(19)
(11) EP 1 176 418 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
30.01.2002  Patentblatt  2002/05

(21) Anmeldenummer: 01106135.5

(22) Anmeldetag:  13.03.2001
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7G01N 27/22, G01N 27/414, G01N 27/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 25.07.2000 DE 10036180

(71) Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT
80333 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Fleischer, Maximilian, Dr.
    85635 Höhenkirchen (DE)
  • Meixner, Hans, Prof.
    85540 Haar (DE)
  • Ostrick, Bernhard
    81541 München (DE)
  • Pohle, Roland, Dr.
    85570 Herdweg (DE)
  • Simon, Elfriede, Dr.
    80639 München (DE)

   


(54) Potentialgesteuerter Gassensor


(57) Der potentialgesteuerte Gassensor (G) weist mindestens einen gassensitiven Bereich (5) auf, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass er erstens unabhängig von einer Feuchte (C) polarisierbar ist, und zweitens eine relative Dielektrizitätskonstante (εr) aufweist, die von der Feuchte (C) abhängig ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen potentialgesteuerten Gassensor sowie ein Verfahren zur Gasdetektion.

[0002] Eine Detektion einer Feuchte ist eine wichtige Anforderungen in der Gassensorik. Dabei ist u. a. eine Anwendung eines kostengünstigen Feuchtesensors gewünscht.

[0003] Darüber hinaus zeigen viele Gassensoren eine Feuchte-Querempfindlichkeit, d. h., dass ein Sensorsignal bei einer Detektion eines zu detektierenden Gases ("Zielgas") von der relativen Feuchte rF abhängt. Diese kann einerseits zu einer veränderten Gassensitivität führen, zum anderen gibt es viele Gasreaktionen, die erst in feuchter Umgebung ermöglicht werden, siehe beispielsweise: T. Doll et al., "Ozone Detection in the PPB Range with Work Function Sensors Operating at Room Temperatur", Sensors and Actuators B 34 (1996) pp. 506-510. Zur Bestimmung der Feuchte und gegebenenfalls zur Korrektur des Sensorsignals ist es notwendig, parallel zur Detektion des Zielgases die Feuchte zu messen, siehe dazu: M.G. Buehler M. A. Ryan, "Temperature and Humiditiy Dependence of a Polymer-Based Gas Sensor", SPIE 3082 (1997) pp. 40-48 oder: J. Clements et al., "Novel, Self-Organising Materials for Use in Gas Sensor Arrays: Beating the Humidity Problem", Sensors and Actuators B 47 (1998) pp. 37-42.

[0004] Das Problem einer Feuchtemessung bzw. einer Korrektur von Sensordaten tritt insbesondere beim Betrieb eines Gassensors bei einer Temperatur T < 100°C auf. Eine geringe Betriebstemperatur ist aber wünschenswert zur Verringerung einer Leistungsaufnahme oder zur Verwendung temperatursensibler Bauelemente. In die Gruppe der Niedrigtemperatur-Gassensoren gehören beispielsweise Mikrokelvinsonden oder auf Silizium-Technologie basierende Feldeffekttransistoren.

