[0001] Die Erfindung betrifft ein Projektil gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Das gattungsbildende Projektil ist aus der EP-A-0 840 393 als leistungsgesteigerte
Artillerie-Rakete bekannt, die auf der Außenmantelfläche ihres Rumpfes ein dielektrisches
Trägersubstrat für auf dessen Außenfläche gegeneinander versetzte und miteinander
gekoppelte elektrisch leitende Flächen aufweist, die als Antennenstruktur für die
Trägerfrequenz von Navigationssatelliten ausgelegt sind.
[0003] So sehr sich diese Mantelflächen-Antenne für die Aufnahme von Satelliten-Ortungsinformationen
auch schon bewährt hat, weist sie doch den Nachteil auf, im Hinblick auf die mechanische
Beanspruchung beim Abschuß aus dem Waffenrohr nicht problemlos ohne weiteres - insbesondere
auch nachträglich noch - auf dem Projektil appliziert werden zu können.
[0004] Vorliegende Erfindung liegt deshalb die technische Problemstellung zugrunde, ein
Projektil gattungsgemäßer Art derart auszulegen, daß seine Empfangsantenne einerseits
gegen die mechanischen Beanspruchungen beim Abschuß des Projektils aus einem Waffenrohr
besser geschützt und andererseits problemlos auch nachrüstbar ist; wobei ferner die
Option eröffnet werden soll, die Satellitennavigations-Empfangsantenne auch für andere
Aufgaben nutzen zu können.
[0005] Diese Aufgabe ist ausweislich der Merkmale im Kennzeichnungsteil des Hauptanspruches
bei einem gattungsgemäßen Projektil erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst,
daß die Antenne unter dessen Ogive verlegt ist, wo die elektrisch leitenden Flächen
beiderseits auf eine quer zur Längsachse des Projektils konzentrisch angeordneten
dielektrischen Trägerscheibe aufgebracht sind.
[0006] Die Spitze eines modernen Artillerieprojektils enthält gewöhnlich in Flugrichtung
hinter einer konzentrisch angeordneten Programmierspule einen Schaltungsmodul mit
wenigstens einem Signalprozessor für die Auswerteelektronik, und dahinter Sicherungs-
und Zündeinrichtungen. Da die Spitze mit dem Rumpf des Projektils verschraubt ist,
um sie erst im Einsatzfall aufzubringen, ist sie auch unproblematisch austauschbar.
Es erweist sich, daß in dem sich nach vorne hin verjüngenden Innenraum der Spitze
ist unmittelbar vor der Spule noch Freiraum zum zusätzlichen Einbau der Trägerscheibe
für die Antennenstruktur des Navigationsempfängers ist. Der Empfänger selbst, also
die Signalverarbeitung zum Gewinnen und Auswerten der Satelliten-Navigationsinformation
kann in den hinter der Spule gelegenen Modul einbezogen werden.
[0007] Die Antennenstruktur, also die Geometrie der elektrisch leitenden Flächen auf den
beiden Seiten der dielektrischen Trägerscheibe, ist vorzugsweise in Bezug auf die
Rotationsachse des Projektils so ausgelegt, daß sich ein punktsymmetrisches Antennendiagramm
einstellt, um rotationsabhängige Störeinflüsse wie insbesondere Amplitudenmodulationen
der Empfangssignale möglichst zu vermeiden.
[0008] Problematisch kann die Absicht einer Verlagerung der Navigations-Empfangsantenne
von der Mantelfläche des Projektils ins Innere der Projektilspitze allerdings insofern
werden, als die Spitze bei einem modernen Artilleriezünder wie im Falle des eingeführten
Multifünktionszünders DM74 vor der Programmierspule schon mit einer koaxial stehenden
Dipol- oder Helix-Radarantenne für das Abstands-Zündkriterium ausgestattet ist, was
räumliche und elektrische Einschränkungen in den Antennenfunktionen zu Folge hat.
