[0001] Die Erfindung betrifft eine Sicherheitsroutine und ein zugeordnetes drehendes Elektrohandwerkzeuggerät,
insbesondere eine Bohrmaschine, einen Bohrhammer oder einen Kombihammer.
[0002] Bei grossen und leistungsstarken drehenden Elektrohandwerkzeuggeräten besteht die
Gefahr der Verletzung des Nutzers durch unzulässige Verdrehungen des Gehäuses beim
Mitdrehen durch plötzliche Werkzeugblockierungen als Folge der in Elektrohandwerkzeuggeräten
gespeicherten kinetischen Energie. Bei Startblockierern, also bei einer bereits im
Einschaltzeitpunkt vorliegenden Werkzeugblockade, besteht durch das plötzliche Mitdrehen
des Gehäuses eine besonders hohe Verletzungsgefahr.
[0003] Üblicherweise wird der diese Verdrehung durch die Blockierung erzeugende plötzliche
hohe Drehimpuls durch Rutsch- oder Sicherheitskupplungen vom blockierten Werkzeug
getrennt oder bezüglich des Drehmomentes begrenzt. Die Trennung erfolgt jedoch oftmals
verspätet, so dass durch die bereits auf das Gehäuse des Elektrohandwerkzeuggerätes
übertragene Rotationsenergie eine unzulässige Verdrehung des Gehäuses nicht mehr verhindert
werden kann.
[0004] Aus der DE3128410A1 ist die Messung des auf das Gehäuse wirkenden Drehmoments über
den das Elektrohandwerkzeuggerät führenden Handgriff bekannt. Über die analoge Integration
eines dem Drehmoment proportionalen Signals wird bei Überschreitung eines Grenzwertes
eine Sicherheitseinrichtung zur Vermeidung eines Werkzeugblockierens, Klemmens und
Würgens aktiviert. Nachteilig ist die zum Aufbau der Gegenkraft am Handgriff notwendige
Führung des Elektrohandwerkzeuggerätes durch den Nutzer.
[0005] Aus der EP666148B1 ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Vermeidung unzulässig
grosser Verdrehwinkel von Elektrohandwerkzeuggeräten bekannt, welche mit einem Mikrocontroller
den in einem zukünftigen Zeitpunkt zu erwartenden Verdrehwinkel des Gehäuses aus der
aktuellen Winkelbeschleunigung des Gehäuses im voraus berechnet und bei Überschreiten
eines Grenzwertes eine Sicherheitseinrichtung zur Vermeidung dieser Überschreitung
aktiviert. Bei Startblockaden kann es vereinzelt dennoch, insbesondere bei Nutzung
an schwachen Stromnetzen mit einem hohen Innenwiderstand durch die sich dann erst
langsam aufbauende Rotorbeschleunigung des Elektromotors, zu einer derart geringen
Winkelbeschleunigung des Gehäuses kommen, dass der im voraus berechnete Verdrehwinkel
des Gehäuses den Grenzwert nicht überschreitet und folglich die Sicherheitseinrichtung
nicht aktiviert wird.
[0006] Nach der DE19631517A1 ist die Verwendung von über eine Motorsteuerelektronik drehzahlsteuerbaren
kollektor- und schleifringlosen Elektromotoren, insbesondere geschalteter Reluktanzmotoren,
in Elektrohandwerkzeuggeräten sowie die Luftkühlung der im Gehäuse angeordneten Steuerelektronik
vorbekannt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine einfache Trennung der Kraftübertragung
bei Elektrohandwerkzeuggeräten aufzuzeigen. Ein weiterer Aspekt besteht in einer weiteren
Lösung zur sicheren Verhinderung einer unzulässig hohen Verdrehung des Gehäuses des
Elektrohandwerkzeuggerätes.
[0008] Die Aufgabe wird im wesentlichen durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0009] Im wesentlichen wird ein über eine Motorsteuerelektronik drehzahlsteuerbarer kollektor-
und schleifringloser Elektromotor, bspw. ein geschalteter Reluktanzmotor, insbesondere
im Falle einer, von einem mit dem Gehäuse verbundenen Sensor und einem Mikrocontroller
registrierten, zukünftig zu erwartenden unzulässigen Verdrehung, über die Motorsteuerelektronik
bezüglich der Drehzahl heruntergebremst, wodurch bei Unterschreitung einer Kupplungsdrehzahl
eine im Kraftübertragungsweg zwischen dem Elektromotor und einem Getriebe angeordnete,
rein mechanische, fliehkraftgesteuerte Kupplung zur Übertragung des Drehmomentes die
Kraftübertragung trennt.
