[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Steuerung des Klimas in einem wetterabhängigen
Gebäude- oder Anlagenbereich.
[0002] Zur Steuerung von Klimadaten, wie Temperatur, Druck und Feuchtigkeit, in industriellen
Anlagen, in denen beispielsweise wärmeempfindliche Produkte verarbeitet werden, ist
es bekannt, mikroprozessorgestützte Regelungen vorzusehen. Bei diesen Regelungen werden
aktuelle Klimadaten mit vorgegebenen Zielgrößen verglichen. Aufgrund einer Abweichung
der Zielgröße von den aktuellen Klimadaten, d.h. beispielsweise einer Abweichung der
gewünschten Temperatur von der aktuellen Temperatur, werden Steuerdaten berechnet.
Bei einer Temperaturabweichung führt dies dazu, dass die Heizungs- oder Kühlanlage
entsprechend gesteuert wird, um die gewünschte Temperatur zu erreichen und zu halten.
Da die Steuerung auf einem Vergleich zwischen aktuellen Klimadaten und vorgegebenen
Zielgrößen, d.h. gewünschten Klimadaten, beruht und die zu steuernde Anlage kapazitive
Eigenschaften hat, werden die vorgegebenen Zielgrößen erst nach einer Reaktionszeit
(Verzögerung) erreicht.
[0003] Ist beispielsweise das Kühlen eines Gebäudebereichs erforderlich, da sich der Gebäudebereich
aufgrund von Sonneneinstrahlung erwärmt, findet aufgrund der Zeitverzögerung zunächst
eine weitere Erwärmung statt, bis durch die Kühlanlage eine merkliche Kühlung eintritt
und die gewünschte Temperatur erreicht ist. Um die vorgegebene Zielgröße in möglichst
kurzer Reaktionszeit zu erreichen, müssen die Kühl- bzw. Heizungsanlagen entsprechend
groß ausgelegt werden. Dies hat hohe Investitionskosten zur Folge. Selbst bei sehr
groß ausgelegten Kühl- bzw. Heizanlagen tritt stets eine gewisse Reaktionszeit auf.
Ferner steigt beim Einsatz von Kühl- bzw. Heizungsanlagen, die für den herkömmlichen
Betrieb überdimensioniert sind, der Energieverbrauch.
[0004] Moderne Kühl- und Heizanlagen weisen anstatt der in den Anschaffungskosten relativ
günstigen Radiator-Luftheiz- oder -Luftkühlsystemen in den Fußböden oder den Wänden
vorgesehene Rohrsysteme auf. Das Vorsehen von Rohrsystemen in der Baumasse hat gegenüber
konvektiver Lufterwärmung bzw. Luftkühlung gesundheitliche Vorteile. Die Strahlungswärme
bzw. -kälte wird insbesondere als angenehm empfunden. Bei derartigen in der Baumasse
vorgesehenen Rohrsystemen wird die Baumasse, d.h. beispielsweise die Wand oder der
Boden eines Gebäudebereichs, gekühlt oder erwärmt. Da es sich hierbei um eine große
zu erwärmende bzw. zu kühlende Masse handelt, sind die Reaktionszeiten, bis eine vorgegebene
Zielgröße der Klimadaten erreicht ist, äußerst lange. Die Baumasse weist je nach Material
und Konstruktion eine hohe thermische Trägheit auf.
Heutige Regelungskomponenten benötigen eine herstellerspezifische Software. Eine Kombination
von Komponenten unterschiedlicher Hersteller ist damit nur bedingt möglich. Dies kann
dazu führen, dass kostenintensiv verschiedene Systeme parallel betrieben werden müssen,
da sie nicht miteinander kommunizieren können.
[0005] Heutige Regelungskonzepte basieren weitgehend darauf, dass Hardware und Software
der Regelung vor Ort in die zu regelnde Anlage oder das Gebäude integriert werden.
Dies erfordert eine kostenintensive Parametrisierung und Optimierung der Anlage vor
Ort durch Fachpersonal.
[0006] Für die reale Anlage oder das Gebäude wird eine aktive Technik - beispielsweise eine
Heizungsanlage - dimensioniert, die mit Hilfe einer angepaßten Regelung sicherstellen
soll, dass im späteren Betrieb zukünftige Klimadaten eingehalten werden. Dabei wird
heute entweder auf in der Vergangenheit gespeicherte und/oder auf momentan erfaßte
Meßwerte zurückgegriffen. Die Antwort des Systems auf Wettereinflüsse wird durch Übertragungsfunktionen,
beispielsweise Heizkennlinien, beschrieben. Diese können jedoch prinzipiell das thermodynamische
Verhalten des Systems nur sehr grob beschreiben, da nicht nach den Einflüssen einzelner
Komponenten, aus denen das System zusammengesetzt ist, unterschieden wird.
[0007] Um die Komplexität der Vorgänge in größeren Gebäuden oder Anlagen detaillierter zu
beschreiben, werden lernfähige und wissensbasierte Regelungssysteme, beispielsweise
neuronale Netze, eingesetzt. Jedoch werden auch hier alle realen Komponenten zu einer
"black box" zusammengefaßt, so dass bei unzulässigen Abweichungen zwischen Soll- und
Istzuständen die Analyse der Rechenergebnisse nicht auf einzelne Komponenten hinweist,
welche ursächlich für die Fehler verantwortlich sind.
[0008] In DE 42 02 688 A1 ist ein Verfahren zur Verbesserung der Vorhersage lokaler Wetterdaten,
d.h. außerhalb eines Gebäudes auftretender Temperaturen beschrieben.
