[0001] Bei Vorrichtungen zum Verbinden von Blechen durch Stanznieten oder Durchsetzfügen
besteht das Problem, daß jeweils sehr hohe Kräfte aufgebracht werden müssen. Dadurch
kommt es häufig, insbesondere bei der Verarbeitung von Aluminiumblechen, zu Anlegierungen
an die Stanznietmatrizen und die Matrizen und Stempel, die beim Durchsetzfügen (Clinchen)
verwendet werden.
[0002] Ausgehend von dieser Problematik ist es die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die
entsprechenden Stanznietmatrizen bzw. Matrizen und Stempel für das Durchsetzfügen
dergestalt weiterzuentwickeln, daß deutlich niedrigere Kräfte bei der Verarbeitung
erforderlich sind, und das Problem des Entstehens von Anlegierungen an die Matrizen,
also einer Art Kaltschweißen oder "Fressen", verhindert werden. Erfindungsgemäß wird
diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Matrize zumindest teilweise mit einer Kohlenstoffschicht
beschichtet ist. Überraschenderweise führt eine solche Beschichtung dazu, daß um etwa
20 % geringere Kräfte für das Herstellen der gleichen Verbindung erforderlich sind.
Außerdem wird das Problem mit dem Anlegieren von Aluminiumblechen sicher behoben.
Zusätzlich wird der Verschleiß der Matrizen erheblich geringer, und selbst wenn Verschleiß
auftritt, führt dieser üblicherweise nur zur einer Abnutzung der Beschichtung, so
daß die Matrize nach einer geeigneten Nachbeschichtung weiter verwendet werden kann,
und nicht durch eine neue Matrize ersetzt werden muß.
[0003] Um Kosten bei der Beschichtung zu sparen, kann es bevorzugt sein, daß lediglich die
dem Fügepunkt zugewandten Bereiche der Matrize mit einer entsprechenden Kohlenstoffschicht
beschichtet sind.
[0004] Bei Vorrichtungen zum Durchsetzfügen, die ja zusätzlich zu der Matrize einen Stempel
aufweisen, ist es besonders bevorzugt, wenn auch der Stempel zumindest teilweise mit
einer entsprechenden Kohlenstoffschicht beschichtet ist.
[0005] Dabei weist die Matrize häufig einen Amboß mit auf diesem seitlich beweglichen Backen
auf, wobei es dann besonders bevorzugt ist, daß sowohl der Amboß als auch die Backen
zumindest teilweise mit einer Kohlenstoffschicht beschichtet sind.
[0006] Als besonders geeignete Beschichtung hat sich eine Kohlenstoffbeschichtung in Form
einer "Diamond like Carbon"-(DLC)-Beschichtung erwiesen.
[0007] Dabei ist es besonders bevorzugt, wenn die Kohlenstoffschicht durch Plasmabeschichten
oder Sputtern aufgebracht ist.
[0008] Die vorliegende Erfindung wird im Folgenden anhand der in den beigefügten Zeichnungen
dargestellten Ausführungsbeispiele näher beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Matrize für das Stanznieten;
Fig. 2 eine erfindungsgemäße Matrize für das Durchsetzfügen;
Fig. 3 den Amboß der Matrize gemäß Fig. 2;
Fig. 4 die Backen der Matrize gem. Fig. 2;
Fig. 5 den erfindungsgemäß beschichteten Stempel zu der Matrize gemäß Fig. 2.
[0009] Fig. 1 zeigt ein Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung in Form einer Matrize
für das Stanznieten. Die entsprechende Matrize 10 weist eine kreisringförmige, glatte
äußere Oberfläche 12 auf, die den durch ein Stanzniet zu verbindenden Blechteilen
zugewandt ist. In der Mitte dieser kreisringförmigen Fläche 12 ist ein Gesenk 14 ausgenommen,
in dem der Fügepunkt bei dem Stanznietvorgang gebildet wird.
[0010] Wie in Fig. 1 durch die strichpunktierten Linien angedeutet, sind die Oberfläche
12 und das Gesenk 14 erfindungsgemäß speziell mit Kohlenstoff beschichtet. Es handelt
sich dabei um eine sogenannte "Diamond like Carbon"-(DCL)-Beschichtung. Erfindungsgemäß
kann ebenfalls eine Plasmabeschichtung mit Kohlenstoff oder eine Beschichtung durch
Aufsputtern von Kohlenstoff verwendet werden. Alle diese Verfahren erzeugen eine extrem
dünne kristalline Kohlenstoffablagerung auf dem behandelten Gegenstand. Wie in Fig.
1 dargestellt, kann sich die entsprechende Beschichtung noch um die Ecke herum auf
eine Teilfläche der Mantelfläche der Matrize 10 erstrecken. Entscheidend ist jedoch,
daß diejenigen Flächen beschichtet sind, die mit dem zu verarbeitenden Blech in Berührung
kommen.
