[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Druckmaschine, insbesondere
einer Bogenoffsetdruckmaschine, bei welchem zwei unabhängig voneinander betriebene,
lageregelbare Einzelantriebe in einen durchgehenden Räderzug einspeisen, wodurch die
mit dem Räderzug gekoppelten Teileinheiten der Druckmaschine angetrieben werden und
eine Verdrehung des Räderzuges zwischen den Eintriebsstellen der Einzelantriebe erzeugt
wird sowie einen Antrieb zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Bei Bogenoffsetdruckmaschinen werden die Zylinder der Druckwerke sowie die dem Bogentransport
dienenden Zylinder und Trommeln über einen durchgehenden Räderzug angetrieben. In
diesem Räderzug entstehen insbesondere bei einer hohen Anzahl von Druckwerken sehr
große Lastmomente, die eine Torsion des Räderzuges zwischen den einzelnen Druckwerken
bewirken.
[0003] Um lastabhängige Druckfehler der Druckmaschine zu verringern, ist gemäß der DE 42
10 988 A1 eine Einrichtung zum Regeln eines Mehrmotorantriebs einer Druckmaschine
bekannt, bei welchem die Druckmaschine einen durchgehenden Zahnräderzug und mehrere
elektromotorische Einzelantriebe aufweist, die in den Räderzug einspeisen. An jedem
leistungseinspeisenden Einzelantrieb wird die augenblickliche Stellung des Elektromotors
in Form eines Drehwinkels gemessen und einer Regeleinrichtung zugeführt, welche aus
den Drehwinkeldifferenzen zweier jeweils im Leistungsfluss benachbarter Motoren auf
deren Leistungsflüsse schließt. In Abhängigkeit von der ermittelten Drehwinkeldifferenz
werden die Stellglieder der Elektromotoren derart angesteuert, dass die elastische
Verdrehung im Zahnräderzug des Antriebs der Druckmaschine und somit auch die Leistungsflüsse
konstant gehalten werden.
[0004] Trotz der Leistungsüberwachung und -bewertung der Einzelantriebe kann es auf Grund
der Elastizität und Trägheit des Räderzuges immer wieder zum Abheben der Zahnflanken
der Zahnräder innerhalb des Räderzuges kommen, was zu Passerfehlern und zum Doublieren
des Druckbildes auf dem zu bedruckenden Stoff führt.
[0005] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zum Betreiben einer Druckmaschine anzugeben, bei welchem trotz der starren, winkelsynchronen
Drehung an den Eintriebstellen der elektromotorischen Einzelantriebe ein Abheben der
Zahnflanken des Zahnräderzuges sicher verhindert wird.
[0006] Erfindungsgemäss wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass die Drehwinkelstellung des
Räderwerkes an zwei Positionen des Räderwerkes gemessen wird, wobei die Lage eines
Einzelantriebes in Abhängigkeit von der sich aus diesen Drehwinkelstellungen ergebenden
Differenz eingestellt wird.
[0007] Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass die tatsächliche Verdrehung im Räderwerk
der Druckmaschine gemessen und zur Einstellung einer Vorspannung eines der Einzelantriebe
gegenüber dem zweiten Einzelantrieb genutzt wird. Dadurch wird sichergestellt, dass
alle ineinander greifenden Zahnflanken der Zahnräder des Räderzuges gerade aneinander
anliegen und somit immer eine minimale positive Last auf den Räderzug übertragen wird.
Ein unnötig starkes Verspannen der Zahnräder gegeneinander wird zuverlässig vermieden
und ein erhöhter Verschleiß im Zahnradgetriebe unterbunden.
[0008] In einer Ausgestaltung wird die Drehwinkeldifferenz des Räderzuges vor Beginn des
Druckprozesses in Abhängigkeit eines vorgegebenen Betriebszustandes der Druckmaschine
ermittelt und der Einzelantrieb während des Druckprozesses um diese Drehwinkeldifferenz
vorgespannt.
[0009] Vorteilhafterweise wird nach Einstellung des vorgegebenen Betriebszustandes der Druckmaschine
der Räderzug durch den Einzelantrieb in eine vorgegebene Drehrichtung bewegt, wobei
die Differenz der Drehwinkelstellung innerhalb des Räderzuges bestimmt wird, indem
der Räderzug solange bewegt wird, bis bei mehrfacher Messung eine konstante Drehwinkeldifferenz
ermittelt wird.
