[0001] Die Erfindung betrifft ein Verkostungsglas für alkoholische Destillate.
[0002] Derartige Verkostungsgläser finden im Besonderen bei der Verkostung von hochprozentigen
Destillaten, wie Schnaps, zum Beispiel Obst- und Weinbrand, Grappa und andere Spirituosen
Verwendung. Diese sind allgemein schwieriger zu verkosten als andere alkoholische
und alkoholfreie Getränke. Der Alkohol ist zwar ein charakteristisches Merkmal dieser
Produkte, stört aber die Wahrnehmung der typischen Aromen, im Speziellen der fruchtkennzeichnenden
Aromen, und der Fehler, die solche Destillate stören.
[0003] In der FR 2 641 960 A wird ein Degustationsglas offenbart, welches an einer Seite
des Glases eine Einbuchtung aufweist, die auf mittlerer Höhe des Glasbauches ausgebildet
ist. Diese Einbuchtung verursacht beim Einfüllen von diversen alkoholischen Getränken,
insbesondere Wein, eine verstärkte Turbulenz der Flüssigkeit im Glas. Durch diesen
Wirbeleffekt erhält der Wein einen deutlich erhöhten Kontakt mit dem Sauerstoff der
Luft und kann dadurch sein Aroma intensiver freisetzen und demgemäß stärker entfalten.
Allerdings betrifft diese Schrift nur die Intensivierung der Aromen durch die Förderung
des Wein-Sauerstoff-Kontaktes im Allgemeinen und die Aromastoffe haben keine Möglichkeit
sich durch ein zeitliches Aufteilen zu entwickeln.
[0004] Ein zusätzlicher Zweck der Einbuchtung ist dadurch gewährt, dass sie für eine angenehme
Handhabung des Glases verwendet werden kann, indem beim Halten des Glases der Daumen
in der ausgebildeten Einbuchtung liegt und der Stiel zwischen Zeigefinger und Mittelfinger
gehalten wird. Diese Eigenschaft des genannten Gegenstandes entspricht jedoch nicht
im Entferntesten den Merkmalen der vorliegenden Erfindung.
[0005] In der GB 315 539 ist ein Gefäß, insbesondere Glas, beschrieben, wobei eine raue
Bodenfläche und Spalten an der Innenseite des Gefäßes ein Freiwerden des Gases aus
kohlensäurehältigen Getränken bewirkt. Dadurch wird eine intensive Schaumbildung,
beispielsweise bei Bier, gefördert, sodass an der Flüssigkeitsoberfläche des Getränkes
eine deutlich verstärkte Haube entsteht, die dann für einen relativ längeren Zeitraum
hinweg erhalten bleibt. Die aufgeraute Bodeninnenfläche und die an der Innenseite
angebrachten Spalten dienen jedoch nicht der Entfaltung von Aromastoffen.
[0006] Aus der DE 4 015 188 A1 ist auch ein Behälter für kohlensäurehältige Getränke bekannt,
der am innenseitigen Gefäßboden und/oder an den Seitenwänden Poren aufweist, die die
Blasenbildung unterstützen. Diese Poren sind mit Luft gefüllt und beim Einfüllen einer
kohlensäurehältigen Flüssigkeit erfolgt die Umwandlung des gelösten Kohlendioxids
in den Gaszustand, der ein Emporsteigen der Gasblasen an die Oberfläche bewirkt. Durch
die Poren wird eine zeitliche Verzögerung des Blasenaufstiegs verursacht und verlängert
das Aussehen und den Geschmack des Getränkes.
[0007] Eine ähnliche Funktion soll der Gegenstand der GB 1 421 680 erfüllen. Dort werden
Trinkgläser für Sekt oder Champagner beschrieben, deren Boden eine konische Vertiefung
mit runder Basis aufweist, die in den Stiel hineinragt. Die Oberfläche dieses Glasbodens
ist aufgeraut und ermöglicht das Emporsteigen der Kohlensäure in Form von Röhren oder
Säulen, was den optischen Effekt durch seine Attraktivität erhöht.
[0008] Eine vergleichbare Schrift ist die US 4 322 008, in der ein Behälter mit aufgerauter
runden Stelle am innenseitigen Boden ausgestattet ist, welche durch Schleifen, Sandblasen
oder Ätzen hergestellt wird. Dieses soll ein Erhöhen der Blasenmenge und eine Verkleinerung
der Blasengröße erzielen und somit eine geschmacksverbessernde Wirkung des Getränkes
erreichen.
[0009] Diese genannten Schriften sind jedoch gegenüber der vorliegenden Erfindung nicht
naheliegend, da sie einerseits nur eine Unterstützung der Blasenbildung, andererseits
die optische Attraktivität des Getränkes erhöhen sollen.
[0010] Ziel der Erfindung ist es, ein Verkostungsglas zu schaffen, bei welchem die in alkoholischen
Destillaten enthaltenen Aromastoffe entfaltet werden und zwar derart, dass sie zeitlich
nacheinander freigegeben werden und somit eine qualitative Verbesserung der Verkostung
gewährleistet wird.
