(19)
(11) EP 1 155 875 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.11.2001  Patentblatt  2001/47

(21) Anmeldenummer: 01106664.4

(22) Anmeldetag:  16.03.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7B42C 19/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 17.05.2000 DE 10023913

(71) Anmelder: Wohlenberg Buchbindesysteme GmbH
27283 Verden (DE)

(72) Erfinder:
  • Schneider, Hans-Joachim
    D-27283 Verden (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Thömen & Körner 
Postfach 59 31
30059 Hannover
30059 Hannover (DE)

   


(54) Klebebindeanlage und Verfahren zum Binden von Druckerzeugnissen


(57) Es wird eine Klebebindeanlage, bestehend aus einer Transportvorrichtung, die Buchblöcke aufnimmt und zu Bearbeitungsstationen fördert, beschrieben.
Die Bearbeitungsstationen umfassen eine Umschlagtransportbahn, über die in einem zeitlichen Zwischenraum zwischen dem Eintreffen von Buchblöcken ein Umschlag zu einem Zwischenlager transportiert und dort gelagert wird. Im Bereich der Umschlagtransportbahn, aber vor dem Zwischenlager des Umschlags ist ein Zuführweg für einen Fälzelstreifen einer ebenfalls im Bereich der Umschlagtransportbahn anbringbaren Fälzelstation angeordnet. Der Buchblock wird nach Passieren des Zuführweges für den Fälzelstreifen bei Eintreffen am Zwischenlager mit dem Umschlag verbunden und der Umschlag anschließend am Rücken und/oder den angrenzenden Seitenbereiche wenigstens in Teilbereichen angedrückt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine Klebebindeanlage nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und ein Verfahren zum Binden von Druckerzeugnisse auf einer Klebebindeanlage nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5.

[0002] Bei der Fertigung von blattförmigen Druckerzeugnissen, wie Broschuren oder Taschenbüchern werden die zusammengehörenden bedruckten Blätter zusammengetragen, am Rücken verbunden und schließlich auf das endgültige Format geschnitten.

[0003] Die Fertigungsschritte des Vorbereitens eines Buchblocks aus zusammengehörenden Buchseiten sowie das Anbringen eines passenden Umschlags und gegebenenfalls eines Fälzelstreifens erfolgen in einer Klebebindeanlage. Üblich sind Klebebindeanlagen, bei denen der Buchblock aus unverbundenen Seiten in eine transportable Klammer eingespannt und entlang einer Strecke zu den einzelnen Bearbeitungsstationen geführt wird. An bestimmten Stellen können Fälzelmaterial und Umschläge zugeführt werden. Nachdem die Klammer die letzte Bearbeitungsstation verlassen und das gebundene Druckerzeugnis freigegeben hat, soll sie dem Anfang der Klebebindeanlage zur Aufnahme eines neuen Buchblocks zugeführt werden.

[0004] Besonders bewährt haben sich Klebebindeanlagen, bei denen die Bearbeitungsstationen an den gerade verlaufenden Bereichen eines Ovals aus geraden Strecken und halbkreisförmigen Wendebereichen angeordnet sind. Die Klammern werden dabei zu den an den geraden Strecken befindlichen Bearbeitungsstationen transportiert. Die Rückführung der Klammer erfolgt über die halbkreisförmigen Wendebereiche. Das Oval hat den großen Vorteil, dass Umschläge in gerader Linie in den Transportweg des Buchblocks eingeschleust werden können.

[0005] Aufgrund der erforderlichen Arbeitsschritte, die am Buchblock in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden müssen, ergibt sich bei vorhandenen Konstruktionen eine Anhäufung von Bearbeitungsstationen an der Einlaufseite des Ovals, nämlich der ersten geraden Strecke, und damit ein größerer Platzbedarf als an der Auslaufseite, also der zweiten geraden Strecke nach dem halbkreisförmigen Wendebereich.

[0006] So muss der Rücken des Buchblocks zunächst in mehreren Schritten gefräst und aufgeraut werden, anschließend wird Leim auf den Rücken und die sich an den Rücken anschließenden Seitenbereiche aufgetragen. Als letzte Station auf der ersten geraden Strecke ist schließlich eine Fälzelstation angeordnet, mittels der ein Fälzelstreifen zugeführt und am Buchrücken angebracht wird. Auch wenn diese Fälzelstreifen nicht bei allen Druckerzeugnissen verwendet werden, so muss doch wenigstens der Platz für die Fälzelstation reserviert sein.

