[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung und ein Verfahren zum Mischen oder Homogenisieren
von mindestens zwei Fluidkomponenten gemäß den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche.
[0002] In allen Bereichen der Technik finden Polymermaterialien Einsatz, die in Behältern
(Kartuschen) aufbewahrt und daraus ausgetragen und für unterschiedliche Zwecke eingesetzt
werden. Teilweise stehen die Materialien unter Druck, so daß zum Austragen nur ein
Ventils geöffnet werden muß, teilweise sind die drucklos und werden mit einer Kartuschenspritze
ausgetragen.
[0003] Beispielsweise verwendet man für Abdichtungszwecke polymere Dichtungsmassen (meist
auf Siliconbasis) oder zum Verkleben polymere Klebstoffe. Ein wichtiger Anwendungsfall
ist hier die KFZ-Technik, wo es sowohl bei der Produktion als auch bei der Reparatur
darauf ankommt, solche Abdichtungen bzw. Verklebungen durch eine schnelle Polymerisation
möglichst schnell einzusetzen bzw. zu belasten. Solche Systeme sind im allgemeinen
drucklos.
[0004] Ein anderes Beispiel sind chemisch geschäumte Polymermaterialien, die in der Bautechnikeingesetzt
und allgemein als "Montageschaum" bezeichnet werden. Solche Montageschäume stellen
unter Druck stehende Materialien dar. Sie dienen zur Herstellung von Isolierungen
oder zum Ausfüllen von Hohlräumen. Auch hier muß das ausgetragene Material durch Polymerisation
aushärten, bevor es weiterbearbeitet oder belastet werden kann. Polyurethan (PU) ist
aufgrund seiner günstigen Materialeigenschaften für chemisch geschäumte Montageschäume
besonders bevorzugt.
[0005] Grundsätzlich werden sowohl Einkomponenten- als auch Mehrkomponentensysteme eingesetzt.
[0006] Einkomponentensysteme enthalten ein integriertes Vernetzungssystem und sind so beschaffen,
daß sie in aktiver Form unter Einhaltung vorgegebener Voraussetzungen gelagert werden
können. Die Vernetzung der Matrix wird durch chemische bzw. physikalische Vorgänge
ausgelöst. Beispielhaft erwähnt für die Vielzahl von Vernetzungsmöglichkeiten seien
hier die Oxidationsreaktionen über den Luftsauerstoff bzw. die Vulkanisation einkomponentiger
Silicondichtungsmassen über die Luftfeuchte.
[0007] Der Nachteil bei den Einkomponentensystemen ist darin zu sehen, daß die Vernetzung
über die offenen Kontaktflächen der ausgespritzten Massen abläuft, die sich langsam
in die Tiefe der Massen festsetzt. Damit verbunden ergeben sich lange Vulkanisationszeiten
bis zur Erreichung der gewünschten mechanischen Eigenschaften der Endprodukte. Für
viele Anwendungen stellt dies einen erheblichen Nachteil dar. So ist ein Einkomponenten-Montageschaum
typischerweise nach 15 Minuten klebfrei, nach ca. drei Stunden schneidbar und nach
ca. acht Stunden voll ausgehärtet. Diese Aushärtezeiten sind für die Bauwirtschaft
im allgemeinen zu lange.
[0008] Bei Mehrkomponentensytemen wird eine Vorstufe des Polymers (das sogenannte "Vorpolymer";
erste Komponente) unmittelbar vor Verwendung mit einer geringen Menge eines chemischen
Zusatzes versetzt (dem sogenannten "Härter"; zweite Komponente), wodurch der Härtevorgang
durch Polymerisation und Vernetzung ausgelöst wird (Aktivierung). Der Anteil des zugesetzten
Härters beträgt etwa 4 bis 10 Vol.-% des Vorpolymers.