[0011] Dieses Ziel wird bei dem Gegenstand der eingangs angeführten Art erfindungsgemäß
durch einen an der Innenseite des Glases begrenzten Bereiches mit vergrößerter Oberfläche
erreicht. Mittels einer solchen Ausbildung wird die innenseitige Glasoberfläche bereichsweise
vergrößert und so eine Aromazone geschaffen. Ein Benetzen dieses Bereiches gewährleistet
ein leichtes Hängenbleiben der Destillattropfen. Aufgrund der demgemäß großen Oberfläche
verdunsten der Alkohol und die leicht flüchtigen Komponenten, wie Acetaldehyd, Ethylacetat
und Schwefelverbindungen. Die maßgebenden Aromastoffe sind unmittelbar danach gut
wahrnehmbar.
[0012] Um eine besonders effektive Verkostung gewährleisten zu können, ist es vorteilhaft,
wenn der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche oberhalb des gegebenen Füllbereiches
des Glases vorgesehen ist. Demgemäß wird ein ständiger Kontakt mit dem Destillat verhindert
und somit ein Verfälschen der entfaltenen Duftstoffe durch nachträgliches Inkontakttreten
der neu hinzugekommenen unverdampften Alkohole mit der Aromazone hintangehalten.
[0013] Für eine günstige und wirksame Konstruktion ist es von Vorteil, wenn die aufgeraute
Oberfläche innerhalb des begrenzten Bereiches durch Sand- und/oder Kugelstrahlen des
Glases vorgesehen ist. Ein anderes Herstellungsverfahren ist dabei durch Ätzen oder
Schleifen ebenso zweckmäßig, wie beispielsweise einfaches Wetzen.
[0014] Vorzugsweise weist das erfindungsgemäße Verkostungsglas eingeätzte, eingekerbte bzw.
geschliffene, gegebenenfalls einander kreuzende Rillen im Glas auf. Solche Ausführungsformen
der Aromazone ermöglichen eine verstärkt vergößerte Oberfläche, in der Alkohol noch
leichter verdampfen kann und eine zeitliche Entfaltung der erwünschten Duftstoffe
gesteigert, sowie intensiviert wird. Auch ist es möglich, Glasperlen, -kugeln, oder
ähnliche Formgestaltungen separat auf einen nachfolgend beschriebenen erfindungsgemäßen
Ein- bzw. Aufsatz anzubringen, wobei derartige Ausführungsformen gleichzeitig das
attraktive Aussehen erhöhen.
[0015] Um ein nachträgliches Aufbringen des erfindungsgemäß begrenzten Bereichs mit vergrößerter
Oberfläche zu ermöglichen, ist es günstig, wenn ein Ein- bzw. Aufsatz aus einem geeigneten
Material, vorzugsweise Sinterglas, vorgesehen ist. Während der Herstellung kann ein
erfindungsgemäßer Aufsatz nachträglich angebracht werden oder aber auch ein entsprechender
Einsatz mit oben genannten Eigenschaften in eine ausgesparte Stelle eingefügt werden.
Ein nachfolgendes Aufsetzen ermöglicht auch herkömmliche Gläser mit einer solchen
Konstruktion auszustatten, ohne eine spezielle Herstellungsmethode in Anspruch zu
nehmen.
[0016] Gemäß der bevorzugten Ausführungsform kann der erfindungsgemäße Ein- bzw. Aufsatz
aufgeklebt oder angeschmolzen sein.
[0017] Weiters ist es von Vorteil, wenn der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche
rund, elliptisch, rechteckig, quadratisch, dreieckig, sternförmig oder achterförmig
ausgebildet ist, wodurch ein sehr vielfältiges, variables optisches Design ermöglicht
wird. Rechteckige oder quadratische Ausbildungen ermöglichen ferner eine einfache
und kostengünstige Herstellung. Ein dreieckiger vergrößerter Bereich ermöglicht eine
verbesserte Aufnahme der Duftstoffe, insbesondere wenn das Dreieck mit seiner Spitze
gegen den Glasboden gerichtet ausgebildet ist. Durch die nach unten hin zugespitzte
Form wird die Ausbreitung des Destillats bei einem nachträglich ungewollten Wiederbefeuchten
der Aromazone minimiert. Hingegen erlaubt ein verbreiterter Aufnahmebereich zum Glasrand,
der durch eine Dreiecksseite gegeben ist, dem Verkoster ein effektiveres Prüfen des
Buketts des Destillats. Diese Vorteile der qualitativen Erfassung und Wahrnehmung
der Duftkomponenten werden besonders auch durch eine achterförmige oder sternförmige
Ausgestaltung des aufgerauten Bereiches erreicht, da beispielsweise eine Achterform
der Gestalt von menschlichen Nasenöffnungen sehr ähnlich ist und somit ein erleichterter
Zugang zu emporsteigenden Aromastoffen eine verbesserte Wahrnehmung seitens des Verkosters
gewährleistet wird. Insbesondere der Ästhetik ist durch die Vielfalt der vieleckigen
Ausbildungsformen keine Grenzen gesetzt.
