[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Korrektur von dynamischen
Geschützfehlern nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1 bzw.
4.
[0002] Bei Geschützen, insbesondere solchen hoher Kadenz, werden die Geschützstruktur und
das Waffenrohr beim Schiessen von Seriefeuer durch grosse Kräfte dynamisch stark beansprucht.
Vor Beginn eines Seriefeuers wird das Waffenrohr zwar auf ein Ziel bzw. auf einen
Ort, in welchem die abzufeuernden Projektile mit dem Ziel zusammentreffen, gerichtet,
aber aus den während des Seriefeuers wirkenden Kräften resultiert unter anderem eine
unkontrollierte räumliche Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches, durch welche
Schussabgangsfehler und eine Verminderung der Trefferwahrscheinlichkeit verursacht
werden. Solche Fehler werden im Rahmen der vorliegenden Beschreibung als dynamische
Geschützfehler oder Mündungsrichtungsfehler bezeichnet.
[0003] Da für dieses Problem bis anhin keine brauchbare Lösung zur Kenntnis gebracht wurde,
wird die
Aufgabe der Erfindung darin gesehen, ein präzises, effizientes Verfahren und eine wirtschaftlich
vorteilhafte und feldtaugliche Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens vorzuschlagen,
mittels welchen die genannten Fehler vermieden oder mindestens stark reduziert werden
und eine grössere Treffwahrscheinlichkeit erreicht wird.
[0004] Diese
Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch die in den Patentansprüchen
1 und
4 angegebene Erfindung.
[0005] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemässen Verfahrens bzw. der erfindungsgemässen
Vorrichtung sind durch die Patentansprüche
2 bis
3 bzw.
5 bis
6 definiert.
[0006] Nach dem erfindungsgemässen Verfahren findet während eines Seriefeuers eine Messung
der Bewegung des Mündungsbereichs des Waffenrohres, kurz des Waffenrohr-Mündungsbereiches,
statt. Die hierbei gewonnenen Messsignale werden verwertet, um eine Korrektur der
ursprünglichen Richtung des Waffenrohres durchzuführen, bzw. um die Stellung des Waffenrohres,
das heisst seine Elevation und sein Azimut, so zu verändern, dass die Bewegung des
Waffenrohr-Mündungsbereiches kompensiert wird. Auf diese Weise können Schussabgangsfehler
vermieden werden.
[0007] Zur Durchführung dieses Verfahrens ist am Waffenrohr im Waffenrohr-Mündungsbereich
eine Winkelmesseinrichtung angeordnet, welche zwei Messglieder aufweist, die in einer
Ebene quer zur Längsachse des Waffenrohres um 90° zueinander versetzt sind.
[0008] Mit der Erfindung werden dynamische Geschützfehler bzw. dynamische Mündungsrichtungsfehler
aktiv kompensiert, so dass eine kleinere Ablage und damit eine grössere Treffwahrscheinlichkeit
erreicht werden.
[0009] Insbesondere in einer besonders vorteilhaften Ausbildung der Erfindung ist die Winkelmesseinrichtung
durch zwei Messglieder gebildet, von denen jedes einen Faserkreisel aufweist. Kurz
vor der Auslösung des Seriefeuers werden die Faserkreiselwinkel mit den Coderwinkeln
des Geschützes abgeglichen. Während des Seriefeuers erfolgt die Messung der Bewegung
des Waffenrohr-Mündungsbereiches, indem die Abweichungen der gemessenen Faserkreiselwinkel
von den Coderwinkeln laufend festgestellt werden. Gemessen werden somit Abweichungen
der Richtung der Waffenrohr-Mündung von der ursprünglich bestimmten und eingestellten
Soll-Richtung. Die so gewonnenen Messsignale werden, nachdem sie Umrechnungen unterzogen
wurden, zur Regelung der Antriebe verwendet, welche zum Richten des Waffenrohres vorgesehen
sind.
[0010] Als besondere Vorteile der Lösung mit Hilfe von Faserkreiseln sollen die folgenden
genannt sein:
- Das Messprinzip ist vorteilhaft, da durch die Messung die tatsächlichen Raumwinkelfehler
des Waffenrohr-Mündungsbereiches ermittelt werden.
- Die Messung ist unabhängig von äusseren Einflüssen.
- Die verwendeten Messglieder sind verhältnismässig preisgünstig und robust; sie weisen
keine beweglichen Teile auf, verschmutzen nicht und unterliegen keinen äusseren Einflüssen.
- Vor der eigentlichen Messung durchzuführende Eich- oder Ausrichtvorgänge sind problemlos
durchführbar.
- Die angestrebte Korrektur der dynamischen Geschützfehler bzw. Mündungsrichtungsfehler
kann laufend von Schuss zu Schuss erfolgen.
[0011] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles im Zusammenhang
mit der Zeichnung erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Geschütz mit einem Teil der erfindungsgemässen Vorrichtung in vereinfachter perspektivischer
Darstellung und
- Fig. 2
- ein Blockschema der erfindungsgemässen Vorrichtung in vereinfachter Darstellung.
