[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Kühlen eines symmetrischen, durch hohe
Temperaturen über den Umfang ungleichmäßig stark belasteten Bauteiles einer Turbinenanlage
mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruches 1.
[0002] Derartige Bauteilen sind an unterschiedlichen Stellen in Gas- und Dampfturbinenanlagen
vorgesehen. Ein besonderer Anwendungsfall ist das zweiarmige, mit zwei Eintrittsstutzen
versehene Gassammelrohr, auch Hosenrohr genannt, das in Gasturbinenanlagen zwischen
den Brennkammergehäusen und dem Eintrittsstutzen der Turbinenschaufeln angeordnet
ist (DE-OS 198 15 473). Aufgrund der besonderen Form der Eintrittsstutzen dieses Gassammelrohres
sind in dessen Austrittsquerschnitt die mittleren Bereiche wesentlich stärker thermisch
belastet als der obere und der untere Bereich.
[0003] Gekühlt wird der Austrittsquerschnitt dadurch, dass Kühlluft auf der dem Heißgas
abgewandten Seite entlang geführt wird. Diese Kühlluft wird dem Kompressor der Gasturbinenanlage
entnommen. Bei einer aus der Praxis bekannten Gasturbinenanlage wird die Menge der
Kühlluft durch Schlitze begrenzt, die in dem ringförmigen Innenflansch des Gassammelrohres
angeordnet sind, der an den Gegenflansch des Turbine angeschlossen ist. Diese Schlitze
sind bei der bekannten Gasturbinenanlage gleichmäßig über den Umfang des Innenflansches
verteilt angeordnet. Aufgrund der unsymmetrischen Temperaturbeaufschlagung durch die
von den beiden Brennkammern kommenden Heißgasströme in Kombination mit der symmetrischen
Kühlluftverteilung ergibt sich in Umfangsrichtung am Innenflansch des Gassammelrohrs
eine ungleichmäßige Materialtemperatur. Die Lebensdauer solcher hochtemperaturbelasteten
Bauteile wird jedoch durch die maximal auftretenden Materialtemperaturen bestimmt,
so dass sich die Zonen mit deutlich niedrigeren Temperaturen nicht positiv auf die
Lebensdauer auswirken. Das heißt, es wird Lebensdauerpotential aufgrund der ungleichmäßigen
Temperaturverteilung verschenkt. Darüber hinaus kann die ungleichmäßige Temperaturverteilung
am Umfang zu Verwerfungen und Ausbeulungen führen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Kühlung von ungleichmäßig thermisch
belasteten, gattungsgemäßen Bauteilen ohne Mehraufwand zu vergleichmäßigen.
[0005] Die genannte Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Bauteil erfindungsgemäß durch
die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0006] Die Intensität der Konvektionskühlung durch die Kühlluft im Austrittsquerschnitt
wird bestimmt durch die Geschwindigkeit und die Menge der Kühlluft, die dort entlang
strömt. Damit überhaupt Kühlluft strömt, ist eine Druckdifferenz Δp über dem geschlitzten
ringförmigen Innenflansch erforderlich. Die Kühlluft strömt durch die am Umfang des
Innenflansches angeordneten Schlitze. Somit beeinflusst die Geometrie der Schlitze
selbst sowie deren Anordnung durch die Verteilung auf dem Umfang direkt die Menge
und Verteilung der Kühlluft. Der ringförmige Innenflansch des Bauteiles stellt somit
das Drosselorgan für die Kühlluftmenge dar. Somit kann eine zielgerichtete, ungleichmäßige,
aber angepasste Strömungsverteilung im Austrittsbereich des Bauteiles allein durch
die Anordnung und die Geometrie (Größe) der Kühlluftschlitze erreicht werden. Diese
angepasste Strömungsverteilung ist möglich, ohne Leitbleche oder Kammern zu verwenden.
Es handelt sich hierbei um eine einfache Strömungszwangführung durch eine entsprechende
Geometriefestlegung des Drosselorgans für den Austritt der Kühlluft.
