[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewinnung einer temperaturunabhängigen
Spannungsreferenz mit einer Bandabstands-Referenzschaltung unter Verwendung wenigstens
eines Bipolartransistors und einer Spannungsquelle sowie auf eine Schaltungsanordnung
zur Gewinnung einer temperaturunabhängigen Spannungsreferenz.
[0002] Beim Einsatz von Bipolartransistoren sowie elektronischen Bauteilen, wie beispielsweise
Analog-Digital-Wandlern, sind bekannte Temperaturabhängigkeiten der Transistorparameter
bzw. der Schaltung zu berücksichtigen, wenn eine temperaturunabhängige Spannungsreferenz
geschaffen werden soll. Insbesondere sind die Kennlinien eines Bipolartransistors
stark temperaturabhängig, wobei der temperaturabhängige Zusammenhang zwischen dem
Kollektorstrom I
c und der Basisemitterspannung U
BE von besonderer Wichtigkeit ist. Die Abhängigkeit von U
BE von der Temperatur T ergibt sich aus der nachfolgenden Gleichung:

[0003] Ursache für diese Temperaturabhängigkeit von I
C ist die Temperaturabhängigkeit des Sperrstroms I
S und der Temperaturspannung U
T =

, wobei unter Berücksichtigung der Temperaturabhängigkeit des Sperrstromes

die nachfolgende Beziehung

in welcher k die Boltzmannkonstante (1,38 x 10
-23 VAs/K), q die Elementarladung = 1,602 x 10
-19 As, U
G ≈ 1,12 V die Bandabstandsspannung (gap voltage) von Silizium, T die Temperatur, x
eine empirische Konstante und A einen Proportionalitätsfaktor bedeuten, gilt. Die
Temperaturabhängigkeit von UG wird bei den bekannten Schaltungsanordnungen in der
Regel vernachlässigt.
[0004] Aus diesen Beziehungen ergibt sich bei den meisten Bipolartransistoren bei einer
Temperaturerhöhung um 11° K ein Anstieg von Ic auf den doppelten Wert. In Schaltungen
zur Erzielung von Spannungsreferenzen ist es bereits bekannt, im Prinzip die Basisemitterspannung
eines Bipolartransistors als Spannungsreferenz einzusetzen. Zur Kompensation der bekannten
hohen Temperaturabhängigkeit wird bei derartigen bekannten, analogen Schaltungen eine
Spannung mit einem symmetrisch gleichen positiven Temperaturkoeffizienten addiert,
wobei diese Spannung mit einem zweiten Transistor erzeugt wird. Die bekannten Bandabstandsrefenzschaltungen
zur Erzielung einer Spannungsreferenz setzen daher in aller Regel zwei in ihrer Charakteristik
ausgesuchte Transistoren voraus, wobei die Auswahl mit geringeren Toleranzen erfolgen
muß.
[0005] Die Erfindung zielt nun darauf ab, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen,
bei welchem lediglich ein Bipolartransistor zum Einsatz gelangt und daher die Auswahl
eines auf die Charakteristik dieses Transistors abgestimmten zweiten Transistors entbehrlich
ist. Weiters zielt die Erfindung darauf ab, die Temperaturabhängigkeit der Meßwerte
weiter zu verringern und eine Temperaturkompensation mit wesentlich höherer Genauigkeit
zu erzielen. Zur Lösung dieser Aufgabe besteht das erfindungsgemäße Verfahren im wesentlichen
darin, daß lediglich ein Bipolartransistor in Serie mit einem Widerstand geschaltet
ist, daß wahlweise verschiedene Spannungen angelegt werden, daß die Spannungen vor
und nach dem Serienwiderstand abgegriffen und einem Analog-Digital-Wandler (ADC) zugeführt
werden und daß der Verstärkungsfaktor des Analog-Digital-Wandlers aus den digitalisierten
Meßwerten errechnet und zur Korrektur der Meßwerte eingesetzt wird. Dadurch, daß im
Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Analog-Digital-Wandler zusätzlich zum
Einsatz gelangt und in der Folge die Signale in digitaler Form verarbeitet werden,
kommt die Temperaturabhängigkeit derartiger ADC-Schaltungen hinzu, welche kompensiert
werden muß. Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird daher aus einer Mehrzahl
von Meßwerten der Verstärkungsfaktor des Analog-Digital-Wandlers für die jeweils herrschende
Temperatur ermittelt und kann in entsprechender Form jeweils aktualisiert werden,
sodaß tatsächlich korrigierte Meßwerte zur Verfügung stehen, welche sich durch eine
höhere Präzision auszeichnen, als dies bei analogen Schaltungen möglich ist.
[0006] Gemäß einer bevorzugten Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird so vorgegangen,
daß zur Korrektur des Verstärkungsfaktors des ADC ein Meßwert für die Basis-Emitterspannung
des Bipolartransistors und ein Meßwert für den Sperrstrom des Bipolartransistors aus
dem Spannungsabfall am Widerstand erfaßt wird und daß durch Anwendung eines Rechenverfahrens
die temperaturabhängigen Anteile der beiden Meßwerte eliminiert und ein für die jeweilige
zum Meßzeitpunkt herrschende Temperatur gültiger Verstärkungsfaktor ermittelt wird.
[0007] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens wird zur Bestimmung des Verstärkungsfaktors
so vorgegangen, daß der Verstärkungsfaktor mit

