[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Entsäuern von sauren Erdöldestillaten
mit einem Siedebereich von 140 bis 350 °C und einer Säurezahl zwischen 0,05 und >0,015
mg KOH/g.
[0002] Das Verfahren betrifft insbesondere die Entsäuerung von Kerosinen, aus denen Flugzeugtreibstoffe
wie beispielsweise Jet A 1 hergestellt werden. Diese Flugzeugtreibstoffe unterliegen
bestimmten Spezifikationen nach verschiedenen Standards wie beispielsweise der DERD
2494 oder der ASTM D 1655, in der die Grenzwerte für bestimmte Bestandteile des Treibstoffes
festgelegt sind.
[0003] Kritische Kennwerte dieser Treibstoffe sind die Acidität sowie der Schwefelgehalt
und der Gehalt an Mercaptanen. Diese Kennwerte sind daher in den Spezifikationen auf
bestimmte Grenzwerte beschränkt. Die Acidität der Destillate wird hauptsächlich durch
Carbonsäuren und Phenolverbindungen verursacht. Diese Verbindungen können, insbesondere
wenn sie mit basischen Materialien wie Natriumhydroxid oder ähnlichen Substanzen zusammentreffen,
Salze oder Seifen bilden, die im Treibstoff schädliche Effekte verursachen. So können
Salzkristalle, die sich nicht im Treibstoff lösen, zum Verstopfen von Treibstoffiltern
führen. Die Seifen können geringe Mengen an Wasser binden, das bei niedrigen Temperaturen,
wie sie in großen Höhen vorherrschen, ausfrieren kann.
[0004] Schwefelverunreinigungen im Flugzeugkraftstoff können zur Cadmiumkorrosion führen
und insbesondere organische Schwefelverbindungen verursachen Korrosion an den Turbinen.
[0005] Die Grenzwerte in der Spezifikation DERD 2494 für Jet A1 Flugzeugtreibstoffe liegen
daher bezüglich der Acidität bei 0,015 mg KOH/g und bezüglich des Schwefelgehaltes
bei 0,3 Gew.-% Gesamtschwefel und 0,003 Gew.-% Schwefel aus Mercaptanverbindungen.
[0006] Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Verfahren bekannt, diese Verunreinigungen
aus Erdöldestillaten zu entfernen.
[0007] Dabei wird bei konventionellen Verfahren das saure Erdöldestillat in drei verschiedenen
Schritten behandelt. Zunächst erfolgt eine Verringerung der Acidität der Destillate
dadurch, daß sie mit basischen Lösungen gewaschen werden. Dabei werden die sauren
Verbindungen aus dem Destillat ausgewaschen. Es besteht weiterhin auch die Möglichkeit,
die Destillate zu filtern, um Säuren oder Phenolverbindungen, die dann in fester Form
vorliegen, auf dem Filter abzuscheiden und so die Destillate zu reinigen. Entsprechende
Verfahren werden beschrieben in den US 3,398,086, US 4,033,860, US 4,121,999 und der
FR 23 92 103.
[0008] In einem zweiten Schritt werden dann die Mercaptanverbindungen entfernt. Diese werden
durch Oxydation mit Hilfe von auf Trägern befindlichen Metallphthalocyaninverbindungen,
Oxydationsmitteln und wässrigen alkalischen Lösungen umgesetzt.
[0009] In einem dritten Schritt erfolgt dann die Endbehandlung des Destillates. Dabei wird
dieses mit Wasser gewaschen, um die restlichen alkalischen Verbindungen und entstandene
Salze zu entfernen. Danach erfolgt ein Trocknen durch Hindurchleiten des Destillates
durch einen Salzfilter und ein Entfärben des Destillates durch Hindurchleiten durch
einen Tonfilter.
[0010] Man bezeichnet diese Verfahren zur Verringerung der Säurezahl von Erdöldestillaten
auch als "Sweetening-Prozesse" bzw. Prozesse zum Süßen von Erdölfraktionen.
[0011] Ein Nachteil dieser Verfahren liegt jedoch insbesondere in der Verwendung von alkalischen
Verbindungen. Bei den meisten bekannten Verfahren werden zum Süßen im ersten und zweiten
Behandlungsschritt basische Lösungen eingesetzt. Bei der Reaktion mit den organischen
Säuren im Erdöldestillat kommt es daher zur Bildung von z.B. Natriumsalzen, die sich
bei der Weiterverarbeitung des Destillates konzentrieren. Diese Substanzen sind Katalysatorgifte
und daher bei der Weiterverarbeitung der Erdöldestillate unerwünscht. Zudem wird auch
ein möglichst niedriger Gehalt von Alkalisalzen oder sonstigen alkalischen Bestandteilen
im Flugzeugbenzin angestrebt, um die oben beschriebene Bildung von störenden Salzen
oder Seifen zu verhindern.