[0009] Bei Mehrkomponentensystemen können die Vernetzungszeiten extrem eingeschränkt werden,
da man unabhängig von chemischen Einflüssen der Atmosphäre ist, die die chemischen
Reaktionen auslösen. Die chemische Aktivität der Vernetzung läßt sich über die einzelnen
Komponenten steuern, die zusammenzumischen sind. Mehrkomponentensysteme erfordern
es aber, daß die einzelnen Komponenten getrennt verpackt und vor Ort homogen vermischt
werden. Außerdem müssen sie in einer vorgegebenen Zeit verarbeitet werden, da mit
der Einbringung der aktiven Komponente (meist Vernetzungssystem) der Vulkanisationsprozeß
- so diese Systeme bereits bei Raumtemperaturen reagieren - eingeleitet wird und nicht
mehr anzuhalten ist. Die Komponenten müssen in einem vorgegebenen Verhältnis vermischt
werden, welches fast durchwegs vom Idealfall 1:1 abweicht. Insbesondere bei Dichtungsmassen
auf Siliconbasis (nicht so sehr bei Montageschäumen) ist ein Homogenisieren erforderlich,
damit die Polymerisation und Vernetzung alle Bereiche des Materials erreicht. In ungünstigen
Fällen unterscheiden sich die Viskositäten der einzelnen, zu verarbeitenden Komponenten,
wodurch insbesondere die Homogenisierung erschwert wird.
[0010] Zum Mischen von Vorpolymer und Härter, die beide die Eigenschaft eines Fluids haben,
wurden lange Zeit zwei getrennte Behälter eingesetzt, die jeweils mit einem Ventil
versehen waren. Zum Aktivieren wurde mit Hilfe eines Adapterteiles der Behälter des
Härters auf den des Vorpolymers aufgesetzt. Durch Öffnen beider Ventile wurde sodann
der (in seinem Behälter etwas unter Überdruck stehende) Härter in den Behälter des
Vorpolymers überführt und dieses aktiviert.
[0011] Solche Adaptersysteme haben den Nachteil einer umständlichen Handhabung. Sie eignen
sich außerdem nicht für Systeme, bei denen homogenisiert werden muß. Zur Lösung dieses
Problems wurden Systeme mit einer sogenannten "dynamischen Vermischung" entwickelt.
Darunter ist ein Zwangsmischen zu verstehen, welches die Homogenisierung sicherstellt.
[0012] Ein solches System beschreibt die europäische Patentanmeldung EP 299 433. Sie offenbart
eine Mischvorrichtung zum Mischen oder Homogenisieren von Massen, die in einer Kartusche
enthalten sind. Die Kartusche ist mit einem Kolben verschlossen, der zum Auspressen
der Masse dient. Durch den Kolben ist eine Stange geführt, die mit einem Mischorgan
in Gestalt eines Rades verbunden ist. Die Stange erlaubt es, das Mischorgan zu drehen
und wahlweise axial hin- und her zu bewegen. Auf diese Weise kann eine Härterkomponente,
die von der gegenüberliegenden Seite der Kartusche (d.h. von der Seite der Düse her)
eingeführt wird, mit dem Vorpolymer zu einem homogenen Gemisch verarbeitet werden.
[0013] Obwohl mit diesem System gute Ergebnisse in Bezug auf die Homogenisierung erreicht
werden, löst es nicht das Problem der umständlichen Handhabung. Dies gilt insbesondere
für das Einspritzen der Härterkomponente. Ein weiterer Nachteil liegt im Anfall von
weiterem Leergut in Gestalt des Mischorgans und der Dreh- und Bewegungsstange, die
nur einmal eingesetzt und dann verworfen werden.
[0014] Es wurden Systeme entwickelt, bei denen der Härter im Behälter des Vorpolymers integriert
ist. Bei diesen Vorrichtungen befindet sich der Behälter des Härters im verschlossenen
Zustand im Inneren des Behälters für das Vorpolymer. Das Aktivieren erfolgt über eine
mechanische Einrichtung, die durch die Behälterwand (meist durch den Boden) nach außen
geführt ist und mit der der Behälter des Härters geöffnet und dessen Inhalt mit dem
Vorpolymer vermischt wird.
[0015] Ein Beispiel für diesen Stand der Technik ist die europäische Patentanmeldung EP
784 023 bzw. das daraus entstandene Patent. Diese Druckschrift offenbart eine Vorrichtung
und ein Verfahren zum Mischen von getrennt untergebrachten Fluidkomponenten. Die Vorrichtung
umfaßt einen eine Öffnung aufweisenden Außenbehälter zur Aufnahme der ersten Fluidkomponente
und einen im Inneren des Außenbehälters angeordneten, eine Mündung aufweisenden Innenbehälter
zur Aufnahme der zweiten Fluidkomponente. Die Vorrichtung und das Verfahren sind gekennzeichnet
durch ein Zugelement, welches durch die Öffnung des Außenbehälters geführt und abgedichtet
darin bewegbar ist und welches eine im Inneren des Außenbehälters liegende äußere
Begrenzungsfläche aufweist, die auf die Mündung des Innenbehälters so aufgesteckt
ist, daß diese bei einer Bewegung des Zugelements von der Begrenzungsfläche mitgenommen
wird, sowie ein im Inneren des Außenbehälters zwischen der Mündung des Innenbehälters
und der Öffnung des Außenbehälters angeordnetes Anschlagelement mit einer Anschlagfläche,
an der die Mündung bei einer nach außen gerichteten Bewegung des Zugelements anstößt,
so daß bei weiterer Bewegung des Zugelements die Begrenzungsfläche von der Mündung
abgezogen werden kann.
