[0001] Die Erfindung betrifft einen potentialgesteuerten Gassensor sowie ein Verfahren zur
Gasdetektion.
[0002] Eine Detektion einer Feuchte ist eine wichtige Anforderungen in der Gassensorik.
Dabei ist u. a. eine Anwendung eines kostengünstigen Feuchtesensors gewünscht.
[0003] Darüber hinaus zeigen viele Gassensoren eine Feuchte-Querempfindlichkeit, d. h.,
dass ein Sensorsignal bei einer Detektion eines zu detektierenden Gases ("Zielgas")
von der relativen Feuchte rF abhängt. Diese kann einerseits zu einer veränderten Gassensitivität
führen, zum anderen gibt es viele Gasreaktionen, die erst in feuchter Umgebung ermöglicht
werden, siehe beispielsweise: T. Doll et al., "Ozone Detection in the PPB Range with
Work Function Sensors Operating at Room Temperatur", Sensors and Actuators B 34 (1996)
pp. 506-510. Zur Bestimmung der Feuchte und gegebenenfalls zur Korrektur des Sensorsignals
ist es notwendig, parallel zur Detektion des Zielgases die Feuchte zu messen, siehe
dazu: M.G. Buehler M. A. Ryan, "Temperature and Humiditiy Dependence of a Polymer-Based
Gas Sensor", SPIE 3082 (1997) pp. 40-48 oder: J. Clements et al., "Novel, Self-Organising
Materials for Use in Gas Sensor Arrays: Beating the Humidity Problem", Sensors and
Actuators B 47 (1998) pp. 37-42.
[0004] Das Problem einer Feuchtemessung bzw. einer Korrektur von Sensordaten tritt insbesondere
beim Betrieb eines Gassensors bei einer Temperatur T < 100°C auf. Eine geringe Betriebstemperatur
ist aber wünschenswert zur Verringerung einer Leistungsaufnahme oder zur Verwendung
temperatursensibler Bauelemente. In die Gruppe der Niedrigtemperatur-Gassensoren gehören
beispielsweise Mikrokelvinsonden oder auf Silizium-Technologie basierende Feldeffekttransistoren.
[0005] Bisher sind im wesentlichen die folgenden Prinzipien zur Feuchtemessung bekannt:
- kapazitive Luftfeuchtemessung. Beispielsweise aus: M. Matsuguchi et al. "Characterization
of Polymers for a Capacitive-Type Humidity Sensor Based on Water Sorption Behavior",
Sensors and Actuators B49 (1998) 179-185 ist dazu eine hygroskopische Polymerschicht
bekannt, deren Dielektrizitätskonstante durch Wasseraufnahme entsprechend der relativen
Feuchte rF verändert wird. Die dadurch veränderte Kapazität eines Dünnschicht-Kondensators
ist direkt proportional zur relativen Feuchte rF.
- Psychrometrische Luftfeuchtemessung. Bei diesem Prinzip wird mittels eines trockenen
und eines befeuchteten Temperaturfühlers aufgrund einer Verdunstung des feuchten Fühlers
ein Temperaturunterschied zwischen den beiden Fühlern und daraus eine Luftfeuchte
rF ermittelt.
- Hygrometrische Luftfeuchtemessung. Ein hygrometrischer Messwertgeber ist mit einem
Material ausgestattet, welches sich je nach Feuchte dehnt oder zusammenzieht. Durch
Messung der Dehnung wird auf die Luftfeuchte rF zurückgeschlossen.
- Taupunktspiegelhygrometer. Bei diesem Messverfahren wird eine Temperatur einer verspiegelten
Fläche so weit abgekühlt, bis diese anfängt, zu beschlagen. Die in diesem Moment gemessene
Temperatur entspricht der Taupunkttemperatur.
[0006] Jedes dieser Messsysteme ist vergleichsweise kostenintensiv und für viele Anwendungen
nicht geeignet, beispielsweise aufgrund eines hohen Platzbedarfs oder einer geringen
