[0001] Über Aluminiumlegierungen und deren anodische Oxidation (Anodisieren) ist bereits
viel gearbeitet worden. Zusammenfassend ist der Stand der Technik z.B. den folgenden
Publikationen zu entnehmen: T.W. Jellinek: Oberflächenbehandlung von Aluminium, F.
Leutze Verlag 1997; F. Ostermann: Anwendungstechnologie Aluminium, Springer Verlag
1998. Unter einer Anodisierung versteht man die elektrochemisch erzeugte Konversionsschicht
auf Aluminium oder einer Aluminiumlegierung. Dabei wird die Oberfläche des Aluminiumwerkstoffes
durch anodische Oxidation in eine Aluminiumoxid/Hydroxid- bzw. Mischoxid/Hydroxidschicht
umgewandelt. Damit ein Bauteil in hinreichender Qualität anodisiert werden kann, muß
es nach einer sorgfältigen Entfettung gebeizt werden. Ziel der Beize ist es, das auf
jeder Aluminiumoberfläche vorhandene Oxid zu entfernen und bei Aluminiumlegierungen
oberflächennahe Phasen, die Begleitelemente enthalten, möglichst vollständig zu entfernen.
Schon von einer sachgemäßen Beize hängt die Qualität einer Anodisierung entscheidend
ab. Sind auf der Oberfläche noch Oxidreste und schlecht anodisierbare Fremdphasen
vorhanden, wird der Schichtaufbau lokal gestört. Es kann sich dann keine geschlossene
Schicht bilden.
[0002] Zum eigentlichen Anodisieren wird das Bauteil in ein Säurebad, das neben gelöstem
Aluminium noch weitere Zusätze im geringeren Umfang enthalten kann, getaucht. Zwischen
dem Werkstück und den Gegenelektroden wird eine Spannung zwischen 10 und 120 Volt
angelegt. Die Stromdichte beträgt dabei 0,5 bis 3 Ampere pro dm
2. Die Badtemperaturen betragen je nach Verfahren rund 0° C bis 25 °C.
[0003] Im Zeitverlauf baut sich während der Beschichtung die Anodisierschicht (oftmals genannt
Eloxalschicht) nicht gleichmäßig auf. Nachdem der Schichtaufbau nach Anlegen der Spannung
relativ hoch ist, sinkt er immer weiter ab, je dicker die entstandene Schicht wird.
Da die Säure gleichzeitig die Oberfläche der Anodisierschicht mit einer konstanten
Rate abträgt, erzielt man nach einer gewissen Zeit keinen weiteren Schichtaufbau.
Dieses Phänomen wird als Rücklösung bezeichnet. Zur Erzeugung einer hochwertigen Anodisierung
darf man sich diesem Grenzfall nicht zu sehr nähern. Hohe Schichtstärken bei Anodisierungen
werden dann erreicht, wenn man die Spannung und die Stromdichte erhöht, das Bad kühlt
und im großen Umfang die Rücklösung unterdrückende Badzusätze, z.B. Oxalsäure, verwendet.
Nach der eigentlichen Anodisierung wird das Bauteil gründlichst gespült.
[0004] Als letzte Stufe einer Anodisierung erfolgt die sogenannte Verdichtung der Schicht,
die man sich als ein Aufquellen der Schicht unter irreversibler Wasseraufnahme vorzustellen
hat. Dabei nehmen die Oxide in der Anodisierung Wasser auf. Die Verdichtung erfolgt
in einem Bad mit heißem Wasser (deionisiert) oder in einer Kammer mit nassem Dampf.
Die Verdichtung kann durch diverse Prozeßparameter beeinflußt werden (z.B. pH-Wert,
Temperatur, Zeit).
[0005] Eine Anodisierschicht ist jedoch keine homogene Schicht. Anodisierungen sind immer
aus zwei deutlich getrennten Bereichen aufgebaut.
[0006] Direkt auf dem Grundwerkstoff bildet sich im Idealfall zunächst eine sehr dünne,
dichte, homogene Schicht, deren Dicke 0,1 % bis maximal 2 % der Gesamtschichtstärke
ausmacht. Diese sogenannte Sperrschicht ist im wesentlichen für die elektrischen Isolationseigenschaften
des Schichtsystems verantwortlich.
