[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung metallischer Werkstücke,
insbesondere zum Aufkohlen oder Carbonitrieren von Eisenwerkstoffen. Sie bezieht sich
ferner auf eine Vorrichtung, mit der sich ein solches Verfahren durchführen lässt.
[0002] Zum Erzeugen von definierten Werkstückeigenschaften, wie etwa einer hohen Verschleiß-
oder Wechselfestigkeit, werden metallische Werkstücke einer thermochemischen Wärmebehandlung
unterzogen. Das Ergebnis der Wärmebehandlung ist beim Aufkohlen oder Carbonitrieren
die Anreicherung der Randschicht der Werkstücke mit Kohlenstoff und/oder Stickstoff,
um aufgrund der veränderten Werkstoffzusammensetzung den Werkstücken nach einem anschließenden
Härten die geforderten mechanischen Eigenschaften zu verleihen.
[0003] Von besonderem Einfluss auf das Behandlungsergebnis ist neben den allgemeinen Prozessparametern
Druck, Temperatur und Behandlungsdauer in erster Linie die Zusammensetzung einer die
Anreicherung der Randschicht mit Kohlenstoff und/oder Stickstoff bewirkenden Gasatmosphäre.
So kann es etwa erforderlich sein, der Gasatmosphäre ein Reduktionsmittel beizugeben,
um eine unzulässig hohe Oxidation der Oberfläche der Werkstücke durch den sich beim
Beladen der Werkstücke in einen Wärmebehandlungsofen aufgrund des unvermeidlichen
Lufteintritts bemerkbar machenden Sauerstoff zu vermeiden.
[0004] Im Stand der Technik sind darüber hinaus eine Reihe von Verfahrensweisen bekannt,
um die Zusammensetzung der Gasatmosphäre in Hinsicht auf das angestrebte Behandlungsergebnis
anzupassen. Die Gasatmosphäre ist dabei in Abhängigkeit von der Aufkohlungstemperatur
in ihrer Aufkohlungswirkung an die jeweiligen Erfordernisse anzupassen. Eine übliche
Verfahrensweise ist das sogenannte Sättigungs-Ausgleichs-Verfahren, bei dem während
einer Anreicherungsphase die maximal mögliche Kohlenstoffmenge in der Gasatmosphäre
bereitgestellt wird, um eine Sättigung der Randschicht mit Kohlenstoff in kurzer Zeit
zu erreichen. Zum Erhalt des gewünschten Kohlenstoffgehalts in der Randschicht wird
dann während einer sich anschließenden Diffusionsphase der Stoffaustausch mit der
Gasatmosphäre eingeschränkt oder unterbunden, indem entweder eine Gasatmosphäre mit
herabgesetztem Kohlenstoffangebot eingestellt oder die Gasatmosphäre evakuiert beziehungsweise
gegen ein Inertgas ausgetauscht wird.
[0005] Ein hierauf basierendes Verfahren offenbart die DE-A-31 39 622, wobei die Anreicherungsphase
dabei durch unterschiedliche Regelung des Kohlenstoffpegels der Gasatmosphäre in eine
erste und eine zweite Periode unterteilt ist. Während der ersten Periode wird das
maximal mögliche Kohlenstoffpotentialgefälle zwischen Gasatmosphäre und der Randschicht
zur Beschleunigung des Stoffübergangs und damit der Diffusion ausgenutzt. Mit Beginn
der zweiten Periode wird das Kohlenstoffpotentialgefälle zur Vermeidung einer schädlichen
Carbidbildung verringert und der Kohlenstoffpegel der Gasatmosphäre soweit abgesenkt,
dass während der weiteren Diffusionsphase eine vorbestimmte Grenze des Kohlenstoffgehaltes
der Randschicht nicht überschritten wird.
[0006] Überdies ist aus der EP-A-0 080 124 ein Verfahren zum Einsatzhärten metallischer
Werkstücke bekannt, bei dem durch pulsierende Zugabe kohlenstoffhaltiger Gaskomponenten
ein hohes Kohlenstoffpotentialgefälle erreicht wird. Die Zufuhr des kohlenstoffhaltigen
Gases findet dabei in mehreren Zyklen statt und wird jeweils unterbrochen, sobald
in der Randschicht eine Sättigung mit Kohlenstoff erreicht ist. Daneben offenbart
die GB-A-2 202 238 ein Verfahren zum Aufkohlen von Werkstücken, bei dem sich die Anreicherungsphase
und die Diffusionsphase bis zum Erreichen einer angestrebten Aufkohlungstiefe periodisch
abwechseln, um den gewünschten Kohlenstoffgehalt der Randschicht und die angestrebte
Aufkohlungstiefe weitgehend unabhängig voneinander und in möglichst kurzer Zeit zu
erreichen.
