[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Schaltung und ein Verfahren zur adaptiven
Geräuschunterdrückung gemäss den Oberbegriffen der unabhängigen Patentansprüche. Sie
kommt beispielsweise in digitalen Hörgeräten zum Einsatz.
[0002] Das gesunde menschliche Hörsystem erlaubt es, sich während einer Unterhaltung in
einer durch Lärm gestörten Schallsituation auf einen Gesprächspartner zu konzentrieren.
Viele Hörgeräteträger hingegen leiden unter einer stark reduzierten Sprachverständlichkeit,
sobald neben dem gewünschten Sprachsignal noch Störgeräusche vorhanden sind.
[0003] Viele Verfahren zur Störgeräuschunterdrückung sind vorgeschlagen worden. Sie lassen
sich unterteilen in einkanalige Verfahren, welche nur ein Eingangssignal benötigen,
und in mehrkanalige Verfahren, welche mittels mehrerer akustischer Eingänge die räumliche
Information im akustischen Signal ausnutzen.
[0004] Bei allen einkanaligen Verfahren konnte bislang keine relevante Verbesserung der
Sprachverständlichkeit nachgewiesen werden. Es wird nur eine Verbesserung der subjektiv
wahrgenommenen Signalqualität erreicht. Zudem versagen diese Verfahren beim praktisch
wichtigen Fall, in welchem sowohl das Nutz- als auch das Störsignal Sprache ist (sogenannte
Cocktailparty-Situation). Keines der einkanaligen Verfahren ist in der Lage, ein einzelnes
Sprachsignal aus einem Gemisch selektiv hervorzuheben.
[0005] Bei den mehrkanaligen Verfahren zur Geräuschunterdrückung wird von der Annahme ausgegangen,
dass sich die akustische Quelle, von welcher das Nutzsignal ausgesandt wird, vor dem
Zuhörer befindet, während der Störschall aus anderen Richtungen einfällt. Diese einfache
Annahme bewährt sich in der Praxis und kommt dem unterstützenden Lippenablesen entgegen.
Die mehrkanaligen Verfahren lassen sich weiter unterteilen in fixe Systeme, welche
eine feste vorgegebene Richtcharakteristik aufweisen, und adaptive Systeme, welche
sich der momentanen Schallsituation anpassen.
[0006] Die fixen Systeme arbeiten entweder unter Verwendung von Richtmikrophonen, welche
zwei akustische Eingänge aufweisen und ein von der Einfallsrichtung abhängiges Ausgangssignal
liefem, oder unter Verwendung von mehreren Mikrophonen, deren Signale elektrisch weiterverarbeitet
werden. Manuelles Umschalten erlaubt unter Umständen die Wahl zwischen verschiedenen
Richtcharakteristiken. Solche Systeme sind auf dem Markt erhältlich und werden vermehrt
auch in Hörgeräte eingebaut.
[0007] Von den zur Zeit in Entwicklung begriffenen adaptiven Systemen erhofft man sich,
dass sie Störgeräusche abhängig von der momentanen Schallsituation optimal unterdrücken
und damit die fixen Systeme übertreffen können. Ein Ansatz mit einem adaptiven direktionalen
Mikrophon wurde in Gary W. Elko und Anh-Tho Nguyen Pong, "A Simple Adaptive First-Order
Differential Microphone", 1995 IEEE ASSP Workshop on Applications of Signal Processing
to Audio and Acoustics, New Paltz NY, vorgestellt. Dabei wird mit einem adaptiven
Parameter die Form der Richtcharakteristik signalabhängig eingestellt. Damit kann
ein einzelnes seitlich einfallendes Störsignal unterdrückt werden. Durch die Beschränkung
auf einen einzigen adaptiven Parameter funktioniert das System nur in einfachen Schallsituationen
mit einem einzigen Störsignal.
[0008] Zahlreiche Untersuchungen sind gemacht worden unter Verwendung von zwei Mikrophonen,
