[0001] Die Erfindung betrifft Schleifring-Anordnungen für elektrische Maschinen mit Bürsten
aus Kohlenstoff-Werkstoffen und Schleifringkörpern, wobei die Bürsten mit den Schleifringen
der Schleifringkörper elektrisch leitend miteinander verbunden sind.
[0002] Elektrische Motoren und Generatoren, mit denen elektrische Energie in Rotationsenergie
oder umgekehrt Rotationsenergie in elektrische Energie umgewandelt wird, benötigen
eine Stromzuführung für die drehbar angeordnete Spule, die kraftschlüssig oder formschlüssig
mit der Drehachse ver bunden ist. Dies erfolgt üblicherweise über mit der Drehachse
verbundene und mit dieser konzentrische Schleifringe, die mit feststehenden Bürsten
leitend verbunden sind, oder über die Paarung von Bürsten mit sogenannten Kommutatoren
oder Kollektoren, die neben der Herstellung der elektrischen Verbindung zwischen dem
feststehenden und dem drehenden Teil der elektrischen Maschine auch die Stromwendung
(bei Gleichstrommaschinen) bewirken.
[0003] Üblicherweise bestehen die Schleifringe und Kommutatoren aus Metallen wie Kupfer,
Kupferlegierungen wie z.B. Bronze, Zinnbronzen, Nickelbronze, Silber oder Stahl. Die
Schleifringe werden zu Schleifringkörpern durch isolierende Befestigungen mit der
Nabe (Drehachse) verbunden, wobei sie dieser gegenüber und untereinander isoliert
sind. Entlang des Umfangs der Schleifringe sind elektrisch leitende Bürsten ortsfest
angeordnet, die durch Federkraft mit der Oberfläche der Schleifringe in Kontakt gehalten
werden. Für Wechselstrom-Motoren und -Generatoren werden Schleifringe einzeln oder
mehrfach je Phase benötigt.
[0004] Die Gleitkontakte (Bürsten) bestehen meist aus Kohlenstoff-werkstoffen, gegebenenfalls
in Kombination mit Metallen (z.B. Metallgraphit, zu dessen Herstellung Mischungen
von Metallpulvern, insbesondere Kupfer, Zinn oder Blei, mit Graphit, insbesondere
Naturgraphit, verpreßt und anschließend durch Glühen oder Sintern verfestigt werden).
[0005] Bei all diesen Werkstoffpaarungen kommt es durch die gegenseitige Bewegung und auch
durch die teilweise hohen übertragenen Ströme zu Verschleiß, wobei sich aus dem Abrieb
Stäube bilden können, die zu Kriechwegverkürzung durch Verschmutzung und damit zu
Überschlägen führen können; andererseits ergibt sich ein Abtrag der sich berührenden
Schichten. Dabei ergeben sich durch die Notwendigkeit des Ersatzes der Bürsten und
der Oberflächen-Nachbehandlung der Schleifringe (Abdrehen der Fehlstellen wie Riefen
oder ähnliches) zusätzliche Wartungsintervalle, die kürzer sind als die Wartungsintervalle
der (Wälz-) Lager, was wesentlich erhöhte Wartungskosten vor allem durch zusätzliche
Ausfallzeiten verursacht.
[0006] Es ist daher erwünscht, den Abrieb möglichst gering zu halten und so die Häufigkeit
der dadurch bedingten Wartungsarbeiten geringer oder höchstens gleich der Häufigkeit
der Wartungsarbeiten für die Lager und/oder anderer Verschleißteile zu machen.
[0007] Aus der Patentschrift DD 258 687 A1 und aus VEM Zeitschrift 1975, S. 15 ff ist bekannt,
daß bei einer Paarung von Graphitbürsten mit Schleifringen aus Graphit der Verschleiß
sehr niedrig ist. Dieses System hat jedoch den Nachteil, daß durch den Graphitkörper
der Schleifringe wegen dessen im Vergleich zu Metallen relativ hohen spezifischen
Widerstandes nur geringe Ströme durchgeleitet werden können. Bei hohen durchgeleiteten
Strömen wird die Ohm'sche Wärme unzulässig hoch. Dies kann zu Schädigung des Systems
führen. Die Ein- oder Ableitung des Stroms erfolgt bei einem Schleifring über einen
metallischen Leiter, der parallel zur Drehachse seitlich versetzt zu dieser verläuft
und mit dem Körper des Schleifrings elektrisch leitend verbunden ist. Da der Widerstand
im Inneren eines Graphitschleifrings von ähnlicher Größe wie der Übergangswiderstand
zwischen Schleifring und Bürste ist, führt dies bei konstantem induzierten Strom in
der Spule zu periodischen Spannungsschwankungen bei einem Generator bzw. bei einem
Motor zu ungleichmäßigem Drehmoment, je nach der Weglänge des Stroms und damit dem
wirksamen Widerstand in dem Schleifring.