Erschütterungstoleranz.
[0007] Aus: J. Clements et al., "Novel, Self-Organising Materials for Use in Gas Sensor
Arrays: Beating the Humidity Problem", Sensors and Actuators B 47 (1998) pp. 37-42,
ist eine Überlegung bekannt, Schichten zu entwickeln, die nur eine geringe Feuchte-Querempfindlichkeit
aufweisen.
[0008] Aus: K. Korsah, C.L. Ma, B. Dress, "Harmonic Frequency Analysis of SAW Resonator
Chemical Sensors: Application to the Detection of Carbon Dioxide and Humidity", Sensors
and Actuators B 50 (1998) 110-116 oder: A. E. Hoyt et al., "Simultaneous Measurement
of C02 and Humidity Using a Pair of SAW Devices and Cluster-Analysis Pattern Recognition",
Tagungsband Transducers '97, Chicago 1997, 1339-1342 ist eine Methode bekannt, ein
Zielgas und eine Feuchte gleichzeitig mit verschiedenen Schichten zu messen und mittels
Mustererkennung oder Frequenzanalyse eine Gasdetektion durchzuführen. Die Auslesung
dieser Feuchtesensoren, die meist auf einer organischen Polymerschicht basieren, erfolgt
z. B. mittels eines Oberflächenwellenfilters, einer Widerstandsmessung oder einer
Messung einer Änderung von Dielektrizitätseigenschaften, siehe dazu: D. Rebière et
al., "Synthesis and Evaluation of Fluoropolyol Isomers as SAW Microsensor Coatings:
Role of Humidity and Temperature", Sensors and Actuators B 49 (1998) pp. 139-145 oder:
R. Buchold et al., "Design Studies on Piezoresistive Humidity Sensors", Sensors and
Actuators B 53 (1998) pp. 1-7.
Diese Ausleseverfahren sind mit hohen Kosten, insbesondere bezüglich einer Elektronik,
verbunden bzw. erfordern eine häufige Rekalibrierung.
[0009] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine einfache, universell einsetzbare
und kostengünstige Methode zur Feuchtemessung und/oder Reduzierung der Feuchte-Querempfindlichkeit
auch bei einer niedrigen Temperatur bereitzustellen.
[0010] Diese Aufgabe wird mittels eines potentialgesteuerten Gassensors nach Anspruch 1
und mittels eines Verfahrens zur Gasdetektion nach Anspruch 9 gelöst.
[0011] Dazu wird ein potentialgesteuerter Gassensor verwendet, der mindestens einen gassensitiven
Bereich aufweist, welcher unabhängig von einer Feuchte C polarisierbar ist und dessen
relative Dielektrizitätskonstante ε
r von der Feuchte C abhängig ist. Dabei ist die Unabhängig von der Feuchte C so zu
verstehen, daß sich Änderungen der Feuchte C nicht signifikant auf die Oberflächenladung
σ auswirken.
[0012] Unter "polarisierbar" wird verstanden, dass der gassensitive Bereich entweder ein
Elektret, d. h. ein permanent polarisiertes Material mit annähernd konstanter Oberflächenladung
σ, enthält oder ein Material, dessen Polarisierungsgrad bzw. Oberflächenladung σ durch
Anlegen eines Steuersignals, beispielsweise einer Spannung, einstellbar ist. Es werden
selbstverständlich auch Elektrete gemeint, welche zusätzlich durch Anstellen eines
Steuersignals ihren Polarisationsgrad definiert verändern können.
[0013] Bei einem potentialgesteuerten Gassensor, wie einem Feldeffekttransistor oder einer
Mikro-Kelvinsonde, ergibt sich eine meßbare Potentialänderung △Φ aufgrund der Anwesenheit
der Oberflächenladung o des gassensitiven Bereichs gemäß