[0009] Aufgabe der Erfindung ist es, das Klima in einem wetterabhängigen Gebäude- oder Anlagenbereich
derart zu steuern, dass zukünftige Klimadaten mit möglichst geringer Zeitverzögerung
und hoher Genauigkeit eine vorgegebene Zielgröße erreichen und einhalten.
[0010] Die Lösung der Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruchs
1.
[0011] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird der Gebäude- oder Anlagenbereich als Rechenmodell
abgebildet, so dass der thermische Einfluss, von beispielsweise Wänden, in dem Gebäude
angeordneten Maschinen, Lichtquellen u.dgl. bekannt ist. Erfindungsgemäß werden bei
dem Verfahren zur Steuerung des Klimas in einem Gebäude- oder Anlagenbereich automatisch
Wettervorhersagedaten abgefragt. Durch die Abfrage der Wettervorhersagedaten sind
zukünftige Wetterdaten, wie Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit
und Sonneneinstrahlungsintensität, für bestimmte in der Zukunft liegende Zeitpunkte
bekannt. Ferner ist zur Berechnung von Steuerdaten mindestens ein Lastdaten-Profil
gespeichert. In dem Lastdaten-Profil sind bekannte gebäude- bzw. anlageninterne Einflüsse
gespeichert. Hierbei handelt es sich beispielsweise um den zeitlichen Verlauf von
Wärmequellen, wie Maschinen, Beleuchtung u.dgl. und/oder um Feuchtigkeitsentwicklungen.
[0012] Erfindungsgemäß werden bei dem Verfahren zur Steuerung des Klimas in einem Gebäude-
oder Anlagenbereich automatisch Wettervorhersagedaten abgefragt. Durch die Abfrage
der Wettervorhersagedaten sind zukünftige Wetterdaten, wie Temperatur, Luftdruck,
Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlungsintensität, für bestimmte
in der Zukunft liegende Zeitpunkte bekannt. Ferner ist zur Berechnung von Steuerdaten
mindestens ein Lastdaten-Profil gespeichert. In dem Lastdaten-Profil sind bekannte
gebäude- bzw. anlageninterne Einflüsse gespeichert. Hierbei handelt es sich beispielsweise
um den zeitlichen Verlauf von Wärmequellen, wie Maschinen, Beleuchtung u.dgl. und/oder
um Feuchtigkeitsentwicklungen.
[0013] Mit Hilfe der Wettervorhersagedaten und dem Lastdaten-Profil werden sodann Steuerdaten
zum Erreichen einer vorgegebenen Zielgröße zukünftiger Klimadaten berechnet. Bei den
Klimadaten handelt es sich um physikalische Größen, die durch das Wetter beeinflußt
sind, wie beispielsweise Temperatur, Druck, Feuchtigkeit, etc. Mit diesen Steuerdaten
werden dem Gebäude- bzw. Anlagenbereich zugeordnete Klimageräte gesteuert. Durch Klimageräte
wird der innere Zustand, d.h. die Klimadaten des Gebäudes bzw. der technischen Anlage,
beeinflußt. Es handelt sich hierbei beispielsweise um Heizkörper, Kühlflächen, Lüftungsanlagen,
etc. und in verfahrenstechnischen Anlagen beispielsweise auch um Wärmetauscher zur
Entkopplung von Wärme und Kälte.
[0014] Die berechneten Steuerdaten werden an die Klimageräte übermittelt. Die Übermittlung
kann sofort nach der Berechnung stattfinden, so dass die Steuerdaten in den Klimageräten
gespeichert werden und zu den berechneten Zeitpunkten entsprechende Schaltvorgänge
auslösen. Es ist ebenso möglich, die Steuerdaten erst zu den entsprechenden Zeitpunkten
an die Klimageräte zu übermitteln.
[0015] Soll in einem Gebäudebereich beispielsweise die Temperatur konstant gehalten werden,
muß der Gebäudebereich in Abhängigkeit der zukünftigen Wetterverhältnisse und der
durch interne Wärme-/Kältequellen hervorgerufenen Temperaturänderungen geheizt oder
gekühlt werden. Ist aufgrund der Wettervorhersage z.B. bekannt, dass die Außentemperatur
zu einem bestimmten Zeitpunkt sich derart verändern wird, dass die Raumtemperatur
in dem Gebäudebereich über den gewünschten Sollwert, d.h. die zukünftige Zielgröße,
steigen wird, kann die Kühlung des Raums bereits zu einem früheren Zeitpunkt einsetzen,
zu dem die Raumtemperatur noch nicht aufgrund der erhöhten Außentemperatur erhöht
ist. Hierbei wird erfindungsgemäß das Lastdaten-Profil berücksichtigt, da dies z.B.
einen gewissen Ausgleich oder eine zusätzliche Erwärmung hervorrufen kann. Insbesondere
bei in den Wänden und Böden verlegten Kühlrohren kann hiermit erreicht werden, daß
vor der Erwärmung des Raums durch die erhöhte Außentemperatur die Temperatur der Wände
und Böden bereits langsam abgesenkt wird, ohne dass sich hierbei die Raumtemperatur
spürbar verändert. Ohne Wettervorhersagedaten könnte erst zu einem Zeitpunkt reagiert
werden, zu dem sich die Raumtemperatur bereits erhöht hat.
