[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Oberflächenschicht nach
Patentanspruch 1.
[0002] Aus der DE 197 50 599 A1 ist ein Konstruktionselement bekannt, das eine Al2O3-haltige
Oberflächenschicht umfasst, die von hochtemperaturbeständigen Aluminiden durchzogen
ist. Zur Herstellung eines derartigen Konstruktionselementes wird ein gesinterter,
poröser keramischer Körper in eine Druckgußform eingelegt und unter Druck mit Aluminium
infiltriert. Während des Infiltrieren reagiert der keramische Körper mit dem Aluminium,
wobei die genannten Aluminide gebildet werden. Das Konstruktionselement füllt in der
Regel nur Teile des Bauteils aus, weshalb das Bauteil teilweise aus Aluminium und
teilweise, insbesondere an den tribologisch belasteten Bauteilbereichen aus dem genannten
Konstruktionselement besteht.
[0003] Zur Herstellung des Konstruktionselementes nach der DE 197 50 599 A1 muss in aufwendiger
Weise ein keramischer Körper geformt, gesintert und bearbeitet werden, bevor er im
Druckguß mit Aluminium infiltriert wird. Des Weiteren besteht ein diskreter Übergang
zwischen dem Konstruktionselement und dem restlichen Bauteil, das als Trägerelement
fungiert, was die Haftung zwischen den genannten Elementen negativ beeinflusst.
[0004] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zu Grunde, eine gegenüber dem Stand der Technik
kostengünstigere Oberflächenschicht bereitzustellen, die eine hohe Verschleißbeständigkeit
aufweist.
[0005] Die Aufgabe wird durch eine Verfahren zur Herstellung einer Oberflächenschicht nach
Patentanspruch 1 gelöst.
[0006] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nach Patentanspruch 1 wird eine pulverförmige
Mischung aus einem Metall und einer durch dieses Metall chemisch reduzierbaren Keramik
auf die Oberfläche eines Trägerelementes aufgebracht. Durch einen Energieeintrag wird
eine chemische Redox-Reaktion angeregt, die nach folgendem Reaktionsschema abläuft:

[0007] (Ohne Berücksichtigung von Stöchiometriekoeffizienten.) Hierbei ist Me
K ein in der Keramik chemisch gebundenes Metall, X steht für ein Nichtmetall aus der
Gruppe Sauerstoff (O), Kohlenstoff (C), Bor (B) und/oder Stickstoff (N). Die Bezeichnung
Me
S steht für das Metall, das in der aufgebrachten Schicht in elementarer Form (oder
als Legierung) enthalten ist. Nach Gleichung 1 reagiert das Metall Me
S mit der Keramik auf der Art, dass es sowohl eine intermetallische Verbindung mit
dem Metall Me
K eingeht und gleichzeitig dessen Platz in der Keramik einnimmt, dieses demnach ersetzt
und somit eine neue keramische Verbindung erzeugt wird. Die so hergestellte Oberflächenschicht
weist eine besonders hohe Verschleißfestigkeit auf.
[0008] Als Metall Me
S ist Aluminium besonders zweckmäßig. Aluminium reduziert die meisten keramischen Verbindungen
in der in Gleichung 1 angegebenen Form. Zudem bildet es hochtemperaturbeständige intermetallischen
Verbindungen, die besonders verschleißfest sind (Anspruch 2).
[0009] Die Keramik der Schicht besteht bevorzugt aus einer oxidischen Keramik. Oxidische
Keramiken lassen sich insbesondere von Aluminium (Al) gut reduzieren, zudem sind viele
oxidkeramische Rohstoffe besonders kostengünstig. Das Metall Me
K, das in der Keramik chemisch gebunden ist, ist bevorzugt ein Übergangsmetall oder
das Halbmetall Silizium (Si), besonders bevorzugt finden Titan (Ti) oder Silizium
Verwendung. Hierbei ist es möglich, dass die Keramik mehrere Metalle enthält. Demnach
sind bevorzugte Keramiken u. a. das Titandioxid (TiO
2), das Siliziudimoxid (SiO
2) oder Mischoxide wie Spinelle, Silikate oder Ilmenit (Anspruch 3).