[0008] Eine andere Konstruktion ist aus der Patentschrift DD 248 909 bekannt. Hier wird
ein Schleifring mit einer metallischen Schleifringbasis und einem aufgelöteten Kohlegleitring
beschrieben, wobei die Schleifringbasis Hohlräume aufweist, um die Verlustwärme durch
allseitige Belüftung abführen zu können. Die der metallischen Schleifringbasis zugewandte
Seite des Kohlegleitringes muß metallisiert sein, um einen niedrigen Übergangswiderstand
zu gewährleisten und eine Lötverbindung zu ermöglichen. Durch die starke Erwärmung
der Konstruktion durch die Ohm'sche Verlustleistung sowie auch bereits beim Löten
treten Wärmespannungen auf. Daher wird der Außenteil der metallischen Schleifringbasis
vorzugsweise mit Aussparungen zur Kompensation von Wärmespannungen versehen.
[0009] Es besteht daher die Aufgabe, eine Konstruktion für Schleifringe zu finden, die zu
möglichst niedrigem Verschleiß führt, und andererseits eine ausreichend hohe Strombelastung
zuläßt, damit derartige Systeme auch im Hochstrombereich eingesetzt werden können,
ohne daß die aus dem Stand der Technik bekannten starken Erwärmungen auftreten. Eine
weitere Aufgabe ist, bestehende Maschinen mit metallischen Schleifringen so nachrüsten
zu können, daß der Verschleiß kleiner wird, wobei möglichst wenige Teile ersetzt werden
sollten.
[0010] Diese Aufgabe wird gelöst durch eine Schleifring-Konstruktion, die aus einem metallischen
Schleifring üblicher Bauart als Schleifringbasis und einer auf dieser Schleifringbasis
aufgeklebten Gleitschicht, die vorzugsweise aus einem Kohlenstoff-Werkstoff besteht.
Wird ein Kohlenstoff-Werkstoff eingesetzt, so ist es vorteilhaft, einen Graphit-Werkstoff,
und besonders bevorzugt, einen isostatisch gepreßten Graphit-Werkstoff mit einzusetzen.
Weiterhin sollte die Biegefestigkeit des Graphitwerkstoffs bevorzugt mindestens 30
MPa (= 30 N/mm
2) betragen, damit die Schichtdicke des Kohlenstoff-Werkstoffes ausreichend niedrig
gehalten werden kann. Durch diese Konstruktion wird einerseits erreicht, daß die Kontaktflächenpaarung
einen minimalen Verschleiß aufweist, da das Material des Reibungspartners der Bürsten
so gewählt werden kann, daß der Abrieb zwischen diesen gegeneinander bewegten Werkstoffen
erheblich niedriger ist als der zwischen einer Paarung aus Metallen oder einer Paarung
mit Metall und Kohlenstoff-Werkstoff für die Bürsten. Andererseits ist durch diese
Konstruktion der Übergangswiderstand zwischen der metallischen Basis des Schleifrings
und der Gleitschicht zentrosymmetrisch.
[0011] Die Erfindung betrifft daher eine Schleifring-Anordnung für elektrische Motoren und
Generatoren, in denen Bürsten aus Kohlenstoff-Werkstoffen und die Schleifringe der
Schleifringkörper elektrisch leitend miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet,
daß die Schleifringe metallische Schleifringe üblicher Bauart (Schleifringbasis) und
eine elektrisch leitende Gleitschicht aus einem Graphit-Werkstoff umfassen, deren
Dicke maximal 11 % des Außenradius des Schleifrings beträgt und die elektrisch leitend
auf dem Umfang der metallischen Schleifringbasis durch Verklebung befestigt ist. Es
ist auch möglich, daß nicht alle Schleifringe des Schleifringkörpers mit der Gleitschicht
versehen sind.
[0012] Als Schleifringkörper wird, wie für den Fachmann üblich, hier die Anordnung bezeichnet,
die aus der Nabe, dem Isolator (bevorzugt der Isolierhülle in Form eines Zylindermantels)
und den Schleifringen besteht, die bei der Erfindung aus der metallischen Schleifringbasis
und der Gleitschicht zusammengesetzt sind.
