[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der elektrischen Schalter und ist bei der konstruktiven
Gestaltung eines in Niederspannungsnetzen eingesetzten Leistungsschalters anzuwenden,
der mit einem einen Klinkenmechanismus aufweisenden Schaltschloss ausgerüstet ist.
[0002] Bei den vorbenannten Leistungsschaltern verwendete Schaltschlösser dienen als mechanisches
Zwischenglied zwischen den Antriebsgliedern und den Kontaktgliedern und umfassen alle
mechanischen Glieder, die der Schaltübersetzung beim Einschalten - zum Schließen von
relativ zueinander bewegbaren Schaltkontakten - und beim Auslösen - zum Öffnen der
Schaltkontakte - sowie der Verklinkung - Sperren des Kontaktapparates des Leistungsschalters
in der jeweiligen Schaltstellung - dienen. Der Klinkenmechanismus ist ein häufig verwendetes
Konstruktionsmittel in Schaltschlössern.
[0003] Eine bekannte Einrichtung zur Steuerung der Einschaltung eines Leistungsschalters
weist ein Schaltschloss auf, bei dem sich ein Ausschalt-Klinkenhebel an einer Auslöse-Halbwelle
abstützt. Die Auslöse-Halbwelle dient dazu, die Kontaktglieder in der Einschaltstellung
zu verklinken und diese Verklinkung wieder aufheben zu können. Die Aufhebung der Verklinkung
erfolgt, indem Bewegungen von Betätigungs- oder Auslösevorrichtungen auf Funktionselemente
(Mitnehmer, Ausleger) übertragen werden, die mit dem zentralen Schaft der Auslöse-Halbwelle
in nicht weiter dargestellter Weise verbunden sind und die von diesem Schaft radial
abragen. Es erfolgt eine Kraftumwandlung, infolge derer die Auslöse-Halbwelle eine
geringe, ruckartige Schwenkbewegung ausführt und damit den in einem Halbwellenbereich
des zentralen Schaftes abgestützten Ausschalt-Klinkenhebel freigibt. Das bekannte
Schaltschloss weist weiterhin eine Einschalt-Halbwelle auf, an der sich ein Einschalt-Klinkenhebel
abstützt. Durch eine geringe, ruckartige Schwenkung der Einschalt-Halbwelle wird der
gleichfalls in einem Halbwellenbereich des zentralen Schaftes dieser Halbwelle abgestützte
Einschalt-Klinkenhebel freigegeben. Der Einschalt-Klinkenhebel ist mechanisch mit
einem Energiespeicher verbunden, dessen Energie nach Freigabe des Einschalt-Klinkenhebels
derart auf die Kontaktglieder übertragen wird, dass die Schaltkontakte geschlossen
und somit der Leistungsschalter eingeschaltet wird. Zur Schwenkung der Einschalt-Halbwelle
werden gleichfalls Bewegungen von Betätigungs- oder Auslösevorrichtungen auf von einem
zentralen Schaft der Einschalt-Halbwelle radial abragende Funktionselemente übertragen
(DE 43 33 828).
