[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Schmieden eines metallenen Werkstückes
mit wenigstens vier paarweise einander gegenüberliegenden und gegeneinander um die
Schmiedeachse winkelversetzten Schmiedewerkzeugen, nach dem das Werkstück durch die
gleichzeitig verformenden, den Werkstückquerschnitt umfassenden Schmiedewerkzeuge
bei jedem Schmiedehub unter Behinderung einer Breitung verformt und einem allseitigen
hydrostatischen Druck ausgesetzt wird.
[0002] Das Schmieden eines metallenen Werkstückes, insbesondere eines stranggegossenen Werkstückes,
soll im wesentlichen einerseits die bei der Erstarrung der Metallschmelze entstehenden
Lunker und Poren schließen und die auftretenden Seigerungen verringern und anderseits
das Erstarrungsgefüge mit seiner groben Kristallstruktur aufbrechen und in einen feinkristallinen
Zustand überführen, wobei ein Aufbau eines allseitig hydrostatischen Druckes für das
Verdichten und damit für die Beseitigung von Hohlräumen und eine durchgreifende Verformung
mit ihrer Zerstörung der groben Kristallstruktur für eine Rekristallisation und die
davon abhängige Gefügeverbesserung verantwortlich sind.
[0003] Die bekannten Schmiedeverfahren lassen sich nun grundsätzlich in das Zweihämmerverfahren
und das Vierhämmerverfahren unterteilen, wobei das Werkstück beim Zweihämmerverfahren
zwischen zwei relativ zueinander umformenden Schmiedewerkzeugen und beim Vierhämmerverfahren
zwischen wenigsten vier paarweise einander gegenüberliegenden und gegeneinander um
die Schmiedeachse winkelversetzten gleichzeitig umformenden Schmiedewerkzeugen geschmiedet
wird.
[0004] Nach dem Zweihämmerverfahren kommt es durch die nur auf zwei einander gegenüberliegenden
Werkstückseiten einwirkenden Schmiedewerkzeuge bei jedem Schmiedehub zu einer unbehinderten
Breitung des Werkstükkes, so daß das Material stark verformt und durchknetet wird,
sich aber nur ein geringer hydrostatischer Druck aufbauen kann. Dieses Zweihämmerverfahren
führt daher zu einer sehr guten Gefügeverbesserung aufgrund der mit der Verformung
eingeleiteten Rekristallisation, doch tritt ein entsprechendes Dichtschmieden wegen
des Fehlens eines höheren hydrostatischen Druckes erst nach mehreren Schmiededurchgängen,
also erst nach großen Querschnittsreduktionen auf.
[0005] Nach dem Vierhämmerverfahren wiederum, demgemäß in der Schmiedeebene gleiche Schmiedewerkzeuge
synchron arbeiten, umfassen die Schmiedewerkzeuge das Werkstück bei jedem Schmiedehub,
wodurch kaum eine Breitung möglich ist und die Materialverformung im wesentlichen
eine Werkstücklängung mit sich bringt, so daß wegen der schwachen Knetwirkung auch
nur eine geringere Gefügeverbesserung erreicht werden kann. Außerdem ergeben sich
aufgrund der weitgehend in Längsrichtung des Werkstückes auftretenden Verformung unterschiedliche
mechanische Eigenschaften des Materials in Längs- und Querrichtung, wobei vor allem
die Kerbschlagzähigkeit in Querrichtung absinkt. Allerdings wird durch die den Werkstückquerschnitt
allseitig umfassenden Schmiedewerkzeuge ein hoher hydrostatischer Druck aufgebaut,
der ein hervorragendes Dichtschmieden gewährleistet.
[0006] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der eingangs geschilderten
Art anzugeben, das auf rationelle Weise die Vorteile der Zwei- und Vierhämmerverfahren
in sich vereinigt und beim Schmieden eines Werkstückes sowohl für eine gewünschte
Gefügeverbesserung als auch für eine ausreichende Dichtschmiedung sorgt.
[0007] Die Erfindung löst diese Aufgabe dadurch, daß das Werkstück vor dem endgültigen Umschließen
des Werkstückquerschnittes und der damit verbundenen breitungsbehinderten Verformung
bei jedem Schmiedehub durch eine ungleiche Verformungswirkung der gegeneinander winkelversetzten
Schmiedewerkzeugpaare zusätzlich mit zumindest verringerter Breitungsbehinderung verformt
wird.