[0016] Durch das erfindungsgemäße Berücksichtigen von Wettervorhersagedaten können zum Erreichen
vorgegebener Zielgrößen zukünftiger Klimadaten bereits frühzeitig Steuerdaten berechnet
und an die Klimageräte übermittelt werden. Zukünftige Klimadaten können dadurch sehr
exakt erreicht werden. Es finden beispielsweise keine starken Temperaturerhöhungen
vor Erreichen der gewünschten Temperatur statt. Dies gilt ebenso für andere Klimadaten,
wie die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck und andere wetterabhängige Klimadaten. Da
die Klimageräte bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, bezogen auf den Zeitpunkt,
zu dem die vorgegebene Zielgröße der zukünftigen Klimadaten erreicht werden soll,
angesteuert werden können, ist es möglich, erheblich kleinere Heizungs- und Kühlungsanlagen
vorzusehen. Dies hat eine erhebliche Einsparung von Investitionskosten und Betriebskosten
zur Folge. Es handelt sich bei dem erfindungsgemäßen Verfahren um ein vorausschauendes
Steuerverfahren.
[0017] Vorzugsweise sind in dem Lastdaten-Profil innerhalb des Gebäude- bzw. Anlagenbereichs
auftretende Lasten gespeichert. In derartigen Lastdaten-Profilen sind bekannte, zu
bestimmten Zeitpunkten auftretende Klimaänderungen bewirkende Einflüsse gespeichert.
Beispielsweise kann hierin die Erhöhung interner Lasten durch das Einschalten von
Licht oder bei Industrieanlagen durch das Inbetriebnehmen wärmeabgebender Maschinen
o.dgl. gespeichert sein. Für die Klimasteuerung von Besprechungsräumen oder Hörsälen
kann beispielsweise ein Belegungsplan als Lastdaten-Profil gespeichert sein. In Lastdaten-Profilen
können ferner auch Luftfeuchtigkeitsveränderungen, die z.B. durch die Anwesenheit
von Personen verursacht werden, gespeichert sein. Aufgrund gespeicherter Lastdaten-Profile
werden bei der Berechnung der Steuerdaten für die Klimageräte bekannte interne Einflüsse
auf das Klima bereits im Vorfeld berücksichtigt.
[0018] Vorzugsweise werden die Lastdaten-Profile durch einen Vergleich mit in der Vergangenheit
erzielten Klimadaten korrigiert. Es findet somit eine ununterbrochene Rückkopplung
statt. Dies ist insbesondere von Vorteil, wenn Lastdaten-Profile zu Betriebsbeginn
einer Heiz- bzw. Kühlanlage, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitet, teilweise
nur schwierig vorhersehbar sind. Durch die Rückkopplung findet eine automatische Fehlerkorrektur
von ggf. in dem ursprünglichen Profil enthaltenen Fehlern statt. Die Korrektur kann
durch Gewichtung des gespeicherten Profils oder durch eine konkrete Änderung einzelner
Werte in dem Profil erfolgen.
[0019] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden ferner lokale Wetterdaten berücksichtigt. Durch das Messen lokaler Wetterdaten
können die Wettervorhersagedaten korrigiert werden. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft,
wenn für einen Gebäude- oder Anlagenstandort nur relativ ungenaue Wettervorhersagedaten
von Wetterdiensten zur Verfügung gestellt werden können. Dies ist insbesondere in
Gebieten der Fall, in denen nur für einen großflächigen regionalen Bereich eine Wettervorhersage
zur Verfügung steht, so dass die Wettervorhersagedaten lokal unweigerlich eine gewisse
Ungenauigkeit aufweisen.
[0020] Vorzugsweise werden die Wettervorhersagedaten durch einen Vergleich mit gespeicherten
lokalen Wetterdaten für denselben oder einen vergleichbaren Zeitraum korrigiert. Entsprechen
die Wettervorhersagedaten für einen Tag beispielsweise den Wettervorhersagedaten des
Vortags und ist aus den lokalen Wetterdaten des Vortags eine Abweichung zwischen den
lokalen Wetterdaten und den Wettervorhersagedaten bekannt, so können die Wettervorhersagedaten
für den aktuellen Tag unmittelbar korrigiert werden. Ebenso ist es möglich, aus den
zu mehreren vergangenen Tagen gemessenen lokalen Wetterdaten Mittelwerte zu bilden
und diese als Vergleichsdaten für die Wettervorhersagedaten zu nutzen.
[0021] Vorzugsweise werden vorstehende Verfahrensschritte in regelmäßigen kurzen Zeitabständen
von beispielsweise wenigen Minuten wiederholt. Die Abfrage von Wettervorhersagedaten
wird hierbei nicht so oft wiederholt, da im allgemeinen nur in Abständen von mehreren
Stunden oder länger neue Wettervorhersagedaten vorliegen. Durch das Wiederholen der
Verfahrensschritte können lokale äußere Einflüsse, die in der Bestimmung der Steuerdaten
für die Klimageräte nicht berücksichtigt werden, ausgeglichen werden. Es könnte sich
hierbei beispielsweise um das Öffnen von Fenstern oder das unvorhergesehene Anschalten
von die Klimadaten beeinflussenden Geräten handeln.
[0022] Bei einer bevorzugten Ausführungsform sind Klimadaten-Profile vorgesehen. In Klimadaten-Profilen
ist der geforderte zeitliche Verlauf der relevanten Klimadaten gespeichert. Hierbei
handelt es sich beispielsweise um einen geforderten zeitlichen Temperaturverlauf in
Abhängigkeit des Wochentages und der Tageszeit. Auf Grundlage der Klimadaten-Profile
werden die einzelnen Steuerdaten für bestimmte Zeitpunkte berechnet. In den Klimadaten-Profilen
sind somit die Zielgrößen für zukünftige Klimadaten in zeitlicher Abhängigkeit gespeichert,
so dass es sich hierbei um Solldaten handelt.
