[0001] Die Erfindung betrifft ein metallisches Wärmeaustauschrohr, insbesondere zur Verdampfung
von Flüssigkeiten aus Reinstoffen oder Gemischen auf der Rohraußenseite, nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Verdampfung tritt in vielen Bereichen der Kälte- und Klimatechnik sowie in der Prozess-
und Energietechnik auf. In der Technik werden häufig Rohrbündelwärmeaustauscher verwendet,
in denen Flüssigkeiten von Reinstoffen oder Mischungen auf der Rohraußenseite verdampfen
und dabei auf der Rohrinnenseite eine Sole oder Wasser abkühlen. Solche Apparate werden
als überflutete Verdampfer bezeichnet.
[0003] Durch die Intensivierung des Wärmeübergangs auf der Rohraußen- und der Rohrinnenseite
lässt sich die Größe der Verdampfer stark reduzieren. Hierdurch nehmen die Herstellungskosten
solcher Apparate ab. Außerdem sinkt die notwendige Füllmenge an Kältemittel, die bei
den heute überwiegend verwendeten chlorfreien Sicherheitskältemitteln einen nicht
zu vernachlässigenden Kostenanteil an den gesamten Anlagekosten ausmachen kann. Bei
toxischen oder brennbaren Kältemitteln lässt sich durch eine Reduktion der Füllmenge
ferner das Gefahrenpotential herabsetzen. Die heute üblichen Hochleistungsrohre sind
etwa um den Faktor drei leistungsfähiger als glatte Rohre gleichen Durchmessers.
[0004] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf strukturierte Rohre, bei denen der Wärmeübergangskoeffizient
auf der Rohraußenseite intensiviert wird. Da hierdurch der Hauptanteil des Wärmedurchgangswiderstandes
häufig auf die Innenseite verlagert wird, muss der Wärmeübergangskoeffizient auf der
Innenseite in der Regel ebenfalls intensiviert werden. Wärmeaustauscherrohre für Rohrbündelwärmeaustauscher
besitzen üblicherweise mindestens einen strukturierten Bereich sowie glatte Endstücke
und eventuell glatte Zwischenstücke. Die glatten End- bzw. Zwischenstücke begrenzen
die strukturierten Bereiche. Damit das Rohr problemlos in den Rohrbündelwärmeaustauscher
eingebaut werden kann, darf der äußere Durchmesser der strukturierten Bereiche nicht
größer sein als der äußere Durchmesser der glatten End- und Zwischenstücke.
[0005] Zur Erhöhung des Wärmeüberganges bei der Verdampfung wird der Vorgang des Blasensiedens
intensiviert. Es ist bekannt, dass die Bildung von Blasen an Keimstellen beginnt.
Diese Keimstellen sind meist kleine Gas- oder Dampfeinschlüsse. Solche Keimstellen
lassen sich bereits durch Aufrauen der Oberfläche erzeugen. Wenn die anwachsende Blase
eine bestimmte Größe erreicht hat, löst sie sich von der Oberfläche ab. Wenn im Zuge
der Blasenablösung die Keimstelle durch nachströmende Flüssigkeit geflutet wird, wird
u.U. der Gas- bzw. Dampfeinschluss durch Flüssigkeit verdrängt. In diesem Fall wird
die Keimstelle inaktiviert. Dies lässt sich durch eine geeignete Gestaltung der Keimstellen
vermeiden. Hierzu ist es notwendig, dass die Öffnung der Keimstelle kleiner ist als
die darunterliegende Kavität, wie z.B. bei hinterschnittenen Strukturen.
[0006] Es ist Stand der Technik, derartige Strukturen auf der Basis von integral gewalzten
Rippenrohren herzustellen. Unter integral gewalzten Rippenrohren werden berippte Rohre
verstanden, bei denen die Rippen aus dem Wandungsmaterial eines Glattrohres geformt
wurden. Hierbei sind verschiedene Verfahren bekannt, mit denen die zwischen benachbarten
Rippen befindlichen Kanäle derart verschlossen werden, daß Verbindungen zwischen Kanal
und Umgebung in Form von Poren oder Schlitzen bleiben. Durch diese kann der Transport
von Flüssigkeit und Dampf erfolgen. Insbesondere werden solche im wesentlichen geschlossene
Kanäle durch Umbiegen oder Umlegen der Rippe (US 3.696.861, US 5.054.548), durch Spalten
und Stauchen der Rippe (DE 2.758.526, US 4.577.381), und durch Kerben und Stauchen
der Rippe (US 4.660.630, EP 0.713.072, US 4.216.826) erzeugt.
