner zu langen Chromstengeln, die zwischen langgestreckten
Kupferbahnen eingebettet sind, wodurch die später als Kontaktfläche der Kontaktstücke
dienende Fläche F quer zur Streckrichtung X einen Aufbau erhält, der die Ausbildung
einer sich positiv auf Schaltverhalten und Lebensdauer auswirkenden Schaltgefügeschicht
ermöglicht.
[0049] Dieser Kontakt-Werkstoff verfügt über ein ausgeprägtes Richtgefüge, siehe Figur 2,
mit Stengelkristallen aus Chrom in einer Matrix aus Kupfer. Die Stengelkristalle sind
parallel zur Fließpressrichtung X und damit senkrecht zur Schaltfläche F angeordnet.
Sie haben eine Länge von bis zu 2 mm und einen Durchmesser von bis zu 60
µ m.
[0050] Das Schalten im Neuzustand der Kontaktstücke unter extrem hoher Beanspruchung wirkt
sich entscheidend auf die Bildung von Fehlern auf der Oberfläche F der Kontaktstücke
und somit auf das weitere Schaltverhalten der Kontakte aus. Lichtbogen oder extrem
hohe Stromdichten bei geringer Kontaktierungsfläche, gefolgt von starker Erwärmung
bis hin zum Aufschmelzen, können zum partiellen Verschweißen der Kontaktoberflächen
der Kontaktstücke führen. Beim Verschweißen kommt es zur Ausbildung einer Schaltgefügeschicht
an der Kontaktoberfläche. Diese Schaltgefügeschicht ist, je nach Energie und Abkühlungsgeschwindigkeit,
ein mehr oder weniger homogenes Gemisch aus Kupfer und Chrom bis hin zur Legierung.
Ausreichend große mechanische Scher- und Zugkräfte führen beim Ausschalten ohne Strom
zum Aufbruch der Verschweißung und makroskopisch sind dann Schweißpunkte erkennbar.
Bei aus einem Kupfer-Chrom-Sinterkörper mit Cu Cr 60/40 hergestellten Kontaktstück
mit annähernd kugelförmigen isotrop verteilten Chromkörnern aus elektrolytischem Chrom
zeigen die metallographischen Untersuchungen, siehe Figur 3, dass sich eine Schaltgefügeschicht
S von etwa 0,4 mm Dicke ausbildet, die jedoch an vielen Stellen noch senkrecht zur
Oberfläche gerissen ist bis hin zum ursprünglichen Kontaktwerkstoff. Dadurch wird
die Haftung zwischen Schaltgefügeschciht und dem Kontaktwerkstoff unterbrochen und
abplatzende Partikel können beim Schalten zu Ausschaltfehlern führen. Bei verformten
Kupfer-Chrom-Werkstoffen mit stengelförmigen Chromteilchen gemäß der Erfindung, Figur
2, die senkrecht zur Kontaktoberfläche F verlaufen, wird hingegen eine ebene sehr
dünne Schaltgefügeschicht S, siehe Figur 4, von nur 0,1 mm Dicke ausgebildet. Diese
Schaltgefügeschicht ist duktil und haftet vollständig auf dem Kontaktwerkstoff ohne
Ausbildung von Rissen und Poren. Sie zeigt ein anderes Bruchbild, da die Zugfestigkeit
eines Chrom-Kupfer-Kontaktstückes gemäß Figur 2, längs der Chromstengel wesentlich
höher, bis zu 30 % und mehr, als senkrecht dazu ist. Die Kontakte brechen folglich,
wenn die Rückstellkraft des Gerätes größer ist als die Kraft der Verschweißung notwendig
ist , unmittelbar an der Kontaktoberfläche parallel zur Verschweißung auf und die
Kontaktoberfläche bleibt makroskopisch eben. Deswegen ist Lichtbogenbildung in Folge
von makroskopischen Unebenheiten bei nachfolgender Schaltung bei den erfindungsgemäßen
Kontaktstücken nicht zu erwarten.