[0010] Durch diesen Initialisierungsvorgang wird automatisch für jeden Betriebsfall der
Druckmaschine eine konstante Winkeldifferenz in Abhängigkeit von einem bestimmten
Lastzustand der Druckmaschine erreicht. Der Lastzustand wird dabei insbesondere durch
die Maschinendrehzahl der Druckmaschine, der Farbe in den Farbwerken und dem Druckzustand
der Druckwerke charakterisiert. Für jede Belastungssituation der Druckmaschine ist
somit einfach eine Vorspannung des Einzelantriebes ermittelbar.
[0011] In einer vorteilhaften Weiterbildung wird die Stellung des lageregelbaren Einzelantriebes
vor der Bewegung des Räderzuges und nach Erreichen der konstanten Drehwinkeldifferenz
des Einzelantriebes ermittelt, wobei aus den beiden Stellungen eine Drehwinkeldifferenz
des Einzelantriebes bestimmt wird, wobei aus der Summe der Drehwinkeldifferenz des
Räderzuges und der Drehwinkeldifferenz des Einzelantriebes die Verspannung ermittelt
wird, um welche der Einzelantrieb während des Druckprozesses vorgespannt wird.
[0012] Auf Grund der Vorspannungseinstellung des lageregelbaren Einzelantriebes kommt es
infolge der Elastizität des Zahnradzuges sowie der vorliegenden Toleranzen zu einer
definierten Verspannung des Räderzuges, bei welcher das Zahnflankenspiel des Räderzuges
bei jeder Winkelstellung herausgefahren ist.
[0013] Die Genauigkeit der Verdrehungsvoreinstellung des Räderzuges wird verbessert, wenn
eine zusätzliche Drehwinkeldifferenz eingestellt wird, welche aus einer vorgegebenen
Betriebslast und /oder der Räderzugsteifigkeit ermittelt wird.
[0014] In einer anderen Weiterbildung der Erfindung sind zwei einzeln beaufschlagbare Einzelantriebe
mit einer Steuereinheit verbunden, wobei die Einzelantriebe an zwei verschiedenen
Stellen der Druckmaschine in einen durchgehenden Räderzug einspeisen, welcher mit
den Teileinheiten der Druckmaschine gekoppelt ist, wobei ein lageregelbarer Einzelantrieb
durch die Steuereinheit mit einem Sollwert beaufschlagbar ist, wodurch der Räderzug
zwischen den beiden Einzelantrieben um einen vorgegebenen Winkelbetrag vorspannbar
ist. Zur Verbesserung der Zahnflankenanlage der Zahnräder des Räderzuges sind an zwei
verschiedenen Positionen innerhalb des Räderzuges Lagesensoren angeordnet, die mit
der Steuereinheit verbunden sind und der Winkelstellung des Räderzuges in diesen Positionen
entsprechende Signale an die Steuereinheit liefern, welche in Abhängigkeit von diesen
Winkelstellungen einen Lagesollwert bestimmt, mit welchem ein Einzelantrieb während
des Druckprozesses beaufschlagbar ist.
[0015] In einer Ausgestaltung werden besonders genaue Ergebnisse über die Verdrehung des
Räderwerkes erzielt, wenn die Winkelstellung zweier im Räderzug benachbart angeordneter
Zahnräder detektiert wird, wobei jeder Lagesensor pro Zahnradumdrehung ein Signal
abgibt, aus welchen die Steuereinheit bei vorgegebenen Betriebsbedingungen eine Drehwinkeldifferenz
berechnet.
[0016] Der Spiel der Zahnflanken der Zahnräder wird sicher dann unterbunden, wenn die Steuereinheit
den Einzelantrieb mit einem Sollwert beaufschlagt, der aus der Drehwinkeldifferenz
des Räderzuges und einer Drehwinkeldifferenz des Einzelantriebes ermittelbar ist.
[0017] Durch diese Vorgehensweise ist es möglich, dass alle Komponenten der Druckmaschine
nur von zwei Einzelantrieben gespeist werden, wobei jeder Einzelantrieb über den Räderzug
eine vorgegebene Anzahl der Teileinheiten der Druckmaschine antreibt.