[0008] Bevor der Werkstückquerschnitt beim Schmieden durch die Schmiedewerkzeuge vollständig
umschlossen wird, läßt sich das Werkstück aufgrund einer entsprechend ungleichen Verformungswirkung
der jeweils gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare innerhalb einer geeigneten
Durchlaufzone konzentriert kneten und walken, da in dieser Durchlaufzone die Schmiedewerkzeugpaare
den Werkstückquerschnitt nicht gleichmäßig erfassen und bearbeiten, sondern jeweils
das eine Schmiedewerkzeugpaar in seiner Bearbeitungswirkung dem oder den anderen Schmiedewerkzeugpaaren
voreilt und es daher nur zu einer verringerten oder zu gar keiner Breitungsbehinderung
kommt. Es tritt bei jedem Schmiedehub eine tiefgreifende Verformung als Voraussetzung
für die gewünschte Rekristallisation des Materials auf. Die vollständige Umfassung
des Werkzeugquerschnittes durch die Schmiedewerkzeuge am Ende des Schmiedehubes bzw.
im Bereich des Endquerschnittes der Schmiedewerkzeuge führt dann bei jedem Schmiedehub
auch zu einem allseitig wirkenden hohen hydrostatischen Druck, der die entsprechende
Dichtschmiedung sicherstellt. Die erreichbare Höhe des hydrostatischen Druckes bleibt
zwar geringer als die beim üblichen Vierhämmerverfahren, doch genügt sie durchaus
zur Beseitigung der gußbedingten Hohlräume des Werkstückes. Der Verzicht auf übermäßige
hydrostatische Druckhöhen erlaubt aber im Gegensatz zum bekannten Vierhämmerverfahren
das gefügeverbessernde Werkstückverformen bei fehlender oder geringerer Breitungsbehinderung.
Entscheidend für das Verfahren ist demnach die Kombination einer Verformung mit Breitungsbehinderung
und hohem hydrostatischem Druckaufbau und einer Werkstückverformung ohne stärkere
Breitungsbehinderung mit nur geringerem hydrostatischen Druckaufbau, wobei es in Durchlaufrichtung
durch die Schmiedewerkzeuge je nach Werkstück und Material unterschiedliche Zonen
dieser Verformungsarten geben kann. Lediglich die letzte Zone beim Werkstückaustritt
aus den Schmiedewerkzeugen wird bevorzugt eine Zone mit breitungsbehinderter Verformung
sein, um das auslaufende Werkstück kalibrieren zu können.
[0009] Um das Nebeneinander von Verformungen mit stärkerer oder geringerer Breitungsbehinderung
zu erreichen, können sowohl die Schmiedewerkzeuge entsprechend abgestimmte Schlagflächenformen
aufweisen als auch die Bewegungsabläufe der Schmiedewerkzeuge in geeigneter Weise
beeinflußt werden und selbstverständlich lassen sich auch beide Maßnahmen miteinander
kombinieren.
[0010] So wird beispielsweise die ungleiche Verformungswirkung der gegeneinander winkelversetzten
Schmiedwerkzeugpaare durch den Einsatz von Schmiedewerkzeugen mit unterschiedlich
geformten, aber in den gleichen Endquerschnitt auslaufenden Schlagflächen erreicht,
wodurch das eine Werkzeugpaar mit im Vergleich zu den Schlagflächen des anderen Werkzeugpaares
ausgebauchten Schlagflächen bei synchronen Schmiedewerkzeugbewegungen zuerst auf das
Werkstück aufsetzen und in der Zeit bis zum späteren Aufsetzen des anderen Werkzeugpaares
das Material in der Zone dieser Ausbauchung mit freier Breitung verformen kann. Der
bei allen Werkzeugen gleiche Endquerschnitt der Schlagflächen führt dann abschließend
nicht nur zum Aufbau eines hohen allseitigen hydrostatischen Druckes, sondern auch
zur Kalibrierung des die Werkzeuge verlassenden Werkstückes.
[0011] Eine weitere Möglichkeit einer ungleichen Verformungswirkung ergibt sich, wenn die
gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare von einer gleichen unteren Totpunktslage
aus mit unterschiedlicher Hubhöhe hubbewegt werden, wodurch es wiederum trotz des
gleichzeitigen Verformens der Schmiedewerkzeuge zu einem ungleichen Eintauchen in
das Werkstück kommt. Die gemeinsame untere Totpunktslage bringt wiederum den erforderlichen
hohen hydrostatischen Druck und die gewünschte Werkstückkalibrierung mit sich.
[0012] Werden die gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare, die auch identisch
ausgebildet sein können, einer unterschiedlichen, jeweils für sich ansteuerbaren Hubbewegung
unterworfen, kann die Ungleichheit der Verformungswirkung dieser Werkzeugpaare innerhalb
weiter Bereiche variiert und an die jeweiligen Schmiedeverhältnisse angepaßt werden.
[0013] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand schematisch veranschaulicht, und zwar
zeigen
- Fig. 1.1 bis Fig. 1.4
- die Durchführung des erfindungsgemäßen Schmiedeverfahrens anhand von vier Werkzeugpositionen
beim Schmiedehub im Querschnitt nach der Linie I-I der Fig. 3 bzw. Fig. 4,
- Fig. 2.1 bis Fig. 2.3
- eine abgeänderte Arbeitsweise gemäß diesem Schmiedeverfahren anhand dreier Werkzeugpositionen
bei einem Schmiedehub ebenfalls im Querschnitt nach der Linie I-I der Fig. 3 bzw.