[0007] Die bekannten Schutzrechte zielen darauf ab, eine möglichst gleichmäßige, definierte
Kanal- und Porengröße zu erzeugen. In der US-PS 5.054.548 werden je nach dem zu verdampfenden
Medium (Hochdruck- oder Niederdruck-Kältemittel) unterschiedlich große optimale Porengrößen
angegeben. Diese Betrachtung setzt voraus, dass das Porensystem am besten aus gleich
großen Poren aufgebaut wird.
[0008] In der JP-OS 63-172.892 wird eine Methode beschrieben, mit der voneinander abgeschlossene,
große und kleine Kavitäten erzeugt werden. Dies geschieht durch Aufweiten der gewalzten
Rippenkanäle in regelmäßigen Abständen. Die einzelnen Kavitäten sind durch verschieden
große Poren mit dem Außenraum verbunden; große und kleine Kavitäten sind jedoch voneinander
getrennt. Das Ziel der JP-OS 63-172.892 ist die Schaffung einer Struktur, die bei
unterschiedlichen Heizflächenbelastungen, ausgedrückt durch die Wandüberhitzung, gleichbleibend
funktionieren soll. Die großen Kavitäten und Poren sollen bei hoher Wandüberhitzung
den Wärmeübergang sicherstellen, die hiervon abgetrennten kleinen Kavitäten und Poren
hingegen bei kleiner Wandüberhitzung. Diese Betrachtungsweise setzt ebenfalls wieder
voraus, dass jeweils eine Porengröße für einen gegebenen Betriebszustand (Heizflächenbelastung,
Sättigungsbedingungen, verdampfender Stoff) optimal ist. Die Aufweitung der Rippengänge
wird durch eine gezahnte Scheibe erreicht, die dicker ist als die Kanalbreite zwischen
den Rippen. Hierdurch werden die Rippen an der Aufweitungsstelle nach beiden Seiten
weit auseinandergedrückt. In der Folge werden die beiden benachbarten Kanäle an dieser
Stelle verschlossen, wodurch einzelne voneinander abgetrennte Kavitäten entstehen.
An der Aufweitungsstelle entsteht eine im Verhältnis sehr große Öffnung.
[0009] In der JP-OS 54-16.766 wird eine Wärmeübertrageroberfläche mit großen und kleinen
Porenöffnungen vorgeschlagen, wobei die Poren so angeordnet sind, daß sich alle großen
Poren auf einer Seite des Rohres und alle kleinen Poren auf der anderen Seite des
Rohres befinden. Ein derartiges Rohr ist für den horizontalen Einbau in einen Rohrbündelapparat
vorgesehen. Der Einbau muß jedoch so erfolgen, daß die großen Poren nach oben und
die kleinen Poren nach unten gerichtet sind. Die Flüssigkeit wird dann durch die kleinen
Poren eingesaugt, der Dampf nach oben durch die großen Poren ausgestoßen. Ein derartiger
Einbau in einer vorgegebenen Orientierung ist jedoch bei einer Großserienfertigung
von Wärmeübertragern nicht durchführbar, da die Rohre üblicherweise durch einen Einwalzvorgang
mit dem Apparat verbunden werden und bei diesem Einwalzvorgang das Rohr um ein unkontrollierbares
Winkelmaß um seine Achse rotiert. Ferner ist zu berücksichtigen, daß bei diesem Rohrkonzept
aus strömungstechnischen Gründen die Kanäle ein sehr großes Volumen besitzen müssen.
Dies bedingt nachteilig hohe Rohrgewichte und eine große Schichtdicke der Außenstruktur.
Letztgenanntes führt zu einem kleinen inneren Rohrquerschnitt und somit zu unerwünscht
hohem Druckabfall des rohrseitig strömenden Mediums.