[0007] Dabei ist besonders zu betonen, dass die Gesamtfläche der Kühlluftschlitze nicht
verändert wird, also auch die Kühlluftmenge nicht erhöht wird. Durch diese Maßnahme
wird die Kühlluft, die normalerweise Bereiche kühlt, die nur eine geringe Temperaturbelastung
haben, zu den Bereichen geführt, die temperaturmäßig höher belastet sind. Dadurch
steigt die Materialtemperatur des Austrittsquerschnittes in den kalten Zonen. Jedoch
fallen die Temperaturen in den beiden heißen Zonen, so dass sich auf dem Umfang betrachtet.
ein nahezu gleichmäßiges Temperaturprofil ergibt.
[0008] Die sich durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen ergebende Vorteile bestehen in einer
Reduzierung der lokalen, lebensdauerbegrenzenden Materialtemperatur, in einer Vergleichmäßigung
der Temperaturverteilung, in einer Reduzierung von Temperaturspannungen, in einer
Verbesserung der Temperatur- und Korrosionsbeständigkeit und in einer Erhöhung der
Lebensdauer des Bauteiles.
[0009] Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass kein erhöhter Kühlluftbedarf erforderlich.
Bei den bisher bekannten und angewendeten Methoden zur Begegnung von Temperaturspitzen
in temperaturmäßig hochbelasteten Bauteilen wird in der Regel den heißen Zonen zusätzliche
Kühlluft zugeführt. Diese zusätzliche Kühlluft steht aber in der Regel nicht zur Verfügung,
oder aber sie führt zu einer Reduzierung des Wirkungsgrades der Maschine.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
Folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- die dreidimensionale Ansicht eines thermisch ungleichmäßig belasteten Bauteiles,
- Fig. 2
- die Vorderansicht zu Fig. 1,
- Fig. 3
- den Schnitt III - III nach Fig. 2 und
- Fig. 4
- den Schnitt IV - IV nach Fig. 2.
[0011] Das in der Zeichnung beispielhaft dargestellte Bauteil ist ein Heißgas führendes
zweiarmiges Gassammelrohr 1, das innerhalb einer Gasturbinenanlage zwischen den nicht
gezeigten Brennkammergehäusen und dem nicht gezeigten Eintrittsstutzen des Turbinenschaufeln
angeordnet ist. Das Gassammelrohr 1 ist mit zwei Eintrittssutzen 2 für das Heißgas
aus den Brennkammern versehen. Die Eintrittstutzen münden in einen Gassammelraum 3
im unteren Teil des Gassammelrohres 1 ein. Das Gassammelrohr 1 ist mit einem äußeren
Ringflansch 4 und einem inneren Ringflansch 5 versehen, die an die Gegenflansche der
Gasturbine angeschlossen werden. Das komprimierte Heißgas strömt aus den Brennkammern
durch die Eintrittssutzen 2 des Gassammelrohres 1 und wird in dem Gassammelraum 3
zusammengeführt und gesammelt, bevor es in die Gasturbine strömt und den Turbinenläufer
mit den Laufschaufeln in Rotation versetzt.
[0012] Aufgrund der Ausbildung der Eintrittssutzen 2 ist der Gassammelraum 3 des zweiarmigen
Gassammelrohres 1 durch das herangeführte Heißgas ungleichmäßig thermisch belastet.
Dabei sind die mittleren Bereiche, die der 3-Uhr- und der 9-Uhr-Stellung entsprechen,
stärker belastet als der obere und der untere Bereich des Gassammelraumes 3 entsprechend
der 6-Uhr- und der 12-Uhr-Stellung.
[0013] Das gesamte Gassammelrohr 1 wird durch Verdichterluft außen konvektiv gekühlt, die
dem Verdichter der Gasturbinenanlage entnommen wird. Diese Kühlluft wird unter anderem
an dem Innenkonus 6 des Gassammelraumes 3 entlang geführt. Zu diesem Zweck sind in
dem inneren Ringflansch 5, der als Ring in den Strömungsweg der Kühlluft hineinragt,
Schlitze 7 oder andere Öffnungen angebracht. Durch diese Schlitze 7 strömt die Kühlluft
ab. Treibende Kraft für den Strom der Kühlluft ist eine Druckdifferenz, die sich zu
beiden Seiten des geschlitzten inneren Ringflansches 5 aufbaut.
