[0001] Die Erfindung betrifft einen Press- oder Stanzautomat mit einem Gestell, das einen
Pressentisch umfaßt und eine von Säulen getragene Antriebseinheit, sowie mit einem
von der Antriebseinheit zu einer Hin- und Herbewegung antreibbaren Stößel, und mit
einer Verstelleinrichtung zur Verstellung der Stößelumkehrposition während des Betriebes
des Press- oder Stanzautomaten, wobei der Verstelleinrichtung ein Meßaufnehmer zugeordnet
ist zur Aufnahme einer der Stößellage entsprechenden Meßgröße zur Verstellung der
Stößelumkehrposition in Abhängigkeit von der Meßgröße.
[0002] Um bei Stanz- und Pressautomaten den Werkzeugverschleiß zu reduzieren und damit die
Werkzeug-Standzeiten zu verlängern, ist es günstig, wenn die Umkehrposition des Stößels,
d.h. dessen unterer Totpunkt, unabhängig von der Temperatur des Press- oder Stanzautomaten
und unabhängig von den insbesondere in der Beschleunigungsphase auftretenden Massenkräften
möglichst konstant gehalten werden kann. Hierzu wird in der DE-OS 27 31 074 ein Stellantrieb
für eine Stößellageverstellung vorgeschlagen, so daß im laufenden Betrieb des Press-
oder Stanzautomaten die Stößelumkehrposition verstellt werden kann. Dies gibt die
Möglichkeit, die Eintauchtiefe eines am Stößel gehaltenen Oberwerkzeugs in ein auf
dem Pressentisch festgelegtes Unterwerkzeug auch bei zunehmender Hubzahl konstant
zu halten. Hierzu wird in der DE-OS 27 31 084 vorgeschlagen, die Werkzeuge mit einer
induktiven Eintauchtiefen-Meßeinrichtung zu versehen, so daß die Eintauchtiefe direkt
erfaßt und an eine Regeleinrichtung weitergegeben werden kann. Durch einen Vergleich
zwischen Sollwert und Istwert der Eintauchtiefe kann die Stößelumkehrposition entsprechend
nachreguliert werden.
[0003] In der EP 0 367 035 B1 wird vorgeschlagen, die Eintauchtiefe des Stößels nicht mehr
direkt zu regeln, sondern indirekt über den im Werkzeug auftretenden Druck. Hierzu
wird vorgeschlagen, den Meßaufnehmer als Druckaufnehmer auszubilden, der entweder
am Oberwerkzeug oder am Unterwerkzeug angeordnet ist. Der beim Zusammenfahren von
Oberwerkzeug und Unterwerkzeug auf den Druckaufnehmer wirkende Druck stellt hierbei
ein Maß für die Eintauchtiefe dar.
[0004] Nachteilig an den voranstehend beschriebenen Ausgestaltungen ist, daß jedes Werkzeug
des Press- oder Stanzautomaten mit einem gesonderten Druckaufnehmer ausgestaltet werden
muß. Hierbei ist es in vielen Fällen erforderlich, mehrere Druckaufnehmer im Werkzeug
vorzusehen, um auf diese Weise auch bei unsymmetrisch einwirkenden Druckkräften eine
zuverlässige Meßgröße zur Regelung der Stößelumkehrposition bereitzustellen.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Press- oder Stanzautomat der gattungsgemäßen
Art derart weiterzubilden, daß auf konstruktiv einfache Weise eine zuverlässige Meßgröße
zur Verstellung der Stößelumkehrposition bereitgestellt werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Press- oder Stanzautomat der eingangs genannten Art
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Press- oder Stanzautomat mindestens zwei Meßaufnehmer
aufweist, die jeweils an einer Säule des Gestells angeordnet sind.
[0007] Die erfindungsgemäße Lösung zeichnet sich insbesondere durch ihre konstruktive Einfachheit
aus. Es hat sich nämlich gezeigt, daß eine zuverlässige Meßgröße zur Verstellung der
Stößelumkehrposition durch den Einsatz von mindestens zwei Meßaufnehmer sichergestellt
werden kann, die jeweils an einer Säule des Gestells angeordnet sind. Gesonderte Meßaufnehmer
für jedes zum Einsatz kommende Werkzeug können damit entfallen. Außerdem können durch
die an den Säulen angeordneten Meßaufnehmer Unsymmetrien beim Erfassen der Meßgrößen
zuverlässig verhindert werden, insbesondere auch in Fällen, bei denen die Werkzeuge
unsymmetrisch mit einer Druckkraft beaufschlagt werden. Dies ist beispielsweise dann
der Fall, wenn modular aufgebaute Verbundwerkzeuge zum Einsatz kommen, in die mehrere
Stationen integriert sind, in denen das Werkstück nacheinander bearbeitet wird, beispielsweise
geschnitten, gebogen, gezogen und geprägt wird. Hierbei treten außermittig angreifende
Umformkräfte auf, so daß die im Werkzeug herrschenden Kräfte positionsabhängig und
damit zur Regelung der Stößelumkehrposition nur eingeschränkt einsetzbar sind.
