[0001] Die Erfindung betrifft eine elektrothermische Anzündvorrichtung zur Anzündung einer
Pulver-Treibladung. Die Erfindung bezieht sich ferner auf ein Verfahren zur Herstellung
einer derartigen Anzündvorrichtung.
[0002] Bei bekannten Patronen mit elektrothermischer Zündvorrichtung wird zur Zündung des
Treibladungspulvers im bodenseitigen Bereich der entsprechenden Patrone ein drahtförmiger
Leiter von einem derart hohen Strom durchflossen, daß er explosionsartig verdampft
und eine Lichtbogenentladung einleitet. Über diese Lichtbogenentladung wird dann das
entsprechende Treibladungspulver angezündet.
[0003] Als nachteilig hat es sich erwiesen, daß bei einer rein elektrothermischen Anzündvorrichtung
die gesamte, zur reproduzierbaren Anzündung notwendige Energie elektrisch bereitgestellt
werden muß. Hierdurch ergibt sich ein hoher Bedarf an elektrischer Energie.
[0004] Aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung DE 199 21 379.8 ist es
ferner bekannt, die drahtförmigen Leiter nicht unmittelbar durch die Treibladung hindurchzuführen,
sondern innerhalb von aus Treibladungspulver bestehenden Röhren anzuordnen. Diese
Treibladungspulver-Röhren bilden dann innerhalb der Treibladung Anzündkanäle.
[0005] Bei Aktivierung der Anzündvorrichtung verdampft zunächst der drahtförmige Leiter
und im Inneren der jeweiligen Treibladungspulver-Röhren entsteht ein Lichtbogenplasmakanal.
Über die Plasmakanäle wird die Energie über Strahlungstransportmechanismen an die
Umgebung abgegeben. Diese Energieabgabe führt zu einer raschen Anzündung der Treibladungspulver-Röhren
und zu deren Umsetzung. Die dabei entstehenden Treibladungsgase der Treibladungspulver-Röhren
sowie die freigegebene Lichtbogenstrahlung verursachen ein schnelles und gleichmäßiges
Anzünden des umgebenen Treibladungsaufbaus.
[0006] Aus der unveröffentlichten DE 199 21 379.8 ist es ebenfalls bekannt, die elektrisch
leitenden Drähte durch eine Metallisierung zu ersetzen, die innenseitig auf die Treibladungspulver-Röhren
aufgebracht wird.
[0007] Ausgehend von der DE 199 21 379.8 liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine
Anzündvorrichtung anzugeben, bei der zur Anzündung der Pulver-Treibladung ein reduzierter
Bedarf an elektrisch zuzuführender Energie erforderlich ist, wobei die vorteilhaften
Eigenschaften der elektrothermischen Anzündung weiterhin genutzt werden können. Ferner
soll ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen Anzündvorrichtung offenbart werden.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß hinsichtlich der Anzündvorrichtung durch die Merkmale
des Anspruchs 1 und hinsichtlich des Verfahrens durch die Merkmale des Anspruchs 6
gelöst. Weitere, besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die
Unteransprüche.
[0009] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, den elektrisch leitenden Draht
nicht in eine Treibladungspulver-Röhre einzubringen, sondern mit einem pyrotechnischen
Anzündsatz zu beschichten. Als vorteilhaft hat sich als Anzündsatz ein Gemisch auf
der Basis Kaliumperchlorat-Zirkonium (KClO
4-Zr) erwiesen.
[0010] Vorzugsweise wird diesem Gemisch ein polymerer Binder aus der Reihe der Fluoralkane
beigegeben, welcher bewirkt, daß der Anzündsatz aus einer Lösemittelemulsion heraus
auf Drähte aufgetragen werden kann und nach Verdampfen des Lösemittels fest am Draht
haftet. Der Binderanteil verleiht dem am Draht haftenden Zündsatz darüberhinaus auch
elastische Eigenschaften.
