[0001] Die Erfindung betrifft eine Materialschleusenanordnung für das kontinuierliche Ein-
und/oder Ausbringen von Strangmaterial in einen bzw. aus einem geschlossenen, eine
Bearbeitungsatmosphäre aufweisenden Bearbeitungsraum.
[0002] Strangmaterialien, beispielsweise unregelmäßige Faserbündel, wie Kammzug aus Naturwolle
oder regelmäßige Fasergewirke und Fasergeflechte, z.B. technische Textilien, werden
in vielen Industriezweigen als Rohmaterialien und Zwischenprodukte verwendet. Um solche
Strangmaterialien für einen nachfolgenden Verarbeitungsschritt vorzubereiten, werden
vielfach chemische und physikalische Bearbeitungsverfahren eingesetzt, mit denen die
Oberfläche des Strangmaterials modifiziert wird.
[0003] Bei chemischen Bearbeitungsverfahren werden häufig heiße, aggressive Stoffe eingesetzt,
die eine Bearbeitungsatmosphäre bilden, in welcher das Strangmaterial bearbeitet wird.
Die Bearbeitungsatmosphäre wird üblicherweise in einem Bearbeitungsraum oder Reaktor
erzeugt, in welchen das Strangmaterial vor der Bearbeitung eingebracht wird.
[0004] Bei physikalischen Bearbeitungsverfahren, insbesondere bei einer Plasmabearbeitung
wird in einem Bearbeitungsraum eine verdünnte Gasatmosphäre mit einem Druck im Bereich
eines hohen Vakuums erzeugt. In einer solchen Gasatmosphäre kann ein Plasma gezündet
werden, mit dem das Strangmaterial modifizierbar ist.
[0005] Wenn bei einem der genannten Bearbeitungsverfahren mit einem für intermittierenden
Betrieb ausgelegten Reaktor gearbeitet wird, kann nur eine bestimmte Strangmaterialmenge
als Charge je Arbeitsgang bearbeitet werden. Für jede Charge muß die Atmosphäre in
dem Bearbeitungsraum neu eingestellt werden.
[0006] Um Strangmaterialien kontinuierlich bearbeiten zu können, sind Plasmareaktoren als
Versuchsanlagen entwickelt worden, die einen Reaktorraum aufweisen, durch den das
Strangmaterial kontinuierlich hindurchgeführt wird. Das Strangmaterial wird dabei
über einen Eintrittsdurchlaß in den Bearbeitungsraum hineingeführt und über einen
Austrittsdurchlaß herausgeführt. Eintrittsund Austrittsdurchlaß sind dabei einfache
Wanddurchbrüche oder Anordnungen mehrerer hintereinanderliegender Wanddurchbrüche
in der Wand des Bearbeitungsraums und weisen daher nur unzureichende Dichteigenschaften
auf.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Materialschleusenanordnung für das
kontinuierliche Ein- und/oder Ausbringen von Strangmaterial in einen bzw. aus einem
geschlossenen, eine Bearbeitungsatmosphäre aufweisenden Bearbeitungsraum zur Verfügung
zu stellen, die verschleiß- und störungsfrei arbeitet und eine gute Abdichtung des
Bearbeitungsraums bewirkt.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1.
[0009] Bei einer erfindungsgemäßen Materialschleusenanordnung für das kontinuierliche Ein-
und Ausbringen von Strangmaterial in einen Bearbeitungsraum ist mindestens eine Kammer
vorgesehen, durch welche das Strangmaterial sowohl zu dem Bearbeitungsraum hinläuft
als auch aus dem Bearbeitungsraum zurückläuft. Hierbei sind die Materialdurchlässe
der Kammer bzw. der Kammern jeweils mit Schleusen für den Materialhinlauf und den
Materialrücklauf versehen.
[0010] Ein Zusammenfassen des Materialein- und -auslasses in einer Kammer ist insbesondere
bei der Erzeugung von Vakuum in dem Bearbeitungsraum vorteilhaft. Wenn der Einlaßbereich
vom Auslaßbereich getrennt ist, ist in beiden Bereichen je eine Vakuumpumpe erforderlich.
