[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aktivierung bahnförmiger Werkstoffe,
insbesondere von Kunststoff- und Metallfolien mittels eines atmosphärischen Plasmas.
[0002] Viele Veredlungsschritte, wie beispielsweise Bedrucken, Beschichten, Lackieren, Verkleben,
etc., sind bei Kunststoff- und Metallfolien nur möglich, wenn eine ausreichende Benetzbarkeit
mit lösungsmittel- oder wasserbasierten Druckfarben, Lacken, Primern, Klebstoffen,
etc. gegeben ist. Im allgemeinen wird deshalb in- oder offline mit der Folienverarbeitung
eine Corona-Behandlung vorgenommen.
[0003] Wie z.B. in den Druckschriften DE-A-42 12 549, DE-A-36 31 584, DE-A-44 38 533, EP-A-497
996 und DE-A-32 19 538 beschrieben, werden dabei die bahnförmigen Materialien einer
gleichmäßig verteilten elektrischen Entladung ausgesetzt. Vorraussetzung sind zwei
Arbeitselektroden, von der eine mit einem dielektrischen Material (Silikon, Keramik)
ummantelt ist. Zwischen beiden Elektroden wird eine hohe Wechselspannung mit einer
Frequenz typischerweise zwischen 10 und 100 kHz gelegt, so dass eine gleichmäßige
Funkenentladung stattfindet. Das zu behandelnde Material wird zwischen den Elektroden
durchgeführt und der Entladung ausgesetzt. Dabei kommt es zu einer "Bombardierung"
der Polymeroberfläche mit Elektronen, wobei deren Energie ausreicht, um Bindungen
zwischen Kohlenstoff-Wasserstoff und Kohlenstoff-Kohlenstoff aufzubrechen. Die gebildeten
Radikale reagieren mit dem Coronagas und bilden dabei neue funktionelle Gruppen aus.
[0004] Trotz des breiten Anwendungsspektrums und der ständigen Weiterentwicklung hat die
Corona-Behandlung deutliche Nachteile. So kommt es insbesondere bei höheren Bahngeschwindigkeiten
zu einer parasitären Rückseitencoronaentladung, wenn die bahnförmigen Materialien
nicht auf der walzenförmigen Elektrode aufliegen. Weiterhin kommt es durch die Corona-Behandlung
zu einer deutlichen elektrostatischen Aufladung der bahnförmigen Materialien, die
das Aufwickeln der Materialien erschwert, die nachfolgende Bearbeitungsschritte, wie
Lackieren, Bedrucken oder Verkleben behindert und insbesondere bei der Herstellung
von Verpackungsfolien dafür verantwortlich ist, dass pulverförmige Materialien wie
Kaffee oder Gewürze an der Folie anhaften und im schlimmsten Fall zu undichten Siegelnähten
beitragen. Schließlich ist die Corona-Behandlung immer eine Filamententladung, die
keinen homogen geschlossenen Oberflächeneffekt erzeugt. Außerdem stellt man mit der
Zeit fest, dass ein Verlust der Oberflächeneigenschaften aufgrund der Migration von
Folienadditiven auftritt und dass eine molekularen Neuanordnung, die auf einer Minimierung
der Oberflächenenergie beruht, stattfindet.
[0005] Die Corona Behandlung beschränkt sich dabei auf dünne Substrate, wie Kunststofffolien
und Papiere. Bei dickeren Materialien ist der Gesamtwiderstand zwischen den Elektroden
zu groß, um die Entladung zu Zünden. Es kann dann aber auch zu einzelnen Durchschlägen
kommen. Nicht anzuwenden ist die Corona-Entladung bei elektrisch leitfähigen Kunststoffen.
Außerdem zeigen dielektrische Elektroden bei metallischen oder metallhaltigen Bahnen
oft nur eine begrenzte Wirkung. Die Dielektrika können aufgrund der dauerhaften Beanspruchung
leicht durchbrennen. Dies trifft insbesondere bei silikonbeschichteten Elektroden
auf. Keramische Elektroden sind gegenüber mechanischen Beanspruchungen sehr empfindlich.