[0007] Nachteilig bei all diesen Verfahren ist ein nicht immer befriedigendes Behandlungsergebnis.
Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass während einer sich an die Anreicherungsphase
anschließenden Diffusionsphase oder Temperaturausgleichsphase keine unmittelbare Einflussnahme
mehr auf den Kohlenstoffgehalt der Randschicht besteht. Dieser Umstand kommt in besonderem
Maße dann zum Tragen, wenn sich geringe Anteile an Kohlendioxid oder Wasserdampf in
der Gasatmosphäre befinden, die zum Beispiel aufgrund eines Lufteintritts an Leckstellen
eines Wärmebehandlungsofens gebildet werden und die einen verstärkten Abbau des Kohlenstoffs
in der Randschicht hervorrufen. Darüber hinaus enthalten die zur Regelung des Kohlenstoffpegels
während der Anreicherungsphase eingesetzten Prozessgase erhebliche Anteile an sauerstoffhaltigen
Komponenten, wie etwa Kohlenmonoxid, Kohlendioxid oder Wasserdampf, die aufgrund des
Partialdruckes von Sauerstoff im äußeren Randbereich der aufgekohlten Randschicht
eine unerwünschten Randoxidation verursachen.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Wärmebehandlung metallischer Werkstücke zu schaffen, mit denen sich bei Vermeidung
einer Carbidbildung auf der Oberfläche der zu behandelnden Werkstücke auf vergleichsweise
einfache Weise ein verbessertes Behandlungsergebnis erzielen lässt.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren zur Wärmebehandlung metallischer
Werkstücke, insbesondere zum Aufkohlen oder Carbonitrieren von Eisenwerkstoffen, gelöst,
das folgende Verfahrensschritte aufweist:
a) Erwärmen der Werkstücke auf eine bestimmte Temperatur in einer Stickstoff und einen
Kohlenwasserstoff enthaltenden Gasatmosphäre während einer Aufheizphase, wobei die
Zufuhr der Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff in die Gasatmosphäre derart
geregelt wird, dass sich auf den Werkstücken eine Randschicht mit einem Kohlenstoffgehalt
innerhalb eines vorgegebenen Bereichs bildet;
b) Halten der Werkstücke auf der am Ende der Aufheizphase erreichten Temperatur für
eine bestimmte Zeitdauer während einer sich anschließenden Ausgleichsphase, wobei
durch die mit der Gasatmosphäre zugeführten Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff
der Kohlenstoffgehalt der Randschicht weiterhin innerhalb des vorgegebenen Bereichs
liegt;
c) Variieren der Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff in der Gasatmosphäre während
einer sich an die Ausgleichsphase anschließenden Anreicherungsphase und einer hierauf
folgenden Diffusionsphase, wobei jeweils zunächst in einem ersten Abschnitt zum Erreichen
einer vorgegebenen Obergrenze des Kohlenstoffgehalts der Randschicht der Anteil an
Stickstoff reduziert und der Anteil an Kohlenwasserstoff erhöht wird und nachfolgend
in einem zweiten Abschnitt zum Erreichen einer vorgegebenen Untergrenze des Kohlenstoffgehalts
der Randschicht der Anteil an Stickstoff erhöht und der Anteil an Kohlenwasserstoff
reduziert wird;
d) Abkühlen der Werkstücke auf Raumtemperatur während einer sich an die Diffusionsphase
anschließenden Abkühlungsphase.