[0013] Die Dicke der Gleitschicht ist nach oben begrenzt durch ihre Leitfähigkeit (je dicker
die im Vergleich zu Metallen schlechter leitfähige Gleitschicht ist, desto höher wird
der Widerstand zwischen der mit der metallischen Schleifringbasis leitend verbundenen
Ableitung und der Anschlußleitung an der Bürste). Es hat sich als vorteilhaft erwiesen,
die Dicke der Gleitschicht nicht größer als 11 % des Radius des äußeren Mantels der
Gleitschicht zu machen.
[0014] Die metallische Schleifringbasis ist üblicherweise ein flacher zylindrischer Tragring,
der massiv, mit (meist kreisförmigen) Aussparungen oder als Speichenrad ausgeführt
sein kann. Es ist auch möglich und bevorzugt, die Breite der Schleifringbasis in der
Nähe des äußeren Mantels in der Region größer zu wählen als bei dem Rest des Ringes.
Die Schleifringbasis erhält damit das Aussehen eines flachen Ringes (der ebenfalls
Aussparungen aufweisen kann), auf dessen Umfang in bevorzugter Weise ein (in Richtung
parallel zur Achse) breiterer Zylindermantel wie ein Reif ausgeführt ist. Auf der
(äußeren) Mantelfläche dieser Schleifringbasis wird eine Gleitschicht mit konstanter
Dicke elektrisch leitend befestigt. Diese Befestigung wird vorzugsweise durch eine
leitfähige Verklebung hergestellt. Der Vorteil einer Verklebung ist, daß die elektrische
Verbindung eine möglichst große Kontaktfläche hat, dies senkt den Übergangswiderstand
und verteilt die Kraft zwischen beiden Materialien auf eine möglich große Fläche.
Bei einer Verklebung entfällt auch das ansonsten bei der Herstellung einer Lotverbindung
erforderliche Erwärmen auf Temperaturen, bei denen das Lot schmilzt. Beim Löten werden
nämlich besondere Vorsichtsmaßnahmen erforderlich, um eine Schädigung der Schleifringbasis
zu vermeiden, wie Demontage oder Anbringen eines Wärmeschildes.
[0015] Die Gleitschicht besteht aus einem elektrisch leitenden Graphit-Werkstoff. Bevorzugt
wird als Material für die Gleitschicht ein Graphit-Werkstoff mit einer Biegefestigkeit
von mindestens 30 MPa eingesetzt. Weiterhin wird bevorzugt isostatisch gepreßter Graphit-Werkstoff
verwendet. Die Dicke der Gleitschicht sollte wegen des im Vergleich zur metallischen
Schleifringbasis höheren spezifischen Widerstandes möglichst gering gehalten werden.
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß einerseits die mechanische Stabilität der
Gleitschicht mit geringerer Dicke kleiner wird, und andererseits der Abrieb in Verbindung
mit den (üblicherweise und bevorzugt aus Kohlenstoff-Werkstoffen bestehenden) Bürsten
durch die geeignete Auswahl von Werkstoff und dessen Dicke so gestaltet werden soll,
daß die durch Erneuerung der Gleitschicht erforderlich werdenden Wartungsintervalle
gleich oder größer sind als die durchschnittliche Wälzlager-Lebensdauer. Die Dicke
der Gleitschicht sollte daher nicht mehr als 11 % des Außenradius des Schleifrings
(also des äußeren Radius der Gleitschicht) betragen; bevorzugt ist die Dicke der Gleitschicht
10 % oder weniger dieses Radius, insbesondere 8 % oder weniger, wobei Anteile von
6 % und darunter bzw. 4 % und darunter besonders bevorzugt werden.
[0016] Zur Verklebung von Gleitschicht und metallischer Schleifringbasis werden leitfähige
Klebstoffe verwendet. Diese Klebstoffe sollten bevorzugt so ausgewählt werden, daß
ihre Temperaturbeständigkeit so groß ist, daß auch eine feste Verklebung der Gleitschicht
auf der metallischen Schleifringbasis gesichert ist bei den während des Betriebs der
Schleifring- Anordnung auftretenden Temperaturen am Schleifring. Bevorzugt werden
jedoch auch Kleber verwendet, die keine geeignete eigene Leitfähigkeit aufweisen,
denen jedoch ein Metallpulver, bevorzugt Kupferpulver, zugesetzt wird. Besonders bevorzugt
wird nach dem Aufbringen der Klebstoffschicht die bestrichenen Flächen mit dem Metallpulver
bestreut, um eine elektrisch leitende Klebeverbindung zu erhalten. Die verwendeten
Metallpulver weisen bevorzugt eine Körnung von 0,01 mm bis 0,2 mm auf. Zu den verwendeten
Klebern zählen insbesondere Epoxidharzkleber, Phenolharzkleber, Cyanatesterharzkleber
sowie Kleber auf der Basis von Polyurethanharzen, Polyesterharzen und Aminharzen.