die je an einem Ohr platziert sind. Bei diesen sogenannten adaptiven Beamformem werden
Summen- und Differenzsignal der beiden Mikrophone als Input für ein adaptives Filter
verwendet. Die Grundlagen für diese Art von Verarbeitung wurden von L. J. Griffiths
und C. W. Jim, "An Alternative Approach to Linearly Constrained Adaptive Beamforming",
IEEE Transactions on Antennas and Propagation, vol. AP-30 no. 1 pp. 27-34, Jan. 1982,
publiziert. Diese Griffiths-Jim-Beamformer können auch mit mehr als zwei Mikrophoneingängen
arbeiten. Störgeräusche können damit erfolgreich unterdrückt werden. Probleme bieten
aber die in realen Räumen vorhandenen Raumechos. Dies kann im Extremfall dazu führen,
dass anstelle der Störsignale das Nutzsignal unterdrückt oder verzerrt wird.
[0009] In den letzten Jahren sind starke Fortschritte auf dem Gebiet der sogenannten blinden
Signaltrennung gemacht worden. Eine gute Zusammenstellung der bisherigen Forschungsresultate
findet sich in Te-Won Lee, "Independent Component Analysis, Theory and Applications",
Kluwer Academic Publishers, Boston, 1998. Dabei geht man von einem Ansatz aus, wo
M statistisch unabhängige Quellensignale von N Sensoren in unterschiedlichen Mischverhältnissen
aufgenommen werden (M und N sind natürliche Zahlen), wobei die Übertragungsfunktionen
von den Quellen zu den Sensoren unbekannt sind. Es ist das Ziel der blinden Signaltrennung,
aus den bekannten Sensorsignalen die statistisch unabhängigen Quellensignale zu rekonstruieren.
Dies ist prinzipiell möglich, wenn die Anzahl der Sensoren N mindestens der Anzahl
Quellen M entspricht, d. h. N ≥ M. Viele verschiedene Algorithmen sind vorgeschlagen
worden, wobei die meisten überhaupt nicht für eine effiziente Verarbeitung in Echtzeit
geeignet sind.
[0010] Als eine Untergruppe können diejenigen Algorithmen betrachtet werden, die anstelle
der statistischen Unabhängigkeit nur Unkorreliertheit der rekonstruierten Quellensignale
verlangen. Diese Ansätze sind von Henrik Sahlin, "Blind Signal Separation by Second
Order Statistics", Chalmers University of Technology Technical Report No. 345, Göteborg,
Schweden, 1998, eingehend untersucht worden. Er konnte nachweisen, dass die Forderung
unkorrelierter Ausgangssignale für akustische Signale vollends genügt. So kann beispielsweise
die Minimierung einer aus Kreuzkorrelationstermen bestehenden quadratischen Kostenfunktion
mit einem Gradientenverfahren durchgeführt werden. Dabei werden Filterkoeffizienten
schrittweise in Richtung des negativen Gradienten verändert. Ein solches Verfahren
wird in Henrik Sahlin und Holger Broman, "Separation of Real World Signals", Signal
Processing vol. 64 no. 1, pp. 103-113, Jan. 1998, beschrieben. Dort wird es für die
Geräuschunterdrückung bei einem Mobiltelefon verwendet.
[0011] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Schaltung und ein Verfahren zur adaptiven Geräuschunterdrückung
anzugeben, welche auf den bekannten Systemen aufbauen, diese aber in wesentlichen
Eigenschaften übertreffen. Insbesondere soll mit möglichst geringem Aufwand ein optimales
Konvergenzverhalten mit minimalen, unhörbaren Verzerrungen und ohne zusätzliche Signalverzögerung
erreicht werden.
[0012] Die Aufgabe wird gelöst durch die Schaltung und das Verfahren, wie sie in den unabhängigen