Fig. 4,
- Fig. 3 und 4
- Axialschnitte nach den Linien III-III bzw. IV-IV der Fig. 1.4 bzw. 2.3 sowie
- Fig. 5
- einen Querschnitt nach der Linie V-V der Fig. 3 bzw. Fig. 4.
[0014] Zum Schmieden eines metallenen Werkstückes W mit wenigstens vier paarweise einander
gegenüberliegenden und gegeneinander um die Schmiedeachse S winkelversetzten Schmiedewerkzeugen
1, 2 wird das Werkstück W durch die den Werkstückquerschnitt umfassenden Schmiedewerkzeuge
1, 2 bei jedem Schmiedehub unter Behinderung einer Breitung verformt und einem allseitigen
hydrostatischen Druck ausgesetzt, so daß es zu einer guten Dichtschmiedung kommt.
Um dabei auch für eine gewünschte Gefügeverbesserung zu sorgen, wird das Werkstück
W vor dem endgültigen Umschließen des Werkstückquerschnittes und der damit verbundenen
breitungsbehinderten Verformung bei jedem Schmiedehub durch eine ungleiche Verformungswirkung
der gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare 1, 2 zusätzlich mit zumindest
verringerter Breitungsbehinderung verformt.
[0015] Dazu werden beispielsweise, wie in den Fig. 1.1 - 1.4 angedeutet, Schmiedewerkzeugpaare
1, 2 mit unterschiedlich geformten, aber in den gleichen Endquerschnitt auslaufenden
Schlagflächen 3, 4 verwendet, wodurch das eine Werkzeugpaar 1 mit seinen gegenüber
dem anderen Werkzeugpaar 2 ausgebauchten Schlagflächen 3 bei synchronen Schmiedewerkzeugbewegungen
zuerst auf das Werkstück W aufsetzt und in der Zeit bis zum späteren Aufsetzen des
anderen Werkzeugpaares 2 das Material des Werkstückes W in der Zone 5 dieser Ausbauchung
mit freier Breitung verformen kann (Fig. 1.2, Fig. 1.3).
[0016] Eine andere Möglichkeit einer solchen ungleichen Verformungswirkung ergibt sich,
wie in der Fig. 2.1 - 2.3 angedeutet, wenn die gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare
1, 2 gegenüber einer gleichen unteren Totpunktlage (Fig. 2.3) mit unterschiedlicher
Hubhöhe hubbewegt werden (Fig. 2.1, 2.2), so daß es wiederum zu einem ungleichen Eintauchen
der Schmiedewerkzeuge in das Werkstück W kommt. Dabei kann dieses Verfahren mit unterschiedlicher
Hubhöhe mit Schmiedewerkzeugen 1, 2 sowohl gleicher als auch unterschiedlich ausgebildeter
Schlagflächen 3, 4 durchgeführt werden.
[0017] Das Ende des Schmiedehubes (Fig. 1.4, 2.3) führt dann wegen der den Werkstückquerschnitt
umfassenden Werkzeuge bei jedem Schmiedehub auch zu einem allseitig wirkenden hohen
hydrostatischen Druck, der die entsprechende Dichtschmiedung sicherstellt. Im Bereich
des Endquerschnittes der Schmiedewerkzeugpaare (Fig. 5) wird beim Werkstückaustritt
aus den Schmiedewerkzeugen bevorzugt eine Zone 6 mit breitungsbehinderter und kalibrierender
Verformung vorgesehen sein.
1. Verfahren zum Schmieden eines metallenen Werkstückes mit wenigstens vier paarweise
einander gegenüberliegenden und gegeneinander um die Schmiedeachse winkelversetzten
Schmiedewerkzeugen, nach dem das Werkstück durch die gleichzeitig verformenden, den
Werkstückquerschnitt umfassenden Schmiedewerkzeuge bei jedem Schmiedehub unter Behinderung
einer Breitung verformt und einem allseitigen hydrostatischen Druck ausgesetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Werkstück vor dem endgültigen Umschließen des Werkstückquerschnittes und der
damit verbundenen breitungsbehinderten Verformung bei jedem Schmiedehub durch eine
ungleiche Verformungswirkung der gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare
zusätzlich mit zumindest verringerter Breitungsbehinderung verformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die ungleiche Verformungswirkung der gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare
durch den Einsatz von Schmiedewerkzeugen mit unterschiedlich geformten, aber in den
gleichen Endquerschnitt auslaufenden Schlagflächen erreicht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare von einer gleichen unteren
Totpunktslage aus mit unterschiedlicher Hubhöhe hubbewegt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die gegeneinander winkelversetzten Schmiedewerkzeugpaare einer unterschiedlichen,
jeweils für sich ansteuerbaren Hubbewegung unterworfen werden.