[0005] Bisher sind im wesentlichen die folgenden Prinzipien zur Feuchtemessung bekannt:
  • kapazitive Luftfeuchtemessung. Beispielsweise aus: M. Matsuguchi et al. "Characterization of Polymers for a Capacitive-Type Humidity Sensor Based on Water Sorption Behavior", Sensors and Actuators B49 (1998) 179-185 ist dazu eine hygroskopische Polymerschicht bekannt, deren Dielektrizitätskonstante durch Wasseraufnahme entsprechend der relativen Feuchte rF verändert wird. Die dadurch veränderte Kapazität eines Dünnschicht-Kondensators ist direkt proportional zur relativen Feuchte rF.
  • Psychrometrische Luftfeuchtemessung. Bei diesem Prinzip wird mittels eines trockenen und eines befeuchteten Temperaturfühlers aufgrund einer Verdunstung des feuchten Fühlers ein Temperaturunterschied zwischen den beiden Fühlern und daraus eine Luftfeuchte rF ermittelt.
  • Hygrometrische Luftfeuchtemessung. Ein hygrometrischer Messwertgeber ist mit einem Material ausgestattet, welches sich je nach Feuchte dehnt oder zusammenzieht. Durch Messung der Dehnung wird auf die Luftfeuchte rF zurückgeschlossen.
  • Taupunktspiegelhygrometer. Bei diesem Messverfahren wird eine Temperatur einer verspiegelten Fläche so weit abgekühlt, bis diese anfängt, zu beschlagen. Die in diesem Moment gemessene Temperatur entspricht der Taupunkttemperatur.


[0006] Jedes dieser Messsysteme ist vergleichsweise kostenintensiv und für viele Anwendungen nicht geeignet, beispielsweise aufgrund eines hohen Platzbedarfs oder einer geringen Erschütterungstoleranz.

[0007] Aus: J. Clements et al., "Novel, Self-Organising Materials for Use in Gas Sensor Arrays: Beating the Humidity Problem", Sensors and Actuators B 47 (1998) pp. 37-42, ist eine Überlegung bekannt, Schichten zu entwickeln, die nur eine geringe Feuchte-Querempfindlichkeit aufweisen.

[0008] Aus: K. Korsah, C.L. Ma, B. Dress, "Harmonic Frequency Analysis of SAW Resonator Chemical Sensors: Application to the Detection of Carbon Dioxide and Humidity", Sensors and Actuators B 50 (1998) 110-116 oder: A. E. Hoyt et al., "Simultaneous Measurement of C02 and Humidity Using a Pair of SAW Devices and Cluster-Analysis Pattern Recognition", Tagungsband Transducers '97, Chicago 1997, 1339-1342 ist eine Methode bekannt, ein Zielgas und eine Feuchte gleichzeitig mit verschiedenen Schichten zu messen und mittels Mustererkennung oder Frequenzanalyse eine Gasdetektion durchzuführen. Die Auslesung dieser Feuchtesensoren, die meist auf einer organischen Polymerschicht basieren, erfolgt z. B. mittels eines Oberflächenwellenfilters, einer Widerstandsmessung oder einer Messung einer Änderung von Dielektrizitätseigenschaften, siehe dazu: D. Rebière et al., "Synthesis and Evaluation of Fluoropolyol Isomers as SAW Microsensor Coatings: Role of Humidity and Temperature", Sensors and Actuators B 49 (1998) pp. 139-145 oder: R. Buchold et al., "Design Studies on Piezoresistive Humidity Sensors", Sensors and Actuators B 53 (1998) pp. 1-7.
Diese Ausleseverfahren sind mit hohen Kosten, insbesondere bezüglich einer Elektronik, verbunden bzw. erfordern eine häufige Rekalibrierung.

[0009] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine einfache, universell einsetzbare und kostengünstige Methode zur Feuchtemessung und/oder Reduzierung der Feuchte-Querempfindlichkeit auch bei einer niedrigen Temperatur bereitzustellen.

[0010] Diese Aufgabe wird mittels eines potentialgesteuerten Gassensors nach Anspruch 1 und mittels eines Verfahrens zur Gasdetektion nach Anspruch 9 gelöst.

[0011] Dazu wird ein potentialgesteuerter Gassensor verwendet, der mindestens einen gassensitiven Bereich aufweist, welcher unabhängig von einer Feuchte C polarisierbar ist und dessen relative Dielektrizitätskonstante εr von der Feuchte C abhängig ist. Dabei ist die Unabhängig von der Feuchte C so zu verstehen, daß sich Änderungen der Feuchte C nicht signifikant auf die Oberflächenladung σ auswirken.

