[0001] Als Werkzeug zur Verdichtung und Verfestigung von Faservliesen dienen spezielle Verfestigungsnadeln,
die sog. Filznadeln. Eine Filznadel besteht aus dem Einspannschaft mit einem Befestigungsabschnitt,
der gewöhnlich eine von dem Schaft abgewinkelte Krücke ist, wahlweise einem verjüngten
Zwischenschaft, einem Dreikantschaft, der Widerhaken trägt, und der Spitze. Nadeln
mit rundem Schaftquerschnitt sind ebenfalls bekannt.
[0002] Die an die Schaftdicke angepaßte Widerhakentiefe ist für die Faseraufnahmekapazität
von maßgeblicher Bedeutung. Ein weiterer Faktor, der die Faseraufnahme bestimmt, ist
die Feinheit der zu vernadelnden Faser. Nadeln mit großer Widerhakentiefe erfassen
und transportieren mehr Fasern als solche mit kleiner Widerhakentiefe. Der Einfluß
der Schaftform, der Widerhakentiefe und weiterer Parameter auf das Arbeitsergebnis
ist in "Vliesstoffe" von Lünenschloß und Albrecht, Georg Thieme Verlag Stuttgart,
1982, Seiten 129 bis 142, ausführlich beschrieben.
[0003] Die in dem genannten Buch gezeigten und diskutierten Nadeln haben sämtlich Widerhaken,
die in die von der Spitze der Nadel angegebene Stichrichtung weisen. Nadeln, deren
Widerhaken entgegen der Stichrichtung weisen, sogenannte Rückholnadeln, sind ebenfalls
bekannt und finden Einsatz bei der Herstellung von Steppnähten vergleichbaren Strukturen
an Faservliesen, siehe hierzu beispielsweise DE-PS 900 056. Der Einsatz der dort dargestellten
Rückholnadeln verlangt eine Drehung der Nadeln um ihre Achsen während des Stichzyklus.
Dieses ist mit einem erheblichen apparativen Aufwand verbunden.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Nadel der einangs genannten Art anzugeben,
mit der neuartige Faservliesverfestigungstechniken mit Kettnaht-ähnlicher Verschlingung
der Fasern ausgeführt werden können, ohne daß die Nadel um ihre Achse gedreht werden
muß.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebenen Merkmale gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Von der Erfindung wird eine Nadel angegeben, bei der auf dem Arbeitsteil, d.h. auf
dem Schaft, vorwärts- und rückwärts orientierte, von Widerhaken begrenzte Kerben zum
Einsatz kommen. Der Nadelquerschnitt kann dabei rund, einkantig/rund, zweikantig,
dreikantig, vierkantig, sechskantig oder sternförmig, im weitesten Sinne also beliebig
sein.
[0007] Bei Nadeln mit polygonalem Querschnitt können an einer Kante die vorwärts und rückwärts
orientierten Kerben übereinander, an einer oder mehreren Kanten angeordnet sein, vorzugsweise
dabei so, daß die Vorwärtskerbe, das ist die von dem in Stichrichtung gerichteten
Widerhaken begrenzte Kerbe von der Nadelspitze des Arbeitsteils aus gesehen hinter
der Rückwärtskerbe kommt, die von dem in Richtung auf die Krücke der Nadel gerichteten
Widerhaken begrenzt ist. Diese Vorwärts- und Rückwärtskerben liegen vorzugsweise sehr
dicht hintereinander, und zwischen ihnen erstreckt sich eine Erhöhung, die vorzugsweise
bis zu einer gedachten Linie reicht, die die sich gegenüberstehenden Widerhaken verbindet.
[0008] Vorwärts und rückwärts gerichtete Widerhaken können in einer Radialebene des Schaftes
in Umfangsrichtung abwechselnd angeordnet sein.
[0009] Die Kerben können in Umfangsrichtung des Nadelschaftes gesehen, in unterschiedlichen
Abständen zur Nadelspitze angeordnet sein, was zur Folge hat, daß beim Einstechen
der Nadel in ein Faservlies die einer vorangehenden Kerbe jeweils nachfolgende Kerbe
einen Faserzustand antrifft, der durch die Wirkung der vorangehenden Kerbe bereits
verändert worden ist. Das kann vorteilhaft sein, wenn der Faserverbund noch sehr lose
ist und ein gleichzeitiges Wirksamwerden aller Kerben unerwünschte Störungen hervorrufen
würde.
