Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft einen plattenförmigen, auskragenden Bauteilabschnitt einer
Gasturbine oder dergleichen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Stand der Technik
[0002] Derartige Bauteilabschnitte sind häufig dort anzutreffen, wo aus konstruktiven Gründen
überhängende Bereiche an Hauptbauteilen, wie beispielsweise an Schaufeln, Befestigungselemente
vorzusehen sind oder Dichtungselemente, auch zwischen zwei benachbarten Bauteilen,
angebracht werden müssen. Problematisch sind derartige überhängende Bauteilabschnitte
speziell in thermisch hochbelasteten Bereichen, in denen die Oberfläche mit Heißgas
beaufschlagt wird. Dort ist es vielfach unerlässlich, eine Kühlung vorzusehen.
[0003] Aus der EP 0 911 486 A2, von der die Erfindung ausgeht, ist eine gekühlte Schaufel
einer Gasturbine bekannt, bei der überhängende Bereiche in Form plattenförmiger, auskragender
Bauteilabschnitte gebildet sind, die in axialer Richtung vor und hinter dem Schaufelfuß
angebracht sind, um im Nabenbereich eine Überdeckung mit den benachbart angeordneten
Schaufelfußbereichen von Rotorschaufeln zu gewährleisten. Zur Kühlung dieser plattenförmigen,
auskragenden Bauteilabschnitte sind Kühlbohrungen vorgesehen, die von Kühlluft rein
konvektiv durchströmt werden. Die Kühlbohrungen verlaufen beispielsweise im vorderen
überhängenden Bauteilabschnitt in Umfangsrichtung und werden von der Haupt-Kühlluftversorgung
gespeist. Aufgrund der hohen thermischen Belastung in diesem Bereich sind in den Kühlbohrungen
zusätzlich Turbulenzerzeuger vorhanden, um den Wärmeübergang zu verbessern.
[0004] Der hintere, überhängende Bauteilabschnitt weist eine Vielzahl axial verlaufender
Kühlbohrungen auf, die ebenfalls von der Haupt-Kühlluftversorgung gespeist werden.
Die Kühlbohrungen münden axial am Ende des Bauteilabschnittes, so dass das Kühlmedium
nach Durchströmen der Kühlkanäle in den Heißgasstrom austritt.
[0005] Beiden Bauteilabschnitten ist gemeinsam, dass die vom Heißgas beaufschlagte Oberfläche
rein konvektiv gekühlt wird. Nachteilig ist hierbei, dass sehr viel Kühlluft aufgewendet
werden muss, um die erforderliche Kühlwirkung zu erzielen. Dies hat eine Verschlechterung
des Gesamtwirkungsgrades zur Folge oder macht den Einsatz teurer hochtemperaturbeständiger
Materialien erforderlich.
Darstellung der Erfindung
[0006] Die Erfindung versucht, die beschriebenen Nachteile zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe
zugrunde, einen plattenförmigen, auskragenden Bauteilabschnitt einer Gasturbine oder
dergleichen der eingangs genannten Art anzugeben, der eine effektivere Kühlung der
von Heißgas beaufschlagten Oberfläche ermöglicht und somit eine erhöhte Lebensdauer
bei gleichzeitig verringertem Kühlluftbedarf aufweist.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, dass bei einem plattenförmigen, auskragenden
Bauteilabschnitt gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 ein Plenum vorgesehen ist,
das ausschließlich dem Bauteilabschnitt zugeordnet ist, so dass eine optimale Kühlung
der von Heißgas beaufschlagten Oberfläche ermöglicht wird. Das Plenum ist unmittelbar
benachbart zu der zu kühlenden Oberfläche angeordnet und wird von dem Kühlmedium konvektiv
durchströmt. Weiterhin sind die Kühlbohrungen als Ausblasöffnungen ausgebildet, die
von dem Plenum ausgehen und an der von Heißgas beaufschlagten Oberfläche münden. Somit
ist es möglich, eine höchst effektive Filmkühlung an der von Heißgas beaufschlagten
Oberfläche zu realisieren, wobei der Kühlmittelverbrauch äußerst gering gehalten werden
kann. Der Grund liegt darin, dass die Kühlluft zunächst konvektiv den zu kühlenden
Bereich durchströmt, um anschließend durch Ausblasung einen hocheffektiven Kühlfilm
auszubilden.
