[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erzeugung einer Boridschicht
auf einer Oberfläche durch Plasmaborieren umfassend einen Reaktor, dem ein ein Borspendermedium
enthaltendes Gasmedium zugeführt werden kann und in dem eine Glimmentladung erzeugt
wird. Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie einen Plasmagenerator
aufweist, der eine gepulste Gleichspannung mit einer veränderbaren Pulsbreite und/oder
Pulspause liefert.
[0002] Das zu den thermochemischen Behandlungsverfahren zählende Borieren ermöglicht vorzugsweise
an metallischen Bauteilen die Erzeugung verschleißfester Oberflächenschichten, die
gegen hohe abrasive und adhäsive Verschleißbeanspruchung ausgezeichnet schützen. Industriell
angewendete Borierverfahren arbeiten bislang häufig mit festen Borspendermedien in
Form von z. B. Pulvern oder Pasten. Diese Verfahren haben jedoch eine Reihe von Nachteilen,
die die Erzeugung von Boriden auf bestimmte Anwendungsfälle beschränkt, für die keine
alternativen Behandlungen mit einem vergleichbaren Verschleißschutz existieren. Zu
diesen Nachteilen gehören z. B. der hohe manuelle Aufwand durch das Handling. Das
Bauteil muß in Pulver eingepackt werden bzw. die Borierpaste muß verstrichen werden
und anschließend müssen die Boriermittelreste entfernt werden. Die Boriermittelreste
sind aus ökologischen Gründen auf geeigneten Deponien zu entsorgen. Die bekannten
Verfahren sind häufig nicht oder nicht ausreichend regelbar. Eine Automatisierung
der Verfahren ist nicht möglich.
[0003] Es wurden daher Verfahren zur Erzeugung einer Boridschicht auf einer Oberfläche durch
Plasmaborieren entwickelt, bei denen man einem Reaktor ein ein Borspendermedium enthaltendes
Gasmedium zuführt und in dem Reaktor eine Glimmentladung erzeugt. Ein derartiges Verfahren
ist beispielsweise in der DE 196 02 639 A1 beschrieben. Bereits in dieser Druckschrift
ist die Problematik beim Plasmaborieren von z. B. metallischen Oberflächen angesprochen,
die darin besteht, daß sich Schichten mit einem nicht unwesentlichen Anteil an Poren
bilden. Dies wirkt sich negativ auf die Verschleißbeständigkeit der borierten Oberfläche
aus. Aber auch das Verfahren zur Plasmaborierung, wie es in der genannten Druckschrift
beschrieben ist, konnte nicht zur industriellen Serienanwendungen entwickelt werden.
[0004] Vorzugsweise weist die erfindungsgemäße Vorrichtung wenigstens einen Massendurchflußmesser
auf für die Messung und/oder Einstellung der Zusammensetzung und/oder des Durchflusses
eines oder mehrerer der Gase in dem Gasmedium. Man kann damit jederzeit messen, welche
momentane Gaszusammensetzung das dem Reaktor zugeführte Gasmedium aufweist und kann
daraufhin die Zusammensetzung des Gasmediums verändern und/oder den jeweiligen Durchfluß
eines oder mehrerer der in dem Gasmedium enthaltenen Gase verändern. Dadurch ist es
möglich, Einfluß auf das Verfahren zu nehmen. Man kann beispielsweise durch eine Änderung
der Gaszusammensetzung während des Verfahrens Einfluß auf die Schichtbildung nehmen,
dies dabei wiederum gegebenenfalls in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Analyse
der ermittelten Partikelzusammensetzung im Plasma. Vorzugsweise arbeitet man mit einem
Gasmedium, das zwei oder drei Komponenten enthält, beispielsweise ein Bortrihalogenid,
Wasserstoff und ein Edelgas. Es sind daher vorzugsweise drei Massendurchflußmesser
vorhanden, jeweils für die Messung und/oder Einstellung des Durchflusses jeder dieser
drei Komponenten.
[0005] Vorzugsweise verwendet man für die erfindungsgemäße Vorrichtung einen gasartunabhängigen
Druckmesser, um den Behandlungsdruck zu messen. Dieser gasartunabhängige Druckmesser
ist vorzugsweise rechnergesteuert geregelt.
[0006] Die Verteilung des Gases im Behandlungsraum des Reaktors kann man z. B. über eine
Gasdusche vornehmen.
[0007] Weiterhin, im Fall eines thermisch zersetzbaren Borspenders, hat es sich als vorteilhaft
erwiesen, einen gekühlten Gaseinlaß zu verwenden, da man so eine bessere Ausnutzung
des eingeleiteten Borspendermediums erzielen kann.