[0006] Neben der Corona-Entladung können Oberflächenbehandlungen auch durch Flammen oder
Licht durchgeführt werden. Die Flammbehandlung wird üblicherweise bei Temperaturen
um 1700°C und Abständen zwischen 5 und 150 mm durchgeführt. Da sich die Folien dabei
kurzfristig auf hohe Temperaturen von etwa 140°C aufheizen, muss eine effektive Kühlung
vorgenommen werden. Zur weiteren Verbesserung der ohnehin guten Behandlungsergebnisse
kann der Brenner gegenüber der Kühlwalze auf ein elektrisches Potential gebracht werden,
dass die Ionen der Flamme auf die zu behandelnde Bahn beschleunigt (polarisierte Flamme).
Als nachteilig für die Oberflächenbehandlung von Folien sind insbesondere die genau
einzuhaltenden Verfahrensparameter anzusehen. Eine zu geringe Behandlungsintensität
führt zu geringfügigen, nicht ausreichenden, Effekten. Zu starke Intensitäten führen
zu einem Aufschmelzen der Oberflächen, die funktionellen Gruppen tauchen nach innen
ab und sind somit unzugänglich. Ebenfalls als nachteilig sind die hohen Temperaturen
und die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu bewerten. Die geltenden Sicherheitsvorschriften
lassen beispielsweise keinen gepulsten Betrieb einer Flammvorbehandlungsanlage zu.
Es ist bekannt, dass die Auswahl des Brennergases nur bestimmte reaktive Spezies (Ionen
und Radikale) zulässt und dass die Kosten der Flammbehandlung deutlich höher sind
als bei der Corona-Behandlung.
[0007] Der Hauptnachteil der Corona-Behandlung, die lokalisierten Mikroentladungen (Filamente),
kann durch die Anwendung eines Niederdruckplasmas umgangen werden. Diese meist "kalten"
Plasmen werden mittels Gleich-, Wechsel- oder Hochfrequenzstrom bzw. durch Mikrowellen
erzeugt. Bei nur geringer thermischer Belastung des zu behandelnden - meist empfindlichen
Materials - werden energiereiche und chemisch aktive Teilchen bereitgestellt. Diese
bewirken eine gezielte chemische Reaktion mit der Materialoberfläche, da die Prozesse
in der Gasphase bei niedrigem Druck in besonders effektiver Weise verlaufen und sich
die Entladung als eine homogene Raumentladungswolke darstellt. Mit Mikrowellenanregungen
im Giga-Hz-Bereich lassen sich ganze Reaktorgefäße mit Plasmaentladung ausfüllen.
Im Vergleich zu nasschemischen Prozessen sind extrem geringe Mengen an Prozessmitteln
notwendig.
[0008] Etablierte physikalische und chemische Plasmabeschichtungsverfahren wie das Kathodenzerstäuben
(Sputtern) oder die plasma-aktivierte chemische Abscheidung aus der Gasphase (
PACVD) finden in der Regel im Vakuum bei Drucken zwischen 1 und 10
-5 mbar statt. Deshalb sind die Beschichtungsprozesse mit hohen Investitionskosten für
die erforderliche Vakuumkammer und das zugehörige Pumpsystem verbunden. Zudem werden
die Prozesse aufgrund der geometrischen Begrenzungen durch die Vakuumkammer und die
notwendigen, zum Teil sehr langen Pumpzeiten in der Regel als Batch-Prozesse ausgeführt,
so dass lange Prozesszeiten und damit verbunden hohe Stückkosten entstehen.