[0011] Nach Initiierung des Anzündsatzes durch einen durch den Draht fließenden Strom setzt
sich das Gemisch um und es wird bei Temperaturen um 4000°C Zirkoniumoxid (ZrO
2) gebildet, welches als feine hot spots die Anzündung des Treibladungspulvers unterstützt
und den Bedarf an elektrischer Energie reduziert.
[0012] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 den Längsschnitt durch eine Patrone mit einer erfindungsgemäßen Anzündvorrichtung,
welche einen elektrisch leitenden, einen homogenen Durchmesser aufweisenden Draht
umfaßt, der mit einem Anzündsatz beschichtet ist;
Fig.2 die vergrößerte Darstellung eines Querschnittes durch den beschichteten Draht
entlang der in Fig. 1 mit II-II bezeichneten Schnittlinie;
Fig.3-5 drei Längsschnitte durch elektrisch leitende Drähte, die jeweils mit einem
Anzündsatz beschichtet sind und unterschiedlich ausgebildete Durchmesser aufweisen.
[0013] In Fig. 1 ist mit 1 eine Patrone (z.B. zum Verschießen aus einer Panzerwaffe) bezeichnet,
die zur Zündung über einen Schalter 2 mit einer Stromquelle 3 verbunden ist. Die entsprechende
Waffe, in der sich die Patrone 1 befindet, ist aus Übersichtlichkeitsgründen nicht
dargestellt.
[0014] Die Patrone 1 umfaßt eine mit einer Treibladung 4 gefüllte Hülse 5 und einen die
Treibladungshülse 5 bodenseitig abschließenden Hülsenboden 6. Die verbrennbare Hülse
5 ist im Bereich ihres hülsenbodenseitigen Endes 7 formschlüssig zwischen einem Isolierformteil
8 und dem Hülsenboden 6 fixiert.
[0015] In dem Hülsenboden 6 ist mittig eine gegenüber diesem elektrisch isolierte Hochspannungselektrode
9 angeordnet, die durch das Isolierformteil 8 hindurchgeführt und mit einer Metallscheibe
10 verbunden ist.
[0016] An der Metallscheibe 10 ist ein elektrisch leitender Draht 11 mit über seine Länge
homogenem Durchmesser befestigt, der mit einem Anzündsatz 12 beschichtet ist (Fig.2).
Im Bereich des Hülsendeckels 13 der Treibladungshülse 5 ist der Draht 11 mit einem
ringförmigen Kontaktteil 14 verbunden, welches seinerseits die auf Erdpotential liegende
Innenwand der nicht dargestellten Waffe kontaktiert.
[0017] Zum Verschießen der Patrone 1 wird der Schalter 2 geschlossen und die mit einer Reihe
von aufgeladenen Kondensatoren bestückte Stromquelle 3 (bei einer Spannung bis zu
40 kV) schlagartig entladen. Der dabei auftretende Entladestrom führt zu einem explosionsartigen
Verdampfen des Drahtes 11 und zur Einleitung eines Lichtbogenplasmas auf der gesamten
Länge des Drahtes. Durch die Wechselwirkung des Lichtbogenplasmas mit dem Anzündsatz
12 wird dessen Initiierung auf der gesamten Länge der Beschichtung 12 bewirkt und
die dabei entstehenden pyrotechnischen Partikel werden in die Treibladung 4 hineingeschleudert.
[0018] Fig.3 zeigt den Aufbau eines lichtbogeneinleitenden Drahtes 15 mit inhomogenem Durchmesser,
welcher mit einem Anzündsatz 16 ummantelt ist. Bei Einleitung eines entsprechend hohen
Stromes in den Draht 15 wird dieser zunächst in den Bereichen 17 mit geringem Durchmesser
explosionsartig verdampft. In diesen Bereichen beginnt daher zunächst die Ausbildung
von Lichtbogenplasmen und deren Wechselwirkung mit dem Anzündsatz 16. Zeitlich versetzt
erfolgt dann die Bildung von Lichtbogenplasmen in den Bereichen 18 des Drahtes 15,
die einen größeren Durchmesser aufweisen. Über die Drahtdicke und/oder über die Stromverläufe
kann die gewünschte Zeitverzögerung der Erzeugung der Plasmen in der Treibladung eingestellt
werden. Über die Abstände der Drahtinhomogenitäten kann eine entsprechende räumliche
Verteilung der Plasmen erzeugt werden.