wobei d eine Dicke des gassensitiven Bereichs, ε
r die von der Feuchte C abhängige relative Dielektrizitätskonstante und ε
0 eine Dielektrizitätskonstante des Vakuums darstellt. Dies entspricht dem Prinzip
einer Messung einer Austrittsarbeit. Eine prinzipielle Funktionsweise eines potentialgesteuerten
Sensors bzw. einer Messung der Austrittsarbeit ist beispielsweise in Reedyk und Perlman,
"The Measurement of Surface Charge", J. Electrochem. Soc., 15 (1) 1968 pp. 49-51 beschrieben.
Typischerweise wird die Potentialänderung ΔΦ in Form einer Spannung U bzw. einer Spannungsänderung
△U gemessen.
[0014] Zur Feuchtedetektion wird eine Änderung der relativen Dielektrizitätskonstante ε
r(C) verwendet. Eine typische Änderung, liegt zwischen ε
r = 5 (für keramische Materialien) und ε
r = 80 (für Wasser). Ausgehend von Gl. [1] ergibt sich dann eine Potentialänderung
△Φ bei einem Wechsel von einer Feuchte (C0) zu einer anderen Feuchte (C1) gemäß

[0015] Dieser Gassensor besitzt den Vorteil, dass mittels einer Variation der Oberflächenladung
σ und/oder, insbesondere bei einem Elektret, durch Variation der Schichtdicke d entweder
gezielt eine Feuchteempfindlichkeit eingestellt oder eine Feuchte-Querempfindlichkeit
reduziert bzw. eliminiert werden kann.
Zudem ist die Verwendung des polarisierbaren Bereichs preiswert und platzsparend möglich,
beispielsweise als Schicht innerhalb eines FETs oder einer Mikro-Kelvinsonde.
Hinzu kommt, dass keine besonderen Anforderungen an mechanische Anforderungen gestellt
werden brauchen , beispielsweise gegenüber einer Vibration oder einer hohen Beschleunigung.
[0016] Es ist zur variablen Einstellung der Messempfindlichkeit vorteilhaft, wenn die Oberflächenladung
σ des gassensitiven Bereichs mittels eines Steuersignals einstellbar ist.
[0017] Es ist ebenfalls vorteilhaft, wenn der gassensitive Bereich ein Elektret enthält,
weil so auf ein Steuersignal verzichtet werden kann. Die Feuchteempfindlichkeit, also
der Bereich einer möglichen Potentialänderung △Φ, kann dann gemäß Gl. [2] durch eine
Wahl der Schichtdicke d dem Bereich eines erwarteten Sensorsignals angepasst werden.
[0018] Lässt sich der Polarisationsgrad des Elektrets zusätzlich durch ein Steuersignal
ändern, so ist die Messempfindlichkeit auch durch eine Änderung des Steuersignals
anpassbar.
[0019] Eine einstellbare Feuchteempfindlichkeit, sei es bei Elektreten über die Einstellung
der Schichtdicke d oder bei variabel polarisierbaren Materialien über das Steuersignal,
kann beispielsweise dazu verwendet werden, um
a) eine Feuchte zu detektieren;
b) eine Feuchte-Querempfindlichkeit durch geeignete Wahl der Schichtdicke d oder des
Steuersignals zu eliminieren;
c) die Feuchteempfindlichkeit mittels des polarisierbaren gassensitiven Bereichs so
einzustellen, dass die Feuchte-Querempfindlichkeit einer anderen Sensorschicht kompensierbar
ist.
[0020] Es ist vorteilhaft, wenn der Gassensor mehrere Elektret enthaltende gassensitive
Schichten aufweist, wobei jede dieser Schichten eine unterschiedliche Dicke d aufweist.
Dadurch kann eine Potentialdifferenz △Φ gemäß G1. [2], beispielsweise eine Spannungsdifferenz,
auf einfache Weise berechnet werden. Zusätzlich kann durch eine geeignete Wahl der
Schichtdicken d ein für einen bestimmten Messbereich optimales Messsignal erreicht
werden.
[0021] Es ist aufgrund der empfindlichen Messung und kleinen Bauteilvolumen vorteilhaft,
wenn der Gassensor als Kelvinsonde vorliegt, insbesondere als Mikro-Kelvinsonde.
[0022] Es ist auch günstig, wenn der Gassensor als FET vorliegt, insbesondere als GasFET,
CCFET ("
Capacitively
Coupled FET") oder als SGFET ("
Suspended
Gate FET"). Der Einsatz eines FET führt zu einem kleinen, robusten, einfach, preisgünstig
herstellbaren sowie gut zu handhabenden Gassensor.
[0023] Es ist ebenfalls günstig, wenn der gassensitive Bereich BaCO
3 enthält.
[0024] Zur Reduzierung einer Feuchte-Querempfindlichkeit wird es bevorzugt, wenn eine Schichtdicke
d und/oder eine Oberflächenladung o so eingestellt wird, dass zumindest annähernd
die Gleichung

gilt, wobei k die Boltzmann-Konstante, T die absolute Temperatur, e die Elementarladung,
n einen Zahlenfaktor und C0 bzw. C1 ein Wert einer Feuchte im Zustand 0 bzw. 1 darstellen.
In diesem Fall ist es möglich, dass sich die beiden Feuchteeinflüsse im Zustand 0
und 1 zumindest gegenseitig teilweise aufheben.
[0025] Es ist insbesondere vorteilhaft, wenn mindestens zwei gassensitive und Elektret-enthaltende
Schichten mit jeweils unterschiedlichen Schichtdicke d1 bzw. d2 eingesetzt werden.
Weisen diese beiden gasempfindlichen Schichten neben einer spezifischen Sensitivität
gegenüber einem Zielgas ebenfalls eine Feuchte-Querempfindlichkeit gemäß Gl. [1] auf,
so gelten für das Sensorsignal S1 der ersten Schicht und für das Sensorsignal S2 der
zweiten Schicht die Gleichungen:

[0026] Daraus lässt sich das nur durch das Vorhandensein des Zielgases ausgelöste Sensorsignal
SZ

unabhängig von einer Feuchte C sowie das Sensorsignal SF aufgrund der Feuchte aus

berechnen. Dies ist eine besonders einfache und effektive Methode zur Reduzierung
bzw. Elimination der Feuchte-Querempfindlichkeit.
[0027] Es ist auch günstig, wenn der Gassensor mehrere gassensitive Bereiche aufweist, von
denen mindestens einer polarisierbar ist. Dann kann eine Feuchte-Querempfindlichkeit
f(C0,C1) durch die bekannte Feuchte-Empfindlichkeit der polarisierbaren Schicht gemäß
Gl. [2], [3] dadurch kompensiert werden, dass dessen Feuchte-Querempfindlichkeit dieser
gemäß

zumindest annähernd gleichgesetzt wird. Diese Kompensation kann beispielsweise mittels
einer einfachen Verschaltung hergestellt werden.
[0028] Selbstverständlich ist es auch möglich, auf diese Weise eine Feuchte-Querempfindlichkeit
eines weiteren, autonomen Gassensors ohne polarisierbare Schicht zu kompensieren,
indem dieser weitere Gassensor und ein einen polarisierbaren gassensitiven Bereich
aufweisender Sensors extern werden und die Sensorsignale beispielsweise in einer separaten
Auswerteeinheit, beispielsweise einem Mikroprozessor, zusammengeführt werden. In der
folgenden Ausführungsbeispiele wird ein potentialgesteuerter Gassensor anhand von
mehreren Arten von Feldeffekttransistoren ("FETs") mit jeweils einer Elektret-enthaltenden
gassensitiven Schicht schematisch näher dargelegt.
- Figur 1
- zeigt Feuchtesignale bei einer Auftragung einer gemessenen Potentialdifferenz gegen
eine relative Feuchte;
- Figur 2
- zeigt ein GasFET ohne Luftspalt mit potentiometrischer Kopplung;
- Figur 3
- zeigt ein CCFET ohne Luftspalt mit kapazitiver Kopplung;
- Figur 4
- zeigt ein SGFET mit Luftspalt und potentiometrischer Kopplung.
[0029] Figur 1 zeigt eine Auftragung einer Potentialdifferenz ΔΦ als Spannungsdifferenz
△U in meV gegen eine relative Feuchte rF in Prozent bei Variation einer Schichtdicke
d einer aus Elektret bestehenden gassensitiven Schicht.
[0030] Vorausgesetzt wird eine Oberflächenladung von 2,0 x 10
7e/cm
2. Das Sensorsignal ΔU ist für eine Konzentration relativer Feuchte rF von 40% bei
25°C angegeben. Die relative Dielektrizität ε
r(C) variiert dabei zwischen 5 und 70. Die Werte sind angegeben für eine Schicht aus
BaCO
3. BaCO
3 ist ein polykristallines Material, bei dem sich die relative Dielektrizitätskonstante
ε
r unter Feuchtebeaufschlagung ändert.
[0031] Man erkennt deutlich, dass die Empfindlichkeit des Sensorsignals ΔU stark von der
Dicke d des gassensitiven Bereichs 5, hier als Schicht vorliegend, abhängt. In diesem
Fall führt eine größere Schichtdicke d zu einer signifikant höheren Messgenauigkeit.
[0032] Figur 2 zeigt als Schnittdarstellung in Seitenansicht den Aufbau eines GasFETs ohne
Luftspalt, wobei der Ausdruck "GasFET" für einen allgemeinen gassensitiven Feldeffekttransistor
steht.
[0033] Dabei sind in ein Basiselement 1 aus Silizium ein Sourcebereich 2 und ein Drainbereich
3 eingebracht, welche mittels einer Passivierungsschicht 4, welche am Kanal geöffnet
ist, überdeckt werden. Zwischen Source 2 und Drain 3 ist ein gassensitiver Bereich
5 in Form einer gassensitiven Schicht aus Elektret vorhanden, welches porös und gasdurchlässig
ist. Als obere Deckschicht ist eine Metallisierung 8 vorhanden, welche ebenfalls porös
und gasdurchlässig ist.
[0034] Durch die Metallisierung 8 gelangt Feuchte, also Wassermoleküle, an den gassensitiven
Bereich 5, welcher daraufhin den Wert seiner Dielektrizitätskonstante ε