[0012] Unter "polarisierbar" wird verstanden, dass der gassensitive Bereich entweder ein Elektret, d. h. ein permanent polarisiertes Material mit annähernd konstanter Oberflächenladung σ, enthält oder ein Material, dessen Polarisierungsgrad bzw. Oberflächenladung σ durch Anlegen eines Steuersignals, beispielsweise einer Spannung, einstellbar ist. Es werden selbstverständlich auch Elektrete gemeint, welche zusätzlich durch Anstellen eines Steuersignals ihren Polarisationsgrad definiert verändern können.

[0013] Bei einem potentialgesteuerten Gassensor, wie einem Feldeffekttransistor oder einer Mikro-Kelvinsonde, ergibt sich eine meßbare Potentialänderung △Φ aufgrund der Anwesenheit der Oberflächenladung o des gassensitiven Bereichs gemäß

wobei d eine Dicke des gassensitiven Bereichs, εr die von der Feuchte C abhängige relative Dielektrizitätskonstante und ε0 eine Dielektrizitätskonstante des Vakuums darstellt. Dies entspricht dem Prinzip einer Messung einer Austrittsarbeit. Eine prinzipielle Funktionsweise eines potentialgesteuerten Sensors bzw. einer Messung der Austrittsarbeit ist beispielsweise in Reedyk und Perlman, "The Measurement of Surface Charge", J. Electrochem. Soc., 15 (1) 1968 pp. 49-51 beschrieben. Typischerweise wird die Potentialänderung ΔΦ in Form einer Spannung U bzw. einer Spannungsänderung △U gemessen.

[0014] Zur Feuchtedetektion wird eine Änderung der relativen Dielektrizitätskonstante εr(C) verwendet. Eine typische Änderung, liegt zwischen εr = 5 (für keramische Materialien) und εr = 80 (für Wasser). Ausgehend von Gl. [1] ergibt sich dann eine Potentialänderung △Φ bei einem Wechsel von einer Feuchte (C0) zu einer anderen Feuchte (C1) gemäß



[0015] Dieser Gassensor besitzt den Vorteil, dass mittels einer Variation der Oberflächenladung σ und/oder, insbesondere bei einem Elektret, durch Variation der Schichtdicke d entweder gezielt eine Feuchteempfindlichkeit eingestellt oder eine Feuchte-Querempfindlichkeit reduziert bzw. eliminiert werden kann.
Zudem ist die Verwendung des polarisierbaren Bereichs preiswert und platzsparend möglich, beispielsweise als Schicht innerhalb eines FETs oder einer Mikro-Kelvinsonde.
Hinzu kommt, dass keine besonderen Anforderungen an mechanische Anforderungen gestellt werden brauchen , beispielsweise gegenüber einer Vibration oder einer hohen Beschleunigung.

[0016] Es ist zur variablen Einstellung der Messempfindlichkeit vorteilhaft, wenn die Oberflächenladung σ des gassensitiven Bereichs mittels eines Steuersignals einstellbar ist.

[0017] Es ist ebenfalls vorteilhaft, wenn der gassensitive Bereich ein Elektret enthält, weil so auf ein Steuersignal verzichtet werden kann. Die Feuchteempfindlichkeit, also der Bereich einer möglichen Potentialänderung △Φ, kann dann gemäß Gl. [2] durch eine Wahl der Schichtdicke d dem Bereich eines erwarteten Sensorsignals angepasst werden.

[0018] Lässt sich der Polarisationsgrad des Elektrets zusätzlich durch ein Steuersignal ändern, so ist die Messempfindlichkeit auch durch eine Änderung des Steuersignals anpassbar.