[0008] Günstig ist es, wenn die Meßaufnehmer ein Steuersignal bereitstellen, das der in
der jeweiligen Säule wirkenden Preßkraft entspricht. Die in der jeweiligen Säule wirkende
Preßkraft stellt somit ein Maß zur Regelung der Stößelumkehrposition dar. Die Preßkraft
kann hierbei in üblicher Weise mittels Piezosensoren, Dehnungsmeßstreifen oder sonstiger
Kraftaufnehmer ermittelt werden. Die in den einzelnen Säulen auftretenden Preßkräfte
können in einer elektronischen Signalverarbeitungseinheit zu einer Gesamtpreßkraft
zusammengefaßt werden, die wiederum ein Maß für die Regelung der Stößelumkehrposition
darstellt.
[0009] Von Vorteil ist es, wenn der Press- oder Stanzautomat eine elektronische Vergleichseinheit
umfaßt, mit deren Hilfe die von den Meßaufnehmern bereitgestellte Meßgröße mit einem
Sollwert verglichen werden kann, der vorzugsweise über einen Programmiereingang der
Vergleichseinheit vorgebbar ist. Weicht der mittels der Meßaufnehmer ermittelte Istwert
vom vorgebbaren Sollwert über ein vorbestimmtes Toleranzmaß hinaus ab, so wird die
Stößelumkehrposition dementsprechend korrigiert. Hierzu kommt eine an sich bekannte
Verstelleinrichtung zum Einsatz, mit deren Hilfe die Stößellage, insbesondere die
untere Totpunktlage des Stößels, während des laufenden Betriebes des Press- oder Stanzautomates
nachjustiert werden kann.
[0010] Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Meßaufnehmer an mindestens zwei einander
diagonal gegenüberliegenden Säulen des Gestells angeordnet sind. Die diagonale Anordnung
der Meßaufnehmer am Gestell des Press- oder Stanzautomaten gleicht möglicherweise
am Gestell auftretende Unsymmetrien der Preßkraft aus, so daß die elektronische Signalverarbeitung
der von den Meßaufnehmern bereitgestellten elektrischen Signale vereinfacht wird.
[0011] Eine besonders zuverlässige Meßgröße zur Verstellung der Stößelumkehrposition kann
dadurch erhalten werden, daß das Gestell des Press- oder Stanzautomaten vier Säulen
umfaßt, an denen jeweils zumindest ein Meßaufnehmer angeordnet ist. Sämtliche Säulen
des Gestells werden somit im Hinblick auf die auftretende Preßkraft überwacht, wobei
die auftretenden Meßsignale in der Signalverarbeitungseinheit zu einer Stellgröße
für die Verstellung der Stößelumkehrposition verarbeitet werden.
[0012] Die Steuerung der Stößelumkehrposition kann hierbei in Form einer speicherprogrammierbaren
Steuerung (SPS) erfolgen, oder auch mittels eines Personalcomputers oder durch eine
Kombination dieser beiden Steuerungen. Die Bedienung des Preß- oder Stanzautomaten
erfolgt hierbei vorzugsweise über ein Bedienfeld mit einer Anzeigevorrichtung und
Eingabetasten. Ergänzend kann die Ein- und Ausgabe von Daten über einen Personalcomputer
erfolgen.
[0013] Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Meßaufnehmer jeweils auf einer dem Werkzeugeinbauraum
des Press- oder Stanzautomaten zugewandten Seite der Säulen angeordnet sind. Es hat
sich gezeigt, daß eine derartige innenseitige Anordnung der Meßaufnehmer einen mechanischen
Schutz der Meßaufnehmer gewährleistet, so daß zusätzliche Gehäuse für die Meßaufnehmer
entfallen können.