[0009] Um punktförmige, teilflächige Beschichtungen, wie sie bei der Corona-Beschichtung,
auftreten zu vermeiden, können atmosphärische Plasmen auch durch Lichtbogenentladungen
in einem Plasmabrenner erzeugt werden. Bei herkömmlichen Brennertypen sind aufgrund
der Elektrodengeometrie mit stiftförmiger Kathode und konzentrischer Hohlanode nur
nahezu kreisförmige Ansatzflächen des austretenden Plasmastrahls auf der zu bearbeitenden
Oberfläche erreichbar. Bei großflächigen Anwendungen benötigt das Verfahren einen
enormen Zeitbedarf und liefert wegen des relativ kleinen Ansatzpunktes sehr inhomogene
Oberflächenstrukturen.
[0010] In DE-A-195 32 412 wird eine Vorrichtung zum Vorbehandeln von Oberflächen mit Hilfe
eines Plasmastrahls beschrieben. Durch eine besondere Gestaltung der Plasmadüse wird
ein hochreaktiver Plasmastrahl erreicht, der etwa die Gestalt und die Abmessungen
einer Kerzenflamme hat und somit auch die Behandlung von Profilteilen mit verhältnismäßig
tiefem Relief gestattet. Aufgrund der hohen Reaktivität des Plasmastrahls genügt eine
sehr kurzzeitige Vorbehandlung, so dass das Werkstück mit entsprechend hoher Geschwindigkeit
an dem Plasmastrahl vorbeigeführt werden kann. Für eine Behandlung größerer Oberflächen
ist in der genannten Veröffentlichung eine Batterie aus mehreren versetzt angeordneten
Plasmadüsen vorgeschlagen worden. In diesem Fall ist jedoch ein sehr hoher apparativer
Aufwand erforderlich. Da sich die Düsen zum Teil überschneiden, kann es bei der Behandlung
bahnförmiger Materialien außerdem zu streifenförmigen Behandlungsmustern kommen.
[0011] In DE-A-298 05 999 U1 wird eine Vorrichtung zur Plasmabehandlung von Oberflächen
beschrieben, die durch einen Rotationskopf gekennzeichnet ist, der mindestens eine
exzentrisch angeordnete Plasmadüse zur Erzeugung eines parallel zur Rotationsachse
gerichteten Plasmastrahls trägt. Wenn das Werkstück relativ zu dem mit hoher Drehzahl
rotierenden Rotationskopfes bewegt wird, überstreicht der Plasmastrahl eine streifenförmige
Oberflächenzone des Werkstücks, deren Breite dem Durchmesser des bei der Rotation
von der Plasmadüse beschriebenen Kreises entspricht. Auf diese Weise kann zwar mit
einem vergleichsweise geringem apparativem Aufwand eine relativ große Oberfläche rationell
vorbehandelt werden. Dennoch entsprechen die Oberflächenabmessungen nicht denen, wie
sie üblicherweise bei der Verarbeitung von Folienmaterialien im industriellen Maßstab
vorliegen.
[0012] In DE-A-195 46 930 und DE-A-43 25 939 sind sogenannte Coronadüsen für die indirekte
Behandlung von Werkstückoberflächen beschrieben. In derartigen Coronadüsen tritt zwischen
den Elektroden ein oszillierend oder umlaufend geführter Luftstrom aus, so dass man
eine flächige Entladungszone erhält, in der die zu behandelnde Oberfläche des Werkstücks
mit den Coronaentladungsbüscheln überstrichen werden kann. Als nachteilig stellte
sich bei diesem Verfahren heraus, dass zur Vergleichmäßigung der elektrischen Entladung
ein mechanisch bewegtes Bauteil vorgesehen werden muss, welches einen hohen konstruktiven
Aufwand erfordert. In den genannten Schriften wird zudem nicht beschrieben in welchen
maximalen Breiten derartige Coronadüsen hergestellt und angewendet werden können.