[0019] Eine einstellbare Feuchteempfindlichkeit, sei es bei Elektreten über die Einstellung der Schichtdicke d oder bei variabel polarisierbaren Materialien über das Steuersignal, kann beispielsweise dazu verwendet werden, um

a) eine Feuchte zu detektieren;

b) eine Feuchte-Querempfindlichkeit durch geeignete Wahl der Schichtdicke d oder des Steuersignals zu eliminieren;

c) die Feuchteempfindlichkeit mittels des polarisierbaren gassensitiven Bereichs so einzustellen, dass die Feuchte-Querempfindlichkeit einer anderen Sensorschicht kompensierbar ist.



[0020] Es ist vorteilhaft, wenn der Gassensor mehrere Elektret enthaltende gassensitive Schichten aufweist, wobei jede dieser Schichten eine unterschiedliche Dicke d aufweist. Dadurch kann eine Potentialdifferenz △Φ gemäß G1. [2], beispielsweise eine Spannungsdifferenz, auf einfache Weise berechnet werden. Zusätzlich kann durch eine geeignete Wahl der Schichtdicken d ein für einen bestimmten Messbereich optimales Messsignal erreicht werden.

[0021] Es ist aufgrund der empfindlichen Messung und kleinen Bauteilvolumen vorteilhaft, wenn der Gassensor als Kelvinsonde vorliegt, insbesondere als Mikro-Kelvinsonde.

[0022] Es ist auch günstig, wenn der Gassensor als FET vorliegt, insbesondere als GasFET, CCFET ("Capacitively Coupled FET") oder als SGFET ("Suspended Gate FET"). Der Einsatz eines FET führt zu einem kleinen, robusten, einfach, preisgünstig herstellbaren sowie gut zu handhabenden Gassensor.

[0023] Es ist ebenfalls günstig, wenn der gassensitive Bereich BaCO3 enthält.

[0024] Zur Reduzierung einer Feuchte-Querempfindlichkeit wird es bevorzugt, wenn eine Schichtdicke d und/oder eine Oberflächenladung o so eingestellt wird, dass zumindest annähernd die Gleichung

gilt, wobei k die Boltzmann-Konstante, T die absolute Temperatur, e die Elementarladung, n einen Zahlenfaktor und C0 bzw. C1 ein Wert einer Feuchte im Zustand 0 bzw. 1 darstellen. In diesem Fall ist es möglich, dass sich die beiden Feuchteeinflüsse im Zustand 0 und 1 zumindest gegenseitig teilweise aufheben.

[0025] Es ist insbesondere vorteilhaft, wenn mindestens zwei gassensitive und Elektret-enthaltende Schichten mit jeweils unterschiedlichen Schichtdicke d1 bzw. d2 eingesetzt werden. Weisen diese beiden gasempfindlichen Schichten neben einer spezifischen Sensitivität gegenüber einem Zielgas ebenfalls eine Feuchte-Querempfindlichkeit gemäß Gl. [1] auf, so gelten für das Sensorsignal S1 der ersten Schicht und für das Sensorsignal S2 der zweiten Schicht die Gleichungen:



[0026] Daraus lässt sich das nur durch das Vorhandensein des Zielgases ausgelöste Sensorsignal SZ

unabhängig von einer Feuchte C sowie das Sensorsignal SF aufgrund der Feuchte aus

berechnen. Dies ist eine besonders einfache und effektive Methode zur Reduzierung bzw. Elimination der Feuchte-Querempfindlichkeit.

[0027] Es ist auch günstig, wenn der Gassensor mehrere gassensitive Bereiche aufweist, von denen mindestens einer polarisierbar ist. Dann kann eine Feuchte-Querempfindlichkeit f(C0,C1) durch die bekannte Feuchte-Empfindlichkeit der polarisierbaren Schicht gemäß Gl. [2], [3] dadurch kompensiert werden, dass dessen Feuchte-Querempfindlichkeit dieser gemäß

zumindest annähernd gleichgesetzt wird. Diese Kompensation kann beispielsweise mittels einer einfachen Verschaltung hergestellt werden.