r(C) ändert. Dadurch ändert sich wiederum das am Feldeffekttransistor abgreifbare Sensorsignal
△Φ bzw. △U.
[0035] Figur 3 zeigt einen CCFET (Capacitively Coupled FET), bei dem zwischen dem gassensitiven
Bereich 5 und dem Basiselement 1 eine elektrisch floatende Metallisierung 6 vorhanden
ist.
[0036] Figur 4 zeigt einen SGFET (Suspended Gate FET) mit einem Luftspalt 7 bei potentiometrischer
Koppelung. Dabei ist zum Einlass des Gases unter dem porösen und gasdurchlässigen
Elektret ein Luftspalt vorhanden.
[0037] In diesen Ausführungsbeispielen ist es auch möglich, den gassensitiven Bereich 5
nicht mittels eines Elektrets, sondern einer variabel polarisierbaren Schicht auszuführen,
so dass der gassensitive Bereich 5 mittels eines Steuersignals, typischerweise einer
Spannung, definiert vorpolarisiert wird. Dies ist z. B. günstig für den Fall, dass
die Oberflächenladung σ auf der Sensorschicht 5 nicht stabil ist, sondern sich zeitlich
verändert. Dies würde ohne definiertes Vorpolarisieren zu einer Veränderung der Messempfindlichkeit
führen.
[0038] Bei Verwendung einer Vorspannung sind prinzipiell alle polarisierbaren Materialien
zur Feuchtedetektion geeignet, da sich durch die Vorspannung eine definierte Oberflächenladung
σ ausbildet. Ebenfalls ist es möglich, ein Elektret zu verwenden, bei dem zusätzlich
durch Anlegen eines Steuersignals eine Oberflächenladung σ zusätzlich veränderbar
ist.
[0039] Bei einer Verwendung der Ausführungsformen als Gassensoren mit verminderter Feuchte-Querempfindlichkeit,
d. h. dass durch den gassensitiven Bereich nicht nur eine Feuchte rF, sondern auch
ein Zielgas detektiert werden soll, können beispielsweise die folgenden Abwandlungen
implementiert werden:
[0040] Bei einer Gasdetektion bei T < 100°C laufen viele Gasreaktionen unter Beteiligung
der Feuchte ab. Dies gilt insbesondere dann, falls im Reaktionsmechanismus als ein
Reaktionsschritt eine typische Säure- oder Basen-Bildungsreaktion beteiligt ist, beispielsweise
CO
2 + H
2O → H
2CO
3
2NO
2 + H
2O → HNO
2 + HNO
3
NH
3 + H
2O → NH
4OH
[0041] In diesen Fällen ist mit einer Feuchte-Querempfindlichkeit der jeweiligen Gasreaktion
in der Größenordnung einer Potentialänderung gemäß Gl. [2] zu rechnen. Diese Feuchte-Querempfindlichkeit
kann nicht durch Filtern des Gasstroms eliminiert werden, da die Reaktionen eine wichtige
Teilreaktion im Reaktionsmechanismus darstellen. Im Falle einer polarisierbaren Schicht
5 kann sie jedoch vermindert werden, indem man die Oberflächenladung σ und/oder die
Schichtdicke d im typischen Arbeitsbereich derart anpasst, dass Gl. [3] gilt. In diesem
Fall heben sich die beiden Feuchteeinflüsse gegenseitig zumindest teilweise auf.
[0042] Werden polarisierbare Schichten verwendet, die neben einer spezifischen Zielgas-Sensitivität
ebenfalls aufgrund von Gl. [1] eine Feuchte-Querempfindlichkeit zeigen, so kann durch
den Vergleich zweier Schichten aus demselben Material, aber unterschiedlicher Dicke
d und/oder unterschiedlicher Oberflächenladung σ die Feuchte-Querempfindlichkeit vermindert
werden. Die Sensorsignale S1 und S2 der zwei unterschiedlich dicken bzw. mit einer
unterschiedlichen Ladung σ versehenen Schichten berechnen sich dann nach Gl. [4],
woraus sich ein zusammengesetztes Signal SZ bzw. SF gemäß Gl. [5] bzw. Gl. [6] ergibt.
Es lassen sich also dadurch unabhängige Sensorsignale ohne Querempfindlichkeit konstruieren.
[0043] Analog zum Aufbau mit verminderter Feuchte-Querempfindlichkeit kann der gleiche Mechanismus