[0007] Die darüber liegende sogenannte poröse Schicht, die den weitaus größten Dickenanteil
des Schichtsystems ausmacht, besteht aus mehr oder weniger amorphen Alumiumoxid-,
Oxidhydroxid- und Hydroxid- und Mischoxidphasen sowie Salzen aus dem Anodisierbad.
Wie die Bezeichnung der Schicht zum Ausdruck bringt, hat diese Schicht immer einen
mehr oder weniger großen porösen Anteil. Sie besteht aus sehr kleinen, im Idealfall
sechseckigen Zellen (Durchmesser typischerweise 0,02 bis 0,06 µm), die senkrecht auf
die Oberseite der Sperrschicht aufgewachsen sind. Daher kann man sie makroskopisch
betrachtet auch als stengelig (Länge zu Durchmesser kann bis 1000 : 1 betragen) beschreiben.
Im Inneren dieser Stengel verlaufen Poren von der Oberfläche der Schicht bis fast
auf die Sperrschicht. Die Anzahl dieser Zellen pro Flächeneinheit wird durch die Parameter
der Beschichtung bestimmt. Das wesentliche Ziel der Verdichtung einer Anodisierung
ist es daher, durch Aufquellen der Wände der Zellen (Hydratbildung) die Poren zu verschließen.
Die Isolationseigenschaften dieser porösen Schicht werden im wesentlichen dadurch
bestimmt, ob die Poren vollständig (und nicht nur oberflächlich) geschlossen sind
und ob die Leitfähigkeit fördernden Salze in der Schicht eingeschlossen sind.
[0008] Ein vorstehend beschriebenes Schichtsystem kann sich in dieser Weise nur auf einer
chemisch und physikalisch homogenen Metalloberfläche abscheiden. Die zum gegenwärtigen
Zeitpunkt verwendeten Aluminiumknetlegierungen zum Herstellen von Präzisionsbauteilen,
z.B. für die Halbleiterindustrie, sind aber weder physikalisch noch chemisch homogen.
[0009] Während die unvermeidliche Kornstruktur des Grundwerkstoffes nur einen geringen Einfluß
auf die Qualität einer Anodisierschicht hat, wenn die Korngrenzen nicht belegt sind,
ist dies jedoch der Fall, wenn sich an den Korngrenzen Fremdphasen angereichert haben.
Auf diese Weise können sich Fehlstellen ausbilden. Gleiches gilt in noch stärkerem
Maße für die Phasen, die sich direkt aus der Schmelze abscheiden, da die entstehenden
Ausscheidungen in der Regel gröber sind. Die Fremdphasen stören die Ausbildung einer
Anodisierschicht um so weniger, desto feiner und kugeliger sie eingeformt sind. Denn
nur dann kann man sie vor dem eigentlichen Anodisieren durch Beizen entfernen oder
sie werden in der Schicht eingeschlossen ohne von der Schichtoberfläche zum Grundwerkstoff
durchgehende Fehlstellen zu bilden.
[0010] Nur wenige der in Aluminiumknetlegierungen enthaltenen binären, ternären, quarternären,
oder noch komplexeren intermetallischen Phasen verhalten sich bei der Anodisierung,
was Schichtaufbau und Rücklösung angeht, wie reines Aluminium. Ist die "Fremdphase"
schlechter anodisierbar, entsteht eine Fehlstelle; aber auch dann, wenn diese Phase
zu stärkerer Rücklösung neigt. Unbedenklich sind von den im größeren Umfang in den
Alumininumknetlegierungen vorhandenen Phasen nur die Aluminium-/ Magnesiumphasen.
[0011] Hinzu kommt, daß oberflächennahe Lunker, Poren und nichtmetallische Einschlüsse aller
Art im Aluminiumwerkstoff vermieden werden müssen, da sie zu Fehlstellen in einer
Anodisierung führen.
[0012] Aus den obigen Ausführungen zum Stand der Technik ist zu entnehmen, daß insbesondere
die Legierungselemente, welche intermetallische Phasen, z.B. Eisen und Silizium, auch
mit Aluminium bilden können, abgesenkt werden müssen, um Fehlstellen in Anodisierungen
zu reduzieren.
