[0001] Die Erfindung betrifft eine Umwindespindel für Textilmaschinen mit einem angetriebenen
Spindelaufsatz zur Aufnahme der Spule für das Umwindematerial, der kraftschlüssig
auf einen Spindelschaft aufgesetzt ist, mit einem fest mit dem Spindelaufsatz verbundenen
Topf, der an seinem oberen Ende einen Topfdeckel mit mittig angeordneter Fadenöse
aufweist. Derartige Umwindespindeln werden in der Textilindustrie benötigt.
[0002] Umwindespindeln unterliegen unabhängig von ihrem Ausstattungsgrad, insbesondere wegen
der extrem hohen Drehzahlen erheblichen Eigenschwingungen. Diese Schwingungsbelastung
stellt hohe Anforderungen an die verwendeten Konstruktionswerkstoffe einerseits und
kompliziert die materialschonende Führung des textilen Materials andererseits, das
entweder in die Hohlachse der Umwindespindel eingeführt und/oder durch die mittig
angeordnete Fadenöse des Deckels eines Spindeltopfes geführt werden muß. Zur Überwindung
dieser Problemsituation wurden bereits Versuche unternommen. So beschreibt die DE
195 36 763 C1 eine Umwindespindel für Textilmaschinen, die außerhalb des Maschinenrahmens
wenigstens teilweise mit einem stationären Gehäuse umschlossen und gegen dieses in
zusätzlichen Lagerebenen abgestützt ist. Der Schwingungsminderung dient auch die in
dieser technischen Lösung bekannt gemachte zusätzliche Abstützung der Hohlwelle mittels
Zusatzlager gegen den separat ausgebildeten unverdrehbaren Innenkanal. Derartige technische
Lösungen sind mit einem hohen maschinentechnischen Aufwand verbunden und unterliegen
zudem einem beachtlichen Verschleiß.
[0003] Die DE 196 18 436 A1 offenbart mit der Zielstellung der Schwingungsminderung von
Spinn- und Zwirnspindeloberteilen eine technische Lösung, die neben zusätzlichen Abstützungen
auch Verjüngungsbereiche des Spindelschafts innerhalb der von Stützlagern eingegrenzten
Bereiche oder in unmittelbarer Nähe dieser Bereiche vorsieht. Mit den bisher bekannten
technischen Lösungen werden Voraussetzungen für den schwingungsarmen Spindelbetrieb
bei höheren Spindeldrehzahlen geschaffen, allerdings mit einem wirtschaftlich fragwürdigen
hohen technischen Aufwand.
[0004] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, eine Umwindespindel für den Betrieb
bei hohen Drehzahlen zu schaffen, mit der zusätzliche Lagerprobleme vermieden werden
können, ohne dabei durch Vibrationen des Spindeloberteils erhöhte Radialbelastungen
zu bewirken.
Die zu schaffende technische Lösung soll außerdem erweiterte Anforderungen an das
Chassis der Spinnmaschinen vermeiden und im Zuge der Nachrüstung bestehender Maschinensystem
realisierbar sein.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß im wesentlichen mit den Merkmalen des Anspruchs
1 gelöst. Die vorteilhaften Ausgestaltungen der Erfindung werden mit den Merkmalen
der Ansprüche 2 und 3 erreicht.
Danach besteht eine Umwindespindel für Textilmaschinen mit einem angetriebenen Spindelaufsatz
zur Aufnahme der Spule, der auf einen Spindelschaft aufgesetzt ist, wobei der Spindelschaft
vom Lagerbereich des oberen Spindelschaftlagers bis oberhalb des Spulenschwerpunktes
nicht mit dem Spindelaufsatz in Verbindung steht. In diesem Bereich ist der Spindelschaft
verjüngt ausgeführt.
Der Preßsitz zwischen dem Spindelaufsatz und dem Spindelschaft ist bei der erfindungsgemäßen
Umwindespindel oberhalb des Spulenschwerpunktes angeordnet.
Mit dieser Ausführung erreicht die Umwindespindel unter Vermeidung zusätzlicher Lagerstellen,
die immer mit zusätzlichem fertigungstechnischem Aufwand, mit erhöhtem Energieverbrauch
und vermeidbarem Verschleiß verbunden sind, eine konstruktiv beeinflußbare Schwingungscharakteristik.