[0010] Ein solches Verfahren macht sich die Erkenntnis zu Eigen, dass sich ein verbessertes
Behandlungsergebnis der Werkstücke dann erreichen lässt, wenn sowohl während der Anreicherungsphase
als auch während der Diffusionsphase der Kohlenstoffgehalt der Randschicht durch Variieren
der der Gasatmosphäre zugeführten Volumenströme an Stickstoff und Kohlenwasserstoff
gezielt in einem vorgegebenen Intervall zwischen einer Untergrenze und einer Obergrenze
eingestellt wird. Indem jeweils zunächst in einem ersten Abschnitt der Anteil an Stickstoff
reduziert und der Anteil an Kohlenwasserstoff erhöht wird, ergibt sich ein hohes Kohlenstoffangebot
in der Gasatmosphäre, das in verhältnismäßig kurzer Zeit den Kohlenstoffgehalt der
Randschicht bis zu der vorgegebenen Obergrenze anreichert. Durch die nachfolgende
Erhöhung des Anteils an Stickstoff und Reduzierung des Anteils an Kohlenwasserstoff
in einem zweiten Abschnitt verringert sich das Kohlenstoffpotentialgefälle zwischen
Gasatmosphäre und der Randschicht mit der Folge, dass der Kohlenstoffgehalt der Randschicht
infolge der Diffusion des Kohlenstoffs in das Innere der Werkstücke auf die vorgegebene
Untergrenze absinkt. Auf diese Weise lässt sich ein hinsichtlich der Oberfläche der
zu behandelnden Werkstücke optimiertes Kohlenstoffangebot in der Gasatmosphäre bereitstellen,
während es zugleich möglich ist, eine unerwünschte Carbid- oder Rußbildung auf der
Oberfläche der Werkstücke zu vermeiden.
[0011] Die Temperatur, auf die in der Aufheizphase erwärmt wird, die Zeitdauer, für welche
die Werkstücke auf dieser Temperatur während der Ausgleichsphase gehalten werden,
die Temperaturen, die in der Anreicherungsphase und der Diffusionsphase eingestellt
werden, und die in den jeweiligen Verfahrensstadien zugeführten Mengen an Stickstoff
und Kohlenstoff richten sich vor allem nach dem Werkstoff der zu behandelnden Werkstücke,
der zum Erreichen des angestrebten Kohlenstoffgehalts der Randschicht erforderlichen
spezifischen Zusammensetzung der Gasatmosphäre und dem angestrebten Behandlungserfolg,
etwa der gewünschten Aufkohlungstiefe. Da die Prozessparameter von den Werkstoffeigenschaften
der zu behandelnden Werkstücke abhängen, lassen sich aus allgemein zugänglichen Datenbanken,
wie etwa der Calphad (
Calculation of
phase
diagrams), Stockholm, die für eine bestimmte Stahlzusammensetzung notwendigen Parameterwerte
in Hinsicht auf den angestrebten Kohlenstoffgehalt in der Randschicht entnehmen.
[0012] Besonders vorteilhaft ist es, durch eine abwechselnde Wiederholung der ersten und
zweiten Abschnitte während der Anreicherungsphase und/oder der Diffusionsphase die
Anreicherung der Randschicht mit Kohlenstoff entsprechend dem von dem jeweiligen Werkstoff
abhängenden Aufnahmevermögen der Werkstücke anzupassen. In Hinsicht auf die beim Carbonitrieren
erforderliche Freisetzung von diffusionsfähigem Stickstoff kann es zudem von Vorteil
sein, während der Anreicherungsphase und/oder der Diffusionsphase der Gasatmosphäre
Ammoniak, vorzugsweise in einer Größenordnung von 2 Vol.-% bis 20 Vol.-% der Gesamtbegasungsrate,
zuzusetzen. Als vorteilhaft hat sich ferner herausgestellt, die Mengen an Stickstoff
und Kohlenwasserstoff in der Gasatmosphäre während der Anreicherungsphase und der
Diffusionsphase derart zu variieren, dass die Untergrenze des Kohlenstoffgehalts der
Randschicht zwischen 0,5 Gew.-% und 0,8 Gew.-% liegt. Bei solch einem Kohlenstoffgehalt
der Randschicht ist der Anteil an Stickstoff in der Gasatmosphäre noch ausreichend
hoch, um eine sichere Wärmebehandlung zu gewährleisten.