[0004] Die Mechanik eines solchen Schaltschlosses unterliegt aufgrund des Einsatzes von
Niederspannungs-Leistungsschaltern an wichtigen Stellen elektrischer Anlagen hohen
Qualitätsanforderungen. Insbesondere die mit den Klinkenhebeln zusammenwirkenden Halbwellenbereiche
der zentralen Schäfte unterliegen besonderen Anforderungen an Maßhaltigkeit, Oberflächengüte
und Festigkeit. Die Freigabe des Ausschalt-Klinkenhebels beim Auslösen und die Freigabe
des Einschalt-Klinkenhebels beim Einschalten müssen bei genau vorgegebenen Winkelstellungen
der Halbwellen und bei bestimmten geforderten Krafteinwirkungen der Betätigungs- oder
Auslösevorrichtungen stattfinden. Um diesen Anforderungen zu genügen, werden derartige
Halbwellen als Baugruppen aus mehreren Einzelteilen hergestellt. Insbesondere werden
die mit den Halbwellenbereichen und mit endseitigen Lagerzapfen versehen, zentralen
Schäfte als Dreh- und Frästeil aus Rundstahl hergestellt. Da die benötigten Funktionselemente,
wie beispielsweise Elemente zur Aufnahme und Halterung von Rückstellfedern, Betätigungsarme
zur Krafteinleitung oder Betätigungsarme für Verriegelungselemente, aus dem gleichen
Halbzeug und mit den genannten Bearbeitungsverfahren weniger gut herstellbar sind,
kombiniert man den als Dreh-Frästeil ausgebildeten zentralen Schaft beispielsweise
mit als Kunststoffspitzteil oder als Metallblechteil ausgebildeten Funktionselementen,
deren konstruktive Ausgestaltung im Bereich des zentralen Schaftes eine lagerichtige,
dauerhafte und drehfeste Verbindung mit dem zentralen Schaft sicherstellt.
[0005] An sich ist für das Schaltschloss eines Niederspannungs-Leistungsschalters auch eine
Auslösewelle bekannt, bei der der als Vollwelle ausgebildete zentrale Schaft und die
radial abragenden Funktionselemente als ein einstückiges Kunststoffteil ausgebildet
sind. Damit die Auslösung bei der vorgegebenen Winkelstellung der Auslösewelle und
bei der geforderten Krafteinwirkung stattfinden kann, wirkt ein Verklinkungselement
mit einem speziell vorgefertigten, in präziser Lage drehfest in das Kunststoffteil
eingebetteten Metallteil zusammen (DE 28 12 320).
[0006] An sich ist weiterhin bekannt, die Schaltwelle eines Niederspannungs-Leistungsschalters
und die von dieser Schaltwelle radial abragenden Hebel als in einem Metallgießverfahren
hergestellte einstückige Schaltwelleneinheit auszubilden. Die Schaltwelle dient der
Übertragung einer Antriebskraft der Antriebsglieder auf die bewegbaren Schaltkontakte.
Hierbei sind die vom zentralen Schaft dieser Schaltwelle abragenden Hebel mechanisch
mit den Antriebsgliedern und/oder den Kontaktgliedern verbunden. Derartige Schaltwellen
unterliegen daher nicht den für Klinkenmechanismen bekannten hohen Forderungen bezüglich
der Oberflächengüte (DE 197 27 853 C1).
[0007] Ausgehend von einem Schaltschloss mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs
1 (DE 43 33 828) liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, die Gestalt der Halbwellen
so zu optimieren, dass sie kostengünstiger herstellbar sind.
[0008] Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass der Schaft und die radial
abragenden Funktionselemente einer Halbwelle als ein in einem Urformverfahren hergestellter
einstückiger Metallkörper ausgebildet sind.
[0009] Mit dem Begriff "Urformverfahren" sind Gießverfahren oder Sinterverfahren gemeint,
zu denen insbesondere das Feingießen und das MIM-Verfahren (Metall-Injection-Molding)
gehören. Derartige Urformverfahren gestatten es, bei hoher konstruktiver Gestaltungsfreiheit
die Halbwellen als einstückige hochfeste Bauteile mit gleichmäßig hoher Oberflächengüte
und Maßgenauigkeit zu fertigen. Die einzelnen Funktionselemente erfordern hierbei
zur lagerichtigen und drehfesten Anordnung auf dem zentralen Schaft keine besondere
konstruktive Ausgestaltung und können daher axial dichter aneinander gereiht sein.
Hierdurch kann die axiale Baulänge und entsprechend auch die notwendige Stützweite
des zentralen Schaftes insgesamt wesentlich kürzer gewählt werden. Bei verkürzter
Stützweite kann auch der Querschnitt des zentralen Schaftes wesentlich kleiner als
bei den bekannten Halbwellen ausgebildet sein, da die Biegebeanspruchung des zentralen
Schaftes durch die einwirkende Kraft des abgestützten Klinkenhebels geringer ist.