[0014] Die Schlitze 7 sind in dem inneren Ringflansch 5 ungleichmäßig über dessen Umfang
verteilt angeordnet. Wie aus der Fig. 2 zu erkennen ist, ist der Abstand der Schlitze
7 voneinander in den Abschnitten des inneren Ringflansches 5 am größten, die den am
stärksten thermisch belasteten Bereichen des Gassammelraumes 3 benachbart sind. Dies
sind die Bereiche, die der 3-Uhr- und der 9-Uhr-Stellung entsprechen. In denjenigen
Abschnitten des inneren Ringflansches 5, die den am wenigsten stark belasteten Bereichen
des Gassammelraumes 3 benachbart sind, ist der Abstand der Schlitze 7 voneinander
am größten. Aufgrund dieser Verteilung der Schlitze 7 strömt die Kühlluft verstärkt
entlang der am stärksten thermisch belasteten Bereiche des Gassammelraumes 3.
[0015] Durch die ungleichmäßige Verteilung der gleich breiten Schlitze 7 in dem inneren
Ringflansch 5 wird erreicht, dass der Gesamtquerschnitt der Schlitze 7, die in den
Abschnitten des inneren Ringflansches 5 angebracht sind, die den stärker belasteten
Bereichen des Gassammelrohres 1 benachbart sind größer ist als der Gesamtquerschnitt
der Schlitze 7, die in den Abschnitten des Ringflansches 5 angebracht sind, die den
weniger stark belasteten Bereichen des Gassammelrohres 1 benachbart sind. Alternativ
kann auch die Breite der Schlitze 7 in der Weise variiert werden, dass die Schlitze
7 über den Umfang des Ringflansches 5 eine unterschiedliche Breite aufweisen und dass
die Breite der Schlitze 7 in den Abschnitten des Ringflansches 5 größer ist, die den
stärker belasteten Bereichen des Gassammelrohres 1 benachbart sind. Dabei können die
Schlitze 7 von unterschiedlicher Breite gleichmäßig oder, wie zuvor für die gleich
breiten Schlitze 7 erläutert ist, ungleichmäßig über den Umfang des inneren Ringflansches
5 verteilt angeordnet sein.
[0016] Außer bei dem beschriebenen zweiarmigen Gassammelrohr kann die Erfindung auch bei
ähnlich aufgebauten ungleichmäßig thermisch belasteten Bauteilen insbesondere in Gas-
und Dampfturbinenanlage angewendet werden.
1. Vorrichtung zum Kühlen eines symmetrischen, durch hohe Temperaturen über den Umfang
ungleichmäßig stark belasteten Bauteiles einer Turbinenanlage, wobei die Wand des
Bauteiles auf der einen Seite durch ein heißes Medium beaufschlagt und auf der anderen
Seite durch einen an dieser Seite entlang geführten Strom von Kühlluft gekühlt ist,
wobei mit dem Bauteil ein Ring (5) verbunden ist, der in den Strom der Kühlluft hineinragt
und der mit Schlitzen (7) oder anderen Öffnungen für den Durchtritt der Kühlluft versehen,
dadurch gekennzeichnet, dass der Gesamtquerschnitt der Schlitze (7), die in den Abschnitten des Ringes (5) angebracht
sind, die den stärker belasteten Bereichen des Bauteiles benachbart sind, größer ist
als der Gesamtquerschnitt der Schlitze (7), die in den Abschnitten des Ringes (5)
angebracht sind, die den weniger stark belasteten Bereichen des Bauteiles benachbart
sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlitze (7) in dem Ring (5) ungleichmäßig über dessen Umfang verteilt angeordnet
sind und dass der Abstand der Schlitze (7) voneinander in den Abschnitten des Ringes
(5) geringer ist, die den stärker belasteten Bereichen des Bauteiles benachbart sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schlitze (7) über den Umfang des Ringes (5) eine unterschiedliche Breite aufweisen
und dass die Breite der Schlitze (7) in den Abschnitten des Ringes (5) größer ist,
die den stärker belasteten Bereichen des Bauteiles benachbart sind.