[0016] Obwohl sich die Vorrichtung und das Verfahren gemäß EP 784 023 in der Praxis sehr
gut gewährt haben, sind sie - systembedingt - nicht geeignet, das Problem der Homogenisierung
zu lösen. Sie werden deshalb bevorzugt für Montageschäume auf der Basis von Polyurethan
(PU) verwendet.
[0017] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, die vorstehend geschilderten Nachteile zu
überwinden und Mittel zur Verfügung zu stellen, mit denen die Komponenten eines Polymermaterials
leicht und ohne umständliche Handhabung miteinander gemischt und homogenisiert werden
können. Ein Aspekt dieser Aufgabe ist die weitgehende Vermeidung von nur einmal einzusetzendem
Leergut.
[0018] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung und einem Verfahren der eingangs erwähnten
Art gelöst mit den Merkmalen des kennzeichnenden Teils von Anspruch 1 bzw. Anspruch
8. Weiterbildungen sind in den jeweiligen Unteransprüchen beschrieben.
[0019] Die Erfindung beruht auf dem überraschenden Befund, das es mit einer relativ einfachen
Mischeinrichtung, die die Gestalt einer Spirale hat, möglich ist, die in einer Kartusche
bereitgestellte erste Fluidkomponente mit einer oder mehreren zweiten Fluidkomponenten
so zu vermischen, daß ein homogenes Gemisch entsteht.
[0020] Gegenstand der Erfindung ist deshalb eine Vorrichtung zum Mischen oder Homogenisieren
von mindestens zwei Fluidkomponenten, aufweisend eine zur Aufnahme der ersten Fluidkomponente
dienende zylindrische Kartusche, die an einer Seite eine zur Förderung der gemischten
Fluidkomponenten dienenden verschiebbarenden Kolben trägt, und weiter aufweisend eine
Mischeinrichtung. Erfindungsgemäß trägt die Kartusche an der anderen Seite einen abnehmbaren
Deckel, und die Mischeinrichtung hat die Gestalt einer Spirale, die nach Abnehmen
des Deckels in die - dann offene - Kartusche einführbar und darin drehbar ist.
[0021] Nachfolgend bedeutet der Begriff "Fluidkomponente" eine fließfähige, viskose Komponente
mit pastenartiger Konsistenz. Die in der Praxis auftretenden Viskositäten - bezogen
auf 23 °C - liegen im Bereich von 50 bis 4.000 Pa x s.
[0022] Nachdem der Deckel abgenommen ist, wird auf die in der Kartusche befindliche erste
Fluidkomponente mindestens eine weitere Fluidkomponente aufgebracht. Zum Mischen wird
die spiralenförmige Mischeinrichtung in die Kartusche eingeführt und in eine Drehbewegung
versetzt. Dabei muß die Spirale in die Richtung gedreht werden, die man verwenden
würde, um in das Material eine Schraube einzudrehen, wobei die Schraube durch die
Spirale gebildet wird (nachfolgend als "Förderrichtung" bezeichnet). Es entsteht dann
ein Materialfluß in Richtung auf die gegenüberliegende Seite der Kartusche, die mit
dem verschiebbaren Kolben verschlossen ist. Verantwortlich für den Materialfluß ist
die Förderwirkung der Spirale, die sich wie eine Schraube vorwärts dreht. Dadurch
ändert sich ständig der Berührungspunkt der Spirale mit der Innenwand der Kartusche
und schiebt das Material im Wandbereich in Schraubenrichtung. Gleichzeitig wird noch
nicht vermischtes Gut in den Materialfluß gerissen, so daß sehr schnell ein homogenes
Gemisch entsteht. Dies wurde durch Versuche mit Farbeinmischungen (d.h. durch Einsatz
einer gefärbten zweiten Komponente) bestätigt. Als Antriebsmittel für die spiralenförmige
Mischeinrichtung kann eine normale Bohrmaschine verwendet werden.