[0012] In der
Fig. 1 ist ein insbesondere für schnelles Seriefeuer geeignetes Geschütz
1 dargestellt. Im Bereich einer Waffenrohr-Mündung
3 eines Waffenrohres
2 des Geschützes
1 ist eine Messvorrichtung, umfassend ein erstes Messglied
4 und ein zweites Messglied
5, angeordnet, welche in einer Ebene senkrecht zur Längsachse des Waffenrohres
2 des Geschützes
1 um
90° zueinander versetzt sind. Eine Versetzung von 90° ist besonders vorteilhaft, aber
es sind auch Versetzungen um kleinere Winkel als 90° möglich. Im weiteren ist es zwar
besonders vorteilhaft aber nicht zwingend, die Messglieder
4,
5 in Richtung der Längsachse des Waffenrohres
2 nicht gegen einander zu versetzen.
[0013] Das erste Messglied
4 ist einem Antrieb für die Schwenkung des Waffenrohres
2 zur Einstellung der Elevation und das zweite Messglied
5 einem Antrieb für die Schwenkung des Waffenrohres
2 zur Einstellung des Azimuts zugeordnet; hierbei handelt es sich um die Antriebe,
die ohnehin an solchen Geschützen zum Richten des Waffenrohres in Elevation λ und
Azimut α vorhanden sind und die daher nicht näher dargestellt und beschrieben sind.
[0014] Die Messglieder
4 und
5 haben den Zweck, die Bewegung der Mündung des Waffenrohres
2 während eines Seriefeuers zu erfassen und in elektrische Messsignale bzw. Ausgangssignale
umzuwandeln. Jedes der Messglieder
4, 5 weist einen Faserkreisel auf, der nach dem Messprinzip der Kreiselmessung arbeitet.
[0015] Ein Faserkreisel besteht im Wesentlichen aus einem Ring-Interferometer, in dem von
einem Laser erzeugte Strahlen entgegengesetzt umlaufen und miteinander interferieren,
wobei der Ring für den Strahlenverlauf aus einer Anzahl von Windungen einer Glasfaseranordnung
gebildet wird, in welche der vom Laser erzeugte Strahl eingekoppelt wird. Wenn ein
solches Ring-Interferometer um eine Achse rechtwinklig zur Ebene des Strahlenganges
angeordnet wird, so tritt, wie vom Sagnac-Versuch her bekannt, ein Wegunterschied
der gegenläufigen vom Laser emittierten Strahlen und damit eine Verschiebung der von
diesen erzeugten Interferenzstreifen bzw. eine Änderung des Interferenzmusters ein.
Diese Änderungen des Interferenzmusters werden von einem Detektor erfasst und als
Ausgangssignale in Form von Drehraten bzw. Winkeländerungen abgegeben. In anderen
Ausbildungen von Faserkreiseln wird der sich zwischen den gegenläufigen Strahlen einstellende
Doppler-Effekt zur Ermittlung der Winkeländerungen benutzt.
[0016] Die Messeinrichtung ist mit einer Regelungseinrichtung verbunden. Gemäss
Fig. 2 ist das Messglied
4 mit einem ersten Eingang
e1 einer ersten Regelungseinheit
10 verbunden. Die Regelungseinheit
10 ist ausgangsseitig über Leitungen
R, S, T mit einem Motor
11 des einen Antriebs, nämlich desjenigen für die Schwenkung des Waffenrohres
2 in vertikaler Richtung bzw. zur Einstellung der Elevation in Verbindung. Der Motor
11 ist direkt verbunden mit einem Resolver
12, weiter über ein Planetengetriebe
13 mit einer Last
14, welche den zu bewegenden Teile des Geschützes
1 entspricht, und weiter über ein Messgetriebe
15 mit einem Encoder
16. Der Resolver
12 ist an einem zweiten Eingang
e2 der Regelungseinheit
10 angeschlossen, und der Encoder
16 ist an einem dritten Eingang
e3 der Regelungseinheit
10 angeschlossen. Über einen vierten Eingang
e4 und einen fünften Eingang
e5 werden der Regelungseinheit
10 eine Referenz-Geschwindigkeit bzw. eine Referenz-Position zugeführt.
[0017] Im Schiessbetrieb werden die Drehraten des Messgliedes
4, vom Resolver
12 erzeugte Informationen über die aktuelle Position des Rotors des Motors
11, vom Encoder
16 erzeugte Informationen über die aktuelle Position einer Wiege bzw. Laffette des Geschützes
1, die Referenz-Geschwindigkeit sowie die Referenz-Position in der Regelungseinheit
10 derart verarbeitet, dass die Drehzahl des Motors
11 entsprechend der via die Leitungen
R,
S,
T eingegebenen Informationen geändert und so die Stellung des Waffenrohres
2 beeinflusst und damit die Bewegung der Waffenrohr-Mündung
2 kompensiert werden kann.
[0018] Der weitere Antrieb, der für die Schwenkung des Waffenrohres
2 zur Einstellung des Azimuts vorgesehen ist, wird mittels einer weiteren, nicht dargestellten
Regelungseinrichtung gesteuert, die der mit Bezug auf
Fig. 2 beschriebenen Regelungseinheit
10 ähnlich ist.
