[0001] Die Erfindung betrifft eine Schneide mit einer thermisch gespritzten Beschichtung.
[0002] Die Erfindung betrifft femer ein Verfahren zum Beschichten einer Schneide mittels
eines thermischen Spritzverfahrens.
[0003] Es ist bekannt, Schneiden beispielsweise von Messern, die im Haushalt oder zu weiteren
verschiedenartigen Zwecken - etwa in der Lebensmitteltechnik oder in anderen Bereichen
- eingesetzt werden, insbesondere von Küchenmessem, zu beschichten. Dies dient in
erster Linie dazu, die Standzeit der Schneiden zu erhöhen.
[0004] Neben der Standzeiterhöhung tritt ein weiterer Effekt auf: An der Schneide entsteht
durch das Beschichten eine wellenförmige Kante mit der Folge, dass eine Schneiden
mit der beschichteten Schneide zumindest teilweise auch ein Reißen umfasst. Klar und
deutlich erkennbar ist dieser Effekt an den sogenannten Tomatenmessern.
[0005] Thermische Spritzverfahren zeichnen sich im wesentlichen dadurch aus, dass sie in
der Regel gleichmäßig aufgetragene Beschichtungen von hoher Qualität und Güte ermöglichen.
Durch thermische Spritzverfahren aufgetragene Beschichtungen können durch Variation
der Spritzmaterialien und/oder der Verfahrensparameter an unterschiedliche Anforderungen
angepasst werden. Die Spritzmaterialien können dabei grundsätzlich in Form von Drähten,
Stäben oder als Pulver verarbeitet werden. Es kann zusätzlich eine Nachbehandlung
vorgesehen sein.
[0006] Beim thermischen Spritzen als allgemeines Beschichtungsverfahren sind als Verfahrensvarianten
grundsätzlich das autogene Flammspritzen oder das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen,
das Lichtbogenspritzen, das Plasmaspritzen, das Detonationsspritzen und das Laserspritzen
bekannt.
[0007] In jüngerer Zeit wurde darüber hinaus ein weiteres thermisches Spritzverfahren entwickelt,
welches auch als Kaltgasspritzen bezeichnet wird. Es handelt sich dabei um eine Art
Weiterentwicklung des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens. Dieses Verfahren ist beispielsweise
in der europäischen Patentschrift EP 0 484 533 B1 beschrieben. Beim Kaltgasspritzen
kommt ein Zusatzwerkstoff in Pulverform zum Einsatz. Die Pulverpartikel werden beim
Kaltgasspritzen jedoch nicht im Gasstrahl geschmolzen. Vielmehr liegt die Temperatur
des Gasstrahles unterhalb des Schmelzpunktes der Zusatzwerkstoffpulverpartikel (EP
0 484 533 B1). Im Kaltgasspritzverfahren wird also ein im Vergleich zu den herkömmlichen
Spritzverfahren "kaltes" bzw. ein vergleichsweise kälteres Gas verwendet. Gleichwohl
wird das Gas aber ebenso wie in den herkömmlichen Verfahren erwärmt, aber in der Regel
lediglich auf Temperaturen unterhalb des Schmelzpunktes der Pulverpartikel des Zusatzwerkstoffes.
Beim Kaltgasspritzen können die Pulverpartikel auf eine Geschwindigkeit von 300 bis
1600 m/s beschleunigt werden.
[0008] Beim Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen oder auch HVOF-Spritzen (High Velocity Oxygen
Fuel) werden verschiedene Verfahrensgenerationen unterschieden:
Das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen der ersten Generation und das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen
der zweiten Generation mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten zwischen 400
und 450 m/s und seit 1992 bzw. 1994 das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen der dritten
und vierten Generation mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 450 m/s.
[0009] Bei der Herstellung der Beschichtung wird zumindest eine Seite der Schneide mit Hartstoffe
enthaltenden Spritzmaterialien beschichtet. Dies geschieht heute mittels Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens
der ersten oder zweiten Generation, d.h. mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten
unter 450 m/s, oder mittels Plasmaspritzens.
[0010] Die Beschichtung von scharfen Kanten erweist sich jedoch als problematisch. Die aufgetragenen
Schichten haften schlecht, lösen oder heben sich an den Kanten ab und brechen folglich
aus. Das Ausbrechen an der Kante kann aber auch als Folge der relativ spröden Beschichtung
auftreten. Problematisch ist außerdem die Korossionsanfälligkeit der Schneiden, unterstützt
durch das Reinigen der Messer.
[0011] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Schneide und ein Verfahren
der eingangs genannten Art aufzuzeigen, durch welche ermöglicht wird, die Standzeiten
bzw. die Lebensdauer der beschichteten Schneide zu erhöhen.
[0012] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Schneide zumindest teilweise
eine Beschichtung umfasst, die Druckspannungen aufweist.
[0013] Die erfindungsgemäß beschichtete Schneide umfasst dabei bevorzugt eine Beschichtung,
die bis an die Schnittkante der Schneide reicht.