[0023] Ein weiteres überraschendes Ergebnis der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist darin
zu sehen, daß das erhaltene Gemisch völlig frei von Luftblasen ist. Die Förderwirkung
der Spirale bewirkt also nicht nur die Homogenisierung des Materials, sondern auch
dessen Entlüftung.
[0024] Nachdem die Komponenten vermischt sind, führt man die spiralenförmige Mischeinrichtung
bei geringer Drehzahl der Bohrmaschine aus der Kartusche heraus. Die schraubenartige
Förderwirkung führt dabei zu einer Wandabstreifung, so daß nur wenig Material an der
Spirale hängenbleibt. Die Spirale selbst wird gereinigt und kann dann wiederverwendet
werden. Nun wird auf die Kartusche eine Düse aufgesetzt und das Material mit einer
Kartuschenpistole appliziert. Düse und Kartuschenpistole stellen übliche Handelsware
dar.
[0025] Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist einfach, schnell, unkompliziert und überall
einzusetzen, d.h. im Bauwesen wie auch bei technischen Versiegelungsarbeiten. Da die
spiralenförmige Mischeinrichtung nach dem Reinigen erneut eingesetzt werden kann,
stellt sie kein weiteres Leergut dar, das nur einmal eingesetzt werden kann. Zu entsorgen
sind lediglich die leeren Kartuschen nach der Applizierung des Materials.
[0026] Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist darin zu sehen, daß neben
der Härterkomponente beliebig viele weitere Komponenten luftfrei vermischt und homogenisiert
werden können, beispielsweise Farbpasten, Katalysatoren oder Fungizide.
[0027] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die
Spirale so dimensioniert, daß sie eng an der Innenoberfläche der Kartuschen anliegt.
Dies führt zu einer Verstärkung der schraubenartigen Förderwirkung der Spirale und
verkürzt die Misch- bzw. Homogenisierungszeiten. Unter "eng anliegend" wird dabei
eine Minustoleranz bzw. ein Spiel der Spirale gegenüber der Innenoberfläche der Kartusche
von 1 bis 1,5 mm verstanden, d.h. der Außendurchmesser der Spirale ist um dieses Maß
kleiner als der Innendurchmesser der Kartusche.
[0028] Bevorzugt für die Spirale ist ein Material mit projeziert kreisförmigem Querschnitt.
Die Spirale selbst hat bevorzugt eine Steigung im Bereich von 30 bis 110 mm. Als Material
eignet sich Stahl, wobei rostfreier Stahl bevorzugt ist. Es kann jedoch auch ein Kunststoff
verwendet werden, der mit den Fluidkomponenten verträglich ist. "Verträglich" bedeutet
dabei, daß der Kunststoff während einer Einsatzdauer von etwa 10 Minuten nicht von
den Komponenten angegriffen wird und keine Zersetzungprodukte entstehen, die sich
gegebenenfalls schädlich auswirken.
[0029] Bei einer bevorzugten Ausführungsform dererfindungsgemäßen Vorrichtung ist eine Einrichtung
zur Aufnahme der zweiten Fluidkomponenten vorgesehen, bevorzugt im Innenraum der Kartusche.
Eine solche Einrichtung kann eine Tube aus Metall, bevorzugt Aluminium oder Kunststoff
sein, die beispielsweise mit einem Gewinde in den abnehmbaren Deckel eingeschraubt
wird.
[0030] Gegenstand der Erfindung ist außerdem ein Verfahren zum Mischen Homogenisieren von
mindestens zwei Fluidkomponenten, bei denen die erste Fluidkomponente in einer zylindrischen,
einseitig verschlossenen Kartusche bereitgestellt wird. Erfindungsgemäß wird mindestens
eine zweite Fluidkomponente auf die erste Fluidkomponente aufgebracht, in das offene
Ende der Kartusche eine als Spirale gestalte Mischeinrichtung eingeführt und die Mischeinrichtung
in Förderrichtung auf das verschlossene Ende der Kartusche in Drehbewegung versetzt
und damit die zweite Fluidkomponente mit der ersten Fluidkomponente vermischt wird.
[0031] Das erfindungsgemäße Verfahren entspricht der vorangegangenen Funktionsbeschreibung
der erfindungsgemäßen Vorrichtung, wobei - wie bereits erwähnt - unter "Förderrichtung"
die beschriebene Drehbewegung verstanden wird, mit der sich die Spirale in das Material
einschraubt. Bevorzugt ist die Verwendung eines Systems, bei der die beiden Fluidkomponenten
jeweils eine Viskosität im Bereich von 40 bis 4.000 Pa x s haben; die Werte gelten
für eine Referenztemperatur von 23 °C.