[0010] US 5.597.039 (bzw. US-PS 5.896.660) beschreibt ein Verdampferrohr mit umgebogenen
Rippenspitzen, wobei die Rippenspitzen vor dem Umbiegen mit Kerben versehen werden.
Hierbei haben jeweils benachbarte Kerben einer Rippe unterschiedliche Form und/oder
Größe, so daß ein System von unterschiedlichen Porenöffnungen entsteht. Als entscheidend
wird dabei angesehen, daß unmittelbar benachbarte Öffnungen unterschiedlich groß sind.
Je nach Betriebszustand, ausgedrückt durch die Heizflächenbelastung, wird die für
den Betriebszustand günstigste Porensorte aktiviert sein. Die vielen unterschiedlichen
Poren dienen dazu, dem Rohr über einen weiten Bereich von Betriebszuständen gute Verdampfungseigenschaften
zu verleihen. Die jeweils nicht aktiven Poren tragen jedoch nicht zum Verdampfungsprozeß
bei. Sie reduzieren hingegen die Dichte der aktiven Blasenkeimstellen und können damit
die Wärmeübertragungseigenschaften des Rohres sogar verschlechtern.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Wärmeaustauscherrohr der genannten
Art mit verbesserten Eigenschaften hinsichtlich der Wärmeübertragung bei Verdampfung
von Stoffen auf der Rohraussenseite zu erzeugen. Die Wärmeübertragungseigenschaften
sollen auf die Eigenschaften des zu verdampfenden Stoffs sowie auf den Betriebszustand
anpassbar sein.
[0012] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruchs
1 gelöst.
[0013] Die Größe einer einzelnen Pore ist exakt definierbar und messtechnisch erfassbar.
Aufgrund des Herstellungsverfahrens und bedingt durch Toleranzen in Material und Werkzeug
haben zwei beliebig gewählte Poren praktisch nie die gleiche Form und Größe. Die Porengröße
unterliegt statistischen Schwankungen. Es ist deshalb sinnvoll, die Poren entsprechend
ihrer Größe in Größenklassen einzuteilen, wobei sich die Poren mit einer endlichen
Verteilungsbreite um Häufigkeitsmaxima gruppieren. Unterschiedlich große Poren im
Sinne der Erfindung sollen dann vorliegen, wenn sich im Häufigkeitsdiagramm nach Fig.
5 die Abszissenwerte benachbarter Maxima der Häufigkeitsverteilung um mindestens 50%
des zur kleinsten Porenklasse gehörenden Abszissenwerts unterscheiden.
[0014] Zur messtechnischen Bestimmung von Porengröße und -häufigkeitsverteilung wird beispielsweise
ein geeignetes Bildverarbeitungssystem, bestehend aus optischer Bilderfassungeinheit
und digitaler Auswertungseinheit, benutzt. Die Rohroberfläche wird fotografisch erfaßt
und das Bild in Graustufen sortiert. Durch geeignete Wahl einer Grauwertschwelle wird
das Bild der Rohroberfläche in Porenbereiche und Bereiche metallischer Oberfläche
zerlegt. Die Porenbereiche werden dann geometrisch vermessen und digital ausgewertet.
In Figur 5 ist die mittels eines derartigen Systems an einem erfindungsgemäßen Rohrmuster
ermittelte Häufigkeitsverteilung der Porengröße dargestellt (vgl. das später behandelte
Zahlenbeispiel). Die Porengröße ist durch die Fläche der Porenöffnung, gemessen in
µm
2, charakterisiert. Man erkennt im Histogramm zwei Maxima. Die Klasse der kleinen Poren
gruppiert sich um das Maximum bei einer Porenfläche A
k, die Klasse der großen Poren gruppiert sich um das Maximum bei einer Porenfläche
A
g. Die Werte A
g und A
k können damit jeweils als die mittlere Porengröße der beiden Porenklassen interpretiert
werden. Das Häufigkeitsverhältnis N
k/N
g (Anzahl N
k der kleinen Poren zur Anzahl N
g der großen Poren) wird mit m bezeichnet.
[0015] Gemäß der Erfindung werden die zwischen den Rippen befindlichen Kanäle durch Material
der oberen Rippenbereiche im wesentlichen verschlossen, wobei die so entstehenden
Hohlräume durch Poren mit dem umgebenden Raum verbunden sind. Diese Poren sind so
gestaltet, daß sie in typischerweise zwei Größenklassen eingeteilt werden können.