Eine derart dimensionierte Halbwelle weist auch ein geringes Gewicht und damit ein
geringes Trägheitsmoment auf und kann demzufolge insbesondere bei Kurzschlüssen den
einwirkenden Kräften schneller folgen.
[0010] Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass an dem zentralen Schaft zusätzlich
ein Massenausgleich angeformt ist, um die statische Schockfestigkeit zu erhöhen. Dieser
Massenausgleich kann nockenartig ausgebildet sein. Um die konstruktive Freiheit bei
der Gestaltung der Funktionselemente durch die Anordnung des Massenausgleiches nicht
einzuschränken, empfiehlt es sich, den Massenausgleich an dem einen Ende des zentralen
Schaftes und die Funktionselemente an dem anderen Ende anzuordnen.
[0011] Wenn man zusätzlich jede der beiden Halbwellen des Schaltschlosses so ausgestaltet,
dass sie sowohl die zum Einschalten erforderlichen als auch die zum Auslösen erforderlichen
Funktionselemente trägt, dann kann der gleiche Metallkörper sowohl als Einschalt-Halbwelle
als auch als Auslöse-Halbwelle dienen.
[0012] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in den Figuren 1 bis 3 dargestellt.
[0013] Dabei zeigen
Figur 1 ein Schaltschloss mit einem gemäß der Erfindung ausgebildeten Klinkenmechanismus,
Figur 2 eine Halbwelle, die gemäß Figur 1 ein erstes Mal als Einschalt-Halbwelle und
ein zweites Mal als Auslöse-Halbwelle verwendet ist, und
Figur 3 eine Seitenansicht des Schaltschlosses gemäß Figur 1.
[0014] Figur 1 zeigt ein Schaltschloss mit einem Einschalt-Klinkenhebel 1, der sich an einer
Einschalt-Halbwelle 2 abstützt, und einem Ausschalt-Klinkenhebel 3, der sich an einer
Auslösehalbwelle 21 abstützt. Die Einschalt-Halbwelle 2 und die Auslöse-Halbwelle
21 sind identisch ausgebildet. Dabei ist die Halbwelle 21 gegenüber der Halbwelle
2 - um 180° in der die zentralen Schäfte beider Halbwellen einschließenden Ebene gedreht
- angeordnet.
[0015] Gemäß Figur 2 weist die Halbwelle 2 einen an seinen beiden Enden mit Lagerzapfen
4 versehenen zentralen Schaft 5 auf, der an dem einen Ende mehrere radial abragende
Funktionselemente 6, 7, 8, 9 und an dem anderen Ende einen Massenausgleich 10 trägt.
Etwa in der Mitte des zentralen Schaftes 5 ist ein mit einer Verklinkungsfläche 11
versehener Halbwellenbereich 12 ausgebildet. Die Halbwelle 2 ist als in einem Feingießverfahren
hergestellter, einstückiger, aus Stahl bestehender Metallkörper ausgebildet.
[0016] Ein erstes Funktionselement 6 ist als ein Betätigungshebel ausgebildet, der einen
ersten Betätigungszapfen 13 sowie einen Haken 14 zur Aufnahme eines Schenkels einer
Rückstellfeder 15 (vgl. Figur 1) aufweist. Ein zweites Funktionselement 7 weist einen
zweiten Betätigungszapfen 16 auf und ist mit einer nockenartigen Kontur 17 (vgl. Figur
1) versehen, die der axialen Lagesicherung der Rückstellfeder 15 dient. Hierbei ragen
das erste Funktionselement 6 und das zweite Funktionselement 7 in entgegengesetzten
Richtungen vom zentralen Schaft 5 der Halbwelle 2 ab. Zwei weitere Funktionselemente
8, 9 sind als flache Konturen ausgebildet und dienen gleichfalls der Lagesicherung
der Rückstellfeder 15. Sie ragen - gegenüber der nockenartigen Kontur 17 jeweils um
90° versetzt - vom zentralen Schaft 5 ab. Der an dem anderen Ende des zentralen Schaftes
angeordnete Massenausgleich 10 dient als Gegengewicht gegenüber der Masse der radial
abragenden Funktionselemente 6, 7, 8, 9 und bewirkt eine Verlagerung des Schwerpunktes
der Halbwelle 2 in Richtung des zentralen Schaftes 5. Damit ist sichergestellt, dass
durch die Gewichtskräfte der Funktionselemente allein keine Schwenkung der Halbwelle
verursacht wird (Schockfestigkeit).