[0013] Um eine unerwünschte Carbid- oder Rußbildung auf der Oberfläche der Werkstücke definitiv
auszuschließen, werden die Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff in der Gasatmosphäre
während der Anreicherungsphase und/oder der Diffusionsphase vorteilhafterweise derart
variiert, dass die Obergrenze des Kohlenstoffgehalts der Randschicht geringfügig unterhalb
der durch eine bei der jeweils herrschenden Temperatur auftretenden Carbidbildung
gekennzeichneten Sättigung von Austenit liegt. Die Obergrenze des Kohlenstoffgehalts
der Randschicht kann dabei während der Diffusionsphase so gewählt werden, dass sie
den Erfordernissen eines in der nachfolgenden Abkühlungsphase stattfindenden Härteprozesses
entspricht.
[0014] Eine besonders vorteilhafte Verfahrensführung ist außerdem dann gegeben, wenn die
Werkstücke während der Aufheizphase auf eine für ein Aufkohlen oder Carbonitrieren
günstige Temperatur zwischen 750°C und 1050°C erwärmt werden. Von besonderem Vorteil
ist zudem ein Kohlenstoffgehalt der Randschicht während der Aufheizphase im Bereich
zwischen 0,2 Gew.-% und 0,5 Gew.-%. Möglicherweise auf den Werkstücken vorhandene
Oxid- oder Passivschichten werden auf diese Weise beseitigt oder zumindest so umgewandelt,
dass eine gleichmäßige Diffusion des Kohlenstoffs in den Werkstoff begünstigt wird.
Zu diesem Zweck ist es überdies nützlich, die Werkstücke während der Ausgleichsphase
für eine Zeitdauer von 0,1 h bis 1 h auf der am Ende der Aufheizphase erreichten Temperatur
zu halten. Im Hinblick auf eine dem angestrebten Behandlungserfolg entsprechende Verfahrensführung
kann außerdem eine bezüglich der Anreicherungsphase reduzierte Temperatur während
der Diffusionsphase zweckdienlich sein.
[0015] Eine besonders vorteilhafte Verfahrensführung ist ferner dann gegeben, wenn ungesättigte
Kohlenwasserstoffe des Typs C
nH
2n, vorzugsweise Alkene wie etwa Ethylen (C
2H
4) und Propylen (C
3H
6), gesättigte Kohlenwasserstoffe des Typs C
nH
2n+2, vorzugsweise Alkane wie etwa Ethan (C
2H
6) und Propan (C
3H
8), oder Alkine wie etwa Acetylen (C
2H
2) der Gasatmosphäre beigegeben werden. Vornehmlich Alkine, die sich durch einen geringen
Anteil an Wasserstoff auszeichnen, bieten den Vorteil, dass keine weiteren Spaltprodukte
erzeugt werden und der Anteil an Wasserstoff in der Gasatmosphäre dementsprechend
gering bleibt. Um bei gegebenenfalls in der Gasatmosphäre vorhandenem Sauerstoff,
der beispielsweise von einem Lufteintritt an Leckstellen eines Wärmebehandlungsofens
herrührt, einen reduzierenden und damit eine Oxidation der zu behandelnden Werkstücke
vermeidenden Zustand der Gasatmosphäre zu erhalten, wird in vorteilhafter Weise ein
Reduktionsmittel, vorzugsweise Wasserstoff, der Gasatmosphäre in konstanter oder variabler
Menge beigegeben. Der Zeitpunkt und die Menge der Zufuhr an Reduktionsmittel richten
sich dabei nach den jeweils vorhandenen Umständen.
[0016] In einer besonders vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
wird die Zufuhr der Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff in die Gasatmosphäre
in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt in der Randschicht repräsentierenden
Kennwert, vorzugsweise der Kohlungskennzahl K
c, geregelt oder datenbankbezogen gesteuert. Die datenbankbezogene Steuerung ist dann
von Vorteil, wenn ein den Kohlenstoffgehalt in der Randschicht repräsentierender Kennwert
etwa aufgrund messtechnischer Schwierigkeiten nicht zur Verfügung steht. Die Regelung
der Zufuhr in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt in der Randschicht repräsentierenden
Kennwert hingegen ermöglicht eine genaue Einstellung des angestrebten Kohlenstoffgehalts
der Randschicht, und zwar ohne dass es in besonderem Maße auf die jeweilige Größe
der Oberfläche der zu behandelnden Werkstücke ankommt. Die über den Kohlenstoffgehalt
in der Randschicht Aufschluss gebende Kohlungskennzahl K
c wird beispielsweise durch den Quotienten des Partialdrucks von Methan (p
CH4) und des Quadrats des Partialdrucks von Wasserstoff (p
H22) errechnet (K
C = p
CH4 / p
H22).