Nach einem regelmäßigen, sich wiederholenden Schema folgen entlang der Kanäle auf
jeweils eine bestimmte Anzahl kleiner Poren eine oder mehrere große Poren. Durch diese
Struktur wird eine gerichtete Strömung in den Kanälen erzeugt. Flüssigkeit wird durch
die kleinen Poren mit Unterstützung des Kapillardrucks eingezogen und benetzt die
Kanalwände, wodurch dünne Filme erzeugt werden. Der Dampf sammelt sich im Zentrum
des Kanals an und entweicht an den Stellen mit dem geringsten Kapillardruck.
[0016] Dies sind die in bestimmten Abständen angeordneten großen Poren. Größenverhältnis
A
g/A
k und Häufigkeitsverteilung m der Poren sind so gewählt, dass der Dampf entweichen
kann, ohne dass zu viel Flüssigkeit in die Kanäle eindringt und diese flutet, wodurch
die wärmetechnisch sehr effektive Dünnschichtverdampfung zum Erliegen käme. Andererseits
müssen die Dampfporen groß genug gewählt werden, dass der Dampf nicht in den Poren
zurückgestaut wird.
[0017] Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung sind Gegenstand der Ansprüche 2 bis 4.
Insbes. Anspruch 4 ist auf das Verhältnis F
k/F
g gerichtet.
[0018] Für das Verhältnis der gesamten Öffnungsflächen F
k aller kleinen Poren zur gesamten Öffnungsfläche F
g aller großer Poren gilt:

[0019] Das Verhältnis der gesamten öffnungsflächen muß auf die Eigenschaften des verwendeten
Mediums am Betriebspunkt abgestimmt sein. Hierbei ist bei der Auslegung der Porengeometrie
insbesondere zu berücksichtigen, daß dieses Verhältnis proportional zur Quadratwurzel
aus dem Dichteverhältnis von Dampf ρ
D und Flüssigkeit ρ
FI sein sollte:

[0020] Damit ist die Porenstruktur an die Eigenschaften des verwendeten Stoffs sowie den
Betriebszustand, insbesondere die Drucklage, anpassbar.
[0021] Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Wärmeaustauschrohres.
[0022] Ausgehend von dem Verfahren nach der US-PS 5.896.660 gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
5 ist das erfindungsgemäße Verfahren dadurch gekennzeichnet, daß die Kerbung durch
am Umfang der Kerbscheibe angeordnete große und kleine Zähne bewirkt wird; die gekerbten
Rippenspitzen werden durch radialen Druck bis auf das Niveau der Kerbung gestaucht.
[0023] Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 6 ist dadurch gekennzeichnet, daß die Kerbscheibe am Umfang in regelmäßiger
Anordnung kleine und große Zähne aufweist, wobei jeweils auf eine bestimmte Anzahl
kleiner Zähne ein großer Zahn oder mehrere große Zähne folgen und wobei das Verhältnis
der Anzahl kleiner Zähne zur Anzahl großer Zähne m = 12:1 bis 1:5 beträgt; auf die
Kerbscheibe folgt eine Stauchrolle.
(Das Verhältnis ist naturgemäß identisch mit m = N
k/N
g.)
[0024] Die Ansprüche 7 bis 12 betreffen bevorzugte Ausführungsformen der Vorrichtung.
[0025] Die Erfindung wird anhand der folgenden Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0026] Es zeigt:
- Figur 1
- schematisch die Oberfläche eines erfindungsgemäßen Wärmeaustauschrohres mit zwei Porenklassen,
- Figur 2
- eine Vorrichtung zur Herstellung des Wärmeaustauschrohres,
- Figur 3
- den Teilausschnitt einer Kerbscheibe,
- Figur 4
- schematisch die gerichtete Dampfströmung entlang eines Rippenkanals,
- Figur 5
- beispielhaft die Häufigkeitsverteilung von großen und kleinen Poren,
- Figur 6
- den Wärmeübergangskoeffizienten auf der Rohraußenseite als Funktion der Heizflächenbelastung
für drei unterschiedlich gestaltete Porensysteme.