Patentansprüchen definiert sind.
[0013] Die vorliegende Erfindung gehört zur Gruppe von Systemen zur blinden Signaltrennung
mittels Methoden zweiter Ordnung, d. h. mit dem Ziel zur Erreichung unkorrelierter
Ausgangssignale. Im wesentlichen werden zwei Mikrophonsignale mittels blinder Signaltrennung
in Nutzsignal und Störsignale getrennt. Ein konsistentes Verhalten am Ausgang kann
erzielt werden, wenn das Signal-Rausch-Verhältnis eines ersten Mikrophons immer grösser
ist als dasjenige eines zweiten Mikrophons. Dies kann entweder dadurch erreicht werden,
dass das erste Mikrophon näher bei der Nutzquelle platziert wird als das zweite Mikrophon
oder dadurch, dass das erste Mikrophon im Gegensatz zum zweiten Mikrophon eine auf
die Nutzquelle ausgerichtete Richtcharakteristik besitzt.
[0014] Die Berechnung der dekorrelierten Ausgangssignale erfolgt unter Minimierung einer
aus Kreuzkorrelationstermen bestehenden quadratischen Kostenfunktion. Dazu wird ein
spezielles stochastisches Gradientenverfahren hergeleitet, in dem Erwartungswerte
von Kreuzkorrelationen durch ihre Momentanwerte ersetzt werden. Dies hat eine schnell
reagierende und recheneffiziente Aufdatierung der Filterkoeffizienten zur Folge.
[0015] Ein weiterer Unterschied zum allgemein bekannten Verfahren besteht darin, dass für
die Aufdatierung der Filterkoeffizienten signalabhängig transformierte Versionen der
Ein- und Ausgangssignale verwendet werden. Die Transformation mittels Kreuzglied-Filtem
führt eine spektrale Glättung durch, so dass die Signalleistungen mehr oder weniger
gleichmässig über das Frequenzspektrum verteilt werden. Dadurch werden bei der Aufdatierung
der Filterkoeffizienten alle spektralen Anteile gleichmässig gewichtet unabhängig
von der aktuell vorhandenen Leistungsverteilung. Dies erlaubt auch für reale akustische
Signale mit nicht zu vemachlässigenden Autokorrelationsfunktionen eine verzerrungsarme
Verarbeitung bei gleichzeitig befriedigendem Konvergenzverhalten.
[0016] Für ein optimales Funktionieren der erfindungsgemässen Schaltung und des erfindungsgemässen
Verfahrens können die Mikrophoneingänge mit Kompensationsfiltem aufeinander abgeglichen
werden. Es wird eine einheitliche Normierungsgrösse für die Aufdatierung aller Filterkoeffizienten
verwendet. Sie wird derart berechnet, dass immer nur eines der beiden Filter mit maximaler
Geschwindigkeit adaptiert wird, je nachdem, ob zur Zeit gerade Nutzsignal oder Störsignale
dominieren. Dieses Vorgehen ermöglicht korrekte Konvergenz sogar im singulären Fall,
wo nur Nutzsignal oder nur Störsignale vorhanden sind.
[0017] Die vorliegende Erfindung unterscheidet sich wesentlich von allen bisher publizierten
Systemen zur Geräuschunterdrückung, insbesondere durch das spezielle stochastische
Gradientenverfahren, die Transformation der Signale für die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
sowie das Zusammenspiel von Kompensationsfiltem und Normierungseinheit bei der Steuerung
der Adaptionsgeschwindigkeit.
[0018] Insgesamt weist das erfindungsgemässe System in einem sehr grossen Bereich von Signal-Rausch-Verhältnissen
ein konsistentes Verhalten auf, d. h. das Signal-Rausch-Verhältnis wird immer verbessert
und nie verschlechtert. Es kann somit optimal zur besseren Verständigung in schwierigen
Schallsituationen beitragen.