[0028] Selbstverständlich ist es auch möglich, auf diese Weise eine Feuchte-Querempfindlichkeit eines weiteren, autonomen Gassensors ohne polarisierbare Schicht zu kompensieren, indem dieser weitere Gassensor und ein einen polarisierbaren gassensitiven Bereich aufweisender Sensors extern werden und die Sensorsignale beispielsweise in einer separaten Auswerteeinheit, beispielsweise einem Mikroprozessor, zusammengeführt werden. In der folgenden Ausführungsbeispiele wird ein potentialgesteuerter Gassensor anhand von mehreren Arten von Feldeffekttransistoren ("FETs") mit jeweils einer Elektret-enthaltenden gassensitiven Schicht schematisch näher dargelegt.
Figur 1
zeigt Feuchtesignale bei einer Auftragung einer gemessenen Potentialdifferenz gegen eine relative Feuchte;
Figur 2
zeigt ein GasFET ohne Luftspalt mit potentiometrischer Kopplung;
Figur 3
zeigt ein CCFET ohne Luftspalt mit kapazitiver Kopplung;
Figur 4
zeigt ein SGFET mit Luftspalt und potentiometrischer Kopplung.


[0029] Figur 1 zeigt eine Auftragung einer Potentialdifferenz ΔΦ als Spannungsdifferenz △U in meV gegen eine relative Feuchte rF in Prozent bei Variation einer Schichtdicke d einer aus Elektret bestehenden gassensitiven Schicht.

[0030] Vorausgesetzt wird eine Oberflächenladung von 2,0 x 107e/cm2. Das Sensorsignal ΔU ist für eine Konzentration relativer Feuchte rF von 40% bei 25°C angegeben. Die relative Dielektrizität εr(C) variiert dabei zwischen 5 und 70. Die Werte sind angegeben für eine Schicht aus BaCO3. BaCO3 ist ein polykristallines Material, bei dem sich die relative Dielektrizitätskonstante εr unter Feuchtebeaufschlagung ändert.

[0031] Man erkennt deutlich, dass die Empfindlichkeit des Sensorsignals ΔU stark von der Dicke d des gassensitiven Bereichs 5, hier als Schicht vorliegend, abhängt. In diesem Fall führt eine größere Schichtdicke d zu einer signifikant höheren Messgenauigkeit.

[0032] Figur 2 zeigt als Schnittdarstellung in Seitenansicht den Aufbau eines GasFETs ohne Luftspalt, wobei der Ausdruck "GasFET" für einen allgemeinen gassensitiven Feldeffekttransistor steht.

[0033] Dabei sind in ein Basiselement 1 aus Silizium ein Sourcebereich 2 und ein Drainbereich 3 eingebracht, welche mittels einer Passivierungsschicht 4, welche am Kanal geöffnet ist, überdeckt werden. Zwischen Source 2 und Drain 3 ist ein gassensitiver Bereich 5 in Form einer gassensitiven Schicht aus Elektret vorhanden, welches porös und gasdurchlässig ist. Als obere Deckschicht ist eine Metallisierung 8 vorhanden, welche ebenfalls porös und gasdurchlässig ist.

[0034] Durch die Metallisierung 8 gelangt Feuchte, also Wassermoleküle, an den gassensitiven Bereich 5, welcher daraufhin den Wert seiner Dielektrizitätskonstante εr(C) ändert. Dadurch ändert sich wiederum das am Feldeffekttransistor abgreifbare Sensorsignal △Φ bzw. △U.

[0035] Figur 3 zeigt einen CCFET (Capacitively Coupled FET), bei dem zwischen dem gassensitiven Bereich 5 und dem Basiselement 1 eine elektrisch floatende Metallisierung 6 vorhanden ist.

[0036] Figur 4 zeigt einen SGFET (Suspended Gate FET) mit einem Luftspalt 7 bei potentiometrischer Koppelung. Dabei ist zum Einlass des Gases unter dem porösen und gasdurchlässigen Elektret ein Luftspalt vorhanden.

