[0001] Die Erfindung bezeichnet ein zumindest teilweise schlagendes Elektrohandwerkzeuggerät,
bspw. einen Bohrhammer oder einen Meisselhammer, mit vorzugsweise einem pneumatischen
Schlagwerk.
[0002] Elektrohandwerkzeuggeräte mit pneumatischem Schlagwerk benutzen zur Erzeugung des
Schlages eine hin- und hergehende schwingende Bewegung, welche auf eine Gasfeder zwischen
einem in einem Hohlzylinder dichtend relativ zu diesem beweglichen Erregerkolben und
einem distanzierten in Richtung der Werkzeugachse dichtend beweglichen Schlagmittel
aufgebracht wird. Dazu wird die Drehbewegung eines Elektroantriebs zumindest teilweise
mittels geeigneter Transformationsgetriebe, meist Exzenter- oder Taumelschwinger,
in eine Hin- und Herbewegung des Erregerkolbens transformiert. Bei zweckentsprechender
Benutzung wirkt im Kraftweg die in Werkzeugrichtung axiale Gegenkraft als Rückstoss
des Schlages über das Werkzeug, das Schlagwerk, das Transformationsgetriebe und dessen
Lagerung auf das Gehäuse und verursacht störende Vibrationen bei dem, die Kraft aufbringenden,
Benutzer.
[0003] Es ist aus der Physik der erzwungenen Amplitudenschwingungen eines Federpendels prinzipiell
bekannt, dass besonders hohe Vibrationsamplituden im mechanischen Resonanzfall auftreten
bzw. umgekehrt die Vibrationsamplituden durch weit auseinander liegende Eigen- und
Vibrationsfrequenzen wirkungsvoll gedämpft werden können. In die Eigenfrequenz eines
Federpendels geht die Schwingmasse und die Federkonstante ein, welche im Nutzungsfall
bei einem einfachen schlagenden Elektrohandwerkzeuggerät durch dessen Masse und die
Federkonstante des Nutzers bei der Handhabung ausgebildet wird. Abhängig von der Schlagzahl
als Vibrationsfrequenz stellt sich demnach eine bestimmte Vibrationsamplitude des
Elektrohandwerkzeuggeräts ein.
[0004] Nach der US3918535 wird in den Kraftweg zwischen dem axial verschiebbaren Schlagwerk
und dem Gehäuse eine, zur Verlagerung des Arbeitspunktes vorgespannte, Druckfeder
vorgesehen, welche die erste axial verschiebbare Baugruppe des Schlagwerks von der
zweiten Baugruppe mit dem Gehäuse teilweise schwingungsentkoppelt und über die dadurch
entstehende Relativbewegung dieser Baugruppe zum Gehäuse über Dämpfungselemente gedämpft
werden kann. Das somit zwangsläufig entstandene System zweier gekoppelter gleichgerichteter
Schwinger beinhaltet eine relativ kleine Masse der Baugruppe des Schlagwerks, welches
durch den Rückstoss des Schlages somit stark schwingt. Die relativ grössere Masse
der zweiten Baugruppe mit dem Gehäuse führt, abhängig von deren Eigenfrequenz, eine
erzwungene Schwingung mit geringerer Vibrationsamplitude aus.
[0005] Die Dämpfung dieser Rückstossenergie durch eine Relativbewegung zweier Baugruppen
unter Zwischenschaltung eines Dämpfungselements hängt prinzipiell von dem dissipativen
Anteil der Deformationsenergie des Dämpfungselementes ab und steigt insbesondere sowohl
mit der Deformationskraftamplitude als auch mit der Deformationswegamplitude.
[0006] Nach der US5927407 werden bei den Dämpfungselementen zur Reduzierung der Vibrationen
der schwingungsmässig entkoppelten Baugruppen von Handwerkzeuggeräten sechs, in axialer
Richtung dämpfende, Elastomerbauteile verwendet, welche bezüglich ihrer viscoelastischen
Energiedissipation auf die Vibrationsfrequenz optimiert sind. Eine derartige Lösung
vermindert die Vibrationsamplitude nur relativ zum Fall ohne Dämpfungselemente.
[0007] Die Aufgabe der Erfindung besteht in der weiteren Minimierung der Vibrationen bei
schlagenden Elektrohandwerkzeuggeräten. Ein weiterer Aspekt dieser Erfindung besteht
in der Realisierung einer verschleissarmen Antriebskette zwischen zwei relativ zueinander
beweglichen, schwingungsentkoppelten Baugruppen des Elektrohandwerkzeuggerätes
[0008] Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Im wesentlichen beinhaltet eine, längs der Werkzeugachse begrenzt axial bewegliche,
erste Baugruppe neben dem Schlagwerk einen, um eine parallel zur Vibration der ersten
Baugruppe orientierten Rotorachse drehbaren, Rotor des Elektroantriebs sowie vorteilhaft
ein Transformationsgetriebe. Die schwingungsentkoppelte zweite Baugruppe beinhaltet
den Stator des Elektroantriebs und das Gehäuse.