Durch das Zusammenfassen des Ein- und Ausbringens von Strangmaterial in einer Kammer
ist lediglich nur eine einzige Vakuumpumpe erforderlich.
[0011] Wird in dem Bearbeitungsraum mittels der erfindungsgemäßen Materialschleusenanordnung
beispielsweise Wolle als Strangmaterial verarbeitet, so vergrößert sich aufgrund der
Behandlung in dem Bearbeitungsraum die Oberfläche der Wolle. Die Oberfläche des auszuschleusenden
Strangmaterials ist somit größer als die des einzuschleusenden Strangmaterials. Aufgrund
dieser Flächenvergrößerung wirkt das auszuschleusende Strangmaterial, das nach dem
Schleusendurchtritt aus einem Bereich mit höherem Vakuum in einen Bereich mit niedrigerem
Vakuum gelangt, als Getter, d.h. durch das ausgeschleuste Strangmaterial entsteht
eine Pumpwirkung. Da diese Pumpwirkung die Erzeugung des Vakuums in der Kammer unterstützt,
ist der Wirkungsgrad der Kammer verbessert.
[0012] Um in dem Bearbeitungsraum ein hohes Vakuum erzeugen zu können, sind vorzugsweise
mehrere Kammern hintereinander angeordnet, in welchen in Richtung des Bearbeitungsraumes
stufenweise das Vakuum erhöht ist. Das Strangmaterial wird zum Ein- und Ausbringen
in den Bearbeitungsraum durch jede Kammer hindurchgeführt, so daß die Pumpwirkung
in jeder Kammer auftritt.
[0013] Vorzugsweise ist in jeder Kammer eine Zugvorrichtung zum Einbringen und eine Zugvorrichtung
zum Ausbringen des Strangmaterials vorgesehen, die synchron angetrieben sind. Aufgrund
der räumlichen Zusammenfassung des Ein- und Ausbringens von Strangmaterial können
die Zugvorrichtungen mit einem einzigen Motor angetrieben werden. Je nach Kammergröße
und in Abhängigkeit des zu transportierenden Strangmaterials kann eine geringere Anzahl
an Zugvorrichtungen ausreichend sein.
[0014] Vorzugsweise weisen die Materialschleusen ein rohrförmiges Anschlußelement auf, dessen
Querschnitt durch Verformung veränderbar ist, wobei unter Materialschleuse ein Durchlaß
für Strangmaterial verstanden wird, durch den keine wesentlichen Mengen Gas mitgenommen
werden, so daß auf beiden Seiten einer Schleuse unterschiedliche Gasdrücke oder unterschiedliche
Gasatmosphären herrschen können. Mit einer verstellbaren Druckvorrichtung, die das
Anschlußelement, beispielsweise ein flexibles bzw. elastisches Rohr, von außen abstützt,
lassen sich unterschiedliche Öffnungsquerschnitte einstellen.
[0015] Im Innern des elastischen Rohres ist dabei ein Einlaßkanal ausgebildet, durch den
das Strangmaterial transportiert wird. Schon durch den langgestreckten Spalt zwischen
dem Rohr und dem Strangmaterial wird eine Dichtwirkung erzielt. Durch die verstellbare
Druckvorrichtung, die das elastische Rohr zusammendrückt, wird der Spalt zwischen
Strangmaterial und Rohrwandung justiert, wobei an dem elastischen Rohr ausgebildete
Gleitflächen, die verschleißfest ausgebildet sind, es erlauben, den Gasdurchtritt
durch das Anschlußelement hindurch zu minimieren. Die Materialschleuse weist ferner
eine Zugvorrichtung auf, mit der das Strangmaterial durch die Einlaßöffnung des Anschlußelements
hindurchgezogen wird. Die in Transportrichtung des Strangmaterials gesehen vor dem
Anschlußelement liegende Zugvorrichtung gewährleistet, daß das Strangmaterial zuverlässig
durch das Anschlußelement hindurch transportiert wird, auch wenn das Strangmaterial
an der Wandung des Anschlußelements allseitig anliegt. Diese Ausbildung der Materialschleuse
erlaubt es, vor allem unregelmässige Faserstränge oder Textilien unter Abschluß der
äußeren Atmosphäre in einen Bearbeitungsraum zu führen. Die Materialschleuse, kann
aber auch für Drahtmaterial verwendet werden.
