[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Bilden einer Dreherkante nach dem Oberbegriff
der Patentansprüche 1 und 11 sowie eine Webmaschine mit derartigen Vorrichtungen.
[0002] Vorrichtungen zum Bilden einer Dreherkante sind aus der DE 25 38 135 C2 und aus der
DE 28 11 275 A1 bekannt.
Die Vorrichtungen besitzen zwei Dreherfadenspulen, von denen die Dreherfäden zur Kantenbildung
am Gewebe abgezogen werden.
Außer daß die Vorrichtungen synchron mit der Webmaschine drehbar angetrieben sind,
bzw. vorzugsweise mit dem Webmaschinenantrieb kombiniert sind, sind konkrete Merkmale
über deren Antrieb und Steuerung nicht offenbart.
Zur Aufrechterhaltung der Fadenspannung bei Fachwechsel sind die Vorrichtungen mit
Spannmittel ausgerüstet, z.B. mit Spannfedern.
[0003] Aus der EP 0 020 796 A1 ist eine Dreherfaden-Liefervorrichtung für Webmaschinen bekannt,
von der aus die Dreherfäden unter der Wirkung eines Fadenspanners einer Kantenbildeeinrichtung
zugeführt werden. Die Art des Antriebes der Kantenbildeeinrichtung ist, wenn die Einrichtung
eine Dreherscheibe oder ein zur Dreherscheibe äquivalentes Mittel ist, nicht offenbart.
[0004] Schließlich ist aus der US-PS 2,399, 880 eine Vorrichtung zum Bilden einer Dreherkante
an auf Webmaschinen herzustellendem Gewebe bekannt. Die Vorrichtung besteht aus einer
drehangetriebenen Dreherscheibe, deren Antrieb vom Webmaschinenantrieb abgeleitet
ist.
Wie die Dreherfäden bei Wechsel des Dreherfaches gespannt gehalten werden, wird nicht
offenbart. Die Dreherfadenspulen sind lediglich mit einem Bremsmittel ausgerüstet,
das die Spannung des Dreherfadens auf dem Wege von der Dreherspule zur Dreherscheibe
aufrechterhalten soll.
[0005] Allen vorstehend genannten Vorrichtungen zum Bilden einer Gewebekante ist gemeinsam,
daß die Gewebekante nicht durch Dreherfäden führende Mittel gebildet wird, die in
ihrer Drehrichtung umkehrbar angetrieben sind.
[0006] Eine Dreherkantenvorrichtung der im Oberbegriff der Patentansprüche 1 und 11 genannten
Art ist aus der DE 195 48 955 C1 bekannt.
In einer ersten Anordnungsversion der Dreherkantenvorrichtung ist die Drehachse des
Rotors parallel zu den Kettfäden und außerhalb der Webschäfte angeordnet.
Aufgrund des von dem Führungselement beanspruchten Freiraumes zur Rotation neben dem
äußeren Kettfaden wird eine Dreherkante erzeugt, die in einem Abstand vom eigentlichen
Geweberand entfernt liegt.
Eine solche Dreherkante macht anwendungstechnisch keinen Sinn.
[0007] Um die Dreherkante anwendungstechnisch sinnvoll unmittelbar neben dem äußeren Kettfaden
eines Gewebes zu erzeugen, ist in einer zweiten Anordnungsversion der Drehervorrichtung
die Drehachse des Rotors in einem Winkel von vorzugsweise 45° zu den Kettfäden angeordnet
und im Zusammenhang damit eine Umlenkrolle für die Dreherfäden erforderlich.
[0008] Die Patentschrift offenbart nicht, ob es sich hierbei um eine drehend gelagerte oder
um eine drehfest angeordnete oder um eine drehangetriebene Umlenkrolle handelt. Insofern
wird auch nicht offenbart, wie ein durch die Rotation des Führungselementes der Dreherkantenvorrichtung
sich aufbauender Stau verkordelter Dreherfäden an der Umlenkrolle vermieden wird,
wie ferner in diesem Zusammenhang vermieden wird, daß die Dreherfaden-Fachbildung
gestört und wie des weiteren Dreherfadenbrüche, die auf der Fadenverkordelung beruhen,
vermieden werden.
[0009] Bei der Anmelderin durchgeführte Erprobungen von Dreherkantenvorrichtungen mit rotierendem
Fadenführungselement und mit einer umlenkenden Führung der Dreherfäden haben gezeigt,
daß bei einer drehfest angeordneten Umlenkrolle und bei der Verwendung eines dehnungsarmen,
reißfesten Dreherfadenmaterials der Qualität Nm200/1 sich ein Dreherfaden-Fach wegen
der Verkordelung an der Umlenkwelle nicht synchron zum Webfach und zum Schußfadeneintrag
aufbaut und folglich der Schußfaden entweder fehlerhaft oder gar nicht am Geweberand
abgebunden wird.