[0017] Zweckmäßigerweise werden die Werkstücke während der Abkühlungsphase in einer reduzierenden
oder neutralen Gasatmosphäre oder in einem flüssigen Abschreckmedium auf Raumtemperatur
abgekühlt.
[0018] Zur Lösung der obigen Aufgabe wird außerdem eine Vorrichtung zur Wärmebehandlung
metallischer Werkstücke vorgeschlagen, die eine Heizkammer, in der die Werkstücke
erwärmbar und einer Stickstoff und einen Kohlenwasserstoff enthaltenden Gasatmosphäre
aussetzbar sind, aufweist und sich dadurch auszeichnet, dass Mittel vorgesehen sind,
mit denen die Zufuhr der Mengen an Stickstoff und Kohlenwasserstoff in die Gasatmosphäre
in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt in der Randschicht repräsentierenden
Kennwert, vorzugsweise der Kohlungskennzahl K
c, regelbar oder datenbankbezogen steuerbar ist. Mit solch einer Vorrichtung lässt
sich das erfindungsgemäße Verfahren in zuverlässiger Weise durchführen.
[0019] In Hinsicht auf ein Carbonitrieren der zu behandelnden Werkstücke sind zweckmäßigerweise
zudem Mittel vorgesehen, mit denen die Zufuhr der Menge an Ammoniak regelbar oder
datenbankbezogen steuerbar ist.
[0020] In Weiterbildung dieser Vorrichtung wird ferner vorgeschlagen, dass die Heizkammer
hermetisch abschließbar ausgebildet ist, um das Eindringen von Luft und damit Sauerstoff
in die Gasatmosphäre zu vermeiden. Schließlich wird vorgeschlagen, dass die Heizkammer
mit einem Inertgas, vorzugsweise Stickstoff, spülbar ist, so dass unabhängig vom Volumen
der Heizkammer der Gehalt an Sauerstoff in der Atmosphäre der Heizkammer nach Einbringen
der zu behandelnden Werkstücke in vergleichsweise kurzer Zeit auf < 1 Vol.-% reduzierbar
und eine unerwünschte Oxidation der zu behandelnden Werkstücke hierdurch vermeidbar
ist.
[0021] Einzelheiten und weitere Vorteile der Gegenstände der vorliegenden Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines bevorzugten Ausführungsbeispieles. In
der zugehörigen Zeichnung zeigt die einzige Figur:
Ein den Verlauf von Temperatur, Kohlenstoffgehalt und verschiedener Volumenströme
über der Zeit veranschaulichendes Diagramm.
[0022] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Diagramm sind auf der Abszisse die Zeit t und auf
der Ordinate die Temperatur ϑ, der sich in der Randschicht zu behandelnder Werkstücke
ergebende Kohlenstoffgehalt w
c, und die einer Gasatmosphäre zu diesem Zweck zugeführten Volumenströme an Wasserstoff
V̇H2, Stickstoff
V̇N2, Ammoniak
V̇NH3 und dem Kohlenwasserstoff Acetylen
V̇C2H2 abgetragen. Das in Fig. 1 gezeigte Wärmebehandlungsverfahren dient vornehmlich zum
Aufkohlen metallischer Werkstücke, die aus unterschiedlichen Stählen bestehen können.
Der gesamte Verfahrensablauf lässt sich in fünf Phasen untergliedern. In einer ersten
Phase, der Aufheizphase A, werden die Werkstücke auf eine Aufkohlungstemperatur ϑ
von zum Beispiel 930°C erwärmt. Der zu diesem Zweck verwendete Wärmebehandlungsofen,
ein Atmosphärenofen, ist nach Einbringen der Werkstücke in kurzer Zeit mit Stickstoff
gespült und anschließend mit einer Stickstoff und Acetylen enthaltenden Gasatmosphäre
geflutet worden. Die Größe der der Gasatmosphäre zugeführten Volumenströme an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 ist derart, dass sich auf den Werkstücken eine Randschicht mit einem Kohlenstoffgehalt
w
c von ca. 0,35 Gew.-% einstellt. Die Zufuhr der Mengen an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 in die Gasatmosphäre wird dabei in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt w
c in der Randschicht repräsentierenden Kennwert geregelt, der durch ein Messgerät ermittelt
wird. Als Messgerät dient ein in dem Wärmebehandlungsofen angeordneter Drahtsensor,
wie er in dem Aufsatz von K.-H. Weissohn in HTM 49 (1994) 2, Seite 118 bis 122 beschrieben
ist. Wie Fig. 1 ferner erkennen lässt, wird der Gasatmosphäre während der Aufheizphase
A zudem ein konstanter Volumenstrom an Wasserstoff
V̇H2 von ca. 0,3 m
3/h zugeführt, um die Gasatmosphäre in einen ausreichend reduzierenden Zustand zu versetzen.