[0027] Das integral gewalzte Rippenrohr 1 nach Figuren 1 und 2 weist auf der Rohraußenseite
schraubenlinienförmig umlaufende Rippen 2 auf, zwischen denen eine Nut 3 gebildet
ist. Material der Rippenspitzen 2' ist derart verlagert, dass die Rippenzwischenräume
unter Ausbildung von Kanälen 4 bis auf große Poren 5 (Fläche A
g) und kleine Poren 6 (Fläche A
k) geschlossen werden. Die Kanäle 4 laufen mit im wesentlichen gleichförmigem Querschnitt
um.
[0028] Die Herstellung des erfindungsgemäßen Rippenrohres 1 erfolgt durch einen Walzvorgang
(vgl. US-PSen 1.865.575 / 3.327.512) mittels der in Figur 2 dargestellten Vorrichtung.
[0029] Es wird eine Vorrichtung verwendet, die aus n = 3 Werkzeughaltern 7 besteht, in die
jeweils ein Walzwerkzeug 8 und mindestens eine nachgeschaltete Kerbscheibe 9 und eine
Stauchrolle 10 integriert sind (in Figur 2 ist nur ein Werkzeughalter 7 dargestellt.
Es können aber beispielsweise vier oder mehr Werkzeughalter 7 verwendet werden). Die
Werkzeughalter 7 sind jeweils um α = 360 °/n versetzt am Umfang des Rippenrohres angeordnet.
Die Werkzeughalter 7 sind radial zustellbar.
[0030] Sie sind ihrerseits in einem ortsfesten (nicht dargestellten) Walzkopf angeordnet
(nach einer anderen Variante wird das Rohr bei sich drehendem Walzkopf lediglich axial
vorgeschoben).
[0031] Das in Pfeilrichtung in die Vorrichtung einlaufende Glattrohr 1' wird durch die am
Umfang angeordneten, angetriebenen Walzwerkzeuge 8 in Drehung versetzt, wobei die
Achsen der Walzwerkzeuge 8 schräg zur Rohrachse verlaufen. Die Walzwerkzeuge 8 bestehen
in an sich bekannter Weise aus mehreren nebeneinander angeordneten Walzscheiben 11,
deren Durchmesser in Pfeilrichtung ansteigt. Die zentrisch angeordneten Walzwerkzeuge
8 formen die schraubenlinienförmig umlaufenden Rippen 2 aus der Rohrwandung des Glattrohres
1', wobei das Glattrohr 1' hier durch einen Walzdom 12 unterstützt wird.
[0032] Die Rippenspitzen 2' werden mittels der Kerbscheibe 9 gekerbt, die gemäß Figur 3
in regelmäßiger Ordnung am Umfang verteilt große und kleine Zähne 13 bzw. 14 aufweist.
Bei der in Figur 3 dargestellten Kerbscheibe 9 folgt auf jeweils drei gleichartige
kleine Zähne 14 ein großer Zahn 13.
[0033] Abschließend erfolgt das Stauchen der gekerbten Rippenspitzen durch die Stauchrolle
10, wodurch zwei Porenklassen, nämlich die großen Poren 5 und die kleinen Poren 6,entstehen.
Die großen Poren 5 werden dabei an den Stellen gebildet, an denen die großen Zähne
13 der Kerbscheibe 9 ihren Abdruck hinterlassen haben.
[0034] In Figur 3 sind zusätzlich die Breite b an der Spitze der kleinen Zähne 14, die Breite
B an der Spitze der großen Zähne 13 eingetragen sowie der Flankenwinkel β angedeutet.
[0035] Bringt man die Rohraußenfläche mit einer zu verdampfenden Flüssigkeit in Kontakt
(vgl. Fig. 4), dann wird durch die erfindungsgemäße Gestaltung der Kanäle 4 und der
Poren 5, 6 erreicht, dass die Kanalwände 15 von einem Flüssigkeitsfilm 16 benetzt
werden.
[0036] Der Phasenwechsel von flüssig nach dampfförmig geschieht dann nicht durch Blasenverdampfung,
sondern durch Dünnschichtverdampfung an den Kanalwänden 15. In diesem Fall hat das
Porensystem zwei verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Die Flüssigkeit muss zunächst
in die unter der äußeren Rohroberfläche liegenden Kanäle 4 hineintransportiert werden.