[0016] Die innere Oberfläche des elastischen Rohres weist weder Kanten noch Spalte auf und
ist daher besonders geeignet faseriges Material aufzunehmen. Insbesondere runde Rohre
sind geeignet. Ein Rohr mit im entspannten Zustand kreisförmigen Querschnitt, dessen
Länge in Umfangsrichtung unveränderbar ist, hat den Vorteil, daß schon geringe Verformungen
durch eine von außen aufgebrachte Druckkraft, eine große relative Querschnittsverjüngung
zur Folge haben.
[0017] Die Druckvorrichtung kann einen mechanisch betätigten Drücker aufweisen. Ein solcher
mechanisch betätigter Drücker kann für einen stationären Betrieb fest eingestellt
sein oder auch über ein Federelement eine variable Druckkraft ausüben. Es ist ferner
möglich, einen mechanisch betätigten Drücker mit einem elektronmotorisch betätigten
Verstellelement vorzusehen, das eine von der momentanen Qualität des Strangmaterials
abhängige Druckkraft ausübt.
[0018] Eine Druckvorrichtung mit einem hydraulisch oder pneumatisch betätigten Druckzylinder
hat den Vorteil, große Druckkräfte ausüben zu können, wobei gleichzeitig, je nach
Ausbildung des Druckzylinders, eine schnelle Antwort auf Steuerimpulse erfolgt. Mit
einer das flexible Rohr mindestens teilweise umschließenden flexiblen Manschette,
die mit einem Fluid gefüllt ist, das an eine Druckerzeugungseinrichtung angeschlossen
ist, lassen sich vor allem sehr unregelmäßige Strangmaterialien, beispielsweise Kammzug
von Schafwolle unter Zuhilfenahme eines flexiblen Rohres gut einschließen.
[0019] Zur Steuerung der Druckvorrichtung weist die Materialschleuse ggf. eine Steuervorrichtung
auf, die aufgrund der Zugspannung im Strangmaterial die Druckvorrichtung steuert,
so daß die Zugspannung in der Materialschleuse möglichst konstant bleibt.
[0020] Vorzugsweise weist die Steuervorrichtung einen Flächensensor und einen Zugkraftsensor
auf. Mit dem Flächensensor läßt sich die Querschnittsfläche des das Anschlußrohr verlassenden
Strangmaterials bestimmen und der Zugkraftsensor dient der Ermittlung der auf das
Strangmaterial ausgeübten Zugkraft. Aus der ermittelten Zugkraft und der ermittelten
Querschnittsfläche läßt sich die Zugspannung in dem Strangmaterial ermitteln, so daß
die Druckvorrichtung derart steuerbar ist, daß in dem Strangmaterial zwischen dem
flexiblen Rohr und der Zugvorrichtung eine konstante Spannung eingehalten wird. Dadurch
ist es möglich, das Strangmaterial so eng zu umschließen, daß es sich gerade noch
ohne zu reißen durch das flexible Rohr ziehen läßt. Der Gasaustausch wird dadurch
minimiert. Außerdem wird erreicht, daß das in den Bearbeitungsraum transportierte
Strangmaterial mit einer definierten Hemmung in den Bearbeitungsraum transportiert
wird.