auch unter Verwendung von zwei getrennten Gassensoren und einer geeigneten Verschaltung
stattfinden. Dies ist beispielsweise sinnvoll, wenn eine der verwendeten Sensoren
eine gassensitive Schicht aufweist, die entweder nicht polarisierbar ist, oder zwar
variabel polarisierbar ist, aber nicht mit einer bestimmten sinnvollen Vorspannung
betrieben werden soll, oder bei der ein Elektret verwendet wird, wobei es aber keinen
Spielraum in der Schichtdicke d gibt.
[0044] Zeigt dieser Gassensor weiterhin eine unerwünschte Feuchte-Querempfindlichkeit der
Form f(C0,C1), so kann mittels eines oben beschriebenen Feuchtesensors ein Aufbau
hergestellt werden, für dessen Feuchte-Empfindlichkeit Gl. [8] gilt. Dadurch kann
die Feuchte-Querempfindlichkeit des weiteren Sensors durch den Feuchtesensor kompensiert
oder zumindest vermindert werden.
1. Potentialgesteuerter Gassensor (G) mit mindestens einem gassensitiven Bereich (5),
dadurch gekennzeichnet, dass
der mindestens eine gassensitive Bereich (5)
- unabhängig von einer Feuchte (C) polarisierbar ist,
- eine relative Dielektrizitätskonstante (εr) aufweist, die von der Feuchte (C) abhängig ist.
2. Gassensor (G) nach Anspruch 1, bei dem
der Polarisierungsgrad der gassensitiven Schicht (5) mittels eines Steuersignals,
insbesondere einer Spannung, veränderbar ist.
3. Gassensor (G) nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem der mindestens eine gassensitive
Bereich (5) ein Elektret, insbesondere BaCO3, enthält.
4. Gassensor (G) nach Anspruch 3, der
mehrere gassensitive Bereiche (5) mit einer jeweils unterschiedlicher Schichtdicke
(d,d1,d2) aufweist.
5. Gassensor (G) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, der als Kelvinsonde, insbesondere
als Mikro-Kelvinsonde, ausgeführt ist.
6. Gassensor (G) nach einem der Ansprüch1 1 bis 4, der als Feldeffekttransistor, insbesondere
als GasFET, SGFET oder CCFET, ausgeführt ist.
7. Verfahren zur Gasdetektion, bei dem
- aufgrund einer Änderung einer Feuchte (C) eine relative Dielektrizitätskonstante
(εr) mindestens eines polarisierbaren gassensitiven Bereichs (5) verändert wird;
- mittels der Änderung der relativen Dielektrizitätskonstante (εr) eine Potentialänderung (△Φ) gemessen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, bei dem
eine Feuchte-Empfindlichkeit durch Anlegen eines Steuersignals, insbesondere einer
Spannung, eingestellt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 8, bei dem
eine Feuchte-Empfindlichkeit mittels einer Schichtdicke (d d1, d2) mindestens eines
ein Elektret enthaltendes gassensitiven Bereichs (5) bestimmt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem
zur Reduzierung einer Feuchte-Querempfindlichkeit eine Dicke (d,d1,d2) und/oder eine
Oberflächenladung (σ) des gassensitiven Bereichs (5) so eingestellt wird, dass zumindest
annähernd die Gleichung

gilt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, bei dem
ein weiterer Sensor verwendet wird, dessen Feuchte-Querempfindlichkeit mittels der
Gleichung

kompensiert wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem bei einer Verwendung zweier gassensitiver,
Elektret enthaltender Schichten (5), die jeweils eine unterschiedliche Schichtdicke
(d1,d2) aufweisen, ein Sensorsignal (SZ) eines zu detektierenden Zielgases und/oder
ein Sensorsignal (SF) der Feuchte (C) unter Verwendung der Gleichungen

bzw.

mit S1 dem Sensorsignal einer der zwei gassensitiven Bereiche und S2 dem Sensorsignal
der anderen der beiden gassensitiven Schichten, berechnet wird.