[0011] Fig. 2 zeigt eine Matrize 20 für das Durchsetzfügen. Diese besteht aus einem im wesentlichen
zylindrischen Amboß 22, der auch in Fig. 3 alleine dargestellt ist, mit abgerundeten
Vorderkanten. Um den Amboß sind vier Backen 21 angeordnet und am Amboß 22 dergestalt
gelagert, daß sie beim Erzeugen eines Fügepunkts mit den Verfahren des Durchsetzfügens
elastisch und federnd zur Seite ausweichen können.
[0012] Erfindungsgemäß wird die obere (vordere) Stirnfläche des Amboß 22 mit der oben beschriebenen
Kohlenstoffbeschichtung DLC beschichtet. Die Beschichtung kann sich dabei auch auf
einen Teil der Mantelfläche des Amboß 22 erstrecken.
[0013] Die beschichteten Bereiche sind in Fig. 3 mit einer strichpunktierten darüberlaufenden
Linie bezeichnet.
[0014] Fig. 4 zeigt die ebenfalls erfindungsgemäß beschichteten Backen 21 der Matrize 20.
Erfindungsgemäß muß zumindest die Ober- (Vorder-)seite der Backen 21 DLC-beschichtet
sein. Es empfiehlt sich aber, die Backen 21, die ja stets besonders hohen Belastungen
beim Durchsetzfügen ausgesetzt sind, vollständig in der oben beschriebenen Weise mit
Kohlenstoff zu beschichten, wie dies in Fig. 4 durch die strichpunktierte Linie angedeutet
ist.
[0015] Fig. 5 zeigt einen Stempel 30, der zur Erzeugung eines Fügepunkts mit der Matrize
20 zusammenwirken kann. Dieser umfaßt insbesondere einen zylindrischen Ansatz 32,
dessen Durchmesser etwas kleiner ist als der Durchmesser der Öffnung, die von den
Backen 21 gebildet wird. Erfindungsgemäß ist auch dieser zylindrische Teil 32 des
Stempels 30 in der oben beschriebenen Weise mit Kohlenstoff DLC-beschichtet. Die Beschichtung
sollte sich dabei mindestens auf die Stirnfläche des zylinderförmigen Teils 32 und
einen Teil der daran anschließenden Mantelfläche erstrecken.
[0016] Erfindungsgemäß kann diese Beschichtung auch nachträglich auf bereits existierende
Matrizen und Stempel aufgebracht werden. Außerdem kann die Beschichtung erfindungsgemäß
bei Abnutzung erneuert werden, so daß statt einem Ersatz der jeweiligen Werkzeuge
ein Neubeschichten genügt.
[0017] Durch die erfindungsgemäße Beschichtung können die erforderlichen Fügekräfte sowohl
beim Durchsetzfügen, als auch beim Stanznieten erheblich verringert werden. Gleichzeitig
erhöht die Standzeit der Werkzeuge wesentlich, es kommt kaum noch zu Fehlern und es
entstehen keine Anlegierungsprobleme bei der Verarbeitung aluminiumhaltiger Bleche.
Im folgenden sind entsprechende Versuchsergebnisse beispielhaft angegeben:
[0018] Das Problem "abstehende Niete" führte in der Vergangenheit zu einer kontinuierlichen
Erhöhung des Setzdruckes. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum es über die Zeit
zu diesem Umstand kam. Um ein zufriedenstellendes Ergebnis bei der Verarbeitung zu
erreichen, wurde der Setzdruck auf ca. 250 bar eingestellt, was ca. 49 kN entspricht.
Aus den gesammelten Erfahrungen hat sich gezeigt, daß dies die einzige Möglichkeit
ist, um eine zufriedenstellende Nietverbindung zu erzeugen. Der höhere Druck stellt
für alle Anlagenkomponenten eine höhere Belastung dar, was zu einem vorzeitigen Verschleiß
verschiedener Komponenten führen kann.
[0019] Um den Verarbeitungsdruck zu reduzieren, wurden in der Vergangenheit verschiedene
Versuche unternommen. So wurden Stanzniete gewachst bzw. verschiedene Lieferanten
für die Oberflächenbeschichtung getestet, um hier ein positives Ergebnis zu erzielen.
Leider brachten diese Maßnahmen keinen signifikaten Erfolg.
[0020] Werden Umformwerkzeuge aus Stahl, wie z.B. Stanznietmatrizen, zum Umformen von Aluminium
ohne Gleit- bzw. Schmiermittelzusatz d.h. zur Trockenumformung verwendet, so kommt
es mit der Zeit zu einer Anhaftung bzw. Kaltaufschweißung von Aluminiumpartikeln auf
der Stahloberfläche. Dies hat eine Erhöhung des Reibungskoeffizienten zur Folge und
reduziert somit das Fließverhalten des Materials in der Matrize. Um bei einer Matrize
mit einer rauheren Oberfläche im Vergleich zu einer Matrize mit einer glatten Oberfläche,
gleiche Ergebnisse im bezug auf das Fließen des Materials zu erzielen, muß die erforderliche
Kraft zur Überwindung des Reibungswiderstandes deutlich vergrößert werden.