[0010] Dadurch vergrössert sich die schwingungstechnisch zu beachtende Masse der ersten
Baugruppe, welche die Masse des Schlagwerks, des Transformationsgetriebes und des
Rotors addiert, relativ zur grösseren Masse der zweiten Baugruppe, welche die Masse
des Stators und des Gehäuses sowie optional die Masse der Elektroantriebselektronik
addiert. Durch die nunmehr absolut höhere Masse der ersten Baugruppe reduziert sich
die durch die gleiche Rückstossenergie erzeugte Vibrationsamplitude der ersten Baugruppe.
[0011] Zudem wird das Massenverhältnis beider Baugruppen in Richtung zu einer relativ grösseren
Masse der ersten Baugruppe verschoben, einschliesslich in Richtung auf eine Massengleichheit
beider Baugruppen. Somit kann durch ein zwischen beiden Baugruppen angeordnetes Dämpfungselement
mehr Rückstossenergie dissipiert werden, wodurch die Vibrationsamplitude der zweiten
Baugruppe mit dem Gehäuse vermindert wird.
[0012] Vorteilhaft werden Dämpfungselemente aus viscoelastischem Material verwendet, welches
bei der Vibrationsfrequenz im Arbeitstemperaturbereich des Elektrohandwerkzeugs viel
Energie dissipieren.
[0013] Die Antriebskette für die Schlagerzeugung und/oder Drehbewegung des Elektrohandwerkzeugs
weist ein verschleissarmes Kupplungsmittel bezüglich der Relativbewegung auf, welche
als drehmomentschlüssige Kupplung durch ein magnetisches Drehfeld des Stators auf
einen axial beweglichen, kollektorlosen Rotor ausgebildet wird. Insbesondere werden
keine mechanischen kraftübertragenden, und somit verschleissanfälligen, Kupplungsmittel
zum Ausgleich der Relativbewegung zwischen beiden Baugruppen benötigt. Bei einem kollektorlosen
Rotor entfallen zudem die bei einer axialen Bewegung verschleissenden Kollektoren.
[0014] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit: Fig. 1 als schlagendes Elektrohandwerkzeuggerät.
[0015] Nach Fig. 1 weist ein schlagendes Elektrohandwerkzeuggerät 1 eine über Lagerungen,
bspw. Gleit- oder Wälzlager, längs einer Werkzeugachse A begrenzt, bspw. 10 mm, bewegliche
erste Baugruppe mit einem Schlagwerk 2, welches einen, eine Hin- und Herbewegung ausführenden,
Erregerkolben 3 beinhaltet, mit einem Transformationsgetriebe 4, welches einen Exzenter
und zwei rechtwinkelig ineinandergreifende Kegelräder beinhaltet, und mit einem, parallel
zur ersten Vibration I der ersten Baugruppe um eine Rotorachse B drehbaren und längs
dieser begrenzt axial verschiebbaren, kollektorlosen Rotor 5 eines Elektroantriebs
sowie eine zweite Baugruppe mit der zweiten Vibration II auf, welche ein Gehäuse 6,
einen Stator 7 des Elektroantriebs und die zugeordnete Elektroantriebselektronik 8
beinhaltet und relativ zur ersten Baugruppe über eine vorgespannte elastische Feder
9, bspw. eine Spiraldruckfeder, mit einem dazu parallel geschalteten Dämpfungselement
10 aus viscoelastischem Material bezüglich der Vibrationen 1, II schwingungsentkoppelt
ist.
1. Elektrohandwerkzeuggerät zur Erzeugung einer zumindest schlagenden Bewegung eines
Werkzeugs, mit einer, ein Schlagwerk (2) beinhaltenden, ersten Baugruppe, welche in
einer, ein Gehäuse (6) aufweisenden, zweiten Baugruppe längs einer Werkzeugachse (A)
begrenzt beweglich gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Baugruppe einen, um eine parallel zu einer Vibration (I) der ersten Baugruppe
orientierten Rotorachse (B) drehbaren, Rotor (5) eines Elektroantriebs aufweist.
2. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Baugruppe ein Transformationsgetriebe aufweist.
3. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Baugruppe zumindest einen Stator (7) des Elektroantriebs aufweist.
4. Elektrohandwerkzeuggerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Baugruppe eine Elektroantriebselektronik (8) aufweist.
5. Elektrohandwerkzeuggerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Rotor (5) kollektorlos ausgebildet ist.
6. Elektrohandwerkzeuggerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Masse der ersten Baugruppe und die Masse der zweiten Baugruppe im wesentlichen
gleich gross sind.
7. Elektrohandwerkzeuggerät nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Baugruppe mit der zweiten Baugruppe über eine elastische Feder (9) schwingungsentkoppelt
verbunden ist.
8. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Feder (9) ein Dämpfungselement (10) parallel zugeschaltet ist.
9. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Dämpfungselement (10) aus viscoelastischem Material besteht.
10. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei Arbeitstemperatur des Elektrohandwerkzeuggerätes (1) das viscoelastische Material
bei der Vibrationsfrequenz eine optimale Energiedissipation aufweist.