[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Öffnen und Schließen des Lukendeckels
einer Schiebeluke an einem Kampffahrzeug, insbesondere einem Kampfpanzer mit den Merkmalen
aus dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Schiebeluken an Kampffahrzeugen mit einer derartigen Vorrichtung zum Öffnen und Schließen
des Lukendeckels sind bekannt und beispielsweise in DE 42 40 140 A1 und DE 195 04
922 A1 beschrieben.
[0003] Die Anordnung einer automatischen Brems- und Arretiervorrichtung in einer derartigen
Vorrichtung ist aus Sicherheitsgründen außerordentlich wichtig, da, um das Bedienungspersonal
nicht zu gefährden, der schwere Lukendeckel einer Schiebeluke in jeder beliebigen
Position auch bei einer äußeren Krafteinwirkung, die beispielsweise durch eine Schrägstellung
des Kampffahrzeugs verursacht sein kann, keine unerwünschten Eigenbewegungen ausführen
darf und insbesondere niemals unter seinem Eigengewicht von selbst zufallen darf.
Andererseits soll der Lukendeckel mittels einer manuellen Betätigungsvorrichtung auch
bei größeren Schräglagen des Kampffahrzeugs mit zumutbarem Kraftaufwand geöffnet und
geschlossen werden können und zwar sowohl aus dem Innenraum des Fahrzeugs als auch
von außen.
[0004] Bisher wurde bei derartigen Vorrichtungen als automatische Brems- und Arretiervorrichtung
ein innerhalb des Untersetzungsgetriebes auf der Abtriebsseite angeordneter selbsthemmender
Schneckentrieb eingesetzt. Dieser hat jedoch den Nachteil, daß die Konstruktion relativ
teuer wird und einen großen Einbauraum erfordert, daß beim Schneckentrieb keine parallelen
Wellen vorhanden sind und Axialkräfte aufgenommen werden müssen. Weiterhin hat, bedingt
durch den kleinen Steigungswinkel, der selbsthemmende Schneckentrieb einen äußerst
geringen Wirkungsgrad im Vortrieb und bedingt somit erhöhte Antriebsleistungen. Ein
maximaler Wirkungsgrad wird nur erreicht, wenn größere Abmessungen verwendet werden,
eine aufwendige Einlaufprozedur vorgenommen wird und relativ hohe Antriebsdrehzahlen
realisiert sind. Zudem muß konstruktiv die hohe und oftmals unerwünschte Übersetzung
ins Langsame berücksichtigt werden.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung mit den Merkmalen aus
dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 so auszubilden, daß sie bei verringertem Einbauraum
weniger kostspielig ist, bei der alle Wellen, einschließlich der Antriebs- und Abtriebswelle
parallel verlaufen und die bei hoher Sicherheit einen guten Wirkungsgrad garantiert.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß mit den Merkmalen aus dem kennzeichnenden
Teil des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
abhängigen Ansprüchen beschrieben.
[0007] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, anstelle eines selbsthemmenden Schneckentriebs
als automatische Brems- und Arretiervorrichtung eine Klemmrollen-Lastmomentsperre
zu verwenden, die bisher bei derartigen Vorrichtungen nicht eingesetzt wurde, weil
man der Auffassung war, daß sie die notwendige Sicherheit und Funktionstüchtigkeit,
insbesondere bei voreilenden Lasten nicht aufweise. Es hat sich aber überraschenderweise
herausgestellt, daß eine Klemmrollen-Lastmoment-sperre einsetzbar ist, wenn dafür
Sorge getragen wird, daß der Klemmwinkel innerhalb eines vorgegebenen Bereiches oberhalb
des üblichen Klemmwinkelbereiches liegt und die Klemmrollen durch Druckfedern mit
einer genügend hohen Gesamtkraft belastet werden.
[0008] Die Klemmrollen-Lastmomentsperre hat dann den Vorteil, daß sie im Vortrieb aufgrund
der formschlüssigen Bewegungsübertragung einen hohen Wirkungsgrad aufweist und nur
das Abtriebselement im Bedarfsfall reibschlüssig sicher arretiert bzw. gebremst wird.