[0013] Diese intermetallischen Phasen insbesondere aus Silizium und Eisen mit Aluminium
beeinflussen auch die Farbgestaltung und die optischen Eigenschaften von Anodisierungen
erheblich. Daher wird im JP Patent Nr. P 60-40528, DE 3606218 A1, für einen Aluminiumwerkstoff
für Uhrengehäuse, vorgeschlagen, den Eisengehalt und Siliziumgehalt in dem Aluminiumwerkstoff
mit 0,5 - 3,0 % Magnesium als Legierungselement, auf unter 100 ppm abzusenken, um
hierdurch glasklare und nach einer Einfärbung goldfarbige Anodisierschichten zu erhalten.
Ähnliche sogenannte Glanzlegierungen für dekorative Zwecke sind zum gegenwärtigen
Zeitpunkt auf dem Markt erhältlich und sind damit Stand der Technik.
[0014] Das alleinige Absenken von einigen Legierungselementen in einer Aluminiumlegierung
zum Anodisieren reicht aber nicht aus, um eine geschlossene dichte, extrem korrosionsbeständige
Anodisierschicht insbesondere auf Bauteilen für chemische Reaktoren und Plasmareaktoren
zum Herstellen und Bearbeiten von Halbleitersubstraten (Wafern) zu erzeugen. Hierbei
werden oftmals aggressive Gasgemische und Plasmen auf der Basis oder mit Beimengungen
von Chlor und Fluor verwendet, welche bei einer kleinsten Fehlstelle in den Anodisierungen
sofort den Grundwerkstoff (die Aluminiumlegierungen) angreifen können. Aufgrund dieses
extremen Korrossionsangriffes, auch in Kombination mit elektrischen Durchschlägen,
ausgelöst durch eine Plasmaentladung, werden umgehend freies Aluminium und / oder
andere Reaktionsprodukte, wie z.B. AlF
6, freigesetzt, welche die Produktionsausbeute bei der Halbleiterherstellung, infolge
von Partikelkontamination und chemischer Kontamination der Halbleitersubstrate (Wafer),
drastisch zu reduzieren vermögen.
[0015] Um weitestgehend fehlerfreie, geschlossene und extrem korrosionsbeständige Anodisierungen
auf Bauteilen für derartige oder ähnliche Anwendungen zu erzeugen, ist es daher erforderlich,
eine hochwertige Aluminiumlegierung zu entwickeln, auf der die Bildung dieser Schichten
durch Anodisierung erfolgreich vorgenommen werden kann. Da die Bauteile für die oben
erwähnten Einsätze meist größere Abmessungen (z.B. Vakuumkammern bis zu einem Kammervolumen
von rund 0,8 m
3) aufweisen, die vorzugsweise aus Vollmaterial durch spanabhebende Formgebung (z.B.
Fräsen, Drehen) erzeugt werden, ist es zudem aus wirtschaftlichen und technischen
Gründen erforderlich, daß die Aluminiumlegierung in einfacher Weise durch spanabhebende
Bearbeitungsverfahren zu bearbeiten ist.
Beschreibung der Erfindung
[0016] Die vorliegende Erfindung betrifft eine für die spanabhebende Bearbeitung geeignete
hochreine Aluminiumlegierung zum Erzeugen von extrem korrosionsbeständigen Anodisierschichten.
[0017] Herkömmliche Aluminiumlegierungen nach dem Stand der Technik weisen die folgenden
Nachteile auf, die dem Erzeugen von extrem korrosionsbeständigen Anodisierschichten
auf Bauteilen insbesondere für Anwendungen in chemischen Reaktoren und Plasmareaktoren,
für das Herstellen und Bearbeiten von Halbleitersubstraten (Wafern), entgegenstehen.
Diese sind:
I. Die Bildung von meist spießigen, intermetallischen Phasen gebildet durch die Elemente
Aluminium, Silizium, Eisen, Kupfer, Chrom, Titan und Mangan, welche insbesondere bei
zu niedrigem Umformgrad das Aufwachsen von Anodisierschichten behindern und zu Fehlstellen
in den Anodisierungen führen.
