(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines elastischen Umwindegarnes,
wobei ein gedehntes, elastisches Kerngarn mit mindestens einem Mantelgarn umwunden
wird und in einer ersten Prozess-Stufe das Mantelgarn mit einer Windungsanzahl, die
geringer ist als die Nenn-Drehung des fertigen Umwindegarns, um das Kerngarn gewunden
wird, das so gebildete Zwischengarn aufgewickelt wird und das Zwischengarn in einer
zweiten Prozess-Stufe in gleicher Drehrichtung gezwirnt wird, um die gewünschte Nenn-Drehung
des fertigen Umwindegarns zu erhalten. Nachteilig bei diesen Verfahren ist, daß sie
sich für sehr feine Garne nicht eignen bzw. eine ungenügende Wirtschaftlichkeit aufweisen.
Die Aufgabe, ein zweistufiges Verfahren zur Herstellung eines elastischen Umwindegarnes
so weiterzubilden, daß es sich auch für sehr feine Garne eignet und dennoch mit großer
Wirtschaftlichkeit gefahren werden kann, wird dadurch gelöst, daß in der ersten Prozess-Stufe
das Mantelgarn mit Hilfe einer Doppeltopfspindel und bei einer Windungsrate von über
50 % der Nenn-Drehung ballonlos um das Kerngarn gewunden wird und die zweite Prozess-Stufe
auf einer Doppeldraht-Zwirnspindel durchgeführt wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines elastischen Umwindegarnes
nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Die DE 1 173 367 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Zwirnen, bei dem in
einer ersten Verfahrensstufe die Einzelfäden dubliert bzw. gefacht sowie mit einer
geringen Zwirnung von bis zu 3% der Nenn-Drehung vorgezwirnt werden und die so vorgezwirnten
Fäden anschließend in einer zweiten Verfahrensstufe einer weiteren Zwirnung auf einer
Glockenspindel unterworfen werden, wobei die Nenn-Drehung erreicht wird. Vorzugsweise
wird die erste Verfahrensstufe auf einer Ringzwirnmaschine durchgeführt, während die
Hochdrallgebung in der zweiten Verfahrensstufe beispielsweise auf einer Doppeldrahtzwirnmaschine
durchgeführt werden kann.
[0003] Nachteilig bei diesem Verfahren ist, daß die Spindelgeschwindigkeit durch die Läufergeschwindigkeit
der verwendeten Ringspinnmaschine auf etwa 40 m/s limitiert ist, da bekanntermaßen
bei höheren Läufergeschwindigkeiten ein Blockieren bzw. Fressen zwischen Ring und
Läufer stattfinde. Hohe Spindelgeschwindigkeiten sind damit mit dem beschriebenen
Verfahren nicht möglich.
[0004] Daneben sind konventionelle Umwindemaschinen bekannt, die auch unter dem Namen Uptwister
im Handel sind. Eine derartige Umwindemaschine ist beispielsweise in der EP 0 078
753 A2 beschrieben. Hier sind aufgrund des fehlenden Rings zwar grundsätzlich höhere
Geschwindigkeiten erzielbar. Jedoch auch bei diesen klassischen Umwindemaschinen ist
die Abzugsgeschwindigkeit limitiert, und zwar dadurch, daß sich bei hohen Spindeldrehzahlen
die geringe Masse (Garngewicht pro Meter) der feinen Garne nicht ausreicht, um die
mitrotierende Luftgrenzschicht auf der Spulenoberfläche zu überwinden. Das Garn löst
sich nicht von der Spule und es bildet sich auch kein Fadenballon. Dieser ist jedoch
für einen Uptwisterprozeß notwendig. Die Zentrifugalkraft des Garnes könnte zwar mit
einer weiteren Steigerung der Spindeldrehzahl erhöht werden, aber sobald das Garn
die mitrotierende Luftgrenzschicht durchbricht und dann mit hoher Umfangsgeschwindigkeit
auf die stillstehende Umgebungsluft trifft, wird es zerstört oder zumindest so stark
geschädigt, daß es den Ansprüchen im Fertigprodukt nicht mehr genügt. Des weiteren
ist eine extrem hohe Spindelgeschwindigkeit auf Uptwister-Umwindemaschinen wegen des
hohen Energieverbrauches nicht wirtschaftlich.