[0007] Nach dem halbkreisförmigen Wendebereich schließt sich auf der gegenüberliegenden geraden Strecke dann eine Umschlagzuführ- und -anlegestation an. Danach können noch Form-, Anpress- und Trocknungsstationen vorhanden sein. Schließlich wird am Ende der zweiten geraden Strecke das gebundene Druckerzeugnis freigegeben für die weitere Verarbeitung in einer anderen Anlage.

[0008] Wegen der notwendigen Reservierung des Platzes für die Fälzelstation am Ende der ersten geraden Strecke erfordern bekannte Anlagen einen Platzbedarf, der zumindest um die Abmessungen dieser Station größer ist als die Aneinanderreihung der ohnehin erforderlichen Bearbeitungsstationen auf dieser ersten geraden Strecke.

[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Klebebindeanlage zu schaffen, die für die zusätzliche Anordnung einer Fälzelstation vorbereitet ist, jedoch gegenüber bekannten Ausführungen eine kürzere Baulänge aufweist.

[0010] Diese Aufgabe wird bei einer Klebebindeanlage nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch die Merkmale dieses Anspruchs gelöst.

[0011] Ferner liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Binden von Druckerzeugnisse auf einer Klebebindeanlage dahingehend zu verbessern, dass eine kürzere Bearbeitungsstrecke durchlaufen wird.

[0012] Diese Aufgabe wird bei einer Klebebindeanlage nach dem Oberbegriff des Anspruchs 5 durch die Merkmale jenes Anspruchs gelöst.

[0013] Weiterbildungen und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0014] Bei der erfindungsgemäßen Klebebindeanlage wird der Platz für eine Fälzelstation nicht auf der mit Bearbeitungsstationen besonders stark belegten ersten geraden Strecke eingenommen, sondern auf der weniger stark belegten zweiten geraden Strecke. Dies macht allerdings Änderungen einer Umschlagtransportbahn gegenüber der üblichen Bauweise erforderlich. Bisher wurde nämlich der Umschlag gleichzeitig mit dem Buchblock zugeführt und synchron mit ihm transportiert, so dass er auf dem Transportweg mit dem Buchblock verbunden und anschließend der Umschlag am Rücken und an den angrenzenden Seitenbereichen des Buchblocks fixiert werden konnte. Dies ist so aber nicht mehr möglich, wenn zusätzlich noch ein Fälzelstreifen angebracht werden soll.

[0015] Deshalb sieht die erfindungsgemäße Lösung vor, dass ein Umschlag bereits vor Eintreffen des Buchblocks, mit dem er später verbunden werden soll, vorgelegt und in einem Zwischenlager gelagert wird. Dieser Vorgang erfolgt in einem zeitlichen Zwischenraum zwischen dem Transport- und Bearbeitungsvorgang des vorangehenden Buchblockes und dem Eintreffen des nächsten Buchblockes, mit dem dann der zwischengelagerte Umschlag verbunden werden soll.

[0016] Die Fälzelstation befindet sich im Bereich der Umschlagtransportbahn vor dem Zwischenlager. Dadurch ist es möglich, den Buchblock zunächst mit einem Fälzelstreifen zu versehen und ihn dann zum Zwischenlager weiter zu transportieren und den Umschlag anzulegen.

[0017] Es ist natürlich auch möglich, auf den Fälzelstreifen zu verzichten und nur den Umschlag anzubringen.

[0018] Anschließend kann der Umschlag entweder alleine oder zusammen mit dem Fälzelstreifen fixiert werden. Danach können sich dann übliche Bearbeitungsstationen anschließen, die zum Formen des Druckerzeugnisses, zum Anpressen des Umschlags und zum Trocknen des Klebers vorgesehen sind.

[0019] Bei einer Weiterbildung befindet sich die Fälzelstation unterhalb der Umschlagtransportbahn. Der Zuführweg für einen Fälzelstreifen ist durch einen Längsschlitz in der Umschlagtransportbahn gebildet. Dadurch behindern sich diese beiden Stationen nicht. Der Transport eines Umschlags zum Zwischenlager und das Anbringen eines Fälzelstreifens können im Zeitmultiplex, also nacheinander ausgeführt werden, wobei in den zeitlichen Zwischenräumen zwischen dem Eintreffen von Buchblöcken jeweils ein Umschlag zum Zwischenlager transportiert wird, während bei Eintreffen eines Buchblocks am Zuführweg ein Fälzelstreifen mit dem Buchblock verbunden werden kann.