[0023] Während einer auf die Aufheizphase A folgenden Ausgleichsphase B werden die Werkstücke
auf der am Ende der Aufheizphase A erreichten Temperatur ϑ von ca. 930 °C für ca.
20 min gehalten. Die dabei in die Gasatmosphäre zugeführten Mengen an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 werden weiterhin so geregelt, dass sich ein Kohlenstoffgehalt w
c in der Randschicht der Werkstücke von ca. 0,35 Gew.-% ergibt. Der Volumenstrom an
Wasserstoff
V̇H2 wird hingegen auf einen Wert von weniger als 0,2 m
3/h verringert.
[0024] In einer sich an die Ausgleichsphase B anschießenden Anreicherungsphase C werden
die der Gasatmosphäre zugeführten Volumenströme an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 derart variiert, dass sich ein Kohlenstoffgehalt w
c der Randschicht in einem Intervall zwischen einer Untergrenze G
u von ca. 0,7 Gew.-% und einer Obergrenze G
o von ca. 1,2 Gew.-% einstellt. Bei der in der Anreicherungsphase C fortgesetzt herrschenden
Temperatur ϑ von ca. 930 °C liegt die Obergrenze G
o von ca. 1,2 Gew.-% unterhalb der für unlegierte Einsatzstähle durch eine auftretende
Carbid- und Rußbildung gekennzeichneten Sättigungsgrenze von Austenit. Um zunächst
die Obergrenze G
o zu erreichen, wird in einem ersten Abschnitt der Volumenstrom an Stickstoff
V̇N2 reduziert und der Volumenstrom an Acetylen
V̇C2H2 erhöht. Sobald der Kohlenstoffgehalt w
c die Obergrenze G
o erreicht hat, wird zum Erreichen der Untergrenze G
u in einem zweiten Abschnitt der Volumenstrom an Stickstoff
V̇N2 wieder erhöht, wohingegen der Volumenstrom an Acetylen
V̇C2H2 reduziert wird. Die ersten und zweiten Abschnitte werden innerhalb der Anreicherungsphase
C abwechselnd wiederholt, wodurch eine Anpassung der Anreicherung der Randschicht
mit Kohlenstoff entsprechend dem von dem jeweiligen Werkstoff abhängenden Aufnahmevermögen
der Werkstücke erreicht wird. Zu diesem Zweck ist zudem die Dauer und damit die jeweilige
Größe der Volumenströme an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 während den ersten und zweiten Abschnitten ungleichmäßig, wie den unterschiedlich
steilen Flanken der Kurve des Kohlenstoffgehalts w
c in Fig. 1 zu entnehmen ist. Der anlagen- und prozessangepasste Volumenstrom an Wasserstoff
V̇H2 wird während der Anreicherungsphase C auf ca. 0,2 m
3/h erhöht.
[0025] Auf die Anreicherungsphase C folgt eine Diffusionsphase D, bei der die Temperatur
ϑ auf ca. 880°C verringert wird. In Hinsicht auf einen nachfolgenden Härteprozess
wird die Obergrenze G
o auf ca. 0,8 Gew.-% herabgesetzt. Entsprechend der Vorgehensweise während der Anreicherungsphase
C wird das thermodynamische Gleichgewicht zwischen der Gasatmosphäre und der Randschicht
der zu behandelnden Werkstücke durch Variieren der der Gasatmosphäre zugeführten Volumenströme
an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 in ersten und zweiten Abschnitten derart eingestellt, dass der Kohlenstoffgehalt
w
c der Randschicht im Intervall zwischen der Untergrenze G
u von ca. 0,7 Gew.-% und der Obergrenze G
o von ca. 0,8 Gew.-% liegt. Der anlagen- und prozessangepasste Volumenstrom an Wasserstoff
V̇H2 wird während der Diffusionsphase D erneut auf einen Wert unterhalb von 0,2 m
3/h vermindert. Schließlich werden die Werkstücke während einer der Diffusionsphase
D nachfolgenden Abkühlungsphase E auf Raumtemperatur abgekühlt.