[0014] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß
die Meßaufnehmer nicht nur mit der Verstelleinrichtung gekoppelt sind, sondern zusätzlich
mit einer Überlastsicherung des Press- oder Stanzautomaten, mit deren Hilfe der Press-
oder Stanzautomat im Falle einer Störung bei auftretender Überlast ausgeschaltet werden
kann. Eine derartige Ausführungsform zeichnet sich durch eine konstruktiv besonders
einfache Ausgestaltung auf, indem die Meßaufnehmer sowohl ein Signal zum Nothalt des
Press- oder Stanzautomaten bei Auftreten einer Störung bereitstellen, als auch eine
Meßgröße zur Verstellung der Stößelumkehrposition im laufenden Betrieb des Press-
oder Stanzautomaten.
[0015] Die nachfolgende Beschreibung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung dient
im Zusammenhang mit der Zeichnung der näheren Erläuterung.
[0016] In der Zeichnung ist in schematischer Weise ein Schnellstanzautomat dargestellt,
der insgesamt mit dem Bezugszeichen 10 belegt ist. Er umfaßt ein rahmenartiges Gestell
12 mit einem Pressentisch 14 und insgesamt vier im wesentlichen in den Eckpunkten
eines Rechtecks angeordneten Säulen 16, die eine Antriebseinheit 18 tragen zum Antrieb
eines in vertikaler Richtung hin- und her bewegbaren Stößels 20.
[0017] Zum Antrieb des Stößels 20 umfaßt die Antriebseinheit 18 eine Exzenterwelle 22, die
mittels Rollenlager 24 drehbar am Gestell 12 gehalten ist und mittels eines in der
Zeichnung nicht dargestellten, an sich bekannten Antriebsmotors zu einer Drehbewegung
antreibbar ist. An der Exzenterwelle 22 sind zwei Pleuel 26, 27 drehbar gehalten.
Mit ihrem freien Ende sind die Pleuel 26, 27 über eine zur Verstellung der Umkehrposition
des Stößels vorgesehenen Verstelleinrichtung 29 am Stößel 20 gehalten, an dem im Bereich
der Säulen 16 jeweils eine Führungssäule 31 festgelegt ist. Jeder Führungssäule ist
endseitig oberhalb und unterhalb eines durch die Säulen 16 sowie den Stößel 20 und
den Pressentisch 14 begrenzten Werkzeugeinbauraumes 33 ein spielfrei vorgespanntes
Wälzlager 35 zugeordnet mit einer Führungsbuchse, so daß der Stößel 20 mittels der
Führungssäulen 31 und der Wälzlager 35 in vertikaler Richtung exakt geführt ist.
[0018] Um im Dauerbetrieb des Schnellstanzautomaten auftretende Temperatureinflüsse möglichst
gering zu halten, ist ein Öl-Kühlkreislauf 37 vorgesehen mit einem in der Zeichnung
nicht dargestellten Ölbehälter, der in den Pressentisch 14 integriert ist.
[0019] Der Stößel 20 ist über die Pleuel 26 und 27 mittels der Exzenterwelle 22 zu einer
Hin- und Herbewegung antreibbar. Zum Ausgleich der hierbei auftretenden Massenkräfte
umfaßt die Antriebseinheit 18 eine oberhalb der Exzenterwelle 22 angeordnete und mit
dieser über einen Pleuel 39 gekoppelte Ausgleichsmasse 41, die an vertikal ausgerichteten
Führungsstangen 43 geführt ist.
[0020] Die Aufstellung des Schnellstanzautomaten 10 auf einer Bodenfläche 45 erfolgt über
Schwingungsdämpfer 47, die eine möglichst umweltfreundliche Aufstellung des Schnellstanzautomaten
10 ermöglichen, indem auftretende Schwingungen sehr stark gedämpft werden.