[0021] Der in diesem Beispiel durchgeführte Versuch sollte den Einfluß einer sogenannten
DLC-Beschichtung auf der Matrizenoberfläche zeigen. DLC (Diamond like Carbon) hat
die Eigenschaft, eine Schicht zu erzeugen, die sehr hart ist und sehr gute Trenneigenschaften
besitzt. Ist die Schicht unbeschädigt, kommt es zu keiner Anlagerung von Aluminium
auf der Oberfläche.
[0022] Um im Versuch den Nachweis dieser Theorie zu führen, wurden Matrizen mit einer DLC-Beschichtung
eingesetzt. Der Setzdruck wurde auf ca. 210 bar, ca. 41 kN reduziert. Über drei Arbeitstage
(entspricht ca. 50.000 Nietungen pro Matrize) wurde der Einfluß unter produktionsnahen
Bedingungen überprüft. Alle in diesem Zeitraum durchgeführten Nietungen zeigten ein
i.O.-Verhalten, d.h. der Nietkopf lag auf der Bauteiloberfläche auf. Um zu Überprüfen,
ob dies ein rein zufälliges Ergebnis war, wurden zum Test gebrauchte unbeschichtete
Matrizen eingesetzt. Die erste Nietung mit diesen Matrizen zeigt einen abstehenden
Niet und ebenso bei zehn weiteren genieteten Trägern. Darauffolgende Nietungen mit
DLC-beschichteten Matrizen ergaben ein i.O.-Setzbild.
[0023] Der Nachteil der DLC-Beschichtung besteht darin, daß die Schicht mit der Zeit Verschleiß
aufweist und somit die Anhaftung von Aluminium wieder entsteht. Abhilfe kann hier
ein zyklischer Wechsel der Matrizen z.B. wie im Versuch ermittelt, alle drei Tage
schaffen. Es besteht die Möglichkeit, diese Matrizen dann zu entschichten und neu
zu beschichten. Hier muß ein logistischer Ablauf geschaffen werden, der die Anzahl
der in Umlauf befindlichen Matrizen kostengünstig realisiert. Geschätzt wird, daß
die Lebensdauer einer wiederbeschichteten Matrize ca. 60 % der einer neuen beschichteten
Matrize entspricht. Dies gilt es jedoch in der Praxis nachzuweisen.
[0024] Kostenmäßig ist mit einem höheren Preis pro Matrize, aufgrund der relativ hohen Kosten
für die Beschichtung, zu rechnen. Wird dies jedoch im Vergleich zu der höheren Lebensdauer
der Matrize gesehen, reduzieren sich die Kosten, die bei Matrizenbruch auftreten.
Des weiteren hat eine Reduzierung des erforderlichen Drucks positive Auswirkung auf
die Lebensdauer des Gesamtsystems, welches Hydraulikkomponenten und andere mechanische
Komponenten umfaßt.

[0025] Die Versuche wurden mit Original Matrizen, Art.-Nr. A000T-47195, mit einer DLC Beschichtung
durchgeführt. Bei 50.000 Nietungen wurden die Matrizen ausgebaut und nachpoliert,
da sich an den Stellen, an denen die Beschichtung abgeplatzt war, Aluminium angesammelt
hat. Nach dem Polieren war die Matrize an diesen Stellen wieder metallisch blank.
Die Trägerstückzahlen wurden am Gesamtzähler abgenommen. Unbeschichtete Matrizen erfordern
einen Setzdruck von ca. 250 bar, um ein zufriedenstellendes Setzbild des Stanznietes
zu erreichen.
1. Vorrichtung zum Verbinden von Blechen durch Stanznieten oder Durchsetzfügen mit einer
Matrize (10; 20), dadurch gekennzeichnet, daß die Matrize (10; 20) zumindest teilweise mit einer Kohlenstoffschicht beschichtet
ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrize (10; 20) in dem dem Fügepunkt zugewandten Bereich mit einer Kohlenstoffschicht
beschichtet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, zum Durchsetzfügen mit einem zusätzlichen Stempel
(30), dadurch gekennzeichnet, daß auch der Stempel (30) zumindest teilweise mit einer Kohlenstoffschicht beschichtet
ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, bei der die Matrize (20) einen Amboß (22) mit auf diesem
seitlich beweglichen Backen (21) umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl der Amboß (22) als auch die Backen (21) zumindest teilweise mit einer Kohlenstoffschicht
beschichtet sind.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß es sich bei der Kohlenstoffbeschichtung um eine "diamond-like Carbon"-(DLC)-Beschichtung
handelt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kohlenstoffschicht durch Plasmabeschichtung oder Sputtern aufgebracht ist.