[0032] Weiterhin bevorzugt ist ein Verfahren, bei dem die Massenverhältnis der ersten zur
zweiten Fluidkomponente (d.h. das Mischungsverhältnis) im Bereich von 1:1 bis 25:1
liegt.
[0033] Weitere Merkmale, Vorteil und Anwendungsmöglichkeiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf
die Zeichnung; es zeigen:
- Fig. 1:
- eine bevorzugte Ausführungsform einer Kartusche für die erfindungsgemäße Vorrichtung;
- Fig. 2:
- eine bevorzugte Ausführungsform einerspiralenförmigen Mischeinrichtung für die erfindungsgemäße
Vorrichtung in vereinfachter Darstellung.
[0034] Fig. 1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform einer Kartusche für die erfindungsgemäße
Vorrichtung. Zu erkennen ist das Ende 2 der Kartusche 1, welches mit einem beweglichen
Kolben 3 verschlossen ist, der der Materialförderung beim Applizieren dient. Die Kartusche
1 hat einen Innendurchmesser d
1. Ihr anderes Ende 4 ist grundsätzlich offen, trägt jedoch während der Lagerung und
beim Versand der Kartusche 1 einen abnehmbaren Deckel 12. Der Deckel 12 weist eine
Stirnfläche 9 auf und endet in einem zylindrischen Teil 13, welches die Kartusche
1 außen umgreift. Auf den Deckel 12 ist eine Düse 16 aufgesteckt.
[0035] Die Kartusche 1 ist zu etwa 2/3 mit der ersten Fluidkomponente 10 gefüllt, wodurch
oberhalb davon ein Luftraum 8 entsteht. Der Luftraum 8 wird zur Aufbewahrung der zweiten
Fluidkomponente 11 genutzt, die sich in einer Tube 14 befindet. Die Tube 14 ist mit
einem Gewinde 15 in den Teil des Deckels 12 eingeschraubt, der der Stirnfläche 9 gegenüber
liegt. Durch diese Anordnung wird eine Einrichtung zur Aufnahme der zweiten Fluidkomponente
11 im Innenraum der Kartusche 1 gebildet.
[0036] Figur 2 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform einer spiralenförmigen Mischeinrichtung
17 für die erfindungsgemäße Vorrichtung. Zu erkennen ist die Spirale 18, die einen
Außendurchmesser d2 aufweist. Der Außendurchmesser d
2 ist so gestaltet, daß beim Einführen der Mischeinrichtung 17 in den Luftraum 8 der
Kartusche 1 ein Spiel entsteht, welches im konreten Fall 1,2 mm beträgt. Die Spirale
18 endet in einer Welle 19, die auf das Bohrfutter 20 einer Bohrmaschine aufgesteckt
ist, die als Antriebseinrichtung dient.
[0037] Es ist darauf hinzuweisen, daß die Spirale 18 aus Vereinfachungsgründen nicht räumlich
dargestellt ist, sondern als quasi-Projektion in die Ebene. In Wahrheit weist sie
die Gestalt einer gewendelten Helix bzw. eines Spiral-Korkenziehers auf. Die vereinfachte
Darstellung beeinträchtigt das Verständnis der Erfindung nicht.
[0038] Vor Inbetriebnahme der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird der Deckel 12 samt Düse
16 von der Kartusche 1 abgenommen. Die dadurch zugänglich werdende Tube 14 wird aus
dem Gewinde 15 herausgedreht, geöffnet und ihr Inhalt in Gestalt der zweiten Fluidkomponente
11 auf die Oberfläche der ersten Fluidkomponente 10 aufgebracht. Dann wird die Mischeinrichtung
17 vom geöffneten Ende 4 her in die beiden Fluidkomponenten 10 und 11 eingeführt und
in Förderrichtung in eine Drehbewegung versetzt. Nach etwa 1 Minute sind die beiden
Komponenten 10 und 11 vermischt, wobei ein homogenes und luftfreies Gemisch entsteht.
Nach dem Vermischen der Fluidkomponenten wird die Mischeinrichtung bei geringer Drehzahl
der Bohrmaschine aus der Kartusche herausgeführt. Wie bereits erwähnt, führt dabei
die schraubenartige Förderwirkung zu einer Wandabstreifung, so daß nur wenig Material
an der Spirale 18 hängen bleibt. Die Spirale 18 kann also gereinigt und wiederverwendet
werden. Das Applizieren des homogen vermischten Materials erfolgt wie beschrieben
mit einer handelsüblichen Kartuschenpistole.
