[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Stranggießen von Metallen,
insbesondere von Stahl, in einer Stranggießvorrichtung unter Vermeiden von unzulässigen
Gießspiegelschwankungen.
[0002] Es ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Regelung des Metallspiegels in einer
Stranggießkokille bekannt ( EP 0 691 895 B1), die den Meniskus mittels zumindest einem
Paar oberhalb des Meniskus angeordneten Fühlern abtastet und die beiden Signale zu
einem einzigen vereinigt und das einzige Signal als fiktive Höhe des Gießspiegels
der Steuervorrichtung zur Regelung der in die Kokille eingefüllten Metallmenge zuführt.
Die Maßnahmen greifen unmittelbar in den Regelkreis (elektrisch) ein. Dabei werden
die Einzelsignale dahingehend verarbeitet, dass die Schwingungen beseitigt werden,
die sowohl eine oberhalb einer Schwelle liegende Frequenz, als auch eine unterhalb
einer Schwelle liegende Amplitude aufweisen. Das damit erreichte Ergebnis wird jedoch
durch die zeitliche Abfolge der quer laufenden Metallwellen sehr ungenau.
[0003] In Stranggießanlagen treten bei hohen Gießgeschwindigkeiten bzw. bei hohen Mengendurchsätzen
zunehmend Gießspiegelschwankungen auf. Die Gießspiegelschwankungen können schleichend
bzw. plötzlich auftreten bzw. sich verstärken. Dabei treten solche Gießspiegelschwankungen
anlagenabhängig bei unterschiedlichen Stahlqualitäten, bei ungleichmäßiger Spritzwassermengenverteilung
in den einzelnen Spritzzonen, ungleichmäßiger Rollenteilung in den einzelnen Rollensegmenten,
ferner abhängig von den Oszillationsparametern, von den Reibkräften in der Stranggießkokille,
abhängig von der Breiten- und Konizitätsanstellung der Seitenplatten der Stranggießkokille,
abhängig von konischen Anstellung der Strangführungselemente und abhängig von einer
Vielzahl anderer Parameter auf.
[0004] Die Gießspiegelschwankungen treten periodisch und aperiodisch mit konstanter oder
ansteigender Schwankungsbreite auf. Die größeren Gießspiegelschwankungen führen zu
Gießschlacken- und Gießpulvereinschlüssen und dadurch zu Oberflächenfehlern am Gießstrang.
Bei wachsenden Gießspiegelschwankungen wird die Schmierfilmdicke der Gießschlacke
zunehmend ungleichmäßiger. Dies kann zu Depressionen oder sogar zu einem Durchbruch
führen.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, effiziente Maßnahmen und Regeln gegen die
Gießspiegelschwankungen abzuleiten, die (elektrisch) nicht in den Regelkreis eingreifen.
[0006] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass eine Frequenzanalyse
der Gießspiegelschwankungen durchgeführt wird, indem das Gießspiegelsignal auf die
Frequenzebene transformiert wird und aufgrund der Analysen-Ergebnisse die Gieß- und
/ oder Betriebsparameter angepasst werden. Dadurch können durch Änderung einzelner
oder mehrerer Gießparameter oder Betriebsparameter während des Gießens die für eine
Stahlqualität günstigsten Voraussetzungen geschaffen werden, so dass unzulässige Gießspiegelschwankungen
auf zulässige , qualitätsunkritische Gießspiegelschwankungen reduziert werden.
[0007] Eine in der Praxis immer wieder auftretende Schwierigkeit wird nach weiteren Maßnahmen
dadurch ausgeräumt, dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse in ausgewählten
Rollensegment-Abschnitten die Spritzwassermenge erhöht wird. Dadurch kann eine unzulässige
Ausbauchung zwischen zwei Rollen reduziert werden.
[0008] Eine weitere Maßnahme zur Verhinderung einer kritischen Gießspiegelschwankung besteht
darin, dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Oszillationsparameter
der Stranggießkokille angepasst werden.
[0009] Dazu wird zusätzlich vorgeschlagen, dass entsprechend der Änderung der Oszillationsparameter
die Kurvenform und / oder der Hub und
/ oder die Frequenz angepasst werden.