[0008] Aus umwelttechnischen Gründen ist es gemäß einer Weiterbildung der Erfindung weiterhin
vorteilhaft, eine Gasreinigungseinrichtung zu verwenden für die Abgasbehandlung, um
den Boranteil im Abgas zu minimieren und damit die Umweltbelastung des Verfahrens.
Beispielsweise kann man hierzu eine solche Anordnung verwenden, bei der die Gasreinigungseinrichtung
einer an den Behandlungsraum angeschlossenen Vakuumpumpe nachgeschaltet ist.
[0009] Um die gewünschte Behandlungstemperatur zu erzielen, kann gemäß einer Weiterbildung
der Erfindung der Reaktor eine Zusatzheizung aufweisen.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein Verfahren der eingangs genannten
Gattung, das mittels einer Vorrichtung mit den Merkmalen eines der Vorrichtungsansprüche
1 bis 10 durchgeführt wird.
[0011] Nachfolgend wird die vorliegende Erfindung an Hand von Ausführungsbeispielen unter
Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben. Dabei zeigen
- Fig. 1
- eine schematisch vereinfachte Darstellung einer erfindungsgemäßen Anlage zur Erzeugung
einer Boridschicht auf einer Oberfläche durch Plasmaborieren
- Fig. 2
- ein Diagramm betreffend die zeitliche Änderung der Spannung bei dem gepulsten Gleichstrom
der für ein erfindungsgemäßes Verfahren verwendet wird.
[0012] Zunächst wird auf Fig. 1 Bezug genommen. Die Darstellung zeigt ein Schema des Anlagenaufbaus
einer Anlage wie sie in dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Erzeugung einer Boridschicht
auf einer Oberfläche durch Plasmaborieren verwendbar ist. Die Anlage umfaßt einen
Reaktor 10 mit einem Behandlungsraum 11, in dem das Plasma erzeugt wird. Der Behandlungsraum
11 des Reaktors 10 wird beschickt mit einem Borspendermedium, das über einen Gaseinlaß
12 und die Zufuhrleitung 13 in den Behandlungsraum 11 gelangt. An die Zufuhrleitung
13 sind insgesamt drei Speiseleitungen angeschlossen, über die die einzelnen Komponenten
des Behandlungsgases zugeführt werden. Diese Komponeten sind zum einen das Bortrihalogenid,
z. B. Bortrichlorid oder Bortrifluorid, das über die Zweigleitung 14 zugeführt wird,
die in die Zufuhrleitung 13 einmündet. Die zweite Komponente ist Wasserstoffgas, das
über die Zweigleitung 15 zugeführt wird, die ebenfalls in die Zufuhrleitung 13 einmündet.
Die dritte Komponente ist ein Edelgas, z. B. Argon das über die Zweigleitung 16 zugeführt
wird, die ebenfalls in die Zufuhrleitung 13 einmündet. Für alle drei Komponenten sind
jeweils Massendurchflußmesser 17, 18 bzw. 19 vorgesehen, mittels derer der Durchfluß
der jeweiligen Komponente des Behandlungsgases einstellbar und messbar ist.
[0013] Der Reaktor 10 umfaßt weiterhin eine Chargierplatte 20, die sich im Reaktorraum 11
befindet und auf zwei Stützisolatoren und der stromführenden Stütze aufliegt (nicht
dargestellt). Die Versorgung mit Spannung zur Erzeugung der Glimmentladung erfolgt
über die schematisch dargestellte Spannungsversorgungsleitung 21. Der Plasmagenerator
liefert eine gepulste Gleichspannung mit einer veränderbaren Pulsbreite bzw. Pulspause
wie noch weiter unten erläutert wird.
[0014] Die Zusammensetzung und der Durchfluß des Behandlungsgases werden mit Hilfe der Massendurchflußmesser
17, 18, 19 eingestellt. Die Messung des Behandlungsdruckes erfolgt über einen gasartunabhängigen
Druckmesser und wird außerdem rechnergesteuert geregelt. Die Druckmessung und Druckregelung
erfolgt mittels der in dem Schema mit 22 bezeichneten Einrichtung, die über die Leitung
23 mit dem Behandlungsraum 11 verbunden ist. An diese Leitung 23 ist der Druckregelung
22 nachgeschaltet eine Vakuumpumpe 24 angeschlossen. Dieser Vakuumpumpe 24 nachgeschaltet
befindet sich in dieser Abgasleitung eine Einrichtung 25 zur Abgasreinigung, die für
eine ausreichende Abgasbehandlung sorgt.
[0015] Die Regelung der Temperatur des Plasmagenerators erfolgt über die Temperaturregelungseinrichtung
26 und die Leitung 27.
[0016] Die erfindungsgemäße Anlage verfügt außerdem über eine Zusatzheizung 28, die im Reaktor
10 untergebracht ist zur Erzielung der gewünschten Behandlungstemperatur im Behandlungsraum
11.