[0019] Kurz vor Auslösung des Seriefeuers des Geschützes
1 werden Faserkreiselwinkel der Messglieder
4 und
5 mit den Coderwinkeln des Geschützes
1 abgeglichen. Während des Seriefeuers werden die Abweichungen der Faserkreiselwinkel
von den Coderwinkeln in der Regelungseinheit
10 ausgewertet und zur Regelung der Antriebe für die Schwenkungen des Waffenrohres
2 verwendet.
1. Verfahren zur Korrektur von dynamischen Geschützfehlern, die während eines Seriefeuers
von einer Bewegung eines Waffenrohr-Mündungsbereiches (3) eines in Elevation (λ) und
Azimut (α) gerichteten Waffenrohres (
2) eines Geschützes (
1) verursacht werden,
dadurch gekennzeichnet,
- dass während des Seriefeuers eine Messung der Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches
(3) zur Gewinnung von Messsignalen durchgeführt wird, und
- dass die Messsignale zur Korrektur der Elevation (λ) und des Azimuts (α) des Waffenrohres
(2) verwertet werden, um die Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches (3) zu kompensieren.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches (3) mit Hilfe von zwei Winkel messenden, vorzugsweise je einen Faserkreisel aufweisenden,
Messgliedern (4, 5) gemessen wird.
3. Verfahren nach Anspruch
2,
dadurch gekennzeichnet,
- dass kurz vor Auslösung des Seriefeuers eine Abgleichung von Faserkreiselwinkeln der Faserkreisel
mit Coderwinkeln des Geschützes (1) durchgeführt wird,
- dass die während des Seriefeuers durchgeführte Messung eine laufende Messung mittels der
Faserkreiselwinkel umfasst,
- dass die Messignale, welche Abweichungen der Faserkreiselwinkel von den Coderwinkeln entsprechen,
ausgewertet und zur Regelung von, der Einstellung von Elevation (λ) und Azimut (α)
des Waffenrohres (2) dienenden, Antrieben verwertet werden.
4. Vorrichtung zur Korrektur von dynamischen Geschützfehlern, die während eines Seriefeuers
von einer Bewegung eines Waffenrohr-Mündungsbereiches (
3) eines in Elevation (λ) und Azimut (α) gerichteten Waffenrohres (
2) eines Geschützes (
1) verursacht werden,
dadurch gekennzeichnet,
- dass am Waffenrohr (2) im Waffenrohr-Mündungsbereich (3) eine Messeinrichtung (4, 5) angeordnet ist, um die Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches (3) zu messen und entsprechende Messsignale abzugeben,
- dass eine Regelungseinrichtung (10) zur Verwertung der Messsignale vorgesehen ist, über welche die Messeinrichtung (4, 5) mit einer der Einstellung von Elevation (λ) und Azimut (α) des Waffenrohres (2) dienenden Antriebsvorrichtung (11) verbunden ist, um die Elevation (λ) und das Azimut (α) des Waffenrohres (2) in Abhängigkeit von den Messsignalen zu verändern und dabei die Bewegung des Waffenrohr-Mündungsbereiches
(3) zu kompensieren.
5. Vorrichtung nach Anspruch
4,
dadurch gekennzeichnet,
- dass die Messeinrichtung zwei Faserkreisel aufweisende Messglieder (4, 5) umfasst, die am Waffenrohr (2) im Waffenrohr-Mündungsbereich (3) angeordnet sind, wobei die Messglieder (4, 5) quer zur Längsachse des Waffenrohres um einen Winkel, der vorzugsweise 90° beträgt,
gegeneinander versetzt sind, und
- dass die Regelungseinrichtung zwei Regelungseinheiten (10) umfasst, von denen jede mit einem der Messglieder (4, 5) verbunden ist,
- wobei das eine Messglied (4) über die ihm angeschlossene Regelungseinheit (10) mit dem Antrieb für die Einstellung der Elevation (λ) und das andere Messglied (5) über die ihm angeschlossenen Regelungseinheit mit dem Antrieb für die Einstellung
des Azimuts (α) des Waffenrohres (2) verbunden ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch
5, wobei jede Regelungseinheit (
10) ausgangsseitig mit einem Motor (
11) verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet
- dass der Motor (11) mindestens mit einem Resolver (12) und einem Encoder (16) drehverbunden ist,
- dass der Resolver (12) und der Encoder (16) über Eingänge (e2,e3) an der Regelungseinheit (10) angeschlossen sind, wobei der Regelungseinheit (10) vom Resolver (12) eine Information über die aktuelle Rotorposition des Motors (11) und vom Encoder (16) eine Information über die aktuelle Position einer Wiege des Geschützes (1) zugeführt wird und,
- dass die Regelungseinheit (10) zwei zusätzliche Eingänge (e4,e5) aufweist, über welche eine Referenz-Geschwindigkeit und eine Referenz-Position zugeführt
werden.