Ist die Umlenkrolle als solche z.B. drehend gelagert, kann ein ungewolltes Rückwärtsdrehen
der Rolle, hervorgerufen durch Maschinenschwingungen, nicht ausgeschlossen werden.
Auch in einem solchen Fall ist die Dreherfaden-Fachöffnung blockiert und daher der
Schußfadeneintrag als auch das Bilden der Dreherkante gestört.
[0010] In einer weiteren in der oben genannten DE 195 48 955 C1 offenbarten Dreherkantenvorrichtung
ist die Drehachse des Rotationskörpers, welche als Hohlwelle ausgebildet ist, rechtwinklig
zu den Kettfäden ausgerichtet. Hierbei sind auf der Hohlwelle wenigstens zwei Führungselemente
beabstandet voneinander angeordnet.
Nachteil ist hier, daß aufgrund der häufigen Dreherfaden-Umlenkungen auf dem Weg von
den Spulen bis zum Gewebe ein Zugspannungsausgleich in den Dreherfäden bei jedem Fachwechsel
nicht erfolgt und daher keine korrekte Fachausbildung gegeben ist.
Dieser Nachteil führt dazu, daß der Schußfadeneintrag z.B. auf einer Luftdüsenwebmaschine
nicht korrekt erfolgen kann, weil der Schußfaden mit dem betreffenden zugspannungslosen
Dreherfaden kollidiert.
[0011] Eine funktionsfähige Lösung kann hier darin bestehen, daß, wenn sich z.B. die Dreherfäden
im Fachwechsel befinden, eine Spannkraft auf die Dreherfäden aufgebracht wird.
Die vorgenannten nachteiligen Wirkungen, die der zuletzt erwähnten Vorrichtung anhaften,
treten gleichermaßen bei der genannten Dreherkantenvorrichtung auf, deren Drehachse
in einem Winkel von etwa 45° zu den Kettfäden gelegen ist.
[0012] Ausgehend von den Unzulänglichkeiten aus dem bekannten Stand der Technik ist es Aufgabe
der Erfindung, sicherzustellen, daß bei Fachwechsel der Dreherfäden diese über eine
ausreichende Zugspannung verfügen, um eine korrekte Ausbildung des Dreherfadenfaches
zu erhalten.
[0013] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die technischen Merkmale des Anspruchs 1 gelöst.
[0014] Gemäß Anspruch 1 ist erfindungswesentlich, daß den Dreherkantenvorrichtungen eine
Dreherfaden-Spanneinrichtung vorgeordnet ist und zwar zwischen den Dreherfadenspulen
und der Dreherkantenvorrichtung selbst.
Mit einer Spanneinrichtung, die z.B. pneumatischer oder aber mechanischer Wirkungsweise
sein kann, wird in vorteilhafter Weise beim Wechsel des Dreherfadenfachs eine Zugspannung
auf die Dreherfäden aufgebracht, die die auf einen Fachwechsel folgende Dreherfadenfachbildung
korrekt gewährleistet.
[0015] Eine solche pneumatisch wirkende Spanneinrichtung besteht erfindungsgemäß aus wenigstens
einem zwischen den Dreherfadenspulen und der Dreherkantenvorrichtung angeordneten
zylindrisch ausgebildeten, in der Ebene des Dreherfadenlaufes liegenden Fadenführungskanal,
in dem beide Dreherfäden geführt sind und in welchem Kanal entgegen der Abzugsrichtung
der Dreherfäden eine Injektordüse mündet.
Diese Spanneinrichtung kann im Takt mit dem Dreherfadenfachwechsel gesteuert werden.
Dazu ist eine pneumatische Steuerung vorhanden, mit einem elektrisch ansteuerbaren
Stellventil, das signalübertragend mit der speicherprogrammierbaren Steuerung der
Webmaschine in Verbindung steht.
Das pneumatische Medium wird z.B. von einem maschinengebundenen Druckspeicher über
das Stellventil zur Injektordüse geliefert.
[0016] Eine mechanisch wirkende Dreherfaden-Spanneinrichtung kann z.B. aus einem die Dreherfäden
aus der Lieferrichtung zur Dreherkantenvorrichtung auslenkenden Mittel bestehen, das
gesteuert oder ungesteuert die Fadenauslenkung bewirkt.