[0018] Nach einer Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass jeder Antrieb für einen
Elektromotor einen eigenen, unabhängigen Drehzahlregelkreis besitzt. Diesen Drehzahlregelkreisen
werden identische Drehzahl-Grundsollwerte zugeführt. Mit Ausnahme eines Leitantriebes
erhält jeder Folgeantrieb einen weiteren Sollwert, den Drehzahl-Zusatzsollwert, der
durch einen dem Folgeantrieb zugeordneten Differenzwinkelregler gebildet wird.
[0019] Als Istwert jedes dieser Differenzwinkelregler kann die aus den Istwinkeln des betreffenden
Folgeantriebs und eines benachbarten Folgeantriebs gebildete Differenz oder die aus
den Istwinkeln des betreffenden Folgeantriebs und des Leitantriebs gebildete Differenz
herangezogen werden. Dabei muss der Leitantrieb nicht notwendigerweise dem betrachteten
Folgeantrieb benachbart sein. Alternativ kann die Differenz der Istwinkel auch anhand
einer Differenzbildung von Istdrehzahlen zweier Antriebe mit nachfolgender Integration
zur Ermittlung eines Differenzwinkels realisiert werden. Auch hier können wahlweise
die Istdrehzahlen des betreffenden und eines benachbarten Folgeantriebs oder des betreffenden
Folgeantriebs und des Leitantriebs zur Differenzbildung herangezogen werden.
[0020] Das Regelungskonzept kann im Bedarfsfall um eine Strom- bzw. Drehmomentenvorsteuerung
in jedem oder nur in einzelnen Regelkreisen erweitert werden. Dazu werden aus den
Stellgrößen der Differenzwinkelregler Vorsteuerströme bzw. -drehmomente berechnet.
Diese Vorsteuergrößen werden als Zusatzsollwerte den Strom- bzw. Drehmomentreglern
der jeweiligen Folgeantriebe aufgeschaltet.
[0021] Basis für die Erfassung der Istgrößen (Istwinkel und/oder Istdrehzahlen) sind Absolutgeber
(Winkelcodierer) oder inkrementell arbeitende Geber mit Referenzsignal zur Bestimmung
der Absolutposition.
[0022] Zur Ermittlung von fest eingestellten Werten zur Sollwertvorgabe für die Differenzwinkelregler
können im Räderzug an verschiedenen Positionen mindestens zwei Sensoren angeordnet
sein, die in Abhängigkeit von variablen Betriebszuständen der Druckmaschine (z.B.
abhängig von Drehzahl, Temperatur etc.) Winkelinformationen liefern. Mit Hilfe einer
Vielzahl von temporär variierten Soll-Differenzwinkeln können Basiswerte für die Differenzwinkeleinstellung
der einzelnen Antriebsachsen relativ zueinander ermittelt und als statische Sollwertvorgabe
in den Differenzwinkelreglern hinterlegt werden.
[0023] Die Ermittlung einer Sollwertvorgabe für die Differenzwinkelregler kann auch auf
Basis von weiteren unterschiedlichen Grundlagen erfolgen, z. B.: durch weitere festeingestellte
Werte oder durch beliebige Bewegungsgrößen (Winkelgeschwindigkeiten oder -beschleunigungen)
oder durch Kraftgrößen (Antriebs- und Schnittmomente) oder durch elektrische Größen
(Antriebsströme,-spannungen) sowie Kombinationen dieser Größen. Dadurch lässt sich
eine dynamische Veränderung des Differenzwinkel-Sollwertes erreichen, um beispielsweise
die Passerdifferenzen zwischen den einzelnen Druckwerken bei Maschinengeschwindigkeitsänderungen
optimieren zu können.
[0024] Dadurch ergeben sich gegenüber dem Stand der Technik folgende Vorteile:
- Durch den Einsatz von Längswellen im Antriebsstrang einer Druckmaschine wird lediglich
eine feste, unveränderbare Versteifung durch einen fest eingestellten Differenzwinkel
erreicht. Demgegenüber bietet die Differenzwinkelregelung die Möglichkeit, veränderliche,
dem Druckauftrag angepasste Steifigkeiten nachzubilden. Diese Veränderungen können
während des Druckbetriebs durch entsprechende Algorithmen, die in der Differenzwinkel-Sollwertvorgabe
hinterlegt sind, vorgenommen werden.