Besonders bevorzugt werden für die erfindungsgemäßen Schleifringe Phenolharzkleber
eingesetzt. Die Schichtdicke des Klebers auf der Metalloberfläche der Schleifringbasis
bzw. auf der Innenfläche der Gleitschicht beträgt bevorzugt zwischen 0,02 mm und 0,2
mm, besonders bevorzugt zwischen 0,05 mm und 0,1 mm. Beim Verkleben werden die Gleitschicht-Segmente
auf die tragende Schleifringbasis paßgenau aufgesetzt und unter gleichmäßigem Druck
aufgepreßt. Dabei sollte die Fugenbreite zwischen den einzelnen Segmenten der Gleitschicht
möglichst gering gehalten werden.
[0017] Als Gleitpartner zur Gleitschicht der Schleifringe werden bevorzugt Graphitbürsten
verwendet, daß heißt, Bürsten aus Kohlenstoff- Werkstoffen mit einem graphitischen
Charakter. Hierzu zählen insbesondere Elektrographit und gebrannte Kohlenstoff- Werkstoffe,
die Naturgraphit beinhalten.
[0018] Als weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist zu nennen, daß die Gleitschicht, die
bevorzugt aus dem genannten biegefesten Kohlenstoff-Werkstoff besteht, bei Bedarf
problemlos erneuert werden kann; dazu muß lediglich die verbliebene Gleitschicht und
die Kleberschicht bis auf das Metall abgedreht werden, worauf dann eine neue Gleitschicht
aufgebracht werden kann. Änderungen der Bürstenstellung bei dieser Überholung werden
hier nicht erforderlich. Bei einer reinen Metallausführung muß der Schleifring bei
Verschleiß überarbeitet werden, wobei ein Mindest-Durchmesser nicht unterschritten
werden darf, oder der ganze Schleifring muß ausgetauscht werden, wobei die Bürsten
ebenfalls erneuert werden müssen.
[0019] Die teilweise oder vollständige Umrüstung von bestehenden Maschinen mit rein metallischen
Schleifringen ist problemlos derart vorzunehmen, daß die metallische Kontaktschicht
an der äußeren Mantelfläche der vorhandenen Schleifringe im Schleifringkörper so vorbereitet
wird, bevorzugt abgetragen wird, besonders bevorzugt durch Abdrehen, daß die Gleitschicht
in der erforderlichen Dicke aufgebracht und mit der verbleibenden metallischen Schleifringbasis
durch Klebung verbunden werden kann. Die Gleitschicht kann, falls zur Beseitigung
von Oberflächenunregelmäßigkeiten erforderlich, anschließend z.B. durch Abdrehen oder
Schleifen überarbeitet werden. Insbesondere bei dieser Nachrüstung zeigt sich der
Vorteil der erfindungsgemäßen Ausführung, da üblicherweise die Dicke (in radialer
Richtung) der Laufschicht von metallischen Schleifringen groß genug ist, um ohne Verlust
an Stabilität auf den erforderlichen Durchmesser abgedreht zu werden. Dies gilt insbesondere
bei metallischen Schleifringen, die zwei Schichten in radialer Richtung aufweisen,
eine metallische Trägerschicht und eine separate äußere Laufschicht.
[0020] Von besonderem Vorteil ist es, die metallischen Schleifringe einer vorhandenen Maschine
derart (z.B. durch Schleifen, Drehen oder Fräsen) vorzubereiten, daß an mindestens
einem der Ränder der äußeren Mantelfläche der verbleibenden metallischen Schleifringbasis
jeweils ein Überstand (in Richtung des zunehmenden Radius) stehen bleibt, der bevorzugt
0,5 mm bis 5 mm, insbesondere 1 mm bis 3 mm breit und 0,5 mm bis 3 mm, bevorzugt 1
bis 2 mm hoch ist. Die Gleitschicht wird in die zylindrische Nut, die auf diese Weise
entsteht, derart eingeklebt, daß die Gleitschicht mit den Überständen abschließt oder
diese vorzugsweise um bis zu 5 mm, insbesondere bis zu 3 mm überragt.
[0021] Bei der erfindungsgemäßen Anordnung kann der gesamte Schleifringkörper zur Überholung
bzw. Erneuerung der Gleitschicht eingespannt werden, die Schleifringe werden bis auf
die metallische Basis abgedreht und die Gleitschicht kann (bei einem oder mehreren
Schleifringen gleichzeitig) ersetzt werden.