Weiterhin hat sie den Vorteil, daß ihre Funktion übersetzungsunabhängig ist und sie
auf der Antriebsseite des Getriebes angeordnet werden kann, was wiederum dazu führt,
daß sie klein dimensioniert werden kann. Schließlich brauchen bei ihr keine Axialkräfte
aufgenommen zu werden. Durch die stärkere Anfederung der Klemmrollen wird, selbst
bei erschwerten Bedingungen, wie Vibrationen, Stößen, tiefen Temperaturen und voreilenden
Lasten ein sicherer Reibschluß gewährleistet.
[0009] Durch die Parallelführung von Antriebswelle und Abtriebswelle ist es in einer besonders
vorteilhaften Ausführungsform möglich, die Antriebswelle durch das Gehäuse hindurchzuführen,
so daß an beiden Enden eine Betätigungsvorrichtung anschließbar und somit eine Betätigung
aus dem Fahrzeuginneren und von außen möglich ist. Die Abtriebswelle wird als Hohlwelle
ausgebildet, durch welche die Antriebswelle hindurchgeführt ist.
[0010] Weiterhin hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn zwischen Innenring und Außenring
der Klemmrollen-Lastmomentsperre zwei Klemmrollenpaare derart angeordnet sind, daß
sie in bezug auf die Drehachse des Innenrings einander diametral gegenüberliegen.
Hiermit wird eine einseitige Biegebeanspruchung der Antriebswelle vermieden.
[0011] Im folgenden wird anhand der beigefügten Zeichnungen ein Ausführungsbeispiel für
eine Vorrichtung nach der Erfindung näher erläutert.
[0012] In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 eine Vorrichtung zum Öffnen und Schließen des Lukendeckels einer Schiebeluke
von außen in einer Draufsicht;
Fig. 2 die Vorrichtung nach Fig. 1 in einer Seitenansicht;
Fig. 3 einen Schnitt durch die Vorrichtung nach Fig. 1 nach der Linie A-G;
Fig. 4 einen Schnitt durch die Vorrichtung nach Fig. 1 nach der Linie M-M;
Fig. 5 einen vergrößerten Teilschnitt nach der Linie K-K in Fig. 2.
[0013] Es werden im folgenden von den in den Fig. 1 bis 5 dargestellten Bauteilen nur diejenigen
näher erläutert, die für die Funktionsweise der Vorrichtung, insbesondere der Klemmrollen-Lastmomentsperre
von besonderer Bedeutung sind. Die Schiebeluke selbst mit dem Lukendeckel und der
am Lukendeckel angeordneten Zahnstange sind nicht dargestellt. Bezüglich dieser Ausbildung
wird auf DE 42 40 140 A1 und DE 195 04 922 A1 verwiesen.
[0014] Die in den Fig. 1 bis 5 dargestellte Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einem
Stirnradgetriebe mit einer vorgeschalteten Klemmrollen-Lastmomentsperre.
[0015] Durch das Getriebegehäuse 1 ist eine Antriebswelle 9 so hindurchgeführt, daß ihre
beiden Enden 9.1 und 9.2 zu beiden Seiten des Getriebes angeordnet sind.
[0016] Auf diese Enden 9.1 und 9.2 ist eine nicht dargestellte Betätigungsvorrichtung, beispielsweise
eine Handkurbel oder ein Handrad aufsteckbar.
[0017] Die Antriebswelle 9 ist unmittelbar mit einer Klemmrollen-Lastmomentsperre verbunden,
die im folgenden näher erläutert wird.
[0018] Hierzu besitzt die Antriebswelle 9 einen innerhalb des Gehäuses angeordneten Innenflansch
9.3, dem ein mit dem Gehäuse 1 fest verbundener Außenring 2 sowie ein innerhalb des
Außenrings 2 angeordneter Innenring 3 gegenüberliegt. Der Innenring 3 ist gegenüber
dem Außenring 2 verdrehbar gelagert. Der Innenring 3 ist formschlüssig mit einer Abtriebswelle
verbunden, die als Hohlwelle 4 ausgebildet ist, durch welche die Antriebswelle 9 hindurchgeführt
ist. Zur Erzielung eines guten Wirkungsgrades ist die Hohlwelle 4 auf der Antriebswelle
9 über Nadellager 13 und 13.1 und im Gehäuse 1 über Kugellager 12.1 gelagert und die
Antriebswelle 9 ist über Kugellager 12 im Gehäuse 1 gelagert.