II. Die Bildung von örtlich hohen Anreicherungen von Legierungselementen (Seigerungen),
welche dem Aufwachsen von thermodynamisch stabilen Anodisierschichten entgegenstehen.
III. Poren, Lunker, Gasblasen und Oxideinschlüsse aller Art, die beim Vergießen der
Schmelze entstehen. Auf derartigen Fehlstellen im Grundkörper kann keine geschlossene
fehlerfreie Anodisierung aufwachsen.
IV. Die schlechte Eignung von Reinaluminiumlegierungen zum Bearbeiten durch spanabhebende
Formgebung. So lassen sich Reinaluminiumlegierungen, nach dem Stand der Technik, mit
einer Reinheit > 99,5 % Aluminium aufgrund der sich beim mechanischen Bearbeiten bildenden
langen Späne schlecht spanend zu bearbeiten und eignen sich daher nicht für eine wirtschaftliche
Fertigung von komplizierten, mechanisch aufwendigen Bauteilen.
[0018] Es ist die Aufgabe der Erfindung, die oben beschriebenen Nachteile zu überwinden
und eine Aluminiumlegierung zu schaffen, die es ermöglicht geschlossene, extrem korrosionsbeständige
Anodisierschichten zu erzeugen.
Zu I. und II.
[0019] Da nahezu alle in Aluminiumlegierungen vorhandenen Elemente, z.B. Silizium, Kupfer,
Chrom, Titan, Mangan, Eisen mit dem Aluminium schon bei geringen Konzentrationen intermetallische
Phasen bilden und zu örtlichen Anreicherungen durch Seigerungen im Aluminiumwerkstoff
neigen, wird die Konzentration aller dieser Elemente in der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
drastisch abgesenkt.
[0020] Nach den Ergebnissen unserer Arbeiten darf die Summe der Elemente in der Aluminiumlegierung
gemäß dieser Erfindung, außer Magnesium und Aluminium nicht mehr als 300 ppm (gesamte
Konzentration) betragen.
[0021] Zudem darf die Konzentration der Elemente außer Aluminium und Magnesium für jedes
einzelne Element nicht mehr als 40 ppm betragen.
[0022] Diese hohe Reinheit der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung wird durch das Zusammenschmelzen
von höchstreinem Aluminium und Magnesium erreicht (Reinheit des zum Schmelzen eingesetzten
Aluminiums und Magnesiums jeweils besser als 99,995 %).
Zu III.
[0023] Um Poren, Lunker und Gasblasen in der Aluminiumlegierung zu vermeiden wird die erfindungsgemäße
Aluminiumlegierung zunächst entgast. Hierbei wird insbesondere der Wasserstoffgehalt
auf Werte kleiner 0,25 ppm abgesenkt. Hierdurch werden Gasblasen, welche sich bei
der folgenden Warmverformung oder / und Kaltverformung des gegossenenen Materials
nicht mehr schließen lassen, vermieden.
[0024] Zudem wird die Schmelze mit keramischen Filtern gefiltert, um gegebenenfalls vorhandene
Oxide zu entfernen und Oxideinschlüsse im Gußkörper zu verhindern.
[0025] Bei der Warmverformung von Aluminium oder Aluminiumlegierungen durch Walzen können
beim heutigen Stand der Technik nur Ausgangsdicken für die gegossene Bramme bis rd.
600 mm eingesetzt werden. Daher können zum gegenwärtigen Zeitpunkt für Bauteile großer
Abmessungen (Dicke, Breite, Höhe) durch Warmwalzen nur niedrige Verformungsgrade (Quotient
aus der Dicke des Materials vor der Verformung / Dicke des Materials nach der Verformung)
erreicht werden.
[0026] Beispielsweise beträgt die Rohabmessung vor der mechanischen Bearbeitung für eine
Vakuumkammer für den Einsatz als Plasmareaktor rund 400 mm x 350 mm x 250 mm, d.h.
bei einer Warmverformung durch Walzen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur ein Verformungsgrad
von rund 2,4 erreicht werden.