[0021] Während der Anlaufphase des Schnellstanzautomaten 10 kann trotz des Einsatzes des
Kühlkreislaufes 47 eine geringfügige Temperaturerhöhung von weniger als 5° C nicht
vermieden werden. Diese Temperaturerhöhung führt ebenso wie auftretende Massenkräfte
dazu, daß sich der untere Umkehrpunkt des Stößels 20 geringfügig verändert. Um dieser
Veränderung entgegenzuwirken, sind an den Säulen 16 des Gestells 12 jeweils ein Meßaufnehmer
49 gehalten in Form von Piezosensoren, mit deren Hilfe die in der jeweiligen Säule
16 auftretende Preßkraft ermittelt werden kann. Über in der Zeichnung nicht dargestellte
elektrische Leitungen stehen die Meßaufnehmer 49 mit einer Signalverarbeitungseinheit
51 in elektrischer Verbindung, die ihrerseits mit der Verstelleinrichtung 29 gekoppelt
ist. Die Signalverarbeitungseinheit 51 umfaßt eine elektronische Anzeigevorrichtung
53 sowie ein Tastenfeld 54 zur Eingabe von Steuerungsdaten und dient der Steuerung
des Schnellstanzautomaten 10 einschließlich der Verstelleinrichtung 29, und ergänzend
auch zur Steuerung eines an sich bekannten, in der Zeichnung nicht dargestellten Vorschubapparates,
mit dem dem Werkzeugeinbauraum 23 zu bearbeitende Werkstükke zugeführt werden können.
[0022] Die Meßaufnehmer 49 registrieren die in der jeweiligen Säule 16 auftretende Preßkaft
und stehen über die Signalverarbeitungseinheit 51 nicht nur mit der Verstelleinrichtung
29 in elektrischer Verbindung, sondern zusätzlich auch mit einer an sich bekannten
und deshalb in der Zeichnung nicht dargestellten Überlastsicherung, die bei Auftreten
einer Überlast in mindestens einer der Säulen 16 den Schnellstanzautomaten 10 ausschaltet.
[0023] Kommt es während des Betriebes des Schnellstanzautomaten 10 zu einer Veränderung
des unteren Totpunktes des Stößels 20, so hat dies eine Änderung der in den Säulen
16 wirkenden Preßkraft zur Folge. Diese Preßkraftänderung wird von den Meßaufnehmern
49 detektiert, die ein Istsignal bereitstellen, das mit einem der Signalverarbeitungseinheit
41 vorgegebenen Sollsignal verglichen werden kann. Überschreitet die hierbei ermittelte
Abweichung einen ebenfalls der Signalverarbeitungseinheit 41 vorgebbaren Toleranzbereich,
so wird die Verstelleinrichtung 49 zu einer Korrektur der Stößelumkehrposition angesteuert,
indem die effektive Länge der Pleuel 26, 27 nachjustiert wird.
[0024] Kommt es während des Betriebes des Schnellstanzautomaten 10 bei einer Störung zu
einer Überlast, wird dies ebenfalls von den Meßaufnehmern 49 registriert, die daraufhin
ein Signal zu einem Nothalt des Schnellstanzautomaten bereitstellen.
1. Press- oder Stanzautomat mit einem Gestell (12), das einen Pressentisch (14) umfaßt
und eine von Säulen (16) getragene Antriebseinheit (18), sowie mit einem von der Antriebseinheit
(18) zu einer Hin- und Herbewegung antreibbaren Stößel (20), und mit einer Verstelleinrichtung
(29) zur Verstellung der Stößelumkehrposition während des Betriebes des Press- oder
Stanzautomaten (10), wobei der Verstelleinrichtung (29) ein Meßaufnehmer (49) zugeordnet
ist zur Aufnahme einer der Stößellage entsprechenden Meßgröße zur Verstellung der
Stößelumkehrposition in Abhängigkeit von der Meßgröße, dadurch gekennzeichnet, daß der Press- oder Stanzautomat (10) mindestens zwei Meßaufnehmer (49) aufweist, die
jeweils an einer Säule (16) des Gestells (12) angeordnet sind.
2. Press- oder Stanzautomat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßaufnehmer (49) ein Steuersignal bereitstellen, das der in der jeweiligen Säule
(16) wirkenden Preßkraft entspricht.
3. Press- oder Stanzautomat nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß an mindestens zwei einander diagonal gegenüberliegenden Säulen (16) des Gestells
(12) Meßaufnehmer (49) angeordnet sind.
4. Press- oder Stanzautomat nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Gestell (12) vier Säulen (16) umfaßt, an denen jeweils zumindest ein Meßaufnehmer
(49) angeordnet ist.
5. Press- oder Stanzautomat nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßaufnehmer (49) auf einer einem Werkzeugeinbauraum (33) des Press- oder Stanzautomaten
(10) zugewandten Seite der jeweiligen Säule (16) angeordnet sind.
6. Press- oder Stanzautomat nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Meßaufnehmer (49) mit einer Überlastsicherung des Press- oder Stanzautomaten
(10) gekoppelt sind.