[0010] Nach weiteren Maßnahmen ist vorgesehen, dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der
Frequenzanalyse die Kokillenkonizität angepasst wird.
[0011] Eine Beeinflussung der Gießspiegelschwankungen erfolgt nach einer anderen Maßnahme
dadurch, dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Biege- und
/ oder die Richttreibervorrichtungen im Antrieb geregelt werden.
[0012] Weiterhin können die Gießspiegelschwankungen dahingehend minimiert werden, dass aufgrund
der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Wassergeschwindigkeit bzw. die Wassermenge
in der Stranggießkokille verändert werden.
[0013] Femer besteht eine andere Eingriffsmöglichkeit dadurch, dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse
der Frequenzanalyse ganze Segmente, Segmentabschnitte oder einzelne Rollen des Stützrollengerüstes
in ihrer Anstellung zum Gießstrang angepasst werden.
[0014] Die Betriebsparameter betreffend, wird nach anderen Merkmalen vorgeschlagen, dass
aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse eine konische Anstellung der
Strangführung angepasst wird. Diese Maßnahme kann vorteilhaft in Abschnitten der soft-reduction
und in Abschnitten des liquid-core oder auch für einzelne angetriebene oder nicht
angetriebene Rollen angewendet werden.
[0015] Nach weiteren Merkmalen ist es vorteilhaft, dass die Gießspiegelschwankungen auf
kleiner 3 mm eingestellt werden. Damit befindet sich die Badspiegelschwankung nach
der jeweiligen Stahlqualität in einem unkritischen Bereich.
[0016] Eine Dokumentation und Vorgaben für zukünftige Einstellungen der Gieß- und / oder
der Betriebsparameter ergeben sich dadurch, dass aufgrund der gewonnenen Analysen-Ergebnisse
der Frequenzanalyse ein Betriebsfenster für den Betrieb der jeweiligen Stranggießvorrichtung
bzw. der jeweiligen Stahlqualität errechnet wird.
[0017] Eine Vorrichtung zum Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl, unter Vermeidung
von unzulässigen Gießspiegelschwankungen in der Stranggießkokille löst die gestellte
Aufgabe erfindungsgemäß dadurch, dass zur Ermittlung von Analyse-Ergebnissen durch
eine Frequenzanalyse der Gießspiegelschwankungen zumindest ein Messelement im Bereich
des Gießspiegels, ein angeschlossener Signalverstärker, eine in Abhängigkeit vom Gießspiegelsignal
und zur Frequenzebene arbeitende Analyse mit Auswertung und ein Entscheidungsbaum
vorgesehen sind, der über die Anlagensteuerung an die jeweiligen Aktoren, Stellglieder
oder Regelungselemente zur Behandlung des Gießstrangs angeschlossen ist.
[0018] In der Zeichnung ist eine Messanordnung gezeigt, anhand deren das Verfahren nachstehend
beschrieben wird.
[0019] Die einzige Figur zeigt ein Blockschaltbild mit der Messanordnung über der Stranggießkokille.
[0020] In die Stranggießkokille 1 wird flüssiger Stahl unterschiedlicher Qualitäten (Analysen)
aus einem Tundish 2 und durch ein Gießrohr 3 gegossen und der Gießspiegel 1a kontinuierlich
geregelt. Der sich in der Stranggießkokille 1 bildende Gießstrang 4 verläßt die Stranggießkokille
1 in Gießrichtung 5 unter weiterer Kühlung durch die Sekundärkühlung 6, geführt durch
Rollensegmente 7.
[0021] Während des Gießens misst ein Sensor 8 Gießspiegelschwankungen, die durch die beschriebenen
Vorgänge entstehen. Die Messwerte des Sensors 8 werden über Messleitungen 9 in einen
Verstärker 10 geführt. Daran anschließend wird das Gießspiegelsignal 11 auf die Frequenzebene
12 transformiert, z.B. gemäß einer Fast-Fourier-Transformation (FFT) das Gießspiegelsignal
11 in die Frequenzebene 12, in einer Analyse 13a in Signale überführt und über eine
Auswertung 13b einem Entscheidungsbaum 14 zugeführt . Der Entscheidungsbaum 14 wird
durch den einzelnen Funktionen zugeordneten Steuerorganen 15, 16 und 17 für Gieß-
und / oder Betriebsparameter gebildet.