[0021] Bei einer weiteren Ausführungsform erfolgt die Änderung des Querschnitts der Einlaßöffnung
des Anschlußelements durch das Strangmaterial, welches das Anschlußelement bei Bedarf
aufweitet. Wenn das Anschlußelement ein Schlauch aus einem Material ist, das sich
selbsttätig zurückstellt, so daß sich das Anschlußelement zusammenzieht, kann jede
Art von Strangmaterial durch die Materialschleuse gefördert werden, wobei stets sichergestellt
ist, daß das Anschlußelement an dem Strangmaterial anliegt. Vorzugsweise ist das Anschlußelement
ein Elastomerschlauch aus einem verschleißfesten oder verschleißfest beschichteten
Kunststoff. Diese Ausführungsform der Materialschleuse ist ebenfalls fest an der Behälterwand
eines Reaktors bzw. Bearbeitungsraumes angeordnet und mit einer die Zugvorrichtung
in Abhängigkeit von Zugspannungen in dem Strangmaterial steuernden Steuervorrichtung
versehen.
[0022] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen sowie aus den Zeichnungen im Zusammenhang mit der Beschreibung,
die bevorzugte Ausführungsformen betrifft.
[0023] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine erste Ausführungsform einer Materialschleuse in einer schematisierten Darstellung
in einem Längsschnitt,
- Fig. 2
- die Materialschleuse in Fig. 1 in perspektivischer Darstellung,
- Fig. 3
- eine zweite Ausführungsform einer Materialschleuse in einer schematischen Darstellung
in einem Längsschnitt und
- Fig. 4
- eine erfindungsgemäße Materialschleusenanordnung in einer schematischen Darstellung
in einem Längsschnitt.
[0024] Die in der Figur 1 gezeigte Materialschleuse 10 ist als Eintrittsschleuse für ein
faseriges Strangmaterial 12 ausgebildet, das durch eine druckfeste und gasdichte Behälterwand
14 in das Innere eines Plasmareaktores transportiert wird. Die Materialschleuse 10
weist ein mit der Behälterwand 14 verbundenes Anschlußelement 16 auf, durch das das
Strangmaterial 12 mittels einer im Inneren des Plasmareaktors angeordneten Zugvorrichtung
18 hindurchgezogen wird. Die Transportrichtung des Strangmaterials 12 ist durch den
Pfeil A angezeigt.
[0025] Das Anschlußelement 16 ist ein flexibles Rohr 20 aus verschleißfestem Material mit
im entspannten Zustand kreisförmigen Querschnitt, das an seinem dem Bearbeitungsraum
des Plasmareaktors zugewandten ersten Ende 22 in eine kreisförmige Öffnung in der
Behälterwand 14 eingesetzt ist. Das Rohr 20 ist mit der Behälterwand 14 mit einer
umlaufenden Schweißnaht 24 verschweißt. In seinem Inneren definiert das Rohr 20 als
Einlaßöffnung 26 einen Einlaßkanal, der am ersten Ende 22 des Rohrs 20 zu dem Bearbeitungsraum
des Plasmareaktors hin offen ist und der an dem zweiten Ende 28 des Rohrs 20 zur Atmosphäre
offen ist.
[0026] Der Öffnungsquerschnitt der Einlaßöffnung 26 ist mittels einer Druckvorrichtung 30
verstellbar, die einen Rahmen 32 mit einem Widerlager 34 aufweist, durch den das Rohr
20 hindurchragt. An der dem Widerlager 34 gegenüberliegenden Seite des Rahmens 32
ist ein Druckbalken 36 angeordnet, der in dem Rahmen 32 geführt ist und mittels eines
Hydraulikzylinders 38 betätigbar ist. Der Druckbalken 36 drückt derart auf das Rohr
20, daß das Rohr 20 zwischen dem Widerlager 34 und dem Druckbalken 36 flachgedrückt
wird. Da der kreisförmige Querschnitt des Rohrs 20 an dem zweiten Ende 28 des Rohres,
an dem das Strangmaterial 12 zugeführt wird, größer ist als der Querschnitt des Strangmaterials
12 ergibt sich durch die Verjüngung des Querschnitts des Rohrs 20 durch die Druckvorrichtung
30 eine trichterartige Konfiguration, durch die das Strangmaterial 12 quasi eingefädelt
wird. Da das Rohr 20 in seiner Wandung weder Kanten noch Spalte aufweist, kann das
Strangmaterial 12 in dem Plasmareaktor geführt werden, ohne daß die Gefahr besteht,
daß es sich an der Materialschleuse 10 verhakt.