[0023] Vorzugsweise werden die Klimadaten-Profile anhand der in dem Gebäude- bzw. Anlagenbereich
gemessenen Klimadaten korrigiert.
[0024] Hierbei können unvorhersehbare Einflüsse, d.h. insbesondere das menschliche Verhalten,
erfaßt werden. Durch eine Korrektur des Klimadaten-Profils kann beispielsweise berücksichtigt
werden, dass eine Person auch an kalten Tagen häufiger lüftet als in dem ursprünglichen
Klimadaten-Profil angenommen wurde.
[0025] Das Messen der aktuellen Klimadaten kann kontinuierlich erfolgen. Hierbei wird bei
Überschreiten eines vorgegebenen Grenzwertes automatisch eine neue Berechnung der
optimalen Steuerdaten durchgeführt.
[0026] Der zur Berechnung der Steuerdaten vorgesehene Algorithmus ist vorzugsweise derart
aufgebaut, dass in einem Berechnungsdurchlauf eine Reihe von Steuerdaten für zeitlich
unterschiedliche zukünftige Zielgrößen berechnet werden. Es handelt sich hierbei beispielsweise
um Steuerdaten für die Klimageräte für einen Zeitraum von mehreren Stunden oder gar
mehreren Tagen.
[0027] Das Rechenmodell, durch das die thermischen Einflüsse eines Gebäude- oder Anlagenbereichs,
d.h. beispielsweise Wände, in dem Gebäude angeordnete Maschinen, Lichtquellen u.dgl.,
möglichst gut erfasst sind, dient zur Berechnung der Steuerdaten hinsichtlich des
thermischen Verhaltens. Das Gebäude bzw. die Anlage ist auf einem Rechner als Simulationsmodell
abgebildet. Dadurch kann bereits in einem frühen Planungsstadium des Gebäudes die
Steuerung für die Heizungs- und Klimaanlage entworfen werden. Dies hat den Vorteil,
dass auch die Auslegung der Heizungs- und Klimaanlage und die damit verbundenen Investitionskosten
zu einem frühen Zeitpunkt definiert werden können.
[0028] Es ist bekannt, Anlagen oder Gebäude, die wetterabhängige, thermodynamische Prozesse
durchlaufen, schon in der Planungs- und Projektierungsphase mittels eines rechnergestützten
Werkzeuges auszulegen und zu optimieren. In dynamisch rechnenden Simulationsprogrammen
kommen mathematischphysikalische Modelle zum Einsatz, die das thermodynamische Verhalten
des Systems (Anlage oder Gebäude) genau beschreiben. Das Systemmodell ist erfindungsgemäß
aus modularen, objektorientierten Softwarebausteinen zusammengesetzt, welche jeweils
das Verhalten einer realen Komponente, beispielsweise ein Wandaufbau oder ein Ventil,
mehr oder minder exakt beschreiben. Solche Module sind in Programmbibliotheken abgelegt
und können zur Zusammenstellung beliebiger Systeme verwendet werden. Den verwendeten
Simulationsmodellen werden des weiteren geforderte Klima-, Verfügbarkeits- und Lastdatenprofile
vorgegeben, die mit Hilfe einer ebenfalls modellierten Regelung das Klima in dem modellierten
System bestimmen.
[0029] Der Einfluß des Wetters wird durch Verwendung sogenannter Testreferenzjahre dargestellt,
welche für ein Jahr statistisch repräsentative Wettersituationen, beispielsweise im
Stundenraster, auflösen. Das Wetter wird also für einen längeren Zeitraum als bekannt
vorausgesetzt. Wird das Systemmodell mit diesem Wetter beaufschlagt, so ist mit Hilfe
der Simulation der Einfluß des Wetters auf das thermodynamische Verhalten des Gebäudes
bzw. der Anlage vorhersagbar.
[0030] Im Gegensatz zur Simulation steht dem realen System heute nur das Wissen über das
Wetter der Vergangenheit bis zum aktuellen Betrachtungszeitpunkt zur Verfügung. Die
Folge ist, dass das Klima in dem zu regelnden System prinzipiell nur zeitverzögert
auf Einflüsse des Wetters reagieren kann. Diese Verzögerung versucht man durch große
Reserveleistungen, beispielsweise einer Kühlanlage, zu kompensieren.
[0031] Stattdessen wird in der Erfindung das Wissen über die zukünftige Wetterentwicklung
in die Regelstrategie eingebunden, somit das Wetter also für einen längeren zukünftigen
Zeitraum als bekannt vorausgesetzt und eine an das reale System optimal angepaßte
Regelstrategie vorausberechnet. Das System ist damit in der Lage, nicht nur zu reagieren,
sondern aktiv vorausschauend zu agieren, mit der Folge, dass sich das daraufhin einstellende
Klima in dem System minimal oder gar nicht vom geforderten Klimaprofil unterscheidet.
Die Einstellung des geforderten Klimas wird mit deutlich kleineren Reserveleistungen
erreicht, da das System statt kurzfristig mit hoher Leistung mit kleiner Reserveleistung
vorausschauend über einen längeren Zeitraum gefahren werden kann.
[0032] Zur Vorausberechnung der optimalen Regelstrategie werden dieselben Modelle wie in
der Simulation in der Planungsphase verwendet. In Programmbibliotheken sind dazu modulare,
objektorientierte Softwarebausteine abgelegt, welche jeweils das Verhalten einer realen
Komponente, beispielsweise einen Wandaufbau oder ein Ventil, mehr oder minder exakt
beschreiben. Des weiteren enthält die Programmbibliothek sog. Funktionsmodule, welche
infrastrukturelle Aufgaben, wie die Messung und Archivierung von Wetterdaten, von
Zustandsdaten des zu regelnden Systems, automatische Datenfernübertragung u.a., übernehmen.