- Durch die Mehrmotoren-Antriebstechnik ist die Anzahl der Units innerhalb einer Bogen-Druckmaschine
nicht begrenzt. Bei der Längswellentechnik nimmt mit zunehmender Unit-Anzahl die Grenzfrequenz
stetig ab, so dass die maximal mögliche Maschinendrehzahl sinkt.
- Mit Hilfe der Mehrmotoren-Antriebstechnik lässt sich eine automatisierte Zahnspielausstellung
bei beliebigen Betriebszuständen verwirklichen.
- Auf Grund der Weiterentwicklungen der Mehrmotoren-Antriebstechnik ergibt sich eine
höhere Wirtschaftlichkeit gegenüber der momentan eingesetzten Längswellentechnik.
[0025] Diesen Drehzahlregelkreisen werden identische Drehzahl-Grundsollwerte zugeführt.
Mit Ausnahme eines Leitantriebes erhält jeder Folgeantrieb einen weiteren Sollwert,
den Drehzahl-Zusatzsollwert, der durch einen dem Folgeantrieb zugeordneten Differenzwinkelregler
gebildet wird.
[0026] Die Erfindung lässt zahlreiche Ausführungsformen zu. Eine davon soll anhand der in
der Zeichnung dargestellten Figuren näher erläutert werden.
[0027] Es zeigt:
- Figur 1:
- erfindungsgemäße Vorrichtung
- Figur 2:
- Impulsverlauf pro Zahnradumdrehung
[0028] Figur 1 zeigt eine Druckmaschine 1, welche aus einem Anleger 2, mehreren als Druckwerke
ausgebildeten Teileinheiten 3 bis 6 sowie einem Ausleger 7 besteht. Der Antrieb der
Druckmaschine 1 vom Anleger 2 über die Druckwerke 3 bis 6 zum Ausleger 7 erfolgt über
einen geschlossenen Räderzug 8, welcher durch ineinander greifende Zahnräder 8a bis
8h gebildet wird. Über diesen mechanischen Räderzug 8 sind in den einzelnen Druckwerken
3 bis 6 nicht weiter beschriebene Gummituchzylinder, die mit Gegendruckzylindern zusammenwirken
und den Gegendruckzylindern nachgeordnete Transfertrommeln gekoppelt.
Der Weg des Bedruckstoffes bei der in der Figur 1 dargestellten Konfiguration erfolgt
in Richtung des Pfeiles von rechts nach links.
[0029] An zwei Stellen des Räderwerkes 8 greifen zwei lageregelbare Einzelantriebe 9 und
10 ein. Jeder lageregelbare Einzelantrieb 9 und 10 ist als Elektromotor ausgebildet,
wobei der Einzelantrieb 9 die Teileinheiten 3 und 4 und der Einzelantrieb 10 die Teileinheiten
5 und 6 sowie den Ausleger 7 antreibt.
[0030] Ein Impulsgeber 11 ist gegenüberliegend der Welle 17 des Zahnrades 8d und ein weiterer
Impulsgeber 12 ist gegenüber der Welle 16 des Zahnrades 8c angeordnet. Jede Welle
16 bzw. 17 weist einen Vorsprung 18 bzw. 19 auf.
[0031] Beide Impulsgeber 11, 12 sind so ausgebildet, dass sie in je einer genau definierten
Winkelstellung der beiden Zahnräder 8c, 8d beim Vorbeilaufen des Vorsprungs 18 bzw.
19 je einen elektrischen Impuls pro Zahnradumdrehung ausgeben. In Figur 2 zeigt die
obere Darstellung den Impulsverlauf am Impulsgeber 11 und die untere Darstellung den
Impulsverlauf am Impulsgeber 12, wie er von einer mit den Impulsgebern 11 und 12 verbundenen
Steuereinheit 13 detektiert wird.
[0032] Darüber hinaus ist die Steuereinheit 13 direkt mit den Einzelantrieben 9 und 10 verbunden
und wirkt über jeweils ein Stellglied 14 bzw. 15 auf die Einzelantriebe 9 und 10 ein.