[0013] Für die vorliegende Erfindung bestand die Aufgabe, ein Verfahren zu entwickeln, das
Kunststoff- und Metallfolien homogen so aktiviert und deren Oberflächenspannung so
erhöht, dass sich anschließende Veredlungsschritte, wie beispielsweise Bedrucken,
Beschichten, Lackieren, Verkleben, etc. ohne Benetzungsprobleme und mit guten Hafteigenschaften
durchführen lassen.
[0014] Dabei wurde das Ziel verfolgt ein Verfahren anzubieten, die durch Niederdruckplasmen
(Batchbetrieb, Kosten), Corona (filamentförmige Entladung, Rückseitenbehandlung, elektrostatische
Aufladung, etc.) und Plasmadüsen (streifenförmige Oberflächenbehandlung) gegebenen
Nachteile zu umgehen.
[0015] Erfindungsgemäß gelingt dies durch ein Verfahren, das ein durch ein indirektes Plasmatron
erzeugtes atmosphärisches Plasma auf den über Walzenpaare bewegten bahnförmigen metallischen
Werkstoff mit einer Dicke kleiner als 100µm oder den bahnförmigen polymeren Werkstoff
einwirken lässt.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren kann z.B. mit einem indirekten Plasmatron durchgeführt
werden, wie es in der EP-A-851 720 beschrieben wird (incorporated by referenc):
[0017] Der Brenner zeichnet sich durch zwei koaxial in größerem Abstand angeordnete Elektroden
aus. Zwischen diesen brennt ein Gleichstrombogen, der durch eine kaskadierte Anordnung
frei einstellbarer Länge wandstabilisiert wird. Durch ein Anblasen transversal zur
Bogenachse, kann ein seitlich abströmender, bandförmiger Plasmastrahl austreten. Dieser
Brenner, auch Plasmabreitstrahlbrenner genannt, ist auch dadurch gekennzeichnet, dass
ein Magnetfeld auf den Lichtbogen eine Kraft ausübt, die der durch die Strömung des
Plasmagases auf den Lichtbogen ausgeübten Kraft entgegenwirkt. Dem Brenner können
zudem verschiedene Arten an Plasmagasen zugeführt werden.
[0018] Dieses Verfahren ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass ein indirektes Plasmatron
mit einer länglichen Plasmakammer, die in kaskadiertem Aufbau eine Mehrzahl von elektrisch
gegeneinander isolierten Neutroden umfasst, wobei die zur Erzeugung des Plasma-Lichtgas
erforderlichen Elektroden koaxial zur Längsachse der Plasmakammer angeordnet sind
und die Plasmastrahl-Austrittsöffnung parallel zur Längsachse der Plasmakammer verläuft,
verwendet wird.
[0019] Dabei wird insbesondere zumindest eine Neutrode mit einem Permanentmagneten-Paar
zur Beeinflussung der Form und der Position des Plasma-Lichtbogens versehen. Durch
die Anzahl, Plazierung und Feldstärke der eingesetzten Magnete kann auf Betriebsparameter
wie beispielsweise Gasmenge und Gasgeschwindigkeit Rücksicht genommen werden.
[0020] Weiterhin können zumindest einzelne Neutroden mit einer Möglichkeit, z.B. einem Kanal
zur Zuführung eines Gases in die Plasmakammer versehen werden. Dadurch kann dieses
Plasmagas dem Lichtbogen besonders gezielt und homogen zugeführt werden. Durch ein
Anblasen transversal zur Bogenachse kann ein seitlich abströmender, bandförmiger Plasmafreistrahl
austreten.
[0021] Durch die Anwendung eines Magnetfeldes wird eine Auslenkung und der daraus resultierende
Abriss des Lichtbogens verhindert.
[0022] Das erfindungsgemäß beschriebene Verfahren zur Oberflächenaktivierung lässt sich
sowohl im Anschluss an eine Folienfertigung als auch vor der Weiterverarbeitung, d.h.
vor dem Bedrucken, Laminieren, Beschichten, etc. von Folien durchführen. Die Dicke
der polymeren Folienmaterialien ist im wesentlichen nicht maßgeblich und bewegt sich
im Dickenbereich von 0,5 µm und 2 cm, vorzugsweise im Bereich zwischen 10 und 200
µm.