[0010] Die Beschichtung der Oberfläche des Trägerelementes kann durch die meisten gängigen
Beschichtungsverfahren erfolgen. Hierzu gehören physikalische und chemische Abscheideverfahren,
wie Sputtern, Sol-Gel-Prozesse, Galvanisieren oder eine CVD-Beschichtung. Besonders
geeignet sind Schlickertechniken wie sie bei der Keramikherstellung üblich sind oder
Lackiertechniken (z. B. Tauchlackieren oder Spritzen), womit eine besonders kostengünstige
Schicht erzeugt werden kann. Des Weiteren sind Verfahren des thermischen Spritzens
wie das Flammspritzen, das Hochgeschwindigkeits-Flammspritzen, das Plasmaspritzen,
das Lichtbogen-Drahtspritzen oder das kinetische Kaltgaskompaktieren zweckmäßige Beschichtungsverfahren.
Die Verfahren des thermischen Spritzens gewährleisten eine besonders dichte Schicht
und sind ebenfalls kostengünstig herstellbar (Anspruch 4).
[0011] Ein Energieeintrag, der die Reaktion zwischen dem Trägerelement und der keramischen
Schicht anregt, kann insbesondere bei den genannten thermischen Spritzverfahren in
situ erfolgen. Dies geschieht, wenn die pulverförmige Mischung aus dem Metall Me
S und der Keramik beim Auftreffen auf das Trägermaterial eine, für einen Reaktionsstart
ausreichende Temperatur aufweist. Bei anderen Beschichtungsverfahren wird eine zusätzliche
Temperaturbehandlung eingeführt. Die Termperaturbehandlung kann selektiv erfolgen,
das heißt, nur die mit der Schicht versehenen Bereiche des Trägerelements werden erwärmt.
Dies ist besonders zweckmäßig, da so das Trägerelement keiner zusätzlichen Belastung
z. B. durch Korrosion oder Gefügeumwandlung ausgesetzt wird. Für die selektive Beheizung
eignen sich besonders kozentrierte Wärmestrahlung (z. B. durch hochenergetische Infrarotlampen),
Laserbestrahlung oder Induktionsbeheizung (Anspruch 5).
[0012] Es ist darauf zu achten, dass die Erweichungstemperatur oder die Zersetzungstemperatur
des Trägerelementes über der Reaktionstemperatur liegt. Als Trägerelemente kommen
daher insbesondere Metalle auf Eisen-Basis, aber auch Metall auf Aluminium-Basis und
Nickel-Basis in Anwendung. Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich zudem auf anorganische,
nichtmetallische Trägerelemente aus Keramik oder Glas anwenden. Besonders geeignet
als Trägerelemente sind Bauteile, die im Antriebsstrang und Fahrwerk eines Kraftfahrzeuges
eingesetzt werden und hohen tribologischen Belastungen ausgesetzt sind. Hierzu zählen
u. a. Zylinderkurbelgehäuse, Zylinderköpfe, Kolben, Getriebegehäuse und Synchronringe.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren wird in den folgenden Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0014] Zylinderlaufbahnen eines Zylinderkurbelgehäuses aus der Legierung AlSi9Cu3 werden
im Plasmaspritzverfahren mit einer Mischung aus Aluminium- und Titanoxid-Pulver beschichtet.
Die Pulverpartikel weisen Durchmesser zwischen 10 µm und 50 µm auf. Die Partikel werden
im Plasmagas (Argon/Wasserstoff) auf ca. 1800° C erhitzt, schmelzen dabei zumindest
partiell auf und treffen im erweichten Zustand auf die Oberfläche der Zylinderlaufbahn.