[0020] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels erläutert, das in der Zeichnung dargestellt ist. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1
eine schematische Darstellung einer Klebebindeanlage mit Druckerzeugnissen in unterschiedlichen Bearbeitungsphasen und
Fig. 2
eine perspektivische Darstellung eines aufgeschlagenen fertigen Druckerzeugnisses


[0021] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Klebebindeanlage. Hierbei werden die mittels Klammern zusammengehaltenen losen Seiten eines Buchblocks zu Bearbeitungsstationen transportiert, die entsprechend der Reihenfolge der Bearbeitungsvorgänge aufgestellt sind. Die Klammern sind an einer Transportkette befestigt, die einen ovalen Weg beschreibt. Dieser besteht aus einer ersten geraden Strecke, an der die losen Blätter des Buchblocks zunächst in die Klammer eingelegt werden und anschließend in Frässtationen am Rücken eventuell in verschiedenen Bearbeitungsgängen gefräst und später aufgeraut werden. Daran schließen sich dann Beleimungsstationen für eine Rücken- und eventuelle Seitenbeleimung an.

[0022] Nachdem die Klammern dem halbkreisförmigen Wendebereich gefolgt sind, werden weitere Bearbeitungsstationen auf der zweiten, gegenüberliegenden geraden Strecke erreicht. Hierbei handelt es sich um eine Umschlagtransportbahn mit vorgelagertem Umschlaganleger und Rillstation. In den Bereich der Umschlagtransportbahn ist eine Fälzelstation integriert. Der Umschlagtransportbahn kann eine Form- und Anpressstation nachgeschaltet sein. Schließlich können optional noch Stationen zum Trocknen des Klebers folgen, bis schließlich die jetzt fertig gebundenen Druckerzeugnisse aus den Klammern entlassen werden. Die leeren Klammern verlassen dann die zweite Gerade und kehren über einen weiteren halbkreisförmigen Wendebereich zum Anfang der ersten geraden Strecke zurück, um neue Buchblöcke aus unverbundenen Seiten aufzunehmen.

[0023] Bei der Darstellung gemäß Fig. 1 sind die Buchstaben jeweils die Anfangsbuchstaben von Buchblock, Fälzelstreifen und Umschlag. Durch arabische Ziffern sind unterschiedliche Phasen von Buchblock, Fälzelstreifen und Umschlag beim Buchbinden dargestellt. Das fertig gebundene Druckerzeugnis ist mit der Ziffer 1 bezeichnet, während die noch in der Bearbeitung befindlichen Druckerzeugnisse oder Teile davon die Ziffern 2, 3, 4 und 5 tragen. Somit zeigt 5B einen gerade in die Klammer eingefügten, noch unbearbeiteten Buchblock aus losen, nicht verbundenen Seiten. 4B zeigt einen Buchblock, der bereits am Rücken bearbeitet und mit Leim beschichtet ist.

[0024] Von besonderer Bedeutung ist nun die Phase mit den Teilprodukten 3. Während der bereits mit Leim beschichtete Buchblock 3B noch den halbkreisförmigen Wendebereich durchläuft, ist bereits in einem zeitlichen Zwischenraum ein zugehöriger Umschlag 3U aus einem Magazin zu einem Zwischenspeicher transportiert worden. Anschließend wird von einer Fälzelstation ein Fälzelstreifen 3F bereitgestellt und dieser Fälzelstreifen 3F wird nun mit dem Buchblock 3B verbunden, sobald der Buchblock an der Stelle eintrifft, an der hier der Fälzelstreifen 3F gezeichnet ist. Es handelt sich hierbei um den Ort der Klebebindeanlage, bei dem ein Längsschlitz in der Umschlagtransportbahn gebildet ist, über die normalerweise der Umschlag vom Umschlaganleger, dargestellt durch die Position des Umschlags 4U, bis zum Zwischenlager gelangt, hier entsprechend der Position von Umschlag 3U.

[0025] Die weiteren Fälzelstreifen 4F und 5F für die Buchblöcke 4B und 5B sind in der Zeichnung angedeutet.