[0037] In diesen Ausführungsbeispielen ist es auch möglich, den gassensitiven Bereich 5 nicht mittels eines Elektrets, sondern einer variabel polarisierbaren Schicht auszuführen, so dass der gassensitive Bereich 5 mittels eines Steuersignals, typischerweise einer Spannung, definiert vorpolarisiert wird. Dies ist z. B. günstig für den Fall, dass die Oberflächenladung σ auf der Sensorschicht 5 nicht stabil ist, sondern sich zeitlich verändert. Dies würde ohne definiertes Vorpolarisieren zu einer Veränderung der Messempfindlichkeit führen.

[0038] Bei Verwendung einer Vorspannung sind prinzipiell alle polarisierbaren Materialien zur Feuchtedetektion geeignet, da sich durch die Vorspannung eine definierte Oberflächenladung σ ausbildet. Ebenfalls ist es möglich, ein Elektret zu verwenden, bei dem zusätzlich durch Anlegen eines Steuersignals eine Oberflächenladung σ zusätzlich veränderbar ist.

[0039] Bei einer Verwendung der Ausführungsformen als Gassensoren mit verminderter Feuchte-Querempfindlichkeit, d. h. dass durch den gassensitiven Bereich nicht nur eine Feuchte rF, sondern auch ein Zielgas detektiert werden soll, können beispielsweise die folgenden Abwandlungen implementiert werden:

[0040] Bei einer Gasdetektion bei T < 100°C laufen viele Gasreaktionen unter Beteiligung der Feuchte ab. Dies gilt insbesondere dann, falls im Reaktionsmechanismus als ein Reaktionsschritt eine typische Säure- oder Basen-Bildungsreaktion beteiligt ist, beispielsweise

        CO2 + H2O → H2CO3



        2NO2 + H2O → HNO2 + HNO3



        NH3 + H2O → NH4OH



[0041] In diesen Fällen ist mit einer Feuchte-Querempfindlichkeit der jeweiligen Gasreaktion in der Größenordnung einer Potentialänderung gemäß Gl. [2] zu rechnen. Diese Feuchte-Querempfindlichkeit kann nicht durch Filtern des Gasstroms eliminiert werden, da die Reaktionen eine wichtige Teilreaktion im Reaktionsmechanismus darstellen. Im Falle einer polarisierbaren Schicht 5 kann sie jedoch vermindert werden, indem man die Oberflächenladung σ und/oder die Schichtdicke d im typischen Arbeitsbereich derart anpasst, dass Gl. [3] gilt. In diesem Fall heben sich die beiden Feuchteeinflüsse gegenseitig zumindest teilweise auf.

[0042] Werden polarisierbare Schichten verwendet, die neben einer spezifischen Zielgas-Sensitivität ebenfalls aufgrund von Gl. [1] eine Feuchte-Querempfindlichkeit zeigen, so kann durch den Vergleich zweier Schichten aus demselben Material, aber unterschiedlicher Dicke d und/oder unterschiedlicher Oberflächenladung σ die Feuchte-Querempfindlichkeit vermindert werden. Die Sensorsignale S1 und S2 der zwei unterschiedlich dicken bzw. mit einer unterschiedlichen Ladung σ versehenen Schichten berechnen sich dann nach Gl. [4], woraus sich ein zusammengesetztes Signal SZ bzw. SF gemäß Gl. [5] bzw. Gl. [6] ergibt. Es lassen sich also dadurch unabhängige Sensorsignale ohne Querempfindlichkeit konstruieren.

[0043] Analog zum Aufbau mit verminderter Feuchte-Querempfindlichkeit kann der gleiche Mechanismus auch unter Verwendung von zwei getrennten Gassensoren und einer geeigneten Verschaltung stattfinden. Dies ist beispielsweise sinnvoll, wenn eine der verwendeten Sensoren eine gassensitive Schicht aufweist, die entweder nicht polarisierbar ist, oder zwar variabel polarisierbar ist, aber nicht mit einer bestimmten sinnvollen Vorspannung betrieben werden soll, oder bei der ein Elektret verwendet wird, wobei es aber keinen Spielraum in der Schichtdicke d gibt.