[0033] Im Betrieb der Druckmaschine greift die Steuereinheit 13 auf die Einzelantriebe 9
und 10 zu und erzwingt einen drehwinkelsynchronen Lauf der Antriebselemente 9 und
10 an den Eintriebsstellen. Dabei ermittelt die Steuereinheit 13 die tatsächliche
Lage jedes Einzelantriebes 9, 10 und vergleicht diese mit in der Steuereinheit abgespeicherten
Sollwerten. Ausgehend von diesem Vergleich wird jeder Einzelantrieb 9, 10 von der
Steuereinheit 13 individuell über das Stellglied 14, 15 angesteuert. Der Einzelantrieb
9 wird dabei um den Winkel ϕ 1 und der Einzelantrieb 10 um den Winkel ϕ2 verdreht.
[0034] Durch eine erfindungsgemäß ermittelte Sollwertvorgabe sollen die Einzelantriebe 9
und 10 derart angesteuert werden, dass zusätzlich eine vorgegebene konstante Verdrehung
Δϕ des Räderzuges zwischen den Eintriebsstellen der Einzelantriebe 9, 10 gewährleistet
wird. Indikator für das Vorhandensein einer solchen Verdrehung Δϕ ist, dass sich die
Zahnflanken zweier benachbart angeordneter, ineinander greifender Zahnräder am Zahneingriff
a unter Betriebsbedingungen gerade berühren und eventuell noch eine geringe Last übertragen.
[0035] Der sich aus den Impulsverläufen ergebende zeitliche Abstand Δt der an den Impulsgebern
11, 12 gemessenen Impulse und seine zeitlichen Änderungen wird durch die Steuereinheit
13 gemessen und bei konstanter Maschinendrehzahl in eine proportionale Drehwinkeldifferenz
umgerechnet.
[0036] Zur richtigen Bestimmung der Drehwinkeldifferenz Δϕ zwischen den Eintriebsstellen
der Einzelantriebe 9, 10 werden bei abgeschalteter Regelung der Einzelantriebe 9,
10 die von den Impulsgebern 11, 12 gelieferten Impulse ausgewertet.
[0037] Dazu wird die Druckmaschine 1 zunächst zur Erzeugung bestimmter Lastverhältnisse
in einen vorgegebenen Betriebszustand gebracht, in dem die Farben in den Druckwerken
bereitgestellt sowie die Druckwerke eingeschaltet werden. Außerdem wird eine Maschinendrehzahl
eingestellt. Anschließend wird am Einzelantrieb 9 durch die Steuereinheit 13 eine
Nacheilung gegenüber dem Einzelantrieb 10 erzeugt und solange gesteigert, bis die
Zeitdifferenz Δt1 zwischen den von den Impulsgebern 11 und 12 erzeugten Impulsen konstant
bleibt. Die konstante Zeitdifferenz Δt1 wird in der Steuereinheit 13 gespeichert.
[0038] Danach steuert die Steuereinheit 13 den Einzelantrieb 9 in die entgegengesetzte Richtung,
so das sich eine Voreilung am Eintrieb des Einzelantriebs 9 gegenüber dem Eintrieb
des Einzelantriebes 10 einstellt. Auch diese Nacheilung wird solange gesteigert, bis
die zeitliche Differenz zwischen den von den Impulsgebern 11, 12 abgegebenen Impulsen
konstant ist. Die so ermittelte konstante Zeitdifferenz Δ t2 wird im Speicher der
Steuereinheit 13 abgelegt. Außerdem wird die Lage des Elektromotors nach Einstellung
der Voreilung bestimmt und zur Ermittlung der Drehwinkeldifferenz Δϕ2 analog zur Voreilung
genutzt.
[0039] Die Steuereinheit 13 subtrahiert sodann die Zeitdifferenz Δ t2 und berechnet daraus
eine Winkeldifferenz Δϕ2, zu der die Winkeldifferenz Δϕ2 addiert wird.
[0040] Die so bestimmte Winkeldifferenz Δϕ wird als Sollwert unter Produktionsbedingungen
der Regelung des Einzelantriebs 9 durch die Steuereinheit 13 zugrunde gelegt. Damit
wird immer eine leichtberührende Anlage der Zahnflanken in eine vorgegebene Bewegungsrichtung
des Räderzuges 8 gewährleistet.