[0018] Es ist ferner äußerst zweckmäßig, wenn der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche
eine Fläche von 50 bis 1000mm
2 aufweist. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen, die Aromazone in einem begrenzten
Bereich zu halten und die konventionelle Art des Trinkgenusses durch Nichtbenutzung
der Aromazone zu gewährleisten.
[0019] Um die Vorteile und Mannigfaltigkeiten des erfindungsgemäßen begrenzten Bereiches
mit vergrößerter Oberfläche effektiv auszunutzen, ist es günstig, wenn der genannte
Bereich von der Oberkante vorzugsweise bis zu 3 cm unterhalb der Oberkante des Glases
vorgesehen ist. Besonders hinsichtlich einer verbesserten Aufnahme der Aromakomponenten
ist es günstig, die Aromazone nahe des Glasrandes auszugestalten, da eine Handhabung
seitens des Verkosters erheblich erleichtert wird.
[0020] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines in der Zeichnung dargestellten bevorzugten
Ausführungsbeispiels, auf das sie jedoch nicht beschränkt sein soll, noch weiter erläutert.
Im Einzelnen zeigen in der Zeichnung:
Figur 1 eine Seitenansicht eines erfindungsgemäßen Verkostungsglases mit einer dreieckigen
Form des begrenzten Bereiches mit vergrößerter Oberfläche;
Figur 2 eine vergrößerte Ansicht der Figur 1, die den begrenzten Bereich mit vergrößerter
Oberfläche von außen zeigt;
Figur 3 eine vergrößerte Ansicht des erfindungsgemäßen begrenzten Bereiches mit vergrößerter
Oberfläche in Form eines Dreieckes, auf die Glasinnenseite; und
Figur 4 eine vergrößerte Ansicht des erfindungsgemäßen begrenzten Bereiches mit vergrößerter
Oberfläche in Form eines Rechteckes, auf die Glasinnenseite.
[0021] Figur 1 stellt ein erfindungsgemäßes Verkostungsglas in der Seitenansicht dar, das
unmittelbar unterhalb der Glasoberkante einen dreieckigen begrenzten Bereich mit vergrößerter
Oberfläche aufweist, die mit der Dreiecksspitze nach unten hin gerichtet ist.
[0022] Figur 2 zeigt ein erfindungsgemäßes Verkostungsglas, welches in einer vergrößerten
Ansicht zu sehen ist. Der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche ist in dreieckiger
Form ausgestaltet und liegt nahe der Oberkante des Glases. Eine Dreiecksseite ist
nach oben hin ausgerichtet.
[0023] Figur 3 weist ein erfindungsgemäßes Verkostungsglas in vergrößerter Ansicht auf,
welches einen Blick in das Innere des Glases gewährt, indem nahe des oberen Glasrandes
der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche in dreieckiger Ausbildung gezeigt
ist.
[0024] Figur 4 zeigt den Ausschnitt des begrenzten Bereiches mit vergrößerter Oberfläche
an der Innenseite des Glases, wobei die Form des begrenzten Bereiches ein Rechteck
darstellt und in einem angemessenen Abstand von der Glasoberkante ausgebildet ist.
[0025] Insgesamt wird ein Verkostungsglas erhalten, welches eine effektivere und effizientere
Degustationmöglichkeit bietet und herkömmliche Verkostungsmethoden, die entweder mittels
Benetzen von Riechstreifen, oder durch einfaches Befeuchten des Handrückens mit dem
Verkostungsmittel durchgeführt werden, können demgemäß umgangen werden.
1. Verkostungsglas für alkoholische Destillate, dadurch gekennzeichnet, dass an der Innenseite des Glases ein begrenzter Bereich mit vergrößerter Oberfläche vorgesehen
ist.
2. Verkostungsglas nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche oberhalb des gegebenen Füllbereichs
des Glases vorgesehen ist.
3. Verkostungsglas nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die vergrößerte Oberfläche innerhalb des begrenzten Bereichs durch Aufrauhen mittels
Sand- und/oder Kugelstrahlen des Glases vorgesehen ist.
4. Verkostungsglas nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die vergrößerte Oberfläche innerhalb des begrenzten Bereichs durch eingeätzte, eingekerbte
bzw. eingeschliffene, gegebenenfalls einander kreuzende Rillen im Glas vorgesehen
ist.
5. Verkostungsglas nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die vergrößerte Oberfläche innerhalb des begrenzten Bereichs durch einen Ein- bzw.
Aufsatz aus einem geeigneten Material, vorzugsweise Sinterglas, vorgesehen ist.
6. Verkostungsglas nach Anspruch 1, 2 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche auf die Innenseite des Glases aufgebracht,
vorzugsweise aufgeklebt oder aufgeschmolzen, ist.
7. Verkostungsglas nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche rund, elliptisch, rechteckig, quadratisch,
dreieckig, sternförmig oder achterförmig ausgebildet ist.
8. Verkostungsglas nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche eine Fläche von 50 bis 1000 mm2 aufweist.
9. Verkostungsglas nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der begrenzte Bereich mit vergrößerter Oberfläche in einem Bereich von der Oberkante
bis zu 3 cm unterhalb der Oberkante des Glases vorgesehen ist.