[0023] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass die
Oberflächenaktivierung der bahnförmigen Werkstoff sowohl vollflächig als auch teilflächig
ausgeführt werden kann.
[0024] Das erfindungsgemäß beschriebene Verfahren zur Oberflächenaktivierung kann auf polymeren
Werkstoffen, jedoch auch zur Behandlung von metallischen Substraten, insbesondere
aber auf Kunststoff- und Metallfolien angewendet werden. Insbesondere kann das erfindungsgemäße
Verfahren auch auf polymere bahnförmige Werkstoffe angewandt werden, die gegebenenfalls
mit Metall, Metalloxiden oder SiO
X bedampft sind.
[0025] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung werden unter Kunststofffolien insbesondere diejenigen
verstanden, die aus einem thermoplastischen Material, insbesondere aus Polyolefinen
wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP), aus Polyester wie Polyethylentherephthalat
(PET), Polybutylenterephthalat (PBT) oder flüssigkristllinen Polyestern (LCP), aus
Polyamiden wie Nylon 6,6; 4,6; 6; 6,10; 11; 12; aus Polyvinylchlorid (PVC), aus Polyvinyldichlorid
(PVDC), aus Polycarbonat (PC), aus Polyvinylalkohol (PVOH), aus Polyethylvinylalkohol
(EVOH), aus Polyacrylnitril (PAN), aus Polyacryl-Butadien-Styrol (ABS), aus Polystyrol-Acrylnitril
(SAN), aus Polyacrylester-Styrol-Acrylnitril (ASA), aus Polystyrol (PS), aus Polyacrylaten,
wie Poylmethylmetacrylat (PMMA), aus Zellglas, oder aus Hochleistungsthermoplasten
wie Fluorpolymeren, wie Polytetrafluorethylen (PTFE) und Polyvinyldifluorid (PVDF),
aus Polysulfonen (PSU), aus Polyethersulfonen (PES), aus Polyphenylsulfiden (PPS),
aus Polyimiden (PAI, PEI), aus Polyaryletherketonen (PAE) bestehen, insbesondere aber
auch diejenigen die aus Mischungen oder aus Co- oder Terpolymeren Materialien und
diejenigen die durch Coextrusion von Homo-, Co- oder Terpolymeren hergestellt werden.
[0026] Unter Kunststofffolien werden aber auch diejenigen verstanden, die aus einem thermoplastischen
Material bestehen und mit einem Metall der 3. Hauptgruppe bzw. der 1. oder 2. Nebengruppe
oder mit SiO
x oder einem Metalloxid der 2. oder 3. Hauptgruppe bzw. der 1. oder 2. Nebengruppe
bedampft sind.
[0027] Unter Metallfolien werden verstanden Folien, die aus Aluminium, Kupfer, Gold, Silber,
Eisen (Stahl) oder aus Legierungen der genannten Metalle bestehen.
[0028] Unter der Oberflächenaktivierung durch ein atmosphärisches Plasma wird im Rahmen
der vorliegenden Erfindung verstanden, dass durch die Wechselwirkung mit dem Plasmagas
eine Erhöhung der Oberflächenspannung der Werkstoffoberfläche stattfindet.
[0029] Die Aktivierung der Oberfläche führt zu einer Erhöhung der Oberflächenspannung. Dadurch
wird eine vollständige Benetzung mit polaren Flüssigkeiten wie beispielsweise Alkoholen
oder Wasser ermöglicht. Die Aktivierung tritt auf, wenn Atome oder Molekülfragmente
- angeregt durch das Plasma - mit Oberflächenmolekülen reagieren und infolgedessen
in die Oberfläche eingebaut werden. Da dies meist sauerstoff- oder stickstoffhaltige
Fragmente sind, spricht auch von einer Oberflächenoxidation.