[0005] Ferner hat es sich bei den beschriebenen Verfahren in der Praxis als nachteilig erwiesen,
daß dieses Verhalten auch bei sehr tiefen Spindeldrehzahlen eintritt. Zwar verliert
die Luftgrenzschicht ihre Wirkung, aber die Zentrifugalkraft verringert sich wegen
der niedrigen Drehzahl enorm und das Garn löst sich nicht mehr von der Spule ab. Deshalb
hat man bei der Festlegung der optimalen Produktionsgeschwindigkeit bei einem Uptwister
mit freiem Fadenballon nur einen sehr begrenzten Spielraum.
[0006] Eine Erhöhung der Drehzahl kam jedoch nicht in Betracht, da zum einen der Energieverbrauch
einer Zwirnspindel mit zunehmender Drehzahl sehr stark ansteigt und schnell einen
nicht mehr wirtschaftlichen Bereich erreicht und zum anderen aus den oben angegebenen
Gründen, also wegen des in Folge Turbulenz fehlerhaft ausgebildeten Fadenballons.
Wie in der DE 1 104 653 beschrieben ist, hängt der Energieverbrauch beim Zwirnen wesentlich
von der Größe des verwendeten Zwirntopfes und von dessen Drehzahl ab. Die Antriebsleistung
wächst etwa mit der dritten Potenz der Drehzahl, mit der vierten Potenz des Topfdurchmessers,
dagegen nur etwa mit der ersten Potenz der Topfhöhe. Fast die gesamte Antriebsleistung
wird hierbei in Bewegungsenergie der den Topf umgebenden Luft umgesetzt, die bei den
hohen Drehzahlen des Spinntopfes von etwa 10000 U/min und mehr eine turbulente Bewegung
aufweist und daher eine hohe Reibung erzeugt. In der genannten Druckschrift wird daher
vorgeschlagen, zum Zwecke der Absenkung des Energieverbrauchs zwischen der rotierenden
Zwirnkammer und dem Zwirntopf ein den Topf ganz oder teilweise umgebendes, nicht angetriebenes
Zwischengehäuse vorzusehen, welches in der Spinnkammer oder am Antriebsmotor des Topfes
gelagert ist und von der Wandung der Spinnkammer ebenso wie von dem Spinntopf einen
im Verhältnis zu dem Durchmesser kleinen Abstand hat.
[0007] Es besteht daher die Aufgabe, ein zweistufiges Verfahren zur Herstellung eines elastischen
Umwindegarnes so weiterzubilden, daß es sich auch für sehr feine Garne eignet und
dennoch mit großer Wirtschaftlichkeit gefahren werden kann.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1. Vorteilhafte
Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen entnehmbar.
[0009] Erfindungsgemäß wird in der ersten Prozeßstufe des zweistufigen Zwirnverfahrens eine
sogenannte Doppeltopfspindel eingesetzt, die auch als Energiesparspindel bekannt ist
und deren prinzipieller Aufbau sich aus der oben genannten DE 1 104 653 ergibt. Durch
die Verwendung einer derartigen Doppeltopfspindel in der ersten Prozeßstufe können
erheblich höhere Drehzahlen von weit über 10000 U/min gefahren werden; es wurden bereits
Drehzahlen von über 18000 U/min erzielt. Durch diese hohen Drehzahlen wird sichergestellt,
daß sich auch sehr feine Garne vom Rande der Vorlagespule ablösen und damit verarbeiten
lassen. Gleichzeitig wird trotz der hohen Drehzahl relativ wenig Energie benötigt.
Darüberhinaus wird durch Verwendung der Doppeltopfspindel in der ersten Prozeßstufe
sichergestellt, daß sich keine oder nur sehr geringe Turbulenzen beim Umlauf des Fadens
bilden, wodurch die Fadenspannung im wesentlichen konstant gehalten werden kann und
Fadenbrüche zuverlässig vermieden werden.
[0010] Die aus der ersten Prozeßstufe bekannten Nachteile des offenen Systems treten nicht
mehr auf, denn der rotierende Innentopf ist gegenüber der Außenluft abgeschlossen.
Der Innentopf trägt die Garnspule und demzufolge bildet sich auf der Garnspule keine
Luftgrenzschicht und das Garn kann sich ungehindert von der Spule lösen und sich an
der Innenfläche des Innentopfes ablegen, bevor es nach oben abgezogen wird. Im Innenraum
des Innentopfes stellt sich für das Garn eine Umgebung ein, die einem Vakuum sehr
nahe kommt. Deshalb ist die Ablösung des Garnes von der Spule auch nicht von der Spindeldrehzahl
abhängig, denn das Garn muß keinen Luftwiderstand überwinden. Das Garn kommt auch
während des Umwindevorganges nicht mit der stehenden Außenluft in Kontakt und kann
weder geschädigt noch zerstört werden.