errechnet wird, worin lnI
x den natürlichen Logarithmus des Meß-wertes für den Kollektorstrom, x und A Konstante,
R den Widerstandswert und U
G die Bandabstandsspannung (für Si ≈ 1,12 V) bedeuten. Da der Verstärkungsfaktor jeweils
aus einer Mehrzahl von Meßwerten durch den nachfolgend noch näher erläuterten Algorithmus
immer wieder neu errechnet wird, gelingt es im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wie es einer bevorzugten Weiterbildung entspricht, daß der Wert für S kontinuierlich
oder in regelmäßigen Zeitabständen aktualisiert wird und zur Berechnung der tatsächlichen
Referenzspannung sowie ggf. zur exakten Bestimmung von Prüfspannungen herangezogen
wird.
[0008] Die erfindungsgemäße Schaltungsanordnung zur Gewinnung einer temperaturunabhängigen
Spannungsreferenz kann besonders einfach ausgebildet sein und kommt mit einer geringen
Anzahl von Bauteilen aus. Die Schaltungsanordnung ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet,
daß sie einen Bipolartransistor und einen mit dem Transistor verbundenen Widerstand
R in Serie geschaltet aufweist, daß an Abgriffen zu beiden Seiten des Widerstandes
R über Schalter ein Analog-Digital-Wandler (ADC) zur Erzielung von digitalisierten
Spannungsmeßwerten angeschlossen ist und daß die digitalen Signale des ADC einem Rechner
zur Ermittlung des Verstärkungsfaktors zugeführt sind, aus welchem das korrigierte
Spannungssignal digital auslesbar ist.
[0009] Der Schalter kann in besonders einfacher Weise als Multiplexer-Bauteil ausgebildet
sein, dessen Eingänge von einem Steuersignal des Rechners geschaltet werden und Anschlüsse
aufweisen, an welche zu messende Spannungen durch Betätigung des zugeordneten Schalters
angelegt werden. Der Multiplexer überträgt somit je nach Schalterstellung die analogen
Signale an den analogen Eingang des ADC. Prinzipiell kann die Schaltungsanordnung
unter Verwendung von PNP- oder NPN-Transistoren aufgebaut werden. Im Falle von PNP-Transistoren
ist der Emitter mit dem Widerstand verbunden, und der mit der Basis verbundene Kollektor
an Masse gelegt, wobei die einstellbare Spannungsquelle am anderen Anschluß des Widerstandes
angeschlossen ist.
[0010] Eine bevorzugte Verwendung der erfindungsgemäßen Schaltungsanordnung stellt die Verwendung
in einem Digital-Voltmeter dar, wobei die prinzipielle Verfahrensweise ebenso wie
die Schaltungsanordnung in keiner Weise auf derartige Digital-Voltmeter beschränkt
ist.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand des für die Berechnung des Verstärkungsfaktors
ausgewählten Rechenalgorithmus und anhand eines Schaltungsbeispieles für ein Digital-Voltmeter
näher erläutert.
[0012] Ausgehend von der grundsätzlichen Beziehung, welche die Abhängigkeit von U
BE von der Temperatur T in einem Bipolartransistor wiedergibt,

wird nun weiters berücksichtigt, daß nicht nur der Kollektorstrom sondern auch der
Sperrstrom I
S temperaturabhängig ist. Die Temperaturabhängigkeit des Sperrstroms folgt der Beziehung