[0008] Obwohl grundsätzlich weitgehende Gestaltungsfreiheit hinsichtlich der Ausgestaltung
des Plenums besteht, hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn ein einziges, durchgehendes
Plenum vorgesehen ist, das den Bauteilabschnitt weitgehend vollständig durchsetzt.
Auf diese Weise wird die von Heißgas beaufschlagte Oberfläche gleichmäßig und ohne
örtliche Unterbrechung durch beispielsweise Zwischenwände gekühlt, wodurch eine bislang
unerreicht effektive Kühlwirkung realisierbar ist.
[0009] Eine Reihe bevorzugter Ausführungsvarianten ist auf die einfache und kostengünstige
Realisierung dieses Kühlkonzepts gerichtet. Die Wahl des optimalen Formgebungsprozesses
für das Plenum hängt in der Hauptsache vom Herstellverfahren des eigentlichen Bauteils
ab, an dem der plattenförmige, auskragende Abschnitt vorzusehen ist. Weitere wichtige
Gesichtspunkte sind die zu realisierende Geometrie, sowie die fertigungstechnischen
Vorgaben.
[0010] Im Falle der häufig anzutreffenden Überhänge an Turbinenschaufeln bietet es sich
an, das Plenum unmittelbar bei der Formgebung im Gießverfahren mitzuformen. Dies ist
in der Regel ohne großen Zusatzaufwand möglich, wobei nach dem Entformen das Plenum
unmittelbar und ohne Notwendigkeit einer Nachbearbeitung gebildet ist.
[0011] In der Regel wird ein mehrteiliger Kern verwendet, um die gewünschte Geometrie des
Plenums zu realisieren. Gegebenenfalls können seitliche Durchbrüche zur Positionierung
des Kerns erforderlich werden, die nachträglich, das heißt im Anschluss an das Formgebungsverfahren
geschlossen werden können.
[0012] Alternativ hierzu ist es auch möglich, das Plenum durch eine Vertiefung im Bauteilabschnitt
zu bilden, die beispielsweise gegenüberliegend zu der zu kühlenden Oberfläche hin
offen ist und deshalb durch eine nachträglich anzubringende Abdeckung verschlossen
werden kann. Auf diese Weise entfällt die Notwendigkeit, einen Kern zur Bildung des
Plenums vorzusehen. Der Vorteil dieser Variante liegt in der Möglichkeit, die Geometrie
des Plenums weitgehend freizügig zu gestalten.
[0013] Die Anbringung der Abdeckung kann durch kostengünstige Verbindungsverfahren, wie
beispielsweise Löten oder Schweißen, erfolgen.
[0014] Schließlich ist es auch möglich, sowohl das Plenum als auch die Ausblasöffnungen
mittels EDM-Verfahren herzustellen. Mit Hilfe dieses Verfahrens lassen sich insbesondere
Form, Größe und Anordnung der Ausblasöffnungen frei wählen und mit höchster Präzision
umsetzen. Auch kann das Plenum als solches mit diesem Verfahren exakt umgesetzt werden.
Seitliche Austrittsöffnungen, wie sie zu Herstellung des Plenums erforderlich sind,
können je nach Auslegung der Kühlkonzeption als zusätzliche Ausblasöffnungen vollständig
oder teilweise offen bleiben. Ansonsten werden sie nach dem Formgebungsvorgang geschlossen.
Bevorzugt ist das Plenum über Speisekanäle mit einem Hauptplenum verbunden, welches
die Schaufel mit Kühlluft versorgt. Auf diese Weise ist kein direkter Anschluss an
die Kühlmediumversorgung erforderlich, wodurch sich der konstruktive Aufwand reduzieren
lässt.
[0015] Obwohl sich das vorstehend beschriebene Kühlkonzept zur Anwendung bei an sich beliebigen,
thermisch hochbelasteten Bauteilen realisieren lässt, wird es bevorzugt an Überhängen
von Turbinenschaufeln eingesetzt. Dort sind einerseits die thermischen Belastungen
besonders hoch, andererseits ist in unmittelbarer Nachbarschaft des Überhangs meist
ohnehin eine Kühlmittelversorgung vorgesehen, wodurch sich das erfindungsgemäße Kühlkonzept
besonders einfach umsetzen lässt.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0016] Es sind Ausführungsbeispiele der Erfindung schematisch dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- Überhang an einer Turbinenschaufel, perspektivische Ansicht von oben;
- Fig. 2
- Überhang gemäß Fig. 1, Ansicht von unten;
- Fig. 3
- Überhang an einer Turbinenschaufel gemäß einer ersten Ausführungsvariante, Ansicht
von unten;
- Fig.4
- Kern zur Herstellung eines Plenums;
- Fig. 5
- Überhang an einer Turbinenschaufel gemäß einer zweiten Ausführungsvariante, Ansicht
von unten.