[0019] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren detailliert beschrieben. Dabei
zeigen in Blockdiagrammen:
- Fig. 1
- ein allgemeines System zur adaptiven Geräuschunterdrückung mittels der Methode der
blinden Signaltrennung gemäss Stand der Technik,
- Fig. 2
- das erfindungsgemässe System,
- Fig. 3
- eine Detailzeichnung eines Kompensationsfilters des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 4
- eine Detailzeichnung eines Verzögerungselements des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 5
- eine Detailzeichnung eines Filters des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 6
- eine Detailzeichnung eines Kreuzglied-Filters des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 7
- eine Detailzeichnung eines Kreuzkorrelators des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 8
- eine Detailzeichnung einer Vorberechnungseinheit vom Typ V des erfindungsgemässen
Systems,
- Fig. 9
- eine Detailzeichnung einer Vorberechnungseinheit vom Typ B des erfindungsgemässen
Systems,
- Fig. 10
- eine Detailzeichnung einer Aufdatierungseinheit des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 11
- eine Detailzeichnung eines Kreuzglied-Dekorrelators des erfindungsgemässen Systems,
- Fig. 12
- eine Detailzeichnung einer Glättungseinheit des erfindungsgemässen Systems und
- Fig. 13
- eine Detailzeichnung einer Normierungseinheit des erfindungsgemässen Systems.
[0020] Ein allgemeines System zur adaptiven Geräuschunterdrückung mittels der Methode der
blinden Signaltrennung, wie es aus dem Stand der Technik bekannt ist, ist in
Figur 1 dargestellt. Zwei Mikrophone 1 und 2 liefern die elektrischen Signale d
1(t) und d
2(t). Die nachfolgenden AD-Wandler 3 und 4 ermitteln daraus digitale Signale zu den
diskreten Zeitpunkten d
1(n·T) und d
2(n·T), in abgekürzter Schreibweise d
1(n) und d
2(n) oder d
1 und d
2. Dabei ist T=1/f
s die Abtastperiode, f
s die Abtastfrequenz und n ein fortlaufender Index. Es folgen Kompensationsfilter 5
und 6, die je nach Anwendung eine fixe Frequenzgangkorrektur auf den einzelnen Mikrophonsignalen
vornehmen können. Die daraus resultierenden Eingangssignale y
1 und y
2 werden nun gemäss der Figur 1 sowohl zu Verzögerungselementen 7 und 8 als auch zu
Filtern 17 und 18 geführt. Nachfolgende Subtrahierer 9 und 10 liefern Ausgangssignale
s
1 und s
2.
[0021] Es folgen Verarbeitungseinheiten 11 und 12, die je nach Anwendung eine beliebige
lineare oder nichtlineare Nachverarbeitung vornehmen. Ihre Ausgangssignale u
1 und u
2 können über DA-Wandler 13 und 14 in elektrische Signale u
1(t) und u
2(t) umgewandelt und mittels Lautsprecher bzw. Hörer 15 und 16 hörbar gemacht werden.
[0022] Ziel der blinden Signaltrennung ist es, ausgehend von den Eingangssignalen y
1 und y
2 und mittels der Filter 17 und 18, möglichst statistisch unabhängige Ausgangssignale
s
1 und s
2 zu erhalten. Für die jeweils nur kurzzeitig stationären akustischen Signale genügt
die Forderung unkorrelierter Ausgangssignale s
1 und s
2. Für die Berechnung der optimalen Filterkoeffizienten
w1 und
w2 in den Filtern 17 und 18 werden wir eine Kostenfunktion minimieren. Es handelt sich
um die nachfolgende aus Kreuzkorrelationstermen bestehende quadratische Kostenfunktion
J. Der Operator
* steht dabei für konjugiert komplex in Anwendungen, wo wir es mit komplexwertigen
Signalen zu tun haben.