[0026] Findet anstelle eines reinen Aufkohlungsprozesses ein Carbonitrieren statt, kann
- wie in Fig. 1 ersichtlich - der Gasatmosphäre während der Anreicherungsphase C und
der Diffusionsphase D zusätzlich Ammoniak
V̇NH3 zugeführt werden, wobei sich die Menge an zugeführtem Ammoniak
V̇NH3 in einer Größenordnung von 2 Vol.-% bis 20 Vol.-% der Gesamtbegasungsrate bewegt.
[0027] Das zuvor beschriebene Verfahren zeichnet sich durch die volumenstrommäßige Regelung
der der Gasatmosphäre zugeführten Mengen an Stickstoff
V̇N2 und Acetylen
V̇C2H2 in den einzelnen Verfahrensstadien aus, wodurch ein im Vergleich mit herkömmlichen
Aufkohlungsverfahren verbessertes Behandlungsergebnis erzielt wird. Ursächlich hierfür
ist vor allem, dass das Kohlenstoffangebot in der Gasatmosphäre auf diese Weise entsprechend
dem Werkstoff und der Oberfläche der zu behandelnden Werkstücke und damit dem Aufnahmevermögen
der Randschicht anpassbar ist. Nicht zuletzt trägt zu diesem Ergebnis in besonderem
Maße auch die Möglichkeit bei, abwechselnde erste und zweite Abschnitte unterschiedlicher
Kohlenstoffgehalte w
c während der Anreicherungsphase C und der Diffusionsphase D vorzusehen.
[0028] Bezugszeichenliste
- A
- Aufheizphase
- B
- Ausgleichsphase
- C
- Anreicherungsphase
- D
- Diffusionsphase
- E
- Abkühlungsphase
- t
- Zeit
- ϑ
- Temperatur
- wc
- Kohlenstoffgehalt
- Go
- Obergrenze Kohlenstoffgehalt
- Gu
- Untergrenze Kohlenstoffgehalt
- V̇C2H2
- Volumenstrom Acetylen
- V̇N2
- Volumenstrom Stickstoff
- V̇H2
- Volumenstrom Wasserstoff
- V̇NH3
- Volumenstrom Ammoniak
1. Verfahren zur Wärmebehandlung metallischer Werkstücke, insbesondere zum Aufkohlen
oder Carbonitrieren von Eisenwerkstoffen, bestehend aus folgenden Verfahrensschritten:
a) Erwärmen der Werkstücke auf eine bestimmte Temperatur (ϑ) in einer Stickstoff und
einen Kohlenwasserstoff enthaltenden Gasatmosphäre während einer Aufheizphase (A),
wobei die Zufuhr der Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in die Gasatmosphäre derart geregelt wird, dass sich auf den Werkstücken eine Randschicht
mit einem Kohlenstoffgehalt (wc) innerhalb eines vorgegebenen Bereichs bildet;
b) Halten der Werkstücke auf der am Ende der Aufheizphase (A) erreichten Temperatur
(ϑ) für eine bestimmte Zeitdauer während einer sich anschließenden Ausgleichsphase
(B), wobei durch die mit der Gasatmosphäre zugeführten Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) der Kohlenstoffgehalt (wc) der Randschicht weiterhin innerhalb des vorgegebenen Bereichs liegt;
c) Variieren der Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in der Gasatmosphäre während einer sich an die Ausgleichsphase (B) anschließenden
Anreicherungsphase (C) und einer hierauf folgenden Diffusionsphase (D), wobei jeweils
zunächst in einem ersten Abschnitt zum Erreichen einer vorgegebenen Obergrenze (Go) des Kohlenstoffgehalts (wc) der Randschicht der Anteil an Stickstoff (V̇N2) reduziert und der Anteil an Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) erhöht wird und nachfolgend in einem zweiten Abschnitt zum Erreichen einer vorgegebenen
Untergrenze (Gu) des Kohlenstoffgehalts (wc) der Randschicht der Anteil an Stickstoff (V̇N2) erhöht und der Anteil an Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) reduziert wird;
d) Abkühlen der Werkstücke auf Raumtemperatur während einer sich an die Diffusionsphase
(D) anschließenden Abkühlungsphase (E).