[0030] Das Plasmagas das im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt wird, ist dabei dadurch
gekennzeichnet, dass dieses aus Mischungen aus reaktiven und inerten Gasen besteht.
Durch die hohe Energie im Lichtbogen kommt es zur Anregung, Ionisation, Fragmentierung
oder Radikalbildung des reaktiven Gases. Aufgrund der Strömungsrichtung des Plasmagases
werden die aktiven Spezies aus dem Brennerraum herausgetragen und können gezielt zur
Wechselwirkung mit der Oberfläche von Kunststoff- und Metallfolien gebracht werden.
[0031] Das oxidierend wirksame Prozessgas kann in Konzentrationen von 0 bis 100 %, vorzugsweise
zwischen 5 und 95 % zugegen sein.
[0032] Als oxidierende Plasmagase werden vorzugsweise sauerstoffhaltige Gase und/oder Aerosole
wie Sauerstoff (O
2), Kohlendioxid (CO
2), Kohlenmonoxid (CO), Ozon (O
3), Wasserstoffperoxid-Gas (H
2O
2), Wasserdampf (H
2O), verdampftes Methanol (CH
3OH), stickstoffhaltige Gase wie nitrose Gase (NO
x), Distickstoffoxid (N
2O), Stickstoff (N
2), Ammoniak (NH
3), Hydrazin (H
2N
4), schwefelhaltige Gase wie Schwefeldioxid (SO
2), Schwefeltrioxid (SO
3), fluorhaltige Gase wie Terafluorkohlenstoff (CF
4), Schwefelhexafluorid (SF
6), Xenondifluorid (XEF
2), Stickstofftrifluorid (NF
3), Bortrifluorid (BF
3), Siliciumtetrafluorid (SiF
4), Wasserstoff (H
2) oder Mischungen aus diesen Gasen eingesetzt. Inertgase sind vorzugsweise Edelgase,
besonders bevorzugt ist Argon (Ar).
[0033] Vorzugsweise wird in einer Vorstufe das aktive und das inerte Gas gemischt und anschließend
in die Zone der Bogenentladung eingebracht.
[0034] Derartige im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Plasmen sind dadurch gekennzeichnet,
dass ihre Temperaturen im Bereich des Bogens bei mehreren 10.000 Kelvin liegen. Da
das austretende Plasmagas noch Temperaturen im Bereich von 1000 bis 2000 Kelvin aufweist,
ist eine ausreichende Kühlung der temperaturempfindlichen polymeren Materialien notwendig.
Dies kann im allgemeinen durch eine effektiv arbeitende Kühlwalze erfolgen.
[0035] Die Kontaktzeit von Plasmagas und Folienmaterial hat eine große Bedeutung. Vorzugsweise
sollte diese auf ein Minimum reduziert werden, damit eine thermische Schädigung der
Materialien ausbleibt. Eine minimale Kontaktzeit wird stets durch eine erhöhte Bahngeschwindigkeit
erreicht. Die Bahngeschwindigkeiten der Folien ist üblicherweise höher als 1 m pro
Minute, sie liegt vorzugsweise zwischen 20 und 600 m pro Minute.
[0036] Da die Lebenszeit der aktiven Spezies (Radikale und Ionen) unter Atmosphärendruck
eingeschränkt ist, ist es vorteilhaft die Kunststoff- und Metallfolien in sehr geringem
Abstand an der Brenneröffnung (Düse) vorbeizuführen. Vorzugsweise geschieht dies im
Abstand von 0 bis 40 mm, besonders bevorzugt im Abstand von 1 bis 15 mm.