[0017] Es sind lediglich die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt
und beschrieben.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0018] Das erfindungsgemäße Konzept wird anhand eines plattenförmigen, auskragenden Bauteilabschnitts
in Form eines Überhangs 1 erläutert, der als Bestandteil einer eine Turbinenschaufel
4 tragenden Plattform 3 gebildet ist. Eine Oberfläche 2 wird hierbei thermisch hoch
belastet, nämlich durch einen hier nicht dargestellten Heißgasstrahl. Insoweit sind
die nachstehend näher beschriebenen Ausführungsvarianten übereinstimmend gestaltet.
[0019] Bei dem in den Fig. 1 und Fig. 2 dargestellten Ausführungsbeispiel sind am Überhang
1 vier im Wesentlichen parallel und beabstandet zueinander angeordnete Pleni 10 vorhanden,
die durchgängig den Überhang 1 durchsetzen. Sie verlaufen unmittelbar benachbart zur
Oberfläche 2 und kühlen diese in diesem Bereich durch ein nicht näher dargestelltes,
konvektiv hindurchgeleitetes Kühlmedium. Weiterhin sind Ausblaseöffnungen 12 vorhanden,
und zwar bevorzugt zu Reihen und in Zuordnung zu den Pleni 10 angeordnet. Sie gehen
von den Pleni 10 aus und münden an der Oberfläche 2. Auf diese Weise wird Kühlmedium
aus den Pleni 10 durch die Ausblaseöffnungen 12 derart ausgeblasen, dass sich ein
zusammenhängender Kühlfilm ausbildet. Somit wird die Oberfläche 2 optimal gekühlt.
[0020] Wie sich insbesondere aus Fig. 2 ergibt, können die Pleni 10 durch EDM-Werkzeuge
19 gebildet werden, die Durchgangsöffnungen in den Überhang 1 bohren. Es wird damit
eine Verbindung zu einem Hauptplenum 5 unterhalb der Plattform 3 hergestellt, wodurch
die Pleni 10 mit Kühlluft aus diesem Bereich gespeist werden.
[0021] Je nach Anforderung können die Pleni 10 seitlich am Überhang 1 offen münden, wie
dies in Fig. 1 dargestellt ist. In diesem Fall wird Kühlluft zusätzlich seitlich aus
dem Überhang 1 ausgeblasen. Es ist jedoch ebenso gut möglich, die Pleni 10 in diesem
Bereich teilweise oder vollständig zu verschließen.
[0022] Der Querschnitt der einzelnen Pleni 10 kann variieren, um eine auf die lokale Wärmebelastung
abgestimmte Kühlwirkung zu erzielen. Dies gilt auch hinsichtlich ihrer Anzahl und
Verteilung ihrer Anordnung längs des Überhangs 1. Gleiches gilt sinngemäß für die
Kühlbohrungen bzw. Ausblaseöffnungen 12, die für die Ausbildung des Kühlfilms verantwortlich
sind.
[0023] Die in Fig. 3 dargestellte Ausführungsvariante zeigt ein Plenum 30, das den Überhang
1 hinsichtlich seiner Längs- und Quererstreckung weitgehend vollständig durchgehend
durchsetzt. Dies ermöglicht eine weitgehend ideal vergleichmäßigte konvektive Kühlung
der Oberfläche 2 und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die (hier nicht näher
dargestellten) Film-Kühlluftbohrungen an sich beliebig verteilt anzuordnen.
[0024] Wiederum wird das Plenum 30 vom Hauptplenum 5 versorgt. Hierzu sind Speisekanäle
6 vorgesehen, die die Verbindung zwischen dem Hauptplenum 5 und dem Plenum 30 herstellen.