Nach der Verdampfung muss der entstandene Dampf 17 nach außen entweichen können.
[0037] Damit der Verdampfungsvorgang aufrechterhalten werden kann, müssen die gleichen Mengen
Flüssigkeit und Dampf 17 in zueinander entgegengesetzten Richtungen durch die Poren
5,6 transportiert werden. Andernfalls werden die Kanäle 4 entweder mit Flüssigkeit
überflutet oder sie trocknen aus. In beiden Fällen wird der Verdampfungsvorgang stark
beeinträchtigt oder kommt in den Kanälen 4 zum Erliegen.
[0038] Um den erzeugten Dampf 17 aus den Kanälen 4 transportieren zu können, muß in den
Kanälen 4 ein höherer Druck herrschen als im Außenraum. Dieser Überdruck wird entsprechend
der Dampfdruckkurve des zu verdampfenden Mediums durch die Übertemperatur der Rohrwand
eingestellt.
[0039] Üblicherweise werden Flüssigkeiten verwendet, die den Rohrwerkstoff gut benetzen.
Eine derartige Flüssigkeit kann aufgrund des Kapillareffekts durch die Poren 5, 6
in der äußeren Rohroberfläche gegen einen Überdruck in die Kanäle 4 eindringen. In
jeder Pore 5, 6 bildet sich ein Flüssigkeitsmeniskus, an dessen gekrümmter Oberfläche
aufgrund der Oberflächenspannung eine Diskontinuität des Drucks entsteht. Dieser Druckunterschied
wird Kapillardruck p
k genannt und ist für kugelförmig gekrümmte Flüssikeitsoberflächen durch folgenden
Zusammenhang bestimmt:

[0040] In dieser Gleichung bedeuten σ die Oberflächenspannung und r den Krümmungsradius
der Meniskusoberfläche. Der Krümmungsradius r hängt vom Kontaktwinkel Θ und der Porenform
ab. Für Poren 5, 6 mit kreisförmigem Querschnitt und Porenradius R
p gilt:

[0041] Für Poren 5, 6 mit nicht kreisförmigem Querschnitt lassen sich ähnliche Zusammenhänge
ableiten. Man erkennt, daß sich der größte Kapillardruck an den Poren 6 mit kleinstem
Radius einstellen kann. Die Flüssigkeit dringt also durch die kleinen Poren 6 in den
Kanal 4 ein, bildet an den Kanalwänden 15 einen dünnen Film 16 und verdampft unter
Wärmezufuhr. Der Dampf 17 entweicht durch die größeren Poren 5, da an diesen der Kapillardruck
geringer ist. Es bildet sich also eine von den kleinen Poren 6 hin zu den großen Poren
5 gerichtete Strömung aus. Dies ist in Figur 4 schematisch dargestellt.
[0042] Damit ausreichend Flüssigkeit in die Kanäle 4 hineintransportiert werden kann, muss
eine ausreichende Menge an möglichst kleinen Poren 6 zur Verfügung gestellt werden.
Gleichzeitig müssen die großen Poren 5 so dimensioniert werden, daß der Dampf 17 ausreichend
schnell entweichen kann und die Kanäle 4 nicht austrocknen. Die Größe und Häufigkeit
der Dampfporen 5 im Verhältnis zu den kleineren Flüssigkeitsporen 6 sind deshalb äußerst
kritische Größen.
[0043] Es kann sich als zweckmäßig erweisen, mehr als zwei Größenklassen von Poren zu verwenden.
Hierbei dringt die Flüssigkeit immer durch die Poren der kleinsten Klasse in den Kanal
ein, während der Dampf durch die größeren entweicht.
[0044] Zahlenbeispiel:
Der Einfluss der Gestaltung des Porensystems auf die Leistungsfähigkeit des Rohres
1, ausgedrückt durch den Wärmeübergangskoeffizienten auf der Rohraußenseite in Abhängigkeit
der Heizflächenbelastung, soll anhand von drei unterschiedlich gestalteten Porensystemen
aufgezeigt werden.