[0010] Die über eine Motorsteuerelektronik drehzahlsteuerbaren kollektor- und schleifringlosen
Elektromotoren können schnell aktiv gebremst werden, wodurch ein unzulässig langes
Nachlaufen sicher verhindert werden kann.
[0011] Ein weiterer Vorteil dieser Lösung besteht zudem im Entfallen der ansonsten für die
Sicherheitsroutine benötigten verwendeten elektromechanischen Kupplung, wodurch das
Gewicht und Herstellungskosten reduziert werden.
[0012] Die Erfindung wird bezüglich eines vorteilhaften Ausführungsbeispiels näher erläutert
mit:
Fig. 1 als Elektrohandwerkzeuggerät.
[0013] Nach Fig. 1 weist ein Bohrhammer als Elektrohandwerkzeuggerät 1 innerhalb eines Gehäuses
2 einen über eine Motorsteuerelektronik 3 drehzahlsteuerbaren kollektor- und schleifringlosen
Elektromotor 4, insbesondere einen geschalteten Reluktanzmotor, welcher im Kraftübertragungsweg
über eine rein mechanische, drehzahlabhängige Kupplung 5 zur Übertragung des Drehmoments
mit einem Getriebe 6 verbunden ist, auf. Zudem ist das Gehäuse 2 mit einem, von einem
Mikrocontroller ausgewerteten, Sensor 7 zur Erfassung einer zukünftigen, unzulässig
hohen, Verdrehung des Gehäuses 2 verbunden.
[0014] Das Verfahren zur Begrenzung einer unzulässig hohen Verdrehung des Gehäuses im Falle
einer Werkzeugblockade beinhaltet
- in einem ersten Schritt im Falle einer, von dem Mikrocontroller mit Sensor registrierten,
zukünftig zu erwartenden unzulässigen Verdrehung, die Auslösung eines Sicherheitssignals
durch den Mikrocontroller,
- in einem zweiten Schritt die Abbremsung der Drehzahl des drehzahlsteuerbaren kollektor-
und schleifringlosen Elektromotors über die Motorsteuerelektronik,
- in einem weiteren Schritt bei Unterschreitung der Kupplungsdrehzahl die Unterbrechung
des Kraftübertragungsweges bezüglich der Übertragung des Drehmoments durch die drehzahlabhängige
Kupplung,
- sowie in einem optionalen letzten Schritt die Abfrage und Auswertung des Fortbestehens
des Sicherheitssignals vor einer Beschleunigung des Elektromotors durch die Motorsteuerelektronik,
wodurch im Falle einer Startblockade ein Anlaufen des Elektromotors und somit eine
unzulässig hohe Verdrehung des Gehäuses sicher verhindert wird.
1. Elektrohandwerkzeuggerät für den Antrieb eines zumindest teilweise eine Drehbewegung
ausführenden Werkzeugs, welches innerhalb eines Gehäuses (2) einen über eine Motorsteuerelektronik
(3) drehzahlsteuerbaren kollektor- und schleifringlosen Elektromotor (4) zur Erzeugung
eines Drehmomentes aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass im Kraftübertragungsweg vom Elektromotor (4) zu einem Getriebe (6) eine drehzahlabhängige
Kupplung (5) zur Übertragung des Drehmoments angeordnet ist.
2. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Gehäuse (2) mit einem Sensor (7) zur Erfassung einer zukünftigen, unzulässig
hohen, Verdrehung des Gehäuses (2) verbunden ist.
3. Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektromotor (4) ein geschalteter Reluktanzmotor ist.
4. Verfahren für ein Elektrohandwerkzeuggerät nach Anspruch 2 oder Anspruch 3 zur Begrenzung
einer unzulässig hohen Verdrehung des Gehäuses (2) im Falle einer Werkzeugblockade,
dadurch gekennzeichnet, dass
• in einem ersten Schritt bei einer, von dem Sensor (7) registrierten, zukünftig zu
erwartenden unzulässigen Verdrehung, ein Sicherheitssignal ausgelöst wird,
• in einem zweiten Schritt über die Motorsteuerelektronik (3) die Abbremsung der Drehzahl
des drehzahlsteuerbaren kollektor- und schleifringlosen Elektromotors (4) erfolgt
und
• in einem weiteren Schritt bei Unterschreitung einer Kupplungsdrehzahl die Unterbrechung
des Kraftübertragungsweges bezüglich der Übertragung des Drehmoments durch die drehzahlabhängige
Kupplung (5) erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
• in einem letzten Schritt vor einer Beschleunigung des Elektromotors (4) durch die
Motorsteuerelektronik (3) das Fortbestehen des Sicherheitssignals abgefragt und ausgewertet
wird.