[0027] Daher wird die Aluminiumlegierung gemäß dieser Erfindung, für Bauteile großer Abmessung
durch Schmieden eines Gußkörpers mit und ohne Gesenk umgeformt. Eine weitere Methode
zum Erzielen von hohen Umformgraden ist das Strangpressen des Gußkörpers.
[0028] Die Umformtemperatur wird dabei vorzugsweise so niedrig wie möglich gewählt, um ein
übermäßiges Kornwachstum zu vermeiden, da in der erfindungsgemäßen Legierung die das
Kornwachstum behindernde Belegung der Korngrenzen fehlt. Die Korngröße (mittlerer
Korndurchmesser) der Kristallite der Aluminiumlegierung soll nach der Umformung und
der gegebenenfalls anschließenden Wärmebehandlung nicht mehr als 500 µm betragen.
[0029] Hierdurch werden zu breite Korngrenzen verhindert, die in der Anodisierung auch Fehlstellen
erzeugen können.
[0030] Durch die oben beschriebene Verfahrensweise lassen sich Fehlstellen im mechanisch
zu bearbeitenden oder / und zu beschichtenden Rohkörper weitestgehend ausschließen.
[0031] Sollte es aufgrund von besonders komplizierten Bauteilgeometrien technisch nicht
möglich sein, eine hohe Dichte der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung zu erreichen,
hat sich die Strahlbehandlung (Sandstrahlen, Kugelstrahlen) zum Verdichten der zu
anodisierenden Oberflächen als erfolgreich erwiesen. Hierbei wird kugelförmiges Strahlgut,
z.B. aus Keramik oder metallischen Legierungen, wie korrosionsbeständiger Stahl, mit
hohem Druck auf die zu verdichtende Oberfläche geschleudert (z.B. Kugeldurchmesser
0,5 - 3 mm, 3 - 10 bar Strahldruck).
[0032] Der Einsatz von scharfkantigem Strahlgut darf hierbei nicht erfolgen, da hierdurch
gegebenenfalls unter der Oberfläche des Werkstückes liegende Fehlstellen, wie Poren,
leicht geöffnet werden können und dann zu Fehlstellen in der Anodisierung führen.
[0033] Eine weitere Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit der Anodisierung kann durch
mechanisches Polieren und Läppen mit feinen Polier- und Läppmitteln, z.B. aus Diamant
oder reinem Korund (0,1 bis 5 µm Korndurchmesser) erreicht werden. Hierdurch werden
die Rauheitsspitzen der Anodisierungen abgetragen, die den Korrosionsangriff begünstigen.
Vor dem Anodisieren können auch die zu beschichtenden Oberflächen mit elektrochemischem
Polierverfahren bearbeitet werden, um die Dichte der Anodisierung zu erhöhen.
[0034] Die Legierung gemäß dieser Erfindung enthält keine Elemente, die ein Kornwachstum
beim Erstarren oder der Wärmebehandlung begrenzen. Daher ergibt sich, wie oben erwähnt,
eine relativ grobe Kornstruktur. Diese stört aber von technischem Standpunkt aus nicht,
weil es praktisch keine Ausscheidungen an den Korngrenzen gibt, die die Anodisierschicht
beeinträchtigen könnten. Allerdings kann es bei einem hochwertigen Bauteil aus einer
derart hochwertigen Legierung zu Problemen in der Anmutung kommen, wenn das Bauteil
aufgrund der groben Körner visuell "scheckig" aussieht.
[0035] Ein probates Mittel, diese Kornstruktur zu kaschieren ist wiederum, das Bauteil mit
einem möglichst abriebfesten kugeligen Strahlmittel vor dem Beschichten strahlen.
Versuche hierzu sind mit Glasperlen und kugeligen Zirkondioxid durchgeführt worden.
Mit beiden Strahlmitteln gelingt es bei,sehr moderaten Bedingungen (Strahlmittel 30
bis 200 µm Durchmesser, Stahldruck 1,2 bis 2 bar, Injektoranlage) eine absolut gleichmäßige
Oberflächenstruktur zu erzielen. Das ohne diese Behandlung glasartige Aussehen der
Beschichtung ändert sich hierbei in ein helles Grau. Dies kann ein Vorteil sein, wenn
der Kunde auf ein vertrautes "normales" Aussehen der Anodisierung besteht.