[0023] Die Kreuzkorrelationsterme lassen sich mit Hilfe der Ausgangssignale s
1 und s
2 ausdrücken. Der Operator E[] steht dabei für den Erwartungswert.

[0024] Die Ausgangssignale s
1 und s
2 lassen sich durch die Eingangssignale y
1 und y
2 und mittels der Filterkoeffizienten
w1 und
w2 ausdrücken. Dabei bezeichnen w
1k die Elemente des Vektors
w1 und w
2k die Elemente des Vektors
w2.


[0025] Für die Minimierung der Kostenfunktion J mittels eines Gradientenverfahrens müssen
die Ableitungen bezüglich der Filterkoeffizienten
w1 und
w2 berechnet werden. Nach einigen Umformungen erhalten wir folgende Ausdrücke.


[0026] Für die Herleitung des erfindungsgemässen stochastischen Gradientenverfahrens müssen
nun die Summationsgrenzen durch vom Koeffizientenindex abhängige Grenzen ersetzt werden.
Dazu sind die nachfolgenden Substitutionen erforderlich.


[0027] Die Ableitungen können nun mit den modifizierten Summationsgrenzen ausgedrückt werden.


[0028] Beim Übergang vom normalen Gradienten zum stochastischen Gradienten werden Erwartungswerte
durch Momentanwerte ersetzt. Dies wird beim erfindungsgemässen Verfahren für die Kreuzkorrelationsterme
der Ausgangssignale s
1 und s
2 durchgeführt. Dabei werden die neusten verfügbaren Momentanwerte verwendet gemäss
der nachfolgenden Beziehung.

[0029] Durch Einsetzen der Momentanwerte vereinfacht sich die Berechnung der Ableitungen
und wir erhalten die nachfolgenden Beziehungen. Die Zwischengrössen v
1, b
1, v
2 und b
2 ermöglichen eine vereinfachte Schreibweise und ebenfalls eine vereinfachte Berechnung,
da in jedem diskreten Zeitpunkt von jeder Grösse jeweils nur ein neuer Wert berechnet
werden muss. Durch diese neuartige Vorgehensweise erzielen wir im erfindungsgemässen
Verfahren eine erhebliche Reduktion des Rechenaufwands.






[0030] Das Aufdatieren der Filterkoeffizienten
w1 und
w2 erfolgt nun in Richtung des negativen Gradienten. Dabei ist µ die Schrittweite. Man
erhält eine dem bekannten LMS-Algorithmus (Least Mean Square) ähnliche Beziehung.
Die zwei Terme pro Koeffizient sind nur deshalb nötig, weil wir beim Momentanwert
die jeweils neusten Schätzwerte verwendet haben. Dies ist sinnvoll, wenn wir ein schnell
reagierendes Verhalten erreichen wollen.


[0031] Um ein gleichmässiges Verhalten bei variierenden Signalleistungen zu erhalten, formulieren
wir eine normierte Version für die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
w1 und
w2. Die Normierungsgrösse muss proportional zum Quadrat einer Leistungsgrösse p
1 bzw. p
2 sein. Dabei ist β die Adaptionsgeschwindigkeit.