[0012] Es wurde daher versucht, bei Weiterentwicklungen auf die Anwendung von Alkalien als
Neutralisationsmittel zu verzichten.
[0013] Neuere Verfahren des Standes der Technik zielen daher im wesentlichen darauf ab,
die Behandlung mit Alkalien zu vermeiden. So werden beispielsweise als Ersatz für
die Alkalien, wässrige Amoniaklösungen eingesetzt.
[0014] Die EP 0 474 545 B1 beschreibt ein Verfahren zum Süßen von Petroleumdestillaten,
bei dem in einem einzigen Verfahrensschritt in Abwesenheit basischer Lösungen die
für die gesüßten Destillate angestrebte Aciditätsgehalte, Mercaptangehalte und Farbcharakteristika
erreicht werden. Hierbei werden die Aciditätsverringerung und die Mercaptanoxidation
gemeinsam in einem einzigen Schritt durchgeführt. Dabei werden die Destillate in Gegenwart
eines Oxidationsmittels, vorzugsweise eines Metallchelates über einen Oxidationskatalysator
geleitet. Dieser Oxidationskatalysator enthält weiterhin pyrolisierten Kohlenstoff
und große Anteile an mineralischer Matrix mit einem Hydratationsgrad von 1 - 20 Gew.-%.
Bei diesem Verfahren werden allein durch die Überleitung des Destillates über den
Oxidationskatalysator die Säuren neutralisiert und die Phenolverbindungen und die
Mercaptane oxidiert.
[0015] Da das Verfahren wasserfrei verläuft und eine alkalische Lösung nicht vorhanden ist,
ist ein späteres Waschen des Destillates mit Wasser nicht notwendig.
[0016] Der Nachteil dieses Verfahrens liegt jedoch darin, daß Oxidationskatalysatoren bestehend
aus einem mit Metallchelaten imprägnierten absorbierenden festen Träger relativ aufwendig
herzustellen sind und daher eine derartige Reinigung die Herstellungskosten für Flugzeugkraftstoffe
erheblich erhöhen dürfte.
[0017] Hydrotreating Verfahren als Alternative zu Sweetening-Prozessen zur Absenkung der
Säurezahl haben den Nachteil, daß dieses Verfahren kostenintensiver ist, da u.a. zusätzlich
H
2 verbraucht wird.
[0018] Die technische Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Entsäuern von sauren
Erdöldestillaten zur Verfügung zu stellen, das kostengünstiger eingesetzt wird und
ebenfalls ohne Verwendung wässriger alkalischer Lösungen durchgeführt werden kann.
[0019] Diese technische Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß die Entsäuerung mit einem anorganischen Adsorbens erfolgt. Dabei ist es bevorzugt,
schwefelarme Destillate einzusetzen mit einem Gesamtschwefelgehalt von < 0,3 Gew.-%
(w/w) und einem Schwefelgehalt aus Mercaptanen von < 0,003 Gew.-% (w/w).
[0020] Als anorganische Adsorbentien werden bevorzugt solche ausgewählt aus der Gruppe überwiegend
siliciumdioxidhaltige Adsorbentien, überwiegend aluminiumoxidhaltige Adsorbentien
und zeolithische Molekularsiebe oder Mischungen derselben eingesetzt. Besonders bevorzugt
ist der Einsatz von aktiviertem Aluminiumoxid oder Silicagel.
[0021] Diese Adsorbentien besitzen bevorzugt eine spezifische Oberfläche von 100 - 1800
m
2/g vorzugsweise 100 - 850 m
2/g und ein Mikroporenvolumen von 0,2 - 0,4 cm
3/g. Das Verfahren wird insbesondere eingesetzt zur Entsäuerung von Kerosinen, die
zur Herstellung von Flugzeugtreibstoffen verwendet werden.
[0022] Das Verfahren wird in bevorzugter Weise bei Temperaturen von 30 - 150 °C, vorzugsweise
45 - 120 °C, einem Druck von 1 - 20 bar, vorzugsweise 2 - 10 bar und einer spezifischen
Belastung der das Adsorbens enthaltenden Säule von 0,5 - 10 kg Erdöldestillat/kg Adsorbens/h
durchgeführt.