[0036] Soll jedoch der glasartige Eindruck der Beschichtung erhalten bleiben, muß das gestrahlte
Bauteil bis zu einer Schichtdicke von ca. 15 µm durch Anodisieren vorbeschichtet werden,
und die Schicht anschließend vorzugsweise mit einer Mischung aus 120 Gramm Phosphorsäure,
80 Gramm Chromsäure pro Liter Lösung bei 60 bis 80 °C abgebeizt werden. Nach dieser
Vorbehandlung wiederum anodisierte Bauteile aus der in dieser Schrift beschriebenen
Legierung zeigen wieder das glasartige Aussehen der Eloxalschicht, ohne das die oben
genannte Komstruktur mit bloßem Auge sichtbar ist.
Zu IV.
[0037] Reinaluminiumlegierungen mit einem Gehalt von >99,5 % Aluminium, nach dem Stand der
Technik, eignen sich aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nur sehr eingeschränkt
für eine mechanisch aufwendige Bearbeitung durch spanabhebende Fertigungsverfahren,
wie Drehen, Fräsen, Bohren.
[0038] Bei der spanabhebenden Bearbeitung von Reinaluminiumlegierungen bilden sich vor allem
lange Späne, die selbst bei hohen Schnittgeschwindigkeiten nicht mehr vollständig
geschnitten werden. Ein sogenanntes Schmieren bzw. Fressen der bearbeiteten Oberflächen
ist die Folge.
[0039] Zudem verziehen sich Bauteile aus Reinaluminium sehr schnell aufgrund der Neigung
von Reinaluminium zu kriechen.
[0040] Aus diesem Grund wird als einziger Legierungsbestandteil der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung
zwischen 1,4 bis 2,9 % Magnesium zugesetzt.
[0041] Hierdurch entsteht einerseits ein kürzerer Span bei der mechanischen Bearbeitung
und die Härte und Festigkeit des Grundwerkstoffes wird im Vergleich zu Reinaluminiumlegierungen
deutlich erhöht (Härte von Reinaluminiumlegierungen kleiner 300 N/mm
2, Aluminiumlegierung gemäß der Erfindung Härte >500 N/mm
2, Messungen nach Brinell HB 31,25, Kugeldurchmesser 2,5 mm).
[0042] So lassen sich beim Verwenden von z.B. Schneidwerkzeugen beschichtet mit polykristallinem
Diamant vergleichbare Spanleistungen (Schnittgeschwindigkeiten), wie bei anderen konventionellen
Aluminiumlegierungen (z.B. internationale Werkstoff-Nr.: 6061, 6060) bei der mechanischen
Zerspanung erreichen.
[0043] Zusammengefaßt lautet daher die Analysenvorschrift für die Aluminiumlegierung gemäß
dieser Erfindung, eine Legierung für extrem korrosionsbeständige Beschichtungen durch
anodische Oxidation:
Mg 1,4-2,9%
Summe aller weiterer Elemente außer Al und Mg maximal 300 ppm,
dabei kein Element einzeln über 40 ppm,
Gasgehalt, inclusive Wasserstoff, kleiner 0,25 ppm,
Rest Al.
[0044] Die Erfindung soll anhand eines vergleichenden Ausführungsbeispieles näher erläutert
werden.
[0045] Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden Vakuumkammern und andere Prozeßteile (Bauteile
die sich innerhalb des Plasmareaktors befinden) vielfach aus der Aluminiumlegierung
mit der internationalen Werkstoff-Nr.: 6061 T 6 gefertigt, die nach der spanabhebenden
Bearbeitung oftmals anodisiert werden. Daher wurde dieser Werkstoff für eine vergleichende
Korrosionsuntersuchung mit der Aluminiumlegierung gemäß dieser Erfindung ausgewählt.
[0046] Tabelle 1 zeigt die mit Hilfe der Methode der Emissionsspektroskopie ermittelten
Zusammensetzungen der verwendeten Legierungen.