[0022] Als Beispiele sind das Steuerorgan 15 den Gießparametern 18 zugeordnet, das Steuerorgan
16 den Betriebsparametern für die Segmentrollenanstellung 19 oder die Segmentkühlung
20 und das Steuerorgan 17 der Stranggießkokillen-Oszillation 21 (z.B. betreffend Hub,
Frequenz, Konizität, Kühlmittelmenge, Oszillationskurve). Alle Steuerorgane werden
über die Anlagensteuerung bzw. die Anlagenregelung 22 geführt.
[0023] Die Frequenzanalyse kann abweichend von der beschriebenen Verfahrensweise auch aufgrund
anderer mathematischer Funktionstheorien ausgeführt werden. Das Messsignal kann auch
anstelle des Sensors 8 aus einer Füllstandsregelung entnommen werden oder aus einem
fest in der Stranggießkokille 1 montierten Messsystem. Es können auch mehrere Sensoren
8 eingesetzt werden.
Bezugszeichenliste
[0024]
- 1
- Stranggießkokille
- 1a
- Gießspiegel
- 2
- Tundish
- 3
- Gießrohr
- 4
- Gießstrang
- 5
- Gießrichtung
- 6
- Sekundärkühlung
- 7
- Rollensegmente
- 8
- Sensor
- 9
- Messleitungen
- 10
- Verstärker
- 11
- Gießspiegelsignal
- 12
- Frequenzebene
- 13a
- xAnalyse
- 13b
- Auswertung
- 14
- Entscheidungsbaum
- 15
- Steuerung
- 16
- Steuerung
- 17
- Steuerung
- 18
- Gießparameter
- 19
- Segmentanstellung
- 20
- Segmentkühlung
- 21
- Stranggießkokillen-Oszillation
- 22
- Anlagenregelung
1. Verfahren zum Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl, in einer Stranggießvorrichtung,
unter Vermeiden von unzulässigen Badspiegelschwankungen,
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Frequenzanalyse der Gießspiegelschwankungen durchgeführt wird, indem das Gießspiegelsignal
auf die Frequenzebene transformiert wird und aufgrund der Analysen-Ergebnisse die
Gieß- und / oder Betriebsparameter angepasst werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse in ausgewählten Rollensegment-Abschnitten
die Spritzwassermenge erhöht wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Oszillationsparameter der
Stranggießkokille angepasst werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass entsprechend der Änderung der Oszillationsparameter die Kurvenform und / oder der
Hub und / oder die Frequenz angepasst werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Kokillenkonizität angepasst
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Biege- und / oder die Richttreibervorrichtungen
im Antrieb geregelt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse die Wassergeschwindigkeit bzw.
die Wassermenge in der Stranggießkokille verändert werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse ganze Segmente, Segmentabschnitte
oder einzelne Rollen des Stützrollengerüstes in ihrer Anstellung zum Gießstrang angepasst
werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse eine konische Anstellung der
Strangführung angepasst wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gießspiegelschwankungen auf kleiner 3 mm eingestellt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass aufgrund der gewonnenen Analysen-Ergebnisse der Frequenzanalyse ein Betriebsfenster
für den Betrieb der jeweiligen Stranggießvorrichtung und der jeweiligen Stahlqualität
errechnet wird.
12. Vorrichtung zum Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl, unter Vermeidung
von unzulässigen Gießspiegelschwankungen in der Stranggießkokille,
dadurch gekennzeichnet,
dass zur Ermittlung von Analyse-Ergebnissen durch eine Frequenzanalyse der Gießspiegelschwankungen
zumindest ein Messelement im Bereich des Gießspiegels (1a) , ein angeschlossener Signalverstärker
(10), eine in Abhängigkeit vom Gießspiegelsignal (11) und zur Frequenzebene (12) arbeitende
Analyse (13a) mit Auswertung (13b) und ein Entscheidungsbaum (14) vorgesehen sind,
der über die Anlagensteuerung (22) an die jeweiligen Aktoren, Stellglieder oder Regelungselemente
zur Behandlung des Gießstrangs (4) angeschlossen ist.