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine abwechselnde Wiederholung der ersten und zweiten Abschnitte während der Anreicherungsphase
(C) und/oder der Diffusionsphase (D).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass während der Anreicherungsphase (C) und/oder der Diffusionsphase (D) der Gasatmosphäre
Ammoniak (V̇NH3), vorzugsweise in einer Größenordnung von 2 Vol.-% bis 20 Vol.-% der Gesamtbegasungsrate,
zugesetzt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in der Gasatmosphäre während der Anreicherungsphase (C) und der Diffusionsphase
(D) derart variiert werden, dass die Untergrenze (Gu) des Kohlenstoffgehalts (wc) der Randschicht zwischen 0,5 Gew.-% und 0,8 Gew.- % liegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in der Gasatmosphäre während der Anreicherungsphase (C) derart variiert werden,
dass die Obergrenze (Go) des Kohlenstoffgehalts (wc) der Randschicht geringfügig unterhalb der durch eine bei der jeweils herrschenden
Temperatur (ϑ) auftretenden Carbidbildung gekennzeichneten Sättigung von Austenit liegt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke während der Aufheizphase (A) auf eine Temperatur (ϑ) zwischen 750°C
und 1050°C erwärmt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet durch einen Kohlenstoffgehalt (wc) der Randschicht während der Aufheizphase (A) im Bereich zwischen 0,2 Gew.-% und
0,5 Gew.-%.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke während der Ausgleichsphase (B) für eine Zeitdauer von 0,1 h bis 1
h auf der am Ende der Aufheizphase (A) erreichten Temperatur (ϑ) gehalten werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, gekennzeichnet durch eine bezüglich der Anreicherungsphase (C) reduzierte Temperatur (ϑ) während der Diffusionsphase
(D).
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass ungesättigte Kohlenwasserstoffe des Typs CnH2n, vorzugsweise Alkene wie etwa Ethylen (C2H4) und Propylen (C3H6), gesättigte Kohlenwasserstoffe des Typs CnH2n+2, vorzugsweise Alkane wie etwa Ethan (C2H6) und Propan (C3H8), oder Alkine wie etwa Acetylen (C2H2) der Gasatmosphäre beigegeben werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Reduktionsmittel, vorzugsweise Wasserstoff (V̇H2), der Gasatmosphäre in konstanter oder variabler Menge beigegeben wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Zufuhr der Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in die Gasatmosphäre in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt (wc) in der Randschicht repräsentierenden Kennwert, vorzugsweise der Kohlungskennzahl
Kc, geregelt oder datenbankbezogen gesteuert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Werkstücke während der Abkühlungsphase (E) in einer reduzierenden oder neutralen
Gasatmosphäre oder in einem flüssigen Abschreckmedium auf Raumtemperatur abgekühlt
werden.
14. Vorrichtung zur Wärmebehandlung metallischer Werkstücke, insbesondere zur Durchführung
des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 13, mit einer Heizkammer, in der die
Werkstücke erwärmbar und einer Stickstoff und einen Kohlenwasserstoff enthaltenden
Gasatmosphäre aussetzbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
dass Mittel vorgesehen sind, mit denen die Zufuhr der Mengen an Stickstoff (V̇N2) und Kohlenwasserstoff (V̇C2H2) in die Gasatmosphäre in Abhängigkeit von einem den Kohlenstoffgehalt (wc) in der Randschicht repräsentierenden Kennwert, vorzugsweise der Kohlungskennzahl
Kc, regelbar oder datenbankbezogen steuerbar ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel vorgesehen sind, mit denen die Zufuhr der Menge an Ammoniak (V̇NH3) regelbar oder datenbankbezogen steuerbar ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizkammer hermetisch abschließbar ausgebildet ist.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Heizkammer mit einem Inertgas, vorzugsweise Stickstoff, spülbar ist.