Eine andere Lösungsvariante besteht z.B. in einem Auslenkhebel, der mit einem vorgespannten
Federelement wirkverbunden ist. Hierbei wirkt der Auslenkhebel permanent auf die Dreherfäden
oder auf deren eventuelle Verkordelung.
[0017] Anhand der Zeichnungen wird die Erfindung beispielhaft erläutert:
[0018] Es zeigen:
- Figur 1
- schematisch eine Dreherkantenvorrichtung, deren Drehachse rechtwinklig zu den Kettfäden
ausgerichtet ist, mit einer Dreherfaden-Spanneinrichtung;
- Figur 2
- schematisch eine Dreherkantenvorrichtung, deren Drehachse im Winkel von etwa 45° zu
den Kettfäden ausgerichtet ist, mit einem rotationssymmetrischen Fadenführer und einer
Dreherfaden-Spanneinrichtung;
- Figur 3
- eine Dreherfaden-Spanneinrichtung mit Elektromotorantrieb;
- Figur 4
- eine Dreherfaden-Spanneinrichtung mit Federantrieb.
[0019] In dem Ausführungsbeispiel Figur 1 und 2 ist erfindungsgemäß zwischen den Garnspulen
7,8 und der betreffenden Dreherkantenvorrichtung 1 eine Dreherfaden-Spanneinrichtung
platziert, die insbesondere bei Dreherfachwechsel eine der Abzugsrichtung 28 der Dreherfäden
9,10 entgegenwirkende Zugspannung in den Dreherfäden erzeugt.
Damit wird sichergestellt, daß die Dreherfäden bei Fachwechsel gestrafft sind und
nachfolgend eine korrekte Dreherfachbildung erzielt wird.
Dadurch werden fehlerhafte Schußeinträge, fehlerhafte Schußfaden-Abbindungen und gegebenenfalls
Dreherfaden- und Schußfadenbrüche vermieden.
Dies führt zur Reduzierung von Maschinenabstellungen, zur Reduzierung von Maschinenstillständen
und folglich zur Produktivitätssteigerung der Webmaschine.
[0020] Bei der Dreherfaden-Spanneinrichtung 26 gemäß der Figur 1 und 2 handelt es sich um
eine pneumatisch wirkende Einrichtung. Die Einrichtung ist vorzugsweise in der Ebene
der Dreherkantenbildung gelegen, um weitere Dreherfadenumlenkungen auf dem Wege von
den Spulen 7,8 zur Dreherkantenbildung am Gewebe 2 zu vermeiden.
Die Einrichtung 26 selbst besteht aus einem zylindrischen Fadenführungskanal 27 in
den, entgegen des Dreherfadenabzugs, die Austrittsöffnung einer Injektordüse 29 mündet.
Die Injektordüse 29 ist über eine mit einem nicht dargestellten Druckspeicher verbundene
Druckleitung 30a mit einer pneumatischen Steuerung 30, umfassend ein elektromagnetisches
Stellventil 30b, verbunden.
Das Stellventil 30b ist über die Steuerleitung 30c mit der speicherprogrammierbaren
Steuerung 3 der Webmaschine signalübertragend verbunden.
Auch der Motor 5 ist über eine Steuerleitung 5a signalübertragend mit der Steuerung
3 verbunden. Damit ist erreichbar, daß wenigstens zeitgleich mit dem Dreherfachwechsel
die Dreherfäden 9,10 pneumatisch beaufschlagt werden können und eine entsprechende
Zugspannung auf die Dreherfäden erzeugt werden kann.
[0021] In Figur 3 und 4 wird eine mechanisch wirkende Dreherfaden-Spanneinrichtung 26 offenbart.
Beide Einrichtungen besitzen wenigstens ein in die Laufrichtung 31 der Dreherfäden
9,10 eingeordnetes Fadenauslenkmittel 32.
In Figur 3 ist das Auslenkmittel 32 mit einem motorischen Antrieb 33 wirkverbunden.
Der Antrieb 33 ist über eine Steuerleitung 33a mit der Steuerung 3 signalübertragend
verbunden.
Durch eine ständige Abgabe elektrischer Steuersignale an den Antrieb 33 kann durch
Bewegen des Auslenkmittels 32 eine Auslenkung der Dreherfäden 9,10 in Richtung des
Doppelpfeiles 40 erfolgen und damit den Dreherfäden eine Zugspannung auferlegt werden,
die dafür sorgt, daß das Dreherfach zeitlich und geometrisch korrekt ausgebildet wird.