[0017] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Erzeugung einer Boridschicht arbeitet vorzugsweise
im Niederdruckbereich, z. B. im Bereich von 1 bis 10 hPa, und wird durch eine elektrische
Aktivierung der Gasatmosphäre unterstützt. Die zu behandelnden (borierenden) Bauteile
werden kathodisch gegen die Behälterwand des Behandlungsraums geschaltet. Das vorzugsweise
aus Bortrihalogenid, z. B. Bortrichlorid oder Bortriflorid, Wasserstoff und Edelgas
bestehende Gasmedium wird in den Behandlungsraum 11 gegeben und erfährt neben der
thermischen eine elektrische Aktivierung durch Glimmentladung. Die Behandlungstemperatur
ist abhängig von dem zu borierenden Werkstoff der jeweiligen Bauteile und liegt beispielsweise
oberhalb von 700 °C, vorzugsweise bei 800 °C oder darüber.
[0018] Es wird vorzugsweise eine gepulste Gleichspannung angelegt, um eine Aktivierung der
Oberfläche durch den Edelgas-lonenbeschuß vor der Behandlungsphase zu ermöglichen.
Darüber hinaus werden während der Behandlung aktive angeregte Borpartikel erzeugt,
die zur Oberfläche des Bauteils gelangen und dort in erster Linie durch Diffusion
Boride bilden. Die Reduktion des in der Atmosphäre vorliegenden Halogens, das aus
dem Bortrihalogenid erzeugt wird, wird durch den im Plasma erzeugten atomaren Wasserstoff,
der aus dem zugeführten H
2 Gas entsteht, begünstigt.
[0019] Das Diagramm gemäß Fig. 2 zeigt beispielhaft einen möglichen Spannungsverlauf in
Abhängigkeit von der Zeit für einen gepulsten Gleichstrom wie er für ein erfindungsgemäßes
Verfahren besonders vorteilhaft ist. Die Spannung liegt z. B. in einem mittleren Bereich
bei 650 Volt, wobei der Spannungsimpuls beispielsweise 160 µs aufrechterhalten wird
und die Pulspause beispielsweise 50 µs beträgt. Die Pulspause ist also etwa um den
Faktor 3 kürzer als die Dauer des Gleichspannungspulses. Die Periodendauer beträgt
in dem Ausführungsbeispiel 210 µs und somit beträgt die Frequenz 4,762 kHz. Das Tastverhältnis
definiert als das Verhältnis aus der Länge der Pulsdauer zur Pulspause innerhalb eines
Pulses liegt in dem Ausführungsbeispiel bei 3,2. Es wurde festgestellt, daß man bei
Verwendung einer relativ hohen Spannung eine längere Pulspause benötigt. Bei Verwendung
von Argon im Behandlungsgas lassen sich aber auch bei relativ geringen Spannungen,
z. B. im Bereich oberhalb von 500 Volt gute Ergebnisse erzielen.
1. Vorrichtung zur Erzeugung einer Boridschicht auf einer Oberfläche durch Plasmaborieren
umfassend einen Reaktor mit einem Behandlungsraum, in dem eine Glimmentladung erzeugt
wird und eine Zuführeinrichtung, über die dem Reaktor ein ein Borspendermedium enthaltendes
Gasmedium zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung einen Plasmagenerator aufweist, der eine gepulste Gleichspannung
mit einer veränderbaren Pulsbreite und/oder Pulspause liefert.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens ein Massendurchflußmesser (17,18,19) vorgesehen ist für die Messung und/oder
Einstellung der Zusammensetzung und/oder des Durchflusses wenigstens eines der Gase
in dem Gasmedium.
3. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens zwei, vorzugsweise drei Massendurchflußmesser (17,18,19) vorhanden sind,
jeweils für die Messung und/oder Einstellung des Durchflusses von Borspendermedium
und/oder Wasserstoff und/oder Edelgas.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass ein gasartunabhängiger (22) Druckmesser für die Messung des Behandlungsdrucks vorgesehen
ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der gasartunabhängige Druckmesser (22) für die Messung des Behandlungsdruckes rechnergesteuert
geregelt wird.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Verteilung des Gases im Behandlungsraum über eine Gasdusche erfolgt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass diese einen gekühlten Gaseinlaß, insbesondere für das eingeleitete Borspendermedium
aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass diese eine Gasreinigungseinrichtung (25) für die Abgasbehandlung aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Gasreinigungsreinrichtung (25) einer an den Behandlungsraum angeschlossenen Vakuumpumpe
(24) nachgeschaltet ist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass für den Reaktor (11) eine Zusatzheizung (28) zur Erzielung einer gewünschten Behandlungstemperatur
vorgesehen ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass es mittels einer Vorrichtung mit den Merkmalen einer der Ansprüche 21 bis 30 durchgeführt
wird.