[0026] Vor dem Zwischenlager mit dem Umschlag 3U befindet sich ein Buchblock 2B, der bereits mit einem Fälzelstreifen 2F und einem Umschlag 2U versehen ist und unmittelbar im Anschluss an das Zwischenlager durch eine Form- und Anpressstation bearbeitet wird. Schließlich zeigt die Darstellung einen fertigen Buchblock 1B mit einem Fälzelstreifen 1F und einem Umschlag 1U.

[0027] Fig. 2 zeigt eine perspektivische vergrößerte Darstellung eines fertigen Druckerzeugnisses, hier am Beispiel des Buchblockes 1B. Dieser trägt einen Fälzelstreifen 1F, der am Rücken und/oder an den Seiten wenigstens in Teilbereichen befestigt ist, und einen Umschlag 1U, der am Fälzelstreifen 1F wenigstens in Teilbereichen befestigt ist. Das Buch ist hier aufgeklappt, damit der Übergang des Fälzelstreifens 1F an den Seiten besser erkennbar ist.

[0028] Durch die Verlagerung der Fälzelstation auf die zweite gerade Strecke und Integration in den Bereich der Umschlagtransportbahn gelingt es, die Gesamtlänge der Klebebindeanlage im Vergleich zum Stand der Technik um die Länge einer Fälzelstation zu reduzieren.


Ansprüche

1. Klebebindeanlage, bestehend aus einer Transportvorrichtung, die Buchblöcke aufnimmt und zu Bearbeitungsstationen fördert, wobei die Bearbeitungsstationen eine Umschlagtransportbahn umfassen, dadurch gekennzeichnet, dass über die Umschlagtransportbahn in einem zeitlichen Zwischenraum zwischen dem Eintreffen von Buchblöcken ein Umschlag zu einem Zwischenlager transportierbar und dort lagerbar ist, dass im Bereich der Umschlagtransportbahn, aber vor dem Zwischenlager des Umschlags ein Zuführweg für einen Fälzelstreifen einer ebenfalls im Bereich der Umschlagtransportbahn anbringbaren Fälzelstation angeordnet ist und dass der Buchblock nach Passieren des Zuführweges für den Fälzelstreifen bei Eintreffen am Zwischenlager mit dem Umschlag verbindbar ist.
 
2. Klebebindeanlage nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fälzelstation unterhalb der Umschlagtransportbahn angeordnet ist und dass der Zuführweg für einen Fälzelstreifen durch einen Längsschlitz in der Umschlagtransportbahn gebildet ist.
 
3. Klebebindeanlage nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Fälzelstreifen bei Eintreffen eines zugeordneten Buchblockes am Zuführweg an den Buchblock anlegbar ist.
 
4. Klebebindeanlage nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Umschlag am Zwischenlager an den zuvor mit dem Fälzelstreifen versehenen Buchblock anlegbar und anschließend an den Rücken und/oder die angrenzenden Seitenbereiche wenigstens in Teilbereichen andrückbar ist.
 
5. Verfahren zum Binden von Druckerzeugnisse auf einer Klebebindeanlage, wobei Buchblöcke durch eine Transportvorrichtung zu Bearbeitungsstationen gefördert werden, die eine Umschlagtransportbahn umfassen, dadurch gekennzeichnet, dass über die Umschlagtransportbahn in einem zeitlichen Zwischenraum zwischen dem Eintreffen von Buchblöcken ein Umschlag zu einem Zwischenlager transportiert und dort gelagert wird, dass im Bereich der Umschlagtransportbahn, aber vor dem Zwischenlager des Umschlags optional ein Fälzelstreifen über einen Zuführweg zugeführt wird und dass der Buchblock nach Passieren des Zuführweges für den Fälzelstreifen bei Eintreffen am Zwischenlager mit dem Umschlag verbunden wird.
 
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Fälzelstreifen zuerst unterhalb der Umschlagtransportbahn bereitgestellt und dann durch einen Längsschlitz in der Umschlagtransportbahn zugeführt wird.
 
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Fälzelstreifen bei Eintreffen eines zugeordneten Buchblockes am Zuführweg an den Buchblock angelegt wird.
 
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Umschlag am Zwischenlager an den zuvor mit dem Fälzelstreifen versehenen Buchblock angelegt und anschließend an den Rücken und/oder an die angrenzenden Seitenbereiche wenigstens in Teilbereichen angedrückt wird.
 




Zeichnung