wobei in diesen Beziehungen die bereits eingangs angeführten Bedeutungen gelten.
[0013] Durch Einsetzen der Bedeutung I
S gemäß der Gleichung (2) in die Gleichung (1) läßt sich die Beziehung

erhalten.
[0014] Bei Verwendung eines Analog-Digital-Wandlers erfahren die analogen Meßwerte im ADC
eine temperaturabhängige Verstärkung S, wodurch sich entsprechende Fehler ergeben
würden, wenn eine Temperaturkompensation nicht erfolgt. Für die rechnerische Elimination
derartiger Fehler wird zunächst U
BE durch U
x ersetzt, wodurch sich die Beziehung U
BE =

ergibt und U
x die gemessene Spannung bedeutet, die es durch Anwendung des richtigen Verstärkungsfaktors
zu korrigieren gilt. Ebenso kann I
C durch den tatsächlichen Meßwert I
x ersetzt werden, welcher als Spannungsabfall am Widerstand R gemessen wird und den
gleichen Verstärkungsfaktor S aufweisen muß. Durch entsprechende Substitution ergibt
sich die Beziehung

wobei in der Folge nach der Beziehung

der natürliche Logarithmus dieses Strommeßwertes ausgedrückt wird. In dieser Beziehung
wird somit die Abhängigkeit von I
x und U
x graphisch darstellbar, wobei auf der y-Achse lnI
x und auf der x-Achse U
x aufgetragen werden. Man erhält eine Gerade mit dem Anstieg dlnI
x, welche an der Stelle U
x = 0 die y-Achse bei dem entsprechenden Wert dlnI
x schneidet. Die Steigung dieser Geraden beträgt somit

Durch Auflösung dieser Beziehung nach T erhält man

An der Stelle U
x = 0 kann nunmehr durch Einsetzen in

die Beziehung

abgeleitet werden. Durch entsprechende Umformungen dieser Gleichung gelangt man zur
Beziehung

und weiters zu

und schließlich

Aus dieser Beziehung ist nun klar erkennbar, daß für die Ermittlung des wahren Wertes
des Verstärkungsfaktors S die absolute Temperatur T nicht mehr aufscheint, da diese
Beziehung lediglich universelle Konstanten U
G, q, k, sowie die bekannten Werte sowie temperaturunabhängige Ausdrücke x, A und den
nur gering temperaturabhängigen Wert R enthält. Wenn zusätzlich die Temperaturabhängigkeit
von R Berücksichtigung finden soll, kann dies beispielsweise durch entsprechende Modifikation
des Wertes x erfolgen.
[0015] Um nun diese Gleichung zu lösen, kann eine Taylor-Expansion erster Ordnung für ln
S um den Wert 1.0 vorgenommen werden, woraus sich