[0023] Die Regenerierung des Adsorbens erfolgt durch thermische Behandlung mit heißen Gasen
bei Temperaturen von 250 - 350 °C oder durch Waschen mit einem polaren organischen
Lösemittel jedenfalls in den Fällen, in denen höhermolekulare Phenole als Verunreinigungen
in dem Erdöldestillat vorhanden sind.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise in zwei Säulen durchgeführt, die
parallel oder in Reihe betrieben werden können. Dabei kann eine Säule zwischenzeitlich
zur Regeneration außer Betrieb genommen werden, ohne daß der gesamte Prozeß unterbrochen
werden muß.
[0025] Diese Säulen werden mit den anorganischen Adsorbentien gefüllt und anschließend das
Erdöldestillat unter den oben genannten Bedingungen hindurch geleitet. Dabei werden
in Abwesenheit wässriger alkalischer Medien und auch in Abwesenheit eines Oxydationskatalysators
ohne weitere Nachbehandlung Säurezahlen erreicht, die <0,015 mg KOH/g betragen. Die
Phenolverbindungen und weitere Säuren, sowie Teile der enthaltenden Mercaptane werden
an dem Adsorbens gebunden. Da keine wässrige alkalische Lösung verwendet wird, ist
auch ein nachgeschalteter Wasch- und Endreinigungsschritt nicht notwendig.
[0026] Für das Verfahren werden bevorzugt schwefelarme Erdöldestillate eingesetzt, da hier
die Mercaptankonzentrationen bereits nahe an den geforderten Spezifikationen liegen.
Derartige schwefelarme Erdöldestillate können durch Einsatz entsprechender Rohöle
oder auch durch Mischen von schwefelarmen Destillaten mit schwefelreicheren Destillaten
ohne größeren Aufwand hergestellt werden.
[0027] Hierdurch kann das teurere Oxydationsverfahren zur Entfernung der Mercaptanverbindungen
vermieden werden und trotzdem ein Erdöldestillat mit ausreichender Qualität bezüglich
Acidität und Schwefelgehalt erhalten werden, das die geforderten Werte der Spezifikation
erfüllt.
[0028] Pro Zyklus werden etwa 1800 - 2200 t Erdöldestillat pro Tonne Adsorbens beaufschlagt.
Danach ist im allgemeinen eine Regenerierung notwendig. Diese erfolgt durch Behandlung
mit chemischen Gasen von Temperaturen von 250 - 350 °C, vorzugsweise mit Stickstoff
oder Methan. Durch diese Maßnahme wird im Allgemeinen eine ausreichende Regenerierung
erzielt. Sollten in den Erdöldestillaten höhere Mengen an höhermolekularen Phenolen
vorhanden sein, so kann es notwendig sein, daß man zusätzlich mit einem polaren Lösungsmittel
eluieren muß. Es besteht alternativ auch die Möglichkeit, die höhermolekularen Phenole
vor dem eigentlichen Adsorbensbett abzufangen, z.B. durch ein sogenanntes Guard-bed,
um so ein Eindringen dieser Verbindungen in den Reaktor zu vermeiden. Hierzu werden
Adsorbentien eingesetzt, die insbesondere für höhermolekulare Verbindungen geeignet
sind. Besonders geeignet sind Aluminiumoxide, die eine Porosität >50nm von mindestens
0,15 cm
3/g aufweisen.
[0029] Figur 1 zeigt Versuchsergebnisse der Entsäuerung von straight run-Kerosinen mit einem
Adsorbens auf Al
2O
3-Basis z.B. Alcoa CDX. Die Säurezahlen der eingesetzten Kerosine lagen zwischen 0,02
und 0,04 mg KOH/g. Nach der Entsäuerung wurden Säurezahlen erzielt, die im Bereich
0,002 - 0,015 mg KOH/g liegen.
[0030] Diese Ergebnisse werden selbst nach einer Beaufschlagung von 1.700 - 1.800 t Destillat
pro Tonne Adsorbens erreicht.
[0031] Fig. 2 zeigt die möglichen verschiedenen Betriebsmodi für die Adsorptions- und Desorptionsprozesse
in den Säulen. Die Ziffer 1 bezeichnet den Zulauf der Destillate aus der Topkolonne,
die Ziffer 2 den Ablauf der Destillate nach der Entsäuerung. Die Ziffer 3 bezeichnet
den Zulauf des Regenerationsgases und die Ziffer 4 den Ablauf des Regenerationsgases.