[0033] Alle Module sind bzgl. Schnittstellen- und Datenübertragungsprotokoll eindeutig definiert,
so dass sie jederzeit wieder verwendbar, austauschbar und untereinander vernetzbar
sind. Die Module können zwar herstellerspezifische Komponenten, wie Pumpen oder Fensterkonstruktionen,
beschreiben, sind jedoch in der Vernetzung untereinander zu einem funktionstüchtigen
System flexibel einsetzbar und nicht systemspezifisch. Es können also mit Hilfe der
Programmbibliothek Modelle für Simulation, Steuerung und Regelung beliebiger Systeme
zusammengestellt werden.
[0034] In der Planungsphase wird die zu planende oder schon existierende reale Anlage bzw.
das Gebäude detailliert als Simulationsmodell im Rechner abgebildet. Das erstellte
Modell wird sowohl für die planerische Simulation als auch später zum Einsatz innerhalb
der Regelung der realen Anlage verwendet. Beim Übergang von der Planung in den praktischen
Betrieb wird das Simulationsmodell um Funktionsmodule ergänzt. Sie stellen die Schnittstelle
des Rechenmodells mit dem zu regelnden System und mit Datenquellen, wie Wettermeßstation,
Wettervorhersage etc., dar.
[0035] Mit Hilfe der Funktionsmodule kann ein Logbuch geführt werden, das im Störfall Hinweise
auf die Störursachen gibt. Des weiteren kann das Wissen über Anlagencharakteristika
archiviert werden, um für spätere Planungs- und Dimensionierungsaufgaben zur Verfügung
zu stehen. Dieses Wissen kann für wissenschaftliche wie auch betriebswirtschaftliche
Zwecke dienlich sein. Zur Fehler- und Störungserkennung werden in dem zu regelnden
System relevante Zustände mittels Sensoren meßtechnisch erfaßt. Sie werden protokolliert
und mit gespeicherten Sollwerten (Profilen) verglichen. Wird ein bestimmter Schwellwert
der Abweichung zwischen Soll- und Istzustand überschritten, wird eine Warnung oder
eine automatische Fehlerkorrektur innerhalb der Regelung ausgelöst.
[0036] Die Komponenten der Programmbibliothek arbeiten plattformübergreifend, d.h. die Software
kann in eine beliebige Hardware (Microcontroller, PC etc.) implementiert werden.
[0037] Das zur Steuerung der Klimadaten verwendete Rechenmodell kann als Software oder als
Hardware, z.B. als Chip, vorhanden sein. Durch die Abbildung des Gebäude- bzw. Anlagenbereichs
in dem Chip kann die erforderliche Rechenleistung und damit die Rechenzeit verringert
werden.
[0038] Vorzugsweise ist ein erster Zwischenspeicher vorgesehen, in dem die berechneten Steuerdaten
gespeichert werden. Hierdurch können die Klimageräte auch bei einem Ausfall des Rechners
über einen längeren Zeitraum mit Steuerdaten versorgt werden. Ein Ausfall des Rechners
hat somit nicht zur Folge, dass die gesamte Klimasteuerung ausfällt.
[0039] Ebenso kann ein zweiter Zwischenspeicher vorgesehen sein, in dem die in dem Gebäude-
oder Anlagenbereich gemessenen Klimadaten und lokalen Wetterdaten (Zustandsdaten)
gespeichert werden. Somit kann auch bei vorübergehendem Ausfall der Meßsensoren in
dem Gebäude- oder Anlagenbereich aufgrund vorhandener Zustandsdaten eine Berechnung
durchgeführt werden.
[0040] Das erfindungsgemäße Verfahren kann mittels eines einzigen Computers auch für mehrere
Gebäudebereiche eines Gebäudes bzw. für mehrere Anlagenbereiche einer Anlage getrennt
voneinander eingesetzt werden, so dass das Klima in diesen Bereichen getrennt voneinander
gesteuert werden kann.
[0041] Erfindungsgemäß werden moderne Kommunikationsmittel, wie Internet, Intranet, ISDN,
Telefon etc., eingesetzt. Sie dienen der Vernetzung mehrerer Subsysteme und zur Fernwartung
und -optimierung. Auf diese Weise können Anlagenparameter und ggf. Modelle einzelner
Anlagenkomponenten statt am Ort der Anlage kostengünstig von einem externen Rechenzentrum
ferndiagnostiziert und geändert werden.
[0042] Durch die Vernetzung ist es möglich, auf verteilte und/oder zentrale Rechenleistung
zurückzugreifen.
[0043] Des weiteren ist durch die Vernetzung die Integration der modellgestützten Regelung
in schon bestehende Gebäude- und Anlagenregeltechnik möglich.
[0044] Die Regelung kann vom Ort der zu regelnden Anlage oder des Gebäudes getrennt werden.
Die Investitionen und der Installationsaufwand vor Ort werden im Vergleich zu konventioneller
Regelungstechnik reduziert. Am Ort der Anlage verbleiben lediglich Sensoren, Aktoren
und Datenzwischenspeicher. Nach Bedarf werden außerdem Bedienelemente zur Einstellung
gewünschter Profile (Klima, Lastdaten, Verfügbarkeit der Klimageräte) zur Verfügung
gestellt. Mittels der Bedienelemente wird es dem Anlagenbetreiber ermöglicht, trotz
Auslagerung der Regelung eigenständig Änderungen an Sollgrößen vorzunehmen. In einem
Gebäude kann beispielsweise der Hausmeister ohne spezielle Fachkenntnisse die gewünschte
Raumtemperatur in dem Klimadatenprofil oder die geplante Raumbelegung in dem Lastdatenprofil
verändern.