[0044] Zeigt dieser Gassensor weiterhin eine unerwünschte Feuchte-Querempfindlichkeit der Form f(C0,C1), so kann mittels eines oben beschriebenen Feuchtesensors ein Aufbau hergestellt werden, für dessen Feuchte-Empfindlichkeit Gl. [8] gilt. Dadurch kann die Feuchte-Querempfindlichkeit des weiteren Sensors durch den Feuchtesensor kompensiert oder zumindest vermindert werden.


Ansprüche

1. Potentialgesteuerter Gassensor (G) mit mindestens einem gassensitiven Bereich (5),
dadurch gekennzeichnet, dass
der mindestens eine gassensitive Bereich (5)

- unabhängig von einer Feuchte (C) polarisierbar ist,

- eine relative Dielektrizitätskonstante (εr) aufweist, die von der Feuchte (C) abhängig ist.


 
2. Gassensor (G) nach Anspruch 1, bei dem
der Polarisierungsgrad der gassensitiven Schicht (5) mittels eines Steuersignals, insbesondere einer Spannung, veränderbar ist.
 
3. Gassensor (G) nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem der mindestens eine gassensitive Bereich (5) ein Elektret, insbesondere BaCO3, enthält.
 
4. Gassensor (G) nach Anspruch 3, der
mehrere gassensitive Bereiche (5) mit einer jeweils unterschiedlicher Schichtdicke (d,d1,d2) aufweist.
 
5. Gassensor (G) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, der als Kelvinsonde, insbesondere als Mikro-Kelvinsonde, ausgeführt ist.
 
6. Gassensor (G) nach einem der Ansprüch1 1 bis 4, der als Feldeffekttransistor, insbesondere als GasFET, SGFET oder CCFET, ausgeführt ist.
 
7. Verfahren zur Gasdetektion, bei dem

- aufgrund einer Änderung einer Feuchte (C) eine relative Dielektrizitätskonstante (εr) mindestens eines polarisierbaren gassensitiven Bereichs (5) verändert wird;

- mittels der Änderung der relativen Dielektrizitätskonstante (εr) eine Potentialänderung (△Φ) gemessen wird.


 
8. Verfahren nach Anspruch 7, bei dem
eine Feuchte-Empfindlichkeit durch Anlegen eines Steuersignals, insbesondere einer Spannung, eingestellt wird.
 
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 8, bei dem
eine Feuchte-Empfindlichkeit mittels einer Schichtdicke (d d1, d2) mindestens eines ein Elektret enthaltendes gassensitiven Bereichs (5) bestimmt wird.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem
zur Reduzierung einer Feuchte-Querempfindlichkeit eine Dicke (d,d1,d2) und/oder eine Oberflächenladung (σ) des gassensitiven Bereichs (5) so eingestellt wird, dass zumindest annähernd die Gleichung

gilt.
 
11. Verfahren nach Anspruch 10, bei dem
ein weiterer Sensor verwendet wird, dessen Feuchte-Querempfindlichkeit mittels der Gleichung

kompensiert wird.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem bei einer Verwendung zweier gassensitiver, Elektret enthaltender Schichten (5), die jeweils eine unterschiedliche Schichtdicke (d1,d2) aufweisen, ein Sensorsignal (SZ) eines zu detektierenden Zielgases und/oder ein Sensorsignal (SF) der Feuchte (C) unter Verwendung der Gleichungen

bzw.

mit S1 dem Sensorsignal einer der zwei gassensitiven Bereiche und S2 dem Sensorsignal der anderen der beiden gassensitiven Schichten, berechnet wird.
 




Zeichnung