[0022] Die Gleitschicht kann aus einem geschlossenen Ring bestehen; es wird jedoch bevorzugt,
die Gleitschicht aus mehreren Segmenten zusammenzusetzen, die aus einem oder mehreren
Graphitringen geschnitten werden, wobei sie in mindestens zwei, besonders bevorzugt
in mindestens drei Segmenten auf den Träger aufgebracht wird. Dabei ist es günstig,
den Stoß zwischen zwei aneinanderliegenden Gleitschicht-Segmenten nicht parallel zur
Drehachse (d.h. senkrecht zur Tangente) auszuführen, sondern in einem Winkel zur Tangente
von maximal 75 °, bevorzugt maximal 60 °, und besonders bevorzugt bis zu 45 °. Der
Begriff "Tangente" wird wie folgt definiert und weiterhin so benutzt: "Eine Tangente
ist jede Gerade, die die äußere Mantelfläche des Schleifringes berührt und senkrecht
zur Rotationsachse des drehenden Teiles der elektrischen Maschine verläuft." Es hat
sich also besonders vorteilhaft erwiesen, falls die Gleitschicht einteilig in Form
eines Ringes aufgebracht wird, diesen umlaufend zu schlitzen mit einem Winkel β gegenüber
der Tangente, der bevorzugt so zu bemessen ist, daß der Schlitz mindestens einmal
über den vollen Umfang der Gleitschicht verläuft. Wird die Gleitschicht in mehr als
einem Segment aufgebracht, so ist es vorteilhaft, diese Segmente nicht mit gleicher
(Bogen-)Länge zu bemessen, sondern die (Bogen-)Länge des längsten Segments sollte
mindestens 110 % der Länge des anderen (bzw. des zweitlängsten) Segments betragen.
Die Dicke der Gleitschicht beträgt bis zu 11 % des Außenradius des Schleifrings, bevorzugt
maximal 5 mm, insbesondere 4 mm und weniger.
[0023] Es zeigen :
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt durch einen Schleifringkörper
- Fig. 2
- eine Detailvergrößerung gemäß dem Ausschnitt II in Fig. 1
- Fig. 3
- eine Detailvergrößerung entsprechend dem Ausschnitt von Fig. 2 von einer alternativen
Ausführung zu Fig. 1
- Fig. 4
- einen Querschnitt gemäß der Linie IV - IV in Fig. 1
- Fig. 5
- eine seitliche Draufsicht auf einen Schleifring-Körper gemäß Fig. 4
- Fig. 6
- eine Draufsicht auf einen Schleifring-Körper gemäß einer alternativen Ausführungsform
zu Fig. 4
[0024] Einen Schleifringkörper 11 nach der Erfindung mit insgesamt drei Schleifringen 10,
10', 10'' ist in der Fig. 1 dargestellt, die ein Schnitt durch den Schleifringkörper
11 in einer Ebene parallel zur Drehachse ist. Auf einer Isolierschicht 12, die auf
eine Nabe 1 aufgebracht ist, sind metallische Ringe 2, 2', 2'' als Schleifringbasis
befestigt. Auf der Mantelfläche dieser metallischen Ringe 2, 2', 2'' ist jeweils eine
Gleitschicht 3, 3' und 3'' in Form eines zylindrischen Ringes aufgeklebt mit Hilfe
eines elektrisch leitfähigen Klebers. Diese Konstruktion ist aus der Fig. 2 ersichtlich,
die eine Ausschnittsvergrößerung der Fig. 1 ist. Hier ist ein metallischer Teil der
Schleifringbasis 2 dargestellt, auf dem die ringförmige Gleitschicht 3 durch den elektrisch
leitfähigen Kleber 6 befestigt ist.
[0025] Die oben erwähnte bevorzugte Ausführungsform, bei der die Schleifringbasis 2 so ausgeführt
wird, daß an den Rändern ihrer äußeren Mantelfläche jeweils ein Überstand 4, 4' stehen
bleibt, ist in der Fig. 3 zu sehen. Diese ist eine abgewandelte Ausführungsform gegenüber
der in Fig. 2 bzw. Fig. 1 dargestellten Ausführungsform. Im Unterschied zur in der
Fig. 1 dargestellten Konstruktion ist hier an beiden Rändern des äußeren Mantels der
Schleifringbasis 2 jeweils ein Überstand 4 und 4' stehen geblieben, wodurch in der
Mitte der äußeren Begrenzungsfläche der Schleifringbasis 2 eine Nut 5 gebildet wird,
in die die Gleitschicht bündig eingebracht werden kann. Auf dem Grund der Nut 5 wird
der elektrisch leitfähige Kleber 6 aufgestrichen, die Gleitschicht 3 wird aufgesetzt
und mit der Schleifringbasis 2 verklebt.