[0011] Im Gegensatz zu einer offenen Spindel entsteht die Luftgrenzschicht nicht auf der
Spule, sondern auf der Außenfläche des Innentopfes. Zwischen der Luftgrenzschicht
und der stillstehenden Umgebungsluft entsteht durch die turbulente Luftströmung Reibung.
Diese Reibung bestimmt den Energieverbrauch einer Topfspindel. Der zweite Topf wird
von der Luftgrenzschicht des Innentopfes angetrieben und erreicht ca. die halbe Drehzahl
des angetriebenen Innentopfes, wodurch die relative Geschwindigkeit gegenüber der
stehenden Außenluft aufgeteilt wird. Die Antriebsleistung einer Topfspindel wächst
mit der dritten Potenz der Drehzahl, d. h. die Summe von 2 x 9000 min
-1 ergibt gegenüber 1 x 18000 min
-1 bei gleicher Produktionsleistung einen um ca. 40% geringeren Energieverbrauch.
[0012] Durch den Einsatz einer energiesparenden, ballonlosen Doppeltopfspindel in der ersten
Prozeßstufe bestehen keine Einschränkungen mehr bezüglich Drehzahlen, Garndrehungen
und Material-Feinheit. Die optimale Anzahl der Vordrehungen kann in der ersten Prozeßstufe
frei gewählt werden, vorzugsweise sollen diese 50% der gesamten Drehungen übersteigen,
um optimale Voraussetzungen in der zweiten Prozeßstufe zu erhalten.
[0013] Aufgrund der hohen Drehzahl der Doppeltopfspindel wird in der ersten Prozeßstufe
eine Windungsrate erzielt, die bei weitem über den bekannten Windungsraten von 3%
liegt, nämlich mehr als 50%. Aufgrund dieser hohen Windungsrate ergeben sich auch
keine Probleme mehr bei der nachfolgenden Endverzwirnung auf einer Doppeldraht-Zwirnmaschine.
Diese Probleme bestanden bei den bekannten Verfahren darin, daß bei geringen Windungsraten
in der ersten Prozeßstufe (ca. 3 %) bei der zweiten Prozeßstufe (Doppeldrahtzwirn)
Garnfehler entstanden, die dadurch bedingt waren, daß sich der Mantel relativ zum
Kern durch Wechselwirkung mit der Fadenbremse der Doppeldrahtzwirnmaschine verschob
und damit lokale Verdickungen und Verdünnungen des Garns auftraten. Diese Verdickungen
und Verdünnungen traten dann im nachfolgenden Gewebe als Webfehler in Erscheinung.
Durch die hohe Windungsrate in der ersten Prozeßstufe kommt ein solches, von der Fadenbremse
der Doppeldrahtzwirnmaschine ausgelöstes Verschieben nicht mehr vor.
[0014] Mit dem vorgeschlagenen Verfahren ist es erstmals möglich, Feinstrumpfgarne mit einem
knotenfreien Spulenpaket von 1 - 3 kg und einer Spindeldrehzahl von über 18000 U/min
herzustellen, und zwar zu geringen Prozeßkosten.
1. Verfahren zur Herstellung eines elastischen Umwindegarns, wobei ein gedehntes, elastisches
Kerngarn mit mindestens einem Mantelgarn umwunden wird und in einer ersten Prozess-Stufe
das Mantelgarn mit einer Windungsanzahl, die geringer ist als die Nenn-Drehung des
fertigen Umwindegarns, um das Kerngarn gewunden wird, das so gebildete Zwischengarn
aufgewickelt wird und das Zwischengarn in einer zweiten Prozess-Stufe in gleicher
Drehrichtung gezwirnt wird, um die gewünschte Nenn-Drehung des fertigen Umwindegarns
zu erhalten, dadurch gekennzeichnet, daß in der ersten Prozess-Stufe das Mantelgarn mit Hilfe einer Doppeltopfspindel und
bei einer Windungsrate von über 50 % der Nenn-Drehung ballonlos um das Kerngarn gewunden
wird und die zweite Prozess-Stufe auf einer Doppeldraht-Zwirnspindel durchgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Windungsrate in der ersten Prozess-Stufe zwischen 55 und 70 % liegt.
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Doppeltopfspindel gegenüber der stillstehenden Außenluft luftdicht verschlossen
ist.