[0041] Zusätzlich zu der empirisch ermittelten Voreilung wird eine weitere Voreilung Δϕ
3 für den Eintrieb des Einzelantriebes 9 durch die Steuereinheit 13 erzeugt. Diese
Voreilung Δϕ 3 bestimmt sich aus der gewünschten Betriebslast der Druckmaschine im
Zahneingriff und der Räderzugsteifigkeit. Vorteilhafterweise ist die Voreilung Δϕ
3 einem in der Steuereinheit 13 abgespeicherten Kennfeld zu entnehmen. Diese Voreilung
Δϕ 3 wird zu der Voreilung Δϕ addiert und bei der Regelung des Einzelantriebes 9 als
Sollwert mit berücksichtigt.
[0042] Das erfindungsgemäße Verfahren ist für verschiedene Ausgestaltungen der Druckmaschine
anwendbar. So ist Anzahl und Ausbildung der Teileinheiten 3 bis 6 variabel und kann
von Druckmaschine zu Druckmaschine unterschiedlich sein.
[0043] Zur Ermittlung einer Sollwertvorgabe, also der Verdrehung Δϕ zwischen den Eintriebsstellen
der Einzelantriebe 9,10 kann auch vorgesehen sein, das Antriebsmoment des ersten und
des zweiten Einzelantriebes 9, 10 zu variieren bzw. dass zur Bestimmung der Sollwerte
für die Lageregelung eine bei einem bestimmten Verhältnis der von den Einzelantrieben
einzuspeisenden Drehmomente sich im Räderzug ergebende Verdrehung Δϕ ermittelt wird.
Bei Versuchsläufen der Maschine wird dazu die Momentaufnahme der Einzelantriebe durch
spezielle Sensoren gemessen oder über die Stromwerte der Antriebsmotoren indirekt
ermittelt.
[0044] Dazu wird vorzugsweise das über den ersten Antrieb 9 in den Räderzug 8a - 8h eingespeiste
Antriebsmoment erhöht, so dass zur Aufrechterhaltung einer vorgegebenen Drehzahl das
über den zweiten Antrieb 10 einzuspeisende Moment kleiner wird. Die über den ersten
und den zweiten Motor 9, 10 eingespeisten Momente werden miteinander verglichen und
zur Bestimmung eines Sollwertes für die Lageregelung der beiden Einzelantriebe, also
für die Verdrehung Δϕ des Räderzuges 8a - 8h herangezogen. So ist ein Winkelwert Δϕ
bestimmbar, der einem bestimmten Momentenverhältnis entspricht. Weiterbildend kann
auch vorgesehen sein, die Bestimmung von Verdrehwinkeln Δϕ bei verschiedenen Drehzahlen
und / oder verschiedenen Lastsituationen durchzuführen.
[0045] Bei einer anderen Ausführungsform der Erfindung zur Bestimmung einer Sollwertvorgabe
(Bestimmung des Verdrehwinkels Δϕ) ist vorgesehen, zunächst über den ersten Antriebsmotor
9 die Maschine anzutreiben, so dass garantiert eine Flankenanlage im gesamten Räderzug
vorliegt. Daraufhin wird bei stromfrei geschalteten Motor 9 der zweite Antriebsmotor
10 angesteuert und die vom Räderzug ausgeführten Bewegungen werden über die Lagegeber
(Impuls- bzw. Winkelgeber) 11, 12 erfasst. So ist insbesondere der vom zweiten Motor
10 auszuführende Winkelbetrag ermittelbar, bis die durch die Umkehr der Flankenanlage
im Räderzug 8a - 8h bewirkte Lose herausgefahren wird. Der so bestimmte Winkelbetrag
kann dann als Verdrehwinkel Δϕ der Sollwerte zur Lageregelung der Einzelantriebe 9,
10 verwendet werden.