[0022] Figur 4 zeigt den gleichen technischen Aufbau wie Figur 3, allerdings steht hier
das Auslenkmittel 32 mit einem permanent wirkenden Spannelement in Verbindung.
Das Spannelement ist hier z.B. eine vorgespannte Spiralfeder 34. Das Auslenkelement
32 ist in Figur 4 ungesteuert und wirkt daher ständig auf die Dreherfäden im Sinne
des Gespannthaltens.
ZEICHNUNGS-LEGENDE
[0023]
- 01
- Dreherkantenvorrichtung
- 02
- Dreherkante
- 03
- Steuerung
- 04
- Rotationskörper
- 05
- Motor
- 05a
- Steuerleitung
- 06
- Drehachse
- 07
- Spule
- 08
- Spule
- 09
- Dreherfaden
- 09'
- Dreherfaden
- 10
- Dreherfaden
- 10'
- Dreherfaden
- 11
- Kettfäden
- 12
- Gewebe
- 13
- Führungselement
- 14
- Führungselement
- 15
- Arm
- 16
- Arm
- 17
- Arm
- 18
- Arm
- 19
- Öse
- 20
- Öse
- 21
- Öse
- 22
- Öse
- 23
- rotationssymmetrischer Körper
- 24
- Längsachse
- 25a
- Steuerleitung
- 26
- Dreherfaden-Spanneinrichtung
- 27
- Fadenführungskanal
- 28
- Richtungspfeil
- 29
- Injektordüse
- 30
- Steuerung
- 30a
- Druckleitung
- 30b
- Stellventil
- 30c
- Steuerleitung
- 31
- Laufrichtung
- 32
- Auslenkmittel
- 33
- Motor
- 33a
- Steuerleitung
- 34
- Federelement
- 38
- Webschaft
- 39
- Schußfaden
- 40
- Doppelpfeil
1. Vorrichtung zum Bilden einer Dreherkante (2), insbesondere für eine Webmaschine, die
eine speicherprogrammierbare Steuerung (3) besitzt, bestehend aus einem antreibbaren
Rotationskörper (4), der der Rotor eines Elektromotors (5) mit steuerbarer Drehrichtungsumkehr
ist, wobei der Elektromotor (5) mit der Steuerung (3) signalübertragend verbunden
ist, wobei der Rotationskörper (4) eine Drehachse (6) aufweist, die als Hohlwelle
ausgebildet ist, durch welche von Spulen (7,8) lieferbare Dreherfäden (9,10) geführt
sind, und wobei die Drehachse (6) in einem Winkel von bis zu 90° zu den Kettfäden
(11) eines zu bildenden Gewebes (12) angeordnet ist, mit einem ersten Führungselement
(13) und einem zweiten Führungselement (14), wobei beide Führungselemente (13,14)
zueinander beabstandet auf der Drehachse (6) des Rotationskörpers (4) angeordnet sind,
wobei die Führungselemente (13,14) als Arme (15,16;17,18) ausgebildet sind und jeder
Arm endseitig Ösen (19,20;21,22) zum Hindurchführen der Dreherfäden (9,10) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Spulen (7,8) und dem ersten Führungselement (13) wenigstens eine Dreherfaden-Spanneinrichtung
(26) vorgesehen ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dreherfaden-Spanneinrichtung (26) einen zylindrischen Fadenführungskanal (27)
ausbildet, in welchem eine entgegen der Richtung (28) des Dreherfadenabzugs wirksame
Injektordüse (29) mündet.
3. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Dreherfaden-Spanneinrichtung (26) pneumatisch wirkend ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dreherfaden-Spanneinrichtung (26) mit einer Steuerung (30) wirkverbunden ist,
welche Steuerung (30) signalübertragend mit der speicherprogrammierbaren Steuerung
(3) in Verbindung steht.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dreherfaden-Spanneinrichtung (26) mechanisch wirkend ist.
6. Vorrichtung nach den Ansprüchen 1 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Dreherfaden-Spanneinrichtung (26) auf wenigstens einem die Dreherfäden (9,10)
aus ihrer Laufrichtung (31) auslenkenden Mittel (32) besteht, das mit einem Antrieb
(33) wirkverbunden ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb ein Elektromotor ist, der mit der Steuerung (3) signalübertragend verbunden
ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Antrieb ein vorgespanntes Federelement (34) ist.
9. Webmaschine mit Vorrichtungen zum Bilden einer Dreherkante nach den Ansprüchen 1 bis
8, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den Spulen (7,8) und dem ersten Führungselement (13) wenigstens eine Dreherfaden-Spanneinrichtung
(26) vorgesehen ist.