[0032] Das bis hierher beschriebene System zur adaptiven Geräuschunterdrückung mittels der
Methode der blinden Signaltrennung genügt wegen der nicht zu vemachlässigenden Autokorrelationsfunktion
realer akustischer Signale noch nicht, um in realistischer Umgebung eine verzerrungsarme
Verarbeitung bei gleichzeitig befriedigendem Konvergenzverhalten zu erzielen. Das
System kann verbessert werden, wenn die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
w1 und
w2 nicht direkt auf den Eingangssignalen y
1 und y
2 und den Ausgangssignalen s
1 und s
2, sondern auf transformierten Signalen basiert.
[0033] Das erfindungsgemässe System gemäss
Figur 2 verwendet vier Kreuzglied-Filter 19, 20, 21 und 22 zur signalabhängigen Transformation
der Ein- und Ausgangssignale. Für die schnelle signalabhängige Transformation erweisen
sich die aus der Sprachsignalverarbeitung bekannten Kreuzglied-Filterstrukturen als
besonders geeignet. Sie werden dort für die lineare Prädiktion eingesetzt.
[0034] Für die Ermittlung der Koeffizienten k der Kreuzglied-Filter sind zwei Kreuzglied-Dekorrelatoren
31 und 32 und eine Glättungseinheit 33 vorhanden. Die Kreuzglied-Dekorrelatoren ermitteln
je einen Koeffizientenvektor
k1 und
k2 basierend auf den Eingangssignalen y
1 und y
2. In der Glättungseinheit werden die beiden Koeffizientenvektoren gemittelt und zeitlich
geglättet als Koeffizientenvektor k an die Kreuzglied-Filter weitergegeben.
[0035] Im Gegensatz zum bekannten System von Fig. 1 basieren im erfindungsgemässen System
alle Berechnungen zur Aufdatierung der Koeffizienten auf den transformierten Ein-
und Ausgangssignalen y
1M, y
2M, s
1M und s
2M. Zwei Kreuzkorrelatoren 23 und 24 berechnen die benötigten Kreuzkorrelationsvektoren
r1 und
r2. Die Vorberechnungseinheiten 25, 26, 27 und 28 ermitteln die Zwischengrössen v
1, v
2, b
1 und b
2. Die Aufdatierungseinheiten 29 und 30 ermitteln die modifizierten Filterkoeffizienten
w1 und
w2 und stellen sie den Filtern 17 und 18 zur Verfügung.
[0036] In der Normierungseinheit 34 wird eine für die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
w1 und
w2 gemeinsame Normierungsgrösse p berechnet. Die optimale Wahl der Normierungsgrösse
p zusammen mit der richtigen Einstellung der Kompensationsfilter 5 und 6 gewährleisten
ein sauberes und eindeutiges Konvergenzverhalten des erfindungsgemässen Verfahrens.
[0037] Im folgenden wird eine spezielle Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ausgehend
von Figur 2 ausführlicher beschrieben. Die Mikrophone 1 und 2, die AD-Wandler 3 und
4, die DA-Wandler 13 und 14 sowie die Hörer 15 und 16 werden in der Betrachtung als
ideal angenommen. Die Charakteristiken der realen akustischen und elektrischen Wandler
können in den Kompensationsfiltem 5 und 6 bzw. in den Verarbeitungseinheiten 11 und
12 berücksichtigt und allenfalls kompensiert werden. Für die AD-Wandler 3 und 4 und
die DA-Wandler 13 und 14 gelten die nachfolgenden Beziehungen. Dabei bezeichnen T
und f
s die Abtastperiode bzw. Abtastfrequenz und der Index n den diskreten Zeitpunkt.



[0038] Die Kompensationsfilter 5 und 6 sind gemäss
Figur 3 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Struktur entspricht einem
allgemeinen rekursiven Filter der Ordnung K. Die Koeffizienten b
1k, a
1k, b
2k und a
2k werden so gesetzt, dass sich der mittlere Frequenzgang eines Eingangs an den anderen
Eingang angleicht. Dabei wird vorzugsweise über alle möglichen Orte von akustischen
Signalquellen bzw. über alle möglichen Einfallsrichtungen gemittelt.



[0039] Die Verzögerungselemente 7 und 8 sind gemäss
Figur 4 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die notwendigen Verzögerungszeiten
D
1 und D
2 hängen vor allem vom Abstand der beiden Mikrophone und der bevorzugten Schalleinfallsrichtung
ab. Kleine Verzögerungszeiten sind wünschenswert, da damit auch die Gesamtverzögerungszeit
des Systems verringert wird.



[0040] Für die Subtrahierer 9 und 10 gelten die nachfolgenden Beziehungen.


[0041] Für die Verarbeitungseinheiten 11 und 12 gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die
Funktionen f
1() und f
2() stehen für beliebige lineare oder nichtlineare Funktionen ihrer Argumente. Sie
ergeben sich aufgrund der üblichen hörgerätespezifischen Verarbeitung.


[0042] Die Filter 17 und 18 sind gemäss
Figur 5 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Filterordnungen N
1 und N
2 ergeben sich aus einem Kompromiss zwischen erzielbarem Effekt und dem Rechenaufwand.