[0019] Wie insbesondere Fig. 5 zu entnehmen, sind im Klemmspalt 5 zwischen Innenring 3 und
Außenring 2 zwei Klemmrollenpaare 6.1, 6.2 und 7.1, 7.2 angeordnet und zwar so, daß
sie in bezug auf die Drehachse D des Innenrings 3 einander diametral gegenüberliegen.
Jede der Klemmrollen 6.1, 6.2, 7.1 und 7.2 steht unter der Wirkung von zwei nebeneinander
angeordneten Druckfedern, von denen in Fig. 5 die Druckfedern 8.1 bis 8.4 sichtbar
sind, durch welche sie in eine Klemmstellung gedrückt wird, in welcher der Innenring
3 und damit die das Abtriebselement darstellende Hohlwelle 4 durch die Klemmwirkung
gegen Verdrehung verriegelt sind. Der Innenflansch 9.3 der Antriebswelle 9 ist einerseits
über am Innenring 3 angeordnete Mitnehmerstifte 10.1 und 10.2, die mit Spiel in Bohrungen
10.3 und 10.4 des Innenflansches 9.3 eingreifen, mit diesem gekoppelt und andererseits
weist er Betätigungsstifte 11.1 und 11.2 auf, welche in den Klemmspalt 5 hineinragen
und jeweils eine Klemmrolle 6.1 und 7.1 bzw. 6.2 und 7.2 jedes Klemmrollenpaares gegen
die Kraft der Druckfedern in eine Freigabestellung drücken. Damit ist bei Einwirkung
eines antreibenden Drehmoments die Drehung des Innenrings 3 und damit der Hohlwelle
4 freigegeben. Die geometrischen Bedingungen zwischen Außenring 2, Innenring 3 und
den Klemmrollen 6.1, 6.2, 7.1, 7.2 sind derart gewählt, daß der Klemmwinkel im Bereich
zwischen 4,5° und 7° liegt. Als besonders vorteilhaft hat sich ein Klemmwinkel von
5,75° erwiesen.
[0020] Die Druckfedern 8.1 bis 8.4 sind so ausgelegt, daß jede der Klemmrollen 6.1, 6.2,
7.1, 7.2 mit einer Gesamtkraft von mindestens 45 N belastet wird. Es hat sich herausgestellt,
daß zu diesem Zweck Druckfedern nach DIN 2098 mit einem Drahtdurchmesser d=1mm, einem
mittleren Windungsdurchmesser D
m=5mm und einer Länge L
0=12mm besonders gut geeignet sind.
[0021] Von der Hohlwelle 4 wird über ein Abtriebsritzel 4.1 das Drehmoment über die Stirnräder
16.1, 16.2, 16.3, 16.4 und 16.5, die das Untersetzungsgetriebe bilden, auf das Abtriebsritzel
14 des Untersetzungsgetriebes übertragen, welches in die nicht dargestellte Zahnstange
des Lukendeckels eingreift.
[0022] Um die Funktionsfähigkeit der oben beschriebenen Vorrichtung auch bei extremen Außentemperaturen
zu gewährleisten, sind alle bewegbaren Bauteile mit einem speziellen Schmierfett versehen,
das bei einem Außentemperaturbereich von mindestens -40°C bis +100°C funktionsfähig
ist. Es hat sich hier ein unter dem Handelsnamen ISOFLEX PDB38 CX 1000 EP bekanntes
Schmierfett besonders bewährt.
[0023] Damit der Austritt von Schmiermitteln sowie das Eindringen von Verunreinigungen verhindert
wird, sind die Antriebswelle 9 und die Hohlwelle 4 mit Radial-Wellendichtringen 15,
15.1, 15.2 gegenüber dem Gehäuse 1 bzw. dem Außenring 2 abgedichtet.