[0019] Fig.4 zeigt einen elektrischen Draht 19 mit in Richtung der Längsachse konisch ausgebildetem
Durchmesserverlauf, welcher mit einem Anzündsatz 20 beschichtet ist. Bei Einleitung
eines entsprechend hohen Stromes erfolgt die explosionsartige Verdampfung zunächst
an der Stelle 21, an welcher der Draht 19 seinen geringsten Durchmesser aufweist und
wandert dann in Richtung der Durchmesservergrößerung. Mit einem derartigen Aufbau
können Anzündvorgänge erzeugt werden, die in Längsrichtung des Drahtes 19 zeitlich
gesteuert ablaufen. Die Ablaufgeschwindigkeiten werden dabei durch die Drahtgeometrie
und/oder durch die Form des Strompulses eingestellt.
[0020] Die gleichen Überlegungen gelten auch für das in Fig.5 dargestellte Ausführungsbeispiel,
bei dem ein elektrischer Draht 22 eine stufenförmige Vergrößerung des Durchmessers
aufweist.
[0021] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele
beschränkt. So kann beispielsweise auch der Zündsatz durch entsprechende Zusätze elektrisch
leitend ausgebildet sein.
Bezugszeichenliste
[0022]
- 1
- Patrone
- 2
- Schalter
- 3
- Stromquelle
- 4
- Treibladung, Pulver-Treibladung
- 5
- Hülse, Treibladungshülse
- 6
- Hülsenboden
- 7
- Ende
- 8
- Isolierformteil
- 9
- Hochspannungselektrode
- 10
- Metallscheibe
- 11
- Draht
- 12
- Anzündsatz, Beschichtung
- 13
- Hülsendeckel
- 14
- Kontaktteil
- 15
- Draht
- 16
- Anzündsatz
- 17
- Bereich
- 18
- Bereich
- 19
- Draht
- 20
- Anzündsatz
- 21
- Stelle
- 22
- Draht
1. Elektrothermische Anzündvorrichtung zur Anzündung einer Pulver-Treibladung (4) mit
den Merkmalen:
a) die Anzündvorrichtung umfaßt mindestens einen sich mindestens teilweise durch die
Treibladung erstreckenden elektrisch leitenden Draht (11;15;19;22), welcher mit einer
Stromquelle (3) verbindbar ist und
b) der elektrisch leitende Draht (11;15;19;22) ist mindestens in einem Teilbereich
mit einem pyrotechnischen Anzündsatz (12;16;20) beschichtet.
2. Anzündvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Draht (11;15;19;22) entsprechend dem gewünschten Anzündverhalten der Anzündvorrichtung
innerhalb des Anzündsatzes (12;16;20) einen homogenen, inhomogenen, konisch sich erweiternden
oder in Stufen sich vergrößernden Durchmesser aufweist.
3. Anzündvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anzündsatz (12;16;20) durch entsprechende Zusätze elektrisch leitend ist.
4. Anzündvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei dem pyrotechnischen Anzündsatz (12;16;20) um ein Gemisch auf der Basis
Kaliumperchlorat-Zirkonium (KClO4-Zr) handelt.
5. Anzündvorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Kaliumperchlorat-Zirkonium-Gemisch einen polymeren Binder aus der Reihe der Fluoralkane
enthält.
6. Verfahren zur Herstellung einer Anzündvorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem Kaliumperchlorat-Zirkonium-Gemisch nach Zumischung des Binders unter Verwendung
eines entsprechenden Lösemittels eine Emulsion hergestellt wird, daß diese Lösemittelemulsion
dann auf den elektrisch leitenden Draht (11;15;19;22) aufgetragen wird und daß anschließend
das Lösemittel verdampft wird.