[0025] Das Plenum 30 und die Speisekanäle 6 sind in diesem Fall direkt während des Gießvorganges
gebildet. Hierzu wird ein in Fig. 4 dargestellter Kern 39 verwendet, der die Form
des Plenums 30 vorgibt. Weiterhin sind zwei Speisekanalabschnitte 38 vorgesehen, um
die Speisekanäle 6 zu bilden. Mit Hilfe dieses mehrteiligen Kerns 38, 39 lässt sich
auf einfache Art und Weise das Plenum 30 einschließlich der Speisekanäle 6 formen.
[0026] Die Variante gemäß Fig. 5 zeigt eine im Überhang 1 eingegossene Vertiefung 50, von
der die Kühlbohrungen 52 abgehen. Das eigentliche Plenum wird dann gebildet, wenn
die Vertiefung 50 durch eine hier nicht dargestellte Abdeckung verschlossen wird.
Die Abdeckung kann aus einer einfachen Platte bestehen, die auf den Überhang 1 aufgesetzt
und dort verlötet oder verschweißt wird. Somit können auch komplizierte Geometrien
durch eine korrespondierende Gestaltung der Vertiefung 50 umgesetzt werden. Solche
Geometrien können beispielsweise auf der Oberfläche 2 angeordnete Pins, Rippen oder
Turbulenzgeneratoren sein (nicht dargestellt).
[0027] Wie bereits eingangs erwähnt, ist das vorstehend beschriebene Konzept nicht nur auf
die Anwendung an Überhängen von Turbinenschaufeln beschränkt, vielmehr ist eine Anwendung
überall dort möglich, wo plattenförmige, auskragende Bauteilabschnitte hohen thermischen
Belastungen ausgesetzt sind und demzufolge effektiv gekühlt werden müssen.
Bezugszeichenliste
[0028]
- 1
- Überhang
- 2
- Heißgasseitige Oberfläche
- 3
- Plattform
- 4
- Turbinenschaufel
- 5
- Hauptplenum
- 6
- Speisekanal
- 10
- Plenum, EDM-Bohrung
- 12
- Film-Kühlbohrung, Ausblaseöffnung
- 19
- EDM-Werkzeug
- 30
- Plenum
- 38
- Speisekanalabschnitt
- 39
- Kern
- 50
- Vertiefung
- 52
- Film-Kühlbohrung, Ausblaseöffnung
1. Plattenförmiger, auskragender Bauteilabschnitt einer Gasturbine oder dergleichen,
mit einer von Heißgas beaufschlagten Oberfläche und mit Kühlbohrungen, die von einem
Kühlmedium durchströmbar sind, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein ausschließlich dem Bauteilabschnitt (1) zugeordnetes Plenum (10; 30;
50) vorgesehen ist, das unmittelbar benachbart zu der von Heißgas beaufschlagten Oberfläche
(2) angeordnet ist und von dem Kühlmedium konvektiv durchströmbar ist, und dass die Kühlbohrungen als Ausblaseöffnungen (12; 52) ausgebildet sind, die von dem Plenum
(10; 30, 50) ausgehen und an der von Heißgas beaufschlagten Oberfläche (2) münden,
wodurch ein Kühlfilm generierbar ist.
2. Bauteilabschnitt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (30, 50) den Bauteilabschnitt (1) weitgehend vollständig durchsetzt.
3. Bauteilabschnitt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (30, 50) im Gießverfahren geformt ist.
4. Bauteilabschnitt nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (30; 50) mittels eines mehrteiligen Kerns (38; 39) gebildet ist.
5. Bauteilabschnitt nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (30; 50) durch eine in den Bauteilabschnitt (1) eingeformte Vertiefung
(50) gebildet ist, die durch eine Abdeckung verschlossen ist.
6. Bauteilabschnitt nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Abdeckung mit dem Bauteilabschnitt (1) verlötet oder verschweißt ist.
7. Bauteilabschnitt nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (10) und/oder die Ausblaseöffnungen (12) im EDM-Verfahren hergestellt
ist/sind.
8. Bauteilabschnitt nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Plenum (10; 30; 50) über Speisekanäle (6) mit einem Hauptplenum (5) verbunden
ist.
9. Bauteilabschnitt nach einem der vorhergehenden Ansprüche in Form eines an einer Turbinenschaufel
(4) gebildeten Überhangs (1).