ergibt. Die Lösung dieser Gleichung ergibt

[0016] Insgesamt können x, A und R für jede Schaltungsanordnung individuell kalibriert werden,
wobei besonders geeignete Werte durch eine Simulation vorausberechnet werden können.
[0017] In einem kontinuierlich sich selbst kalibrierenden System kann der Wert für den Verstärkungsfaktor
S jeweils kontinuierlich oder in regelmäßigen Zeitabständen aktualisiert werden, sodaß
iterativ immer genauere Werte erhalten werden. Aufgrund eines derartigen Iterationsverfahrens
ist es auch ohne weiteres zulässig, nur eine Taylor-Expansion erster Ordnung in der
obigen Berechnung einzusetzen.
[0018] Ohne besondere Kalibrierung kann mit derartigen Berechnungen eine Genauigkeit von
etwa 1 % erreicht werden. Wenn die Werte für x, A und R entsprechend optimiert werden,
läßt sich die Genauigkeit auf unter 0,1 % bei einem Arbeitstemperaturbereich von etwa
100° K verbessern.
[0019] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
eines Digital-Voltmeters näher erläutert.
[0020] In der Zeichnung ist mit 1 eine variable Spannungsquelle bezeichnet, mit welcher
unterschiedliche Spannungen generiert werden können. Die Spannung wird an den Anschluß
2 eines Widerstandes R angelegt, wobei bei der gezeigten Schaltungsanordnung ein PNP-Transistor
zum Einsatz gelangt, dessen Emitter E mit dem Abgriff 3 des Widerstandes verbunden
ist. Basis und Kollektor des Bipolartransistors 4 liegen wiederum an Masse bzw. Nullpotential,
wobei die jeweils abgreifbaren Spannungswerte bei 2 und 3 über Schalter S
2 und S
3 alternativ dem Analog-Digital-Wandler als analoge Signale zugeführt werden. Das im
ADC 5 digitalisierte Signal gelangt über die Signalleitung 6 zu einem Rechner 7, in
welchen die entsprechenden Korrekturen in Übereinstimmung mit dem oben angeführten
Rechenalgorithmus vorgenommen werden. Für die Verwendung als Digital-Voltmeter ist
noch ein weiterer Schalter S
1 vorgesehen, über welchen eine Prüfspannung über den Anschluß 8 an den ADC 5 angelegt
werden und gemessen
werden kann.
[0021] Die Schalter S
1, S
2 und S
3 werden nun jeweils alternativ geschlossen, wobei diese Schalter S
1, S
2 und S
3 in einem Multiplexer enthalten sein können und die Schalterstellungen selbst vom
Rechner 7 gesteuert werden können. Prinzipiell müssen für den Meßwert V
x = I
x·R die Spannungen an den Abgriffen 2 und 3 ermittelt werden und voneinander subtrahiert
werden, wobei über den Schalter S3 bei geöffneten Schaltern S1 und S2 die Meßgröße
V
x ermittelt werden kann. Da die Spannungsquelle 1 auf unterschiedliche Spannungen einstellbar
ist, können verschiedene Meßpunkte für die oben angegebene Auswertung gebildet werden,
aus welchen sich der jeweils aktuelle Wert für S errechnen läßt.
[0022] Insgesamt wird somit eine digitale Referenzspannungstechnik angewandt, welche eine
kontinuierliche Rekalibrierung des ADC erlaubt, wobei durch entsprechende Häufigkeit
dieser Kalibrierung nicht nur Temperatureffekte sondern auch andere, von der Betriebszeit
abhängige Effekte weitestgehend kompensiert werden können.
1. Verfahren zur Gewinnung einer temperaturunabhängigen Spannungsreferenz mit einer Bandabstands-
Referenzschaltung unter Verwendung wenigstens eines Bipolartransistors und einer Spannungsquelle,
dadurch gekennzeichnet, daß lediglich ein Bipolartransistor in Serie mit einem Widerstand geschaltet ist, daß
wahlweise verschiedene Spannungen angelegt werden, daß die Spannungen vor und nach
dem Serienwiderstand abgegriffen und einem Analog-Digital-Wandler (ADC) zugeführt
werden und daß der Verstärkungsfaktor des Analog-Digital-Wandlers aus den digitalisierten
Meßwerten errechnet und zur Korrektur der Messwerte eingesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Korrektur des Verstärkungsfaktors des ADC ein Meßwert für die Basisemitterspannung
des Bipolartransistors und ein Meßwert für den Sperrstrom des Bipolartransistors aus
dem Spannungsabfall am Widerstand erfaßt wird und daß durch Anwendung eines Rechenverfahrens
die temperaturabhängigen Anteile der beiden Meßwerte eliminiert und ein für die jeweilige
zum Meßzeitpunkt herrschende Temperatur gültiger Verstärkungsfaktor ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der Verstärkungsfaktor mit

errechnet wird, worin lnI
x den natürlichen Logarithmus des Meßwertes für den Kollektorstrom, x und A Konstante,
R den Widerstandswert und UBG die Bandgapspannung (für Si ≈ 1,12 V) bedeuten.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Wert für S kontinuierlich oder in regelmäßigen Zeitabständen aktualisiert wird
und zur Berechnung der tatsächlichen Referenzspannung sowie ggf. von Prüfspannungen
herangezogen wird.
5. Schaltungsanordnung zur Gewinnung einer temperaturunabhängigen Spannungsreferenz,
dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Bipolartransistor (4) und einen mit dem Transistor (4) verbundenen Widerstand
R in Serie geschaltet aufweist, daß an Abgriffen (2,3) zu beiden Seiten des Widerstandes
R über Schalter (S2,S3) ein Analog-Digital-Wandler (ADC) (5) zur Erzielung von digitalisierten Spannungsmeßwerten
angeschlossen ist und daß die digitalen Signale des ADC (5) einem Rechner (7) zur
Ermittlung des Verstärkungsfaktors zugeführt sind, aus welchem das korrigierte Spannungssignal
digital auslesbar ist.