[0024] Aus Fig. 4 ist zu entnehmen, daß am Gehäuse 1 eine an sich bekannte, automatische
Ver- und Entriegelungseinrichtung für den Lukendeckel angeordnet ist mit einem Verriegelungsbolzen
17, der unter der Wirkung einer Druckfeder 17.1 gesteuert von einem mit einer Nockenleiste
am Lukendeckel zusammenwirkenden Steuerelement 18 den Lukendeckel in der Schließstellung
und der Offenstellung zusätzlich verriegelt und entriegelt.
1. Vorrichtung zum Öffnen und Schließen des Lukendeckels einer Schiebeluke an einem Kampffahrzeug,
insbesondere einem Kampfpanzer, wobei am Lukendeckel eine Zahnstange angeordnet ist,
in die ein Abtriebsritzel eines am Fahrzeug angeordneten, mit einer Betätigungsvorrichtung
verbundenen Getriebes eingreift, wobei zwischen das Abtriebsritzel und die Betätigungsvorrichtung
eine automatische Brems- und Arretiervorrichtung eingeschaltet ist, dadurch gekennzeichnet, daß als automatische Brems- und Arretiervorrichtung eine im Gehäuse (1) des Getriebes
angeordnete Klemmrollen-Lastmomentsperre dient mit einem fest mit dem Gehäuse (1)
verbundenen Außenring (2), in welchem ein Innenring (3) drehbar gelagert ist, der
formschlüssig mit einem an das Getriebe angeschlossenen Abtriebselement (4) verbunden
ist, wobei in einem Klemmspalt (5) zwischen Innenring (3) und Außenring (2) mindestens
ein Klemmrollenpaar (6.1-6.2, 7.1-7.2) angeordnet ist, dessen Klemmrollen unter der
Wirkung mindestens einer Druckfeder (8.1 bis 8.4) in eine Klemmstellung gedrückt werden,
in welcher das Abtriebselement (4) gesperrt ist, und mit einem Antriebselement (9),
das einerseits über Mitnehmerstifte (10.1, 10.2) mit dem Innenring (3) verbunden ist
und andererseits Betätigungsstifte (11.1, 11.2) aufweist, welche in Abhängigkeit von
der Drehrichtung des Antriebselements unter der Einwirkung des Drehmoments jeweils
eine Klemmrolle (6.1 und 7.1 oder 6.2 und 7.2) jedes Klemmrollenpaares gegen die Kraft
der Druckfeder in eine Freigabestellung drücken, wobei der Klemmwinkel 4,5° bis 7°
beträgt und jede der Druckfedern (8.1 bis 8.4) so ausgelegt ist, daß jede der Klemmrollen
(6.1, 6.2, 7.1, 7.2) mit einer Gesamtkraft von mindestens 45 N belastet wird.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Klemmwinkel 5,75° beträgt.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebselement als durch das Gehäuse (1) hindurchgeführte, an beiden Enden (9.1,
9.2) an eine Betätigungsvorrichtung anschließbare Antriebswelle (9) und das Abtriebselement
als Hohlwelle (4), durch welche die Antriebswelle (9) hindurchgeführt ist, ausgebildet
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebswelle (9) über Kugellager (12) im Gehäuse (1) gelagert ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Hohlwelle (4) auf der durchgehenden Antriebswelle (9) über Nadellager (13, 13.1)
und im Gehäuse (1) über Kugellager (12.1) gelagert ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Innenring (2) und Außenring (4) zwei Klemmrollenpaare (6.1-6.2 bzw. 7.1-7.2)
derart angeordnet sind, daß sie in bezug auf die Drehachse (D) des Innenrings (3)
einander diametral gegenüberliegen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 3 und gegebenenfalls einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Antriebswelle (9) und die Hohlwelle (4) mit Radial-Wellendichtringen (15, 15.1,
15.2) gegenüber dem Gehäuse (1) bzw. dem Außenring (2) abgedichtet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die bewegbaren Bauteile mit einem im Temperaturbereich von mindestens -40°C bis mindestens
+100°C funktionsfähigen Schmiermittel versehen sind.