[0051] Die Ausbildung von Rissen oder Poren wird dank der Chromstengel, die nur kleine punktförmige
Flächen an der Kontaktoberfläche bilden, vermieden. Die thermische und elektrische
Leitfähigkeit wird durch die dünne Schicht des sich bildenden Schaltgefüges nur gering
verschlechtert. Eine schnellere thermische Abkühlung führt zur Ausbildung einer feineren
Gefügestruktur in dieser Schaltgefügeschicht und bewirkt eine geringere Schweißkraft.
Der elektrische Strom fließt ohne Behinderung, Poren oder Risse und somit homogener
Stromdichte auf direktem Weg von der Schaltgefügeschicht in den Grundwerkstoff, d.
h. in das Kontaktstück. Im Kontaktwerkstoff kann er fast ungestört entlang der Kupferbahnen
fließen, dies wird auch durch die erhöhte elektrische Leitfähigkeit in Streckrichtung
belegt. Der Abbrand an der Kontaktoberfläche ist aufgrund der als Sperrschicht wirkenden
sich in Benutzung des Kontaktstückes ausbildenden Schaltgefügeschicht gering, was
zur deutlichen Erhöhung der Lebensdauer führt. Infolge der langgestreckten Chromstengel
verstärkt sich der Werkstoffverbund des Kontaktwerkstoffes. Einerseits ist ausreichend
Chrom an der Oberfläche vorhanden, um einem Schweißen entgegenzuwirken, andererseits
kann jedoch durch ausreichend Kupfer der elektrische Strom auf direktem Wege hoher
Leitfähigkeit durch den Kontaktwerkstoff fließen.
1. Verfahren zum Herstellen eines Kontaktwerkstoffes aus Kupfer und Chrom im Verhältnis
von 40 bis 75 Gew.-% Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom in Form eines Halbzeuges, aus
dem einzelne Kontaktstücke für den Einsatz in Vakuumschaltgeräten konfektioniert werden,
mit folgenden Verfahrensschritten:
- Chrompulver in einer dem Chromgehalt des herzustellenden Kontaktwerkstoffes entsprechenden
Menge oder eine Mischung aus Chrompulver in einer dem Chromgehalt des herzustellenden
Kontaktwerkstoffes entsprechenden Menge und Kupferpulver in einer in Bezug auf den
Kupfergehalt des herzustellenden Kontaktwerkstoffes um 5 bis 15 Gew.-% geringeren
Menge wird unter Anwendung von Drücken zwischen 200 und 1000 Mpa zu einem porösen
Pressling verpresst, der eine 75 bis 90 % der theoretischen Dichte entsprechende Dichte
aufweist,
- der poröse Pressling wird mit einer mindestens der an dem Kupfergehalt des herzustellenden
Kontaktwerkstoffes fehlenden Menge an Kupfer bedeckt,
- danach wird der mit Kupfer bedeckte Pressling im Hochvakuum auf eine Temperatur
bis zum oder über den Schmelzpunkt des Kupfers hinaus aufgeheizt, wobei der Pressling
zu einem Chrom-Matrix-Sinterkörper oder Kupfer-Chrom-Matrix-Sinterkörper sintert und
gleichzeitig die entstehenden Chrom-Matrix-Sinterkörper oder Kupfer-Chrom-Matrix-Sinterkörper
von dem sich verflüssigenden, den Pressling bedeckenden Kupfer getränkt werden,
- und ein kupfergetränkter Chrom-Sinterkörper oder kupfergetränkter Kupfer-Chrom-Sinterkörper
mit einem gegenüber dem Pressling erhöhten Kupfergehalt und einer 96 bis 98 % der
theoretischen Dichte entsprechenden Dichte erhalten wird,
- und der erhaltene kupfergetränkte Chrom-Sinterkörper oder kupfergetränkte Kupfer-Chrom-Sinterkörper
anschließend zu einem den Kontaktwerkstoff bildenden Halbzeug durch Fließpressen in
einer Streckrichtung verformt wird, wobei die Chrom-Körner in den Sinterkörpern in
der Streckrichtung zu Chromstengeln ausgezogen werden und ein langgestrecktes Richtgefüge