[0047] Die Abmessungen der mechanisch, durch Fräsen gefertigten Proben betrug 80 mm x 80
mm x 5 mm. Der Verformungsgrand des für die Herstellung der Proben verwendeten Werkstoffs
betrug rd. 50.
[0048] Nach dem mechanischen Herstellen der Probekörper wurden diese jeweils in einem schwefelsauren
Bad anodisiert und nachfolgend in einem Heißwasserbad bei 98° C, 180 Minuten, verdichtet.
Die Schichtdicke, welche mit Hilfe der Wirbelstrommethode ermittelt wurde, betrug
jeweils rd. 30 µm. Die Farbe der anodisierten Proben aus dem Werkstoff 6061 T 6 erschien
gelblich, wohingegen die Anodisierung auf der Aluminiumlegierung, gemäß dieser Erfindung,
farblos (glasartig) bis silbergrau erschien.
[0049] Die so hergestellten Probekörper wurden nun einem Korrosionstest unter Beaufschlagung
mit 5 % iger Salzsäure (HCI) unterzogen.
[0050] Abbildung 1 zeigt das vergleichende Ergebnis der vorgenommenen Korrosionsprüfung.
Es ist zu erkennen, daß bei dem Werkstoff 6061 T 6 bereits nach einer Zeit von rund
3 Stunden der festgelegte Grenzwert von 10 mg freiem Aluminium (Durchdringen der Anodisierschicht)
durch Reaktion der Salzsäurelösung mit dem Grundkörper überschritten wird. Dagegen
versagt die Anodisierung bei der erfindungsgemäßen Aluminiumlegierung erst nach der
doppelten Zeit von rund 6 Stunden.
Beschreibung der Tabellen und Abbildungen
[0051] Aus der Tabelle 1 ist die chemische Zusammensetzung der verwendeten Aluminiumlegierungen
zu entnehmen.
[0052] Abbildung 1 zeigt die vergleichenden Ergebnisse des durchgeführten Korrosionstests
auf den anodisierten Probekörpern.

1. Eine Aluminiumlegierung zum Erzeugen von extrem korrosionsbeständigen Anodisierungsschichten
für Prozeßbauteile insbesondere für den Einsatz in chemischen Reaktoren und / oder
Plasmareaktoren, für das Herstellen und Bearbeiten von Halbleitersubstraten (Wafern).
2. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1, bei der neben Aluminium nur Magnesium als
Legierungselement in der Konzentration von 1,4% bis 2,9 % verwendet wird und die Summe
aller weiteren Elemente in der Legierung nicht mehr als 300 ppm beträgt und die Konzentration
der einzelnen Elemente mit Ausnahme des Aluminiums und des Magnesiums 40 ppm nicht
übersteigt.
3. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 und 2, bei der der Gasgehalt in der Schmelze
kleiner als 0,25 ppm ist.
4. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 bis 3, bei der diese vor der mechanischen
Bearbeitung durch Warm- und / oder Kaltverformung hoch verdichtet wird und dabei einen
Verformungsgrad größer 10 aufweist.
5. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 bis 4, bei der die Schmelze bei der schmelzmetallurgischen
Herstellung gefiltert wird, um die Oxidanteile im Gußkörper zu verringern.
6. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 bis 5, bei der zum zusätzlichen Verdichten
der Oberfläche des umgeformten Grundkörpers nach der mechanischen Vorbearbeitung und
/ oder nach dem Endbearbeiten vor dem Anodisieren eine Oberflächenbehandlung durch
Strahlen mit kugeligem Strahlgut aus Keramik oder / und Metallen und / oder Metalllegierungen erfolgt.
7. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 bis 6, bei der die Anodisierschichten der
hieraus hergestellten Bauteile eine Dicke von 5 - 300 µm, vorzugsweise zwischen 25
µm und 90 µm, aufweisen.
8. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 bis 7, bei der die Anodisierschicht zum Erzeugen
von glatten und dichten Oberflächen zusätzlich mechanisch poliert und / oder geläppt
wird.
9. Eine Aluminiumlegierung nach Anspruch 1 - 8, bei der der Grundkörper nach der mechanischen
Bearbeitung örtlich und / oder vollständig elektrochemisch poliert wird.