[0010] Eine Anordnung, bei der von der Nadelspitze aus gesehen zunächst eine Vorwärtskerbe
angeordnet ist, der dann eine Rückwärtskerbe folgt, ist eine weitere, weniger bedeutsame
Variante.
[0011] Mischformen sind ebenfalls denkbar. Hat die Nadel mehrere Kanten, sind auf einer
Kante Vorwärts- und Rückwärtskerben übereinander angeordnet, während an der benachbarten
Kante Rückwärts- und Vorwärtskerben übereinander angeordnet sind. Ggf. können auch
mehrere Kerbenpaare übereinander angeordnet sein.
[0012] Die Erfindung wird hier unter Bezugnahme auf die Kerben erläutert, ebenso gut könnte
aber auch auf die die Kerben bildenden Widerhaken Bezug genommen werden, es bleibt
im Belieben des Fachmanns, welcher Erklärungsweise er den Vorzug gibt. Verwechslungen
sind nicht möglich, denn eine Vorwärtskerbe wird von einem vorwärts, also in Richtung
der Nadelspitze gerichteten Widerhaken begrenzt, während eine Rückwärtskerbe von einem
rückwärts gerichteten Widerhaken begrenzt wird.
[0013] Bevorzugt werden Nadeltypen mit drei, vier oder sechs Kanten. Eine Nadel mit Dreikantquerschnitt
würde bevorzugt folgende Kerben aufweisen: an allen drei Kanten von der Spitze ausgehend
zunächst je Kante eine Rückwärtskerbe in jeweils gleicher Entfernung zur Nadelspitze.
Darüberliegend in kurzem Abstand Vorwärtskerben, je eine pro Kante in gleicher Höhe.
Der Abstand der Kerben von der Spitze sollte so gering wie möglich sein, normalerweise
etwa 3,2 mm. Der kurze Abstand zwischen den Rückwärtskerben und den Vorwärtskerben
wäre normalerweise wenige Zehntelmillimeter bis wenige Millimeter.
[0014] Eine Nadel mit einem Vierkantquerschnitt hätte bevorzugt an zwei gegenüberliegenden
Kanten, also um 180° versetzt, je eine Vorwärtskerbe, die beiden anderen Kerben je
eine Rückwärtskerbe, jeweils in gleicher Entfernung zur Nadelspitze angeordnet.
[0015] Nadeln mit Sechskant- oder sternförmigen Querschnitt sind bislang noch nicht bekannt.
Auch diesbezüglich ist gemäß der Erfindung vorgesehen, pro Kante abwechselnd zwischen
Vorwärts- und Rückwärtskerbe in gleicher Entfernung zur Nadelspitze, d.h. in gleicher
Radialebene in Bezug auf den Nadelschaft, abzuwechseln.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnungen weiter erläutert.
Fig. 1 zeigt einen Stichabschnitt einer Dreikant-Kronennadel mit den Merkmalen der
Erfindung;
Fig. 2 zeigt einen Querschnitt davon;
Fig. 3 zeigt den Stichabschnitt einer Vierkant-Kronennadel, und
Fig. 4 zeigt einen Querschnitt davon im Bereich der Kerben.
[0017] Man erkennt in Fig. 1 den Stichabschnitt einer Nadel mit Dreikant-Schaft 1 und Spitze
2. An dem Schaft 1 sind nahe der Spitze 2 an jeder Kante 3 des Schaftes 1 je eine
Rückwärtskerbe 4 und eine Vorwärtskerbe 5 ausgebildet, die von vorwärts bzw. rückwärts
gerichteten Widerhaken 6 bzw. 7 begrenzt sind. In dem von den beiden Widerhaken 6
und 7 begrenzten Zwischenraum erhebt sich eine Erhöhung 8, deren Scheitel bis zu einer
gedachten Verbindungslinie zwischen den Enden der beiden Widerhaken 6 und 7 reicht.