Mit der Ziffer 5 ist der Zulauf eines polaren Desorbens bezeichnet und mit der Ziffer
6 der Ablauf des Desorbens. Ziffer 7 bezeichnet die Säulen, Ziffer 8 die Topkolonne
und Ziffer 9 den Pool.
[0032] Die Säulen 7 können in verschiedenen Betriebsmodi gefahren werden. So können beide
Säulen 7 in einem parallelen Betriebsmodus betrieben werden. Dann wird an beiden Reaktoren
gleichzeitig die Adsorption durchgeführt. Die Destillate werden dann aus der Topkolonne
über den Zulauf 1 in die Reaktoren 7 geführt, wo die Adsorption durchgeführt wird.
Die Produkte werden über den Ablauf 2 im Pool 9 gesammelt. Die Säulen können alternativ
auch hintereinander geschaltet sein.
[0033] Ein zweiter alternativer Betriebsmodus sieht vor, daß einer der Reaktoren regeneriert
wird, während am anderen Reaktor die Adsorption erfolgt. Bei der Desorption wird z.
B. das polare flüssige Desorbens vorzugsweise über den Zulauf 5 von oben durch die
Säule geführt. Es erfolgt die Desorption des in der Säule befindlichen Adsorbens,
wonach das Desorbens über den Ablauf 6 abgeführt wird.
[0034] Als polares Desorbens kann ein organisches Lösungsmittel eingesetzt werden. Anschließend
wird die Säule von unten mit heißem Gas trockengespült. Die andere Säule wird mit
Adsorptionsmodus weiterbetrieben. Alternativ kann der Regenerierungsprozeß statt mit
einem polaren flüssigen Desorbens als thermische Regenerierung des Adsorbens bei Temperaturen
von 250 - 350 °C durchgeführt werden. Dabei wird heißer Stickstoff oder heißes Methan
von unten über den Zulauf 3 durch den Reaktor geleitet.
[0035] Fig. 3 zeigt die Reduktion der Säurezahl in Mittelöl mit frischem Adsorbens und Adsorbens
nach der Desorption mit Methanol.
[0036] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, kostengünstig eine Entsäuerung
von Erdöldestillaten mit einem Siedebereich von 140 - 350 °C zu erzielen. Hierbei
werden auf einfache Art und Weise die für Flugzeugkraftstoffe Jet A 1 notwendigen
Spezifikationen erreicht, ohne daß mehrere Verfahrensschritte notwendig sind und ohne
daß alkalische wässrige Lösungen verwendet werden. Weiterhin kann beim Einsatz von
schwefelarmen Erdöldestillaten auch vollständig auf die Oxydation von Mercaptanen
verzichtet werden.
1. Verfahren zum Entsäuern von sauren Erdöldestillaten mit einem Siedebereich von 140
bis 350 °C und einer Säurezahl zwischen 0,05 und >0,015 mg KOH/g, dadurch gekennzeichnet, daß die Entsäuerung mit einem anorganischen Adsorbens erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß schwefelarme Erdöldestillate mit einem Gesamtschwefelgehalt von ≤ 0,3 Gew.-% (w/w)
und einem Schwefelgehalt aus Mercaptanen von ≤ 0,003 Gew.-% (w/w) eingesetzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, daß Adsorbentien ausgewählt aus der Gruppe überwiegend siliciumdioxidhaltige Adsorbentien,
überwiegend aluminiumoxidhaltige Adsorbentien, zeolithische Molekularsiebe und kohlenstoffhaltige
Adsorbentien oder Mischungen derselben eingesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß als Adsorbens aktiviertes Aluminiumoxid, Silicagele oder zeolitische Molekularsiebe
eingesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die spezifische Oberfläche der Adsorbentien 100 - 1800 m2/g und das Mikroporenvolumen 0,2 - 0,4 cm3/g beträgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Erdöldestillate Kerosine eingesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren bei Temperaturen von 30 - 150 °C, einem Druck von 1 - 20 bar und einer
spezifischen Belastung von 0,5 - 10 kg Erdöldestillat pro kg Adsorbens pro Stunde
durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Regenerierung des Adsorbens thermisch bei Temperaturen von 250 - 350 °C erfolgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Regenerierung des Adsorbens durch Waschen mit einem polaren organischen Lösemittel
erfolgt.