bilden und wobei der Umformungsgrad der Sinterkörper mindestens 30 % beträgt,
- und ein Kontaktwerkstoff-Halbzeug mit einem Richtgefüge und mit einer mindestens
99 %, insbesondere 99,5 bis 99,9 % der theoretischen Dichte entsprechenden Dichte
erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der kupfergetränkte Chrom-Sinterkörper bzw. der Kupfer-Chrom-Sinterkörper kalt
oder warm mit einem mindestens 50 % betragenden Umformungsgrad verformt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Umformen des kupfergetränkten Chrom-Sinterkörpers bzw. Kupfer-Chrom-Sinterkörpers
durch Strangpressen oder Schmieden oder Walzen erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Chrompulver ein elektrolytisch gewonnenes hochreines Chrompulver mit einem
Reinheitsgrad von 99,8 % oder mehr eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Chrompulver mit einer Körnung bzw. mit einem Körnungsgemisch größer 50 µm bis zu kleiner 160 µm eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Presslinge, die nur Chrompulver enthalten, mit einer Menge an Kupfer abgedeckt
werden, die zum Herstellen eines Kontaktwerkstoffes mit mindestens 50 Gew-% Chrom
ausreicht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Kontaktwerkstoff-Halbzeug Kontaktstücke quer zur Streckrichtung des
Halbzeuges abgeteilt werden, so dass die Kontaktoberfläche sich senkrecht zur Streckrichtung
erstreckt.
8. Pulvermetallurgischer Kontaktwerkstoff für Kontaktstücke von Vakuumschaltgeräten aus
Kupfer und Chrom im Verhältnis von 40 bis 75 Gew.- % Kupfer und 25 bis 60 Gew.-% Chrom,
dadurch gekennzeichnet, dass der Kontaktwerkstoff eine Dichte von mindestens 99 % der theoretischen Dichte
aufweist und ein durch Kalt- oder Warmverformung in einer Streckrichtung erhaltenes
Richtgefüge aufweist, wobei die Chrompulverteilchen zu Chromstengeln langgestreckt
sind und in einer Matrix aus Kupfer, das zu langgestreckten Kupferbahnen verformt
ist, eingebettet sind, wobei die elektrische Leitfähigkeit parallel zur Streckrichtung
mindestens 10 % höher ist als senkrecht zur Streckrichtung und die Zugfestigkeit parallel
zur Streckrichtung mindestens 10 % höher als senkrecht zur Streckrichtung ist.
9. Pulvermetallurgischer Kontaktwerkstoff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass bei einem Gehalt von 55 bis 62 Gew.-% Kupfer und einem Umformungsgrad von mindestens
70 % die elektrische Leitfähigkeit des Kontaktwerkstoffes parallel zur Streckrichtung
bei 45 % der elektrischen Leitfähigkeit des reinen Kupfers liegt und die Zugfestigkeit
in Streckrichtung mindestens 550 N/mm2 beträgt.
10. Kontaktstück für Vakkumschaltgeräte aus einem pulvermetallurgischen Kontaktwerkstoff
hergestellt aus Kupferpulver und Chrompulver im Verhältnis von 40 bis 75 Gew.-% Kupfer
und 25 bis 60 Gew.-% Chrom, hergestellt durch Konfektionieren eines Kontaktwerkstoff-Halbzeuges,
gekennzeichnet durch einen kupfergetränkten Sinterkörper mit einer Chrom-Matrix oder
Kupfer-Chrom-Matrix, der in einer Streckrichtung kalt oder warm zu mindestens 30 %
verformt ist und eine mindestens 99 %, insbesondere mehr als 99,4 % der theoretischen
Dichte entsprechende Dichte aufweist, und dessen Kontaktoberfläche quer zur Streckrichtung
ausgebildet ist und dessen Zugfestigkeit und elektrische Leitfähigkeit parallel zur
Streckrichtung jeweils mindestens 10 % höher als quer zur Streckrichtung ist.