Gemäß einer Weiterbildung vorliegender Erfindung wird dieses Problem aber dadurch
beherrscht, daß die Navigations-antenne für die dritte Oberwelle der Satelliten-Trägerfrequenz
und damit für die Größenordnung der Trägerfrequenz eines üblichen Radar-Entfernungsmessers
ausgelegt wird. Dann erübrigt sich die zusätzliche Radar-Dipolantenne, und die flachzylindrisch-scheibenförmige
Antennenstruktur dient beiden Systemen (Navigationsempfänger und Entfernungsradar)
als Antennensystem. Nun ist es allerdings zweckmäßig, zur Vermeidung wechselseitiger
Störungen eine Entkoppelung vorzunehmen, die am einfachsten dadurch erfolgt, daß der
Navigationsempfänger und das Radar nicht gleichzeitig betrieben werden. Das ist unproblematisch
realisierbar, weil die Satellitennavigation lediglich für die Bahnvermessung (zur
Bahnkorrektur) benötigt wird, während das Radar erst anschließend, nach Ankunft über
dem Zielgebiet beim Abstieg zur Abstandsauslösung über Grund arbeiten muß.
[0009] So ist bei hohem Integrationsgrad über eine Frequenzkopplung der GPS-Empfang in einem
Radarannäherungszünder ermöglicht, ohne daß Raum für getrennte Antennen benötigt wird,
also auf engstem Raum mit derselben Antenne die Navigationsinformation und das Radarecho
gewinnbar.
[0010] Zusätzliche Weiterbildungen und weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den
weiteren Ansprüchen und aus nachstehender Beschreibung eines in der Zeichnung unter
Beschränkung auf das Funktionswesentliche nicht ganz maßstabsgerecht skizzierten prinzipiellen
Realisierungsbeispiels für die erfindungsgemäße Lösung. In der Zeichnung zeigt:
- Fig.1
- den Einbau einer kombinierten Navigations- und Radar-Antenne vor der Programmierspule
eines modernen Artilleriezünders und
- Fig. 2
- im vereinfachten Blockschaltbild das Prinzip der erfindungsgemäßen Entkopplung zwischen
Navigationsempfänger und Abstandsradar durch versetzten gegenseitigen Betrieb.
[0011] Die in Fig. 1 in abgebrochener Darstellung und teilweise im Achsial-Längsschnitt
skizzierte Spitze 11 eines Artillerie-Projektiles 12 trägt vor ihrem metallischen
Gehäuse 13 eine ballistische Haube 14 in Form eines für Hochfrequenz durchlässigen
Kunststoff-Radom aus thermoplastischem Werkstoff wie Teflon. Die Ebene der Teilungsfuge
zwischen Gehäuse 13 und Haube 14 wird vom Schaltungsmodul 15 für verschiedene Signalverarbeitungsaufgaben
durchragt, der in Projektil-Flugrichtung vor sich unter der Radom-Haube 14 eine großflächige
Programmierspule 16 für die Zündfunktion des Schaltungsmodus 15 trägt. Im hohlkegelförmigen
Innenraum der Haube 14 vor der Programmierspule 16 ist an sich die Dipol- oder Helixstruktur
der Sende-Empfangs-Antenne 17 eines Abstands-Radar 18 (Fig. 2) angeordnet. Diese Radarantenne
17 ist nun aber als Dualmode-Planarantenne konzentrisch vor der Programmierspule 16
ausgebildet, da sie zugleich als Empfangsantenne 19 eines Satelliten-Navigationsempfängers
20 dient. Die Radar-Antenne 17 und die Navigations-Antenne 20 sind also zu einer Kombinationsantenne
21 auf einer etwa 2,5 mm dicken Scheibe (bei etwa zehnfachem Durchmesser) zusammengefaßt,
deren Kaschierung auf Resonanz bei der zwischen 4 GHz und 5 GHz liegenden Radarfrequenz
im C-Band abgestimmt ist. Damit ist sie zugleich auf die dritte Harmonische der bei
1,5 MHz liegenden L1-Trägerfrequenz der Satellitennavigation abgestimmt, so daß die
Kombinationsantenne 21 gleichzeitig sowohl für den Betrieb des Radars 18 sowie auch
für den Betrieb des Navigationsempfängers 20 optimiert ist.