[0045] Die schraubenartig umlaufenden Kanäle 4 weisen eine Teilung von 0,5 mm und eine Höhe
von insges. 0,75 mm auf. Der Außendurchmesser des Rohres 1 beträgt ca.19 mm.
[0046] Die geometrischen Daten der verwendeten Kerbscheiben 9 sind in Tabelle 1 zusammengefasst;
eine schematische Darstellung einer solchen Kerbscheibe 9 zeigt Figur 3. Je größer
die Breite B an der Spitze der großen Zähne 13 ist, desto größer die ist die Porenfläche
der großen Poren 5.
Tabelle 1
Nr. |
Kerbteilung t |
Flankenwinkel β |
Breite b |
Breite B |
Häufigkeits- verhältnis m |
1 |
0,50 mm |
25° |
0,20 |
- |
- |
2 |
0,50 mm |
25° |
0,20 |
0,40 |
8:1 |
3 |
0,50 mm |
25° |
0,20 |
0,60 |
8:1 |
[0047] Die Wirkung auf den äußeren Wärmeübergangskoeffizienten in Abhängigkeit der Heizflächenbelastung
ist exemplarisch für das Kältemittel R-22 bei 14,4 °C Sättigungstemperatur in Figur
6 dargestellt.
[0048] Im Vergleich zu einer Kerbscheibe 9 mit gleichbleibender Zahnbreite (siehe Nr. 1),
d.h. Poren mit gleicher Größe, erhält man bei Kerbscheibe Nr. 2 eine Verbesserung
des Wärmeübergangs um ca. 30 %.
[0049] In Figur 5 ist die an dem erfindungsgemäßen Rohrmuster ermittelte Häufigkeitsverteilung
der Porengröße dargestellt. Die Klasse der kleinen Poren 6 gruppiert sich um das Maximum
bei einer Porenfläche von ca. A
k = 30000 µm
2, die Klasse der großen Poren 5 gruppiert sich um das Maximum bei einer Porenfläche
von ca. A
g = 75000 µm
2.
[0050] Vergrößert man die Dampfporen 5 weiter, wie bei Kerbscheibe Nr. 3, so erhält man
gegenüber den gleichmäßigen Poren einen um 25 bis 45 % verringerten Wärmeübergangskoeffizienten
auf der Rohraußenseite. In diesem Fall sind die Dampfporen 5 zu groß, die Kanäle 4
werden mit Flüssigkeit geflutet und die Dünnfilmverdampfung bricht zusammen.
[0051] Es zeigt sich, dass die Abmessungen der Poren 5, 6 sowie die Häufigkeit der größeren
Dampfporen 5 entscheidenden Einfluss auf die Funktion und damit die Leistungsfähigkeit
der Struktur haben.
[0052] Die vorliegenden Beobachtungen ergeben, dass weniger die Kanalgröße, sondern vielmehr
die Porengröße für die Funktion und damit den Wärmeübergang maßgebend sind. Durch
die fehlende Aufweitung der Kanäle (vgl. JP-OS 63-172.892, dortige Figur 5 und 7)
werden jeweils benachbarte Kanäle nicht in negativer Weise beeinflusst.
[0053] Die US-PS 4.729.155 bezieht sich auf nebeneinander liegende Kanäle, die durch kleinere
Queröffnungen miteinander verbunden sind. Die vorliegende Erfindung bezieht sich jedoch
auf abgeschlossene Kanäle, in denen eine gerichtete Strömung vorliegt, wie oben beschrieben.
Querverbindungen zwischen den Kanälen führen zu einer Störung der gerichteten Strömung
und sind daher für dieses Konzept nicht brauchbar.
1. Metallisches Wärmeaustauschrohr, insbes. zur Verdampfung von Flüssigkeiten aus Reinstoffen
oder Gemischen auf der Rohraußenseite, mit auf der Rohraußenseite ring- oder schraubenlinienförmig
umlaufenden, integralen Rippen (2), die unter Ausbildung im wesentlichen abgeschlossener
Kanäle (4) verformt sind,
wobei die Kanäle (4) mit im wesentlichen gleichförmigem Querschnitt umlaufen und nach
außen abwechselnd durch Poren (5, 6) mit mindestens zwei unterschiedlichen Größen
geöffnet sind,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
a) das reziproke Verhältnis der mittleren Größe Ak der Poren (6) der kleinsten Porenklasse zur mittleren Größe Ag der Poren (5) der nächstgrößeren Porenklasse beträgt:

b) das Häufigkeitsverhältnis m = Anzahl Nk der Poren (6) der kleinsten Porenklasse zur Anzahl Ng der Poren (5) der nächstgrößeren Porenklasse beträgt:

2. Wärmeaustauschrohr nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß A
g/A
k = 2 bis 3 und
3. Wärmeaustauschrohr nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß es zwei Porenklassen aufweist.
4. Wärmeaustauschrohr nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis der gesamten Öffnungsfläche F
k aller kleinen Poren (6) zur gesamten Öffnungsfläche F
g aller großen Poren (5) auf die Eigenschaften des verwendeten Mediums abgestimmt ist
durch:

mit

und ρ
D = Dichte des Dampfes und ρ
FI = Dichte der Flüssigkeit.
5. Verfahren zur Herstellung eines Wärmeaustauschrohres mit auf der Außenseite schraubenlinienförmig
umlaufenden, integralen Rippen (2) nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4,
bei dem folgende Verfahrensschritte durchgeführt werden:
a) Auf der äußeren Oberfläche eines Glattrohres (1') werden schraubenlinienförmig
verlaufende Rippen (2) herausgewalzt, indem das Rippenmaterial durch Verdrängen von
Material aus der Rohrwandung nach außen mittels eines Walzvorgangs gewonnen wird und
das entstehende Rippenrohr (1) durch die Walzkräfte in Drehung versetzt und/oder entsprechend
den entstehenden Rippen (2) vorgeschoben wird, wobei die Rippen (2) mit ansteigender
Höhe aus dem sonst unverformten Glattrohr (1') ausgeformt werden,
b) das Glattrohr (1') wird durch einen darinliegenden Walzdom (12) abgestützt,
c) nach dem Herausformen der Rippen (2) werden die Rippenspitzen (2') durch eine Kerbscheibe
(9) gekerbt,
gekennzeichnet durch:
c') die Kerbung wird durch am Umfang der Kerbscheibe (9) angeordnete große und kleine Zähne (13, 14) bewirkt,
d) die gekerbten Rippenspitzen (2') werden durch radialen Druck bis auf das Niveau der Kerbung gestaucht.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 5 mit folgenden Merkmalen:
a) Am Umfang des Rippenrohres (1) sind mindestens zwei gegeneinander versetzt und
in einem ortsfesten Walzkopf angeordnete, radial zustellbare Werkzeughalter (7) vorgesehen,
b) die Werkzeughalter (7) weisen jeweils ein aus mehreren Walzscheiben (11) bestehendes,
angetriebenes Walzwerkzeug (8) mit schräg zur Rohrachse liegender Achse auf,
c) wobei die Walzscheiben (11) einen zunehmenden Durchmesser aufweisen,
d) in mindestens einem Werkzeughalter (7) ist dem Walzwerkzeug (8) eine Kerbscheibe
(9) nachgeschaltet,
gekennzeichnet durch folgende Merkmale:
d') die Kerbscheibe (9) weist am Umfang in regelmäßiger Anordnung große und kleine
Zähne (13, 14) auf, wobei jeweils auf eine bestimmte Anzahl kleiner Zähne (14) ein
großer Zahn (13) oder mehrere große Zähne (13) folgen und wobei das Verhältnis der
Anzahl kleiner Zähne (14) zur Anzahl großer Zähne (13) m = 12:1 bis 1:5 beträgt,
e) auf die Kerbscheibe (9) folgt eine Stauchrolle (10).
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis m = 9:1 bis 1:3 beträgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kerbscheibe (9) 8 bis 25 Zähne (13, 14) pro cm Umfang aufweist.
9. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß bei trapezförmiger Ausbildung der Zähne (13, 14) das Verhältnis der Breite B der
Spitze eines großen Zahns (13) zur Breite b der Spitze eines kleinen Zahns (14) B/b
= 1,2 bis 4 beträgt.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis B/b = 1,5 bis 3 beträgt.
11. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kerbscheibe (9) gerade verzahnt ist.
12. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kerbscheibe (9) schräg verzahnt ist.