[0026] Die Fig. 4 zeigt einen Schnitt längs der Linie IV-IV der Fig. 1. Auf der Isolierschicht
12 über der Nabe 1 ist die ringförmige Schleifringbasis 2'' befestigt, auf den die
Gleitschicht 3'' aufgeklebt ist. In dieser Fig. 4 ist die mehrteilige Ausführungsform
der Gleitschicht 3'' zu erkennen, wobei hier eine dreiteilige Ausführungsform dargestellt
ist, mit den Gleitschicht-Segmenten 3''
1, 3''
2 und 3''
3 und den Stoßstellen 7, 7' und 7".
[0027] In der Fig. 5 ist eine Draufsicht auf einen derartigen Schleifring dargestellt, wobei
die Blickrichtung senkrecht zur Achse und senkrecht zum Durchmesser des Schleifrings
ist. Auf die Schleifringbasis 2 ist die Gleitschicht 3 in mehreren Segmenten aufgeklebt,
wobei hier ein Stoß 8 zwischen zwei Segmenten der Gleitschicht zu sehen ist. Der Winkel
α des Stoßes 8 gegen die Tangente beträgt 60°.
[0028] Die Fig. 6 schließlich zeigt in der Draufsicht wie Fig. 5 eine weitere bevorzugte
Ausführungsform, bei der der die Gleitschicht bildende Ring 3 geschlitzt ist. Der
Winkel β des Schlitzes 9 gegenüber der Tangente wird bevorzugt so gewählt, daß der
Schlitz entlang einer Spiral-Linie auf der Mantelfläche der zylindrischen Gleitschicht
läuft und die Länge des Schlitzes größer als der Umfang der Mantelfläche ist. Der
Vorteil dieser Ausführungsform ist, daß der Ring zum Aufbringen auf der auf der Nabe
1 befestigten Schleifringbasis 2 aufgeweitet werden kann, wobei er sogar gegebenenfalls
über einen gemäß der Darstellung in Fig. 3 vorhandenen erhabenen Überstand 4 bzw.
4' der Schleifringbasis ohne Bruchgefahr in die Nut 5 eingebracht werden kann. Die
geschlitzte Gleitschicht 3 wird anschließend so auf der Schleifringbasis 2 festgeklebt,
daß sie bündig anliegt und die Breite des Schlitzes 9 möglichst gering ist. Der spitze
Winkel β (geringe Winkel) des Schlitzes 9 gegenüber der Tangente minimiert weiter
mögliche Unebenheiten oder Stöße und verringert dadurch den Abrieb.
[0029] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele erläutert:
Vergleichsbeispiel
[0030] In einem Standard 6 kV-Elektromotor (Typ "1LS1 456-4HA60-Z" der Siemens AG, Nr. 904
068) mit Schleifringen gemäß dem Stand der Technik aus Stahl X10Cr13 und zugehörigen
optimierten Bürsten, nämlich Metallgraphitbürsten "RC53" der Fa. SGL CARBON GmbH wurde
während des Betriebs mit Nennlast die Temperatur der Zuluft, an der Wicklung, im Schleifringraum,
an den Bürsten und an den Schleifringen bestimmt. Der Abrieb an Bürsten und Schleifringen
wurde bestimmt.
Beispiel
[0031] Der Schleifring-Körper aus dem Vergleichsbeispiel (mit einem Durchmesser von 280
mm) wurde zentrisch auf einer Drehbank eingespannt und die Schleifringe aus Stahl
auf einen Außendurchmesser von 270 mm abgedreht. Auf die durch das Abdrehen entstandene
blanke Oberfläche wurden drei Ringsegmente aus einem isostatisch gepreßten Graphit
der Marke 300 der Fa. SGL CARBON GmbH der Abmessungen: Innendurchmesser 270 mm, Außendurchmesser
282 mm, Breite 30 mm mit Hilfe eines Phenolharzes als Kleber, das mit Kupferpulver
der Sorte FFL der Fa. Norddeutsche Affinerie gefüllt war (Zusammensetzung: 50 Gew.%
Harz, 50 Gew.% Kupferpulver), aufgeklebt. Die Stoßstellen zwischen den Segmenten wurden
mit einer Schräge von 60° ausgeführt. Der Schleifringkörper wurde abermals zentrisch
eingespannt und auf 280 mm Außendurchmesser abgedreht. Der Schleifring-körper wurde
wieder in den Motor eingebaut. Außerdem wurden die Bürsten gegen Graphitbürsten der
Marke RE65 der SGL CARBON GmbH getauscht. Es wurden dieselben Messungen wie im Vergleichsbeispiel
ausgeführt. Die Ergebnisse sind in der Tabelle zusammengestellt.