[0027] Um den Öffnungsquerschnitt des Anschlußelements 16 dem Strangmaterial 12 optimal
anzupassen, ist eine Steuervorrichtung 40 vorgesehen, die über eine Steuerleitung
42 eine Druckquelle 44 steuert, die an den Hydraulikzylinder 38 über eine Druckmittelleitung
46 Hydrauliköl liefert. Die Steuervorrichtung 40 ist über eine erste Sensorleitung
48 mit einem optischen Flächensensor 50 verbunden, der die Querschnittsfläche des
das flexible Rohr 20 verlassenden Strangmaterials 12 ermittelt. Ein Zugkraftsensor
ermittelt die von der Zugvorrichtung 18 auf das Strangmaterial 12 ausgeübte Zugkraft
und übermittelt den Wert der Zugkraft über eine zweite Sensorleitung 52 an die Steuervorrichtung
40. Die Steuervorrichtung 40 ermittelt aus der Querschnittsfläche des Strangmaterials
12 und der Zugkraft die im Strangmaterial 12 vorhandene Zugspannung. Um eine optimale
Abdichtung zu erreichen, wird in der Steuervorrichtung 40 die ermittelte Zugspannung
mit einem Grenzwert für die Zugspannung verglichen. Solange die Zugspannung geringer
ist als der ermittelte Grenzwert, wird über die Steuerleitung 42 an die Druckquelle
44 ein Signal ausgegeben, so daß die Druckvorrichtung 30 den Druckbalken auf das Rohr
20 drückt. Wenn der Grenzwert für die Zugkraft überschritten wird, wird ein Signal
ausgegeben, so daß der Druckbalken 36 zurückbewegt wird.
[0028] Um das Eindringen von unerwünschten Fremdstoffen in den Plasmareaktor zu verhindern,
ist an dem Anschlußelement 16 eine Gaseinlaßvorrichtung 54 vorgesehen, durch die ein
der Atmosphäre im Reaktorraum des Plasmareaktors entsprechendes Reaktions- oder Inertgas
in die Einlaßöffnung 26 einleitbar ist. Das durch die Gaseinlaßvorrichtung 54 zugeführte
Gas verdrängt die mit dem Strangmaterial mitgeführte Luft und trägt damit dazu bei,
daß in dem Plasmareaktor die gewünschte Atmosphärenzusammensetzung erhalten bleibt.
[0029] Die Materialschleuse 110 gemäß der zweiten Ausführungsform in Fig. 3 unterscheidet
sich von der Materialschleuse 10 gemäß der ersten Ausführungsform in den Fign. 1 und
2 lediglich durch die Ausgestaltung des Anschlußelements 116 sowie die Ausgestaltung
der Steuervorrichtung 140. Entsprechende Teile sind daher mit Bezugszeichen versehen,
die gegenüber der ersten Ausführungsform um 100 erhöht sind.
[0030] Bei der zweiten Ausführungsform ist das Anschlußelement 116 ein Elastomerschlauch
120, der in eine Öffnung in einer Behälterwand 114 eingesetzt ist. Der Elastomerschlauch
120 weist einen düsenartig verjüngten Verlauf mit einer Art Eintrittstrichter 160
und einer Art Austrittstrichter 162 auf, wobei zwischen Eintrittstrichter 160 und
Austrittstrichter 162 ein Anlagebereich 164 ausgebildet ist, in dem das Anschlußelement
116 an dem Strangmaterial 112 anliegt.