[0044] Die Kreuzkorrelatoren 23 und 24 sind gemäss
Figur 7 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Konstanten g und h, die
das Zeitverhalten der gemittelten Kreuzkorrelationen bestimmen, sollten den Filterordnungen
N
1 und N
2 angepasst sein. Die Konstanten L
1 und L
2 bestimmen, wie viele Kreuzkorrelationsterme in den nachfolgenden Berechnungen jeweils
berücksichtigt werden.




[0045] Die Vorberechnungseinheiten vom Typ V 25 und 26 sind gemäss
Figur 8 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Normierung wurde so gewählt,
dass die Zwischengrössen v
1 und v
2 dimensionslos sind.


[0046] Die Vorberechnungseinheiten vom Typ B 27 und 28 sind gemäss
Figur 9 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Normierung wurde so gewählt,
dass die Zwischengrössen b
1 und b
2 dimensionslos sind.


[0047] Die Aufdatierungseinheiten 29 und 30 sind gemäss
Figur 10 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Adaptionsgeschwindigkeit
β kann dem gewünschten Konvergenzverhalten entsprechend gewählt werden.


[0048] Die Kreuzglied-Dekorrelatoren 31 und 32 sind gemäss
Figur 11 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Kreuzglied-Dekorrelatoren
berechnen die für eine Dekorrelation ihrer Eingangssignale benötigten Koeffizientenvektoren
k1 und
k2.






[0049] Die Glättungseinheit 33 ist gemäss
Figur 12 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Die Konstanten f und I werden
so gewählt, dass die gemittelten Koeffizienten k den gewünschten geglätteten Verlauf
bekommen.


[0050] Die Normierungseinheit 34 ist gemäss
Figur 13 aufgebaut und es gelten die nachfolgenden Beziehungen. Es werden zuerst die vier
Leistungen von y
1M, y
2M, s
1M und s
2M berechnet und daraus wird die Normierungsgrösse p ermittelt.