|
Vergleich |
Beispiel |
Bürste |
RC53 |
RE65 |
Gleitschicht |
Stahl X10Cr13 |
Isographit 300 |
Verschleiß Bürste |
0,3 mm /100 h |
< 0,05 mm / 100 h |
Verschleiß Ring |
nicht meßbar |
nicht meßbar |
[0032] Umfangreiche Vergleiche zwischen den beiden Konfigurationen mit unterschiedlichen
Betriebszeiten und unterschiedlicher Last ergaben, daß die Temperatur der Bürsten
in der erfindungsgemäßen Ausführung im Mittel 13 bis 23 °C niedriger als die des Vergleichs
lag, die Temperatur der Schleifringe war im Mittel um 12 bis 18 °C geringer als beim
Vergleich. Aufgrund der geringeren Temperaturbeanspruchung in der erfindungsgemäßen
Schleifring-Anordnung kann die Lebensdauer der Komponenten der elektrischen Maschinen,
wie z.B. der Lager, gesteigert werden.
[0033] Bei höherer Laufzeit (einige hundert Stunden) war im Vergleich ein deutlicher Abtrag
der Bürsten der konventionellen Anordnung (Vergleich) festzustellen, während die erfindungsgemäße
Anordnung keinen meßbaren Bürstenverschleiß der eingesetzten Bürsten erkennen ließ.
Der Verschleiß an den Schleifringen war bei dieser kurzen Laufzeit nicht meßbar.
[0034] Weiterhin wurden Versuche mit der VergleichschleifringAnordnung und der erfindungsgemäßen
Schleifring- Anordnung gemäß dem Beispiel auf Prüfständen durchgeführt, um die Systeme
unter Extrembelastungen zu testen. Hierbei waren die Schleifring- Anordnungen auf
einem 710 KW Motor angebracht und es wurden Einschaltversuche in Form von Hochläufen
mit unterschiedlichen Läuferströmen durchgeführt, d. h. es wurde ihnen kurzfristig
eine sehr große Leistung abverlangt. Bei der Vergleichschleifringanordnung gemäß dem
bisherigen Stand der Technik konnten diese Versuche bis zu einer 3,2- fachen Belastung
des Nennstroms durchgeführt werden, was einer Stromdichte je Bürste von ca. 32 A/cm
2 entspricht. Hierbei wiesen, in der Standardausführung allerdings sowohl die Schleifringe
als auch die Bürstenlaufflächen starke Schädigungen durch Anschmelzungen auf (Feuern
der Bürsten wurde beobachtet). Die erfindungsgemäße Schleifring- Anordnung gemäß dem
Beispiel konnte sogar bis zu einer ca. 3,5 -fachen Belastung des Nennstroms durchgeführt
werden, was einer Stromdichte über der erfindungsgemäßen Schleifring- Anordnung von
40 A/cm
2 entspricht. Auch bei dieser noch höheren Belastung konnten keine Schädigungen an
den Schleifringen und Bürsten (Feuern der Bürsten)der erfindungsgemäßen Anordnung
beobachtet werden.
[0035] Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Schleifring-Anordnung besteht darin,
daß die Schleifringe nahezu ohne Austausch verwendet werden können. Lediglich die
Gleitschicht kann falls erforderlich erneuert werden, ohne jedoch die metallische
Schleifringbasis nennenswert anzugreifen. Dagegen mußten die bisher benutzten metallischen
Schleifringe mit der Zeit erneuert werden, weil sie bei jeder fristmäßigen Wartung
der elektrischen Maschinen zum Austausch der Lager abgedreht werden mußten, um die
Riefenbildung an der Schleifringoberfläche auszugleichen.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 1
- Nabe
- 2, 2', 2''
- metallische Schleifringbasis (Ringform)
- 3, 3', 3'',
- Gleitschicht
- 3''1, 3''2, 3''3
- Gleitschicht
- 4, 4'
- Überstand
- 5
- Nut
- 6
- Kleber
- 7, 7', 7''
- Stoßstelle
- 8
- Stoß
- 9
- Schlitz
- 10
- Schleifring
- 11
- Schleifringkörper
- 12
- Nabenisolation
- α
- Winkel von 8
- β
- Winkel von 9
1. Schleifring-Anordnung für elektrische Motoren und Generatoren, in denen Bürsten aus
Kohlenstoff-Werkstoffen und Schleifringe (10, 10', 10'') des Schleifringkörpers (11)
elektrisch leitend miteinander verbunden sind,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Schleifringe (10, 10', 10'') metallische Schleifringe (2, 2' und 2") üblicher
Bauart als Schleifringbasis und eine elektrisch leitende Gleitschicht (3, 3' und 3'')
aus einem Graphit-Werkstoff umfassen, deren Dicke maximal 11 % des Radius des Schleifrings
(10, 10', 10") beträgt und die elektrisch leitend auf dem Umfang der metallischen
Schleifringbasis (2, 2' und 2") durch Verklebung befestigt ist.