[0031] Das Strangmaterial 112 wird mittels einer Zugvorrichtung 118, die zwei von einem
Antriebsmotor angetriebene Transportwalzen 166,168 aufweist, durch die Einlaßöffnung
126 des Anschlußelements 116 gezogen. Um die Zugspannung in dem Strangmaterial 112
zu überwachen, ist wie bei der ersten Ausführungsform ein Flächensensor 150 vorgesehen,
der über eine erste Signalleitung 148 an eine Steuervorrichtung 140 angeschlossen
ist. Die von dem Antriebsmotor über die Walzen 166,168 auf das Strangmaterial 112
übertragene Kraft wird in der Zugvorrichtung 118 ermittelt und über eine zweite Steuerleitung
152 an die Steuervorrichtung 140 übertragen. Aus den zu der Steuervorrichtung 114
übermittelten Daten errechnet die Steuervorrichtung 140 die in dem Strangmaterial
112 herrschende Zugspannung. Der Antriebsmotor der Zugvorrichtung 118 wird dann von
der Steuervorrichtung 140 in Abhängigkeit von der ermittelten Zugspannung beschleunigt
oder abgebremst.
[0032] Wenn durch die Materialschleuse 110 gemäß der zweiten Ausführungsform ungleichförmiges
Material, beispielsweise Kammzug von Schafwolle, gezogen wird, weitet sich das Anschlußelement
116 auf, wenn Verdickungen oder Knoten hindurchgezogen werden. Wenn dünne Strangabschnitte
durch die Materialschleuse 110 transportiert werden, zieht sich das Anschlußelement
116 aufgrund innerer Spannungen im Anlagebereich 164 zusammen und liegt auch dann
an dem Strangmaterial 112 an. Wenn das Anschlußelement außerhalb eines Bearbeitungsraumes
angeordnet ist und außerhalb des Bearbeitungsraumes ein höherer Druck als im Innern
des Bearbeitungsraumes herrscht, wird das Anschlußelement auch ohne innere Kräfte
im Anschlußelement von dem Umgebungsdruck zusammengedrückt.
[0033] Um eine besonders gute Abdichtung zu erzielen, können auch mehrere Materialschleusen
hintereinander in einer Behälterwand angeordnet werden.
[0034] In der in Fig. 4 dargestellten Materialschleusenanordnung wird ein Strangmaterial
200 durch mehrere Kammern 201-204 in einen Bearbeitungsraum 205 transportiert. Zum
Einbringen des Strangmaterials 200 in den Bearbeitungsraum 205 ist in jeder Kammer
201-204 eine Zugvorrichtung 206-209 und in dem Bearbeitungsraum 205 Zugvorrichtungen
210 und 213 angeordnet. Das Strangmaterial 200 wird von den Zugvorrichtungen 206-210
in Fig. 4 nach rechts durch den Bearbeitungsraum 205 zu einer Umlenkrolle 211 transportiert.
Von einer weiteren Umlenkrolle 212 wird das Strangmaterial 200 in entgegengesetzte
Richtung umgelenkt, so daß es in Fig. 4 von der Zugvorrichtung 213 nach links transportiert
wird. In Transportrichtung hinter der Zugvorrichtung 213 durchläuft das Strangmaterial
200 die Kammern 201-204 in entgegengesetzter Richtung. Hierzu weist jede Kammer 201-204
eine weitere Zugvorrichtung 214-217 auf. Zum Weitertransport des Strangmaterials 200
aus der Kammer 201 ist außerhalb der Kammer 201 eine weitere Zugvorrichtung 218 angeordnet.
[0035] Ferner weist jede Kammer 201-204 Schleusen 220 für den Materialhinlauf und Schleusen
221 für den Materialrücklauf auf.