Bezugszeichen
[0046]
- 1
- Druckmaschine
- 2
- Anleger
- 3
- Druckwerk
- 4
- Druckwerk
- 5
- Druckwerk
- 6
- Druckwerk
- 7
- Ausleger
- 8
- Räderzug
- 8a-8h
- Zahnräder
- 9
- Einzelantrieb
- 10
- Einzelantrieb
- 11
- Impulsgeber
- 12
- Impulsgeber
- 13
- Steuereinheit
- 14
- Stellglied
- 15
- Stellglied
- 16
- Welle
- 17
- Welle
- 18
- Vorsprung
- 19
- Vorsprung
1. Verfahren zum Betreiben einer Druckmaschine, insbesondere einer Bogenoffsetdruckmaschine,
bei welchem zwei unabhängig voneinander betriebene, lageregelbare Einzelantriebe in
einen durchgehenden Räderzug einspeisen, wodurch die mit dem Räderzug gekoppelten
Teileinheiten der Druckmaschine angetrieben werden und eine Verdrehung des Räderzuges
zwischen den Eintriebsstellen der Einzelantriebe erzeugt wird dadurch gekennzeichnet, dass die Drehwinkelstellung des Räderzuges an zwei verschiedenen Positionen gemessen wird,
wobei die Lage eines Einzelantriebes in Abhängigkeit von der sich aus diesen Drehwinkelstellungen
ergebenden Differenz eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Drehwinkeldifferenz des Räderzuges vor Beginn des Druckprozesses in Abhängigkeit
eines vorgegebenen Betriebszustandes der Druckmaschine ermittelt wird und der Einzelantrieb
während des Druckprozesses um diese Drehwinkeldifferenz vorgespannt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, dass nach Einstellung des vorgegebenen Betriebszustandes der Druckmaschine der Räderzug
durch den Einzelantrieb in eine vorgegebene Drehrichtung bewegt wird, wobei die Differenz
der Drehwinkelstellungen innerhalb des Räderzuges bestimmt wird, indem der Räderzug
solange bewegt wird, bis bei mehrfacher Messung eine konstante Drehwinkeldifferenz
des Räderzuges ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Stellung des lageregelbaren Einzelantriebes vor der Bewegung des Räderzuges und
nach Erreichen der konstanten Drehwinkeldifferenz des Räderzuges ermittelt wird, wobei
aus den beiden Stellungen eine Drehwinkeldifferenz des Einzelantriebes bestimmt wird
und aus der Summe der Drehwinkeldifferenz des Räderzuges und der Drehwinkeldifferenz
des Einzelantriebs die Verspannung ermittelt wird, um welche der Einzelantrieb während
des Druckprozesses vorgespannt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4 dadurch gekennzeichnet, dass während des Druckprozesses an dem Einzelantrieb eine weitere Drehwinkeldifferenz
eingestellt wird, welche aus einer vorgegebenen Betriebslast und/oder der Räderzugsteifigkeit
ermittelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Drehzahl-Sollwerte für die Einzelantriebe als Summe aus einem Drehzahl-Grundsollwert
und Drehzahl-Zusatzsollwerten gebildet werden, wobei letztere aus den Differenzwinkelreglerns
generiert werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet, dass die Differenzwinkel-Sollwerte in Abhängigkeit von:
Bewegungsgrößen,
Kraftgrößen (Drehmomente),
elektrischen Größen,
sowie deren Kombination generiert werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Differenzwinkel-Sollwertvorgaben maschinenindividuell ermittelt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Bestimmung der Istwerte für die Differenzwinkelregler zwischen beliebigen, nicht
notwendigerweise benachbarten Antriebsachsen mittels Differenzbildung von den zugehörigen
Istwinkel-Signalen oder mittels Differenzbildung der Istdrehzahl-Signale mit anschließender
Integration erfolgt.
10. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass mindestens 2 an verschiedenen Positionen des Räderzuges angeordnete Sensoren Winkelinformationen
in Abhängigkeit von variablen Betriebszuständen der Druckmaschine (z. B. Drehzahl,
Temperatur) liefern und mit Hilfe einer Vielzahl von temporär variierten Soll-Differenzwinkeln
Basis-Sollwerte für die Differenzwinkelregelung der einzelnen Antriebsachsen relativ
zueinander ermittelt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1
gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte ausgeführt an einem Mehrmotorenantrieb mit 2 Antrieben:
- die Maschine in einen relevanten Betriebszustand bringen (z. B. Farbe in den Farbwerken,
Druck an, Maschinendrehzahl ungleich Null)
- am Eintrieb eine Voreilung erzwingen und so lange steigern, bis Δt sich nicht ändert,
der erreichte Endwert Δt1 wird gespeichert
- am Eintrieb eine Nacheilung erzwingen und so lange steigern, bis Δt sich nicht mehr
ändert, die Endwerte Δt2 und Δϕ2 werden gespeichert
- aus Δt1-Δt2 eine Winkelverdrehung Δϕ2* errechnen
- am Eintrieb eine Voreilung gemäß Δϕ2+Δϕ2* (Differenzwinkel-Sollwert) erzwingen bzw. diesen Wert als potenziellen Basis-Differenzwinkel-Sollwert
zum Rückgriff auf den betreffenden Betriebszustand abspeichern.
12. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass zur Bestimmung der Sollwerte für die Lageregelung eine bei einem bestimmten Verhältnis
der von den Einzelantrieben einzuspeisenden Drehmomente sich im Räderzug ergebende
Verdrehung Δϕ ermittelt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12 dadurch gekennzeichnet, dass Verdrehungen Δϕ für verschiedene Last- und oder Drehzahlsituationen der Druckmaschine
bestimmt werden.
14. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass zur Bestimmung der Sollwerte für die Lageregelung eine Verdrehung Δϕ ermittelt wird,
welche einem durch Zahnflankenwechsel bedingten Verdrehweg des Räderzuges zwischen
den Einzelantrieben entspricht.
15. Verfahren nach Anspruch 14 dadurch gekennzeichnet, dass mit dem ersten Antriebsmotor zunächst eine definierte Zahnflankenanlage im Räderzug
erzeugt wird, dass der erste Antrieb stromlos geschaltet wird, dass der zweite Antrieb
angesteuert wird, und dass die dadurch bedingten Bewegungen im Räderzug ermittelt
und zur Bestimmung eines Verdrehwinkels Δϕ herangezogen werden.
16. Antrieb für eine Druckmaschine , insbesondere einer Bogenoffsetdruckmaschine, zur
Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, bei welchem eine Steuereinheit mit zwei
unabhängig voneinander beaufschlagbaren, lageregelbaren Einzelantrieben verbunden
ist und die Einzelantriebe an zwei verschiedenen Stellen in einen durchgehenden Räderzug
einspeisen, welcher mit den Teileinheiten der Druckmaschine gekoppelt ist, wobei ein
lageregelbarer Einzelantrieb durch die Steuereinheit mit einen Sollwert beaufschlagbar
ist, wodurch der Räderzug zwischen den beiden Einzelantrieben um einen vorgegebenen
Winkelbetrag vorspannbar ist, dadurch gekennzeichnet, dass zwei an verschiedenen Positionen innerhalb des Räderzuges (8) angeordnete Lagesensoren
(11, 12) mit der Steuereinheit (13) verbunden sind und die Lagesensoren (11, 12) der
Winkelstellung des Räderzuges (8) in diesen Positionen entsprechende Signale an die
Steuereinheit (13) liefern, welche in Abhängigkeit von diesen Winkelstellungen einen
Lagesollwert bestimmt, mit welchem ein Einzelantrieb (9) während des Druckprozesses
beaufschlagbar ist.
17. Antrieb nach Anspruch 16 dadurch gekennzeichnet, dass die Lagesensoren (11, 12) die Winkelstellung zweier benachbart angeordneter Zahnräder
(8c, 8d) des Räderzuges (8) detektieren, wobei jeder Lagesensor (11, 12) pro Zahnradumdrehung
ein Signal abgibt, aus welchen die Steuereinheit (13) bei vorgegebenen Betriebsbedingungen
eine Drehwinkeldifferenz zur Bestimmung des Sollwertes berechnet.
18. Antrieb nach Anspruch 16 und 17 dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (13) den Einzelantrieb (9) mit einem Sollwert beaufschlagt, der
aus der Drehwinkeldifferenz des Räderzuges (8) und einer Drehwinkeldifferenz des Einzelantriebes
(9) ermittelbar ist.
19. Antrieb nach Anspruch 18 dadurch gekennzeichnet, dass jeder Einzelantrieb (9, 10) über den Räderzug (8) eine vorgegebene Anzahl der Teileinheiten
( 3, 4, 5, 6, 7) der Druckmaschine (1) antreibt.
20. Antrieb nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass jedem Einzelantrieb (9) eine Drehzahl-Regelkreiskaskade, bestehend aus Drehzahlreglern
und unterlagerten Strom- bzw. Momentenregelkreisen zugeordnet ist mit einem eine Verkopplung
der Einzelantriebe bewirkenden Differenzwinkelregler.