2. Schleifring-Anordnung nach Patentanspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Werkstoff der Gleitschicht (3, 3' und 3") eine Biegefestigkeit von mindestens
30 MPa aufweist.
3. Schleifring-Anordnung nach einem der Patentansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gleitschicht (3, 3' und 3") aus einem isostatisch gepreßten Graphit-Werkstoff
besteht.
4. Schleifring-Anordnung nach einem der Patentansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gleitschicht (3, 3' und 3'') aus ringförmigen Segmenten besteht.
5. Schleifring-Anordnung nach Patentanspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
Stoßstellen (7, 7' und 7'') zwischen den Segmenten der Gleitschicht einen Winkel α
von maximal 75° zur Tangente aufweisen.
6. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 4 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Segmente unterschiedliche Bogenlängen aufweisen, wobei die Länge des längsten
Segments mindestens 110 % der Länge des zweitlängsten Segmentes beträgt.
7. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Schleifringbasis (2, 2', 2") so ausgeführt ist, daß sie an mindestens einer der
Ränder ihrer äußeren Mantelfläche einen Überstand (4, 4') aufweist.
8. Schleifring-Anordnung nach Patentanspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
der mindestens eine Überstand (4, 4') eine Breite zwischen 0,5 mm und 5 mm und eine
Höhe zwischen 0,5 mm und 3 mm aufweist.
9. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Gleitschicht aus einem Ring besteht, der umlaufend mit einem Winkel β zur Tangente
geschlitzt ist.
10. Schleifring-Anordnung nach Patentanspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Winkel β so bemessen ist, daß der Schlitz mindestens einmal über den vollen Umfang
der Gleitschicht verläuft.
11. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Verklebung von Gleitschicht (3, 3' und 3'') und metallischer Schleifringbasis
(2, 2' und 2") mit einem temperaturbeständigen Klebstoff erfolgt, der eine feste Verbindung
der Gleitschicht (3, 3' und 3'') mit der Schleifringbasis (2, 2' und 2'') auch im
Betrieb der Schleifring- Anordnung ermöglicht.
12. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Verklebung von Gleitschicht (3, 3' und 3") und metallischer Schleifringbasis (2,
2' und 2") mit einem Klebstoff erfolgt, dem ein Metallpulver zugesetzt ist.
13. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Bürsten Graphitbürsten verwendet werden.
14. Schleifring-Anordnung nach einem oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß
nicht alle Schleifringe (10, 10', 10'') des Schleifringkörpers (11) eine Gleitschicht
aus einem Graphitwerkstoff aufweisen.
15. Schleifringkörper (11) gemäß der Schleifring- Anordnung der Patentansprüche 1 bis
14.
16. Verfahren zur Umrüstung von Schleifringkörpern in elektrischen Maschinen mit metallischen
Schleifringen,
dadurch gekennzeichnet, daß
die metallische Kontaktschicht an der äußeren Mantelfläche mindestens eines der vorhandenen
metallischen Schleifringe entsprechend der Dicke der aufzubringenden Gleitschicht
abgetragen wird und daß anschließend eine Gleitschicht (3, 3', 3'') entsprechend einem
oder mehreren der Patentansprüche 1 bis 12 aufgebracht wird.
17. Verfahren zur Umrüstung von Schleifringkörper in elektrischen Maschinen mit metallischen
Schleifringen gemäß Patentanspruch 16,
dadurch gekennzeichnet, daß
das Abtragen der metallischen Kontaktschicht bei mindestens einem der metallischen
Schleifringe so erfolgt, daß mindestens an einem Rand der äußeren Mantelfläche der
verbleibenden metallischen Schleifringbasis (2, 2' und 2") ein Überstand (4, 4'),
bevorzugt gemäß Patentanspruch 8 erhalten bleibt und daß eine Gleitschicht (3, 3',
3'') entsprechend einem oder mehreren Patentansprüche 1 bis 12 aufgebracht wird.