Anwendungsbeispiel
[0039] Zu 240 g der ersten Komponente 10 einer zweikomponentigen Silicondichtungsmasse,
die wie in Fig. 1 gezeigt in einer Kartusche 1 mit 310 ml gelagert war, wurden 20
g zweite Komponente 11 (Härterpaste) gegeben. Ebenfalls wie in Fig. 1 gezeigt, erfolgte
die Lagerung der zweiten Komponente 11 vor der Verwendung in einer Tube 14.
[0040] Die erste Komponente 10 hatte eine Viskosität von 1.500 Pa x s, die zweite Komponente
11 eine von 300 Pa x s (Werte für 23 °C). Für die beiden Fluidkomponenten (die ein
vorgegebenes Mischungsverhältnis von 240:20 = 12:1 aufwiesen) konnte in weniger als
1 Minute eine vollständige Homogenisierung erreicht werden. Das Mischgut war völlständig
frei von Lufblasen.
Bezugszeichenliste
[0041]
- 1
- Kartusche
- 2
- verschlossenes Ende
- 3
- Kolben
- 4
- offenes Ende
- 5
- Innenoberfläche
- 8
- Luftraum
- 9
- Stirnfläche
- 10
- erste Fuidkomponente
- 11
- zweite Fluidkomponente
- 12
- Deckel
- 13
- zylindrischer Teil des Deckels
- 14
- Tube
- 15
- Gewinde
- 16
- Düse
- 17
- Mischeinrichtung
- 18
- Spirale
- 19
- Welle
- 20
- Bohrfutter
- d1
- Innendurchmesser der Kartusche
- d2
- Außendurchmesser der Spirale
1. Vorrichtung zum Mischen oder Homogenisieren von mindestens zwei Fluidkomponenten (10,
11), aufweisend
eine zur Aufnahme der ersten Fluidkomponente (10) dienende zylindrische Kartusche
(1), wobei die Kartusche (1) an einer Seite einen zur Förderung der gemischten Fluidkomponenten
(10,11) dienenden verschiebbbaren Kolben (3) trägt, und
eine Mischeinrichtung (17),
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kartusche (1) an der anderen Seite einen abnehmbaren Deckel (12) trägt und die
Mischeinrichtung (17) die Gestalt einer Spirale (18) hat, die nach Abnehmen des Deckels
(12) in die offene Kartusche (1) einführbar und darin drehbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spirale (18) einen Außendurchmesser (d2) hat, der 1 bis 1,5 mm kleiner ist als
der Innendurchmesser (d1) der Kartusche (1).
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Spirale (18) aus einem Material mit projeziert kreisförmigem Querschnitt aufgebaut
ist.
4. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Spirale (18) eine Steigung im Bereich von 30 bis 210 mm hat.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Material der Spirale (18) Stahl ist, bevorzugt rostfreier Stahl.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Material der Spirale (18) ein mit den Fluidkomponenten (10, 11) verträglicher
Kunststoff ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch eine Einrichtung (14) zur Aufnahme der zweiten Fluidkomponente (11), bevorzugt im
Innenraum der Kartusche (1).
8. Verfahren zum Mischen oder Homogenisieren von mindestens zwei Fluidkomponenten, bei
dem die erste Fluidkomponente (10) in einer zylindrischen, einseitig verschlossenen
Kartusche (1) bereitgestellt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß
mindestens eine zweite Fluidkomponente (11) auf die erste Fluidkomponente (10) aufgebracht
wird,
in das offene Ende (4) der Kartusche (1) eine als Spirale (18) gestaltete Mischeinrichtung
(17) eingeführt wird,
die Mischeinrichtung (17) in Förderrichtung auf das verschlossene Ende (2) der Kartusche
(1) in Drehbewegung versetzt und damit die zweite Fluidkomponente (11) min die erste
Fluidkomponente (10) eingerührt wird.
9. Verfahren nach einem Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Viskositäten beiden Fluidkomponente (10, 11), gemessen bei 23 °C, jeweils im
Bereich von 50 bis 4.000 Pa x s liegen.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Massenverhältnis der ersten (10) zur zweiten Fluidkomponente (11) im Bereich
von 1:1 bis 25:1 liegt.