Maximalen mechanischen Beanspruchungen ist die Umwindespindel bekanntlich dann ausgesetzt,
wenn beachtliche Schwingungsamplituten am oberen Spindelende zu verzeichnen sind.
Sofern es gelingt, die Amplitute in diesem Spindelbereich zu minimieren, werden zugleich
geringstmögliche mechanische Belastungen des Spindelkörpers selbst und des textilen
Materials des in diesem Bereich in die Umwindespindel hinein und/oder an die Spindelachse
heran geführt werden muß, gewährleistet.
Mit der wählbaren Größe der Verjüngung des Spindelschaftes einerseits und mit der
wählbaren konstruktiven Länge dieses Verjüngungsbereiches andererseits stehen dem
Spindelkonstrukteur nun erprobte Voraussetzungen zur Verfügung, mit deren Hilfe er
unter Berücksichtigung der bestehenden technologischen Anforderungen, wie Spindeldrehzahl,
Spindel- und Spuleneigenmassen, die Lage des Schwingungsknotens am Ende der Umwindespindel
bzw. in der Nähe der Fadenöse in einem Deckel des die Spule umgebenden Topfs anordnen
kann.
[0006] Auf das Schwingungsverhalten dämpfende zusätzliche Lagerstellen und auf zusätzliche
Stützgehäuse kann unter diesen Umständen bei der Spindelkonstruktion verzichtet werden.
[0007] In einer Ausführungsform der erfindungsgemäßen Umwindespindel ist vorgesehen, daß
im Bereich des Preßsitzes zwischen dem Spindelschaft und dem Spindelaufsatz am Spindelaufsatz
eine textiltechnologisch nutzbare Spindelverlängerung angeordnet ist. Diese Spindelverlängerung
führt den Seelenfaden bis in die Nähe der Fadenöse.
[0008] Weiterhin ist vorgesehen, den durch den freiwählbaren Schlankheitsgrad des Biegebereiches
des Spindelschaftes beeinflußbaren Schwingungsknoten des Systems von Spindelschaft
und Spindelaufsatz etwa in der Nähe der Fadenösenebene anzuordnen.
[0009] Die Vorteile der Erfindung bestehen zusammengefaßt in der geschaffenen Möglichkeit,
mit vergleichsweise einfachen technischen Mitteln dem Problem der bei höheren Drehzahlen
auftretenden Spindelvibrationen wirksam zu begegnen. Die geschaffene technische Lösung
ermöglicht es, durch das Dimensionieren eines ausgewählten Biegebereichs über den
Süulenschwerpunkt hinaus und durch das Anordnen der kraftschlüssigen Verbindung zwischen
Spindelschaft und Spindelaufsatz oberhalb des Spulenschwerpunktes das Schwingungsproblem
am oberen Ende der Umwindespindel bereits konstruktiv zu lösen. Damit steht unter
Nutzung dieser Erkenntnis dem Anlagenbetreiber eine verschleißarme und kostengünstig
herstellbare Textilspindel zur Verfügung, die auch für den Betrieb bei höheren Spindeldrehzahlen
einsetzbar gemacht werden kann.
[0010] Die Erfindung soll nachstehend mit einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
In der beigefügten Zeichnung zeigt
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch die erfindungsgemäße Hohlspindel einschließlich deren Lagerung.
Ausführungsbeispiel:
[0011] Gemäß Figur 1 besteht eine Hohlspindel aus einem Lagerbereich, der mit der Spindelbank,
dem Maschinenchassis, fest verbunden ist. Der gelagerte Spindelschaft 3 ist mit dem
Spindelaufsatz 1 an seinem oberen Ende durch einen Preßsitz 9 fest verbunden.
Im Ausführungsbeispiel besitzt der Spindelaufsatz 1 an seinem unteren Ende einen Flansch,
der mit dem Topf 4 fest verschraubt ist. Der Spindelaufsatz 1 trägt weiterhin eine
Scheibenspule 2. Im oberen Teil des Topfes 4 ist ein Topfdeckel 5 eingesteckt, der
mittig eine Fadenöse 6 aufweist. Weiterhin ist der Topf 4 von einem Außentopf umgeben,
der an einer hülsenförmig ausgebildeten Doppelrohrkonstruktion im Bereich der Lager
für den Spindelschaft 3 und zwar unterhalb des oberen Lagers 7 des Spindelschaftes
3 gelagert ist.