Die hieraus resultierende Schichtdicke beträgt ca. 200 µm.
[0015] Die durch das Plasma erhitzte Pulvermischung reagiert prinzipiell nach der in Gleichung
2 angegebenen Reaktion:

[0016] Die Gleichung ist ohne Stöchiometriekoeffizienten angegeben.
[0017] Die in Gleichung 1 angegebene Reaktion findet währen des Aufheizen des Pulvers im
Plasmagas statt. Es handelt sich hier um eine in situ Reaktion während des Aufbringen
der Schicht.
Die während dieser Reaktion entstehenden intermetallischen Verbindungen Al
xTi
y können je nach Zusammensetzung der Pulvermischung und in Abhängigkeit der Spritzparameter
unterschiedliche stöchiometrische Zusammensetzungen x und y haben. Durch die stöchiometrische
Zusammensetzung der intermetallischen Verbindungen können die funktionellen Eigenschaften
der Schicht beeinflußt werden. Ein hoher Anteil an Aluminium führt zu einer besseren
Oxidationsbeständigkeit, ein hoher Anteil an Titan führt hingegen zu einer besseren
Duktilität und zu einem höheren Schmelzpunkt der Schicht.
Beispiel 2
[0018] Eine Suspension aus einer pulvrige Mischung aus Aluminium (Legierung AlSi12) und
Titanoxid wird mit Hilfe einer Spritzpistole, wie sie beim Lackieren eingesetzt wird,
auf die Zylinderlaufbahn eines Zylinderkurbelgehäuses (Legierung Al-Si9Cu3) aufgebracht.
Während eines Trocknungsprozesses verdampft das Lösungsmittel, die resultierende Schichtdicke
beträgt ca. 250 µm.
[0019] In einem weiteren Verfahrensschritt erfolgt durch einen Infrarotheizstrahler ein
Energieeintrag, der so eingestellt wird, dass in der Schicht eine Temperatur von ca.
560°C erzeugt wird. Diese Temperatur führt zu einer Reaktion analog der Gleichung
2. Ferner findet an der Grenzfläche zwischen der Schicht und dem Trägerlement ebenfalls
eine Reaktion nach Gleichung 2 statt, woraus eine gute Haftung zwischen der Oberflächenschicht
und dem Trägerelement resultiert.
[0020] Während des Energieeintrages kann die Temperatur in der Schicht durch die eingebrachte
Energiemenge geregelt werden. Durch die Reaktionstemperatur und die Heizdauer kann
der Reaktionsablauf gesteuert werden. Es ist so z. B. möglich, die Reaktion vor der
vollständigen Umsetzung zu stoppen. Es bleibt hierbei eine Restmenge an Aluminium
in der Schicht, was sich positiv auf die Duktilität der Schicht auswirkt. Durch die
Heizparameter kann somit gezielt auf die funktionellen Eigenschaften der Oberflächenschicht
Einfluß genommen werden.
1. Verfahren zur Herstellung einer Oberflächenschicht, die mit intermetallischen Phasen
durchzogen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
- auf einem Trägerelement eine Schicht aus einem Metall und einer Keramik aufgebracht
wird,
- durch einen Energieeintrag während des Aufbringens der Schicht oder durch einen
nachträglichen Energieeintrag eine Reaktion zwischen dem Metall und der Keramik der
Schicht erfolgt und
- hierdurch unter Bildung von intermetallischen Phasen die Oberflächenschicht hergestellt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Metall der Schicht Aluminium oder eine Aluminiumlegierung ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Keramik der Schicht eine oxidische Keramik ist.
4. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schicht durch ein thermisches Spritzverfahren oder durch eine Schlickertechnik
oder durch eine Lackiertechnik aufgebracht wird.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Energieeintrag über eine Infrarotheizquelle und/oder einen Laser und/oder eine
Induktionswärmequelle erfolgt.