[0051] Die bevorzugte Ausführungsform kann problemlos auf einem handelsüblichen Signalprozessor
programmiert oder in einer integrierten Schaltung realisiert werden. Dazu müssen alle
Variablen geeignet quantisiert und die Operationen auf die vorhandenen Architekturblöcke
hin optimiert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Behandlung der quadratischen
Grössen (Leistungen) und den Divisionsoperationen. Abhängig vom Zielsystem gibt es
dazu optimierte Vorgehensweisen. Diese sind aber an und für sich nicht Gegenstand
der vorliegenden Erfindung.
1. Schaltung zur Berechnung von zwei dekorrelierten digitalen Ausgangssignalen (s1, s2) aus zwei korrelierten digitalen Eingangssignalen (y1, y2), beinhaltend zwei symmetrisch übers Kreuz in Vorwärtsrichtung angeordnete Filter
(17, 18) mit adaptiven Filterkoeffizienten (w1, w2), zwei Verzögerungselemente (7, 8) und zwei Subtrahierer (9, 10) zur Berechnung der
Ausgangssignale (s1, s2) im Zeitbereich aus den Eingangssignalen (y1, y2) unter Minimierung einer aus Kreuzkorrelationstermen bestehenden quadratischen Kostenfunktion,
dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltung vier Kreuzglied-Filter (19-22) zur signalabhängigen Transformation
der Ein- und Ausgangssignale (y1, y2; s1, s2) enthält und dass alle Recheneinheiten zur Aufdatierung der Filterkoeffizienten (w1, w2) den Kreuzglied-Filtern (19-22) nachgeschaltet sind.
2. Schaltung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch zwei Kreuzkorrelatoren (23, 24), vier Vorberechnungseinheiten (25-28) und zwei Aufdatierungseinheiten
(29, 30) zur schnell reagierenden und recheneffizienten Aufdatierung der Filterkoeffizienten
(w1, w2).
3. Schaltung nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch zwei Kreuzglied-Dekorrelatoren (31, 32), die der Statistik der beiden Eingangssignale
(y1, y2) folgen, und eine Glättungseinheit (33) zur Berechnung von gemittelten und geglätteten
Koeffizienten (k) für die Kreuzglied-Filter (19-22).
4. Schaltung nach einem der Ansprüche 1-3, gekennzeichnet durch eine Normierungseinheit (34), die eine für die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
(w1, w2) optimale Normierungsgrösse (p) berechnet.
5. Vorrichtung zur adaptiven Geräuschunterdrückung in akustischen Eingangssignalen, beinhaltend
zwei Mikrophone (1, 2) und zwei AD-Wandler (3, 4) zur Wandlung der akustischen Eingangssignale
in zwei digitale Eingangssignale (y1, y2), eine Schaltung zur Verarbeitung der digitalen Eingangssignale (y1, y2) in digitale Ausgangssignale (s1, s2), mindestens einen DA-Wandler (13, 14) und mindestens einen Lautsprecher bzw. Hörer
(15, 16) zur Wandlung der digitalen Ausgangssignale (s1, s2) in akustische Ausgangssignale, dadurch gekennzeichnet, dass die Schaltung zur Verarbeitung der digitalen Eingangssignale (y1, y2) in digitale Ausgangssignale (s1, s2) eine Schaltung nach einem der Ansprüche 1-4 ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch mindestens ein Kompensationsfilter (5, 6) zur Angleichung des mittleren Frequenzgangs
eines Mikrophons (1) an den mittleren Frequenzgang des anderen Mikrophons (2).
7. Verfahren zur Berechnung von zwei dekorrelierten digitalen Ausgangssignalen (s1, s2) aus zwei korrelierten digitalen Eingangssignalen (y1, y2), ausführbar mittels einer Schaltung nach einem der Ansprüche 1-4, wobei mittels
zweier symmetrisch übers Kreuz in Vorwärtsrichtung angeordneter Filter (17, 18) mit
adaptiven Filterkoeffizienten (w1, w2), zwei Verzögerungselementen (7, 8) und zwei Subtrahierern (9, 10) die dekorrelierten
Ausgangssignale (s1, s2) aus den Eingangssignalen (y1, y2) unter Minimierung einer aus Kreuzkorrelationstermen bestehenden quadratischen Kostenfunktion
im Zeitbereich ermittelt werden, dadurch gekennzeichnet, dass mittels vier Kreuzglied-Filter (19-22) eine signalabhängige Transformation der Ein-
und Ausgangssignale (y1, y2; s1, s2) vorgenommen wird und zur Aufdatierung der Filterkoeffizienten (w1, w2) nur die transformierten Signale (y1M, y2M; s1M, s2M) verwendet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass zwei Kreuzglied-Dekorrelatoren (31, 32) der Statistik der beiden Eingangssignale
(y1, y2) folgen und eine Glättungseinheit (33) die gemittelten und geglätteten Koeffizienten
(k) für die Kreuzglied-Filter (19-22) berechnet.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass in einer Normierungseinheit (34) eine für die Aufdatierung der Filterkoeffizienten
(w1, w2) optimale Normierungsgrösse (p) berechnet wird.
10. Verfahren zur adaptiven Geräuschunterdrückung in akustischen Eingangssignalen, wobei
die akustischen Eingangssignale in digitale Eingangssignale (y1, y2) gewandelt werden, die digitalen Eingangssignale (y1, y2) in digitale Ausgangssignale (s1, s2) verarbeitet werden und die digitalen Ausgangssignale (s1, s2) in akustische Ausgangssignale gewandelt werden, dadurch gekennzeichnet, dass zur Verarbeitung der digitalen Eingangssignale (y1, y2) in digitale Ausgangssignale (s1, s2) ein Verfahren nach einem der Ansprüche 7-9 angewendet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass zur Wandlung der akustischen Eingangssignale zwei Mikrophone (1, 2) verwendet werden
und der mittlere Frequenzgang eines Mikrophons (1) mittels mindestens eines Kompensationsfilters
(5, 6) dem mittleren Frequenzgang des anderen Mikrophons (2) angeglichen wird.