Beispiele
[0037] Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern:
[0038] Durch den Einsatz des im erfindungsgemäßen Verfahren beschriebenen Plasmabreitstrahlbrenners
gelang es Oberflächen von Kunststoff- und Metallfolien im atmosphärischen Plasma zu
aktivieren. Dies gelang mit einem - verglichen mit anderen Verfahren - nur geringem
apparativem Aufwand, bei gleichzeitig niedrigen Prozesskosten. Da im Beispiel jede
Neutrode des Plasmabrenners eine Austrittsöffnung für das Plasmagas vorsieht kann
dieses dem Lichtbogen gezielt und homogen zugeführt werden. Der seitlich abströmende,
bandförmiger Plasmafreistrahl führt deshalb zu einer besonders homogenen Bearbeitung
der Oberfläche.
[0039] Überraschenderweise konnten mittels des oben beschriebenen Brenners bei Atmosphärendruck
auf verschiedenen Substraten Oberflächenspannungen erreicht werden, die sonst nur
im Niederdruckplasma möglich sind.
[0040] Überraschenderweise zeigte sich auch, dass trotz der Anwendung eines durch eine Lichtbogenentladung
erzeugten "heißen" Plasmas bei ausreichender Kühlung und angemessener Kontaktzeit
keine thermische Schädigung der bearbeiteten Kunststoff- und Metallfolien auftrat.
[0041] Dazu wurden die relevanten Eigenschaften der nachfolgenden Folienmuster wie folgt
gemessen. Die thermische Schädigung der Folienabschnitte wurde visuell bzw. durch
Mikroskopische Untersuchungen beurteilt. Die Bestimmung der Oberflächenspannung erfolgte
mit handelsüblichen Testtinten der Fa. Arcotec Oberflächentechnik GmbH nach DIN 53364
bzw. ASTM D 2587. Die Angabe der Oberflächenspannung erfolgte in mN/m. Die Durchführung
der Messungen erfolgte unmittelbar nach der Behandlung. Die Messfehler betragen ±
2 mN/m.
[0042] Folgende Folienmaterialien wurden in unterschiedlichen Beispielen unter Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahren aktiviert und auf ihre Oberflächeneigenschaften hin
untersucht:
Beispiel 1
[0043] PE 1: Einschichtige, 50 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, transparente Blasfolie
aus einem Ethylen-Buten-Copolymeren (LLDPE, < 10 % Buten) mit einer Dichte von 0,935
g/cm
3 und einem Melt-Flow-Index (MFI) von 0,5 g/10 min (DIN ISO 1133 Bed. D).
Beispiel 2
[0044] PE 2: Einschichtige, 50 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, transparente Blasfolie
aus einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren (3,5 % Vinylacetat) mit ca. 600 ppm Gleitmittel
(Erucasäureamid (ESA)) und ca. 1000 ppm Antiblockmittel (SiO
2), mit einer Dichte von 0,93 g/cm
3 und einem Melt-Flow-Index (MFI) von 2 g/10 min (DIN ISO 1133 Bed. D).
Beispiel 3
[0045] BOPP 1: Einschichtige, 20 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, transparente, biaxial
orientierte Folie aus Polypropylen mit ca. 80 ppm Antiblockmittel (SiO
2), mit einer Dichte von 0,91 g/cm
3 und einem Melt-Flow-Index (MFI) von 3 g/10 min bei 230°C.
Beispiel 4
[0046] BOPP 2: Coextrudierte, dreischichtige, 20 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, transparente,
biaxial orientierte Folie aus Polypropylen mit ca. 2500 ppm Antiblockmittel (SiO
2) in den Außenschichten), mit einer Dichte von 0,91 g/cm
3 und einem Melt-Flow-Index (MFI) von 3 g/10 min bei 230°C.
Beispiel 5
[0047] PET: Handelsübliche, einschichtige, 12 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, biaxial
orientierte Folie aus Polyethylenterephthalat.
Beispiel 6
[0048] PA: Handelsübliche, einschichtige, 15 µ Dicke, einseitig corona-vorbehandelte, biaxial
orientierte Folie aus Nylon 6.