[0014] Es wurde festgestellt, dass die aus dem Stand der Technik bekannten Beschichtungen
für Schneiden Zugeigenspannungen aufweisen, welche sich für die Einsatzdauer und die
Standzeiten ungünstig auswirken. Erfindungsgemäß werden daher Zugeigenspannungen in
der Beschichtung der Schneiden vermieden. Vielmehr werden nunmehr Druckspannungen
in der Beschichtung vorgeschlagen. Druckspannungen bedeuten, dass die Kohäsion der
Partikel in der Schicht verbessert ist und das Material bei sich wechselnder Belastung
nicht so schnell zum Abheben, Ablösen oder zur Rissbildung neigt.
[0015] Beschichtungen mit Druckspannungen lassen sich dadurch erzeugen, dass die Beschichtung
mittels eines thermischen Spritzverfahrens mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten
über 450 m/s aufgebracht wird.
[0016] Für die Erfindung eignet sich also das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen der dritten
und vierten Generation mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 450 m/s.
Systeme der dritten und vierten Generation des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens,
mit denen die geforderten Geschwindigkeiten erreicht werden können, sind beispielsweise
unter den Bezeichnungen "DJ 2600", "DJ 2700" und "JP 5000" bekannt.
[0017] Die Beschichtung der Schneide kann auch vorteilhafterweise mittels des Kaltgasspritzens
hergestellt werden.
[0018] Als Gase für das thermische Spritzen kommen alle für diese Verfahren bekannten Gase
in Betracht.
[0019] Beschichtungen der Schneiden können daher beispielsweise mittels des Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens
mit den genannten Systemen von Sulzer Metco "DJ 2600" oder "DJ 2700", die mit Brenngasen
Propylen, Wasserstoff oder Ethen arbeiten, oder der TAFA-Anlage "JP 5000", die mit
flüssigen Brenngasen wie Kerosin arbeitet, hergestellt werden.
[0020] Für die Beschichtung der Schneiden mittels thermischen Spritzens können als Spritzmaterialien
im Rahmen der Erfindung insbesondere Cermets (metallgebundene Karbide) und dergleichen
verwendet werden. Bevorzugt finden Wolframcarbid-Kobald-Materialien (WCCoCr) mit Chromanteilen
von 2 bis 10 % Verwendung.
[0021] Zur Herstellung der Schneiden mittels der thermischen Spritzverfahren eignen sich
insbesondere Pulver mit Partikelgrößen von 1 µm bis 1 mm, besonders bevorzugt mit
5 bis 100 µm.
[0022] Erfindungsgemäß werden - wie oben ausgeführt - zur Beschichtung der Schneiden mittels
thermischen Spritzens mittlere Spritzpartikelgeschwindigkeiten von zumindest 450 m/s
beim Aufprall der Partikel vorgeschlagen. Vorteilhafterweise wird die Beschichtung
bei mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 550 m/s, bevorzugt über 600 m/s,
besonders bevorzugt zwischen 600 und 700 m/s aufgebracht. Durch die erfindungsgemäß
höheren Partikelgeschwindigkeiten wird gewährleistet, dass das mit dem Erstarren des
Materials auf dem Substrat verbundene Schrumpfen und die daraus resultierenden Zugspannungen
durch den Strahleffekt der mit hoher kinetischer Energie aufprallenden Partikeln überkompensiert
wird.
[0023] Erfindungsgemäß weist die Beschichtung Druckspannungen bis 600 MPa, vorzugsweise
zwischen 50 und 550 MPa auf. Druckspannungen in den genannten Bereichen lassen sich
mit den Systemen der dritten und vierten Generation der Hochgeschwindigkeits-Flammspritzgeräte
ohne weiteres herstellen.
1. Schneide mit einer thermisch gespritzten Beschichtung, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneide zumindest teilweise eine Beschichtung umfasst, die Druckspannungen aufweist.
2. Schneide nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung eine mittels eines thermischen Spritzverfahrens mit mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten
über 450 m/s aufgebrachte Beschichtung ist.
3. Schneide nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung Druckspannungen bis 600 MPa, vorzugsweise zwischen 50 und 550 MPa
aufweist.
4. Schneide nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung Cermets, insbeosndere Wolframcarbid-Kobald-Materialien mit Chromanteilen,
umfasst.
5. Schneide nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass lediglich eine Seite der Schneide eine thermisch gespritzte Beschichtung enthält.
6. Verfahren zum Beschichten einer Schneide mittels eines thermischen Spritzverfahrens,
dadurch gekennzeichnet, dass eine Druckspannungen aufweisende Beschichtung mittels eines Spritzverfahrens mit
mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 450 m/s aufgebracht wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung bei mittleren Spritzpartikelgeschwindigkeiten über 450 m/s, bevorzugt
über 550 m/s, besonders bevorzugt zwischen 600 und 700 m/s aufgebracht wird.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung mittels Hochgeschwindigkeits-Flammspritzens oder Kaltgasspritzens
aufgebracht wird.
9. Messer mit einer Schneide nach einem der Ansprüche 1 bis 5.