[0012] Die Kombinationsantenne 21 ist als dielektrische Flachantenne aufgebaut, die auf
den beiden einander gegenüberliegenden Oberflächen einer beispielsweise kreisscheibenförmigen
dielektrischen Trägerscheibe 22 (in der Zeichnung zur Veranschaulichung übertrieben
dick skizziert) elektrisch leitende Flächenstrukturen trägt, die beispielsweise aus
einer ursprünglich flächendeckenden Kaschierung herausgeätzt sind. Die Scheiben-Kaschierung
besteht aus einer vorderseitigen Fläche 24.1 und einer in allen Richtungen über ihre
Begrenzung hinausgehenden rückseitigen Fläche 24.2. Für die Ausbildung einer zur Geschoßachse
23 symmetrischen Antennencharakteristik ist die Trägerscheibe 22 konzentrisch quer
zur Achse 23 vor der Programmierspule 16 gehaltert.
[0013] Um den Betrieb des Abstandsradars 18 für die Zündauslösung und des Navigationsempfängers
20 für die Bahnkorrektur von einander zu entkoppeln, speist die Kombinationsantenne
21 entweder das Radar 18 oder den Navigationsempfänger 20, aber nicht beide gleichzeitig,
was in Fig.2 durch einen Umschalter 25 symbolisiert ist, der im Interesse möglichst
geringen Signalverlustes vorzugsweise als PIN-Diodenschalter realisiert ist. Diese
Umschaltung erfolgt aus einer Steuerstufe 26 nach Maßgabe der über die induktive Schnittstelle
an der Spule 16 vorgegebenen Programmierung des Einsatzes des Radarbetriebes erst
in der Schlußphase der Mission, also nach vorgebbarer Mindestflugzeit. Bis zum Einsatz
des Radarbetriebes, also auf der Verbringungsflugbahn, wird dagegen der Navigationsempfänger
20 an die Kombinationsantenne 21 angeschlossen, um die aktuelle Flugbahn mit Hilfe
der Satellitennavigation aufnehmen oder erforderlichenfalls korrigieren zu können.
[0014] Das erfindungsgemäß ausgestattete Projektil 12 trägt also in seiner austauschbaren
Spitze 11 unter ihrer ballistischen Radom-Haube 14 eine einfach integrierbare Kombinationsantenne
21 mit hemisphärischer Sicht in Flugrichtung voraus, deren Abstimmung sowohl der Grundfrequenz
des Radars 17 eines Abstandszünders wie auch der dritten Oberwelle der Trägerfrequenz
eines Satelliten-Navigationsempfängers 20 entspricht, so daß über diese eine Kombinationsantenne
21 beide Systeme auf engstem Raum betrieben werden können. Zur Entkopplung ist vorgesehen,
daß das Abstandsradar 18 erst in Betrieb genommen wird, wenn der Navigationsempfänger
20 abgeschaltet ist, weil das Projektil 12 auf seiner korrigierten Flugbahn über dem
Zielgebiet angekommen ist.
1. Projektil (12) mit Empfangsantenne (19) für einen Satelliten-Navigationsempfänger
(20), dadurch gekennzeichnet, daß die Empfangsantenne (19) als beidseitig mit elektrisch leitenden Flächen (24) belegte
dielektrischen Trägerscheibe (22) ausgelegt ist, welche unter der Haube (14) der Projektil-Spitze
(11) angeordnet ist.
2. Projektil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerscheibe (22) konzentrisch zur Projektil-Längsachse (23) in der Haube (14)
angeordnet ist.
3. Projektil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerscheibe (22) vorderseitig eine kleinere Fläche (24.1) als rückseitig (24.2)
trägt.
4. Projektil nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerscheibe (22) in Flugrichtung vor einer Programmierspule (16) für das Verhalten
eines in die Spitze (11) eingebauten Artilleriezünders angeordnet ist.
5. Projektil nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerscheibe (22) zugleich als Radarantenne (17) ausgelegt ist.
6. Projektil nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerscheibe (22) als Kombinationsantenne (21) auf eine Frequenz in der Größenordnung
der Radarfrequenz ausgelegt ist, die zugleich bei der dritten Harmonischen der Trägerfrequenz
eines Satellitennavigationssystemes liegt.
7. Projektil nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kombinationsantenne (21) über einen Umschalter (25) wahlweise an den Navigationsempfänger
(20) oder aber an ein Abstandsradar (18) anschaltbar ist.
8. Projektil nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Umschalter (25) einer Steuerstufe (26) nachgeschaltet ist, die über die Spule
(16) auf unterschiedlichen Zeitpunkt des Einsatzes des Radarbetriebes programmierbar
ist.