[0017] Gemäß der Figur 3 wird zum Auslösen (Ausschalten) des Leistungsschalters der erste
Betätigungszapfen 13 der Auslöse-Halbwelle 21 durch nicht detailliert dargestellte
elektrische und/oder mechanische Auslöse- oder Betätigungseinrichtungen 18 derart
beaufschlagt, dass die Auslöse-Halbwelle 21 eine geringe Schwenkung entgegen dem Uhrzeigersinn
ausführt und damit der Ausschalt-Klinkenhebel 3 seine Abstützung an der Verklinkungsfläche
11 verliert und freigegeben wird. Zum Einschalten des Leistungsschalters wird der
zweite Betätigungszapfen 16 der Einschalt-Halbwelle 2 durch ebenfalls nicht detailliert
dargestellte elektrische und/oder mechanische Auslöse- oder Betätigungseinrichtungen
19 derart beaufschlagt, dass die Einschalt-Halbwelle 2 um einen geringen Winkel im
Uhrzeigersinn gedreht wird und der Einschalt-Klinkenhebel 1 seine Abstützung an der
Verklinkungsfläche 11 der Einschalt-Halbwelle 2 verliert. Für ein genaues Auslösen
und Einschalten des Leistungsschalters bei vorgegebenen Winkelstellungen der Halbwellen
und unter Einwirkung genau vorbestimmter Kräfte ist die Oberflächengüte und die konzentrische
Lage der Verklinkungsfläche 11 maßgebend. Um beide Eigenschaften zu optimieren, kann
die Verklinkungsfläche 11 durch das Urformverfahren zunächst erhaben ausgebildet und
durch ein spanabhebendes Verfahren nachbearbeitet sein.
Der erste Betätigungszapfen 13 der Einschalt-Halbwelle 2 dient zur Leerschaltung des
Leistungsschalters und wird durch einen nicht detailliert dargestellten Leerschalthebel
20 betätigt.
1. Schaltschloss für einen Niederspannungs-Leistungsschalters mit einem Einschalt-Klinkenhebel
(1), der sich an einer Einschalt-Halbwelle (2) abstützt, und einem Ausschalt-Klinkenhebel
(3), der sich an einer Auslöse-Halbwelle (21) abstützt, wobei jede Halbwelle (2, 21)
einen an seinen beiden Enden mit Lagerzapfen (4) versehenen, aus Metall bestehenden,
zentralen Schaft (5) aufweist, der verschiedene radial abragende Funktionselemente
(6, 7, 8, 9) trägt,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schaft (5) und die radial abragenden Funktionselemente (6, 7, 8, 9) einer Halbwelle
als ein in einem Urformverfahren hergestellter einstückiger Metallkörper ausgebildet
sind.
2. Schaltschloss nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
an dem zentralen Schaft (5) zusätzlich ein Massenausgleich (10) angeformt ist.
3. Schaltschloss nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Massenausgleich (10) nockenartig ausgebildet ist.
4. Schaltschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Massenausgleich (10) an dem einen Ende des zentralen Schaftes (5) und die Funktionselemente
(6, 7, 8, 9) an dem anderen Ende angeordnet sind.
5. Schaltschloss nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
jede der beiden Halbwellen (2, 21) sowohl die zum Einschalten erforderlichen als auch
die zum Auslösen erforderlichen Funktionselemente (6, 7, 8, 9) trägt.