[0036] Um in dem Bearbeitungsraum 205 ein hohes Vakuum mittels einer Vakuumpumpe 222, die
über eine Leitung 223 mit dem Bearbeitungsraum 205 verbunden ist, erzeugen zu können,
wird in den Kammern 201-204 das Vakuum stufenweise erhöht. Daher ist die Kammer 201
über eine Leitung 224 mit einer Vakuumpumpe 225 verbunden. Die benachbarte Kammer
202 ist über eine Leitung 226 mit einer Vakuumpumpe 227 verbunden, die in der Kammer
202 ein Vakkum erzeugt, das höher als das in der Kammer 201 erzeugte Vakuum ist. Entsprechend
wird in der Kammer 203 mittels einer über eine Leitung 228 verbundene Vakuumpumpe
229 ein höheres Vakuum als in der Kammer 202 erzeugt. Ebenso ist das in der Kammer
204 mittels der über eine Leitung 230 mit der Kammer 204 verbundenen Vakuumpumpe 231
erzeugte Vakuum höher als das Vakuum in der Kammer 203.
[0037] Die Zugvorrichtungen 206-209 sind von einem Motor 232 synchron angetrieben. Die zum
Ausbringen des Strangmaterials 200 vorgesehenen Zugvorrichtungen 214-217 sind von
einem Motor 233 angetrieben. Die in dem Bearbeitungsraum 205 vorgesehenen Zugvorrichtungen
210 und 213 sowie weitere nicht dargestellte Zugvorrichtungen sind ebenfalls von Motoren
antreibbar. Die Anzahl der Zugvorrichtungen kann insbesondere bei reißfestem Strangmaterial
erheblich verringert werden.
1. Materialschleusenanordnung für das kontinuierliche Ein- und Ausbringen von Strangmaterial
(200) in einen und aus einem geschlossenen, eine Bearbeitungsatmosphäre aufweisenden
Bearbeitungsraum (205), mit Zugvorrichtungen (206-210,213-218), die das Strangmaterial
(200) durch den Bearbeitungsraum (205) ziehen,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eine Kammer (201-204) vorgesehen ist, durch welche das Strangmaterial
(200) sowohl zu dem Bearbeitungsraum (205) hinläuft als auch aus dem Bearbeitungsraum
(205) zurückläuft, wobei die Materialdurchlässe der Kammern (201-204) jeweils Schleusen
(220,221) für den Materialhinlauf und den Materialrücklauf aufweisen.
2. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schleusen (220,221) ein elastisches rohrförmiges Anschlußelelement (16,116) aufweisen,
dessen Querschnitt durch Verformung veränderbar ist.
3. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Anschlußelement (16,116) im entspannten Zustand ein Rohr mit kreisförmigem Querschnitt
ist.
4. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Querschnitt des Anschlußelements (16) durch eine einstellbare Druckvorrichtung
(30) veränderbar ist.
5. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckvorrichtung (30) einen fluidbetätigten Druckzylinder (38) aufweist.
6. Materialschleusenanordnung nach einem der Ansprüche 2-5, dadurch gekennzeichnet, daß das Anschlußelement (116) ein in Umfangsrichtung dehnbarer Schlauch aus einem sich
selbständig zurückstellenden Material ist.
7. Materialschleusenanordnung nach einem der Ansprüche 2-6, dadurch gekennzeichnet, daß an dem Anschlußelement (16,116) eine Gaseinlaßvorrichtung (54) angeordnet ist, die
im Innern des Anschlußelements (16,116) eine das Strangmaterial (12,112) einhüllende
Gasatmosphäre erzeugt.
8. Materialschleusenanordnung nach einem der Ansprüche 1-7, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Kammern 201-204), durch die das einzubringende und das auszubringende Strangmaterial
(200) in entgegengesetzter Richtung geführt ist, hintereinander angeordnet sind.
9. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß in den Kammern (201-204) sich in Richtung des Bearbeitungsraums stufenweise erhöhendes
Vakuum erzeugt ist.
10. Materialschleusenanordnung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß in jeder Kammer (201-204) eine Zugvorrichtung (206-209) zum Einbringen des Strangmaterials
(200) in die Kammer (201-204) und eine Zugvorrichtung (214-217) zum Ausbringen des
Strangmaterials (200) aus einer benachbarten Kammer (201-204) oder aus dem Bearbeitungsraum
(205) angeordnet ist.