Der Biegebereich 11 des Spindelschaftes 3, der sich bis über den Spulenschwerpunkt
8 hinaus erstreckt, steht mit dem Spindelaufsatz 1 nicht in Verbidnung. Der Spindelaufsatz
1 ist mit einer technologisch nutzbaren Spindelverlängerung 10 ausgestattet, die bis
in die Höhe der Fadenösenebene 12 reicht.
Durch die Bohrung im Spindelschaft 3 wird von unten nach oben eine Seelenfaden geführt,
der durch die Drehung der Scheibenspule 2 mit textilem Material umwunden wird. An
der Fadenöse 6 werden Seelenfaden und Umwindematerial zusammengeführt. Die Umwindespindel
arbeitet im überkritischen Bereich. Deshalb müssen bis zum Erreichen der Arbeitsdrehzahl
mehrere kritische Drehzahlen durchfahren werden. Um dies zu ermöglichen, sind verschiedene
Elastizitäten der Spindelbauteile erforderlich. Die unvermeidbaren Unwuchten der Umwindespindel
und der Scheibenspule 2 bewirken eine Abweichung der tatsächlichen von der theoretischen
Drehachse. Auch hier sind elastische Verhaltensweisen gefordert, um die dabei auftretenden
Lagerbelastungen in Grenzen zu halten. Außerdem soll aus textiltechnologischen Gründen
die Fadenöse 6 möglichst ruhig laufen. Der Spindelschaft 3 weist durch die überkritische
Arbeit eine Schwingungsform mit mehreren Schwingungsbäuchen und Schwingungsknoten
auf. Die Anordnung der Verbindung von Umwindespindclschaft 3 und Umwindespindelaufsatz
1 mittels Preßsitz 9 oberhalb des Spulenschwerpunktes 8 hat zur Folge, daß der Schwingungsknoten
etwa mit der Ebene der Fadenöse 6 zusammenfällt und den gewünschten ruhigen Lauf der
Fadenöse 6 bewirkt.
Umwindespindel für Textilmaschinen
Bezugszeichenliste
[0012]
- 1
- Spindelaufsatz
- 2
- Spule
- 3
- Spindelschaft
- 4
- Topf
- 5
- Topfdeckel
- 6
- Fadenöse
- 7
- oberes Lager für den Spindelschaft
- 8
- Spulenschwerpunkt
- 9
- Preßsitz
- 10
- Spindelverlängerung
- 11
- Biegebereich
- 12
- Fadenösenebene
1. Umwindespindel für Textilmaschinen mit einem angetriebenen Spindelaufsatz (1) zur
Aufnahme der Spule (2) für das Umwindematerial, der kraftschlüssig auf einen Spindelschaft
(3) aufgesetzt ist, mit einem fest mit dem Spindelaufsatz (1) verbundenen Topf (4),
der an seinem oberen Ende einen Topfdeckel (5) mit mittig angeordneter Fadenöse (6)
aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Spindelschaft (3) vom Lagerbereich des oberen Spindelschaftlagers (7) bis oberhalb
des Spulenschwerpunkts (8) nicht mit dem Spindelaufsatz (1) in Verbindung steht und
daß der Preßsitz (9) zwischen dem Spindelaufsatz (1) und dem Spindelschaft (3) oberhalb
des Spulenschwerpunktes (8) angeordnet ist.
2. Umwindespindel für Textilmaschinen nach dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich des Preßsitzes (9) zwischen Spindelschaft (3) und Spindelaufsatz (1) am
Spindelaufsatz (1) eine technologisch nutzbare Spindelverlängerung (10) angeordnet
ist.
3. Umwindespindel für Textilmaschinen nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der durch den freiwählbaren Schlankheitsgrad des Biegebereichs (11) des Spindelschaftes
(3) beeinflußbare Schwingungsknoten des Systems von Spindelschaft (3) und Spindelaufsatz
(1) etwa in der Nähe der Fadenösenebene (12) angeordnet ist.