[0045] Die eigentliche Berechnung der Regelstrategie kann extern von einem Dienstleister
(Provider) übernommen werden. Er verfügt über Rechenleistung und die entsprechenden
Simulationsmodelle. Der Provider übernimmt die Berechnung der optimalen Regelstrategie
und sendet das Ergebnis automatisch, beispielsweise via ISDN, zu dem Gebäude zurück.
Der Provider kann auf diese Weise mehrere Liegenschaften bedienen. Er verfügt dazu
über die entsprechenden Rechenmodelle für jedes zu regelnde System. Sollten an einzelnen
Systemen im Laufe der Betriebszeit Veränderungen, beispielsweise in einem Gebäude
der Austausch eines Heizungsbrenners, vorgenommen werden, so tauscht oder ergänzt
der Provider lediglich das entsprechende Modul in dem Systemmodell, um die Regelstrategie
an die neuen Verhältnisse anzupassen. Im Sinne einer weiteren Reduktion des Installationsaufwandes
vor Ort und der damit verbundenen Kosten kann die Einstellung der gewünschten Profile
statt von Personal vor Ort auch von einem externen Provider übernommen werden. Dazu
genügt z.B. eine Anweisung des Hausmeisters per E-Mail, Fax oder Telefon.
[0046] Unerlaubte Zugriffe von extern auf das rechnergestützte Regelungssystem werden durch
geeignete Filter und Sicherheitsmechanismen an den Schnittstellen der Datenfernübertragung
abgefangen.
[0047] Bei vorstehendem Verfahren ist es besonders vorteilhaft, dass es sowohl in der Planungsphase
zum Entwurf und Pretest der Regelung einer Anlagen- und Gebäudetechnik als auch unmittelbar
für den praktischen Einsatz in einem realen System geeignet ist. Hierdurch ist eine
Doppelgenerierung des Rechenmodells - einmal für die Planung und einmal für den Betrieb
der Klimageräte - vermieden. Dies hat eine erhebliche Reduzierung der Kosten zur Folge.
Ferner werden Fehler durch doppelte Eingabe von Daten vermieden. Insbesondere ist
die Kommunikation zwischen den einzelnen Bereichen bei Bau und Planung des Gebäudes
bzw. der Anlage verbessert, da auf dasselbe Rechenmodell zugegriffen wird. Dabei ist
freigestellt, ob die Regelstrategie am Ort des zu regelnden Systems oder extern an
einem anlagenfernen Ort bestimmt wird.
[0048] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer bevorzugten Ausführungsform unter Bezugnahme
auf die Zeichnung näher erläutert.
[0049] Die Zeichnung zeigt ein schematisches Ablaufdiagramm einer bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens.
[0050] Von einer regionalen Wetterstation 10 werden zu fest vorgegebenen Zeitpunkten, beispielsweise
alle zwölf Stunden, Wettervorhersagedaten automatisch abgefragt und in einem Zwischenspeicher
12 gespeichert. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Abfragen der Wettervorhersagedaten
wird abhängig von der Häufigkeit der von der regionalen Wetterstation 10 zur Verfügung
gestellten aktualisierten Wettervorhersagedaten und der spezifischen Konstanten, wie
der thermischen Konstante eines Gebäudes bzw. einer Anlage 18, bestimmt.
[0051] Von einer lokalen Wetterstation 14 werden aktuelle Wetterdaten übermittelt und in
einem Zwischenspeicher 16 gespeichert. Die lokale Wetterstation 14 ist im Bereich
des Gebäudes bzw. der Anlage 18, dessen Klima gesteuert werden soll, angeordnet.
[0052] Bei der Fehlerkorrektur Wettervorhersagedaten 20 werden die Wettervorhersagedaten
mit vorliegenden lokalen Wetterdaten verglichen. Hierbei findet ein Vergleich mit
lokalen Wetterdaten aus der Vergangenheit statt, wobei es sich um einen mit dem zu
steuernden zukünftigen Zeitraum vergleichbaren Zeitraum handelt. Ein vergleichbarer
Zeitraum ist beispielsweise der Vortag oder ein anderer Tag, für den eine vergleichbare
Wettervorhersage getroffen wurde. Es kann jedoch auch aus mehreren Tagen der Vergangenheit,
die in der Summe über die Länge des betrachteten zu steuernden zukünftigen Zeitraums
hinausgehen, mittels einer statistischen Auswertung ein vergleichbarer Zeitraum extrahiert
werden.
[0053] Bei der Fehlerkorrektur findet ein Vergleich der vorliegenden Wettervorhersagedaten
mit einem entsprechenden Vergleichszeitraum statt. Hierbei wird festgestellt, inwiefern
die Wettervorhersage der regionalen Wetterstation 10 auf die lokale Wetterstation
14 an dem Gebäude bzw. der Anlage 18 übertragbar ist bzw. inwieweit diese korrigiert
werden muß. Gegebenenfalls findet eine Korrektur der Wettervorhersagedaten statt.
Auf diese Weise werden systematische Abweichungen zwischen regionaler Wettervorhersage
und tatsächlich lokal eintretendem Wetter erkannt und kompensiert.
[0054] Die Fehlerkorrektur 20 wird immer dann durchgeführt, wenn entweder eine neue Wettervorhersage
vorliegt, oder zwischen in der Vergangenheit vorhergesagtem und fehlerkorrigiertem
Wetter und dem lokal tatsächlich gemessenen Wetter eine Abweichung eintritt, die über
einen zulässigen Schwellwert hinausgeht. Nach Abschluß der Fehlerkorrektur 20 wird
über eine Starteinheit 28 die Berechnung der Steuerdaten 30 gestartet.