[0018] Bei der in Fig. 3 und 4 dargestellten Vierkant-Kronennadel ist an einer Schaftkante
3a eine Vorwärtskerbe 4 ausgebildet, während an der benachbarten Schaftkante 3b eine
Rückwärtskerbe 5 ausgebildet ist, wobei die Kerben 4 und 5 etwa im gleichen Abstand
zur Spitze 2 liegen.
[0019] Dringt im Betrieb die Nadel durch ein unverfestigtes oder vorverfestigtes Faservlies
ein, wird zunächst ein Faserbüschel von den Vorwärtskerben ergriffen und von der Einstichseite
auf die andere Seite des Faservlieses gestoßen. Im anschließenden Rückhub werden von
den Rückwärtskerben Faserbüschel von der anderen Seite des Vlieses im selben Einstichloch
zurückgezogen. Man erreicht also eine intensive Verkettung von Fasern der Oberseite
und Unterseite des Faservlieses durch ein und dasselbe Stichloch hindurch. Die Erhöhung
8 zwischen den Vorwärts- und Rückwärtskerben 4 und 5 beim Nadeltyp der Fig. 1 begünstigt
das Austreten der Fasern aus der Kerbe bei der Umkehrung der Bewegungsrichtung, wobei
die neu gegriffenen Fasern, die in der nun aktiven Kerbe liegen, wenigstens teilweise
unter der Faserschlaufe hindurchgezogen werden, die bei der vorangegangenen Stichbewegung
gebildet worden ist. Man erreicht somit besonders bei Einsatz des Nadeltyps nach Fig.
1 eine intensive Verkettung von Fasern.
[0020] Bei der Ausführungsform nach Fig. 3 sind die Fasertransporte in den unterschiedlichen
Stichrichtungen voneinander unabhängig, und werden auch hier in beiden Stichrichtungen
die Fasern durch ein und dasselbe Stichloch gezogen.
1. Nadel für die mechanische Verfestigung von Faservliesen durch Vernadelung, bestehend
aus einem Schaft (1) mit Spitze (2) am einen, vorderen Ende und einem Befestigungsabschnitt
am anderen, hinteren Ende und mehreren an dem Schaft (1) ausgebildeten Widerhaken
(6,7) zum Ergreifen von Fasern aus dem zu vemadelnden Faservlies, wobei von den Widerhaken
(6,7) einige (7) entgegen der von der Nadelspitze (2) angegebenen Stichrichtung und
die anderen Widerhaken (6) in die von der Nadelspitze (2) angegebene Stichrichtung
gerichtet sind.
2. Nadel nach Anspruch 1, bei der die von in unterschiedliche Richtungen weisenden Widerhaken
(6,7) begrenzten Kerben (4,5) in einer gemeinsamen Radialebene des Nadelschaftes (1)
angeordnet sind.
3. Nadel nach Anspruch 1, bei der die von in unterschiedliche Richtungen weisenden Widerhaken
(6,7) begrenzten Kerben (4,5), die in unterschiedliche radiale Richtungen weisen,
an unterschiedlichen Stellen längs des Nadelschaftes ausgebildet sind.
4. Nadel nach Anspruch 1, bei der jedem entgegen der Stichrichtung weisenden Widerhaken
(7) ein in Stichrichtung weisender Widerhaken (6) gegenübersteht, der mit dem erstgenannten
Widerhaken (7) ein Paar bildet.
5. Nadel nach Anspruch 4., bei der die beiden Widerhaken (6,7) eines Paares einen vertieften
Zwischenraum (4,5) an dem Nadelschaft (1) begrenzen, in dem eine Erhöhung (8) ausgebildet
ist, deren Scheitel in einer gedachten Verbindungslinie zwischen den Scheiteln der
beiden Widerhaken (6,7) liegt.
6. Nadel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, bei der die Widerhaken (6,7) Scheitel haben,
die nicht über den Umriß des Nadelschaftes (1) vorstehen.
7. Nadel nach einem der Ansprüche 1 bis 6 deren Schaft (1) einen polygonalen Querschnitt
hat.
8. Nadel nach Anspruch 7, bei der die Widerhaken (6,7) an den Kanten (3) des Nadelschaftes
(1) ausgebildet sind.
9. Nadel nach einem der Ansprüche 1 bis 6 mit rundem Schaftquerschnitt, an dem die in
unterschiedliche Richtungen weisenden Widerhaken in gemischter Verteilung ausgebildet
sind.