[0049] Der Plasmabehandlung wurden nur die unbehandelten Folienseiten unterzogen. Zum Einsatz
kamen die Plasmagase Sauerstoff und Stickstoff, jeweils in Verbindung mit Argon als
inertem Trägergas. Innerhalb der Versuchsreihen wurde die Gaskonzentration und der
Abstand zum Plasmabrenner variiert. Die Folien wurden visuell auf ihre thermische
Schädigung hin untersucht. Die Oberflächenspannungen wurden mittels Testtinten bestimmt.
Eine zusammenfassende Übersicht über die Ergebnisse gibt Tabelle 1.
[0050] Am Beispiel des PE 1 (Nr. 4 bis 7, Tabelle 1) konnte gezeigt werden, dass bis zu
einem Abstand (Folie - Brenneröffnung) von 10 mm vergleichbare Vorbehandlungseffekte
erzielt werden. Erst oberhalb von 15 mm Abstand fällt das Vorbehandlungsniveau deutlich
ab.
[0051] Die in Tabelle 1 aufgeführten Materialien wurden darüber hinaus auch mittels Corona-Entladung
gemäß Stand der Technik aktiviert und unmittelbar nach der Behandlung auf ihre Oberflächenspannung
hin mit Testtinten untersucht. Dabei wurden Energiedosen im Bereich von 0,1 bis 10
J/m
2 - wie sie in industriell eingesetzten Coronaanlagen üblich sind - verwendet.
[0052] Die Ergebnisse der Coronaentladung und der Plasmabehandlung sind in Tabelle 2 (Vergleichsversuche)
gegenübergestellt.
[0053] Insbesondere beim Polypropylen wurde eine deutlich höhere Oberflächenspannung bei
Anwendung des atmosphärischen Plasmas erzeugt. Aber auch beim PE wurden im Vergleich
zur Coronavorbehandlung höhere Werte ermittelt.

1. Verfahren zur homogenen Oberflächenaktivierung bahnförmiger metallischer Werkstoffe
mit einer Dicke kleiner als 100µm oder bahnförmiger polymerer Werkstoffe, dadurch gekennzeichnet, dass man ein durch ein indirektes Plasmatron erzeugtes atmosphärisches Plasma gegebenenfalls
in Gegenwart eines Gases oder Aerosols oder Gas- und/oder Aerosolgemisches auf den
über Walzenpaare bewegten Werkstoff einwirken lässt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein indirektes Plasmatron mit einer länglichen Plasmakammer, die in kaskadiertem
Aufbau eine Mehrzahl von elektrisch gegeneinander isolierten Neutroden umfasst, wobei
die zur Erzeugung des Plasma-Lichtgas erforderlichen Elektroden koaxial zur Längsachse
der Plasmakammer angeordnet sind und die Plasmastrahl-Austrittsöffnung parallel zur
Längsachse der Plasmakammer verläuft, eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein indirektes Plasmatron, bei dem zumindest eine Neutrode mit einem Permanentmagneten-Paar
zur Beeinflussung der Form und der Position des Plasma-Lichtbogens versehen ist, eingesetzt
wird.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein indirektes Plamatron, bei dem zumindest eine Neutrode mit einer Möglichkeit zur
Zuführung eines Gases in die Plasmakammer versehen ist, eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenaktivierung voll- oder teilflächig ausgeführt ist.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die polymeren Werkstoffe gegebenenfalls mit Metall, Metalloxid oder SiOX bedampfte Kunststofffolien sind.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächenaktivierung eine Erhöhung der Oberflächenspannung ist.
8. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man im Gemisch mit einem Inertgas ein oxidierend wirkendes Gas und/oder Aerosol,
zuführt.
9. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die bahnförmigen polymeren oder metallischen Werkstoffe mit einer Geschwindigkeit
im Bereich zwischen 1 und 600 m pro Minute bewegt werden.
10. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass man das atmosphärische Plasma in einem Abstand von 0 bis 40 mm auf den polymeren
oder metallischen Werkstoff einwirken lässt.