[0055] Bei der Fehlerkorrektur Klimadaten 34 erfolgt zunächst nur ein Vergleich zwischen
dem geforderten Klimadaten-Profil 36 und den im Vergleichszeitraum gemessenen Klimadaten
22. Überschreitet die Differenz zwischen gefordertem und tatsächlichem Klimadaten-Profil
einen Schwellwert, so wird aus dem ursprünglich geforderten Klimadaten-Profil 36 innerhalb
der Fehlerkorrektur 34 ein modifiziertes, den gemessenen Trend überbewertendes Klimadaten-Profil
berechnet. Ist dieser Vorgang abgeschlossen, wird über die Starteinheit 28 eine erneute
Berechnung der Steuerdaten 30 mit dem modifizierten Klimadaten-Profil gestartet, die
über die Klimageräte in dem Gebäude bzw. der Anlage dem gemessenen Trend entgegenwirken.
[0056] In dem Gebäude 18 werden mittels Sensoren Klimadaten, wie die Lufttemperatur, die
Luftfeuchtigkeit oder der Luftdruck und ggf. Verbrauchsdaten, wie die elektrische
Leistung für Kunstbeleuchtung oder für den Betrieb von Maschinen, gemessen, gespeichert
und zur Fehlerkorrektur 24 und 34 übermittelt. Die Klimadaten werden in einem Zwischenspeicher
22 gespeichert.
[0057] Bei der Fehlerkorrektur Lastdaten 24 werden gespeicherte Lastdaten-Profile 26 überprüft.
Bei den gespeicherten Lastdaten-Profilen handelt es sich um bekannte Einflüsse auf
das Klima. Dies betrifft beispielsweise das Einschalten wärmeerzeugender Geräte zu
einem gewissen Zeitpunkt. Durch Vergleich der aktuellen Klimadaten mit dem geforderten
Klimadaten-Profil 32 und den Lastdaten-Profilen 26 werden aktuelle Lastdaten berechnet.
Nach einer statistischen Auswertung solcher in der Vergangenheit bis zum aktuellen
Zeitpunkt berechneten und gespeicherten Lastdaten werden die von gespeicherten Lastdaten-Profilen
26 gelieferten Werte korrigiert. Hierbei werden die gespeicherten Lastdaten-Profile,
d.h. die vorher z.B. zum Zeitpunkt der ersten Inbetriebnahme der Anlage oder des Gebäudes
bestimmten Lastdaten, mit den berechneten aktuellen Lastdaten verglichen. Aufgrund
des Vergleichs erfolgt eine Gewichtung des vorhandenen Lastdaten-Profils oder eine
konkrete Änderung des gespeicherten Lastdaten-Profils.
[0058] Auf Grundlage der Fehlerkorrektur der Wettervorhersagedaten 20 und der Fehlerkorrektur
der Klimadaten 34 wird die Starteinheit 28 gestartet. Die Starteinheit 28 verfügt
über Kontrollmechanismen, die die zeitlichen Abstände der Neuberechnung von Steuerdaten
30 koordinieren. Auf diese Weise wird beispielsweise der Tatsache Rechnung getragen,
dass durch das Gebäude eine Zeitverzögerung auftritt, bis die Anregung durch die berechneten
Steuerdaten 40 über die Messung der sich daraufhin einstellenden Klimadaten 22 erfolgt.
Die Starteinheit 28 bewirkt nach Freigabe des internen Kontrollmechanismus den Start
der Berechnung der Steuerdaten 30.
[0059] Die Berechnung der Steuerdaten erfolgt über ein Anlagen- bzw- Gebäudemodell 36. Bei
dem Gebäudemodell handelt es sich um die Abbildung des zu steuernden Gebäude- bzw.
Anlagenbereichs 18 auf einem Rechner mit Hilfe eines Simulationsprogramms. Mit Hilfe
des Simulationsprogramms sind eine Vielzahl unterschiedlicher Bausteine, beispielsweise
für Wände, Fenster, Heizköper, Beleuchtung, Maschinen etc., abgebildet. Aus diesen
einzelnen Modulen kann der Anlagen- bzw. Gebäudebereich 18 mathematisch nachgebildet
werden. Es ist somit eine exakte Abbildung des Gebäude- bzw. Anlagenbereichs auf dem
Rechner möglich. Je nach Anforderung an die Genauigkeit des Steuerverfahrens kann
das Modell auch entsprechend vereinfacht sein. Hierdurch wird die Anzahl der Rechenoperationen
verringert.
[0060] Der abgebildete Gebäude- bzw. Anlagenbereich kann ferner auch als Hardware, beispielsweise
als Chip, aufgebaut werden. Dies hat den Vorteil, dass die Rechengeschwindigkeit erheblich
erhöht wird.
[0061] Dem Anlagen- bzw. Gebäudemodell 36, d.h. dem der Steuerung zugrundeliegenden Rechenmodell,
werden zur Berechnung der Steuerdaten korrigierte Lastdaten-Profile 24 sowie korrigierte
Wettervorhersagedaten 20 zur Verfügung gestellt. Ferner werden bei der Berechnung
der Steuerdaten 30 Verfügbarkeits-Profile 38 der Klimageräte berücksichtigt. In Verfügbarkeits-Profilen
38 ist gespeichert, zu welchem Zeitpunkt bestimmte Klimageräte einsetzbar sind. Beispielsweise
können Wärmepumpen ggf. nur zu bestimmten Zeiten eingesetzt werden, da mit den Stromerzeugern
häufig Verträge bestehen, die die Nutzung der Wärmepumpen zu Spitzenzeiten untersagt.
In derartigen Verfügbarkeits-Profilen 38 kann ferner hinterlegt werden, dass bestimmte
Geräte beispielsweise auf Nachtstrombasis arbeiten und daher nur zu bestimmten Nachtzeiten
verfügbar sind. Es ist ferner möglich, die Verfügbarkeits-Profile 38 aufgrund gemessener
Daten zu ändern.
[0062] Mit Hilfe eines Berechnungsalgorithmus werden auf Grundlage des Rechenmodells 36
Steuerdaten für Klimageräte berechnet. In dem abgebildeten Rechenmodell 36 sind beispielsweise
die Raumgrößen in dem Gebäude 18, die thermischen Konstanten der einzelnen Wände,
die thermischen Konstanten von in dem Gebäude befindlichen Gegenständen oder Geräten
u.dgl. berücksichtigt.
[0063] Die berechneten Steuerdaten werden an einen Zwischenspeicher 40 übermittelt. Zu den
ebenfalls berechneten Zeitpunkten werden die Steuerdaten an die in dem Gebäude bzw.
der Anlage 18 vorgesehenen Klimageräte übermittelt. Der Zeitpunkt, zu dem Steuerdaten
für eines der Klimageräte übermittelt werden, liegt vor dem Zeitpunkt, zu dem eine
Zielgröße zukünftiger Klimadaten, d.h. beispielsweise eine in einem Raum zu einem
zukünftigen Zeitpunkt gewünschte Temperatur, erreicht werden soll.
[0064] Im Falle einer wetterabhängigen Anlage kann es sich bei den in dem Rechenmodell abgebildeten
Bausteinen z.B. um Pumpen, Speicher, Rohrnetze, Ventile, Wärme- oder Kältequellen
usw. handeln. Entsprechend ist auch die Regelung selbst modelliert.
1. Verfahren zur Steuerung des Klimas in einem wetterabhängigen Gebäude- oder Anlagenbereich,
mit den Schritten:
- Abbilden des Gebäude- oder Anlagenbereichs als Rechenmodell,
- Automatisches Abfragen von Wettervorhersagedaten (12), einschließlich der zukünftigen
Sonneneinstrahlungsintensität und der zukünftigen Windgeschwindigkeit,
- Berechnen von Steuerdaten (30) für dem Gebäude- bzw. dem Anlagenbereich zugeordneten
Klimageräten auf Grundlage des Rechenmodells, der Wettervorhersagedaten (12) und gespeicherter
Lastdaten-Profile (26) zum Erreichen einer vorgegebenen Zielgröße, vorgegeben in Form
eines zukünftigen Klimadaten-Profils, und
- Übermitteln der Steuerdaten an die Klimageräte.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem in den Lastdaten-Profilen (26) innerhalb des
Gebäude- bzw. Anlagenbereichs auftretende bekannte Lasten, insbesondere thermische
Lasten, gespeichert sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei welchem Klimadaten (22) in dem Gebäude- bzw.
dem Anlagenbereich gemessen werden und die gespeicherten Lastdaten-Profile (26) durch
einen Vergleich mit den gemessenen und/oder den in den Klimadaten-Profilen (32) geforderten
Klimadaten korrigiert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-3, bei welchem lokale Wetterdaten (16) zur Korrektur
der Wettervorhersagedaten (12) gemessen werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei welchem die aktuellen Wettervorhersagedaten (12) durch
Vergleich zwischen in Vergangenheit gespeicherten lokalen Wetterdaten (16) und für
denselben Zeitraum vorhergesagten Daten für denselben oder einen vergleichbaren Zeitraum
korrigiert werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-5, bei welchem die Wettervorhersagedaten (12)
in vorbestimmten Zeitintervallen, vorzugsweise 12 Stunden, abgefragt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, bei welchem das Zeitintervall durch die thermische Zeitkonstante
des Gebäude- bzw. des Anlagenbereichs bestimmt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-7, bei welchem ein Klimadaten-Profil vorgesehen
ist, in dem der geforderte zeitliche Verlauf zukünftiger Klimadaten gespeichert ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, bei welchem Klimadaten (22) in dem Gebäude- bzw. dem Anlagenbereich
gemessen werden und das gespeicherte Klimadaten-Profil (32) durch einen Vergleich
mit den gemessenen Klimadaten korrigiert wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, bei welchem eine Berechnung der Steuerdaten (30)
automatisch durchgeführt wird, wenn eine Änderung der Wettervorhersagedaten (12) oder
des Klimadaten-Profils (32) einen Grenzwert überschreitet.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-10, bei welchem eine Reihe von Steuerdaten (30)
für zeitlich unterschiedliche zukünftige Zielgrößen berechnet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-11, bei welchem das Rechenmodell (36) aus einzelnen
modularen Modellelementen zusammengesetzt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, bei welchem das Rechenmodell (36) als Hard- und/oder Software
vorgesehen ist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-13, bei welchem die Steuerdaten (30) in einem
Zwischenspeicher (40) gespeichert werden.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-14, bei welchem die gemessenen Klimadaten in
einem Zwischenspeicher (22) gespeichert werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-15, bei welchem das Klima mehrere Gebäudebereiche
eines Gebäudes bzw. mehrere Anlagenbereiche einer Anlage mittels eines Computers getrennt
voneinander gesteuert werden.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1-16, bei welchem mehrere Gebäude und/oder Anlagen
durch einen externen Computer mittels Datenfernübertragung gesteuert werden.